Charakterdrama um Aveline

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 367 – »Die Spezialisten der Nacht« von Lucy Guth

Um Gucky zu befreien, hatte sich Aveline Celestaris Hotrena-Taak ausgeliefert. Die Laren-Kommandantin hat es auf Avelines Gabe abgesehen. Sie glaubt, die Terranerin davon überzeugen zu können, ihr tödliches Schattenwesen Eidolon für ihre Elite-Kampftruppe, den Spezialisten der Nacht, in den Kampf zu schicken. Und tatsächlich schafft sie es mittels eines implantierten Parapressors, die junge Frau gefügig zu machen und für ihre Zwecke zu konditionieren.
Zusammen mit anderen Spezialisten der Nacht agiert Celestaris zunehmend skrupellos bei den Sondereinsätzen für die Laren-Kommandantin. Die harte Ausbildung verhilft Aveline zudem nicht nur zu körperlicher Stärke, sondern auch zur Herausbildung ihres Selbstbewusstseins. Als jedoch Hotrena-Taak ihr und den anderen Spezialisten der Nacht befiehlt, Perry Rhodans Gruppe auf einer Station der Greikos festzusetzen und zu töten, muss sich Aveline entscheiden, auf welcher Seite sie steht.
Der von Hotrena-Taak ausgelöste Tod von Celestaris Geliebten und Guckys Argumentation drehen die Terranerin um. Es kommt zum finalen Kampf zwischen Eidolon und den Spezialisten der Nacht, sowie Hotrena-Taak.
Wütend wie Aveline ist, könnte sie Hotrena-Taak von Eidolon töten lassen, aber sie tut es nicht. Stattdessen verhilft sie Perry Rhodan und seinen Begleitern erneut zur Flucht mit einem SEV-Raumer. Die Greikos der Station befreien sie und die überlebenden Spezialisten inklusive Gucky zudem von den Parapressoren. Hotrena-Taak bleibt verletzt auf der Greiko-Station zurück.

Lucy Guths Charakterroman ist packend geschrieben. Die Metamorphose der Aveline Celestaris zur selbstbewussten jungen Frau findet hier ihr heroisches aber auch schmerzhaftes Ende. Die Terranerin geht ihren Weg, auch wenn er mit vielen toten Unschuldigen gepflastert ist. Etwas das der jungen Frau vielleicht noch Probleme bereiten könnte. Diese Verwandlung des Charakters hat die Autorin hervorragend hinbekommen.

Im Großen Ganzen ist das einer, wenn nicht gar der herausragendste Roman einer bisher eher mäßigen NEO-Staffel. Allerdings darf man sich nicht blenden lassen, denn der Fortschritt für die Staffelhandlung ist in diesem Roman eher gering. Ich hatte außerdem riesige Probleme die ganzen Figuren auseinanderzuhalten. Zehn Spezialisten zehn fremde Namen zusätzlich zu den Namen, die man ohnehin im Kopf haben muss. Das war mir zu viel. Zumal die Larischen Namen irgendwie alle gleich klingen. Schwächer fand ich die Kapitel mit Perry Rhodan, der versucht, die geflüchteten Greikos aus dem letzten Roman irgendwo unterzubringen. Was sich als nicht so leicht erweist, da die Vogelartigen mit ihren Raumstationen in Symbiose leben. Da habe ich wohl im vergangenen Roman etwas überlesen. Denn ich hatte das bei Jaqueline Mayerhofer so verstanden, dass die Greikos nur mit dem jeweiligen Thuon ihrer Station in Symbiose leben und nur dieser ihr Überleben sichert. Perry und Co bringen die Vogelartigen jedoch auf einer anderen Station unter. Hm!

Außerdem überlesen habe ich zu Beginn des Romans, dass sich Roctin-Par abgesetzt hat. Ich habe mich die ganze Zeit gewundert, wo der Lare abgeblieben ist. Erst in einer anderen Rezension wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass er gleich zu Beginn des Romans die Gruppe verlassen und sich den Rebellen wieder angeschlossen hat. Das stand da tatsächlich in einem Nebensatz und nun verstehe ich gar nichts mehr. Die Figur wird stark aufgebaut, sie soll Perry und Co sogar ins Milchstraßenuniversum begleiten. Der Lare nimmt wochenlang Medikamente dafür ein und nun … läßt er die Menschen fallen, um sich wieder seinen Rebellentätigkeiten zu widmen. Derweil sucht Perry Rhodan immer noch nach einem Weg zur Rückkehr, um die Menschheit vor den Laren zu warnen. Die Greikos, die im letzten Roman gesagt hatten, dass sie die Übergänge ins andere Universum kontrollieren könnten, haben das offenbar wieder vergessen und Rhodan offensichtlich auch. Davon abgesehen, dass die Terraner sich inzwischen so gut mit der Technik der SEV-Raumer auskennen, dass sie die Raumschiffe allein fliegen können.

Es sind diese kleinen Schwachpunkte, die mich an dieser Staffel ärgern. Mal Hü und mal Hott, jeder Autor schreibt was anderes und was im letzten Roman gegolten hat, gilt im nächsten nicht mehr. So viel Integritätsverlust hatten wir schon lange nicht mehr.

»Spezialisten der Nacht« ist ein starker Roman von Lucy Guth, die Aveline Celestaris sehr emotional und glaubhaft porträtiert. Aber selbst sie kann die eine oder andere Schwäche der Staffel nicht wegschreiben.

Vogelwilde Action

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 366 – »Der Umbrische Gong« von Jacqueline Mayerhofer

Die Flucht von Perry Rhodan und seinen Gefährten zurück ins Einsteinuniversum scheitert und lässt sie auf einer Raumstation der Greikos materialisieren. Das vogelänliche Volk des Konzils der Sieben ist weit fortgeschritten und kommuniziert über Emotionen. Sie stellen die Mediatoren, über die die Konzilsvölker miteinander in Kontakt stehen.
Die Greikos wissen um die Pläne der Laren, einen Feldzug gegen die Milchstraße zu führen. Um sie daran zu hindern dieses Wissen an die Zgmahkonen weiterzugeben, lässt Hotrena-Taak die Raumstation einnehmen und die Greikos einfangen. Diese bitten Perry Rhodan um Hilfe. Etwas das der Terraner selbstverständlich nicht ablehnen kann.

