Kosmologisches Feuerwerk

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 170 – »Abschied von Andromeda«

Die aus dem Transfernexus zwischen den Universen kommenden Raumschiffe greifen zunächst die DOLAN an. Rhodan kommt dem Schiff mit der MAGELLAN und ihren Beibooten zu Hilfe, doch sie haben gegen die Kalamarane der Crea keine Chance. Bevor die Verluste unter den Terranern zu groß werden, setzt die FERNAO die Transformkanone ein. Eines der Creaschiffe wird beschädigt, die anderen ziehen sich in die Nähe des Transfernexus zurück.
Ein Außenteam, dem neben Rhodan auch Mirona Thetin, Atlan und Faktor III angehören, untersuchen den weidwunden Kalamaran, der aus Kristallen zu bestehen scheint. Erst tief im Inneren des Raumschiffes treffen sie auf die Besatzung. Ein Kommunikationsversuch scheitert und die Crea eröffnen das Feuer auf Rhodans Team. Da erscheint Suator, Mirona Thetins Leibwächter, und rettet Rhodan und die Faktoren unter Einsatz seines Lebens.

Auf der MAGELLAN kommt es indes zu einer Invasion durch die Crea. Sie versuchen die Speicherbänke des Flaggschiffes anzuzapfen. Dem Techniker Atila Ardal und Icho Tolot gelingt es, sie daran zu hindern. Nachdem Rhodan zurückgekehrt ist, kommt ein weiteres Schiff aus dem Universenriss. Es ist die Crea, der Rhodan bereits auf Aguerron begegnet war. Sie ist bereit mit Rhodan zu kommunizieren und tut dies telepathisch. Rhodan erfährt, dass die Crea die Bewohner des Einsteinuniversums für eine Bedrohung halten und sie verhindern möchten, dass die Fremden in ihr Universum vordringen. Auch weil ebenfalls Redrifts von Materie aus dem Einsteinuniverum im Creaversum stattfinden und den Bewohnern schaden. Die Crea handeln also aus den gleichen Motiven wie die Menschen und Thetiser. Perry Rhodan kann der Crea klar machen, dass keiner von ihnen an der Ruptur zwischen den Universen schuld ist und schließt mit der Crea Freundschaft, bevor sich diese wieder in ihr Universum zurückziehen müssen.
Noch während des Kampfes gegen die Crea, wird John Marshall von Bord der DOLAN an einen fremden Ort »teleportiert«. Dort trifft er Ernst Ellert, der ihm aber nur vage Hinweise geben kann, was es mit den Chasmas und der Ruptur auf sich hat. Er spricht von einem kosmischen Schachspiel das ANDROS gegen seine Schwester ES spielt. Ellert gibt ihm einen Gegenstand und schickt Marshall auf eine Reise durch die Universen, vom Creaversum bis zum Rande des Einsteinuniverums. Zum Schluss schwebt John im Raum zwischen den Universen. Er sieht das Creaversum als Beule am Universum der Menschen wachsen, bevor er mit Hilfe von Ellerts Geschenk an Bord der MAGELLAN zurückkehren kann.
Nachdem die Gefahr durch die Crea gebannt ist, führen Rhodan und Mirona Thetin ein Gespräch. Sie gibt zu, dass sie von ANDROS getäuscht wurde, aber sie ist nicht bereit, deswegen eine weichere Gangart gegenüber ihrem Volk einzuschlagen. Aber sie wird die intrigierenden Faktoren nicht exekutieren, sondern einen Dialog mit ihnen anstreben. Danach macht sie den Terranern das Angebot die MAGELLAN über den Sechseck-Transmitter in die Milchstrasse zurückzuschicken. Auch, damit sie untersuchen können, was auf dem Erdmond passiert. Rhodan stimmt zu und die MAGELLAN kehrt nach ausgiebigen Reparaturen auf der Paddler-Plattform zwei Wochen später in die Milchstrasse zurück.

 

Wenn Rüdiger Schäfer von PERRY RHODAN-Chefredakteur Klaus N. Frick so überschwänglich gelobt wird, dann ist das wie ein Ritterschlag oder die Verleihung des Literaturnobelpreises … Okay, Letzteres ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber es bedeutet, dass der Roman überdurchschnittlich gut sein muss.

In der Tat hat der Autor mit dem Abschlussband der Mirona-Staffel Überragendes geleistet. Er hat nicht nur die aufgeworfenen Fragen aus den vergangenen sieben Staffeln beantwortet, er hat zudem die Essenz der PERRY RHODAN-Serie für NEO neu interpretiert, ohne die Erstauflage zu verraten.

In der Tat ist das Leben nicht nur schwarz und weiß, es gibt nicht nur Gutes oder Böses. Die Realität besteht in der Regel aus einer Mixtur von Beidem und man muss als Mensch stetig Kompromisse eingehen, ohne den Rahmen der eigenen Moral zu sprengen. Rüdiger Schäfer lässt Perry Rhodan in dem Konflikt zwischen den Crea und den Meistern der Insel einen Zwischenweg finden, der vielleicht nicht ideal erscheint, der aber das Beste ist, was den Terranern in diesem Moment möglich ist.

Die Mischung aus actionreicher Handlung, tiefgründiger Charakterbeschreibung und philosophischer Betrachtung ist gleichermaßen gelungen wie die kosmologische Einordnung des »Schachspiels« zwischen ES und ANDROS. Dass Schäfer am Ende einen befriedigenden, und das meine ich jetzt nicht negativ, Abschluss der Andromedareise der MAGELLAN schafft und es ihm gleichermaßen gelingt, genügend Fragen für die folgenden Staffeln unbeantwortet zu lassen, finde ich stark.

Der Abschied von liebgewonnenen Figuren wie Tani Hanafe, John Marshall, Atlan, Tuire Sitareh und auch Baar Lun tut im ersten Augenblick weh, wird aber durch das Wissen, dass sie aus eigenem Wunsch in Andromeda zurückbleiben, und die Hoffnung ersetzt, sie irgendwann einmal wiederzusehen.

Fazit: Ein großartiger Abschlussroman, mit dem notwendigen Sense of Wonder und einer echten Verbeugung vor dem Geist der klassischen PERRY RHODAN-Serie.

