Überraschende Aufzeichnungen gefunden

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Copyright: Christina Hacker

In den letzten Tagen kramte ich viel in alten Sachen, zum einen weil ich etwas suchte, aber auch um mal auszumisten. Dabei stieß ich auf Dinge, die sich meiner Erinnerung längst entzogen hatten. So fand ich in einem zerfledderten Notizbuch einen Text, den ich Anfang der Neunziger mit Bleistift hineingekritzelt hatte. Wie sich herausstellte, gehören die Einträge zu meinem allerersten Roman, den ich geschrieben habe.

Das ist jetzt mehr als fünfundzwanzig Jahre her. Normalerweise beginnt man als Anfänger mit Kurzgeschichten und arbeitet sich dann voran. Ich stieg gleich mit einem Roman ein, was dann auch einige Zeit in Anspruch nahm. Bei den ersten Worten war ich 17 Jahre alt und als ich die Geschichte endlich zu Ende erzählt hatte bereits 20. Veröffentlicht wurde er aber erst 1996 als Star Trek Forum Produktion über einen Fanclub.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass es eine klassische Mary Sue-Story ist, wie sie viele Teenager schreiben. Aber davon abgesehen bin ich noch heute stolz darauf, dass ich so viel Durchhaltevermögen hatte, um das Projekt damals tatsächlich zu Ende zu bringen. Warum ich das geschafft habe, ist mir erst vorgestern aufgegangen. Und hier kommen wir wieder auf das Notizbuch zurück. Ich war ziemlich überrascht, als ich darin so eine Art Exposé zu dem Roman fand. Die Struktur und die Kapitel waren ausgearbeitet und der Inhalt jeder Szene mit einem oder zwei Sätzen beschrieben. Da war ich platt. Ich hatte tatsächlich ein Exposé geschrieben. Hätte man mich damals gefragt, was das ist, hätte ich die Frage nicht mal beantworten können, aber ich hatte instinktiv das Richtige getan.

Viel Feedback bekommt man als Hobbyautor in der Regel nicht, aber ich bin dennoch stolz darauf, dass es im Netz immer noch eine Rezension gibt. Diese Ehre wurde damals nicht vielen Hobbyautoren zu Teil. Vor allem weil die Kritik sowohl positives als auch negatives herausstellt. So findet der Rezensent, dass ich die die Action-Elemente ruhig noch etwas hätte ausbauen können und dass einige Reaktionen meiner Protagonistin überzogen wirken. Das stimmt natürlich und ich würde es heute nicht anders kritisieren. Dennoch erfreuen mich seine Worte noch heute: »Dieser Roman war das Erstlingswerk der Autorin. Respekt, Respekt ! Das Buch macht Appetit auf weitere Romane oder Stories von ihr. Christina Hacker kann mit Worten umgehen. Der Stil ist flüssig und die Figuren wirken lebendig. Auch die Story ist gut ausgedacht und hat einige überraschende Wendungen. Die Spannung entsteht mehr aus inneren Konflikten der Hauptpersonen als aus Phaserfeuer und Raumschlachten.«

Genauso war die Geschichte auch gedacht. Schön zu lesen, dass sie auch so beim Leser angekommen ist.

Inzwischen habe ich bereits vier Fortsetzungen zu der Geschichte geschrieben. Es ist also schon fast so etwas wie ein Epos entstanden. Alle Geschichten findet man als E-Books auf meiner E-Book-Seite.

Langwierige Anfahrt

Besonders viel Geduld brauchte ich vorletzte Woche bei der Fahrt zur Arbeit. Da hatte am Dienstag mal wieder Murphys Gesetz zugeschlagen: Was schief gehen kann, geht schief.

Los ging es, als der Zugführer am Bahnhof durchsagte, dass er eine schriftliche Mitteilung bekommen hätte, dass im Streckenabschnitt vor uns ein Bahnübergang nicht funktioniert und sich die Weiterfahrt um fünf Minuten verzögern würde.

Bei den Worten schriftliche Mitteilung, dachte ich sofort daran, dass ihm wahrscheinlich ein Bahnmitarbeiter einen Zettel ins Führerhaus gereicht hatte. Denn der Mobilfunkempfang auf der Strecke zwischen München und Salzburg ist so gut wie nicht vorhanden. Kaum ist man aus München oder Salzburg raus schon erlöschen die Empfangsbalken im Handydisplay.

Aus den fünf Minuten wurden schließlich fünfzehn, weil wir nicht der einzige Zug auf der Strecke waren und sich schon ein kleiner Stau gebildet hatte. Ich kam also eine Viertelstunde später als sonst in München an, erwischte gerade noch die nächste S-Bahn in Richtung Innenstadt. Als ich aber am Marienplatz ausstieg, herrschte in der U-Bahn das absolute Chaos. Eingleisiger Betrieb am Marienplatz wegen eines Brandes und das mitten im Berufsverkehr. An der Anzeige stand, dass eine U-Bahn in vier Minuten in meine Richtung fahren würde und ich wartete brav. Nach fünf Minuten schaltete die Anzeige um und zeigte plötzlich eine U-Bahn in die Gegenrichtung an. Aus den Lautsprechern war zu vernehmen, dass es nur einen Schienenersatzverkehr in Richtung Sendlinger Tor gebe. Das war mir zu dumm. Zum Glück habe ich die Fahrpläne inklusiver aller Alternativen im Kopf. Ich ging also wieder hoch zur S-Bahn und wartete auf die S6, um direkt bis nach Planegg rauszufahren und von dort die zehn Minuten mit dem Bus auf Arbeit. Man macht zwar eine Rundreise durch München, aber in dem Fall war es ohnehin schon egal.

Selbstverständlich (wie sollte es auch anders sein) hatte auch die S-Bahn sieben Minuten Verspätung, was dazu führte, dass, als ich in Planegg ausstieg, der Bus gerade abgefahren war und ich zehn Minuten auf den Nächsten warten musste. Der quälte sich dann durch die engen Straßen und kam wiederum fünf Minuten später als geplant an meiner Endhaltestelle an.

An diesem Morgen war ich sage und schreibe drei Stunden unterwegs, um auf Arbeit zu kommen. Nachmittags lief zum Glück alles glatt, aber dennoch brauche ich zweieinhalb Stunden bis nach Hause. Ich habe das früher schon mal schneller geschafft, aber nachdem der MVV die Buslinie verlegt hat, fahre ich zwanzig Minuten länger. Ich bin ja gern unterwegs, aber so langsam geht selbst mir das tierisch auf den Keks. Vor allem im Winter macht das frühe Aufstehen kurz nach fünf Uhr keinen so richtigen Spaß.

Ich muss wir wohl doch über kurz oder lang einen neuen Job suchen.

Und bevor jemand etwas einwendet ich könnte ja mit dem Auto fahren: mit dem PKW wäre ich auf der A8 zu dieser Zeit genauso lange unterwegs.

Junge Rebellen der DDR

Eine Dokumentation der besonderen Art lief Mittwochabend im NDR. Ich bekam es nur durch Zufall mit. Der Titel der Reportage lautete: »Meine rebellische Jugend« und es ging um Subkulturen in der DDR. Fünf Menschen berichten von ihrer Rebellion gegen das Regime des »real existierenden Sozialismus«. Fünf Menschen die sich nicht anpassen oder einfach nur ihrem Drang nach Kreativität und Freiheit nachgehen wollten. Ob es nun der Punkrocker war, der sein eigenes Platten-(Kassetten)-Label gründete, die junge Frau die ausgefallene Mode schneiderte, der Kunststudent der vom Reisen träumte oder der Motorradfan, der sich eine Chopper baute – ihnen gemeinsam ist, dass alle aus Rostock und Umgebung stammen.