Rhodan und seine Begleiter geraten zwischen die Fronten von Hotrena-Taaks Säuberungsaktionen auf der Raumstation. Sie helfen die Vogelwesen zusammenzuführen, um sie mit einem SEV-Raumer in Sicherheit zu bringen. Dafür müssen sie eine Wanderung auf dem Pfad der Koexistenz unternehmen und die Geheimnisse des Umbrischen Gongs lüften. Am Ende entkommen sie, während die Greikos ein großes Opfer bringen. Sie sind nämlich symbiotisch mit dem Gong und ihrer Station verbunden. Eine Flucht bedeutet, dass sie auf Dauer verkümmern werden.
Hotrena-Taak ist entsprechend erbost darüber, dass ihr die Terraner erneut durch die Lappen gegangen sind und lässt nun jegliche Zurückhaltung fallen. Sie hetzt ihre gefährlichsten Kämpfer auf die Flüchtigen. Unter ihnen Aveline Celestaris.

Nach dem Roman von Stefan Pannor hatte mich wieder die Lust am NEO-lesen gepackt. Die Romane von Jacqueline Mayerhofer gefielen mir bisher ganz gut. Das ist auch bei diesem Roman der Fall. Die Autorin kann sehr gut Kampfszenen schreiben. Da sitzt jeder Hieb. Jeder Einsatz von Waffen ist bis ins Kleinste durchchoreografiert. Man bekommt eine gute visuelle Vorstellung von dem Kampf. Und Kämpfe gibt es in diesem NEO genügend. Perry Rhodan, seine Frau Thora und sogar seine Tochter Nathalie stehen dem kämpferischen Können des Laren-Rebellen Roctin-Par in nichts nach. Wobei der Lare von Jaqueline Mayerhofer etwas anders charakterisiert wird, als von den Autoren und Autorinnen zuvor. Dieser Roctin-Par ist widerspenstiger und auch skrupelloser, was viel besser zu der Philosophie der Laren passt, die sich gesellschaftlich doch sehr von den Terranern unterscheiden. Dies führt dazu, dass er zwischenzeitlich mit Perry Rhodan aneinander gerät und sich die beiden prügeln müssen, bevor sie auf den Pfad der Koexistenz zurückfinden. Das hat mir gut gefallen.

Herausragend ist auch die Darstellung der Greikos. Die wie Schreitvögel aussehenden Konzilmitglieder sind sehr fremdartig, was ihre Technologie und vor allem ihre Kommunikation angeht. Das friedliebende Volk sind geborene Diplomaten, weil sie Gefühle von anderen aufnehmen und ihre Emotionen weitergeben sowie in ihrem Gesprächspartner Gerüche, Bilder und Vibrationen hervorrufen können. Wie das genau funktioniert, bleibt den Terranern verborgen.

Als ebenfalls exotisch erweist sich die Raumstation der Greikos, mit dem Umbrischen Gong. Ich frage mich ja, ob das mit dem Begriff Umbrakinetin zusammenhängt. Wir werden sehen. Denn zu Beginn und am Ende des Romans wird das Schicksal von Aveline Celestaris gezeigt, die von Hotrena-Taak mit kruden Methoden zur Kooperation gezwungen wird.

Eine kleine Information, die beinahe untergeht: Während sich Perry Rhodan auf der Station der Greikos durchkämpft, vergehen für ihn und seine Begleiter nur Stunden. Außerhalb der Station sind inzwischen mehrere Wochen oder sogar Monate vergangen. Ein weiteres Indiz, dass in den Granulonen außerhalb des bekannten Universums mehr seltsame Dinge vorgehen, als die Terraner es sich vorstellen können. Die Leser eingeschlossen.

Mit »Der Umbrische Gong« kommt endlich Bewegung in die festgefahrene Staffel-Handlung. Wir lernen ein weiteres Konzilvolk kennen und werden zum ersten Mal gewahr, mit welcher Skrupellosigkeit Hotrena-Taak ihre Invasionspläne vorantreibt.

Eine neue Hoffnung

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO 365 – »Neues Leben« von Stefan Pannor

Jahre sind inzwischen vergangen seit Perry Rhodan und seine Gefährten im Vela Pulsar verschwunden sind. Die Suche nach den Verschollenen wird deshalb eingestellt. Einzig Reginald Bull, der Protektor der Terranischen Union will die Hoffnung nicht aufgeben, das Rhodan tot ist.
Doch das ist nicht sein eigentliches Problem. Er sieht sich mit einer Reihe seltsamer Vorgänge konfrontiert, an denen stets die wertvollsten Helfer der Menschen beteiligt sind: die Posbis. Kleinere Zwischenfälle wie entführte Babys auf Cybora, Posbis die auf dem Mond Suizid begehen oder der Einsturz einer von Posbis erbauten Station in der Antarktis fügen sich erst dann zu einem Puzzle zusammen, als Reg auf dem Mars von einer Gruppe Terroristen entführt und bedroht wird. Als die Journalistin Seritha Adoras bei dem Angriff stirbt, begreift der Protektor, dass an den Ermittlungen der Journalistin etwas dran sein muss.
Die Ereignisse überschlagen sich, als die Maschinenwesen sich der TERRANIA II entgegenstellen und fragen: »Seit ihr neues Leben?«

Wann hatte ich das letzte Mal ein ähnlich starkes Gefühl einen echten NEO-Roman zu lesen? Ich weiß es nicht mehr, aber es ist schon ein paar Staffeln her. Stefan Pannor hat mir mit seinem bodenständigen und dennoch futuristischen NEO den Glauben an die Serie zurückgegeben.

Reginald Bull hat in der Rolle des Protektors schon so einiges durchgemacht. Immer wieder stand er bei Krisen an vorderster Front, während Perry Rhodan in den Weiten des Weltraums unterwegs war. Es ist schön zu lesen, dass die Freundschaft der beiden so unterschiedlichen Männer nicht oder nur wenig darunter gelitten hat. Bull ist Rhodan nach wie vor eng verbunden und will es nicht akzeptieren, als man ihn für tot erklärt.

Die Journalistin Seritha Adoras, die mehr Cyborg als Mensch ist, hat Bulls Zwiespalt und seine Bedeutung für die Terraner erkannt und möchte über ihn schreiben. Sie scheint zunächst die einzige zu sein, der das ungewöhnliche Verhalten der Posbis auffällt. Bei ihren Ermittlungen wird sie irgendwann selbst zum Opfer. Ich finde gut, wie Stefan Pannor hier die Bedrohung deutlich macht, ohne die Hintergründe aufzudecken. Vieles bleibt noch im Dunkeln, dennoch bekommt man ein mulmiges Gefühl, von dem was da passiert.

Bis auf ein oder zwei kleinere Details sieht es so aus, als stecke der Autor fest in der Materie. Für ein NEO-Debüt ist der Roman erstaunlich dicht an der Handlung und den Figuren dran. Ich bin mir nicht sicher, ob es gute journalistische Recherche war, oder ob der Autor selbst die Serie liest. Das habe ich ihn beim NEO-Panel leider nicht gefragt.