Ein Haluter in Nöten

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 165 – »Tolotos« von Rüdiger Schäfer

Mit Band 165 wird das Muster immer sichtbarer, welches die Exposéautoren aus den losen Fäden von 164 Bänden NEO weben. Rüdiger Schäfer muss in die Borsch-Ära zurückgreifen, um seinen Tolotos zu etablieren. Der Haluter ist aus den Diensten der Allianz geflohen und hat sich nun den Meistern der Insel angeschlossen, zumindest einem von ihnen – Faktor III – Proht Meyhet. Dass er damit vom Regen in die Traufe gekommen ist, scheint ihn nicht sonderlich zu stören. Viel wichtiger ist ihm, herauszufinden was es mit den Sonnenchasmen und den Crea zu tun hat, gegen die ANDROS rüstet.

Es überrascht, wie weit der Haluter mit seinen Forschungen bereits gekommen ist. Er ist sogar in der Lage selbst einen Riss in der Raumzeit zu schaffen, um das fremde Paralleluniversum zu untersuchen. Wobei auch hier nicht endgültig geklärt wird, ob es sich um ein echtes Universum handelt oder nur eine Art Zwischenraum.

Auch die Crea scheinen an den Chasmen interessiert und erforschen sie von ihrer Seite aus. Eher unfreiwillig gelangt eine Wissenschaftlerin der Crea durch den von Icho Tolot geschaffenen Riss ins Einsteinuniversum und wird von Tolot festgehalten. Der möchte sie zurückbringen. Das weiß die Kreatur aber nicht und versucht sich selbst zu befreien. Mangelnde Kommunikation sorgt auch hier wieder für genügend Missverständnisse .

Es ist spannend zu lesen, welche moralischen Vorwürfe sich Tolot einerseits macht, andererseits jedoch einfach so an der Raum-Zeit-Schranke herumbastelt. Das bei seinen Versuchen ein Wesen aus einem fremden Universum zu Schaden kommt, nimmt er in Kauf, genauso wie er den Tod dutzender Rhodan-Doppelgänger lange Zeit in Kauf genommen hat. Dass er mit seinen Schuldgefühlen nicht allein steht, sondern dass auch Faktor III darunter leidet, was er im Namen von ANDROS den Thetisern und anderen Lebewesen angetan hat, erzählt Rüdiger Schäfer durchaus glaubhaft.

Rhodans Persönlichkeit wirkt mir dagegen fast schon zu heldenhaft, zu moralisch und zu edelmütig. Seine große Abschiedsszene mit der Crea – der er hilft in ihre angestammte Umgebung zurückzukehren – ist sinnbildlich für den Terraner, der stets an das Gute im Menschen bzw. im Außerirdischen glaubt. Eine Haltung, die ihn ehrt, die aber auch Gefahren heraufbeschwört. In diesem Fall lässt er die Crea mit all den gewonnenen Daten über das Einsteinuniversum und die beiden Galaxien ziehen. Als guten Willen sozusagen. In meinen Augen etwas blauäugig, denn wer weiß denn, ob für Kreaturen, die einen Haluter bezwingen können, die gleichen moralischen Werte gelten wie für den Terraner.

Mit einem Roman der ausschließlich mit Lieblingsfiguren der Fans bestückt ist, kann eigentlich nicht viel schief gehen. In dem kleinen Kammerspiel lässt der Autor die Charaktere gewohnt liebeswert agieren. Guckys Kampeleien mit Bully gehören ebenso dazu wie Leydens offensichtliche Hochachtung für Icho Tolot. Da erwacht ein wenig die Nostalgie aus Zeiten des klassischen MdI-Zyklus.

Stilistisch ist es ein typischer Schäfer-Roman – wenig Dialog, dafür ausschweifende Innansichten und Erklärungen. Nur wenigen Autoren gelingt es, eine solche Menge an Infodump auf eine so angenehme Weise zu vermitteln. Auch wenn ich mir bei den Rückblicken etwas mehr Action gewünscht hätte. Bemerkenswert sind Rüdiger Schäfers Ausführungen zum Multiversum. Ich finde sie deshalb interessant, weil ich in meinem Fanroman Parallelwelten ähnliche Theorien und Methodiken verwende.

Fazit: »Tolotos« ist ein Roman, der nicht nur die Staffelhandlung ein großes Stück voranbringt, sondern auch das große Mosaik des Neoversums zu vervollständigen weiß. Das sich ein kleiner Fehler bei den Zeitabläufen der Universen eingeschlichen hat, kann ich als Leser verschmerzen. Ganz nach den Worten von Deanna Troi in First Contact: »Wir haben keine Zeit, über die Zeit zu reden. So viel Zeit haben wir nicht.«

Faktor NullNullNix

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 161 – »Faktor I« von Michelle Stern und Madeleine Puljic

Was war denn das? Hatte ich einen ähnlich furiosen Roman wie Band 117 »Exodus der Liduuri« erwartet, so wurde ich schwer enttäuscht. Wo Susan Schwartz alles richtig macht, und die Vergangenheit der di Cardelahs als große Familiensaga inszeniert, so machen die beiden jungen Autorinnen fast alles falsch.

Perry Rhodan und damit auch dem Leser wird mittels einer interaktiven Aufzeichnung Mirona Thetins 50.000 Jahre dauernde Lebensgeschichte erzählt. In eher weniger spannenden Handlungsbögen wird der Leser mit allerlei Infodump überschüttet, der mich mehr verwirrte als aufklärte. Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass ich diese Informationen immer mal wieder Häppchenweise in den Romanen der vergangenen Staffeln bekommen hätte, als so gehäuft auf einen Schlag. Es ist definitiv die falsche Herangehensweise, Informationen nur während des ersten und letztens Bandes einer Staffel weiterzugeben. Man läuft damit Gefahr, Stammleser zu verlieren.

