NEO vergessen

Oh, je. Ich fürchte ich werde alt. Da fiel mir heute beim Schreiben der NEO-Kolumne für den PRFZ-Newsletter auf, dass ich vergessen habe, einen NEO Roman zu besprechen. Band 305 von Marlene von Hagen ist mir zwischen den ganzen Cons irgendwie vom Radar verschwunden.

Boah, das ist mir noch nicht passiert. Mensch, warum sagt denn keiner was?

Die Besprechung muss ich morgen unbedingt nachholen, bevor ich nicht mehr weiß, um was es in dem Roman geht. Das passiert mir ausgerechnet jetzt wo ich endlich meinen Leserückstand aufgeholt habe und bei NEO aktuell bin. Ich will ja schließlich pünktlich mit der Aphilie-Staffel beginnen. Die wird von Gastexposeautor Kai Hirdt konzipiert und soll ein paar neue Leser anlocken. Ich bin gespannt, ob das klappt.

Technisches Handbuch der PERLENTAUCHER

Quelle: Perrypedia PERRY RHODAN NEO Band 307 – »Tanz der Magnetare« von Ruben Wickenhäuser

Die PERLENTAUCHER mit Perry Rhodan an Bord verfolgt Peregrin, der den Mutanten Ras Tschubai entführt hat. Die Besatzung geht große Risiken ein, um ihren Freund zu befreien. Unteranderem folgt sie Peregrins Schiff in ein System aus zwölf Magnetaren. Die außergewöhnliche Anordung der Himmelskörper scheint nicht natürlich und ist für Raumschiffe ein gefährliches Raumgebiet.
Aber nicht nur das beschäftigt die Besatzung. Eine Flotte der Perlians und Powker verfolgt die PERLENTAUCHER und versucht sie aufzubringen. Rhodan befielt die Flucht und die PERLENTAUCHER dringt tief in das System ein, wo sie in einen riesigen magnetischen Thorus gerät, der das Schiff wie ein Teilchenbeschleuniger immer schneller werden lässt. Fast havariert die PERLENTAUCHER und wird in ein Asteroidenfeld geschleudert. Dort entdeckt die Crew in einem Asteroiden eine Energiesignatur und folgt ihr.
Rhodan, Gucky und Hawk dringen in den Kern des Asteroiden vor und finden dort tote Perlians im Eis. Noch bevor sie herausfinden können, was das für ein Ort ist, werden sie von einem Wächter angegriffen. Der beginnt die Station innerhalb des Asteroiden zu vereisen. Rhodan und Co können sich nur mit Verlusten zurück an Bord retten. Doch auch ihr Raumschiff droht einzufrieren. Die PERLENTAUCHER wird gerade noch rechtzeitig von einem Posbischiff aus dem Asteroiden gezogen, bevor sie und die Besatzung erfriert.
Sofort stürzen sich die Schiffe der Perlians und Powker auf das Schiff. Rhodan bietet sich dem G’Karron, dem Anführer der Powker, für einen Zweikampf an. Körperlich ist der Terraner dem Krieger unterlegen, aber das Duell spielt sich vorwiegend im Geiste ab. Und dennoch droht Rhodan dem G’Karron zu unterliegen. Das Posbischiff mit dem NATHAN-Interpreter Gogol an Bord greift erneut ein, rettet Rhodan, und schleust das Schiff durch den Thorus bzw. den WALL.

Wer jetzt nicht ganz mitgekommen ist, keine Sorge, ich habe auch nicht alles verstanden, was in diesem Roman passiert. Es fällt mir schwer, den Inhalt hier verständlich wiederzugeben. Allein der Geschichte um die Magnetare, um den Konflikt mit dem Perlians und Powkern und um Gogol auf dem Posbischiff war schon schwer zu folgen. Richtig schwierig wurde es, als der Autor auch noch die Basteleien eines Technikers an Bord der PERLENTAUCHER als Nebenhandlung in den Roman integriert hat. Stellenweise hatte man das Gefühl ein technisches Handbuch zu lesen. Zumindest weiß man jetzt, wie die Systeme eines solchen Raumschiffs funktionieren.

Zur Staffelhandlung hat das alles wenig bis gar nicht beigetragen. Etwas, das ich schon bei mehreren Romane beobachtet habe. Was ist das Ziel von Rhodan und Co? Und warum lassen sie sich immer wieder vom Wesentlichen ablenken? Bestes Beispiel: Sie folgen Peregrin in ein gefährliches Raumgebiet um unbedingt Ras Tschubai zu befreien. Aber als sie dann beim Einflug in den Thorus (oder ist es der WALL?) auf Schwierigkeiten stoßen, ist plötzlich keine Rede mehr davon. Stattdessen verstecken sie sich vor der angreifenden Flotte und gehen einem Signal in einem Asteroiden nach. Das wiederum wird offenbar nur von ihnen empfangen, nicht aber von ihren Gegnern. Und als sie dann wirklich tief in Schwierigkeiten stecken, kommt (Simsalabim) ein Posbischiff mit einem NATHAN-Interpreter und hilft ihnen da raus, nur um schnell wieder zu verschwinden und sie der angreifenden Flotte zu überlassen.

Das Schärfste: Thora schlägt tatsächlich ihrem Mann vor, sich mit dem Flottenchef zu duellieren, weil die PERLENTAUCHER den Schiffen der Perlians und Powker nicht nur zahlenmäßig unterlegen ist. Über Sinn und Unsinn eines solchen Zweikampfs ganz zu schweigen … Würde eine Frau ihren Mann gegen einen übermächtigen Gegner in den Kampf schicken? Nicht nur, dass das gar nicht Rhodans Art ist, es entspricht auch nicht Thoras Naturell. Die würde eher selbst kämpfen, bevor sie ihren Mann opfert. Die hochgelobte Diplomatie, die Rhodan immer ausgezeichnet hat, scheint verschwunden, man versucht nicht einmal sich den Powkern zu erklären. Es werden Anrufe und Warnungen ignoriert und einfach weitergeflogen. Das ist völlig untypisch für die Terraner, vor allem für Perry Rhodan.

Ich hatte beim Lesen das starke Gefühl, dass das alles irgendwie keinen Sinn ergibt. Und da spreche ich nicht nur von der Handlung dieses Romans, sondern von der ganzen Staffel. Hinzu kommen noch die inflationär auftauchenden Begriffe wie WALL, BURG und GRABEN, bei denen ich nie genau wusste, für was sie eigentlich stehen.

Positiv fand ich die Nebenfiguren, wie Santo Okal, oder die anderen Techniker an Bord, die das Schiff am Laufen halten müssen, während die Befehlshabenden, die PERLENTAUCHER immer wieder in neue Schwierigkeiten bringen. Da wird die Besatzung mitunter leichtsinnig in Gefahr gebracht, für was eigentlich …? Ras Tschubai und Peregrin sind spätestens nach Kapitel 1 vergessen und die Suche nach dem Ursprung des Signals im Asteroiden endet mit einem toten Techniker, einem seiner Parakräfte beraubten Gucky und einem geschwächten Okrill, aber ohne jegliche Erkenntnisse.

Stilistisch war »Tanz der Magnetare« meiner Meinung nach der bisher beste Roman von Ruben Wickenhäuser. Allein die ganzen technischen Details zu beschreiben, ist eine Meisterleistung. Das hätte man eher von Rainer Schorm erwartet. Inhaltlich fand ich ihn teils verwirrend und inkonsistent. Ich habe wenig Hoffnung, dass es die letzten beiden Bände der Staffel rausreißen werden.

Gewaltfantasien á la Schleifer

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 306 – »Facetten der Gewalt« von Roman Schleifer

Die Crew der PERLENTAUCHER verfolgt nach wie vor Peregrin, der nicht nur ein Schiff der Perlians in seine Gewalt gebracht hat, sondern auch den Teleporter Ras Tschubai für seine Ziele missbraucht. Perry Rhodan und Gucky versuchen Ras zu befreien. Unterstützt werden sie vom Techniker Onni Tykylainnen, der mehr als nur ein Drama zu verarbeiten hat und entsprechend labil ist. Die Rettungsmission geht schief und es sieht zunächst so aus, als wäre Ras Tschubai tot.
Peregrins Ziel liegt im Heimatsystem der Powker, die von den Perlians auch als »Generäle« bezeichnet werden. Hier durchläuft der Powker Kuyir eine Ausbildung zum Koykor. Er soll bei der Zornestaufe den G’Karron bezwingen, jenen Kämpfer dessen Zornesauge ihm besondere Paragaben verleiht und unberechenbar macht.
Die PERLENTAUCHER folgt Peregrin und erreicht gerade zu dem Zeitpunkt das Akkosyrrsystem als dort die Zornestaufe vonstatten geht. Peregrin greift in den Ablauf ein und versucht dadurch Rhodan und Gucky, von der Rettung Tschubais abzubringen. Es gelingt ihm unter den herrschenden Bedingungen und wegen der Anwesenheit von Ras und Gucky den Anzug der Distanz an sich zu bringen und endgültig mit Tschubai zu verschwinden.

Wenn es je einen NEO gegeben hat, der eine Triggerwarnung verdient hätte, dann ist das dieser Roman. Manch einer mag das spannend finden, für mich ist das definitiv zu übertrieben. Abgesehen von den Gewaltszenen, die Roman Schleifer sehr bildhaft schildert, haben seine Figuren immer den einen oder anderen Knacks, ein Trauma oder eine psychische Störung. In dem Fall ist es Onni Tykylainnen, der unter dem gewalttätigen Vater leidet, der seine Mutter und seine Schwester ermordet hat. Aber auch Kuyir stellt der Autor bei seiner Prüfung zum Koykor vor harte Aufgaben. Wobei die Geschichte um den Powker etwas losgelöst von der Handlung wirkt.

Ich nehme an, dass dieser Teil der Geschichte nicht im Exposé stand. Grundsätzlich ist daran auch nichts auszusetzen, weil es die Spezies der Powker gut beleuchtet. Allerdings wäre es sinnvoller gewesen, die Geschichte besser mit der Haupthandlung zu verzahnen. Man hätte sie als parallelen Handlungsstrang zwischen die Kapitel der Handlung um Perry Rhodan integrieren können. Als Erzählung des Powkers Hehyk, der an Bord der PERLENTAUCHER mitfliegt, fand ich sie aufgesetzt, vor allem weil sie in der Perspektive von Kuyir erzählt wird. Woher will Hehyk wissen, wie sich der junge Powker gefühlt hat? Außerdem weist die Geschichte ein paar Schwächen auf. Die Ausbilder töten ihre Schützlinge, um die in ihren Augen Besten zu ermitteln. Wie begründen sie die Todesfälle gegenüber der Regierung und der Angehörigen? Gibt es da keine Untersuchung, wenn so viele Prüflinge sterben? Wozu installieren sie Kameras, wenn dadurch die Gefahr besteht, überführt zu werden?

Aber auch im Finale des Romans gab es Dinge, die mich verwirrt haben. Der Asteroid auf dem die Zornestaufe stattfindet und Peregrin seinen Anzug sucht, wird durch Parakräfte in die Sonnenkorona versetzt. Die Strahlung der Sonne droht alle, einschließlich Rhodan, Gucky und Tykylainnen zu schädigen. Die PERLENTAUCHER zieht den Asteroiden aus der Korona, doch die Strahlung bleibt bestehen. Wieso das passiert und warum der Finne, durch Reparatur eines Gerätes die Strahlung stoppen kann, ist mir nicht ganz klar geworden.

»Facetten der Gewalt« ist genau das, gewalttätig. Die Staffelhandlung tritt dagegen weiterhin auf der Stelle, vor allem weil sich der Autor zu sehr auf die Powker und ihre Rituale konzentriert. Zumindest schälen sich langsam Peregrins Ziele heraus. Er will ins Zentrum der Magellanischen Wolke, um an den Anzug der Vernichtung zu kommen. Der ist offenbar ein Schlüssel für das Phänomen, gegen das die Posbis den Chronopulswall errichten.

Jäger und Gejagte

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 304 – »Amtraniks Zorn« von Rüdiger Schäfer

Auf Protektor Reginald Bull und Administratorin Stella Michellsen wird ein Anschlag verübt, bei dem mehrere Unschuldige sterben. Der Protektor und seine Frau ziehen sich daraufhin aus der Politik und der Öffentlichkeit zurück und fliegen mit einer Privatjacht in ein 200 Lichtjahre entferntes Raumgebiet in dem zwei Kreuzer der Terranischen Flotte verschollen sind. Eines davon ist die RADIANCE. Sie gehörte zu den 2500 Schiffen, die während der Versetzung von Erde und Mond beim Projekt Laurin vor zehn Jahren verloren ging.
Das Schiff von Bull und Michelsen wird von einem fremden Raumer angegriffen und stürzt auf einer Dschungelwelt ab. Dort stoßen die beiden auf die Überlebenden der RADIANCE und der CONRAD DERINGHOUSE. Letztere war der RADIANCE vor sieben Monaten nach einem Notruf zu Hilfe geeilt und galt seitdem ebenfalls als verschollen. Ein Außerirdischer mit dem Namen Amtranik hat die Schiffe aufgebracht, ihre Besatzungen auf dem Planeten ausgesetzt und nutzt sie nun für Jagdzwecke. Er spielt mit den Menschen wie ein Raubtier mit seiner Beute. Ein großer Teil der Besatzung beider Schiffe wurde bereits von ihm getötet.

Bull ist so erbost darüber, dass er Amtranik den Krieg erklärt. Er tüftelt einen Plan aus, um den überlegenen Gegner zu besiegen. Das Unmögliche gelingt und Amtranik zeigt sich ehrenhaft und lässt die Menschen mit der ausgeschlachteten CONRAD DERINGHOUSE ins Solsystem zurückkehren.

Ich weiß nicht so recht, was ich von dem Roman halten soll. Einerseits reißt er mich aus der Staffelhandlung, die ohnehin bisher eher gemächlich dahindümpelt, andererseits finde ich es wichtig zu wissen, was auf Terra passiert. Dass aber der Protektor der Terranischen Union und die Administratorin derselben einfach mal so in ihrem Urlaub losziehen, um ein verschollenes Raumschiff zu suchen, wie einen versunkenen Schatz, und das ohne Sicherheitsleute oder zumindest einem Kampfroboter als Begleitung … nun, ja, das ist schwer zu schlucken.

Dass auf dieser Reise etwas schiefgeht, war im Voraus zu erwarten. Es hat den Anschein, als wollten die Regierenden auf der Erde die beiden nach dem Attentat loswerden. Die politische Lage und das Attentat sind sehr spannend geschildert und bilden einen guten Auftakt. Dann jedoch füllt Rüdiger Schäfer zu viele und lange Passagen mit Exposition. Ein bisschen mehr »show« anstatt »tell« hätte der Geschichte gut getan. Die Beziehung der beiden ist zwar glaubhaft, bedient sich aber bisweilen zu vieler Klischees. Insbesondere während des Finales, als Bull Amtranik besiegt.

Die 2500 Raumschiffe, die während des Projektes Laurin verschwunden sind, wurden zwar immer mal wieder erwähnt, aber man hatte nie das Gefühl, dass es die Terraner großartig juckt, was aus den Schiffen geworden ist. Klar kam die Besatzung durch Leticron dazwischen, aber spätestens nach der Rückkehr der SOL hätte diese Mission ganz oben auf der Liste stehen müssen. 2500 Schiffe, sind ein Potenzial, bei dem es sich die TU nicht leisten kann, es zu vergeuden.

Amtranik wird in Prolog und Epilog sehr gut charakterisiert. Ich hätte mir gewünscht noch weitere Kapitel aus seiner Perspektive zu lesen. Dafür hätte der Autor einige Gedankengänge von Michelsen und Bull weglassen können. Ich will nicht immer detailliert wissen, was der Protagonist gerade über das oder jenes denkt, vor allem nicht während einer Kampfsituation. Das mag in solchen Situationen tatsächlich passieren, aber es stört massiv den Lesefluss. Zumal Bull vieles bereits auf ähnliche Weise mit Autuum Legacy durchgemacht hat, was er jetzt wieder mit Stella erlebt. Dagegen sehen wir Amtranik nur als gewalttätigen Mörder, der seine Beute mit Freude in den Tod hetzt. Das passte nicht zu der differenzierten Darstellung aus dem Prolog und dem Epilog.

Die Szenen auf den Dschungelplaneten fand ich allesamt sehr beklemmend. Die Hoffnungslosigkeit der Menschen, die dort schon seit Jahren unter widrigen Umständen hausen. Man mag sich das kaum vorstellen, dass sie nach wie vor eine intakte Gemeinschaft bilden. Ein gemeinsamer Feind verbindet offenbar. Diese düstere und fast depressive Stimmung war schon im vorangegangenen Roman von Rainer Schorm zu spüren. Stecken die beiden Exposé-Autoren in einem Tief? Setzt ihnen die schlechte Stimmung in Politik und Gesellschaft so sehr zu, dass ihnen die Freude am Schreiben abhanden gekommen ist? Ich wünsche mir wieder mal einen heiteren Roman, eine Geschichte, die weniger tiefsinnig ist. Die Realität ist gerade betrüblich genug, da muss ich das nicht noch bei meiner Lektüre lesen.

»Amtraniks Zorn« wirft einen Blick auf die Situation im Solsystem und führt eine Figur ein, die hoffentlich noch wichtig werden wird. Die Autoren der NEO-Serie bedienen sich hier erneut Namen und Figuren aus der Erstauflage und interpretieren diese neu. Schauen wir mal, was daraus wird.

Zeitaugendrama

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 303 – »Zeit und Zorn« von Rainer Schorm

Die Crew der PERLENTAUCHER rettet ein Perliankind aus einer Kapsel. Da sie dem Kind mit dem übergroßen Stück Siliziumkarbid in der Stirn nicht helfen können, bringen sie es an seinen Ursprungsort, die Raumstation GORM, zurück.
Auf GORM lässt die Wallkorr – eine Art Mafia – entführten Perliankindern überdimensionale Zeitaugen einsetzen. Die leitenden Ärzte der Experimente sind Perlians, die auf diesem Weg ihre Schulden bei der Wallkorr begleichen. Bewacht wird die Station von den Generälen, die zwar nicht mit den Perlians verwandt sind, aber auch eine Art Auge aus Siliziumkarbid auf der Stirn tragen. Das sogenannte Zornauge erwerben sie im Kindesalter bei einem Initiationsritual. Ein solches steht gerade an.
Durch einen Unfall explodierte ein Teil der Station und veränderte die Siliziumkarbidstücke soweit, dass sie für die Kinder sowohl der Perlians, als auch der Generäle toxisch sind. Doch die Wallkorr will, dass die Experimente fortgeführt werden.
Perry Rhodan möchte dem ein Ende setzen und interveniert zusammen mit Gucky, Ras Tschubai, Omar Hawk, und dem Okrill Watson. In dem sie die Generäle in Schach halten und Daten über die geheime Station an die Regierung der Perlians schicken, können sie den Befehlshabenden von GORM überzeugen, sich von der Wallkorr abzuwenden und die Experimente zu beenden.
Das Perliankind wird geheilt, die Station dichtgemacht und die Generäle sollen mit ihrem Nachwuchs in die Zivilisation der Perlians integriert werden.

Rainer Schorms Romane sind in der Regel eher etwas für die technisch interessierte Leserschaft. Dass er auch gefühlvoll kann, beweist er mit »Zeit und Zorn«. Das Drama um das missbrauchte Perliankind Tajá.L596 ist so emotional geschrieben, dass es an die Nieren geht. Es ist auf jeden Fall einer der besten Beiträge des Autors zur NEO-Serie.

Dies ist jedoch nur eine Seite des Romans. Ich würde den Autor dafür feiern, wenn der Roman abseits von PERRY RHODAN NEO erschienen wäre. Leider ist er aber Teil einer Serienhandlung und in eine größere Geschichte eingebettet. Und das wiederum funktioniert so gar nicht. Schon zu Beginn fallen Unstimmigkeiten und Anschlussfehler zum vorangegangenen Roman auf. Entweder die beiden Autoren haben sich nicht abgesprochen oder Band 302 wurde erst fertig, nachdem Band 303 bereits geschrieben war, und es war keine Zeit mehr, Korrekturen vorzunehmen.

Nicht nur, dass unsere Helden sich über die anscheinende Zerstörung der SOL so gut wie keine Gedanken machen. Nein, sie wissen auch allerlei Dinge, die sie im letzten Roman noch nicht wussten. Die dort auch nie erwähnt wurden, oder einfach nicht wichtig genug waren, um sie zu erklären. Plötzlich wissen Perry Rhodan und die anderen, dass das Organ auf der Stirn der Perlians Zeitaugen sind, mit denen ihre Träger in die Zukunft blicken können. Wie sie das tun und was das für Auswirkungen hat, erfahren wir aber leider nicht. Ebensowenig erfahren wir den Grund für die Experimente an den Kindern. Wozu braucht die Wallkorr Perlians die noch weiter und besser in die Zukunft blicken können? Und wenn sie das tun, warum haben sie da nicht Perry Rhodan erblickt oder die Geschehnisse um GORM vorhergesehen?

Das mit den fehlenden Informationen mag man als Leser vielleicht noch akzeptieren, aber dass Perry Rhodan schon wieder ungefragt in die Geschicke eines Alienvolkes eingreift, um die moralische Überlegenheit der Terraner zu demonstrieren, lässt ihn überheblich erscheinen. Klar sind Experimente, bei denen Lebewesen zu schaden kommen, zu verurteilen. Aber ist es tatsächlich der richtige Weg, sich immer wieder einzumischen und dabei das Leben der eigenen Besatzung zu riskieren. Dass die Befehlshaber von GORM, die Generäle, die Perlianwissenschaftler und die Vertreter der Wallkorr auch noch darauf eingehen, und am Ende Friede-Freude-Eierkuchen herrscht, ist mehr als unglaubwürdig. Nein, es ist einfach nur ärgerlich.

Peregrin agiert wieder einmal ambivalent. Einerseits weiß er detailliert über die Perlians, die Generäle und die Wallkorr Bescheid, andererseits ist er aber nicht in der Lage eigene Ziele zu formulieren. Er möchte, dass die PERLENTAUCHER ins Zentrum der Magellanischen Wolke fliegt, begründen kann er es aber nicht.

»Zeit und Zorn« ist ein zwiespältiger Roman, der seinem Namen alle Ehre macht. Die Geschichte kostet dem Leser wegen der unglaublichen Dichte an Informationen viel Zeit. Ich habe über eine Woche gebraucht bis ich durch war. Über das kitschige Ende war ich dann ziemlich zornig, weil es nicht glaubwürdig war. Für sich gesehen, bietet Rainer Schorm aber eine ans Herz gehende Geschichte, die gefällt.

Telepathen im Wasser

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 303 – »Labyrinth des Wassers« von Ruben Wickenhäuser

Die SOL kann einem erneuten Angriff der Posbis durch eine Transition entkommen, wird aber von einer Flotte unbekannter Schiffe aufgebracht. Die Ce’drell, von den Terraner wegen ihres Hangs zu Wasser Perlians genannt, bringen die SOL zu einem ihrer Stützpunkte. Die Außerirdischen sind zurückhaltend mit Informationen und erlauben der Besatzung der SOL weder den Planeten zu betreten, noch Scans ihrer Anlagen im Sonnensystem anzufertigen. Der zunächst friedliche Kontakt eskaliert, als sich Perry Rhodan zusammen mit Gucky, John Marshall und Ras Tschubai auf den Planeten schmuggelt, um hinter das Geheimnis, der um die Sonne arrangierten Plattformen der Perlians zu kommen. Die Perlians machen Jagd auf das Außenteam und ihre Raumschiffe bedrohen die SOL.
Zwar gelingt es Thora ihren Mann mit Hilfe des Beiboots – PERLENTAUCHER – vom Planeten zurückzuholen, aber als sie ihr Versteck in der Sonnencorona verlassen wollen, um zur SOL zurückzukehren, aktivieren die Perlians die Plattformen, die einen Impuls Richtung Chronowall senden. Der Hyperimpuls ist so stark, dass die SOL havariert und scheinbar vernichtet wird. Rhodan und die Crew der PERLENTAUCHER bleibt nur die Flucht in die Transition.

Manche NEO-Romane empfinde ich als etwas zu unstet. Die Handlung wabert oft hin und her, ohne dass sie stringent auf ein Ziel ausgerichtet wäre. Zumindest kommt mir das so vor. Der vorliegende Roman von Ruben Wickenhäuser ist ein gutes Beispiel dafür.

Dem Autor gelingt es zwar, ein sehr farbiges Bild vom Lebensraum der Perlians und der Spezies selbst zu zeichnen. Insbesondere der Kniff es mittels zweier abenteuerlustiger Jungs oder Mädchen (wer weiß das schon) zu erzählen, ist witzig zu lesen. Der viel beschworene Sense of Wonder ist definitiv zu spüren, doch die Haupthandlung um die SOL bringt er kaum bis gar nicht voran. Das die Spezies keinerlei Unterscheidung beim Geschlecht machen, obwohl sie offensichtlich mindestens zwei Geschlechter haben, nenne ich mal richtige Gleichberechtigung.

Zunächst belagern sich Posbis und die Crew der SOL in einer Wiederholung aus dem vergangenen Roman gegenseitig. Beide Seiten kämpfen mit technischen Problemen, bei den Posbis sind die Auflösungserscheinungen stärker ausgeprägt und dennoch drohen sie der SOL mit der Vernichtung durch eine Transformkanone. Es geht hin und her bis den Terranern schließlich einfällt, dass sie Minen an Bord haben, die sie dem Gegner entgegen schleudern können … aber bitte ohne ihnen größeren Schaden zuzufügen. Ja, wie denn nun? Kämpfen oder verhandeln?

Weiter geht es mit der Handlung um die Perlians. Auch hier bewegt man sich zunächst auf diplomatischer Mission, bis man dann doch den Gegner hintergeht, weil die Antworten, die man möchte, ausbleiben oder eher unbefriedigend sind. Der Weg, den man dafür wählt, mäandert genauso hin und her. Zuerst müssen Perry und Co in einem Container mit radioaktiven Abfall auf den Planeten geschmuggelt werden, weil es mit einer getarnten Space Disk zu gefährlich wäre, entdeckt zu werden. Dann, als die Mission scheitert und man enttarnt wird, weil die Physiognomie der Perlians Tarnschirme nutzlos macht und die Spiegelfelder wegen mangelnder Daten zu schlecht sind, schleust man ein getarntes Beiboot aus. Warum nicht gleich, frage ich mich. Das Schiff versteckt sich in der Sonnencorona und Thora fliegt von dort mit einem als Asteroid getarntem Schiff auf den Planeten, um einen Landetrupp zu evakuieren, dem gleich zwei Teleporter und ein Telepath angehören. Hm! Warum all diese Umwege, wenn im vergangenen Roman ein Teleporter ausreichte, um vier Leute auf den Planeten und wieder zurück zu bringen.

Es sind solche Dinge, die mich stören und mir die Lust am Lesen nehmen. Da kann sich Ruben Wickenhäuser noch so viel Mühe geben, mit der Charakterisierung der Perlians und ihrem exotischen Lebensraum unter und über Wasser. Wobei ich mich frage, wie die kleinen Fische überleben können, die in den Barteln der Geschöpfe leben, wenn die Perlians nicht im Wasser schwimmen? Verfügen die auch über Lungen und Kiemen?

Ein wichtiges Detail, das nur am Rande erwähnt wird, ist das Auge auf der Stirn der Perlians. Mit dem können sie offensichtlich in die Zukunft sehen. Wie das funktioniert und ob sie das angewendet haben, bevor sie die SOL in ihr System geleitet haben, kommt leider nicht zur Sprache.

»Labyrinth des Wassers« lebt von der bunten Darstellung der Perlians und ihres Stützpunktes. Der exotische Weltenbau kann aber leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass außer der scheinbaren Zerstörung der SOL nichts Relevantes passiert. Außer … und das fände ich tatsächlich mutig … die SOL wurde tatsächlich zerstört. Bei so viel Konsequenz würde ich mich vor den Exposé-Autoren tief verbeugen.

Vorsicht Zuckerwatte!

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 301 – »Welt der Cenoten« von Lucy Guth

Die SOL hat mit einer Nottransition den Chronopulswall durchbrochen und steckt ohne Energie im Leerraum zwischen Milchstraße und Großer Magellanischer Wolke fest. Zu allem Überfluss erleiden die Schiffsintelligenz SENECA sowie alle Unsterblichen an Bord einen Schock und müssen auf der Krankenstation behandelt werden. Auch Perry Rhodan ist davon betroffen, besonders aber leidet Thora, ihre Hirnfunktionen werden immer schwächer. Der fremde Peregrin kann sie aber später retten.
Derweil versucht die Crew der SOL das Schiff wieder unter Kontrolle zu bringen. Technokommandant Breckcrown Hayes spannt die Kollektorfelder um die SOL auf, um Hyperenergie zu sammeln und Donna Stetson versucht die Schiffsintelligenz SENECA mit Energie zu versorgen und sie aus ihrem Schockzustand zu befreien, damit das Schiff manövrierfähig bleibt. Mittels ferngesteuerter Sonden wird versucht, die ausgefallenen Ortungssysteme zu ersetzen, was mehr schlecht als recht gelingt.
Da nähert sich ein Posbischiff und droht der SOL mit der Vernichtung, wenn sie nicht den »Entflohenen« ausliefern. Da niemand weiß, wovon die Posbis sprechen und weil die SOL ohne Energie nicht verteidigungsfähig ist, lässt Perry Rhodan ein Enterkommando an Bord. Die fremden Posbis scheinen beschädigt und verhalten sich anders als gewohnt und gehen auf ihrer Suche rücksichtslos mit der Crew und dem Schiffsinventar um. Schließlich nehmen sie die SOL in Schlepp und bringen sie zu einem Planeten der von Ceynoten durchlöchert ist. Hier soll Perry Rhodan vor dem »Kollegium« der Posbis Rede und Antwort stehen.
Er landet allein auf dem Planeten Karzer und wird Zeuge, wie bei den Posbis eine Infektion ausbricht. An ihnen und ihrer Technologie wachsen Siliziumkarbidfäden und sie drehen durch. Gucky kann Rhodan in letzter Minute herausholen. Doch er und Bjo Breiskoll sind nicht nur wegen Rhodan auf den Planeten gekommen. Auch Peregrin hat sich herüber geschmuggelt. Er ist es, den die Posbis suchen. Denn er scheint verantwortlich für die Infektion, die die Posbis ereilt hat. Und nicht nur das. Peregrin hat durch seine Anwesenheit auf der SOL auch die SOL-Posbis und deren Technik infiziert. Donna Stetson arbeitet an einer Möglichkeit die Infektion zu bekämpfen, kann aber nur die Symptome bekämpfen.
Rhodan, Gucky und Breiskoll suchen auf Karzer nach Peregrin und finden mehrere tote Humanoide und zerstörte Posbis. Am Boden einer großen Ceynote entdecken sie Peregrins ehemaliges »Grabmal«. Hier hatten ihn die Posbis eingesperrt. Er ist hierher zurückgekehrt, um seinen Anzug der Distanz zu holen, doch der entschwindet. Ein alter Posbi namens Psi versucht Peregrin wieder festzunehmen, doch der wehrt sich und zerstört ihn. Psi kann vor seinem Tod noch Daten über das Heilmittel für die Infektion an die Menschen weitergeben, sagt aber, dass es nicht bei jedem funktionieren wird. Er bittet die Menschen Peregrin fortzubringen. Kurz darauf greifen die Posbis von Karzer an. Mit letzter Kraft kann Gucky Phodan, Breiskoll und Peregrin zurück auf die SOL teleportieren. Mittels eines Virus, das Bjo Breiskoll in die Posbianlagen eingeschleust hat, kann Donna Stetson die Fesselfelder desaktivieren und die SOL befreien. Erfolgreich können sie vor den Posbis fliehen.

Lucy Guths NEO-Romane lese ich momentan am liebsten. Sie hat ein Gespür für die NEO-Serie und ihre Figuren wachsen einem schnell ans Herz, sei es Donna Stetson oder Bjo Breiskoll. Es ist schön wieder einmal Charaktere zu erleben, die in den vorangegangenen beiden Staffeln kaum eine Rolle gespielt haben. Das inzwischen auch in der Serie einige Zeit vergangen ist, merkt man deutlich an der fortgeschrittenen Entwicklung dieser Figuren. Besonders gut hat mir dieses Mal der Katzer Bjo Breiskoll gefallen. Die sich andeutende Beziehung zu Donna Stetson ist gefühlvoll geschrieben. Außerdem kam mir beim Lesen der Verdacht, dass er vielleicht der Sohn von Dao-Lin-H’ay sein könnte. Das wäre eine schöne Idee und sicher eine interessante Geschichte.