»Neues Leben« ist nach den Irrungen und Wirrungen dieser und der vergangenen Staffel mit ihrer Gigantomie ein erfrischender Exkurs zurück in die gute alte NEO-Zeit, als es »nur« um innenpolitische Rangeleien, rätselhafte Geschehnisse und die innere Zerrissenheit der Charaktere ging. Genau das vermisse ich seit einiger Zeit und wünsche mir sehr, in den folgenden Staffeln wieder mehr davon zu lesen.

Ein NEO zum Abgewöhnen

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 364 – »Fluchtpunkt Stato« von Ruben Wickenhäuser

Perry Rhodan und seine Gefährten sind mit der TAREK VOOR und Roctin-Par, dem Anführer einer larischen Oppositionsgruppe, auf der Flucht vor Hotrena-Taak. Immer wieder können sie die Larin und ihre Flotte abschütteln und gelangen schließlich nach Nai-Karaash. Im Orbit des Planeten ist das Stato stationiert. Damit könnten sie zurück ins Einsteinuniversum gelangen, um die Erde vor der Invasion der Laren warnen. Doch zuvor benötigen sie einen Chrono-Korrelator, den sie aus dem von den Keloskern betriebenen Stato holen müssen, ohne das es Hotrena-Taak auffällt.
Währenddessen lockt die Larin Gucky in eine Falle und versucht den Ilt für eine Spezialeinheit der Laren zu begeistern. Doch trotz Manipulationen an Guckys Gehirn lässt sich der Mausbiber nicht überzeugen. Als Hotrena-Taak dann Rhodan und seine Gefährten stellt, bietet sie ihnen Guckys Rückkehr sowie freies Geleit an, sofern Aveline Celestaris sich ihr anschließt. In dem Moment greifen Roctin-Pars Rebellen, die Kanarshul, an. Auf der Flucht geht Aveline verloren, vermutlich setzte sie sich ab, um Gucky zu retten, denn der taucht wenig später schwer angeschlagen bei Rhodans Gruppe auf.
Perry, Thora, Nathalie und Gucky können mit Roctin-Par fliehen. Letzterer kann seine Leute jedoch nicht kontaktieren und so werden sie zur Zielscheibe der Karnasuhl. Die Rebellen lassen auch dann nicht von ihnen ab, als sie in den Stato einfliegen. Im Gegenteil sie beschießen den Stato, so dass der Transfer zurück in die Milchstraße zu scheitern droht.

Mann, Mann, Mann! Ich wusste schon, warum ich die Lektüre des Romans wochenlang vor mir hergeschoben habe. Letztendlich kam es noch schlimmer als gedacht. So einen langweiligen Roman mit unglaubwürdiger Handlung habe ich lange nicht gelesen. Da wurden so viele althergebrachte Versatzstücke in einen Topf geworfen, umgerührt und aufgekocht, dass am Ende nur noch ein fader Brei übrigblieb. Der Autor hat gefühlt hundert Ausreden, warum das eine funktioniert und das andere nicht. Dinge, die in den Romanen zu vor nie erwähnt wurden, gingen plötzlich kinderleicht und das was zuvor ganz einfach war, ging plötzlich nicht mehr. Zum Beispiel die Kommunikation von Roctin-Par mit den Schiffen der Karnashul. Auch nimmt der Laren-Rebell plötzlich ein Medikament, dass ihm die Möglichkeit gibt, in den Einsteinraum zu wechseln. Echt jetzt? Wozu brauchen die Laren dann die Klonarmee, wenn sie ihre Soldaten einfach nur mit dem Zeug behandeln müssten?

Dazwischen erleben wir ausgedehnte Raumschlachten, ein Besuch in einer von den Keloskern gebauten Raumstation inklusive der dazugehörigen psychedelischen Wahrnehmungen. Und natürlich müssen sich Perry und Co mal wieder durch einen Dschungel kämpfen. Nichts, was man nicht schon hunderte Male bei NEO gelesen hätte. Selbst wenn die Beschreibungen ausufernd blumig geschrieben sind, können sie nicht darüber hinwegtäuschen, dass es der Geschichte bzw. der ganzen bisherigen Staffel an einer zündenden Idee fehlt, von einem roten Faden ganz zu schweigen.

Einziger Lichtblick waren die Dialoge zwischen Gucky und Hotrena-Taak und selbst hier hatte ich das Gefühl, das die Larin überhaupt nicht verstanden hat, wie die Menschen ticken. Und das obwohl sie offensichtlich schon lange Informationen über die Menschheit sammelt. Woher sie das weiß und wie sie an diese Informationen gelangt ist, erfahren wir selbstverständlich nicht. Auch nicht, warum die Kelosker den Angriff der Karnashul nicht abwehren, warum sich die Rebellen überhaupt gegen ihren Anführer stellen und warum Roctin-Par nicht bemerkt, dass er nun schon zum dritten Mal von seinen eigenen Leuten verraten wurde.

Zwischenzeitlich gerieten einige Mitglieder von Perrys Team erzählerisch in Vergessenheit. Nathalie verschwand zeitweise fast vollständig aus der Handlung bzw. war nur noch Stichwortgeberin. Das Aveline Celestaris nun zurückbleibt, scheint für Rhodan und seine Familie kein Problem zu sein. Wäre Gucky nicht bewusstlos, hätte er sicher nicht zugelassen, dass sie ohne die Umbrakinetin die Rückreise in ihr angestammtes Universum antreten.

»Fluchtpunkt Stato« ist ein Roman, bei dem so viele negative Dinge zusammenkommen, dass es die Leistung des Autors nicht mehr rausreißen kann. Ich musste mich zusammenreißen, dass ich die 33 Kapitel (!) nicht einfach quergelesen habe. So erreicht man sicher keine Neuleser und man verliert zudem die treuen Fans.

Emanzipation der Klonkrieger

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 363 – »Die genetische Legion« von Antares Bottlinger

Auf der Flucht vor Hotrena-Taak steuert die TAREK VOOR die genetische Brut- und Konditionierungsfabrik Larimus-9 an. Dort gibt es eine Mastibekk-Pyramide an der das Raumschiff für den Flug in die Milchstraße aufgetankt werden kann. Der larische Kommandant Roctin-Par war einmal auf Larimus-9 stationiert und hofft, dass seine Kommandocodes noch gültig sind.
Zusammen mit Perry Rhodan, Thora und Gucky dringt er in die Station ein und muss sich dort mit jeder Menge Robotern herumschlagen, bis sie eine passende Schaltzentrale finden. Dort versucht Roctin-Par dem Computergehirn NUVOK 3K klarzumachen, dass die TAREK VOOR betankt werden soll. Doch das biologisch gezüchtete Neuronat ist unschlüssig, weil die Befehle widersprüchlich zu seiner Programmierung sind. Als Thora NUVOK 3K erklärt, worauf seine Unschlüssigkeit beruht, ändert das Neuronat seine Meinung und kooperiert. Doch da schaltet sich das von den Laren installierte Sicherheitsprogramm ALMAR-7 hinzu und versucht NUVOK 3K zu überschreiben. Um das Programm zu bezwingen braucht es die Rechenkapazität eines humanoiden Gehirns, die würde aber mit dem Tod des Menschen oder des Laren einhergehen …
In einem der tausenden Brut-Alkoven erwacht der Zyklide ZK-K05-1148-K. Der Klon wurde gezüchtet, um im Universum der Milchstraße zu überleben und das Universum auf die Integration der Konzilsvölker vorzubereiten. Doch sein Geist scheint beschädigt, denn er wird von den larischen Wissenschaftlern aussortiert und als Nullwert-83 in den »Schacht« geschickt. Dorthin bringt man alle Zykliden, die körperliche oder physische Defizite aufweisen. Nachdem erforscht wurde, wie ihre Defizite entstanden sind, werden die Klone in den Materiekonverter geworfen und aufgelöst. Die Laren gehen davon aus, dass die Zykliden nur stumpfsinnige Kreaturen sind und kein eigenes Bewusstsein haben. Nullwert-83 ist neugieriger und wissensdurstiger, als die anderen Zykliden im »Schacht«, deshalb gibt er sich mit seiner Lage nicht zufrieden und entdeckt alsbald eine stillgelegtes Labor mit einem Lernsessel. Hier lernt er verschiedene Konzepte, von Musik und Kunst bis hin zu Moral und Ehre. Letztendlich kann er mit Hilfe von Gucky fliehen und auch die larische Wissenschaftlerin Juren-Iir davon überzeugen, dass jeder Zyklide eine individuelle Persönlichkeit besitzt und nicht getötet werden darf. Der Mausbiber schlägt Nullwert-83 vor sich Aio zu nennen.
Gucky bringt Aio und Juren-Iir zu Perry, Thora und Roctin-Par in die Schaltzentrale, just in dem Moment, in dem das Sicherheitsprogramm ALMAR-7 NUVOK 3K zu überwältigen droht. Wenn das passiert, säßen die TAREK VOOR und die Menschen fest und Hotrena-Taak könnte sie gefangen nehmen. Aio erkennt seine Chance nützlich zu sein und verbindet sich mit NUVOK 3K. Gemeinsam bekämpfen sie das Sicherheitsprogramm, doch dabei verliert Aio sein Leben.
Letztendlich kann die TAREK VOOR mit Hypereniergie betankt werden, die Menschen und der Lare Roctin-Par kehren gerade noch rechtzeitig auf ihr Schiff zurück, bevor Hotrena-Taaks Flotte bei Larimus-9 auftaucht.

Ehrlicherweise hatte ich nach dem letzten Roman von Antares Bottlinger die schlimmsten Befürchtungen und schob die Lektüre eine ganze Weile vor mir her. Doch meine Sorge war unbegründet, denn der Roman ist dem Autor ausgesprochen gut gelungen. Der Teil um Perry und Co war abwechslungsreich und mit viel Aktion geschrieben. Dieses Mal passte auch die Charakterisierung der Figuren. Hin und wieder gingen mir die Pläne der vier etwas zu leicht auf. Guckys Einsatz wurde da ein wenig überstrapaziert. Es gab eine Menge glücklicher Zufälle und überwachungstechnisch scheinen die Laren in dieser Station nicht ganz so gut aufgestellt zu sein, wie auf Xeitrass.

Der beste Teil des Romans ist aber die Geschichte des Zykliden Aio. Das ist sehr emotional und berührend geschrieben. Ich hatte Gänsehaut als Aio begreift, dass die Laren seine Klonefreunde eigentlich ermorden und das er das nicht möchte. Die Wandlung vom stumpfsinnigen Befehlsempfänger hin zu Individuum mit eigenem Willen ist komplett nachvollziehbar. Das er sich am Ende opfert, war leider ein wenig vorhersehbar. Ich hätte mir eine andere Lösung gewünscht und die Figur gern noch etwas länger auf ihrem Weg in die Freiheit begleitet.

Das Konzept um den »Computer« NUVOK 3K ist ähnlich. Hier hat es mich gefreut, dass mal nicht Perry den Moralapostel spielt, sondern dass es Thora ist, die mit dem Neuronat verhandelt, bzw. ihm zeigt, dass die Befehle von Kriegsarchon Raskor-Maguul und Hotrena-Taak im Widerspruch mit den Ansichten der Zgmahkonen steht. Das bestärkt meinen Wunsch dieses Konzilvolk endlich einmal kennenzulernen.

Nach und nach begreife ich, wie die Laren im Milchstraßen-Universum überleben wollen. Das läuft auf das gesteigerte Quantenflimmern hin, das Perry bei seiner Reise in die Zukunft in Band 359 erlebt hat. Daher wäre es gut zu wissen, was denn die anderen Konzilvölker dazu sagen. Offensichtlich muss es auch so gehen, denn die Nakken, die ja ebenfalls zum Konzil gehören, können dort ohne Probleme existieren.

»Die Genetische Legion« erinnert ein bisschen an das Konzept der Klonkrieger aus dem Star Wars-Universum, ist aber doch unterschiedlich. Das hat der Autor sehr schön herausgearbeitet und toll umgesetzt. Darüber kann man die eine oder andere Unstimmigkeit in der Logik getrost übersehen.

Wechselseitige Befreiung

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 362 – »Pflicht und Verrat« von Marlene von Hagen

Aveline Celestaris und Gucky schlagen sich durch den Untergrund der Megalopolis Jemmenes auf der Flucht vor Hotrena-Taaks Soldaten. Unterstützung erhalten sie von Roctin-Par, dem Anführer einer Untergrundgruppe, der offiziell ein angesehener Befehlshaber der Laren ist.
Er widersetzt sich bewusst dem Kriegsplan seiner Vorgesetzten, weil dieser nicht mit den Plänen der Zgmahkonen übereinstimmt. Das Konzilvolk verfolgt seit Jahrtausenden eine Politik der Ruhe und Zurückhaltung, die der Kriegsarchon Raskor-Maguul mit der Mobilmachung beendet hat.
Roctin-Par will Gucky und Aveline helfen Perry Rhodan, seine Frau Thora und ihre gemeinsame Tochter Nathalie aus dem Gefängnis zu befreien, in das Militärkommandantin Hotrena-Taak sie gesteckt hat, und in dem die drei zwischen die Fronten rivalisierender Gefangenengruppen geraten.
Die Befreiung droht in letzter Sekunde zu scheitern, weil Roctin-Pars Gefährtin Mikaia-Cuur ein doppeltes Spiel spielt. Am Ende bezahlt sie mit dem Leben dafür, während Perry und seine Freunde nun eine »Tankstelle« finden müssen, um mit einem SVE-Raumer in die Milchstraße zurückkehren zu können.