Das allein wäre ja noch zu verkraften gewesen, aber … Und hier bin ich besonders von den Autorinnen enttäuscht. Zu keinem Zeitpunkt haben mich die Geschehnisse um Mirona, und ihr Schicksal auch nur ansatzweise berührt. Da fehlte die emotionale Kopplung, die notwendig wäre, um Verständnis für ihr Handeln zu entwickeln. Ich bin mir nicht sicher, was die Exposé-Autoren wirklich wollen. Möchten sie, dass wir Leser die Gründe für die Grausamkeiten der MdI verstehen, oder soll die Antipathie gegen Mirona und die Faktoren weiter gesteigert werden. Das ist mir während des gesamten Romans nicht klar geworden. Die Mirona-Handlung in der Vergangenheit, die nur hin und wieder von kurzen Szenen auf der MAGELLAN unterbrochen wird, dümpelt seelenlos dahin. Die von ANDROS gerettete Mirona und ihr Diener/Berater/Gegenspieler Suator (so richtig deutlich wird das nicht) beginnen ein kosmisches Schachspiel in dem die Thetiser die Leidtragenden sind. Statt die wenigen Liduuri-Überlebenden, die in Andromeda Fuß fassen konnten, zu fördern, manipuliert man sie und spielt sie gegeneinander aus. Im Gegenteil, man opfert Potential, in dem man die Thenuter, die sich nicht geißeln lassen, zu vernichten droht. Und das alles wegen einer latenten Bedrohung, die nur in ANDROS‘ Worten existiert. Mirona ist Wissenschaftlerin, hinterfragt aber vieles nicht. Stattdessen pflegt sie ihr Ego, das unzweifelhaft irgendwann zu ihrem Fall führen wird.

Der Zwiespalt, dass man Verständnis für die Handlungen von Mirona Thetin wecken will und gleichzeitig aber auf der moralisch richtigen Seite bleiben muss, funktioniert meiner Meinung nach nicht. Meine Sicht auf Faktor I hat sich durch den Roman nicht verändert, weil ich keine Chance bekommen habe, an ihrem persönlichen Schicksal Anteil zunehmen. Das lag vor allem daran, dass die Autorinnen viel zu viel Informationen transportieren mussten und die Gefühlsebene eher stiefmütterlich abhandelten.

Mir ist klar, dass der Verlag versuchen muss, neue Wege zu gehen. Das es zwangsläufig wichtig ist, neue Zielgruppen zu erschließen. Gerade bei den jungen Leserinnen gibt es ganz viel unausgeschöpftes Potential. Deshalb habe ich auch nichts dagegen, wenn man Liebesbeziehungen, meinetwegen auch mal einen Fantasy-Plot oder ähnliches in einen Roman einbringt. Aber dann sollten dafür die gleichen hohen Ansprüche gelten, wie für den Rest der Serie. Das ist bei »Faktor I« definitiv nicht der Fall. Die Geschichte ist weder Fisch noch Fleisch und leidet an der Zerrissenheit, Informationen zu verkaufen und den Leser emotional zu binden.

Gerade für die beiden jungen Frauen, die ohne Frage hervorragende Autorinnen sind, kann der Roman keine gute Werbung sein. Ich nehme an, dass Michelle Stern die schwere Aufgabe übernommen hat, Mironas Lebensgeschichte zu erzählen und Madeleine Puljic für die Handlung auf der MAGELLAN verantwortlich zeichnet. Bei Letzterer hat zumindest das Zusammenspiel der Figuren funktioniert. Diese Szenen gehören noch zu den interessantesten. Wobei die Tatsache, dass sich die MAGELLAN vor den Augen von Faktor II in einem Moby versteckt, und der Meister sie dann nicht mehr findet, etwas unglaubwürdig wirkt.

Um noch eins draufzusetzen, gab es ein paar Stellen im Roman, die mich irritiert haben. Dabei geht es um die Maahks und ihr Auftauchen. Bisher war ich davon ausgegangen, dass die Liduuri vor den Bestien und dem Taal-Virus geflohen sind. Jetzt spricht Mirona über die Bedrohung durch die Maahks. Wo sich doch in der Perrypedia die Information findet, dass die Maahks erst zirka 10.000 Jahre v. C. in der Milchstraße aufgetaucht sind. Es bedurfte einer Erklärung des Exposé-Autoren, um diesen Punkt für mich richtig zu stellen. Die Maahks existierten also schon zu Zeiten der Liduuri. Das man dafür beim Autor nachfragen muss, deutet bereits an, dass bei der Geschichte etwas nicht funktioniert.

Fazit: Ich kann die Euphorie über NEO 161 in der PR-Redaktion und bei den weiblichen Fans in den sozialen Medien nicht teilen. »Faktor I« enttäuscht mich auf mehreren Ebenen. Die schiere Masse an Informationen macht es Madeleine Puljic und Michelle Stern schwer, eine interessante und emotional ansprechende Geschichte zu erzählen. Kleine Unstimmigkeiten in den Informationen verleiten dem Fan zusätzlich das Lesevergnügen. Ich hatte mich im Vorfeld sehr auf den Roman der beiden Autorinnen gefreut, davon blieb am Ende Ernüchterung. Band 161 ist definitiv einer der schlechtesten NEOs, die ich bisher gelesen habe. Leider! Wahrscheinlich gehöre ich nicht zur richtigen Zielgruppe.

Gewissensfragen

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 160 – »Im Kreis der Macht« von Rüdiger Schäfer

Zehn Bände ist der letzte NEO-Roman von Rüdiger Schäfer her. In früheren Staffeln hat er meist zwei Bände zur Handlung beigesteuert. Die gewonnene Zeit hat der Expokrat genutzt, um die Geschichte um Perry und seine Freunde im NEO-Universum weiterzuspinnen. Dementsprechend ausgehungert war ich, wieder etwas von ihm zu lesen.

17 Bände dagegen ist es her, seit Kai Hirdt erzählte, wie Atlan von ANDROS auf ein Schiff der Thetiser entführt wurde. Seit dem warten die Fans darauf zu erfahren, was aus dem Arkoniden geworden ist. Jetzt endlich wurde ihr Flehen erhört. Der Atlan-Handlungsstrang von Band 160 knüpft nahtlos an die Handlung von Band 143 an.

So gesehen schließt »Im Kreis der Macht« zwei Staffeln ab. Wie ich schon bei der Rezension zur METEORA-Staffel bemängelte, fehlte hier ein Roman, der auf das Schicksal Atlans einging. Diese Fragen werden erst jetzt – 17 Bände später – beantwortet und das ist meiner Meinung nach zu spät. Zumal die Leser, die mit Band 150 eingestiegen sind, kaum etwas mit der Geschichte um Atlan werden anfangen können.