Fasziniert war ich von den Einfällen und dem Aufwand, den die Jugendlichen Anfang der achtziger Jahre betrieben, um ihre Visionen zu verwirklichen. Das ein Staat so viel Angst vor der kreativen Energie seiner Jugend hatte, ist schon bezeichnend. Stasiakten offenbaren die Hilflosigkeit der Behörden, die sich schwer taten in der Vielfalt der Jugendkulturen durchzublicken. In den Sechzigern oder Siebzigern wäre man sicher schärfer gegen die aufmüpfigen Jugendlichen vorgegangen. In den Achtzigern war mehr möglich, ein Eindruck den ich bestätigen kann, auch wenn ich jünger und eher zu den Angepassten gehörte. Die Gruftis aus meiner Klassen hatten zwar hin und wieder Ärger, aber man ließ sie so herumlaufen, wie sie wollten. Es verbot uns auch keiner, amerikanischen Fernsehserien wie »Hart aber Herzlich« oder »Ein Colt für alle Fälle« im Westfernsehen zu gucken.

Ich habe heute das Gefühl, dass sich die Obrigkeit Ende der Achtziger nicht mehr traute, zu sehr ins Leben der Bevölkerung einzumischen. Vieles wurde lockerer gesehen; Genehmigung für Westreisen wurden zum Beispiel häufiger erteilt und das einige meiner Freunde die »Bravo« oder andere Zeitschriften (die eigentlich verboten waren) mit in die Schule brachten, hat die Lehrer auch nur bedingt gestört.

Die in der Dokumentation vorgestellten Menschen gingen oftmals einen Schritt weiter, manche machten deshalb unangenehme Begegnung mit der Stasi, kamen aber zumeist mit einem blauen Auge davon.

Ich kann die Dokumentation nur jedem empfehlen, der sich für das Thema interessiert und wissen will, welche Kreativität Mangelwirtschaft freisetzen kann. Improvisation ist alles.

Die Dokumentation ist noch einige Zeit in der Mediathek des NDR zu sehen.

Weihnachtlicher Eiszauber

Ich bin völlig von den Socken. Ich war nämlich heute Nachmittag auf dem Weihnachtsmarkt in meiner Heimatstadt.

Bisher waren die Weihnachtsmärkte eher zum vergessen. Ein paar Glühwein- und Bratwurstbuden, eine Hütte in der »Promis« aus der Region für einen guten Zweck Plätzchen gebacken haben und eine klapprigen Kindereisenbahn, die um den Weihnachtsbaum tuckerte. Auch im der Rest der Stadt hatte man nie den Eindruck, dass es Advent wäre.

Doch in diesem Jahr präsentiert sich das Städtchen in üppigem Lichterglanz. Das bemerkte ich schon, als mich mein Vater gestern Abend vom Bahnhof abholte und wir in die Stadt hoch gefahren sind. An den historischen Stadttoren hängen riesige Lichterteppiche, die Bäume in der Fußgängerzone sind mit Lichterketten umwickelt und überall leuchten Sterne an den Fassaden und Lichtmasten. Aber das absolute Highlight steht auf dem Marktplatz. Oberhalb der Buden ist eine Eisbahn aufgebaut, auf der man für drei Euro zwei Stunden lang Schlittschuh fahren kann. Genial. Der Traum meiner Kindheit, leider dreißig Jahre zu spät. Ich weiß nicht, ob ich es wage meine Schlittschuhe hervorzukramen und mich nochmal aufs Eis traue. Warten wir es ab, die Eisbahn steht bis zum neunten Januar und vielleicht habe ich mich bis zu Weihnachten durchgerungen es doch noch einmal zu versuchen.

Neue Herausforderung

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Quelle: www.prfz.de

Ich bin schon seit Tagen ziemlich hippelig. Warte ich doch sehnsüchtig auf das Erscheinen der SOL, dem Magazin der PRFZ. Heute war es dann soweit, die SOL 84 lag in meinem Briefkasten und in dem aller anderen Mitglieder hoffentlich auch. Und nun darf ich es endlich herausposaunen. Ab der nächsten Ausgabe übernehme ich die Chefredaktion. Mein Vorgänger hat im Oktober aus privaten Gründen seinen Rücktritt angekündigt.

Ich habe mir anschließend ein paar Tage Zeit genommen, um darüber nachzudenken und natürlich auch, um das mit meinem Mann zu besprechen. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich eine Redaktion übernehme. Von 2004 bis 2012 war ich für den DfwG-Report verantwortlich (die Mitgliederzeitschrift der Deutschen farbwissenschaftlichen Gesellschaft e.V., der ich nach wie vor angehöre). Diese Verantwortung habe ich schweren Herzens aus gesundheitlichen Gründen Ende 2012 abgeben müssen. Mit der Übernahme des Newsletters 2014 ist bei mir das Feuer wieder entfacht worden. Ich habe viel Spaß an der Arbeit und nach zwei Jahren in der PRFZ und im PR-Fandom, fühlte ich mich auch bereit für größere Aufgaben.

Eigentlich werkele ich ja bereits seit Mitte Oktober im Hintergrund, denn so eine Übernahme will vorbereitet sein. Außerdem konnte ich bei der Abwicklung der SOL 84 schon mal üben und mich mit den Abläufen vertraut machen. Ich habe dabei gelernt, dass Kommunikation in dem Fall das A und O ist. Leute ansprechen, zum Handeln auffordern und zeitnah auf ihre E-Mails eingehen und möglichst nichts Wichtiges vergessen. Am meisten freue ich mich darüber, ein Team gefunden zu haben, das motiviert ist und gut funktioniert. Bei kleineren Missverständnissen konnte ich vermitteln und diese relativ schnell aus dem Weg räumen.

Ich werde also in Zukunft nicht nur für den Newsletter der PRFZ die Verantwortung tragen, sondern auch für die SOL. Eine wichtige Aufgabe für die ich mir viel vorgenommen habe.

Ach ja, und das in der SOL 84 drei Artikel von mir enthalten sind, sollte ich vielleicht auch noch erwähnen. Meine NEO-Kolumne »NEOisiert«, ein Interview, das ich mit Andreas Eschbach geführt habe und mein Werkstattbericht über die Zusammenarbeit mit Roman Schleifer an der FanEdition 18. In der kommenden Ausgabe werden die Leser dann erst einmal Ruhe vor mir haben, dort schreibe ich dann  lediglich das Editorial.

Alle Jahre wieder …

raketenkalenderHeute war er wieder, der Tag, an dem ich meinem Mann den Weihnachtskalender befüllte. In Sachen Weihnachtskalender lasse ich meiner Kreativität freien Lauf. Wenn ich ganz viel Zeit und Muse habe, bastle ich den Kalender auch mal selbst, so wie 2011. Damals habe ich aus vielen Pappröhren eine Rakete gebaut.

In den vergangenen vier Jahren haben wir aber immer die gleichen Kalender verwendet. Ein Holzauto und einen Lichterbogen, die ich irgendwann einmal gekauft, bemalt und mit Dekoschnee dekoriert habe. Gefüllt wurden die Kalender meist mit allerlei Süßkram, kleinen Aufmerksamkeiten und hin und wieder einem Bayernlos. Letztere kommen in diesem Jahr nicht mehr in den Kalender, weil sie mit zwei Euro das Stück schlicht zu teuer geworden sind. (Außerdem hat sich trotz Preiserhöhung die Anzahl der Nieten nicht reduziert.) Weil bei meinem Mann alles möglichst BIO und nachhaltig sein soll, fällt es mir zunehmend schwerer, die kleinen Kästchen zu füllen. Dieses Mal bin ich im dm-Drogeriemarkt fündig geworden. Ich bin ja mal gespannt, wie es ankommen wird.