Der Roman hat Überlänge, obwohl der Handlungsfortschritt nur gering ist. Es ist ein auf der Stelle treten, so wie schon im Roman zuvor. Es gibt nur wenig Informationen zu den Hintergründen der Konzilvölker und sowohl Perry als auch ich als Leser tappe nach wie vor im Dunkeln, was die Motive der Laren angehet. Wenn sie doch ohnehin nicht im Universum der Milchstraße überleben können und Klonkrieger züchten müssen, die für sie kämpfen, frage ich mich nach der Sinnhaftigkeit des geplanten Eroberungskrieges.

Perrys Abenteuer im Gefängnis fand ich ebenfalls nicht überzeugend. Wobei ich mich frage, warum man sie überhaupt wieder auf Xeitrass inhaftiert hat und nicht, wie eigentlich gefordert in die Krypta gebracht hat? In der Handlung klaffen einige kleinere Logiklöcher, die sich durch die letzten drei Romane ziehen.

Gut gelungen ist der Autorin die Beschreibung der Gesellschaft der Laren, ihr Ehrgefühl und ihre Hingabe an den Dienst der Gemeinschaft. Auch mit der Dreiecksbeziehung zwischen Roctin-Par, Mikaia-Cuur und Hotrena-Taak unterhät mich die Autorin sehr gut. Den Plot-Twist am Ende habe ich zwar schon relativ frühzeitig durchschaut, aber das war klug ausgedacht. Die Romanze zwischen Roctin-Par und Mikaia-Cuur, sowie deren bittersüßes Ende, hat mir tatsächlich am besten gefallen. Wer solche Geschichten mag, dem ist der Roman zu empfehlen. Ich denke aber auch, dass viele Leser nichts damit werden anfangen können.

»Pflicht und Verrat« ist kein Pflichtroman der NEO-Serie. Man kann ihn lesen, aber man muss es nicht.

Flucht aus Coruscant

PERRY RHODAN NEO Band 361 – »Ort der Zerbrochenen« von Ruben Wickenhäuser

Perry Rhodan, Thora Rhodan da Zoltral, Gucky und Aveline Celestaris erwachen auf einer fremden Welt, ohne jede Erinnerung daran, wie sie dorthin gelangt sind. Sie entdecken ein Dorf mit Einheimischen. Die Giiten sind eine Schwarmintelligenz und einige von ihnen werden von den Laren scheinbar entführt. Aveline ist so wütend darüber, dass es ihr schwerfällt Eidolon zurückzuhalten. Das Oberhaupt der Giiten hält Perry und seine Freunde für Götter und schickt sie zum Ort der Zerbrochenen.
Ihr Weg führt sie in die gigantische Stadt Jemmenes, die anscheinend nur von Laren bewohnt wird. Dort empfängt Gucky ein vertrautes Gedankenmuster, das von einem Turm mit Hyperenergien ausgeht. Kurz vor Erreichen dieses singenden Turms werden sie beinahe von den Larischen Sicherheitstruppen gefangengenommen. Ein rebellischer Lare, der sich als Gelak-Tar vorstellt, rettet sie und bringt sie in ein Versteck. Von hier aus schmieden sie einen Plan, um in den schwer bewachten Turm zu gelangen. Sie erfahren, dass die Giiten wegen ihrer natürlichen Hyperenergie hier »gemolken« werden.
Als Giiten getarnt kann Gelak-Tar Perry, Thora und Aveline in den Turm einschleusen. Gucky muss sich wegen der Hyperenergien, die ihm mental sehr zusetzen derweil in der Stadt verstecken.

Aber auch im Turm werden die Terraner verfolgt. Eine Larin hat sich an ihre Fersen geheftet und versucht sie aufzuhalten. Nur mit viel Glück erreichen sie die sichere Ebene unterhalb des Turms. Hier leben die Zerbrochenen, ausgestoßene Laren, die in der Stadt keine Aufgabe haben. Außerdem haben hier die Rebellen ihren Stützpunkt. Unvermittelt treffen sie dort auf Perrys und Thoras Tochter Nathalie.
Sie erzählt, dass die Laren einen Feldzug gegen die Menschen der Erde und die gesamte Milchstraße planen. Das bedeutet, dass Perry Rhodan und seine Begleiter sofort nach Hause zurückkehren müssen, um die Völker der Galaxis zu warnen. Doch nach ihrer Flucht aus dem singenden Turm und aus der Stadt wird das Raumschiff mit Perry, Thora und Nathalie von einem SVE-Raumer gestellt. Gelak-Tar entpuppt sich als Doppelagent der Larin Hotrena-Taak und liefert seine Gefangenen aus. Gucky und Aveline, die auf der Flucht von den anderen getrennt wurden, bleiben auf dem Planeten zurück.

Was dem Vorgängerroman an Handlungsdichte fehlte, macht Ruben Wickenhäuser mit diesem Roman wieder wett. Und dennoch bleibt bei mir das Gefühl, dass wir auf der Stelle treten und die Staffelhandlung nicht so richtig in Gang kommen will. Die Hetzjagd durch die Stadt Jemmenes ist zwar spannend und bildreich geschrieben, wird aber durch ihre Länge schnell ermüdend.

Man sehnt sich das Treffen mit Nathalie regelrecht herbei. Doch die ersehnte Pause ist nur von kurzer Dauer. Zumindest erfährt man von Perrys Tochter eine Menge Zusammenhänge, die all die Geschehnisse aus den vergangenen NEO-Staffeln erklären. Das sind sehr viele Informationen am Stück, die es zu verarbeiten gilt. Aber es beschreibt hinreichend das Problem, welches das NEO-Universum hat. Eine Gruppe von Völkern, die sich das Konzil der Sieben nennt, hat das Ende ihres Universums in sogenannten Granulonen überlebt und sich in das NEO-Universum hinübergerettet. Diese Überbleibsel aus dem Prä-Universum erzeugen eine Störung, die zu den Auffälligkeiten geführt haben, mit denen Perry Rhodan und seine Freunde seit Beginn der NEO-Serie zu kämpfen haben.

Letztendlich wird die Rhodan-Familie von Hotrena-Taak gefangengenommen, während Gucky und Aveline in Jemmenes zurückbleiben. Dies ist eine spannende Ausgangsposition für die nächsten Romane.

Beim Weltenbau bedient sich der Autor gängiger Bilder aus der Science Fiction. So hatte ich bei der Metropole Jemmenes immer den Stadtplaneten Coruscant aus Star Wars im Kopf. Auch die Giiten mit ihrer Schwarmintelligenz und ihrer Fähigkeit als Hyperenergie-Batterie zu fungieren, fand ich außergewöhnlich.