In der Haupthandlung trifft Perry Rhodan im Zentrum Andromedas auf Faktor I, hinter dem sich niemand anderes als Mirona Thetin verbirgt, die abtrünnige Liduuri Anathema di Cardelah. Sie hat Rhodan erwartet, um ihm einen Vorschlag zu unterbreiten. Was die Leichtigkeit erklärt, mit der die MAGELLAN ins Herz der Meister der Insel vordringen konnte. Obwohl sie ihn für den Tod ihres Sohnes Agaior Thoton verantwortlich macht, scheint sie den Terranern wohlgesonnen. Als Rhodan ablehnt, kommt Atlan ins Spiel, der bereits seit drei Jahren mit Mirona kooperiert. Auch er fordert den Terraner auf, sich mit den MdI zu verbünden, um die Bedrohung durch die geheimnisvollen Crea abzuwenden. Doch Rhodan wäre nicht Rhodan, wenn er sich von jemandem beeinflussen ließe, dem das Leben eines Individuums nichts zu bedeuten scheint.

Rüdiger Schäfer geht das Thema sehr philosophisch an. Wo ist die Grenze zwischen Gut und Böse? Was bedeutet Moral? Und heiligt der Zweck wirklich alle Mittel? Er bringt die verschiedenen Ansichten glaubhaft vor und regt zum Nachdenken an. Macht aber auch deutlich, dass Rhodan den eingeschlagenen Weg nicht verlassen wird und die Menschen lieber dem Untergang opfert, als seinem Gewissen abzuschwören. Deshalb endet die Zusammenkunft mit Faktor I auch in einer Katastrophe. Es ist allein Atlan zu verdanken, dass die MAGELLAN von Multidon wieder unbehelligt starten kann.

Ein weiteres Rätsel wird zumindest zu einem Teil gelöst. Tuire Sitareh ist nach seinem Memeter-Anzug süchtig und steht scheinbar auf der Seite der Feinde. Aber ganz so klar wird auch dies nicht geklärt. Er wird von Rhodan mit einer Aufgabe betraut, kehrt aber nicht auf die MAGELLAN zurück. Der Autor verrät uns leider nicht, ob der Aulore die ihm gestellte Aufgabe wirklich erfüllt hat.

»Im Kreis der Macht« gehört sicher nicht zu den besten Arbeiten des Autors, dazu fehlt dem Roman die Präzision zwischen den Handlungsebenen. Die Romanhandlung erscheint auf den zweiten Blick etwas flach und unzureichend durchdacht. Rüdiger Schäfer reißt es dadurch heraus, dass er viel in die gedanklichen Auseinandersetzungen zu Moral und Gewissen steckt. Etwas gestört hat mich an mehreren Stellen auch die offensichtliche Exposition. Aber damit muss man als PERRY RHODAN-Leser leben, schließlich wollen auch Neueinsteiger verstehen, um was es geht.

Fazit: Die Leser bekommen am Ende der Staffel viele Informationen geliefert. Wobei auch hier neue Fragen aufgeworfen werden. Der Autor verpackt sie in einen Roman, der seine Spannung weniger aus der Handlung, sondern mehr aus dem philosophischen Hintergrund bezieht. Das ist völlig in Ordnung, befriedigt mich aber nicht vollends.

Der Hummer mit den zwei Schwänzen

Das nachfolgende Erlebnis fällt in die Rubrik: Die Abenteuer einer Hobbyredakteurin.

Ende März fragte ich bei Rüdiger Schäfer, dem Atlan-Experten und PERRY RHODAN NEO Exposéautor, nach, ob er nicht eine Story für die Atlan-Ausgabe der SOL schreiben wolle. Er sagte spontan zu, weil er noch um ein paar unfertige Kurzgeschichten auf seiner Festplatte wusste.

Im Juni erhielt ich von ihm eine Datei mit der Geschichte: »Die Farbe des Hummers«. Rüdiger versicherte mir, dass er die Geschichte gerade vollendet hatte und sie noch nirgendwo veröffentlicht worden war. Somit freute ich mich sehr über diesen exklusiven Text eines PR-Autors. Die Leser der SOL würden eine Atlan-Geschichte von einem Profiautor bekommen und das auch noch exklusiv.

Anschließend ging die Geschichte erst durchs Lektorat bei Norbert Fiks und anschließend zu Günter Puschmann ins Layout. Ich schrieb mein Editorial, wobei ich die Geschichte ausdrücklich als exklusives Geschenk von Rüdiger an die Leser der SOL abfeierte. Danach kam sie in Form des fertigen Layouts zu mir zurück zur Schlussredaktion und wurde nochmals von Alexandra Trinley gegengelesen, die die vielen falsch gesetzten Trennstriche anmerkte. Günter führte die Korrekturen aus und ich war guter Dinge.

Zwei Tage vor Drucklegung, machte mich Günter dann in einer kurzen E-Mail darauf aufmerksam, dass die »Die Farbe des Hummers« bereits in der SOL 61 erschienen war. Uff!

Eine Schrecksekunde später, schrieb ich ihm zurück, dass, wenn es so wäre, ich den Text des Editorials ändern müsste. Und ich setzte Rüdiger in Kopie. Der war an diesem Tag gerade von der Exposéautoren-Konferenz aus Rastatt zurückgekehrt und konnte sich das überhaupt nicht erklären. Er versicherte mir, dass er die Datei halbfertig auf seinem Computer gefunden hatte und das Ende erst dieser Tage fertig geschrieben hatte. An die bereits veröffentlichte Version hatte er keinerlei Erinnerung. Deshalb bat er Günter, ihm die Datei zu schicken, was dieser auch umgehend erledigte, inklusive dem fertigen Layout der SOL 61.

Tatsächlich war es dieselbe Geschichte nur länger und mit einem anderen Ende. Rüdiger war einigermaßen baff und haderte mit seinem Gedächtnis, denn nach und nach kamen die Erinnerungen zurück. Er versprach mir hoch und heilig demnächst eine wirklich exklusive Story für die SOL zu schreiben.

Für die SOL 87 aber war es zu spät. Die Datei musste in die Druckerei. Wir konnten die Geschichte nicht mehr austauschen. Ich schickte Günter noch den geänderten Text für das Editorial, den er einarbeitete und dann ging das PDF auch schon auf reisen.

