Unbehagliche Serviceeinschränkung

»Sehr geehrte Fahrgäste, dieser Zug verfügt über keine Heizleistung. Wir bitten Sie, diese Serviceeinschränkung zu entschuldigen.«

»Serviceeinschränkung« nennt man das also, wenn man eineinhalb Stunden in einem Zug verbringen muss, in dem Kühlschranktemperaturen herrschen. Und bei dem die Lüftung auf Maximum läuft, damit die kalte Luft gefühlt noch fünf Grad kälter daherkommt. Da sitzt man quasi im Zug »im Zug«. Na, danke!

Ich war ernsthaft versucht, zwischendurch auszusteigen, um auf den nachfolgenden EC zu warten, aber bei -4°C wäre das keine so kluge Option gewesen. Eher ein vom »Regen in die Traufe«-Kommen.

Von den anderen Fahrgästen war zu hören, dass dies schon der zweite Tag in Folge ist, an dem die Heizung im MERIDIAN ausgefallen ist. Wer baut solche Züge, bei denen, kaum das es draußen kalt ist, die Heizung ausfällt? Und das der Zugführer anscheindend keinen Einfluss auf die Lüftung der Klimaanlage hat, ist genauso bescheuert. Dabei sind die Züge höchstens fünf Jahre alt. Wenn das bei den dreißig Jahre alten IC-Zügen passiert, könnte ich das ja noch verstehen.

Dieses Mal war’s nicht die Deutsche Bahn sondern Transdev, die den Unmut ihrer Fahrgäste auf sich gezogen hat. Ich finde ja, das der Ausfall der Heizung bei Minustemperaturen mehr als nur eine Serviceeinschränkung ist. Ich möchte nicht wissen, wie viele Leute sich heute morgen in der fahrenden Klimakammer erkältet haben. Mich eingeschlossen.

Verwirrung um Lidl-Ticket

Hm! Das war auch schon mal einfacher.

Ich habe mir ein Lidl-Ticket der Deutschen Bahn gekauft, weil ich damit eigentlich immer recht einfach und günstig unterwegs war. In diesem Jahr ist das Prozedere allerdings mehr als aufwendig. Da muss man den Kassenbeleg zur Fahrkarte packen und mit allerlei Codes sich erst einmal durch die Seiten von Lidl und Deutscher Bahn klicken, bis man das Ticket dann online endlich buchen kann. Früher gab es dafür einen Heft, das die Tickets enthielt und man musste nur noch Datum und Ziel eingeben. Aber nun ja, man ist ja willig, wenn es darum geht Fahrgeld zu sparen.

Der Witz, ich konnte heute Morgen nicht mit dem MERDIAN fahren, weil ich sonst fünf Euro extra hätte zahlen müssen. Die Beförderung in Nahverkehrszügen ist in dem Ticket nämlich nicht enthalten. Bei mir macht das nichts, weil zehn Minuten später der EC fährt. Aber ich finde das schon mehr als seltsam. Da kauft man ein Ticket für zwei einfache Fahrten ohne Zugpreisbindung und dann darf man damit nicht mit Regionalzügen fahren. Wie viele Bahnhöfe gibt es in Deutschland, die keinen Fernverkehrshalt haben? Wenn ich zum Beispiel nicht bis Traunstein, sondern bis nach Waging fahren wollte, müsste ich fünf Euro mehr zahlen (obwohl das Einzelticket für die kurze Strecke nur dreiachtzig kostet). Hin und zurück wären es sogar zehn Euro mehr.

Das ist zwar nicht gerade Abzocke, aber ein gutes Gefühl hat man nicht, wenn man in den Zug steigt. Was passiert denn, wenn der Fernverkehrszug ausfällt? Muss man dann ein neues Ticket kaufen?

Eines muss man den Marketingleuten bei der Deutschen Bahn lassen, sie schaffen es immer wieder etwas Einfaches zu verkomplizieren.

Fliegendes Gepäck

»Fahrgast von herabfallendem Gepäck erschlagen« – auf diese Schlagzeile warte ich bei der Deutschen Bahn schon lange. Am Sonntag durfte ich so einen Vorfall live miterleben. Zwischen Kassel und Fulda absolvierte der Zug einige abrupte Gleiswechsel, die sowohl Passagiere als auch Koffer und Taschen in der Ablage gut durchschüttelten. Schließlich landete ein größerer Rucksack auf dem Kopf eines darunter sitzenden älteren Mannes, der erstmal einen Schmerzensschrei ausstieß. Der Besitzer des Rucksacks, saß zwei Reihen weiter und eilte ihm sofort zu Hilfe. Zum Glück hatte sich der Mann nicht verletzt. Wäre der danebenliegende Koffer von der Ablage gestürzt, hätte es schon anders ausgesehen.