Ein wenig zu viel ist mir inzwischen die Auseinandersetzung der Autoren mit Aveline Celestaris. Ihr innerer Kampf mit Eidolon wird meiner Meinung nach überstrapaziert. Gelegenheitslesern mag das vielleicht nicht auffallen, ich empfinde es als immer störender.

»Ort der Zerbrochenen« ist eine actionreiche Verfolgungsjagd die den Hintergrund der NEO-Serien deutlicher beleuchtet.

Schattiger Staffelbeginn

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO 360 – »In Velas Schatten« von Jaqueline Mayerhofer

Perry Rhodan und seine Frau empfangen einen Notruf von ihrer verschollenen Tochter Natalie. Zur gleichen Zeit bricht das Schattenwesen Eidolon aus Aveline Celestaris aus und verwüstet das Lakeside Institute of Mental and Physical Health in Terrania. Nur mit Hilfe der Mutanten John Marshall, Ras Tschubai sowie Gucky kann Aveline Eidolon besänftigen. Die zeitliche Parallelität bringt Perry Rhodan dazu, Aveline mit auf die Rettungsmission zu nehmen.
Von Bord der TEMPEST aus fliegen Perry, Thora, Gucky und Aveline unterstützt von einer Topsiderin und dem Soziologen Doktor Caleb Waters mit der speziellen Space-Disk IRONCLAD in die Raumzone, aus der sie der Notruf erreicht hat. In der Nähe des Velar-Pulsars werden sie in einen Raum-Zeit-Riss gezogen und landen in einem anderen Universum, dessen Quantenfluktuationen kaum messbar sind.
Hier löst sich nicht nur die Space-Disk in ihre Atome auf, sondern auch die Topsiderin und der Wissenschaftler. In letzter Minute kann Perry Rhodan die IRONCLAD auf einer Pyramidenförmigen Raumstation notlanden. Auf ihrer Suche nach Informationen auf der verlassenen Station taucht plötzlich ein SVE-Raumer auf.
Die an Bord befindlichen Laren unter dem Kommando von Mhirah Hotrena-Taak suchen nach den Eindringlingen mit der fremden Quantensignatur und sind zu keiner Diskussion bereit. Das Konzil verlangt die Eindringlinge lebend zu fassen und in die Krypta zu bringen.
Perry Rhodan und seine drei Begleiter stehlen ein Raumboot der Laren und flüchten. Auf ihrem Fluchtkurs werden sie von starken Hyper-Phänomenen getroffen, die die Raumstation zerstören und auch den SVE-Raumer daran hindern sie zu fassen. Anschließend werden sie erneut in einen Riss in der Raum-Zeit gezogen und verlieren das Bewusstsein.
Perry Rhodan erwacht auf einem fremden Planeten mit einer scheinbar vorindustriellen Zivilisation.

Für einen Staffelauftakt ist das erstaunlich wenig Handlung. Zumal der Teil ab der Bruchlandung mit der IRONCLAD nur das letzte Drittel des Romans ausmacht. Das Vorgeplänkel um Aveline Celestaris und ihren Schatten Eidolon nehmen sehr viel, wenn nicht gar zu viel Raum ein. Das mag gut geschrieben sein und von der Autorin auch gut gemeint, aber das Thema Eidolon wurde bereits in der »Imprint«-Staffel so ausführlich behandelt, dass man das etwas hätte abkürzen können. Stattdessen hätte ich mir gewünscht mehr über die Pyramiden-Raumstation zu erfahren. Es wäre schön gewesen, wenn Perry und seine Freunde hier ein paar Rätsel hätten lösen müssen. Ohne den Spannungskniff, ein aktionreiches Kapitel aus dem hinteren Teil des Romans als Prolog voran zu stellen, wäre die erste Hälfte des Romans noch langatmiger geworden.

Tierisch auf den Keks ging mir der Wissenschafter Caleb Waters. Den Typen hätte ich an Avelines Stelle hochkant rausgeworfen und mit einem Kontaktverbot belegen lassen. Das grenzte schon an Stalking. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass er Aveline seine Liebe gesteht. Sein Tod hat mich deshalb so gar nicht berührt. Auch die Topsiderin fand ich fehl am Platz. Sie tauchte so unvermittelt auf, dass ich zurück geblättert habe, weil ich dachte, ich hätte da was überlesen. Letztendlich waren die beiden nur als Opfer gedacht, um zu zeigen, dass sie in einem fremden Universum gelandet sind. Wobei das von den vier Protagonisten kaum jemanden wirklich interessiert hat, geschweige denn, dass sie darüber bestürzt gewesen wären. Hier wäre genug Platz für Spekulationen gewesen, anstatt die gefühlt hundertste Analyse über Aveline und Eidolon.

Betonen möchte ich nach all der Kritik aber den gefälligen Schreibstil von Jaqueline Mayerhofer. Ihre Schreibe liest sich leicht und authentisch. Nachdem dies erst ihr zweiter Roman für die NEO-Serie ist und sie diesen wahrscheinlich unter großem Druck geschrieben hat, mag man ihr den langatmigen Beginn des Romans verzeihen. Denn auf der Raumstation und an Bord der Space-Disk zeigt sie, wie gut sie spannende Action schreiben kann.

Leider erfährt man in den drei Minikapiteln über die Laren nur sehr wenig. So kann man die Gefahren und Bedrohung durch das Volk bzw. durch das Konzil nur erahnen, aber nicht abschätzen, was in einem Roman zu Beginn einer Staffel definitiv zu wenig ist.

»Im Velas Schatten« gehört zu den schwächeren Staffelauftakt-Romanen. Nur durch ihren lebhaften, gefälligen Schreibstil kann die Autorin das zu Wenig an Handlung wettmachen.

