Ein Jubiläumsband mit Zeitanomalie

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 300 – »Sektor Morgenrot« von Rainer Schorm und Rüdiger Schäfer

Mehrere Hypersignale aus den Magellanischen Wolken treffen die Erde und  in Terrania wächst eine vier Kilometer hohe Stele aus Siliziumkarbid. Ihr entsteigt ein Fremder, der sich Peregrin nennt und ersteinmal für ziemliches Chaos sorgt. Als er von einem unterseeischen Felsplateau ein Signal in Richtung Magellanische Wolken sendet, bricht Rhodan mit der SOL auf, um herauszufinden, was es mit den Signalen auf sich hat.
Kurz vor dem Ziel gerät die SOL in Zeitverwerfungen, die mehreren Besatzungsmitgliedern das Leben kosten und das Raumschiff in große Gefahr bringt. Peregrin kann die SOL und die Besatzung befreien. Urheber der Zeitanomalien ist der Chronopulswall, den die Posbis errichten, ohne nähere Gründe zu verraten. Die SOL kann sich mit einer Nottransition befreien und landet scheinbar im Nirgendwo.

Freunde physikalischer Theorien rund um Zeit, Quanten und Strings werden an dem Roman ihre wahre Freude haben. Es ist schon erstaunlich, wie die beiden Autoren tatsächliche physikalische Theorien mit ihren eigenen Ideen verknüpfen. Damit verblüffen sie mich immer wieder.

Der erste Teil des Romans spielt in Terrania und erzählt auf spannende Weise die Ankunft von Peregrin. Die Motive des Fremden bleiben im ganzen Roman im Dunkeln. Er scheint aber kein Gegner der Menschen zu sein, auch wenn man das anfangs denken könnte. Der zweite Teil spielt auf der SOL und wird vorwiegend aus der Sicht Perry Rhodans erzählt. Hier verlangsamt sich das Tempo der Handlung und es wird vieles erklärt.

Auch ohne zu wissen welcher Autor welchen Teil geschrieben hat – es wurde beim NEO Onlineabend verraten – hätte ich sofort gewusst, dass der erste Teil von Rainer Schorm stammt. Die launigen Dialoge und die ungewöhnlichen Figuren wie der mongolische Busfahrer können nur von ihm stammen. Rüdiger Schäfer gibt im zweiten Teil etwas zu sehr den Erklärbären. Das wird jenen Fans nicht gefallen haben, die es nicht so mit physikalischen Theorien haben. Mich hat’s nicht gestört.

Der Autor hat sich für den Jubiläumsband einen besonderen Fanservice einfallen lassen, in dem er eine tschechische Cosplayerin und ihren Freund zur Nebenfigur des Romans gemacht hat. Die beiden müssen den Autor auf dem Con in Braunschweig im letzten Jahr nachhaltig beeindruckt haben.

»Sektor Morgenrot« ist nicht nur eine Anspielung auf Band 300 der Erstauflage, sondern führt auf spannende Weise PERRY RHODAN NEO in eine neue Epoche. Es gab aber schon packendere Staffelauftakte.

Sightseeing in der Zeitlosigkeit

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 299 – »Planet ohne Zeit« von Rüdiger Schäfer

Alaska Saedelaere erwacht aus dem Koma, in das er bei seiner Notlandung auf dem Mars vor ein paar Wochen gefallen war. Perry Rhodan entkommt aus NATHANS Herz und dem Stasisfeld, welches Erde und Mond nach ihrer Rückkehr ins Solsystem umgibt. Den unsterbliche Zeitträger umgibt eine Aura von 15 Metern, die den Effekt der Zeitlosigkeit kompensiert und ihm die Bewegungsfreiheit verleiht, mit der er sich auf der Erdoberfläche bewegen kann. Dort haben die Wissenschaftler Eric Leyden, Geoffry Abel Waringer und Eric Weidenburn nämlich den Kulminationspunkt des Stasisfeldes entdeckt. Es ist die Stelle, an der Perry Rhodan nach seiner Rückkehr vom Mond einst in der Gobi gelandet war.
Zusammen mit Thora und Alaska bricht Perry auf, um einen Weg zu finden das Feld zu beseitigen und die in der Zeit eingefrorenen Bewohner der Erde zu befreien. Alaska Saedelaere nimmt nach einer Eingebung den F’Atkor mit den Atorakten von der SOL mit.
Kurz vor erreichen ihres Ziels in Terrania wird ihr Shift beschossen und stürzt ab. Die Drei schlagen sich zu Fuß durch Terrania City bis zum Stardust Memorial Center (SMC) durch und werden dabei abwechselnd von einer schattenhaften Gestalt und Schwärmen von Nano-Robotern angegriffen. In einer Blase um das SMC ist das Stasifeld aufgehoben. Die Menschen dort sind verwirrt, es herrscht Chaos, viele sind verletzt, einige sind Unfällen zum Opfer gefallen.

Rhodan erklärt den Sicherheitskräften was passiert ist und geht mit Thora und Alaska ins SMC. Dort trifft er auf die Schattengestalt. Sie entpuppt sich als verwirrte Loowerin die den »Anzug der Distanz« trägt. Wie im Wahn entwendet Saedaelere der Loowerin den Anzug und streift ihn über. Anschließend zerschlägt er den F’Atkor. Die Atorakte reagieren mit ihm und dem Anzug. Als die Loowerin dazwischen gehen will, wird sie von Saedelaere getötet. Danach löst er sich in einem Lichtblitz auf.
Perry und Thora werden ohnmächtig und erwachen Minuten später durch einen Anruf von Reginald Bull. Das Statisfeld um Erde und Mond ist erloschen, hat durch seine sekundären Auswirkungen aber über einhundertdreißigtausend Menschen und Außerirdischen auf der Erde das Leben gekostet. Rhodan spricht auf einer Gedenkveranstaltung und räumt ein, dass das Projekt Laurin und die Rückversetzung ein Fehler war.

Tage später empfängt die SOL ein mysteriöses Signal aus der Richtung der Magellanischen Wolken. Die Region um den Tarantelnebel ist als Sektor Morgenrot bekannt.
Alaska erreicht mit dem Anzug der Distanz einen geheimnisvollen Ort, an dem er auf eine junge Frau mit dem Namen Kytoma trifft.

Ungewöhnlich, ein Staffelabschluss ganz ohne biografische Geschichte und das von Rüdiger Schäfer. Dafür nimmt uns der Autor mit auf Sightseeing-Tour durch Terrania einschließlich eines Besuchs eines Einkaufszentrums. Das ist zwar ganz nett, hemmt aber den Lesefluss. Ich hätte mir gewünscht, Perry Rhodan hätte sich nicht so leicht ablenken lassen. Die Beschreibungen sind in Ordnung, nehmen allerdings überhand, angesichts der brenzligen Situation, in der sich der Unsterbliche und seine Begleiter befinden. Hier hätte ich mir mehr Interaktion mit dem Problem selbst gewünscht. Das wird am Ende schließlich durch Alaska Saedaelere gelöst, der Rhodan offensichtlich immer noch nicht verziehen hat, dass er ihn der Vergangenheit stranden ließ.

Manches fand ich tatsächlich langatmig, anderes wiederum gefiel mir wegen der klugen Dialoge. Die eingestreuten witzigen Begebenheiten, wie Guckys Forderung nach Gebühren für seine Taxi-Tätigkeiten, ließen mich schmunzeln. Dennoch bin ich mit dem Roman nicht einhundertprozentig zufrieden. Das Finale ist schlicht als unspektakulär zu bezeichnen. Da war der Vorgängerroman von Rainer Schorm ein ganz anderes Kaliber. Wäre der nicht gewesen, wäre ich mit dem Staffelabschluss ziemlich unzufrieden.

Mir fehlt die Interaktion mit den Verantwortlichen. Rhodan informiert nur die Polizeikräfte, wendet sich aber nicht an die Politiker, die im Stardust-Tower nebenan residieren. Er spaziert einfach in das SMC ohne zu wissen, was ihn erwartet und was er tun muss. Das wirkt ein bisschen ziellos, so wie der ganze Einsatz. Er vertraut zu sehr auf seine Rolle als Zeitträger. Man kann verstehen, dass er lieber niemanden mitnehmen will, weil es für alle gefährlich ist, wenn sie außerhalb seines »Dunstkreises« geraten, dennoch hätte er vielleicht einen Wissenschaftler mitnehmen sollen.

Der Roman lässt sich zu viel Zeit mit Nebensächlichkeiten, entgegen der Staffel, in der vieles überhastet und gedrängt geschah. Der namensgebenden »Revolution« wurde meiner Meinung nach, zu wenig Raum gegeben. Zwar spricht Rüdiger Schäfer die Überschweren an, die sich nach dem Tod ihrer Anführer aus M13 zurückgezogen haben. Aber das ganze Thema wurde mehr oder weniger in der ersten Hälfte der Staffel abgehandelt. Dabei hätten auch die Erdbewohner allen Grund für eine Revolution, angesichts dessen was ihnen durch das Projekt »Laurin« und die Rückführung der Erde ins Solsystem widerfahren ist. Hier hätte ich mir mehr Protest und mehr Widerstand gewünscht. So lief das Leben während des Rücktransfers offensichtlich einfach weiter. Was letztendlich zu Tausenden von Toten führte, die in abstürzenden Aufzügen und Gleitern gestorben sind oder wegen versagender Technik durch das Stasisfeld.

»Planet ohne Zeit« ist ein durchwachsener Staffelabschluss für eine eher durchwachsene Staffel. Da habe ich schon weit bessere NEOs von Rüdiger Schäfer gelesen. Nun gehts es also in den Sektor Morgenrot. Hoffentlich machen die Expokraten nicht wieder den gleichen Fehler und fertigen das Thema zu schnell ab, weil sie  eine neue Idee haben und mit den Gedanken schon bei der nächsten Staffel sind.

Das Titelbild von Dirk Schulz finde ich spektakulärer als die Geschichte. Es ist definitiv eines der besten der Staffel.

Tock, Tock, Tock

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 298 – »Die Totenuhr« von Rainer Schorm

Ein als Totenuhr bekanntes Insekt hat sich in einem ferronischen Holzkunstwerk niedergelassen und klopft mit seinem Kopf gegen die Innenwände seines hölzernen Gefängnisses auf der Suche nach einem Weibchen. An Bord der ausgeschlachteten CREST II wird es leider nicht fündig werden. Gabrielle Montoya sieht durch das Geräusch bestätigt, dass ihre Uhr abläuft. Sie wartet in der CREST II auf die Rückkehr von Erde und Mond ins Solsystem. Dabei wird die CREST II als Anker dienen und letztendlich vom Erdkern zerdrückt werden.
Das Montoya ihr Leben opfern möchte, ahnt auch Perry Rhodan und fliegt mit einer Explorer Space-Disk und den Piloten Halycon Faulkner, Connor Lamondt und Morena Quispe zur CREST II, um die Freundin umzustimmen. Auf dem Weg dorthin registrieren sie jedoch mehrere Flugkörper, die von einem getarnten Schaltschiff abgefeuert wurden. Da die CREST II hilflos ist, zerstören Rhodan und seine drei Begleiter die Bomben, bevor sie das Schiff zerstören und den »Plan der Vollendung« gefährden können.
Doch die Übeltäterin Ihin da Achran gibt nicht so schnell auf. In ein Medoskelett gehüllt, dringt die gebrechliche Arkonidin in die CREST II ein und manipuliert die Zeitpfütze. Rhodan und Montoya versuchen sie davon abzubringen, doch der Schaden ist angerichtet. Die Rematerialisation von Erde und Mond gerät ins Stocken.
Perry Rhodan bemerkt, dass er als Zeitträger einen positiven Effekt auf den Zeitpfütze hat und taucht in sie hinein. Im Zeitbrunnen auf dem Altiplano auf der Erde taucht er wieder auf und findet die Erde seltsam erstarrt vor. Die Zeit scheint eingefroren und er kann nichts dagegen tun. Eine Blase aus dem Zeitbrunnen zeigt ihm seine drei Freunde Gayt Coor, Doyntscho und Roi Danton aus Naupaum, die ihm etwas sagen wollen. Er begreift: er muss zurück in den Zeitbrunnen, um die Mission zu vollenden. Nach dem nächsten Durchgang kommt er aus dem Zeitbrunnen im Herzen NATHANs heraus. Hier erwartet ihn Marout Kennon. Der Cyborg hilft ihm, Ihin da Achran zu bekämpfen, die Rhodan durch den Zeitbrunnen gefolgt ist. Gemeinsam gelingt es ihnen, sie endgültig im Zeitbrunnen zu versenken.
Derweil helfen Faulkner, Lamondt und Quispe auf der plötzlich aufgetauchten Werft-Plattform der Paddler als Piloten aus. Sie müssen das 15 Kilometer große Schiff möglichst nahe an Erde und Mond fliegen, damit die Paddler mit der Energie aus einem Tesserakt die Bahn und die Achsenneigung der sich materialisierenden Erde stabilisieren können.
NATHANS »Plan der Vollendung« gelingt, Erde und Mond kehren an ihre alte Position zurück und selbst Gabrielle Montoya kann von Mirona Thetin und Auris von Las-Toór gerettet werden. Letztere wurde von Mirona dazu überredet mit deren Schaltschiff von Akon ins Solsystem zu fliegen. Faktor I zerstört des Schaltschiff von da Achran bis auf das Situativ. Dies schenkt sie der, unter der Sternenpest leidenden, Montoya, die das Geschenk gern annimmt und mit Auris von Las-Toór zu den Akonen ins blaue System zurückkehrt.
Perry Rhodan aber muss zurück auf die Erde, um irgendwie das temporale Stasisfeld zu deaktivieren, in dem Menschen, Tiere und Technik gefangen sind.

Xestobium rufovillosum, oder auch gescheckter Nagekäfer, ist der heimliche Protagonist des Romans. Sein Tock, Tock, Tock gibt den Takt vor, dem sich die Geschichte unterordnet. Es passiert vieles parallel, die Kapitel überlappen sich und mitunter weiß man, was als nächstes passieren wird. Diesen stilistischen Kniff führt der Autor zwar strickt durch, fügt dadurch aber mehr Redundanzen in den Roman ein, als notwendig gewesen wären.

Die Geschichte liest sich dennoch glatt und flüssig. Als Exposéautor weiß Rainer Schorm, welche Puzzleteile er miteinander verbinden muss, damit das gewünschte Bild entsteht. Das verleiht dem Roman den Charakter als wäre er aus einem Guss. Die notwendige Spannung entsteht durch die wechselnden Perspektiven der Charaktere. Besonders gut hat mir dabei Gabrielle Montoya und ihre Wandlung von der resignierenden kranken Frau zur kämpferischen Raumschiffkommandantin gefallen, die am Ende noch eine zweite Chance erhält.

Es ist ausgerechnet Mirona Thetin, die die Situation rettet und sich sehr menschlich verhält. Woher sie jedoch von der Freundschaft zwischen Montoya und Las-Toór wusste, wurde leider nicht geklärt. Ebenso nicht, wie Ihin da Achran an die Information über die Zeitpfütze kommt. Wahrscheinlich waren die Informationen auf dem Speicherstick gespeichert, den sie im letzten Roman dem Akonen Harkon von Bass-Teth entwendet hatte. Zumindest reime ich mir das so zusammen.

Für eine Überraschung sorgen die Paddler von der PE-hilfreich durch ihr plötzliches Auftauchen. Pelok der Jüngere opfert einen Teil seiner Crew bei NATHANs »Plan der Vollendung«. Da muss schon eine besondere Verbindung existieren, wenn sich die freien Händler vom Mondgehirn so vor den Karren spannen lassen. Ebenso die Posbis, die mit dem Tesserakt und den Umbauten auf der Werft-Plattform ihren Teil zu dem Plan beigetragen haben.

Zumindest ist das Schicksal der Puffmutter da Achran nun endgültig besiegelt. Sie löst sich buchstäblich im Nichts aus, nicht jedoch ohne zuvor von Natalie Rhodan auf den Boden der Tatsachen geholt zu werden. Einige der Aussagen die die Schwester der Tiefe von sich gibt, geben zu denken. So ist Symaios wohl etwas, dass die Schwesternschaft fehlinterpretiert hat. »Die Evolution macht keine Fehler, sie schafft Realitäten. Diesen Vorgang steuern zu wollen, ist absurd. Die Physik reagiert nicht auf soziologische Vorstellungen. Physik kann man nicht …überwinden.« Diesen Absatz sollten sich auch einige Politiker und Aktivisten in unserer Gegenwart zu Herzen nehmen.

»Die Totenuhr« ist nicht nur ein real existierender Käfer, sondern ein lesenswerter Roman, der sich erfreulich positiv vom Rest der durchwachsenen Staffel abhebt. Rainer Storm schafft es die komplizierten Vorgänge rund um die Versetzung von Erde und Mond ins Solsystem spannend und zugleich verständlich zu erklären. Allerdings nehmen die Verantwortlichen leichtfertig ein ziemliches Risiko für die Bevölkerung in Kauf. Ich glaube nicht, dass ich freiwillige während des Austauschs auf der Erde geblieben wäre. Da wird anschließend wohl noch einiges aufgearbeitet werden müssen.

Die Pad-Seuche und andere Merkwürdigkeiten

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 297 – »Die Stunde des Protektors« von Lucy Guth

Protektor Reginald Bull ist ein geschasster Mann. Durch seine Rolle während der Besatzung durch die Gon-Mekara wird er immer wieder von den Marsbewohnern beleidigt und angefeindet. Doch als eine seltsame Krankheit die Bevölkerung befällt, wird alles noch viel schlimmer. Die PAD-Seuche bringt Menschen dazu zwanghaft irgendwelche sinnlosen Dinge zu tun. Schnell bricht Chaos über Bradbury Central und den Rest des Mars’ herein. Als selbst die Regierungsvertreter, allen voran Bulls Gefährtin Stella Michelsen – die Administratorin der TU – erkrankt, sieht er sich mit einer schier ausweglosen Situation konfrontiert.
Hilfe kommt von den Altmarsianern in Person von Amber Hainu. Sie konnte den Akonen Harkon von Bass-Teth mit Hilfe einer Sandrose von den Amöbophagenresten befreien, die die PAD-Seuche auslösen. Die Sandrosen benötigen dazu aber eine spezielle Lebensenergie, die nur Reginald Bull durch seine Unsterblichkeit liefern kann. Ein Einsatz der ihn aber das Leben kosten könnte.
Um alle Infizierten in der Lokalen Blase zu heilen, reisen Bull, Bass-Teth und Hainu in die Wüste zu einem unterirdischen Rosengarten. Hier soll Bull die Sandrosen aufladen, damit sie die heilende Hyperstrahlung aussenden können. Das wäre einfach, wenn ihnen nicht eine rachsüchtige Ihin da Achran auf den Fersen wäre, die die Heilung verhindern und Bull sterben sehen möchte.
Der Angriff der alten Arkonidin in einem ferngesteuerten Exoskelett misslingt, die Sandrosen-Strahlung lässt alle Amöbophagen innerhalb der Terranischen Union absterben. Amber Hainu findet den Tod, indem sie Reginald Bull rettet. Harkon von Bass-Teth wird schwer verletzt. Seine Kleinpositronik mit wertvollen Codes fällt da Achran in die Hände, die sie sicher gegen die Menschen einzusetzen weiß.

Wer sich die Zusammenfassung durchliest, wird sich fragen, wo hier die Science Fiction ist. In der Tat wirkt der Roman stellenweise eher märchenhaft. Die Magie der Altmarsianer bleibt nebulös und Bulls Vision, wie die Welle der Hyperstrahlung über die Kolonien hinwegfegt, ist schon sehr phantastisch. So etwas ähnliches gab es schon mal mit Ernst Ellert, wobei es bei ihm durch seine spezielle Mutantenfähigkeit glaubwürdiger klang.

Mir gefiel schon in Lucy Guths NEO 277 »Die schlafende Göttin« die Irrfahrt durch die marsianische Wüste und deren Höhlensysteme nicht sonderlich. Hier zog sich die Expedition zum Glück nicht ganz so lang hin. Ich bin aber nach wie vor irritiert darüber, woher all die Flora und Fauna auf dem Mars kommt, der ja bisher nur zu einem kleinen Teil terraformt wurde.

Die Lösung des Amöbophagen-Problems ist wie gesagt recht phantastisch. Da hätte ich mir eine bodenständigere Erklärung gewünscht. Auch nicht richtig beschrieben wurde, wieso sich die Amöbophagen plötzlich auf allen Kolonien ausbreiten konnten. Und warum die PAD-Seuche manche früher und manche später ereilt, wenn doch die Strahlung der Pestblase von Rumal dafür verantwortlich ist. Diese traf den Planeten auch in einer Welle. Das alles hätte genauer erklärt werden müssen. Und überhaupt: Warum hat Bull eigentlich keinen Zellaktivator mehr und seit wann ist der weg? Das war mir nicht mehr in Erinnerung.

So richtig verstehe ich nicht, was Ihin da Achran antreibt. Sie gibt Perry Rhodan die Schuld, dass Arkon jetzt eine Republik ist und will sich an ihm rächen, indem sie seinen besten Freund tötet. Hm! Ein etwas vages Motiv.

Apropos Perry Rhodan, der schaut mit der SOL zwar kurz vorbei, aber überlässt das durch die PAD-Seuche ausgelöste Chaos seinem Freund Reg Bull. Zwar bleiben Sud und Gucky auf dem Mars zurück und letzterer rettet Bull und Bass-Teth am Ende vor dem sicheren Tod, aber für viele Marsianer werden die Auswirkungen der Seuche, das Ende bedeutet haben. Es stellt sich die Frage: was für die Besatzung der SOL wichtiger gewesen sein könnte, als die Katastrophe auf dem Mars. Und ist es sinnvoll die Erde zu einem Zeitpunkt ins Solsystem zurückzubringen, in dem eine Seuche ausgebrochen ist? Fragen, die in den nächsten Romanen hoffentlich beantwortet werden.

Nach all der Kritik möchte ich eine Lanze für die Autorin brechen. Ohne deren lebhafte und gefühlvolle Charakterisierung von Reginald Bull und die witzigen kleinen Einschübe, hätte ich mich mit dem Roman sehr viel schwerer getan. Mit ihrem Erzählstil gelingt es ihr eine ziemlich weit hergeholte Geschichte mit Leben zu füllen und befriedigend an den Mann beziehungsweise die Frau zu bringen.

»Die Stunde des Protektors« ist nichts für Fans von Hard-SF, beendet aber das Amöbophagen-Problem und liefert eine sehr glaubhafte Charakterisierung von Reginald Bull.

Noch ein Gedanke zum Titelbild: Geht es nur mir so, oder sieht auf dem Titelbild noch jemand Ed Mercer von der Orville liegen?

Am Ende der Monarchie

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 296 – »Facetten der Revolution« von Roman Schleifer

Atlan und Perry Rhodan begeben sich wieder nach Arkon I. Im Geheimen versuchen sie erneut mittels eines 5-D-Impulses, die Amöben in den Köpfen der arkonidischen Adligen absterben zu lassen. Nach mehreren gescheiterten Versuchen gelingt es ihnen, doch sie werden von Leticrons Nachfolger Maylpancer entdeckt. Trotz Perry Rhodans Einwand tötet Atlan den Überschweren.
Zur gleichen Zeit versammeln sich um den Kristallpalast Millionen Essoya um gegen den Adel und die Monarchie aufzubegehren. Ihr Anführer Akkren Shenn, alias Gracchus, hält eine flammende Rede für die Demokratie. Atlan und Rhodan fliegen hin, um ein Blutbad zu vermeiden. Als Shenn Atlan entdeckt, versucht er ihn in die Rolle des Imperators zu zwingen, um sich selbst der Verantwortung zu entziehen. Doch Atlan kontert, ruft das Ende der Monarchie aus und setzt Shenn als Volkstribun ein, mit der Aufgabe Arkon in eine Demokratie zu verwandeln.

Jahre zuvor wird Rashim Haalew von Ihin da Achran gezwungen eine Widerstandsorganisation aufzubauen. Sie erpresst den Essoya mit dem Versprechen, dessen kranke Zwillingsschwester Sambra zu heilen. Rashim gehorcht und liefert später nach und nach Mitglieder seiner Organisation ans Messer, nur damit seine Schwester normal leben kann. Vom schlechten Gewissen getrieben, übergibt er den Widerstand schließlich an Akkren Shenn, der ihm das Geld für die endgültige Heilung seiner Schwester schenkt. Doch es ist zu spät. Sambra, die nicht will, dass Arkoniden für ihre geistige Gesundheit sterben müssen, begeht Selbstmord.

Ich habe mich mit diesem Roman in mehrfacher Hinsicht schwergetan. Zum einen wollte ich dem Autor, den ich gut kenne, nicht auf die Füße treten, zum anderen werde ich nach wie vor nicht mit den Geschichten um Arkon und die Arkoniden warm. Als ich das Manuskript zum Testlesen erhielt, kam ich bis zur Hälfte, dann brach ich ab. Mich überzeugte weder die Geschichte um Atlan und Rhodan, noch die um das Geschwisterpaar. Um diese Besprechung schreiben zu können, habe ich mich regelrecht durch diesen NEO quälen müssen.

Für mich funktioniert das Ganze nicht. Hier geht alles viel zu schnell und die Revolution wird meiner Meinung nach nicht überzeugend geschildert. Wenn die Essoya 15.000 Jahre alles erduldet haben, warum fangen sie gerade jetzt an zu revoltieren? Da fehlt der Auslöser. Ist es, weil Ihin da Achran es Rashim befiehlt? Damit hätte sie eigentlich nur das ausgelöst, was sie eigentlich verhindern wollte. Wenn eine Diktatur so lange besteht – echte Diktaturen sind übrigens sehr stabil, im Gegensatz zu totalitären Regimen – braucht es schon einen sehr starken Auslöser, um Widerstand zu erzeugen. Der könnte zum Beispiel die Besatzung durch Leticron gewesen sein. Wenn seine Truppen nämlich so brutal gegen die Essoya vorgegangen sind, wie gegen die Terraner oder die Ferronen, wäre das ein Faktor, der das Fass zum Überlaufen gebracht hätte. Hier hätte man argumentieren können, dass die Adligen das einfache Volk nicht mehr beschützen. Denn das wäre ein guter Grund für die langlebige friedliche Koexistenz gewesen, frei nach dem Moto: »Ich diene dir, wenn du mich beschützt.« Mit dem Wegfall dieses Schutzes hätten sich die Lebensbedingungen der Essoya so verschlimmert, dass es plötzlich zu Revolten gekommen wäre. Dies wird mir aber nicht gezeigt. Stattdessen konzentriert sich alles nur auf den Adel, mit dem die Essoya aber seit Jahrhunderten irgendwie zusammengelebt haben, ohne das sie es störte.

Ein weiteres Problem ist, dass sich die Überschweren plötzlich einfach in Luft aufzulösen scheinen. Hey, dass sind brutale Besatzer und wie Maylpancers Putsch gegen Leticron deutlich gezeigt hat, war das ein totalitäres Regime. Dem kann man nicht einfach den Kopf abschlagen und dann ziehen alle den Schwanz ein. So funktioniert das nicht. Da kommt der nächste Emporkömmling und macht im Zweifelsfall alles und jeden platt. Daher ist gerade dieses Machtvakuum das Maylpancers Tod hinterlässt, extrem gefährlich. Rhodan weiß das offenbar, Atlan hätte das auch wissen müssen. Warum kümmert er sich nicht zu allererst darum? Nun, weil den Autoren das offensichtlich nicht eingefallen ist. Sorry, aber das funktioniert hinten und vorn nicht. Ich empfehle an dieser Stelle allen Beteiligten und jenen, die wirklich glauben, so funktioniere ein gesellschaftlicher Umsturz, sich »Star Wars: Andor« anzusehen. So geht Widerstand und Revolution. Die Serie ist so brillant erzählt, das ich nun offensichtlich zu verwöhnt bin.

Die Geschichte mit den Zwillingen war nett, hat mich aber nicht berührt. Es gab einige überraschende Plott-Twists, die herausragen und die mich milde stimmen. Auch die kleinen Einschübe, über terranische Cupcakes nach einem Rezept von Renate Gruber aus Wien, den Batery Park (angelehnt an einen Song von Metallica) sowie der Service an diverse Fans, die ihre Namen im Buch wiederfinden werden. Das alles war durchdacht und gut umgesetzt. Überzeugt hat mich auch das offenen Ende, bei dem eben nicht feststeht, ob es nur ein Selbstmord oder ein Doppelselbstmord ist. Das mag sich jeder selbst ausmalen.

Roman Schleifer hat sich viele Gedanken gemacht, welche Geschichte er mit dem Geschwisterpaar erzählen möchte. Sie steht aber im Grunde losgelöst von der Haupthandlung. Akkren Shenn und eine zerstörte Statue sind die einzigen verbindenden Elemente, wobei ich beim Autor nachfragen musste, wann die Handlung um Rashim und Sambra eigentlich spielt. Shenn ist im Roman 18 Jahre alt. Laut Aussage des Autors hat er den Widerstand übernommen, da war er 16, also 2106. Es wird zwar an einer Stelle erklärt, dass sein Gehirn manipuliert wurde, damit er die Reife hat. Aber so richtig überzeugt, hat mich das nicht. Im Prolog lesen wir ein Gespräch zwischen Theta (Imperatrice Empton V.) und Ihin da Achran. Das muss vor 2089 gewesen sein. Torgen Shenn kam nach dem Sturz der Imperatrice 2090 nach Arkon. Sein Sohn wurde irgendwann danach geboren. Wir schreiben aktuell das Jahr 2108 oder vielleicht schon 2109. Das ist dann aber schon sehr knapp. Sambras Unfall muss noch in die Zeit der Imperatrice fallen und lässt mich überlegen, ob Ihin da Achran selbst vielleicht den Unfall ausgelöst hat, um Rashim später zu erpressen. Aber das wäre dann doch zu weit hergeholt.

Roman Schleifer schreibt wie immer Lehrbuchmäßig. Man merkt, dass er viel gelesen hat und sich auskennt. Er arbeitet die Plotpoints genauso ab, wie die stilistischen Regeln. Zum Beispiel nehmen die Protagonisten ihre Umgebung mit allen Sinnen wahr, also nicht nur mit sehen oder hören, sondern auch durch riechen, schmecken oder fühlen. Das sind Dinge, die man bei Schreibseminaren zu allererst lernt. Die Szenen des Romans sind gut ausgearbeitet, ebenso wie die Charakterbeschreibung. (Wobei Atlan ein wenig, wie der Atlan aus der Erstauflage agiert.) Das ist alles wie aus dem Lehrbuch und daran ist nichts auszusetzen. Es reicht mir aber nicht. Mir klingt das einfach zu perfekt und zu glatt. Eine Geschichte muss mich berühren. Rüdiger Schäfer schafft es bei fast jedem NEO mich zu Tränen zu rühren. Bei »Facetten der Revolution« musste ich das trotz der eigentlich tragischen Geschichte der Zwillinge nicht, im Gegenteil. Ich fühlte mich von der Schwester und ihrem Verhalten eher abgestoßen. Das las sich unangenehm. Wobei Abneigung auch eine Gefühlsregung ist und damit legitim. Man muss sich bei einer Geschichte nicht immer nur wohlfühlen.

Staffelfazit: Wir schreiben die Mitte der Staffel und Arkon ist nach 15.000 Jahren plötzlich eine Demokratie, die Überschweren spielen keine Rolle mehr und Ihin da Achran fliegt ins Solsystem, da sich dort offensichtlich wieder etwas zusammenbraut. Ich frage mich: Was soll da noch kommen?