Ein Grund des Dilemmas war, dass der Zug hoffnungslos überfüllt war, die Gepäckablage eingeschlossen. Die Stellplätze für schweres Gepäck sind in den ICE-Zügen sowieso viel zu gering. Und wenn dann noch Handtaschen und Rucksäcke in die Ablage müssen, damit die Leute sitzen können, entsteht eine gefährliche Situation. In Flugzeugen achten die Stewardessen darauf, dass keiner schwere Gepäckstücke in den Fächern verstaut, die dann auch noch verschlossen werden. Im Zug gibt es Leute, die ihre riesigen Koffer in die Ablage wuchten, obwohl man schon von vornherein sieht, das diese dort keinen Platz haben und bis zur Hälfte darüberhinaus schauen. Ich wechsle dann meist freiwillig den Sitzplatz, weil ich keine Lust habe, von so einem Hardschalengeschoß erschlagen zu werden.

An besagtem Tag hätte auch ich gern meinen kleinen Koffer hinter den Sitz gestellt, auch weil ich nicht gern Gewichtheben mache. Aber die baulichen Verhältnisse ließen das nicht zu. Da fehlten zwei Zentimeter und ich hätte den Koffer dahinter schieben können. So blieb der sichere Platz ungenutzt, während mein Koffer drastisch ausgedrückt »Menschenleben bedrohte«. Das nicht nur die Deutsche Bahn ein Gepäckproblem hat, sieht man am MERIDIAN. Dort ist Reisen mit Gepäck noch umständlicher. (Es ist aber auch ein Nahverkehrszug.) Am besten ist das Platzangebot für Koffer in den 30 Jahre alten IC’s gelöst. Da gibt es an den Eingängen zum Wagon rechts und links großzügige Gepäckablagen. Im ICE 4 gibt es die nur in Wagen 23 (oder 33). Vielleicht gehen die Verantwortlichen bei der Deutsche Bahn ja davon aus, dass wir Fahrgäste unser Gepäck in den Hyperraum (Subraum) auslagern können.