Deus ex Quantenraum

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 359 – »Quantenwinter« von Rüdiger Schäfer

Zurück auf Terra sieht Perry Rhodan seine Befürchtungen bestätigt. Wenn nicht ein Wunder geschieht, sind Milliarden Bewohner der Milchstraße dem Tod durch die Oxypamin-Sucht geweiht. Im Lakeside Institut in Terrania untersuchen die Mutanten, unter ihnen der Chronoresonator Aurem Dayn, das von Perry Rhodan mitgebrachte Nyrr’Vahl. Die Technologie der Kelosker ist allen unbekannt und keiner der Anwesenden weiß, wie der Datenspeicher funktioniert. Einzig Perry Rhodan ist sicher, dass das Nyrr’Vahl ihm helfen wird, die Oxypamin-Krise zu beenden. Kaum kommt er dem Nyrr’Vahl näher, passiert es: Er, seine Frau Thora, Atlan, Reginald Bull, Gucky, sowie die Mutanten Ras Tschubai und John Marshall finden sich in einer 80 Jahre entfernten Zukunft wieder.
Die Oxypamin-Krise hat mehr als die halbe Menschheit ausgelöscht und viele andere Völker ebenso. Terrania besteht nur noch aus Ruinen, jegliche Infrastruktur ist zerstört. Es gibt nur noch wenige Generatoren die Energie erzeugen. Wie es außerhalb der Erde aussieht, weiß niemand. Doch das ist nicht das Schlimmste. Das Universum außerhalb des solaren Azurschirms scheint sich aufzulösen. Das Quantenflimmern des Universums nimmt ab. Die Naturkonstanten verlieren ihre Stabilität und das Universum damit seine Kohärenz. Weshalb der gealterte Aurem Dayn das Phänomen als Quantenwinter bezeichnet. Zudem sieht er den Tod eines der Unsterblichen voraus.
Zusammen mit Perry Rhodan ist ein geheimnisvolles Signal aufgetaucht, das aus der Gobi zu kommen scheint. Perry, Thora und Gucky machen sich auf dem Weg die Quelle des Signals zu ergründen. Dort treffen sie eine Frau namens Linya, der Thora im Lakeside Institut der Vergangenheit als Kind begegnet ist. Sie führt Rhodan, Thora und Gucky zu einem abgestürzten Kelosker-Raumschiff und dem sterbenden Kelosker Varnox. Der transferiert sein Bewusstsein in Thora und kann mit Hilfe ihres Extrasinns eine Kommunikation mit den Menschen führen. Varnox erklärt, dass ihre Reise in die Zukunft notwendig war, um das Nyrr’Vahl zu öffnen und schickt sie zurück in die Gegenwart.
Da angekommen beginnt das Nyrr’Vahl zu glühen und sich auszubreiten. Nur mit Hilfe von Thora und der Erwachsenen Linya kann das Artefakt unter Kontrolle gebracht und die Daten aus dem Speicher in die Datenspeicher des Instituts abgelegt werden. Mittels einer Hyperstrahlung kann die Quantenrealität so geändert werden, dass die Süchtigen von ihrer Sucht befreit werden können.
Am Ende treffen sich die Unsterblichen in Rhodans Bungalow am Goshunsee zu einem Umtrunk. Nur einer fehlt: Atlan. Er ist aus der Zukunft nicht mit zurückgekommen. Hat sich die Vision von Aurem Dayn bestätigt?

Uff! Ein Glück, dass ich den Roman nicht vor dem Con in Garching gelesen habe. Vermutlich hätte ich ihn in meiner Rezension in der Luft zerrissen. Aber da ich nun die Hintergründe kenne, fällt mein Urteil sehr viel milder aus. Band 359 sollte ursprünglich von Rainer Schorm geschrieben werden. Doch offensichtlich ist er nicht mehr dazu gekommen. Rüdiger Schäfer hat auf dem Con erzählt, dass er Rainers Bruder gebeten hatte, auf dem Computer von Rainer nachzusehen, ob es zumindest ein Exposé oder einen Romananfang gibt. Leider war dem nicht so. Und so musste Rüdiger den Roman schreiben. Er begann damit am Abgabetag des Manuskriptes. Ich mag mir nicht vorstellen, unter welchem Zeitdruck der Autor gelitten und welche emotionale Achterbahn er während des Schreibens durchlebten musste. Kennt man diese Hintergründe, dann liest man den Roman mit anderen Augen.

Man muss der Geschichte zu Gute halten, dass sie die Staffelhandlung abschließt. Die offenen Handlungsfäden halten sich in Grenzen und es ist so gut wie keine Figur erzählerisch auf der Strecke geblieben (außer vielleicht, Aveline Celestaris). Grundsätzlich aber krankt das Ende an dem schier unmöglichen Szenario, in das sich die Expokratur bis dahin gebracht hat. Eine sinnvolle und zugleich glaubhafte Lösung war eigentlich gar nicht mehr möglich. Auf der einen Seite stehen die Milliarden Menschen und andere Milchstraßenvölker, die nach dem Oxypamin süchtig sind. Andererseits haben wir die Hamamesch, die mit der Situation komplett überfordert sind. Selbst wenn der Sonnentransmitter nach M33 nicht defekt gewesen wäre, wäre die Situation früher oder später trotzdem eskaliert. Wenn man also nicht konsequenter Weise mehr als die halbe Bevölkerung der Milchstraße opfern will, braucht es etwas sehr Großes, sehr Phantastisches, dass die Lage entschärft. Doch genau das würde die komplette Spannung, die man mühsam im Vorfeld aufgebaut hat, einreißen. Außer man hat einen echten Knüller in petto. Doch den kann man nicht unter solchen Bedingungen erfinden, in denen der Roman verfasst wurden

Es war also zu erwarten, dass das Ende der Staffel auf viele Leser enttäuschend wirken wird. Rüdiger hat sich viel Mühe gegeben und auch die Charaktere gewohnt ausdrucksstark beschrieben. Von Aurem Dayn zum Beispiel würde ich in Zukunft gern mehr lesen. Allein der übermäßige Einsatz quantentechnischer und sonstiger Hyperphänomene schmälerte mein Lesevergnügen. Das war stellenweise einfach zu viel. Zu viele Quantenverschränkungen, zu viel kosmologischer Quantenwirrwarr und zu konstruiert wirkende Zufälle. Hätte der Blick in eine potentielle Zukunft sein müssen? Vielleicht! Wäre es nicht auch eine Nummer kleiner gegangen, als diese hochkomplexe Erklärung, die eigentlich gar nichts aussagt: »Die Auswertungen ergaben, dass es sich um die Beschreibung hochkomplexer, neurotemporaler Kohärenzmuster handelte, also um eine Phasenmatrix, die nicht einfach ein akustisches oder elektromagnetisches Signal codiert, sondern einen Hyperimpuls, der auf mehreren Ebenen gleichzeitig wirkt: neuronal, quantenfluktuativ und – das ist das eigentlich Bahnbrechende – imprintkognitiv!« (Eric Leyden in NEO 359 »Quantenwinter«) Wer sagt uns denn, was diese Hyperimpulse mit der Quantenstruktur des Universums anfangen. Dass sie womöglich genau den Effekt auslösen, den Perry Rhodan in der Zukunft erlebt.

So wie ich das Zitat verstehe, war die Lösung bereits Teil des Problems. Denn was dieser Imprint – der in den Waren der Hamamesch steckte und auf die Quantenstruktur der Organismen überging, nachdem sie die Waren konsumierten – eigentlich wirklich war, welche Bedeutung er in Zusammenhang mit der Qxypamin-Sucht hatte, wurde nie hinreichend erklärt. Wobei sich die Frage stellt: Was ist mit den Menschen, die Waren gekauft haben, die sie nur benutzt, aber nicht konsumiert haben? Sind die auch süchtig geworden?