»Facetten der Revolution« ist ein unbequemer Roman, der mich sehr gefordert hat. Ich kann mich leider den euphorischen Besprechungen anderer Rezensenten zu nicht anschließen, möchte aber den Schwarzen Peter nicht dem Autor zuschieben, sondern an die Exposé-Autoren weiterreichen. Die Geschichte einer Revolution ist zu komplex, um sie von einem Debütanten erzählen zu lassen. Nichts gegen Roman Schleifer, der sein schriftstellerisches Können bereits bei mehreren Miniserien und STELLARIS-Geschichten bewiesen hat, aber das ist sein erster NEO und bekanntlich liest er die Serie nicht. In meinen Augen wäre es die Aufgabe der Exposé-Autoren gewesen, diese wichtige Geschichte zu erzählen.

Leticrons Fall – Ein Bösewicht wird entsorgt

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 295 – »Blut und Spiele« von Marlene von Hagen

Kurz vor Vollstreckung der Infiniten Todesstrafe wird Perry Rhodan von einer Gruppe Widerständler um den Arkoniden Gracchus befreit und nach Arkon III gebracht.
Doch Leticron kann ihn aufspüren und jagt ihn durch ein Tunnellabyrinth, welches die Unterwelt von Arkon III durchzieht. Mehrmals entgehen Rhodan und seine beiden Begleiterinnen dem Tod, bis sie von Gracchus Leuten gefunden und an die Oberfläche gebracht werden.

Hier kommt es zum finalen Showdown mit Leticron, dessen neue Rüstung den Überschweren unbesiegbar zu machen scheint. Atlan und Gucky kommen Perry Rhodan zu Hilfe, als er zu scheitern droht. Während Gucky den Terraner in Sicherheit bringt, stellt sich Atlan Leticron entgegen. Der Arkonide kann den Ersten Hetran und amtierenden Imperator nur deshalb besiegen und töten, weil Leticrons Stellvertreter Maylpancer die Rüstung manipuliert hat. Dieser ernennt sich gleich darauf zum neuen Ersten Hetran.
Perry Rhodan, Atlan, Gucky und die Widerständler flüchten in einem Lurchähnlichen Gefährt, das Eric Weidenburn entwickelt hat zu dessen Schiff. Mit Hilfe der STAC können sie aus dem Arkonsystem fliehen und auf die SOL zurückkehren. Hier erfährt Atlan, das Eric Weidenburn sein Sohn ist. Bei der anschließenden Beisetzung von Atlans Vater auf einem Bruchstück der Elysischen Welt, verschwindet auf mystische Weise Atlans Zellaktivator. Die Beteiligten vermuten, das Nathalie Rhodan, dem Arkoniden zur finalen Unsterblichkeit verholfen hat, wie zuvor Perry und Thora.

Der König ist tot. Es lebe der König! So oder so ähnlich lautet das Motto dieses Romans. Leticron ist Geschichte und sein Nachfolger wird es wohl auch bald sein. Dafür, dass diese Figur lange aufgebaut wurde, ging mir das zu schnell und zu glatt. Außerdem ist von dem durchaus intelligenten und überlegenen Widersacher, als der er eingeführt wurde, nicht mehr viel übrig. Leticron verhielt sich in den letzten Romanen eher dumm und größenwahnsinnig. Das hatte nichts mehr mit dem gefährlichen Feind zu tun, der er einmal war.

In Erinnerung bleiben wird mir der Roman durch seine Brutalität. Allein die detaillierte Beschreibung der tödlichen Schaukämpfe und der Infiniten Todesstrafe war grenzwertig. Da gab es bereits andere Romane, die wegen solcher Szenen eine Triggerwarnung bekommen haben. Hier trifft es die Leser unvorbereitet.

Worauf überhaupt nicht mehr eingegangen wurde – in keinem der vergangenen Romane – ist, was Alaska Saedelaere über Leticron berichtet hatte. Nämlich, dass der Überschwere Angst vor etwas mit dem Namen »Symaios« hat, das angeblich die Milchstraße und das ganze Universum bedroht. Deshalb ist die SOL überhaupt nach Arkon geflogen. Nun heißt es plötzlich wieder: »Ihr müsst unbedingt zurück ins Solsystem, da braut sich was zusammen.« Ja, was denn nun? Tut, mir leid, aber dieses Hin und Her ist nicht zielführend und auch nicht logisch. Ich befürchte fast, dass hier selbst die Exposé-Autoren nicht mehr recht durchblicken.

Was den Rest des Romans angeht, so gibt sich die Autorin Mühe, den Figuren auf der Hetzjagd durch die Geschichte Leben einzuhauchen, was ihr auch meistens gelingt. Gucky ist so ein positives Beispiel. Kerlons Tod am Anfang fand ich unnötig, ebenso die Konfrontation mit den phantastischen Wesen im Untergrund. Dieser Teil der Geschichte wirkte für mich aufgesetzt und nicht der Handlung zugehörig. Das schräge Gefährt von Eric Weidenburn eingeschlossen. Mal davon abgesehen, dass man sich fragt, wie der junge Mann, so ganz alleine, den »Lurius« in so kurzer Zeit hat entwickeln und bauen können. Sorry, aber das sind mir ein paar Zufälle zu viel.

Der finale Kampf erinnert an eine Schlacht aus einem Marvel-Film. Wobei ich froh bin, dass Atlan ihn zumindest selbst bestreitet. Der Arkonide hätte übrigens von Anfang an die Hauptfigur des Romans sein müssen. Es hätte die Unterstützung durch die Essoya erklärt. Perry Rhodan ist auf Arkon bestenfalls ein bekannter Name, aber ob sich Arkoniden (egal ob Essoya oder Adlige) für einen Terraner opfern würden, ist doch sehr fraglich. Während Atlan der legitime Nachfolger des Imperators ist und eine ganz andere Stellung unter den Arkoniden hat.

Am Ende wird die Geschichte sehr rührselig, leider nicht so tiefgehend und echt, wie das bei den Romanen von Rüdiger Schäfer der Fall ist, sondern eher plump. Das hatte fast schon etwas von PERRY RHODAN-Romance. Ohne das negativ zu bewerten – mir gefällt sowas – kann ich mir jedoch gut vorstellen, dass vielen NEO-Lesern, diese Art der Intimität nicht schmecken wird.

Während Eric Weidenburn der Sohn von Atlan und Mirona Thetin ist, handelt es sich bei Gracchus um den Sohn von Torgen Shenn. Der Sohn eines Norwegers und einer Arkonidin war einst Leiter der Arkon-Mission der MAGELLAN, bevor er terranischer Botschafter auf Arkon I wurde. Sein Verhältnis zu Perry Rhodan galt als schwierig. Sein Sohn ist wahrscheinlich deshalb neugierig auf Rhodan. Was vielleicht der Grund dafür ist, weshalb der arkonidische Widerstand Rhodan so selbstlos unterstützt. Wobei das für mich, allerdings ein sehr sehr dünnes Argument darstellt.

Wer auf Gewalt und rasante Action steht, dem wird »Blut und Spiele« gefallen. Wer gehofft hatte, Leticron noch einmal als klug handelnden Bösewicht zu erleben, wird von seinem plötzlich Ableben enttäuscht sein. Von der Lösung von Atlans Zellaktivator-Problem allerdings auch. Schwamm drüber!

Sherlock aus Andromeda

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 294 – »Weidenburn« von Rüdiger Schäfer

Eric Weidenburn ist ein hochbegabtes Kind, dessen Eltern von Piraten vor seinen Augen ermordet werden. Er nutzt seine Intelligenz, um den Piraten zu entkommen und die Firma seines Vaters zu übernehmen, obwohl er erfährt, das er adoptiert wurde. Innerhalb von wenigen Jahren wird er zum reichsten Thetiser in Andromeda. All sein Geld steckt er in das, was ihn am meisten fasziniert – die Wissenschaft.
Er lässt mit der STAC das modernste Raumschiff Andromedas bauen und fliegt damit durch den Leerraum zur Milchstraße. Sein Ziel – der Beweis seiner Theorie des »Spiritually Triggered Array of Completeness« und der Wunsch seine leiblichen Eltern zu finden.

Er besucht die Erde und die Terranischen Kolonien und ist von der Menschheit und besonders von Perry Rhodan beeindruckt. In M 13 verliert er jedoch bei der Untersuchung eines zehntausend Jahre alten arkonidischen Forschungsstützpunkt die komplette Crew der STAC durch eine Infektion mit Amöbophagen. Er wird von den Überschweren gerettet und zu Leticron gebracht. Dieser ringt Eric Weidenburn das Versprechen ab, für die Exemplarische Instanz zu arbeiten und stellt ihm alle Mittel zu Verfügung.
Eric ist unschlüssig, was er tun soll, bis er in den Nachrichten auf Arkon den Namen Perry Rhodan hört.

Rüdiger Schäfer ist ein Meister der Biografien. Er hat im Laufe der vergangenen 200 Bände seit seiner Übernahme der Exposésteuerung für NEO schon viele solcher exzellenten biografischen Werke abgeliefert. Dieses Mal beschreibt er den geheimnisvollen Weidenburn, der nicht nur in Andromeda, sondern auch auf der Erde seine Strippen zieht, sowohl in wirtschaftlicher als auch politischer Natur.

Das achtzehnjährige Wunderkind erinnert mich stark an den von Benedict Cumberbatch verkörperten Sherlock Holmes aus der TV-Serie »Sherlock«. Überdurchschnittlich intelligent aber ohne Gespür für soziale Interaktionen. Das macht natürlich neugierig darauf, wer seine Eltern sein mögen. Ich bin fast sicher, dass es sich dabei um Atlan und Mirona Thetin handelt, weiß aber nicht, ob die Liduurische Genstruktur sich tatsächlich so stark von der der Thetiser oder Arkoniden unterscheidet. Möglicherweise hat da noch eine dritte Partei ihre Finger im Spiel. Vielleicht wurde er als Fötus genetisch aufgewertet, während er in einer künstlichen Brutkammer auf Esphar heranwuchs. Den Schwestern der Tiefe oder Es wäre das durchaus zuzutrauen.

Stilistisch ist der Roman interessant aufgebaut. Die drei Handlungstränge spielen zu unterschiedlichen Zeiten. Es beginnt mit der Zerstörung des Forschungstützpunktes in M 13 im September 2108 und geht weiter mit dem, was einen Monat zuvor passierte. Unterbrochen wird die Erzählung von Erics Erinnerungen, welche die Jahre 2095 bis zur Entdeckung der Forschungsstation der Arkoniden abdecken. Da die Kapitel mit entsprechenden Datumsangaben ausgestattet sind, kann man der Erzählung aber leicht folgen.

Am Ende musste ich allerdings doch die Stirn runzeln. Weidenburn wird auf Perry Rhodan aufmerksam, nachdem dieser festgenommen wurde und ihm die Hinrichtung droht. Wenn ich davon ausgehe, dass der geheimnisvolle Gracchus aus Band 292 und Eric Weidenburn ein und die selbe Person sind, dann muss Weidenburn Perry Rhodan schon vor seiner Verhaftung begegnet sein, nämlich als Atlan, Rhodan und Ihin da Achran auf Arkon III in der Kommunikationsstation festsaßen.

Rüdiger Schäfer stellt mit »Weidenburn« eine neue ungewöhnliche Figur vor, die uns in den nächsten Romanen sicher noch häufiger begegnen wird. Dieser und der vorherige Roman von Rainer Schorm haben mich mehr fesseln können, als die Geschichten rund um Atlan und das Arkonidische Imperium.

Lunarer Thriller

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 293 – »Der Plan der Vollendung« von Rainer Schorm

Die Hyperinpotronik NATHAN auf dem Erdmond plant nach sechs Jahren die Rückversetzung von Erde und Mond aus dem Akonsystem ins Solsystem. Doch nicht jedem Erdbewohner gefällt das. Viele haben mit den Akonen auf Drorah oder Terra Familien gegründet. Manche fühlen sich hinter dem blauen Schirm, der das Akonsystem einschließt, sicher. Andere wiederum haben Angst, dass die Versetzung erneut in einer Katastrophe enden könnte. Bei einer Befragung stimmen dennoch 68,2 Prozent der Bevölkerung für eine Rückkehr ins Solsystem. Nur die Kinder, die bei der Versetzung vor sechs Jahren noch klein waren oder die erst danach geboren wurden, dürfen nicht abstimmen.
Auf der anderen Seite sind auch die Bewohner des Mars und der Kolonien der Terranischen Union nicht glücklich über den Umstand, dass die Erde wieder ihre dominierende Stellung einnimmt. In der Folge formieren sich diverse Widerstandsgruppen allen voran die »New Roots«, die durchaus militant für ein Verbleiben von Erde und Mond im Akonsystem eintreten.
Eine andere Gruppe scheint hinter Anschlägen zu stecken, die auf das Mondgehirn NATHAN verübt werden. Direkt davon betroffen ist der Technoläufer Sinclair Marout Kennon. Während eines der Anschläge verschmilzt der körperlich Beeinträchtigte mit seinem Pflege-Posbi Bee und wird zu einer Art Cyborg. Mit Hilfe seiner neuen Fähigkeiten kann er besser auf die Anschlagsserie reagieren und wird nach dem gewaltsamen Tod des Chefs der Lunaren Abwehr kurzerhand zu dessen Nachfolger ernannt. 
Die Angreifer nutzen akonische Halbraumtechnologie, um unbemerkt innerhalb der Hyperinpotronik Bomben zu legen und das Forschungsschiff HELIOS sowie die CREST II anzugreifen. Zu spät bemerkt Kennon, dass dies alles nur der Ablenkung dient und die Selbstmordattentäter es eigentlich auf den Zeitbrunnen in NATHANS Herz und die Zeitpfütze in der CREST II abgesehen haben. Beides ist für NATHANS Plan der Vollendung zwingend notwenig.
Laura Bull-Legacy, Leibnitz mit der Posbi Monade und Margret Steinfall, die mit der HELIOS aus dem Solsystem gekommen ist, verteidigen die Zeitpfütze auf der CREST II. Während Kennon zusammen mit dem Imarter Rascal Woolver und einer Gruppe Posbi versucht, die Attentäter daran zu hindern eine Fusionsbombe in der Nähe des Zeitbrunnens innerhalb NATHANS zu zünden. Es gelingt ihnen gerade so, eine Katastrophe zu verhindern. Die Bombe hätte den Mond zerstören und die Erde stark in Mitleidenschaft ziehen können.
Als Drahtzieher hinter den Anschlägen kann der marsianische Botschafter auf der Erde, Thatcher a Hainu, identifiziert werden. Die CREST II wird ins Solsystem vorausgeschickt, um als Anker zu dienen, damit die Erde ihre alte Position im Sonnensystem wieder einnehmen kann. Das Schiff soll geopfert werden. Die unheilbar erkrankte Kommandantin Gabrielle Montoya beschließt, zusammen mit ihrem Schiff unterzugehen.

Die Länge der Handlungszusammenfassung verdeutlicht wie viel erzählerisches Potenzial in dem Roman von Rainer Schorm steckt. Der Autor verknüpft Informationen aus den letzten 200 Romanen, um die technischen Vorgänge der Rückversetzung zu erklären. Da wird der eine oder andere Neueinsteiger Schwierigkeiten haben, es zu verstehen. Der Politthriller ist unheimlich spannend und eine willkommene Abwechslung in der von den Arkoniden beherrschten laufenden Staffel. Auch wenn ich nicht alle technischen Details verstanden habe, mit denen der Autor die Handlungen der Attentäter und das Entstehen des »Cyborgs« Sinclair Marout Kennon erklärt. Er weiß mich vor allem durch die Argumentationen der beiden Bevölkerungsgruppen zu fesseln.

Gehen oder Bleiben – ist in dem Fall eine sehr weitreichende Entscheidung, die gut durchdacht sein will. Schließlich trennen Sol- und Akonsystem 34.000 Lichtjahre. Die Einzelschicksale muss der Autor nicht mal beleuchten. Man kann sie sich lebhaft vorstellen, die Akonen und Terraner, die nun von einer der beiden Welten Abschied nehmen müssen, ohne zu wissen, wann sie sie wiedersehen werden. Nicht zu vergessen, die Familien die zerrissen werden oder die Freundschaften, die plötzlich durch eine Kluft von Zehntausenden Lichtjahren auf eine schwere Probe gestellt werden.