Brennende Böschungen und andere Hinternisse 2

Hier kommt Teil zwei meiner abenteuerlichen Reise vom Donnerstag …

Ich war schon drauf und dran am Erlanger Bahnhof an den nächsten Geldautomaten zu gehen, als mich meine Begleitung darauf aufmerksam machte, wie spät es schon war. Wir würden selbst unter den günstigsten Umständen mit dem Auto den Anschluss in Lichtenfels nicht mehr bekommen. Da konnten wir uns auch erstmal bis Bamberg durchschlagen. Laut ihrem Handy ging von Lichtenfels 22:14 Uhr noch ein Zug in Richtung Saalfeld, der aber 30 km zuvor in Ludwigstadt enden würde. Von dort könnten wir immer noch ein Taxi nehmen oder uns von ihrem Mann abholen lassen.
Angeblich sollte demnächst ein Schienenersatzbus in Richtung Bamberg fahren. Wir warteten also an der Bushaltestelle vor dem Bahnhof in Erlangen mit gefühlten hundert Menschen auf den Ersatzbus. Die Wartezeit war nicht so lang, weil wir uns gut unterhielten. Als der Bus kam, stürzten alle hinein, es wurde gedrängelt und geschoben, als wäre es ein rettendes Floß vor einer herannahenden Flut. Wir standen wie die Sardinen, als der Bus schließlich losfuhr.
Zur Überraschung aller Fahrgäste hielt der Bus gefühlt an jedem Briefkasten, selbst dort, wo keiner ein- und aussteigen wollte. Die Fahrt zog sich und wenn ich allein gewesen wäre, wäre ich vermutlich verzweifelt. Aber weil ich Begleitung hatte, kam mir die verzwickte Situation gar nicht so schlimm vor. Ich scherzte sogar herum (Galgenhumor) und war überraschend entspannt. Und weil ich mich sehr nett mit meiner neuen Bekanntschaft unterhielt, kam mir die Fahrt nicht so lang vor. Wir stellten fest, dass wir uns beide mit Fluoreszenz beschäftigt hatten und teilten unsere Erfahrungen.
In Forchheim stiegen viele Leute aus, weil sie laut ihrer Smartphones erfahren hatte, dass die Strecke wieder frei war und in zehn Minuten die Regionalbahn fahren würde. Uns brachte das nichts, also blieben wir sitzen.
In Bamberg angekommen, erkundigten wir uns bei den wartenden Busfahrern gleich, wann der nächste Bus nach Lichtenfels fahren würde. Wir hatten eine dreiviertel Stunde Zeit, die wir bei einem Kaffee vorm McDonalds Restaurant verbrachten. Es war ein lauer Sommerabend und es stellte sich heraus, dass wir am selben Gymnasium Abitur gemacht hatten und tratschten über Lehrer und Schulzeit. So verquatschten wir die Zeit schneller als gedacht und bekamen gerade noch so einen freien Sitzplatz im Bus.
Von Bamberg ging‘s auf gewohnter Strecke über die Autobahn nach Lichtenfels, wo wir kurz nach 22:00 Uhr eintrafen und in die wartende Regionalbahn stiegen. Die würde uns bis nach Ludwigstadt bringen, von wo uns der Mann meiner Begleitung mit dem Auto abholen konnte.
Während der Fahrt erzählte ich ihr von Perry Rhodan und das ich gerade wieder einen Fan-Roman geschrieben hatte. Sie war sehr interessiert und bestellte noch im Zug meine »Telepathin« im Space Shop der PRFZ.
Derweil kam die Zugbegleiterin, eine ältere Dame, vorbei und kontrollierte unsere Fahrkarten. Als sie sah, wo wir hin wollten, war sie ehrlich besorgt. Wir berichteten ihr, was wir in den letzten Stunden mit all den Bahnmitarbeitern erlebt hatten. Sie schüttelte nur den Kopf, blickte auf ihr Handy und fragte, wann wir in Nürnberg gewesen wären. Von ihr erfuhren wir, dass wir 18:37 Uhr (wir waren halb sieben angekommen) mit dem Zug über Bayreuth nach Lichtenfels hätten fahren können und um 22:00 Uhr in Saalfeld gewesen wären. Sofern die clevere Zugbegleiterin aus dem ICE uns diese Verbindung genannt hätte. Wenig später kam sie nochmal vorbei und bot uns an, von Ludwigstadt noch bis Probstzella mitzufahren, wo der Zug abgestellt wurde. Sie machte uns außerdem den Vorschlag, dass uns der Zugführer mit seinem privaten Auto noch bis Kaulsdorf (10 km vom Ziel unserer Reise entfernt) mitnehmen könnte. Da der Mann meiner Begleitung aber schon unterwegs war, brauchten wir das großzügige Angebot nicht in Anspruch nehmen. Aber es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich das Personal bei der Deutschen Bahn mit den Kunden umgeht.
In Probstzella (ehemaliger Grenzbahnhof) stiegen wir weit nach 23:00 Uhr ins Auto um. Witzigerweise wohnt meine Begleitung keine zweihundert Meter vom Haus meiner Eltern entfernt (Zufall, denn Saalfeld ist eine relativ große Stadt) und so war ich zehn vor Zwölf endlich zu Hause.
Alles in allem waren wir fast acht Stunden von München aus unterwegs. Für die Strecke brauche ich im Normalfall drei Stunden. Doch trotz all der Querelen freute ich mich, eine neue spannende Bekanntschaft gemacht zu haben. Mit der ich mich vor allem über berufliche Dinge austauschen konnte und was noch besser war, ich konnte ihr Perry Rhodan nahebringen. Vielleicht sehen wir uns in Zukunft öfter, wenn wir Donnerstagabend nach Saalfeld fahren. Dann aber bitte unter normalen Umständen.

Brennende Böschungen und andere Hinternisse 1

So richtig tolle Abenteuer erlebe ich nur mit der Deutschen Bahn. Das vom Donnerstag übertraf alles bisher dagewesene, bescherte mir aber auch eine positive Begegnung.

Und weil die Geschichte so lang ist, verteile ich sie auf zwei Beiträge.