Wenn die SOL 87 also in den nächsten Tagen bei den Lesern eintrifft, dann enthält sie zumindest ein Kuriosum. Eine Kurzgeschichte, die mit einem anderen Ende bereits 2011 in der Ausgabe 61 erschienen ist. Eben ein Hummer mit zwei Schwänzen. Und weil beim Hummer bekanntlich der Schwanz das Beste ist, müssen zwei, doppelt so gut sein. Für Text-Analytiker bietet sich hier die einmalige Chance, zwei ähnliche Geschichten eines PR-Autors miteinander zu vergleichen.

ATLAN im Anflug

Cover der SOL 87

Ich darf an dieser Stelle ganz stolz das Cover der nächsten SOL präsentieren. Es stammt von Günter Puschmann. Er vereinigt darin Risszeichnung und Grafik und ich finde das Experiment ausgesprochen gelungen. Es ist echt mal was Neues.

Darauf zu sehen ist übrigens der Arkonide Atlan und das hat einen bestimmten Grund. Am 17. August 1962 erschien der Heftroman »Der Einsame der Zeit«. Darin tauchte Atlan zum ersten Mal in der PERRY RHODAN-Serie auf. Er trat damit einen Siegeszug an, mit dem sein Erschaffer K. H. Scheer wohl selbst nicht gerechnet hat.

Die SOL widmet anlässlich des 55-jährigen Atlan-Jubiläums dem beliebten Charakter einen Schwerpunkt, mit mehreren Artikeln, zwei Interviews und zwei Kurzgeschichten. Darunter eine exklusive Geschichte von Rüdiger Schäfer, dem Atlan-Experten und PERRY RHODAN NEO Exposéautor.

Weiterhin berichten wir von den 2. Perry Rhodan Tagen Osnabrück der PRFZ, es gibt ein Interview mit Rüdiger Schäfer zum NEO-Band 150 und viele weitere Artikel.

Die SOL wird voraussichtlich in der ersten Augustwoche verschickt.

Sprung ins Ungewisse

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 150 – »Sprung nach Andromeda« von Rüdiger Schäfer

Es bereitet mir Schwierigkeiten den Roman richtig einzuordnen. Eigentlich sollte es der Abschluss der METEORA-Staffel sein, doch dazu vermisse ich auf dem Cover den Hinweis zur laufenden Staffel. Zu einem richtigen Einstiegsband gehört eben ein Staffelanfang und eine runde Zahl auf dem Umschlag. Daher ist der Roman wohl irgendetwas dazwischen und so liest er sich meiner Meinung nach auch. Er ist »weder Fisch noch Fleisch«, wie man so schön sagt. Und das meine ich, obwohl ich Rüdiger Schäfers Romane bisher immer zu schätzen wusste. Nicht das der Roman schlecht geschrieben wäre, nein, im Gegenteil. Doch dieses Mal vermag der Autor trotz seines angenehmen Schreibstils bei mir keine Begeisterung auslösen, dafür gefällt mir die Richtung nicht, in die sich die Serie entwickelt.

Zirka drei Jahre nach der Evakuierung der Erde arbeiten die verbliebenen 60 Millionen Menschen im Sonnensystem – die jetzt auf dem Mars leben, weil die Erde unbewohnbar ist – am Bau eines Explorerschiffes. Ohne Frage, es ist ein großartiges Schiff und in die Beschreibungen sind sehr viele gute Ideen geflossen. Die MAGELLAN soll dazu dienen, um zur Nachbargalaxie Andromeda aufzubrechen. An Bord 8000 ausgesuchte Wissenschaftler, Techniker und Mutanten um in Andromeda … Ja, was eigentlich? Wozu bricht dieses Schiff auf? Nur weil der Protektor Perry Rhodan von dunklen Ahnungen heimgesucht wird, davon dass sich in Andromeda Unheil zusammenbraut, welches die Milchstrasse heimsuchen könnte? Ach, tatsächlich! Das wäre in etwa so, wie wenn Angela Merkel die Mobilmachung gegen die USA ausruft, weil sie schlecht geträumt hat (vielleicht sogar von Donald Trump). Auf der anderen Seite ist das Memeterschiff plus drei Begleitkorvetten mit 11 Milliarden Menschen in den Tiefen des Raums verschwunden, ohne das einer der Verbliebenen weiß wohin. Wäre es da nicht meine allererste Aufgabe als Protektor der Menschheit aufzubrechen und sie zu suchen? Perry Rhodan betont immer wieder seine moralische Integrität. Aber das Leben von 11 Milliarden Menschen scheint ihm weniger wichtig, als die angebliche Bedrohung aus Andromeda. Da hätte ich mir vom Autor etwas handfesteres gewünscht als nur Ahnungen. Vielleicht eine Botschaft von ES oder ein aufgefangener Hyperkomspruch, irgendetwas, das physikalisch beweist, dass da tatsächlich etwas dran ist.

Reden wir jetzt nicht davon, wie es den wenigen Menschen im Sonnensystem gelingen konnte, innerhalb von drei Jahren einen 2.400 Meter durchessenden Kugelraumer zu bauen und außerdem noch einen neuartigen Antrieb zu entwickeln. Da in der Vergangenheit bei NEO solche Entwicklungen immer sehr schnell vorangetrieben wurden, kann ich diese Tatsache inzwischen verschmerzen. Aber den Abflug des Schiffes so zu forcieren, dass man im Grunde mit einem nur unzureichend getesteten Prototypen aufbricht … Nein, dazu hätte es deutlich mehr an Argumentation gebraucht.

Nach den Start nutzt die MAGELLAN zu den herkömmliche Transitionen zunächst die Sonnentransmitter, deren Koordinaten und Zugangsrechte man einst von den Posbis bekommen hatte. Erst tief im Leerraum kann der neue LTG-Antrieb (Langstrecken-Transientengleiter) aktiviert werden, mit dem man Sprünge von bis zu 1600 Lichtjahren zurücklegen kann. Dazu muss man das Schiff auf 95 Prozent Lichtgeschwindigkeit beschleunigen, was etwa eine halbe Stunde dauert und mit dem neuen Feldantrieb sehr energiesparend vonstatten gehen soll. Nach dem Sprung kann sofort wieder beschleunigt werden, was zu einem Aktionsradius von 76.800 Lichtjahren pro Tag führt. Hoffentlich hat der Feldantrieb auch einen Kompensator für relativistische Effekte, denn ohne wird Perry Rhodan sein blaues Wunder erleben, sollte er irgendwann mal wieder zur Erde zurückkommen. Der Fehler der mich schon in der damaligen EA geärgert hat – fliegen mit fast Lichtgeschwindigkeit – wird nun in NEO munter fortgeführt, ohne das es hinreichend erklärt, oder irgendwie angesprochen wurde. Das sollte einem so erfahrenen Autor wie Rüdiger Schäfer nicht passieren.

