Mit Andreas Eschbach zum Mond

Quelle: Perry-Rhodan.net

»Perry Rhodan – Das größte Abenteuer« erschien bereits vor mehr als einem Jahr. Jetzt erst habe ich mir die Zeit genommen, es zu lesen.

Die fast 900 Seiten nötigen einen zunächst Respekt ab. Ich habe mal ausgerechnet: es sind fast vier NEOs, die ich da innerhalb von anderthalb Wochen gelesen habe. Bei dem gewichtigen Hardcover hätte ich mir bei Lesen oftmals einen ins Buch integrierten Antigrav gewünscht, damit mir nicht die Arme abfielen. Es war letztendlich der Inhalt, der mich diese Unannehmlichkeit sehr schnell vergessen ließ.

Andreas Eschbach schafft das Unmögliche: die glaubhafte Vorgeschichte zum Helden der größten Science-Fiction-Serie der Welt zu verfassen. Dabei nimmt er sowohl die Fans mit, als auch Menschen, die noch nie von Perry Rhodan gehört haben. Bewundernswert ist vor allem mit welchem Detailreichtum der Autor seine Geschichte schmückt und wie gut es ihm gelingt, die Wirklichkeit mit der Fiktion zu vermengen. Wie umfangreich die dazugehörige Recherche gewesen sein muss, mag ich mir nicht mal annähernd vorstellen. Das war ganz viel Fleißarbeit, die allein schon preisverdächtig ist.

Fasziniert hat mich an dem Buch vor allem die Sprache des Erzählers. Eine solche Geschichte aus der Perspektive eines allwissenden Erzählers zu erzählen, ist heikel. So etwas kann mächtig schiefgehen, wenn man die Regeln nicht perfekt beherrscht. Bei Andreas Eschbach bestand die Gefahr sicher nicht. Doch es erforderte vom Autor, der es gewohnt ist, aus der persönlichen Perspektive zu schreiben, sicher ungeheure Konzentration, um das über die ganze Romanlänge durchzuhalten. Heute würde in einem Roman niemand mehr die Floskel »der Verfasser dieser Zeilen« verwenden, das gilt als altmodisch. Aber für die Figur, die er erzählen lässt, passt es wie die Faust aufs Auge. Was lernen wir daraus? Richtig, nur wenn du die Regeln kennst, kannst du sie brechen.

Das einzige, was ich vielleicht bemängeln könnte, ist, dass sich der Roman vor allem am Anfang und am Ende etwas zieht. Da sind ein paar kurze Hänger drin, die man vielleicht auch nur als PERRY RHODAN-Leser bemerkt, weil man die Geschehnisse am Ende kennt. Ich habe mich jedenfalls über die Osterfeiertage prächtig unterhalten und war ein bisschen traurig, als ich den Roman zu Ende gelesen hatte. Wobei die Abenteuer von Perry Rhodan gehen dann ja erst richtig los. Insofern gibt es eine schier unzählige Anzahl weiterer Abenteuer, die nur darauf warten, gelesen zu werden.

Mit »Das größte Abenteuer« lernen die Perryfans ihren Helden endlich so richtig kennen. Sie erfahren, welche Musik er hört, was er gern isst und wie er zu dem Menschen werden konnte, der er geworden ist. Nebenher lernt man noch so einiges aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Das alles verpackt in eine spannende Geschichte, die auch dann unterhält, wenn man weiß, wie sie ausgeht. Der Roman ist die perfekte Lektüre, sowohl für den Normalleser als auch für den PERRY RHODAN-Fan. Das ist eine Leistung, die muss Andreas Eschbach erst einmal jemand nachmachen.

Dankeschön, für dieses wunderbare Geschenk!

Luxus im Frühjahr 2020

Wie privilegiert wir leben, wurde mir am Sonntagvormittag mal wieder so richtig bewusst. Die Sonne schien, über Nacht hatte es geregnet und die Luft roch frisch und klar. Mein Mann und ich beschlossen einen langen Spaziergang zu machen, anstatt mit dem Rad durch die Gegend zu fahren. Hier auf dem Land ist das immerhin noch erlaubt.

Wir begegneten so gut wie keinem Menschen. Auf dem Rückweg fuhr ein Auto an uns vorbei, aber auch nur, weil wir auf der Zufahrtsstrasse zur Gemeinde unterwegs waren und nicht auf den vielen kleinen Sträßchen, die die einzelnen Höfe in der Gegend miteinander verbinden. Stattdessen zwitscherten die Vögel. Hin und wieder muhte eine Kuh. Der Himmel zeigte sich in den bayrischen Nationalfarben, weiß-blau, und der See glitzerte silbrig zwischen frischem Grün.

Unser Spaziergang unterschied sich nicht von den Spaziergängen in den vergangenen Jahren. Wir hatten die Kamera dabei und machten Fotos. Von dem Virus, dass derzeit die Welt in Atem hält, war weit und breit nichts zu spüren. Keine Menschen mit Masken und keine Polizei, die Spaziergänger kontrolliert. Es war ein ganz normaler Sonntagvormittag.

Es ist schon erstaunlich wie sich die Prioritäten verschieben. Dass man sich schon freut, unbehelligt durch die Gegend spazieren zu dürfen. In einer Großstadt wie München wäre das sicher nicht so ohne weiteres möglich. Deshalb bin ich heilfroh, nicht mehr in München zu wohnen. Ich glaube, dass es für die Leute dort alles noch viel schlimmer ist. Wenn ich an mein Apartment in München zurückdenke: 30 qm mit einem einzigen Fenster, das auf eine vierspurige Straße zeigte … Einen Monat dort eingesperrt zu sein, ist schon hart.

So gesehen ist es toll, dort zu leben, wo andere Leute Urlaub machen. Auch wenn das im Sommer mitunter nervig sein kann, wenn die Geschäfte überlaufen und die Straßen voll sind. In diesem Sommer wird es sicher anders sein. Da wird der Ort froh sein über jeden Touristen, der anreisen darf. Schauen wir mal.

Hier noch ein paar Impressionen vom Sonntag: