Perry im Comicuniversum

Quelle: Perrypedia

Perry Rhodan Comic Nr. 1 »Die Kartographen der Unendlichkeit« von Kai Hirdt, Marco Castiello und Michael Atiyeh

Für jemanden wie mich, der nicht mit klassischen Comics aufgewachsen ist, ist der Kauf eines Comics immer eine Fallentscheidung. Zumeist kaufe ich sie, weil mir die Zeichnungen darin gefallen, weniger wegen der Geschichte, die erzählt wird. Das ist tatsächlich für mich erst in zweiter Linie wichtig. Wenn ich eine tolle Geschichte möchte, kann ich auch einen Roman kaufen, da habe ich dann auch länger etwas davon.

Den neuen PERRY RHODAN-Comic habe ich allerdings aus beiden Gründen gekauft, nämlich weil mich einerseits die Geschichte reizte und ich andererseits an den Zeichnungen interessiert war.
Und tatsächlich, auf den 32 Seiten bekommt man viele schöne Szenen präsentiert, die sehr aussagekräftig illustriert wurden. Ich hatte auch keine Mühe, wie so oft, die Reihenfolge der Sprechblasen zu ermitteln. Die Darstellung der SOL fand ich großartig und das innenliegende Poster ist natürlich ein nettes Extra.

Entgegen vielen anderen Fans störe ich mich auch nicht an der etwas freizügigen Darstellung der Damen. Dies gehört bzw. gehörte schon immer zu einem klassischen Comic dazu. Die Figur des Gucky finde ich allerdings nicht ganz so gelungen. Er sieht einem Nutria ähnlicher als einer Maus. Aber auch dass ist wahrscheinlich Geschmacksache. Jeder hat seine ganz eigene Vorstellung von dem Mausbiber. Spannend finde ich die Handlungszeit. Das Schöne am PERRY RHODAN-Universum ist, dass es genügend Lücken enthält, die viel Spielraum für neue Geschichten lassen. Für den Comic nutzt man geschickt die Lücke zwischen Band 700 und der weiteren Handlung des Aphilie-Zyklus. Als die SOL im Jahr 3540 auf Irrfahrt zwischen den Galaxien unterwegs ist, um den Weg zur Milchstrasse zu suchen, findet auch das, bei den Fans so beliebte oder auch umstrittene, Dimesextatriebwerk seine Verwendung. Und mit der Insektoidenspezies treffen Perry und die Crew der SOL innerhalb der Handlung auf eine interessante Herausforderung.

Es gab im Voraus unter den PERRY RHODAN-Fans heiße Diskussionen zum neuen Comic, besonders als die ersten Bilder dazu auftauchten. Einige Fans scheinen sich nicht mit der dortigen Darstellung des Perryversums identifizieren zu können. Manche sprachen sogar davon, dass es nicht ihr Perry ist … Richtig! Und ich finde, dass muss es auch nicht. Es gilt letztlich nicht, die Wünsche und Interessen der Altfans zu erfüllen, sondern es geht vielmehr darum, neue Fangruppen zu erschließen und vor allem ein jüngeres Publikum anzusprechen. Das funktioniert heute wie früher am besten über Comics. STAR WARS hat das mit »The Clone Wars« sehr eindrucksvoll bewiesen. In diesem Sinne haben die Macher um Kai Hirdt, der schon für die Perry-Comics von der Alligatorfarm verantwortlich zeichnete, sehr professionelle Arbeit geleistet. Der neue PERRY RHODAN-Comic braucht sich nicht vor den anderen Publikationen im Comicregal zu verstecken und das allein ist schon eine bemerkenswerte Leistung. Eines sollte klar sein, man wird es nie allen Recht machen können. Sicher ist, dass man das Perryversum vielfältiger gestalten und breiter auffächern muss, um auch in Zukunft bestehen zu bleiben. Der Comic ist ein guter Versuch in diese Richtung.

Wenn in ein paar Wochen der Band mit der Nummer zwei des PERRY RHODAN-Comic erscheint, werden die Verkaufszahlen zeigen, ob das Projekt erfolgreich war. Aber ob der Erfolg ein nachhaltiger sein wird, das heißt, ob man damit tatsächlich neue und jüngere Leser gewonnen hat, wird sich erst in Zukunft zeigen. Vielleicht ist bis dahin auch der intensive Geruch der Druckfarben verflogen.

Erschienen ist der Comic bei Cross Cult, die in Deutschland auch die Herausgeber der neuesten STAR TREK-Comics und Romane sind.