Da sich mein Mann in den vergangenen Jahren schwer getan hat, die winzigen Kästchen im Holzauto zu füllen, habe ich in diesem Jahr einen Bastelkalender gekauft und seit Oktober vierundzwanzig kleine Papierhäuschen gefaltet und zusammengesteckt. Die werden nun von ihm gefüllt und in der ganzen Wohnung verteilt, damit ich jeden Tag erst das Häuschen mit der richtigen Nummer suchen muss. Das ist dann so ein bisschen wie Ostern und Weinachten zusammen.

»No Future« oder was?

»Punk ist tot« verkündete Joe Corré, der Sohn des verstorbenen Sex-Pistols-Managers Malcolm McLaren, und zündete in einer beispiellosen Aktion die Sammlung seines Vaters an. Memorabilien aus den wilden Punk-Zeiten der Sex-Pistols im Wert von fünf Millionen Euro wurden ein Raub der Flammen. Sein Kommentar: »Punk hätte niemals zur Nostalgie werden dürfen und gehört nicht ins Museum.« Das mag man jetzt idiotisch finden, ich finde es zumindest konsequent. Punk ist nicht nur Musik. Punk ist Anarchie und damit auch eine Lebenseinstellung zu der auch der Verzicht auf Kommerz gehört. Und Nostalgie … sicher wird es den Alt-Punks nostalgisch zumute, wenn sie an frühere Zeiten denken, in denen sie biertrinkend in der Fußgängerzone Passanten angeschnorrt, sich bei Punkkonzerten in heruntergekommenen Klubs die Nächte um die Ohren gehauen haben oder sich bei den Chaostagen in Hannover Schlachten mit der Polizei lieferten. Zeiten die längst vergangen, aber in den Erinnerungen der meisten immer noch präsent sind, auch wenn sie inzwischen am Sonntagnachmittag Teetrinkend auf der heimischen Couch sitzen, statt bei Wind und Wetter um die Häuser zu ziehen. Es ist die Gesinnung, die zählt, das sich Abheben von der Masse, gegen den Strom schwimmen. Dazu gehört aber auch das nicht verstanden werden. Auch Joe Corrés Tat wird von den meisten Menschen nicht verstanden, dabei handelte er nur nach der Weltanschauung jener Band, die den Punk in den Siebzigern mit begründeten.

Ist Punk tot? Die Antwort lässt sich nicht so leicht beantworten. Am Ende muss das jeder für sich selbst entscheiden. Aber wenn es eine fast vierzig Jahre alte Weltanschauung schafft, jemanden wie mich zu infizieren, dann scheint noch eine Menge Leben in ihr zu stecken. Ich glaube, dass Punk niemals tot sein wird. Denn der Gedanke der Rebellion schlummert in uns, auch wenn wir ihn vielleicht vergessen haben.

Passend dazu gibt es noch eine Kostprobe vom aktuellen Geheimprojekt:

… Da fällt mir Henrys Karte wieder in die Hände.
»Bratwurstpogo« – Ich verziehe das Gesicht. Henry kann’s echt nicht lassen, mir immer wieder diesen Spitznamen unter die Nase zu reiben. Bekommen habe ich ihn vor zwei Jahren in Köln. Die Punks dort fanden das witzig, nur weil wir aus Thüringen sind. Aber die Tage in Köln waren der Hammer: Saufen, Ficken, Scheiße bauen. Das hatte was Erhabenes, war irgendwie besonders, so wie früher nur besser, weil es keine Spitzel gab, vor denen wir uns in Acht nehmen mussten.
Gott, die Wessis haben doch keine Ahnung, wie leicht sie es hatten.
Scheiße! Die Erinnerungen machen mich depressiv. Henrys krakelige Schrift auf der Karte tut ihr Nötigstes dazu. Warum er, warum musste ausgerechnet er in den Westen. Und dann noch so weit weg, ans andere Ende von Deutschland. Er hätte doch wenigstens nach Bayern gehen können, das sind nur knapp hundert Kilometer von hier. Und wenn die neue Autobahn fertig ist, wäre es nur noch ein Katzensprung… Wenn! … Wenn!
Wütend werfe ich die Karte weg, sie segelt träge durch den Raum und kommt schließlich am Boden vor dem Fenster zu liegen. Ich starre sie an, als käme sie geradewegs aus der Hölle, um mich zu verspotten.
Man bräuchte eine Zeitmaschine, so wie bei H. G. Wells oder wie der DeLorean aus »Zurück in die Zukunft«. Dann könnte man …
»Das hat doch alles keinen Sinn«, murmle ich vor mich hin und stehe auf, um die Karte wieder aufzuheben.
Draußen vor dem Fenster breitet sich die kleine Stadt aus: Rechts und links die Wohnblocks des Neubaugebietes; weiter unten alte Häuser, dicht gedrängt in schmalen Straßen, zwischendrin Industriebrachen und Ruinen, die wie Zahnlücken im Stadtbild aussehen. 
Das Tal ist der Stadt im Laufe der Jahrhunderte zu eng geworden. Die Häuser schmiegen sich bereits an die Flanken der Berge und Hügel. Überwuchern sie mit roten Dächern und grauen Straßen. Die Teiche des Naturschutzgebiets teilen die Außenbezirke in zwei Teile. Dahinter thront der Uni-Campus. Quaderförmige Betonbauten gruppieren sich um den Mensa-Würfel. Auto an Auto reiht sich dort in den Straßen, wie auf dem Parkplatz einer Autofabrik.
Die Sonne scheint nicht mehr, jetzt sieht alles nur noch grau und trist aus. Die Kuppen der im Süden aufragenden Berge sind umhüllt von einer Wolkenschicht. Der Wind schiebt vom Norden immer mehr Wolken heran, macht die Schicht dichter und dichter. Es wird heute ganz sicher noch regnen.
»Ich will hier nicht weg«, flüstere ich leise vor mich hin.
Mein Blick fällt auf die Karte in meiner Hand. Liebevoll streiche ich mit dem Daumen über den abgebildeten Stinkefinger und muss lächeln. Ja, richtig. Fuck you!
Ich stecke die Karte gut sichtbar ans Bücherregal und kehre an meinen Mac zurück. Arbeiten lenkt ab, heißt es. Außerdem … Das Leben muss weitergehen.

Der ewige Präsident

Fidel Castro – 47 Jahre lang reagierte er ein kleines Land, das allen Widrigkeiten der globalen Politik trotzte. Quasi vor den Türen der großen USA existierte ein kommunistischer Staat, der nicht totzukriegen war.

Als ich 1997 nach Kuba reiste, stand das Land gerade am Anfang des Tourismusbooms. Viele große und neue Hotels standen bereits an ausgesuchten Orten der Küste. Im Landesinnern aber, fern der Touristenzentren konnte man noch das ursprüngliche Kuba erleben – auch als Pauschaltourist. Eine Woche lang fuhr ich mit einer Freundin in einer kleinen Reisegruppe auf der Insel umher. Es war August, es war heiß und feucht und ich schwitze wie noch nie zuvor in meinem Leben.

Was ich damals von Kuba sah, überraschte mich zuweilen. Vieles war primitiv und ein bisschen marode, was vor allem dem Mangel geschuldet war. Aber kein Kubaner war wirklich heruntergekommen oder arm. Es gab keine bettelnden Kinder oder Slums. Es gab Schulen und Krankenhäuser; Bauern, die ihr Getreide auf der Autobahn trockneten; Männer die mit Zahnputzbecher und Waschlappen ihre Oldtimer polierten; freilaufende Schweine und Hühner in den Dörfern; eine riesige Zementfabrik mitten in der Landschaft; Tabak- und Zuckerrohrfelder so weit das Auge reichte; alte Eisenbahnen, die in der feuchten Luft vor sich hin rosteten; LKWs mit Leuten drauf, die als Verkehrsmittel genutzt wurden und Kinder die für Kaugummi oder Buntstifte Früchte mit den Touristen tauschten. Der durch das Embargo herrschende Mangel war überall zu spüren, aber man arrangierte sich eben damit. Ich habe selten in einem Urlaub so gut gegessen wie in Kuba.