Als ich am Donnerstag nach 17 Uhr in den Zug nach Thüringen stieg, ahnte ich noch nicht, dass sich diese Fahrt ärgerlich lange hinziehen würde. Beim Halt in Nürnberg, in dem der vorder Zugteil abgekoppelt wird, kam plötzlich die Durchsage, dass die Strecke nach Bamberg wegen eines Böschungsbrandes gesperrt sei und noch keiner wisse, wie es weitergeht.
Irgendwie war mir schon da bewusst, dass der Tag lang werden würde. Ich legte mein Buch weg und ging zum Abteil der Zugbegleiter. Zu meiner Überraschung war es leer und verschlossen. Ich stieg aus dem Zug und entdeckte die Bahnmitarbeiter am vorderen Ende des Zugs mit dem Zugführer plaudern.
Draußen stand eine junge Frau. Ich weiß nicht mehr, wer zuerst fragte, aber wir erfuhren voneinander, dass wir beide nach Saalfeld wollten. Gemeinsam marschierten wir zum Zugpersonal, um uns über alternative Verbindungen informieren zu lassen.
Der Zugchef telefonierte. Ich fragte seine Mitarbeiterin, was wir denn jetzt tun sollen. Weil wir in Bamberg den Schienenersatzbus nach Lichtenfels und den anschließenden Regionalzug sicher nicht mehr bekommen würde. Und ob es die Möglichkeit gäbe, vielleicht über Bayreuth nach Lichtenfels zu fahren. Sie antwortete, dass die Strecke für alle Züge gesperrt wäre. Bis ich sie daran erinnerte, dass der Zug nach Bayreuth einen anderen Weg nimmt. Sie überlegte kurz und tippte dann auf ihrem Handy herum. Um mir zu sagen, wir könnten doch den IC-Bus in einer Stunde nach Jena nehmen. Zu dem Zeitpunkt schaltete sich die junge Frau ein, die ich zuvor getroffen hatte. Sie hatte das schon mal und meinte, dass der Busfahrer uns definitiv nicht mitnehmen wird, weil er nicht garantieren kann, das wir den Zug in Jena noch rechtzeitig bekämen, bei einer Umstiegszeit von 6 Minuten. Der Bus muss 200 km auf der A9 zurücklegen. Jeder der dort schon mal unterwegs war, weiß, das eine Baustelle ausreicht, um die Fahrt um eine halbe Stunde zu verlängern. Es war also keine Alternative, denn dann wären wir in Jena gestrandet. Ich regte mich darüber auf, warum man uns die Information so spät gegeben hatte. Wenige Minuten früher und wir hätten noch in den vorderen Zugteil des ICE umsteigen können, der über Erfurt fährt und dort dann nach Saalfeld umsteigen. Und erfuhr, dass angeblich die Information erst so spät gekommen war.

Ich holte erstmal mein Gepäck, um am Infopoint eventuell eine bessere Auskunft zu erhalten. Doch meine Begleitung machte mich darauf aufmerksam, das die zwanzig Minuten Verspätung, die an der Anzeigetafel standen fast vorbei waren. Und wenn der Zug weiterfuhr, während wir am Infopoint standen, wäre es sowieso vorbei. Also blieb ich noch fünf Minuten in der Tür stehen und siehe da, der Zug fuhr tatsächlich wieder los.