Der Khitomer-Konflikt

Quelle: Cross Cult

In den vergangenen Jahren habe ich sehr wenig Star Trek Geschichten gelesen; das gebe ich unumstritten zu. Dabei gibt es eine Menge neuer Romane aus dem CrossCult-Verlag, die ziemlich gut sind. Doch seit ich mich mit dem unsterblichen Perry beschäftige (in dessen Universum ich noch Jahrzehnte aufholen muss), bleibt einfach nicht mehr genügend Zeit.

Das ich hin und wieder doch mal zu einer Star Trek-Lektüre greife, liegt an den tollen Comics, die alle naselang herauskommen. Einer, den ich vor Kurzem gelesen habe, ist „Der Khitomer-Konflikt“. Die Handlung spielt im Abrams-Universum nach den Ereignissen von „Into Darkness“. Es geht darum, wie Sektion 31 (eine Art Geheimdienst der Sternenflotte) die Klingonen und die Romulanen gegeneinander ausspielt, damit sie sich gegenseitig vernichten und somit keine Bedrohung mehr für die Föderation und die Menschheit darstellen. Zwischen den Fronten steht die Enterprise mit Captain Kirk, der die moralischen Grundsätze der Föderation zu wahren und den Konflikt zu verhindern sucht.

Auch wenn die Ansätze der Geschichte, Gene Roddenberrys Vorstellung von der Zukunft torpedieren, so blitzt zumindest ein Funke der ursprünglichen Moral von Star Trek auf. Über den Sinn und Unsinn des Unterfangens, zwischen zwei Imperien einen Krieg anzuzetteln, um selbst verschont zu werden, mag ich an dieser Stelle nicht diskutieren. Auch nicht, wie ein Geheimdienst eine Flotte von Schiffen bauen kann, ohne dass dies jemandem auffällt. Über solche Logik lässt sich bekanntlich streiten, auch darüber, wie es sich in die Geschichte des bisherigen Star Trek Universums einfügt. Es findet ja schließlich alles in einem parallelen Universum statt, dessen Vorgaben völlig anders sind. Um die Geschichte zu genießen, sollte man sich von alten Denkweisen trennen und keine Vergleiche ziehen. Dann wird man auch Gefallen an diesem Comic finden. Denn es werden viele Elemente aus beiden Abrams-Filmen und bereits erschienen Comics verknüpft und weitergeführt. Die Zeichnungen sind sehr schön und geben der Handlung einen netten Rahmen. Alleine dafür lohnt sich die Anschaffung.

Den Comic gibt es in jedem gut sortierten Buch- und Comicfachhandel.

Schweinkram aus dem All

Quelle: Amazon

Ralf König, Barry Hoden – Im Weltall hört dich keiner Grunzen; erschienen im Männerschwarm Verlag

Ich habe lange überlegt, ob ich diesen SF-Roman wirklich in meinem Blog besprechen soll. Er ist … nun ja … sagen wir mal etwas unkonventionell … versaut trifft es eher. Der Autor Ralf König ist hauptsächlich bekannt, durch sein Buchvorlage zu dem erfolgreichen deutschen Film „Der bewegte Mann“.

Aufmerksam wurde ich auf sein neues Buch durch den vielsagenden Titel „Barry Hoden“. So landete es auf meinem Amazon Wunschzettel und in diesem Monat hat mich mein Mann schließlich damit beglückt. Das ich nicht zur eigentlichen Zielgruppe dieses Buchs gehöre, habe ich erst beim Lesen bemerkt. Und dennoch: Es hat auch für heterosexuelle Leser(innen) seinen Reiz.

Die Geschichte im Comicstil, ist quasi eine Geschichte in einer Geschichte:
Paul Niemöser ist Autor und schreibt an einem SF-Roman, entgegen seiner vorherigen Veröffentlichungen soll dieser Roman Anspruch haben, zumindest hat Paul sich das so vorgenommen. Das es nicht dabei bleibt, kann sich jeder Leser spätestens auf Seite fünf (mitten im Prolog) denken. So beginnt die Geschichte des Raumfahrers Barry Hoden, mit einem Rückblick auf den Vorgängerroman „Raumstation Sehnsucht“.

Im weiteren erfährt man vom Schicksal Barry Hodens. Der durch ein Schlurchloch gestürzte Raumheld ist in der Zukunft gelandet und arbeitet an der Kasse eines Alien-Porno-Kinos. Hier hat er inzwischen mehr gesehen, als ein Mensch sehen sollte. Keine Körperöffnung, keine noch so ungewöhnlichen Genitalien sind ihm mehr fremd. Nur eines gibt es in der Zukunft nicht – echte behaarte Kerle mit Nippeln.
Doch dann braucht man einen Piloten für eine besondere Mission und wendet sich an Barry. Der ist froh da rauszukommen und bricht zu einer abenteuerlichen Reise „unter die Gürtellinie“ auf, bei der es ihn und seine Crew aus der Zukunft auf einen erst kürzlich entdeckten Planeten verschlägt. Dort gibt es etwas, das Barry Hoden so in Verzückung versetzt, dass er nicht mehr fort möchte – große behaarte Kerle mit drei … Mehr möchte ich eigentlich nicht dazu erzählen.