In den Wochen nach dem ersten Einsatz kommt es zu vereinzelten Sichtungen von Spinnen auf dem Raumschiff. Diese vermehren sich rasant und wachsen innerhalb von Tagen zu richtigen Monstern heran. Die Kapitel sind spannend und gruselig, unteranderem weil sie aus der Sicht eines einfachen Technikers geschrieben sind. Ich empfehle sie nicht als Lektüre vor dem Einschlafen, da ich selbst mitten in der Nacht aufwachte und erschrocken um mich schlug, weil ich etwas im Gesicht gespürt habe. Wahrscheinlich war es nur ein verirrtes Haar. Das Szenario an Bord der MAGELLAN erinnert fast zu sehr an einschlägige Gruselfilme und die Hinweise, die der Autor auslegt, lassen sehr früh den wahren Grunde der Spinneninvasion erahnen. Die letztendliche Erklärung wäre ein Knüller, hätte man sie nicht in der Handlungen der vergangenen beiden Staffeln überstrapaziert. Eine durch Strahlung verursachte Manipulation des menschlichen Gehirns ist beim dritten Mal einfach nicht mehr originell, egal wie glaubhaft es erklärt wird.

Am Ende schafft es die MAGELLAN, wenn auch beschädigt, den Abgrund zwischen den Galaxien zu überwinden. Gerade als sich alle fragen, wie sie die Schäden am Schiff reparieren können, welche die Mannschaft auf der Jagd nach den Spinnen selbst verursacht hat, ereilt ein Hilferuf die MAGELLAN. Es ist kein Geringerer als der Paddler Kalak von der KA-preiswert. Ich hatte gehofft, dass mir dieses peinliche Kapitel aus dem MdI-Zyklus erspart bleibt, leider ist dem wohl nicht so.

Ich bin unsicher, was ich von diesem Jubiläumsband halten soll. Einerseits ist er sehr schön geschrieben, hält große persönlichen Momente für Perry Rhodan & Co bereit und vermittelt eine Aufbruchstimmung, die man in den vergangenen Romanen vermisst hat. Andererseits fehlt mir ein wenig der Hintergrund zum »Warum« und den allgemeinen Umständen nach der Evakuierung. So habe ich trotz der Aufbruchstimmung eher das Gefühl, etwas Unerledigtes zurückzulassen. Ich bin mir jetzt schon sicher, dass eine der nächsten Staffeln den Titel »Suche nach der Menschheit« tragen wird.

Selbstverständlich möchte man mit Band 150 neue Leser anlocken. Aber muss man dafür wirklich die Stammleser vor den Kopf schlagen? Ich bin der Meinung, dass NEO seit Band 149 nicht mehr die Serie ist, die sie war. Und ich kann nachvollziehen, wenn es Leser gibt, die ihr den Rücken kehren. Das hätte ich als normaler Leser vielleicht auch getan, als Rezensent bleibt mir jedoch nur, dass Geschehene zu akzeptieren und mich dem Ungewissen bei PERRY RHODAN NEO zu stellen.

Um jeden Preis

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 149 – »Preis der Freiheit« von Madeleine Puljic

Eine harte Aufgabe stellte man der jungen Autorin für ihren ersten eigenständigen NEO-Roman. Eine Aufgabe, die sie mit Bravour gelöst hat. Das Zusammenfügen der diversen Handlungsstränge gelingt ihr nicht nur mühelos, sondern auch mit Spannung und großer Tiefe.

Perry Rhodan trifft just an jenem Tag im Sonnensystem ein, an dem die Evakuierung der Menschheit durch die Memeter ansteht. Thora und Reginald Bull, sowie die terranische Regierungsspitze haben sich auf die LESLIE POUNDER zurückgezogen und hoffen, das Unfassbare noch abwenden zu können. Als METEORA im System auftaucht und sich um die Sonne legt, um den Spalt im Inneren des Sterns zu schließen, wissen die Menschen zunächst nicht, was passiert. Während Rhodan mit den Memetern verhandelt, um die Evakuierung der Erde zu verhindern, kehrt auch Atlan ins Sonnensystem zurück und attackiert die Halatiumintelligenz. Mit weitreichenden Folgen, METEORA stirbt, die Sonne zerbricht und macht das Weiterleben der Menschheit auf der Erde unmöglich. Rhodan bleibt eine letzte Option, auf das Evakuierungsangebot der Memeter einzugehen. Doch will die Menschheit überhaupt ins Paradies übersiedeln?