Nun ja, am Ende ist fast alles wieder gut. Die Leute werden geheilt und die Krise ist abgewendet. Für den Weg hätte ich mir etwas Raffinierteres gewünscht, aber angesichts der oben angesprochenen Entstehungsgeschichte des Romans kann man das verzeihen. Um so trauriger macht mich die Tatsache, wenn ich daran denke, welches Ideenfeuerwerk Rainer Schorm in diesem Roman vielleicht abgefeuert hätte. Daher finde ich es großartig, dass Rüdiger den Roman seinem Freund und Mit-Exposéautor gewidmet hat.

»Quantenwinter« ist ein befriedigendes Staffelfinale aber mehr auch nicht. Das Titelbild von Dirk Schulz gefällt mir allerdings ausgesprochen gut. Für mich ist es das beste Titelbild der Staffel.

Agent im Kreuzfeuer

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 358 – »Schwarzmarkt Terra« von Jaqueline Mayerhofer

Die MAGELLAN kehrt in die Milchstraße zurück und muss gleich einem Notruf nachgehen. An Bord der IMPERIAL ODYSSEY entdecken Perry Rhodan, Gucky und Avenlie Celestaris einen mutierten Azaraq, der sie angreift. Ganz nebenbei erfahren sie, dass die durch die Hamamesch ausgelöste Oxipaminsucht bei den Bewohnern der Milchstraße katastrophale Folgen hat. Die wenigsten sind verschont geblieben, viele sind bereits daran gestorben und es werden immer mehr Leute verrückt und aggressiv. Die Lage in den Kolonien und Terra ist außer Kontrolle geraten, die Sicherheitskräfte kommen nicht mehr hinterher, weil auch ihre Mitarbeiter nach und nach der Sucht zum Opfer fallen. Die Wut der Süchtigen richtet sich vor allem auf die Hamamesch und ihre Kontore. Die sind inzwischen mehrheitlich verweist, weil die Vorräte an Oxypamin erschöpft sind. Die Mehandor nutzen das schamlos aus und verkaufen die wenigen verbliebenen Waren, sowie Fälschungen für viel Geld auf dem Schwarzmarkt.
Dort ist der SolAb-Agent Galen Drex unterwegs. Sein Auftrag lautet: Der führenden Mehandor-Matriarchin der Mavras-Sippe – Zeysha Mavras – das Handwerk zu legen. Leider kommt ihm mehr als einmal seine Ziehschwester in die Quere und lenkt ihn von seinen Aufgaben ab. Ein tödlicher Fehler, wie sich am Ende herausstellt.
Da die Unsterblichen nach wie vor auf der Fahndungsliste stehen, schleichen sie sich ins Solsystem, dessen Überwachung anscheinend nur noch lückenhaft besteht. Perry zeigt NATHAN auf dem Mond das Artefakt, dass er von einem Kelosker erhalten hat. Doch das Mondgehirn kann mit der Datenkapsel nichts anfangen. Er verweist auf die Mutanten des Lakeside-Instituts in Terrania und hilft Perry und seinen Freunden unbemerkt dorthin zu kommen. Als Rhodan das Institut betritt, wird er von einem verletzten Nakken angegriffen.

Auch wenn ich unsicher bin, worin genau das Problem mit den Hamaesch-Waren besteht, ist es nur das Oxypamin oder der auch der Imprint (offensichtlich sind das zwei verschiedene Dinge), kann ich gut nachvollziehen, in welcher Situation sich die Planetenbevölkerung der Milchstraße befindet. Da haben die Hamamesch ganze Arbeit geleistet, wenn auch ungewollt. Ich frage mich, wie Perry Rhodan das wieder hinbekommen will, zumal mindestens die Hälfte der Bevölkerung von der Sucht betroffen ist und sie auf alle Fälle tödlich endet, egal ob behandelt oder nicht. Ist das nicht schon Völkermord von Seiten der Gastropoden?

Die Autorin Jaqueline Mayerhofer gibt mit diesem Roman ihren Einstand bei PERRY RHODAN NEO. Bei den Szenen mit Perry merkt man das dem Roman auch an. Das wirkt alles ein wenig steif und mit viel Zurückhaltung geschrieben. Die Ehrfurcht vor einer solchen Figur kann einem als Autor wahrlich erdrücken. Aber das war bisher bei fast jedem neuen Autor so und ich glaube, dass sich das bei Jaqueline recht schnell legen wird.

Denn die Kapitel um den SolAb-Agenten zeigen welches Potenzial in der Autorin steckt. Die Figuren agieren zutiefst glaubwürdig, die Dialoge sitzen, die Bilder sind präsent, so dass man das Gefühl hat, einem Film zu folgen. Wenn man weiß, dass die Autorin großer Star Wars-Fan ist und sogar eine Mandalorianer-Rüstung ihr eigen nennt, dann verspürt man beim Einsatz von Galen Drex deutliche Star Wars-Vipes. Das macht Spaß und man fiebert mit dem jungen Mann bis zum Ende mit. Dieses ist überraschend aber konsequent und bringt mit der  Offenbarung der Mehandor-Matriarchin, dass sie hinter den Anschlägen auf die Kontore steckt, um die Unsterblichen zu diskreditieren, eine zusätzliche Information zur Staffelhandlung. Wenn in NEO nicht vieles anders wäre, würde ich glatt vermuten, dass Zeysha Mavras die verschollene Mirona Thetin ist.

Sieht man von den Kapiteln mit Perry ab, wirkt die Geschichte sehr homogen. Man erfährt viel über die Oxypaminsucht und welche Auswirkungen sie auf die Menschen hat, manche Information bekommt man sogar mehrfach, da hätte einmal ausgereicht. Auch der innere Dialog von Atlan mit seinem Extrasinn hat mir viel Vergnügen bereitet. Das einzige mit dem ich nicht so richtig etwas anfangen konnte, war das letzte Kapitel. Das wirkte, als stamme es aus einem anderen Roman. Zumal das Kelosker-Artefakt schon weit früher im Roman hätte angesprochen werden müssen. Ich hatte das schon wieder vergessen. Daher kam es ein wenig plötzlich.

Mit »Schwarzmarkt Terra« gelingt Jaqueline Mayerhofer ein hervorragender Einstieg in die NEO-Serie. Da freut man sich schon auf die nächsten NEOs von ihr. Ein wenig erinnert mich die Situation auf Terra an unsere aktuelle Realität. Es scheint, als würde gefühlt jeder Zweite durchdrehen. Ich weiß nicht, ob das so beabsichtigt war, aber die Parallelen sind sehr offensichtlich.