Die Posbis und ihre Welt wirk exotisch und dennoch glaubhaft, ebenso die »Zuckerwatte« in Form von Siliziumkarbidfäden, die sowohl die Posbis selbst, als auch deren Technik befallen. Dass es ein Heilmittel gibt, das aber nicht alle heilt und Karzer im Grunde genommen eine Art Hospiz für die unheilbaren Posbis ist, ist eine fast schon tragische Geschichte. Selbst wenn die Posbis von Karzer weniger freundlich sind, als man gewohnt ist. Erwähnenswert sind die vielen technischen Details über die SOL und die Posbiwelt, die höchstwahrscheinlich von Peter Dachgruber stammen. Das wird viele technikaffige Fans gefreut haben. Der Autorin gelingt es auch sehr gut sie mit der Handlung zu verflechten, was sicher nicht immer einfach ist.

Erfreulich ist, dass bereits im zweiten Teil der Staffel Geheimnisse über Peregrin, den Chronopulswall und die Geschehnisse auf der Erde enthüllt werden. So kann das meiner Meinung nach weitergehen. Peregrin bleib nach wie vor eine ambivalente Figur. Man weiß noch nicht, ob er gut oder böse ist. Das verspricht Spannung für die folgenden Romane.

Zwei Kritikpunkte muss ich dann doch noch loswerden. Zu Beginn des Romans gibt es einen Anschlussfehler aus dem Vorgängerroman. Kurz vor der Nottransition besucht Donna Stetson das Bordschwimmbad. Nun war es im vorangegangenen Roman aber so, dass kurz vor der Nottransition seltsame Raum-Zeitanomalien aufgetreten sind, die jeden an Bord der SOL betroffen haben müssen. Hier scheinen nun weder Donna noch die anderen im Schwimmbad etwas davon zu bemerken, noch scheinen sie sich daran zu erinnern. Das atemberaubend schöne Titelbild hat leider mehrere Haken. Erstens kommt die Szene im Roman nicht so vor, also zumindest habe ich mir die Posbiwelt anders vorgestellt, dort findet das meiste ja innerhalb der Ceynoten statt und nicht an der Oberfläche. Zweitens, das ist nicht die NEO-SOL im Hintergrund. Das ist die SOL aus der Erstauflage mit dem verlängerten Mittelteil.

»Welt der Ceynoten« ist ein absolut lesenswerter NEO, der sowohl technisch, als auch von der Figurencharakterisierung punkten kann und die Staffelhandlung spannend fortzusetzen weiß.

Ein Jubiläumsband mit Zeitanomalie

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 300 – »Sektor Morgenrot« von Rainer Schorm und Rüdiger Schäfer

Mehrere Hypersignale aus den Magellanischen Wolken treffen die Erde und  in Terrania wächst eine vier Kilometer hohe Stele aus Siliziumkarbid. Ihr entsteigt ein Fremder, der sich Peregrin nennt und ersteinmal für ziemliches Chaos sorgt. Als er von einem unterseeischen Felsplateau ein Signal in Richtung Magellanische Wolken sendet, bricht Rhodan mit der SOL auf, um herauszufinden, was es mit den Signalen auf sich hat.
Kurz vor dem Ziel gerät die SOL in Zeitverwerfungen, die mehreren Besatzungsmitgliedern das Leben kosten und das Raumschiff in große Gefahr bringt. Peregrin kann die SOL und die Besatzung befreien. Urheber der Zeitanomalien ist der Chronopulswall, den die Posbis errichten, ohne nähere Gründe zu verraten. Die SOL kann sich mit einer Nottransition befreien und landet scheinbar im Nirgendwo.

Freunde physikalischer Theorien rund um Zeit, Quanten und Strings werden an dem Roman ihre wahre Freude haben. Es ist schon erstaunlich, wie die beiden Autoren tatsächliche physikalische Theorien mit ihren eigenen Ideen verknüpfen. Damit verblüffen sie mich immer wieder.

Der erste Teil des Romans spielt in Terrania und erzählt auf spannende Weise die Ankunft von Peregrin. Die Motive des Fremden bleiben im ganzen Roman im Dunkeln. Er scheint aber kein Gegner der Menschen zu sein, auch wenn man das anfangs denken könnte. Der zweite Teil spielt auf der SOL und wird vorwiegend aus der Sicht Perry Rhodans erzählt. Hier verlangsamt sich das Tempo der Handlung und es wird vieles erklärt.

Auch ohne zu wissen welcher Autor welchen Teil geschrieben hat – es wurde beim NEO Onlineabend verraten – hätte ich sofort gewusst, dass der erste Teil von Rainer Schorm stammt. Die launigen Dialoge und die ungewöhnlichen Figuren wie der mongolische Busfahrer können nur von ihm stammen. Rüdiger Schäfer gibt im zweiten Teil etwas zu sehr den Erklärbären. Das wird jenen Fans nicht gefallen haben, die es nicht so mit physikalischen Theorien haben. Mich hat’s nicht gestört.

Der Autor hat sich für den Jubiläumsband einen besonderen Fanservice einfallen lassen, in dem er eine tschechische Cosplayerin und ihren Freund zur Nebenfigur des Romans gemacht hat. Die beiden müssen den Autor auf dem Con in Braunschweig im letzten Jahr nachhaltig beeindruckt haben.

»Sektor Morgenrot« ist nicht nur eine Anspielung auf Band 300 der Erstauflage, sondern führt auf spannende Weise PERRY RHODAN NEO in eine neue Epoche. Es gab aber schon packendere Staffelauftakte.

Sightseeing in der Zeitlosigkeit

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 299 – »Planet ohne Zeit« von Rüdiger Schäfer

Alaska Saedelaere erwacht aus dem Koma, in das er bei seiner Notlandung auf dem Mars vor ein paar Wochen gefallen war. Perry Rhodan entkommt aus NATHANS Herz und dem Stasisfeld, welches Erde und Mond nach ihrer Rückkehr ins Solsystem umgibt. Den unsterbliche Zeitträger umgibt eine Aura von 15 Metern, die den Effekt der Zeitlosigkeit kompensiert und ihm die Bewegungsfreiheit verleiht, mit der er sich auf der Erdoberfläche bewegen kann. Dort haben die Wissenschaftler Eric Leyden, Geoffry Abel Waringer und Eric Weidenburn nämlich den Kulminationspunkt des Stasisfeldes entdeckt. Es ist die Stelle, an der Perry Rhodan nach seiner Rückkehr vom Mond einst in der Gobi gelandet war.
Zusammen mit Thora und Alaska bricht Perry auf, um einen Weg zu finden das Feld zu beseitigen und die in der Zeit eingefrorenen Bewohner der Erde zu befreien. Alaska Saedelaere nimmt nach einer Eingebung den F’Atkor mit den Atorakten von der SOL mit.
Kurz vor erreichen ihres Ziels in Terrania wird ihr Shift beschossen und stürzt ab. Die Drei schlagen sich zu Fuß durch Terrania City bis zum Stardust Memorial Center (SMC) durch und werden dabei abwechselnd von einer schattenhaften Gestalt und Schwärmen von Nano-Robotern angegriffen. In einer Blase um das SMC ist das Stasifeld aufgehoben. Die Menschen dort sind verwirrt, es herrscht Chaos, viele sind verletzt, einige sind Unfällen zum Opfer gefallen.