Es ist harter Tobak, den uns die Exprokraten in »Preis der Freiheit« präsentieren. Nicht weniger als das Ende der Menschheit droht, zumindest aber die Zerstörung der Sonne und damit auch die Lebensgrundlage jeden Lebens im Sonnensystem. Die Autorin versucht diese Konsequenzen möglichst vielschichtig auszuleuchten, doch es bleibt ihr anhand der Dichte der Handlung kaum Zeit. Es passiert alles Schlag auf Schlag, ob es Atlans Angriff gegen METEORA ist, oder Tuire Sitarehs Versuch den Arkoniden mit dem Zünden der Bujun von seinen Taten abzuhalten. Der Gedanke, Atlan als Gegenspieler auftreten zu lassen, ist überraschend, vor allem weil man kaum etwas über seine Absichten erfährt. Die Glaubwürdigkeit ist an dieser Stelle hauchdünn, da hätte man im Vorfeld mehr investieren müssen. Und sind wir ehrlich, eigentlich ist es doch Tuire der bei NEO die Position einnimmt, die Atlan in der Erstauflage inne hat.
Spannend und mit vielen originellen Details inszeniert die Autorin auch den verzweifelten Kampf von Jason Whistler zunächst gegen das Bakennetzwerk der Memeter und am Ende gegen seinen eigenen Computervirus, der dazu führt, dass einige Menschen sich gegen die notwendige Evakuierung sträuben. Die Autorin beschreibt sehr gut beide Seiten, jene, die dafür und jene die dagegen sind. Wie sie im Kampf gegen das Unvermeidliche dann doch zusammenstehen, um allen Terranern das Überleben zu ermöglichen. In diesem Prozess lösen sich die kleinkarierten Denkweisen von Nationen und Glaubensrichtungen auf und die Beteiligten handeln als gemeinsame Spezies.
Dies wurde von den Exposéautoren bewusst so ausgetüftelt, um eine spontane Einigung zu erzwingen. Ich denke, dass das tatsächlich funktionieren könnte. Dramaturgisch halte ich es jedoch für einen Fehler, weil man den Lesern nämlich genau das nimmt, was sie sich von der Serie erhoffen. Viele von uns waren gespannt, wie der Weg in eine positiven Zukunft aussehen könnte, wollten begierig die Schritte und Rückschritte der Menschen im Einigungsprozess verfolgen. Und jetzt wurde uns der Spaß einfach so genommen.
Man kann es den Expokraten nicht verdenken, dass sie den kurzen Weg gehen, den leichteren. Vielleicht auch, weil man einen solchen Prozess nicht einfach in zehn Bänden beschreiben kann. Überhaupt leidet diese Staffel auch daran, dass zwar viel erzählt, aber wenig gesagt wurde. Es fehlten definitiv weitere Romane, die sich mit den Vorkommnissen auf der Erde beschäftigen, dafür bekamen wir in aller Ausführlichkeit die Gesellschaft der Gurrads präsentiert. Ein Manko, das ich schon beim letzten Roman angeprangert hatte. Es fehlte auch mindestens ein Roman, der Atlans Verhalten erklärt und wie er zu der seltsamen Sphäre gekommen ist, die sich außerhalb der Zeit bewegt und damit nicht einmal von den Memetern angegriffen werden kann. In diesem Zusammenhang fiel auch wieder der Name Mirona Thetin. Ebenfalls ein Punkt, auf den leider nicht weiter eingegangen wird. Ich warte übrigens immer noch auf eine Erklärung aus der letzten Staffel, was aus den Daten wurde, die man aus dem Speicherkristall des Asteroiden geborgen hatte und die Mirona dort deponiert hatte. War da nicht die Rede davon, sie jemandem … zu übergeben?

Madeleine Puljic versucht all das aufzufangen und emotional zu begleiten. Ihre Charakterisierung der Figuren ist nachvollziehbar und glaubwürdig. Thoras Schuldgefühle, weil sie ihre Kinder in Sicherheit weiß, während das Schicksal Millionen anderer in Ungewissheit versinkt, oder Reginald Bull, der unter den Nachwirkungen seines Herzanfalls leidet. Beides ist mit viel Feingefühl und Herzblut geschrieben. Dafür das sie gleichermaßen die Spannung und das Tempo der Geschichte hochhalten kann, und ihr keiner der vielen Fäden aus der Hand gleitet, verdient sie meinen vollen Respekt und machte mir das Lesen dieses NEO-Romans zu einem Vergnügen. Es ist unter anderem ihr Verdienst, dass auf der letzten Seite bei mir ein paar Tränen kullerten, anstatt mich über das Ende zu ärgern.

Denn ich finde, dass sich Rüdiger Schäfer und Rainer Schorm zu einfach aus der Affäre gezogen haben. Es ist immer leichter, die Entwicklung eines fremden Volkes zu beschreiben, als die des Eigenen. Wenn man nicht nur Extrapolieren will, braucht es große Visionen und geduldige Leser, die sich auch langfristig darauf einlassen wollen. Denn die Geschichte einer globalen Vereinigung erzählt sich nicht von heute auf morgen. Für mich geht mit dem Ende der Menschheit auf der Erde der Reiz verloren, der mich schon in den ersten NEO-Bänden gefesselt hatte, die Nähe zur Gegenwart. Es ist einer der Punkte, weswegen mir NEO stets wichtiger und vor allem näher war, als die EA. Jetzt bricht man zwar nach Andromeda auf, aber das interessiert mich persönlich weniger, weil ich den MdI-Zyklus der Erstauflage für völlig überschätzt halte. Viele Fans haben verklärte Erinnerungen daran. Würde sie die Romane heute lesen, ginge viel von der damaligen Faszination verloren.
Mir ist Andromeda nicht so wichtig. Ich hätte lieber mehr darüber gelesen, wie aus der Erde ein geeintes Terra entsteht und aus den Menschen Terraner werden. Die von den Exposéautoren erdachte, brachiale Methode tut mir nicht nur weh, sondern macht mich auch traurig. Denn es ist nur ein weiteres Beispiel dafür, dass wir zu großen Visionen für die Zukunft nicht mehr fähig zu sein scheinen.

Fazit: Ein fulminanter Roman von Madeleine Puljic, die gekonnt Spannung und Emotionen zu einer atemberaubenden Geschichte verwebt. »Preis der Freiheit« ist aber auch ein vorzeitiges Staffelfinale, das der Serie sehr viele ihrer Möglichkeiten nimmt. Schade eigentlich!

Redaktionsschluss

Nicht nur die PR-Tage wirken nach, auch der Redaktionsschluss der SOL beschäftigt mich momentan sehr.

Die letzten Tage habe ich gefühlt 100 E-Mails verschickt. Wahrscheinlich waren es nur zehn am Tag, aber auch das reicht schon. Es frisst unerwartet viel Zeit. Viele Mails waren wirklich wichtig, einige waren Dankschön-Mails an Menschen, die mir Beiträge oder Bilder für die SOL zugesandt haben. In anderen ging es um Internes aus der FanZentrale. Besonders gefreut habe ich mich über eine E-Mail von Thomas Harbach, Profi-Rezensent u. a. bei Robots&Dragons. Er schrieb eine sehr sehr lange Besprechung zu meiner letzten FanEdition in der er lobende aber auch kritische Worte findet. Der Text wird in der SOL 88 im Herbst erscheinen. Und dann lieferte heute noch Rüdiger Schäfer die exklusive Kurzgeschichte für die SOL 87 ab. Leider hatte ich noch keine Zeit sie zu lesen, das wird aber möglichst bald nachgeholt. Zunächst muss ich noch den spannenden Roman von Madeleine Puljic zu Ende lesen und besprechen.