Alle Figuren die Paul Niemöser in seinem fiktiven Roman verarbeitet, ähneln Personen aus seinem Leben. Sein Freund Konrad wird genauso wenig verschont wie seine Schwester oder seine Lektorin und sie tauchen plötzlich und unvermittelt mitten in der Geschichte auf und geben als Testleser ihre Meinung zu Pauls Werk ab. Am Ende fragt auch noch Ridley Scott bei Paul an, ob er seinen SF-Roman verfilmen dürfte.

Die schräge Geschichte um einen schreibenden Autor und seinen Romanhelden ist genial gemacht und hat einen durchaus ernsthaften Hintergrund. Was sich am Anfang noch etwas zäh liest, verwandelt sich aber recht bald in eine spannende Geschichte mit vielen außergewöhnlichen Idee. Allein die Dialoge mit dem, an Penisneid erkrankten, Schiffscomputer PIN mit Reißverschlussfetisch – großartig.

Die 223 bunt bebilderten Seiten haben mir sehr viel Vergnügen bereitet. Wobei ich eine Schwäche für schlüpfrige Geschichten habe. Zartbesaitet sollte man als Leser dieses Buches nicht sein. Deshalb meine Warnung: Diese Lektüre ist nicht empfehlenswert für prüde Leser mit Homophobie. :)

Khaaaaan!

Ich hatte wenig erwartet und war am Ende positiv überrascht. Die Rede ist vom letzten Star Trek Film mit dem düster klingenden Untertitel „Into Darkness“. Nein wirklich, es fühlte sich dieses Mal tatsächlich einwenig wie Star Trek an und die logischen Löcher in der Handlung waren nicht ganz so offensichtlich. Sogar der Maschinenraum (im ersten Teil noch ein absolutes „No Go“) konnte sich sehen lassen. Aber am meisten beeindruckte mich der Charakter des Khan. Benedict Cumberbatch mochte ich schon als „Sherlock“. Er spielt brillant und ist momentan nicht für umsonst Hollywoods Allzweckwaffe. Seine geniale Darstellung des Khan war derart überzeugend, dass ich die Handlungen des Charakters durchaus nachvollziehen konnte und stellenweise Mitleid mit ihm hatte. Das war endlich mal ganz großes Kino.

Beim Stöbern durch die Händlerräume auf der diesjährigen FedCon stieß ich am Stand vom CrossCult-Verlag auf einen Comicband, der sich ausschließlich mit der Figur des Khan beschäftigt. Ich bin ja eigentlich kein großer Comicleser. Irgendwie hab ich Probleme mit dem wenigen Text und bin mir nie sicher, in welcher Reihenfolge ich die Dialoge nun lesen muss. Aber allein das Cover dieses Comics zog mich so sehr in seinen Bann, dass ich mir sogar die Hardcoverversion gönnte. Das auch noch David Messina, der Teile des Comics gezeichnet hat, vor Ort war, war natürlich ein noch größerer Anreiz für mich, mir diesen Comic zu kaufen und so bekam ich auch noch eine Originalzeichnung mit Signet obendrein.

Und ich muss gestehen, die Geschichte überzeugt. Sie beleuchtet sowohl Vergangenheit als auch Gegenwart. Es ist die Lebensgeschichte eines mittellosen Jungen, der durch genetische Aufwertung zu einem Soldaten gemacht wird, der schließlich außer Kontrolle gerät und die Weltherrschaft an sich reißt. Es ist eine Geschichte von Krieg, Gewalt und Missbrauch. Hier erfährt man auch, warum Benedict Cumberbatch nicht aussieht wie Ricardo Montalban. :) Dies ist ja einer der Kritikpunkte der Fans, den die Autoren in diesem Comic intelligent gelöst haben. Die Storyideen sind zu jeder Zeit glaubhaft. Auch das Zeichnerteam hat großartige Arbeit geleistet. Die Figuren und ihre Bewegungen wirken lebendig, der Stil ist homogen. Das hat zur Folge, dass man sich an den Bildern nicht satt sehen kann.

Mein Fazit: Eine umfassend gelungene Anschaffung.

Khan Messina