Rhodan erklärt den Sicherheitskräften was passiert ist und geht mit Thora und Alaska ins SMC. Dort trifft er auf die Schattengestalt. Sie entpuppt sich als verwirrte Loowerin die den »Anzug der Distanz« trägt. Wie im Wahn entwendet Saedaelere der Loowerin den Anzug und streift ihn über. Anschließend zerschlägt er den F’Atkor. Die Atorakte reagieren mit ihm und dem Anzug. Als die Loowerin dazwischen gehen will, wird sie von Saedelaere getötet. Danach löst er sich in einem Lichtblitz auf.
Perry und Thora werden ohnmächtig und erwachen Minuten später durch einen Anruf von Reginald Bull. Das Statisfeld um Erde und Mond ist erloschen, hat durch seine sekundären Auswirkungen aber über einhundertdreißigtausend Menschen und Außerirdischen auf der Erde das Leben gekostet. Rhodan spricht auf einer Gedenkveranstaltung und räumt ein, dass das Projekt Laurin und die Rückversetzung ein Fehler war.

Tage später empfängt die SOL ein mysteriöses Signal aus der Richtung der Magellanischen Wolken. Die Region um den Tarantelnebel ist als Sektor Morgenrot bekannt.
Alaska erreicht mit dem Anzug der Distanz einen geheimnisvollen Ort, an dem er auf eine junge Frau mit dem Namen Kytoma trifft.

Ungewöhnlich, ein Staffelabschluss ganz ohne biografische Geschichte und das von Rüdiger Schäfer. Dafür nimmt uns der Autor mit auf Sightseeing-Tour durch Terrania einschließlich eines Besuchs eines Einkaufszentrums. Das ist zwar ganz nett, hemmt aber den Lesefluss. Ich hätte mir gewünscht, Perry Rhodan hätte sich nicht so leicht ablenken lassen. Die Beschreibungen sind in Ordnung, nehmen allerdings überhand, angesichts der brenzligen Situation, in der sich der Unsterbliche und seine Begleiter befinden. Hier hätte ich mir mehr Interaktion mit dem Problem selbst gewünscht. Das wird am Ende schließlich durch Alaska Saedaelere gelöst, der Rhodan offensichtlich immer noch nicht verziehen hat, dass er ihn der Vergangenheit stranden ließ.

Manches fand ich tatsächlich langatmig, anderes wiederum gefiel mir wegen der klugen Dialoge. Die eingestreuten witzigen Begebenheiten, wie Guckys Forderung nach Gebühren für seine Taxi-Tätigkeiten, ließen mich schmunzeln. Dennoch bin ich mit dem Roman nicht einhundertprozentig zufrieden. Das Finale ist schlicht als unspektakulär zu bezeichnen. Da war der Vorgängerroman von Rainer Schorm ein ganz anderes Kaliber. Wäre der nicht gewesen, wäre ich mit dem Staffelabschluss ziemlich unzufrieden.

Mir fehlt die Interaktion mit den Verantwortlichen. Rhodan informiert nur die Polizeikräfte, wendet sich aber nicht an die Politiker, die im Stardust-Tower nebenan residieren. Er spaziert einfach in das SMC ohne zu wissen, was ihn erwartet und was er tun muss. Das wirkt ein bisschen ziellos, so wie der ganze Einsatz. Er vertraut zu sehr auf seine Rolle als Zeitträger. Man kann verstehen, dass er lieber niemanden mitnehmen will, weil es für alle gefährlich ist, wenn sie außerhalb seines »Dunstkreises« geraten, dennoch hätte er vielleicht einen Wissenschaftler mitnehmen sollen.

Der Roman lässt sich zu viel Zeit mit Nebensächlichkeiten, entgegen der Staffel, in der vieles überhastet und gedrängt geschah. Der namensgebenden »Revolution« wurde meiner Meinung nach, zu wenig Raum gegeben. Zwar spricht Rüdiger Schäfer die Überschweren an, die sich nach dem Tod ihrer Anführer aus M13 zurückgezogen haben. Aber das ganze Thema wurde mehr oder weniger in der ersten Hälfte der Staffel abgehandelt. Dabei hätten auch die Erdbewohner allen Grund für eine Revolution, angesichts dessen was ihnen durch das Projekt »Laurin« und die Rückführung der Erde ins Solsystem widerfahren ist. Hier hätte ich mir mehr Protest und mehr Widerstand gewünscht. So lief das Leben während des Rücktransfers offensichtlich einfach weiter. Was letztendlich zu Tausenden von Toten führte, die in abstürzenden Aufzügen und Gleitern gestorben sind oder wegen versagender Technik durch das Stasisfeld.

»Planet ohne Zeit« ist ein durchwachsener Staffelabschluss für eine eher durchwachsene Staffel. Da habe ich schon weit bessere NEOs von Rüdiger Schäfer gelesen. Nun gehts es also in den Sektor Morgenrot. Hoffentlich machen die Expokraten nicht wieder den gleichen Fehler und fertigen das Thema zu schnell ab, weil sie  eine neue Idee haben und mit den Gedanken schon bei der nächsten Staffel sind.

Das Titelbild von Dirk Schulz finde ich spektakulärer als die Geschichte. Es ist definitiv eines der besten der Staffel.