Momentan könnten meine Tage noch ein paar Stunden länger sein, damit ich nicht nur mit Arbeit und SOL-Redaktion beschäftigt bin. Freizeitaktivitäten wie Blog-Schreiben oder gar Fernsehen sind momentan nur eingeschränkt möglich. Zumindest habe ich mir vorgestern und gestern die beiden Sherlock-Folgen ansehen können. Die erste hat mich nicht so ganz überzeugt, da waren zu viele Klischees drin und das Ende war vorhersehbar. Dafür war die zweite Folge der 4. Staffel sensationell gut. Nun freue ich mich schon auf das Finale am nächsten Sonntag.

Und jetzt zurück ins E-Mail Programm. Es warten noch mindestens drei E-Mails darauf beantwortet zu werden.

Das Geheimnis der blauen Bänder

Den Sonntagmorgen in Osnabrück ließen wir entspannter angehen. Nach einem ausgiebigen Frühstück bummelten wir erst weit nach neun Uhr zum »Haus der Jugend«. Einige Fans und auch PR-Redakteur Klaus Bollhöfener waren schon nach dem Frühstück abgereist und so fanden sich weniger Leute in den Con-Räumen ein, als am Tag zuvor. Dafür entdeckte ich Wim Vandemaan, der sich unauffällig unter die Fans mischte, um seinen Programmpunkt zu absolvieren.

Ich hielt am PRFZ-Stand die Stellung und verkaufte fleißig FanEditionen, Dorgon-Romane und die Rüsselmopscomics, damit auch Magnus den Con erleben durfte. Immer wieder kam ich dabei ins Gespräch mit Fans und Aktiven aus dem PR-Forum. Es ist schön die Menschen hinter den E-Mailadressen und Avataren kennenzulernen.

»Kurs 3000« hieß der Programmpunkt zur PERRY RHODAN-Erstauflage und Wim Vandemaan wurde nicht müde, die Fragen der Fans zu beantworten. Ich bekam von draußen nur mit, dass er bis weit hinein in die Mittagspause überzog. Reinhard Habeck bildetete den Abschluss an diesem Tag. Zusammen mit Uwe und meinem Mann packte ich schon mal den Stand zusammen, hängte Poster und Banner ab und räumte Tische beiseite. Als Herbert Keßel im Hauptsaal die Dankesworte sprach und die letzten verbliebenen Fans verabschiedete, war schon alles verstaut, die Kasse gezählt. So dass Herbert die Kartons in den nächsten Tagen nur noch abzuholen braucht.

Wir verabredeten uns noch zum Abendessen, dann verließen mein Mann und ich das »Haus der Jugend«. Wir nutzen das sonnig warme Wetter für einen Stadtbummel, holten uns ein leckeres Eis (Karamell mit Meersalz und Chili-Schokolade) und erkundeten das Geheimnis der blauen Bänder. Die hatten wir schon tags zuvor entdeckt. Sie zogen sich über die Fassaden mehrerer Häuser und der evangelischen Kirche. Keiner konnte uns genau sagen, wozu sie dienten. Joe Kutzner vom TCE gab mir schließlich einen Tipp und wir suchten einen Punkt, an dem die Striche auf den Häusern ein Bild ergeben sollten. Wir wurden tatsächlich fündig. Das Gebilde aus blauen Ringen schälte sich erst mit großem Abstand heraus und symbolisiert wohl die Lutherrose. Es hat jedenfalls mit dem Lutherjahr zu tun und wird noch bis zum Dezember zu sehen sein. Die blauen Linien sind übrigens nicht aufgemalt, sondern nur aufgeklebt. Trotzdem eine tolle Idee, wie ich finde.

Kurz vor 18 Uhr wir trafen uns mit Arndt Elmer und seiner Frau, sowie Herbert und Magnus im Foyer vom Walhalla. Zum Abendessen besuchten wir wieder das Kartoffelhaus. Dort lauschte ich andächtig den spannenden Geschichten von Arndt Elmer über seine Zeit als Autor bei der PERRY RHODAN-Serie. Für mich als Quasi-Neueinsteiger eröffnet sich dabei eine faszinierende Welt und ich bin mir sicher, dass ich nicht die einzige bin, die an so etwas Gefallen findet. Vielleicht wäre das auch etwas für die SOL. Erst weit nach 22 Uhr kam ich an diesem Abend ins Bett.

Zum Abschluss noch mein ganz persönliches Fazit: das ersten Mal lernte ich einen Con aus der Perspektive des Veranstalters kennen, obwohl ich nur eine von vielen Helfern war. Ich möchte mich an dieser Stelle bei all meinen Mitstreitern und Organisatoren bedanken, die den kleinen Con im Norden zu einem schönen Erlebnis werden ließen. Denn die 2. Perry Rhodan Tage in Osnabrück waren ein Con von Fans für Fans. Ein bisschen traurig war ich über die geringe PR-Autorenbeteiligung, die im Gegensatz zu vergleichbaren Veranstaltungen definitiv zu Wünschen übrig ließ. Rüdiger Schäfer konnte aus beruflichen Gründen nicht teilnehmen, hatte aber wenigstens eine Videobotschaft verfasst. Dennis Mathiak hatte wegen Krankheit abgesagt. Kai Hirdt und Wim Vandemaan konnten nur ein paar Stunden da sein und so hielten einzig Roman Schleifer, Uwe Anton und Arndt Elmer an beiden Tagen die Stellung (von den »Jung«-Autoren Dietmar Schmidt und Olaf Brill abgesehen). Daran müssen wir als Veranstalter definitiv noch arbeiten. Vielleicht gelingt es uns beim nächsten Mal mehr PR-Autoren nach Osnabrück zu locken, denn die Stadt ist auch ohne Con eine Reise wert.

Was mich ganz besonders freute, war das Feedback der Fans, die mir gegenüber sehr offen Lob und Kritik an der SOL äußerten. Bereitwillig ließ ich mich von ihren Vorschlägen inspirieren und sammelte viele neue Ideen für die kommenden SOL-Ausgaben. Alles in allem waren es zwei gelungene Tage, die ich unter Gleichgesinnten verbringen durfte und in denen ich den leidigen Alltag für ein paar Stunden ausblenden konnte. Denn dieses Abtauchen ist dann doch das Schönste an einem Con.

Seltsame blaue Bänder …
… werden zu einem optischen Wunderwerk