Die Menschen die ich traf, waren herzlich, teilten das Wenige, was sie hatten. Ich erinnere mich, dass ich spontan vom Busfahrer eine riesige Mango geschenkt bekam, die wir nur zu viert bezwingen konnten. Oder an das etwas baufällige Hotel im Sumpfgebiet in der Schweinebucht, in dem mitten beim opulenten Abendessen der Strom ausfiel, die Kellner in Windeseile Kerzen brachten und wir einfach im Dunkeln weiter gegessen haben. Oder die Marktfrauen in Havanna, die verwundert an meine weißen Waden fassten, weil sie nicht verstehen konnten, wie jemand so bleich sein konnte.

All diesen Menschen war eines gemeinsam. Sie verehrten ihren Präsidenten. Fidel Castro und Ernesto Guevara waren die Sinnbilder der Revolution. Überall hingen Bilder, Flaggen oder Graffiti. Die größte Sorge der Kubaner war, was mit ihnen passieren wird, wenn Fidel stirbt. Ihr sorgenvoller Blick richtete sich damals nach Russland und auf die Staaten des ehemaligen Ostblocks, die unter den Folgen des Zusammenbruchs des Sozialismus litten. Die Kubaner befürchteten, dass sie das Schicksal dieser Länder teilen werden, wenn ihr »el presidente« sie einst verließe. Gut zwanzig Jahre später ist es nun soweit. Fidel Castro starb im stolzen Alter von 90 Jahren. Wobei er sich schon seit einigen Jahren aus dem Regierungsgeschäft zurückgezogen hatte. Dennoch ist er immer die Galionsfigur geblieben und wird es auch für ewig bleiben. Ich weiß nicht wie viele Kubaner heute sorgenvoll in die Zukunft schauen. Aber wenn wir ehrlich sind, dann sind sie in dieser Zeit nicht die einzigen.

»Durch die Wüste«

Quelle: Perrypedia
Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 135 – »Fluch der Bestie« von Susan Schwartz

Eigentlich hatte ich erwartet, dass der Band mit der Nummer 135 von Rüdiger Schäfer kommen würde, weil er in den vergangenen Staffeln immer die fünfer und nuller Romane geliefert hat. Anscheinend wurde das Muster in dieser Staffel durchbrochen. Der »Fluch der Bestie« kommt leider aus der Feder von Susan Schwartz. Ich sage leider, weil mich bereits ihr letzter NEO-Roman nicht so richtig vom Hocker reißen konnte. So werden auch hier meine Befürchtungen bestätigt. Dabei kann die Autorin zum Teil gar nichts dafür. Es ist im Grunde das Szenario um die Sitarakh, welches mich zunehmend stört. Und das Susan Schwartz nur die, von den Exposéautoren vorgegebene Staffelhandlung vorantreibt, deshalb kann man ihr keinen Vorwurf machen. Sie tut ihr Bestes und versucht den Leser in fremde – irdische – Welten zu entführen, kommt dabei aber nicht ohne Klischees aus. Der Weg von Julian Tifflors Gruppe durch die Rub al-Chali ist von den Fakten zwar interessant, für mich als Leser, der Science Fiction erwartet, aber irritierend. »Karl May trifft NEO« könnte man den Roman betiteln. Dabei riskieren die Mutanten und der Arzt ihr Leben, für nichts und wieder nichts. Dieses Hin und Her ist inzwischen ziemlich frustrierend. Die Invasoren sind übermächtig, ihre Ziele unklar und die Menschen sind ihnen absolut ausgeliefert. Dazu eine auf Rache sinnende Bestie. Worauf das hinausläuft, kann ich mir schon ausmalen. Da muss am Ende eine ziemlich große Deus ex machina Lösung her, um das wieder aufzulösen.

Der Handlungsstrang um Tuire und Ishy las sich dagegen wie ein Zombie-Film. Ich weiß nicht, wer sich da von »The Walking Death« inspirieren ließ, aber das ist eigentlich das Letzte, was ich in einem NEO-Roman lesen will. Für meinen Geschmack versuchen die Expokraten auch viel zu viel in NEO zu verwursteln. Neben ES und Anti-ES zaubern sie nun noch die Aphilie und Whistler aus dem Zylinder. Darunter ging’s wohl nicht?

Dieses Mal reicht das Rätselraten von Eric Leyden in der Handlung auf der LESLIE POUNDER (Bitte, gebt dem Schiff einen anderen Namen) nicht aus, um meinen Frust zu besänftigen. Guckys Einsatz wirkt bemüht und die Liduuri Avandrina erwacht gerade rechtzeitig, um ein paar Anhaltspunkte zu liefern, um dann wieder wegzudämmern. Es scheint, als haben sich die Expokraten in eine Sackgasse geschrieben, aus der sie nun nur noch mit Tricks wieder herauskommen. Ich habe wenig Hoffnung für die nächsten fünf Romane, dass sie das noch einigermaßen glaubhaft auflösen können.

Überhaupt, die Hoffnungslosigkeit und das permanente Sterben in den vergangenen Romanen, stört mich inzwischen massiv. Wenn das so weitergeht, überlege ich ernsthaft, ob ich aus der Serie aussteige. Wir werden täglich mit schlechten Nachrichten und Gewalt überschüttet. In Filmen und Serien folgt eine Dystopie der anderen. Dann will ich nicht auch noch in meiner Lieblingsserie lesen müssen, wie Millionen von einer Seuche dahingerafft werden oder in Sandstürmen und Tsunamis umkommen. (Wenn es ihnen um die Beseitigung der Menschheit ginge, hätten die Sitarakh auch sofort alles Platt machen können.) Wir brauchen positive Visionen, um gegen unsere hoffnungslose Realität anzukämpfen und keine weiteren Katastrophenszenarios, nur weil das gerade »IN« ist.

Der Reportagenhafte, treibende Stil der Autorin macht es nicht besser, dafür klingt es zu sehr nach früher EA. Es gibt sicher viele Fans, denen es gefällt, wenn die Handlung schnell vorangetrieben wird, mir fehlt dabei etwas. Ich vermisse den Bezug zu den Figuren, das Innehalten und Reflektieren über Empfindungen. Ich will nicht sagen, dass der Roman lieblos geschrieben ist, aber er packt mich einfach nicht. Die Sätze plätschern an mir vorbei und ich ertappte mich dabei, manche Passagen nur quergelesen zu haben.

Ich mach’s kurz. Ich bin zutiefst enttäuscht. Der Roman stellt einen neuen Tiefpunkt in der Serie dar, an dem Susan Schwartz nur bedingt Schuld ist. Das einzig Positive: ich weiß jetzt eine Menge über die Wüste und wie man ein Kamel (Dromedar) reitet.

Ein Film mit Bob

Ein Buch, das mich 2014 besonders gerührt hat, war die Geschichte um Bob den Streuner und seinem Herrchen James Bowen. Bob der Kater hat dem jungen Exjunkie James zu einem neuen Leben verholfen und einem Buch, das monatelang die Bestsellerlisten anführte. Da lag es eigentlich nahe, dass sich irgendwann jemand findet, um die Geschichte zu verfilmen. Demnächst kommt der Film ins Kino. James Bowen wird von Luke Treadaway gespielt. Der eigentliche Star, Kater Bob, spielt sich selbstverständlich selbst.

Seit ich meinem Vater von dem Film erzählte, will er wissen, wann der Streifen ins Kino kommt, weil er ihn unbedingt ansehen will. Das soll schon was heißen, denn mein Vater war bestimmt seit zwanzig oder mehr Jahren nicht im Kino. Aber auch ich bin schon gespannt, wie die Geschichte umgesetzt wurde.

Damit die Zeit bis zum Kinostart nicht allzu lang wird, poste ich hier den Trailer.