Tock, Tock, Tock

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 298 – »Die Totenuhr« von Rainer Schorm

Ein als Totenuhr bekanntes Insekt hat sich in einem ferronischen Holzkunstwerk niedergelassen und klopft mit seinem Kopf gegen die Innenwände seines hölzernen Gefängnisses auf der Suche nach einem Weibchen. An Bord der ausgeschlachteten CREST II wird es leider nicht fündig werden. Gabrielle Montoya sieht durch das Geräusch bestätigt, dass ihre Uhr abläuft. Sie wartet in der CREST II auf die Rückkehr von Erde und Mond ins Solsystem. Dabei wird die CREST II als Anker dienen und letztendlich vom Erdkern zerdrückt werden.
Das Montoya ihr Leben opfern möchte, ahnt auch Perry Rhodan und fliegt mit einer Explorer Space-Disk und den Piloten Halycon Faulkner, Connor Lamondt und Morena Quispe zur CREST II, um die Freundin umzustimmen. Auf dem Weg dorthin registrieren sie jedoch mehrere Flugkörper, die von einem getarnten Schaltschiff abgefeuert wurden. Da die CREST II hilflos ist, zerstören Rhodan und seine drei Begleiter die Bomben, bevor sie das Schiff zerstören und den »Plan der Vollendung« gefährden können.
Doch die Übeltäterin Ihin da Achran gibt nicht so schnell auf. In ein Medoskelett gehüllt, dringt die gebrechliche Arkonidin in die CREST II ein und manipuliert die Zeitpfütze. Rhodan und Montoya versuchen sie davon abzubringen, doch der Schaden ist angerichtet. Die Rematerialisation von Erde und Mond gerät ins Stocken.
Perry Rhodan bemerkt, dass er als Zeitträger einen positiven Effekt auf den Zeitpfütze hat und taucht in sie hinein. Im Zeitbrunnen auf dem Altiplano auf der Erde taucht er wieder auf und findet die Erde seltsam erstarrt vor. Die Zeit scheint eingefroren und er kann nichts dagegen tun. Eine Blase aus dem Zeitbrunnen zeigt ihm seine drei Freunde Gayt Coor, Doyntscho und Roi Danton aus Naupaum, die ihm etwas sagen wollen. Er begreift: er muss zurück in den Zeitbrunnen, um die Mission zu vollenden. Nach dem nächsten Durchgang kommt er aus dem Zeitbrunnen im Herzen NATHANs heraus. Hier erwartet ihn Marout Kennon. Der Cyborg hilft ihm, Ihin da Achran zu bekämpfen, die Rhodan durch den Zeitbrunnen gefolgt ist. Gemeinsam gelingt es ihnen, sie endgültig im Zeitbrunnen zu versenken.
Derweil helfen Faulkner, Lamondt und Quispe auf der plötzlich aufgetauchten Werft-Plattform der Paddler als Piloten aus. Sie müssen das 15 Kilometer große Schiff möglichst nahe an Erde und Mond fliegen, damit die Paddler mit der Energie aus einem Tesserakt die Bahn und die Achsenneigung der sich materialisierenden Erde stabilisieren können.
NATHANS »Plan der Vollendung« gelingt, Erde und Mond kehren an ihre alte Position zurück und selbst Gabrielle Montoya kann von Mirona Thetin und Auris von Las-Toór gerettet werden. Letztere wurde von Mirona dazu überredet mit deren Schaltschiff von Akon ins Solsystem zu fliegen. Faktor I zerstört des Schaltschiff von da Achran bis auf das Situativ. Dies schenkt sie der, unter der Sternenpest leidenden, Montoya, die das Geschenk gern annimmt und mit Auris von Las-Toór zu den Akonen ins blaue System zurückkehrt.
Perry Rhodan aber muss zurück auf die Erde, um irgendwie das temporale Stasisfeld zu deaktivieren, in dem Menschen, Tiere und Technik gefangen sind.

Xestobium rufovillosum, oder auch gescheckter Nagekäfer, ist der heimliche Protagonist des Romans. Sein Tock, Tock, Tock gibt den Takt vor, dem sich die Geschichte unterordnet. Es passiert vieles parallel, die Kapitel überlappen sich und mitunter weiß man, was als nächstes passieren wird. Diesen stilistischen Kniff führt der Autor zwar strickt durch, fügt dadurch aber mehr Redundanzen in den Roman ein, als notwendig gewesen wären.

Die Geschichte liest sich dennoch glatt und flüssig. Als Exposéautor weiß Rainer Schorm, welche Puzzleteile er miteinander verbinden muss, damit das gewünschte Bild entsteht. Das verleiht dem Roman den Charakter als wäre er aus einem Guss. Die notwendige Spannung entsteht durch die wechselnden Perspektiven der Charaktere. Besonders gut hat mir dabei Gabrielle Montoya und ihre Wandlung von der resignierenden kranken Frau zur kämpferischen Raumschiffkommandantin gefallen, die am Ende noch eine zweite Chance erhält.

Es ist ausgerechnet Mirona Thetin, die die Situation rettet und sich sehr menschlich verhält. Woher sie jedoch von der Freundschaft zwischen Montoya und Las-Toór wusste, wurde leider nicht geklärt. Ebenso nicht, wie Ihin da Achran an die Information über die Zeitpfütze kommt. Wahrscheinlich waren die Informationen auf dem Speicherstick gespeichert, den sie im letzten Roman dem Akonen Harkon von Bass-Teth entwendet hatte. Zumindest reime ich mir das so zusammen.

Für eine Überraschung sorgen die Paddler von der PE-hilfreich durch ihr plötzliches Auftauchen. Pelok der Jüngere opfert einen Teil seiner Crew bei NATHANs »Plan der Vollendung«. Da muss schon eine besondere Verbindung existieren, wenn sich die freien Händler vom Mondgehirn so vor den Karren spannen lassen. Ebenso die Posbis, die mit dem Tesserakt und den Umbauten auf der Werft-Plattform ihren Teil zu dem Plan beigetragen haben.

Zumindest ist das Schicksal der Puffmutter da Achran nun endgültig besiegelt. Sie löst sich buchstäblich im Nichts aus, nicht jedoch ohne zuvor von Natalie Rhodan auf den Boden der Tatsachen geholt zu werden. Einige der Aussagen die die Schwester der Tiefe von sich gibt, geben zu denken. So ist Symaios wohl etwas, dass die Schwesternschaft fehlinterpretiert hat. »Die Evolution macht keine Fehler, sie schafft Realitäten. Diesen Vorgang steuern zu wollen, ist absurd. Die Physik reagiert nicht auf soziologische Vorstellungen. Physik kann man nicht …überwinden.« Diesen Absatz sollten sich auch einige Politiker und Aktivisten in unserer Gegenwart zu Herzen nehmen.

»Die Totenuhr« ist nicht nur ein real existierender Käfer, sondern ein lesenswerter Roman, der sich erfreulich positiv vom Rest der durchwachsenen Staffel abhebt. Rainer Storm schafft es die komplizierten Vorgänge rund um die Versetzung von Erde und Mond ins Solsystem spannend und zugleich verständlich zu erklären. Allerdings nehmen die Verantwortlichen leichtfertig ein ziemliches Risiko für die Bevölkerung in Kauf. Ich glaube nicht, dass ich freiwillige während des Austauschs auf der Erde geblieben wäre. Da wird anschließend wohl noch einiges aufgearbeitet werden müssen.