Andererseits sind die politischen Auswirkungen in der Terranischen Union ebenfalls nicht zu verachten. Das alles weiß Rainer Schorm sehr überzeugend anzusprechen, ohne dass er die Meinung einer Gruppe priorisiert. Das Für und Wider der Versetzung und die Spaltung der Gesellschaft ist der eigentliche Kern des Romans. Das wird absolut nachvollziehbar abgebildet. Noch vor drei Jahren hätte ich mich auf die Seite der Terransichen Regierung geschlagen und die Rückkehr für alternativlos gehalten. Nach drei Jahren Pandemie bin ich sensibler geworden, was das Berücksichtigen von abweichenden Meinungen betrifft. Jeder hat das Recht, das seine Ängste und Meinungen ernstgenommen werden. Dieses Gefühl vermittelt der Autor meisterhaft. Chapeau!

So ganz ohne Kritik geht es aber dann doch nicht. Geärgert habe ich mich über die Dummheit, dass man mal wieder »landen« muss. Mal davon abgesehen, dass die Landung eines Kugelriesen wie der CREST II ohnehin wenig sinnvoll ist, ist sie in diesem Fall absolut fahrlässig. Es gibt keinen Grund, warum das Schiff auf dem Mond landen muss. Letztendlich aktiviert NATHAN die Zeitpfütze auch so, ohne dass es eine direkte Verbindung zu ihm gibt. Das hätte wahrscheinlich auch funktioniert, wenn das Raumschiff im Orbit geblieben wäre. Aber gut, das wäre der Dramaturgie der Geschichte abträglich gewesen oder hätte sie verkompliziert. Dennoch hätte ich mir zumindest einen handfesten Grund für die Landung gewünscht.

Was mir schwerfiel zu verstehen, war die Beschreibung der Attentäter. Bei der ganzen Schirmakrobatik mit Halbraum- und Spieglfeldern, Prallschirmen und interferierenden Hochenergieschirmen habe ich irgendwann nicht mehr durchgeblickt. Und warum hat der Störimpuls, der die Halbraumfelder der Attentäter in NATHANS Herz ausschaltet, nicht ebenfalls die Antimaterie in der Fusionsbombe freigesetzt? Diese ist doch ebenfalls durch Halbraumtechnologie geschützt.

Abgesehen davon ist »Der Plan der Vollendung« ein absolut lesenswertes Werk, das vor allem durch seinen Protagonisten Sinclair Marout Kennon lebt. Es beweist, dass Rainer Schorm ein Händchen für Charaktere besitzt, die ein bisschen verschroben sind und von der Norm eines Helden abweichen. Sowas lese ich gern.

Im Auftrag der Puffmutter

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 292 – »Der Fall Kerlon« von Dietmar Schmidt

Leticron will sich nach dem Tod des Imperators selbst zum Herrscher ernennen. Den arkonidischen Adel scheint das nicht zu stören, obwohl Leticron ein ehemaliger Untergebener ist. Die einzigen, die sich daran stören, sind die Essoya, die Nichtadligen auf Arkon, die nicht verstehen, wieso der Adel den Überschweren überhaupt duldet. Das verstößt gegen den Ehrenkodex der Khasurne. Zumal Leticrons Machtphantasien im Imperium schweren wirtschaftlichen Schaden anrichten, unter dem vor allem die normale Bevölkerung leidet.
Der Veteran Kerlon hält deshalb bei einer Flotten-Versammlung eine flammende Rede für die Ehre und zum Ruhme Arkons. Was ihm jedoch zum Verhängnis wird. Er wird von der Sicherheitspolizei verhaftet und ohne Verhandlung zur Infiniten Todesstrafe verurteilt.
Die Crew der FAIRY rettet derweil Atlan aus einer Rettungskapsel, welche Mirona Thetin nach dem Streit mit dem Arkoniden in einer Sonnencorona zurückgelassen hat. Als sich der Arkonide wieder erholt hat, werden sie von einem getarnten Schiff kontaktiert. Die Unbekannte, die sich »Mutter« nennt, liefert Hinweise, dass die Angehörigen des arkonidischen Adels mit Amöbophagen infiziert sind, durch die sie von Leticron beeinflusst werden.
»Mutter« weiß, dass die Terraner nach den Erfahrungen auf Rumal eine Möglichkeit gefunden haben, die Amöbophagen abzutöten. Die Unbekannte, bei der es sich um die ehemalige Puffmutter Ihin da Achran handelt, hilft Perry Rhodan und Atlan sich auf eine geheime Mission nach Arkon III zu begeben. Über eine Kommunikationsstation soll ein Hyperimpuls ausgestrahlt werden, der die Amöbophagen in den Gehirnen der Adeligen abtöten soll.
Die beiden werden jedoch vor Vollendung ihres Vorhabens entdeckt. Atlan kann mit Hilfe des jungen Gracchus entkommen. Perry Rhodan wird jedoch verhaftet und landet im gleichen Gefängnis wie Kerlon. Auch ihm droht Leticron mit der Infiniten Todesstrafe.
Ihin da Achrans jüngeres Ich nimmt Kontakt zu Gracchus auf.

Rüdiger Schäfer mag mir verzeihen, aber diese ganzen Arkon-Geschichten sind nichts für mich. Das holt mich einfach nicht ab und die Handlung hört sich für mich immer ähnlich an. Spionage, geheime Aufträge, Maskierung und verfilzte Adelsstrukturen. Ich habe den Roman mehrfach weggelegt, obwohl ich an dem Tag im Zug viel Zeit gehabt hätte, ihn zu durchzulesen. Nein, das ist nicht das, was ich bei NEO lesen möchte. Schon gar nicht, nach der furiosen letzten Staffel in Naupaum.

Dietmar Schmidt hat in seinem Debütroman die undankbare Aufgabe, Leticrons Einfluss auf die arkonidische Kultur zu illustrieren. Er gibt sich Mühe, schafft es aber nicht, mich zu begeistern. Vor allem passt sein Erzählstil so gar nicht zu NEO. Das klingt eher wie frühe Erstauflage. Stellenweise wird die Handlung so sehr komprimiert und zusammengefasst, dass ich glaubte, Seiten überlesen zu haben. Andererseits wiederum beschreibt er jedes Detail. Ich frage mich, ob ein Protagonist wirklich so genau darüber nachdenkt und alles wahrnimmt, was um ihn herum passiert, gerade bei den Kampfszenen. Die Details sind mir mitunter auch zu technisch, obwohl ich sowas mag. Hier wiederholen sie sich aber. Und nach dem dritten Hinweis darauf, dass man einen Impulsstrahler besser nicht in Innenräumen einsetzt, war ich raus.

Atlan und Perry Rhodan wirken auf mich zu steif. Gerade Atlan zeigt in diesem Roman eine Emotionslosigkeit, die ich so nicht von ihm kenne. Obwohl er von der Situation auf Arkon eigentlich emotional stark beeinflusst sein müsste, kommt dieses Gefühl nicht bei mir an. Am besten hat mir tatsächlich der Handlungsstrang rund um Kerlon gefallen. Der Veteran ist eine nachvollziehbare Figur, die mich komplett überzeugt hat.

Dietmar Schmidt hat bei den vergangenen Miniserien bewiesen, dass er großartige Romane mit ungewöhnlichen Charakterdarstellungen schreiben kann. Ich denke da an »Gefährlicher Pakt« bei Mission SOL. Als er die Kommandantin Fee Kellind so treffend beschrieben hat. Bei NEO scheint ihm noch ein wenig das Gefühl für die Charaktere zu fehlen. Ich weiß nicht, ob er NEO liest, aber bei mir fühlt sich sein Roman zu sehr nach Erstauflage an.