Wir tauschten uns über unsere Erlebnisse mit der Bahn aus, als die Durchsage kam, dass die Strecke immer noch gesperrt sei. Die Zugbegleiterin kam vorbei und kontrollierte die Fahrkarten, und meine Begleitung fragte, wie wir denn jetzt weiter kämen. Die Frau antworte schnippisch, sie hätte uns die Alternative mit dem Bus genannt und wir wären ja selbst schuld, weil wir hier sitzen geblieben sind. Es entspann sich eine Auseinandersetzung zwischen uns, bei der sie uns an den Kopf warf, dass sie nichts dafür könne und wir sollten doch froh sein, dass sie ihr privates Handy genutzt hatte, um uns eine Verbindung herauszusuchen. Diese Aussage fand ich schon stark. Meine Begleitung entgegnete, dass wir nichts dafür können, wenn die Deutsche Bahn ihren Mitarbeitern keine Arbeitsmittel zugesteht und sie jetzt mit dem Zugchef sprechen wollte. Die beiden gingen vor, ich folgte.
Der Zugchef jung, etwas hilflos wirkend, wiederholte nur, dass er nichts dafür könne. Konnte und wollte uns aber keine alternative Verbindung heraussuchen. Ich machte den Vorschlag, mit dem Taxi von Erlangen nach Bamberg zu fahren, wo wir dann mit dem Ersatzbus weiterkämen oder gleich nach Lichtenfels. Dann würden wir den letzten Zug nach Saalfeld um 20:41 Uhr noch bekommen. Man fand meine Idee gut, sagte uns aber, dass sie keine Taxigutscheine ausstellen könnten, dazu müssten wir an den Schalter des Reisezentrums in Erlangen.
Kurz vor Erlangen positionierten wir uns schon mal an der Tür. Da kam die Durchsage, dass der Zug nicht weiterfahren würde und alle Passagiere (auch die Fahrgäste nach Bamberg) aussteigen sollten und sich im Reisezentrums über den eingerichteten Schienenersatzverkehr informieren oder auf die Durchsagen achten sollten.
Wir waren die Zweiten im Reisezentrum. Vor uns fragte ein Mädchen, den Bahnmitarbeiter wie sie denn jetzt nach Bamberg käme und von wo der Schienenersatzbus fahre. Der starrte sie erstmal fragend an, mit welchem Zug sie denn gekommen wäre. So wie es aussah, war er nicht informiert worden, dass der ICE nicht weiterfuhr. Nachdem er sah, wie sich das Reisezentrum füllte, griff er zum Telefon.
Irgendwann legte er auf und sagte, es käme gleich eine Durchsage. Die Fahrgäste im Raum protestierten und baten ihn, ihnen die Information, die er erfahren hatte doch mitzuteilen. Vergeblich. Er weigerte sich. Es folgte eine kaum verständliche Durchsage, in der nur eine Uhrzeit aber keine Gleisangabe enthalten war. Die Leute gingen murrend davon. Wir zwei Saalfelder aber blieben und baten den Mann um eine alternative Verbindung nach Saalfeld. Er guckte in seinen Computer, konnte uns aber keine nennen, in der wir noch am gleichen Tag heimgekommen wären. Auf meine Frage hin, ob er uns nicht einen Taxigutschein ausstellen könnte, damit wir wenigstens bis Lichtenfels kämen, um den letzten Zug zu bekommen, antwortete er dass er in den 30 Jahren in denen er hier arbeitet noch nie einen Taxigutschein ausgestellt habe, dass könnten nur die Zugbegleiter. Jene, die sich zuvor geweigert und uns hierher geschickt hatten. Ich kam mir reichlich verscheißert vor. Er gab mir ein Fahrgastrechteformular und meinte, ich könne ja das Taxi erstmal auslegen und dann von der Bahn zurückfordern. Und so stand ich am Bahnhof in Erlangen und war sprachlos.

Teil 2 folgt morgen.

Antonio im Kino

Es war eines der lustigsten Bücher die ich je gelesen habe. »Antonio im Wunderland« von Jan Weiler. Durch das Magazin »Mobil« der Deutschen Bahn bin ich damals darauf aufmerksam geworden, weil dort eine Leseprobe abgedruckt war. Noch am Endbahnhof bin ich in die nächste Buchhandlung und habe mir den Roman gekauft. Ich habe selten etwas witzigeres gelesen. Kann aber auch das Hörbuch empfehlen, weil Jan Weiler seinen Schwiegervater Antonio sensationell zum besten gibt.

Jetzt gibt es das Buch als Film. Er läuft ab 18.8. in den deutschen Kinos an.

Hier schon mal der Trailer.

Der keinarmige Bandit

Positives von der Deutschen Bahn hört man selten und noch seltener erlebt man solches.

Weil ich meine Karten stets am Fahrkartenautomaten hole, habe ich im vergangenen halben Jahr hin und wieder als Überraschung einen 10 Euro Gutschein oder eine Mitfahrerfreifahrt bekommen. Was ein bisschen wie Glücksspielautomat klingt, ist insofern praktisch, als dass ich die Gutscheine regelmäßig bei meinen Fahrten nach Thüringen einlösen kann. Zehn Euro weniger zahlen oder den Ehemann kostenlos mitnehmen, macht sich bemerkbar. Immer wenn der Automat vor dem Ausdrucken der Fahrkarte drei Belege anzeigt, rufe ich »Jackpot« und ernte dafür auch mal einen schiefen Blick von anderen Bahnkunden. Zumindest ist das ein Service der Deutschen Bahn, an den ich mich gewöhnen könnte.

