Gedicht übers Schlussmachen

Es ist schon verwunderlich, dass man am kreativsten ist, wenn man unglücklich verliebt ist oder gerade eine Beziehung beendet hat. Ganz besonders dann, wenn man sehr jung ist.
Folgendes Gedicht entstand Anfang 1993 und war mein allerster Versuch in Richtung Lyrik und ich kann mich heute noch damit identifizieren.

 

Weggegangen

Ich kann nicht weinen
warum
Ich habe es doch sonst gekonnt
immer
Eine Liebe die keine war
weggegangen
Ich habe Dich verloren
weil ich Dich nie besessen habe
keine Leere
Deine Worte gaben mir mehr
als Deine Hände
seltsam
Meine Seele wird Dich mehr vermissen
als mein Herz
Ein neuer Weg –
ohne Dich

 

Abschiedslyrik

Ein Liebesgedicht aus dem Jahr 1993. Es fühlt sich so an, als sei das eine Ewigkeit her.

 

Zum Abschied

Lange suchte ich diese Zeilen
die ich dann tief in mir fand.
Lange tat ich hier verweilen
weil mich nur das mit Dir verband.

Kein falsches Wort sollte Dich treffen
keiner der Verse Hoffnung verraten.
Keine Träne durfte mein Gesicht benetzen
kein Gedanke Liebe tragen.

Kein Bedauern wolltest Du in meinem Herzen spüren
kein Leid in meinen Augen sehen.
Keine Qual konnte meinen Seele berühren
kein Verlust in meine Welt eingehen.

Keine Zukunft wir es für uns geben
keine noch so schöne Emotion.
Jeder lebt sein eignes Leben
alles andere bleibt Illusion.

 

Katastrophenlyrik

Anlässlich des traurigen Naturereignisses in Nepal mal wieder etwas aus meinem Gedichtfundus. Der Text entstand zwischen 1993 und 1994 und ist leider auch heute noch aktuell. Mein Mitgefühl gilt all den Opfern und Überlebenden.

 

Elemente

Wasser –
flutet über Land

Orkan –
nimmt Häuser mit sich

Feuer –
brennt dort
wo blühende Landschaften waren

Erde –
schüttelt sich
als wolle sie ein lästiges Insekt vertreiben

Natur –
schlägt grausam zurück

Opfer –
werden immer

Menschen –
sein

 

 

Gedanken zum All

Ein Gedicht mit Bezug zur Unendlichkeit. Verfasst 1995.

 

All unser

Lichter streifen
Schatten werfen
Ewigkeit verrinnt
Es erzählt in eignen Weisen
wo die Welt beginnt

Dunkelheit
und Eiseskälte
Leere die so still
Keiner glaubt mit festem Willen
daß es niemals enden will

Nebel leuchten
Staub der glitzert
sich mit hellem Licht vereint
unser Weg zu Mond und Sonne
ist als erster Schritt gemeint

 

Bahnlyrik

Heute wieder ein Gedicht aus meinem Fundus. Es entstand zwischen 1994 und 1995 auf meinem Weg zur Berufsschule.
Irgendwie passt es immer noch, wenn ich morgens in den Zug steige. Da sieht man mal, dass manche Dinge sich nie ändern.

 

Leben am Morgen

 

stumme Gesichter

wirre Gespräche

Leben am Morgen

eilig rollen Räder über Gleise

Lichter blitzen

Landschaften in Nebel gehüllt

schläfrig drängen Massen dem Tag

entgegen

 

 

Wetterpoesie

Heute mal ein Gedicht passend zum Wetter.

 

Wintersturm

Dunkel bricht die Nacht herein
sich über sturmgepeitschte Landschaft legt
Wind verlorene Blätter fegt
und wie tausend Stimmen schreien
die wenigen Verbliebenen

Krümelige Reste losen Gesteins
umhergewirbelt zu Strudeln erstarrt
Widerstandslos es in Ruhe verharrt
wenn unbarmherzige Füße gemein
knirschend sie zertreten

Wärme aus den Fenstern winkt
im wilden Getöse Frieden verspricht
Hell und voll Liebe scheint das Licht
das schnell jedoch in Kälte versinkt
ohne sich zu wehren

 

Das ist eines von vielen Gedichten, die ich den neunziger Jahren geschrieben habe. Es entstand im Winter 1995/96, während mal wieder ein Sturm über den Ilmenauer Campus fegte.

Liebeslyrik

Anfang bis Mitte der neunziger Jahre schrieb ich so einige Gedichte. Viele drehten sich um unerwiderte Liebe. So wie folgendes.

 

Augen –

Blicke

Worte die ungesprochen

verloren gehen

In allem die Liebe

verborgen wie die Wahrheit

zwischen den Zeilen

harrend auf Erfüllung

Wer bist Du?

Wer bin ich?

Fragen ohne Hoffnung

auf Antwort

 

Wiedergebrachte Erinnerungen

Als ich über die Feiertage meinen Schreibschrank aufräumte, fiel mir ein gelber Post-it in die Hände. Darauf ein paar mit Bleistift gekritzelte Textzeilen. Es war meine Schrift, aber ich erinnerte mich nicht mehr daran, es geschrieben zu haben. Dennoch wusste ich sofort, was ich gefühlt habe, als ich die Worte niederschrieb:

Groß, herausragend, hektisch und laut
wie ein Wald aus Stein gebaut
Einer Landschaft gleich mit tiefen Schluchten
umrahmt vom Wasser der Ozeanbuchten
Milbengleich das Getümmel der Menschlein
fließt durch Straßen das gelbe Blut
in dem Biotop aus Blech und Stein

Und da sah ich mich plötzlich wieder vor 16 Jahren …
… draußen auf der Aussichtsplattform, den scharfen Wind im Gesicht und unter mir die Stadt, die niemals schläft. Nur Häuser und Meer so weit mein Blick reichte, eingerahmt in eine Kulisse unterschiedlichster Geräusche, die von weit entfernt zu mir aufstiegen. Darüber ein Himmel, der sich mit der einsetzenden Dämmerung von einem gelben Orange in ein violettes Blau verfärbte. Nach und nach gingen die Lichter an, und die Betonwüste, die zuvor noch starr und tot wirkte, schien plötzlich lebendig zu werden. Die Scheinwerfer der Autos verwandelten die Straßen in Arterien, in denen das Leben pulsierte. Leuchtreklamen flackerten verheißungsvoll wie ferne Sterne in der kalten trockenen Nachtluft.

Ich glaube, mehr muss ich dazu nicht sagen, um zu verdeutlichen, wovon ich in dem Gedicht schrieb.
Ein wenig sehne ich mich heute an diesen Ort zurück. Es war eine tolle Zeit.