Ein paar Dinge sind mir nach wie vor nicht schlüssig. Ihin da Achran ist in Besitz eines Schaltschiffes und eines Dublikators und wahrscheinlich noch anderen Dingen der MdI. Wie kam sie zu den Gerätschaften von Regnal-Orton? Wieso kann sie die Technik der MdI bedienen? Hat diese Technologie keine Sperre, um von nicht Uneingeweihten missbraucht zu werden? Ich verstehe zwar ihr Motiv – die Beeinflussung der Mächtigen. Nur, was hat sie persönlich davon? Sie steht dem Tod näher als dem Leben. Außerdem verstehe ich die Motivation der Frauen nicht, die ihr dienen (bis hin zur Prostitution). Mit welchen Mitteln macht da Achran sie sich gefügig?

In der »Der Fall Kerlon« ist eigentlich nur der Handlungsstrang um den Veteranen Kerlon wirklich überzeugend. Die Geschichte um Atlan und Perry Rhodans Einsatz auf Arkon III wirkt bestenfalls bemüht und ist durch seine Detailverliebtheit schwer zu lesen. Beim Auftauchen des 18-jährigen Gracchus dachte ich sofort an Atlans Sohn. Sollte es so sein, ist die Einführung der Figur sehr durchschaubar gestaltet. Für einen Debüt-Roman bei NEO war die Leistung des Autors okay. Aber hier besteht noch viel Luft nach oben.

Einsatz in der Provinz

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 291 – »Verrat am Imperium« von Ruben Wickenhäuser

Reginald Bull leidet darunter, dass er als Protektor unter der Herrschaft von Leticron dessen ausführendes Organ im Solsystem war. Die Politiker des Mars-Rates lassen ihn das auch deutlich spüren. Als ein Walzenschiff der Überschweren im Solsystem auftaucht und eine Rettungskapsel ausschleust – bevor es explodiert – fordern sie dessen sofortige Vernichtung. Bull lässt das nicht zu und die Rettungskapsel landet auf dem Mond. An Bord ist ein schwerverletzter Alaska Seadelaere, der eine düstere Botschaft aus dem arkonidischen Imperium mitbringt.
Die SOL mit Perry Rhodan an Bord reist daraufhin nach Arkon, um Atlan und Mirona zu finden und ihnen von Alaska Saedelaeres Warnung zu berichten. Unterwegs erreicht sie ein Notruf, dem sie mit der FAIRY nachgehen.
Seit Leticron die Herrschaft in Arkon übernommen hat, befindet sich der Imperator Mascudar da Gonozal auf der Flucht. Atlan und Mirona Thetin erhalten die Information, dass sich der Imperator, Atlans Vater, in einem abgelegenen System versteckt halten soll. Die beiden folgen der Spur mit der GARTAVOUR ins Keimosystem nach Sephis. Dort suchen sie Undercover den Ara Payton auf und heften sich an dessen Fersen, um ins Versteck des Imperators zu gelangen. 
Ein arkonidischer Celista unter Leticrons Befehl ist ebenfalls auf Sephis auf der Suche nach dem Imperator. Er entdeckt Atlan und Mirona, wie sie in eine geheime Basis auf dem Planeten eindringen wollen und von Robotern angegriffen werden.
Zunächst entgeht Mascudar da Gonozal seinen Verfolgern, bevor er Atlan auf einer Baustelle auflauert. Atlan ist froh seinen Vater lebend vorzufinden und möchte mit ihm reden, doch da werden sie von Kopfgeldjägern überrascht. Mit einem Mülltransporter fliehen die drei zum Raumhafen von Sephis, wo es zum finalen Kampf gegen die Kopfgeldjäger und Leticron selbst kommt. Der Überschwere möchte den Imperator höchstpersönlich fangen und für die Infinite Todesstrafe mit nach Arkon nehmen.
Mitten im Kampf setzt Atlans Zellaktivator aus und sein Vater versucht ihn zu schützen. Dabei wird er tödlich verletzt. Aber auch Leticron kommt nicht ohne Blessuren davon. Mirona Thetin hält ihn in Schach, kann sich und Atlan aber nicht in der GARTAVOUR in Sicherheit bringen. Da entscheidet sich der Celista auf die Seite Atlans zu wechseln und beschießt Leticrons Schiff mit den Waffen der geheimen Basis, so das dieser abdrehen muss.
Am Totenbett des Imperators auf dem Schaltschiff verrät Mirona Atlan endlich, dass sie in Andromeda einen gemeinsamen Sohn haben. Atlan ist außer sich.

Als einer der wenigen Autoren widmet sich Ruben Wickenhäuser in diesem Roman dem tragischen Charakter Mirona Thetins. Eine 50.000 Jahre alte Unsterbliche, Faktor I der Meister der Insel, Massenmörderin und Diktatorin über ein Sternenreich hadert mit ihrer Vergangenheit und mit der Entscheidung, ihrem Partner den gemeinsamen Nachwuchs vorenthalten zu haben. Dieser Grundtenor liegt wie Blei über der Geschichte. Mich hat es schon lange gewundert, warum dieser Fakt nicht aufgenommen und weitergesponnen wurde. Schließlich ist Atlans Sohn bereits 18 Jahre alt. Was muss in einer Frau vorgehen, damit sie ein Geheimnis so lange für sich behalten kann? Die Charakterisierung von Mirona Thetin ist dem Autor jedenfalls gut geglückt.

Im ersten Teil erleben wir einen Reginald Bull, der ebenfalls mit sich und seinen Entscheidungen während der Besatzung der Überschweren hadert. Mit dem Unterschied, dass er gezwungen wurde und nun von allen Seiten Vorwürfen ausgesetzt ist. Gut, dass er eine Partnerin hat, die Systemadministratorin des Solsystems ist und den überheblichen Mitgliedern des Marsrat gegebenenfalls in den Hintern treten kann. Leider ist Tatcher a Hainu nicht mehr mit von der Partie. Der ist jetzt marsianischer Botschafter auf der Erde, die nach wie vor im System der Akonen ihre Runden dreht. Wie er dahin gekommen ist, und wie die Verbindung zwischen Akon- und Solsystem nach dem Abzug der Überschweren etabliert wurde, erfahren wir leider nicht. Das hätte mich ehrlicherweise mehr interessiert, als die Jagd nach dem Imperator.

Aber so bekomme ich ein Agentenabenteuer mit allem Drum und Dran: Masken, Verkleidungen und Surfbrett-Einlage inklusive. Das ist spannend geschrieben und mit viel Action garniert, kann mich aber nicht vom Hocker reißen. Bei der Jagd nach dem Imperator mit mehr als einer Partei verlor ich bisweilen den Überblick. Woher die Kopfgeldjäger plötzlich kommen und wer die Roboter gesteuert hat, die Atlan und Mirona auf ihren Rennbrettern angegriffen haben, wurde nicht abschließend geklärt. Leticrons Auftritt am Ende, als er sich allein gegen die drei (Atlan, Mirona und den Imperator) stellt, bezeugt seinen Größenwahn, lässt ihn aber nicht wie den hochintelligenten Herrscher aussehen, als der er immer beschrieben wurde. Das war mir dann doch ein wenig zu banal.

Als Botschaft bekomme ich mit auf den Weg, dass mit den arkonidischen Adligen irgendetwas nicht stimmen kann, weil sie Leticron, einen ehemaligen Untergebenen, widerspruchsfrei unterstützten. Da muss mehr dahinter stecken, denn ein solch stolzes Volk wie die Arkoniden (gerade die Adligen) lassen sich sicher nicht einfach von einem ehemaligen Untertanen regieren. Der Celista in Person von Derengor Hubron da Perkoll (offensichtlich ein Nachkomme von Lexx da Perkoll/ einem ehemaligen MdI) scheint noch nicht beeinflusst zu sein, sonst hätte er Atlan nach dem Tod des Imperators nicht unterstützt.

»Verrat am Imperium« ist ein guter Roman von Ruben Wickenhäuser und reiht sich ein in eine lange Liste von Agenten-Abenteuern im arkonidischen Imperium. Ich bin kein großer Arkon-Fan und kann daher weniger damit anfangen, finde in diesem Roman aber die Charakterisierung von Mirona Thetin durchaus gelungen. Wobei es überraschend ist, warum sie erst jetzt, 18 Jahre nach der Geburt des Kindes, solche Skrupel befallen.

Das Titelbild zeigt sehr schön die Szene in der Atlan und Mirona auf ihren »Rennbrettern« von Robotern beschossen werden.