Diese Woche erlebte ich zum Thema Fahrkartenautomat der Deutschen Bahn eine ähnlich positive Geschichte. Im IC neben mir saßen zwei Freundinnen, beide um die fünfzig und nicht sehr erfahren, was das Bahnfahren angeht. Als der Zugbegleiter die Fahrscheine kontrollierte, erklärte er einer der Frauen, dass ihr Regionalticket im IC nicht gültig sei, und sie entweder an der nächsten Station aussteigen könnte oder einen Zuschlag zu zahlen hätte. Die regte sich erstmal auf, weil der Fahrscheinautomat des Meridian ihr nur dieses Ticket angeboten hatte und es keinen anderen Automaten gab. Der Bahnmitarbeiter zuckte mit den Schultern, tippte auf seinem tragbaren Computer herum und erklärte ihr, dass sie etwas mehr als zehn Euro nachzahlen müsse.
»Das sind ja 38 Euro für eine einfache Fahrt«, empörte sich die Frau, »damit kann die Bahn keineswegs Wettbewerbsfähig sein.«
Er meinte, er könne nichts dazu, er würde die Preise nicht machen.
Auch ihre Freundin meldete sich zu Wort, die hatte ein Online-Sparpreisticket mit der BahnCard 25 für 14 Euro gekauft. »Das steht doch in keinem Verhältnis.«
Der Bahner sagte nix, tippte seelenruhig auf seinem Computer herum und murmelte: »Ich kann versuchen den Bordpreis abzuziehen.« Eine Minute später forderte er die Frau auf, ihm eine Zahl zwischen null und eins zu nennen.
Sie guckte verdutzt zurück und sagte: »0,5.«
»Fast richtig«, meinte der Zugbegleiter und fügte hinzu: »0,6.«
»Wieso 0,6?« Die Frau war sichtlich verwirrt und ich mit.
»Na, ja sie müssen noch sechzig Cent Zuschlag zahlen.«
»Tatsächlich, nur so wenig?« Sowohl die Frau als auch ihre Freundin waren überrascht. Sie kramte ihren Geldbeutel hervor und drückte dem Zugbegleiter ein Eurostück in die Hand. »Sehen Sie, weil sie so nett waren, bekommen Sie von mir auch noch Trinkgeld.«
Was auch immer der Zugbegleiter da ausgerechnet hatte, meiner Erfahrung nach, stimmte das hinten und vorn nicht, zeigte aber, das auch Bahnmitarbeiter ein Herz haben und offensichtlich auch mal ein Auge zudrücken, was selten genug vorkommt.

Rumgraben in Rumgraben

imageEine kuriose Ortsangabe fand ich heute im Verbindungsportal der Deutschen Bahn.

Kurz vor Feierabend wollte ich nachsehen, ob mein Zug pünktlich ist oder wieder Verspätung hat. Natürlich war er wieder verspätet, aber die rote Meldung daneben amüsierte mich so sehr, dass ich gar nicht ärgerlich sein konnte. Dort stand etwas von einer Baustelle zwischen Traunstein und Rumgraben und die »graben« dort tatsächlich »rum«. Das ist witzig, auch wenn die dauernden Baustellen seit Februar echt nerven. Wenn eine beendet ist, fangen sie eine neue an. Ich habe heute einen Plan entdeckt, auf dem alle Baustellen bis September eingezeichnet sind. Wohlgemerkt nur die Baustellen auf der Strecke zwischen Salzburg und München. Da braucht man als Pendler einen langen Atem und viel Galgenhumor. Vielleicht war das ja der Zweck der Meldung. Bei mir hat es jedenfalls geklappt.

Übrigens, ich habe dann doch den früher fahrenden Meridian genommen, der keine Verspätung hatte und tatsächlich pünktlich am Zielort ankam. Tja, der wird ja auch nicht von der Deutschen Bahn betrieben.

Zuggebunden

Es gibt Tage, da frage ich mich ehrlich, warum ich mir das eigentlich antue. Ich verbrachte heute wieder länger in irgendwelchen Verkehrsmitteln, als hinter meinem Schreibtisch.

Das ging heute morgen mit einem belegten Gleis am Bahnhof los. Dort, wo eigentlich der EC abfahren sollte, stand ein Güterzug. Die Bahnmitarbeiterin, die für die Durchsagen am Bahnsteig sorgt, war genauso uninformiert wie die Fahrgäste. Sie setzte mindestens vier mal an, um den Gleiswechsel anzukündigen, wo der EC abfahren sollte, entschuldigte sich dann aber und schwieg. Irgendwann fünf Minuten später fuhr der Zug auf Gleis 5 ein. Und es dauerte nochmal 10 Minuten bis er wegen der Baustelle weiterfahren konnte. Jetzt passte er natürlich nicht mehr in den »Betriebsablauf« und so verzögerte sich die Fahrt auf der Strecke nochmal um zehn Minuten.

Am Ostbahnhof gewann ich zwar im S-Bahn-Lotto, hatte aber nichts davon, weil die U-Bahn am Marienplatz wegen einer Stellwerksstörung im zehn statt im drei Minutentakt fuhr. Die Züge waren entsprechend gefüllt. Weshalb es immer wieder zu Verzögerungen beim Ein- und Aussteigen kam. Und natürlich war am Ende auch der so Bus brechend voll, dass sich die Türen nicht schlossen, weil so ein paar Idioten quatschend in der Lichtschranke standen und nicht mitbekamen, dass der Bus an fast jeder Haltestelle wegen ihnen nicht weiter fahren konnte. So dauerte mein Weg zur Arbeit alles in allem mal wieder drei Stunden.

Meine Hoffnung, dass es am Nachmittag problemloser ginge, zerschlug sich schon an der Bushaltestelle. Der Bus hatte mal wieder fünf Minuten Verspätung. Mit einer Sprinteinlage erreichte ich noch die U-Bahn, die wegen einer Fahrzeugstörung alsbald im Tunnel stecken blieb. Mit Hängen und Würgen erreichte ich am Hauptbahnhof noch meinen Zug, der dann kurz vorm Ostbahnhof wegen einer Signalstörung stehen blieb. Die war zwar nur von kurzer Dauer, aber fünf Minuten kamen dennoch zusammen. Und zu guter Letzt musste der Zug kurz vor Traunstein zehn Minuten an der Baustelle warten.

Eigentlich sollte ich der Deutschen Bahn, die Fehlzeiten, die ich im Jahr über durch Verspätungen ansammle, in Rechnung stellen.

Schwellenlos

Beim Aufreger der Woche geht es mal wieder um die Deutsche Bahn. Dieses Mal hat es aber nichts mit Verspätungen und sonstigen Behinderungen im Zugverkehr zu tun, sondern mit einem eklatanten Fall von Missmanagement.

Zunächst eine kurze Einführung worum es geht: So lange wie die Strecke zwischen Berlin und München bei Bamberg gesperrt ist, saniert die Bahn die Gleise zwischen Kronach und Saalfeld. Das ist eine super Idee, gegen die nichts einzuwenden ist. Zeugt es doch davon, dass sich hier tatsächlich jemand Gedanken gemacht hat.

Eine Seite der zweigleisigen Strecke ist auch bereits fertig, doch jetzt ruhen die Arbeiten. Erstaunlich, denn der Zeitplan ist eng. Bis September müssen die Gleiserneuerungen fertig sein.

Die Gründe für den Stillstand sind banal und werden von der Bahn offiziell totgeschwiegen. Nur durch die Bauarbeiter war zu erfahren, dass die Verantwortlichen für den zweiten Bauabschnitt vergaßen, die Schwellen zu bestellen. Ja richtig gehört, die können nicht weiterarbeiten, weil die Schwellen fehlen. Dabei musste man sich jetzt europaweit nach Ersatz bemühen, doch die neuen Schwellen werden nicht vor Mitte Juni geliefert. So lange steht alles still, Maschinen, Arbeiter und teilweise auch der Verkehr. Unglaublich aber wahr!

Das in einem so riesigen Unternehmen wie der Deutsche Bahn so was passieren kann, ist mir absolut schleierhaft. Da fragt man sich wirklich, was für Leute da in den Schaltzentralen sitzen. Welche Kosten so ein Versäumnis nach sich zieht, möchte ich gar nicht wissen. Ärgerlich ist es auf alle Fälle und nicht nur für die Arbeiter und die Controller bei der Bahn, sondern auch für die Kunden, die die Zugausfälle und Verspätungen länger als nötig ertragen müssen.