Diese Woche kommunizierte die PERRY RHODAN-Redaktion, dass es bei der NEO-Serie eine Preiserhöhung geben würde. Ab Januar kostet ein Taschenheft 6,50 Euro statt wie bisher 5,80 Euro. Wer sich in der Branche auskennt und in den vergangenen Jahren mal etwas hat drucken lassen, weiß dass die Druckkosten exponentiell gestiegen sind.
Auch die Preise für die E-Books klettern bei NEO von 3,49 Euro auf 3,99 Euro, auch deswegen, weil Anbieter wie Amazon nur Preissprünge ab 50 Cent zulassen. Ich bin bei NEO schon lange auf E-Books umgestiegen. Einerseits wegen des Platzbedarfs, der nicht nur bei uns endlich ist und andererseits, weil es die Post nicht geschafft hat, die Taschenhefte pünktlich zu liefern. Ich kaufe meine E-Books immer im PERRY RHODAN SHOP auf der Verlagsseite. Da kann ich die Romane im Abo kaufen. Dabei bestimme ich selbst, wie viele Romane ich kaufen will. Danach endet das Abo und ich muss neu abschließen, wenn ich wissen will, wie es weitergeht. Das beste dabei ist, ab acht Romanen gibt es Rabatt. Bisher waren das 14 Cent pro Roman, bei 10 Romanen sind das schon 1,40 Euro.
Da mein Abo mit der 347 endet, habe ich beschlossen es fortzusetzen, obwohl mir die Romane gerade nicht so richtig zusagen, aber diese Phasen gab es in der Serie schon häufiger. Da heißt es durchhalten, es kommen auch wieder bessere Staffeln. Eine ganze zeitlang konnte ich aber auf der Abo-Seite keine neue Romane für die Fortsetzung des Abos auswählen. Seit der Bekanntgabe der neuen Preise geht es jetzt wieder. Überrascht hat mich allerdings, wie weit im Voraus man die Romane bestellen kann. Sonst ging das meistens nur für etwa 25 bis 30 Ausgaben. Jetzt geht es bis zu Band 425! Ist das ein positives Zeichen dafür, das die Serie so lange fortgeführt wird, oder hat da jemand nur ein paar Zahlen zu viel eingegeben? Egal, ich habe mein Abo jetzt bis zur 425 abgeschlossen. Damit bin ich auch vor den nächsten Preiserhöhungen sicher. Die angezeigten Preise stimmen so allerdings nicht mehr. Die E-Books kosten 3,99 Euro und ab acht Romanen 3,55 Euro. Das sind immerhin 44 Cent pro E-Book. Damit kann ich leben.
Übrigens habe ich von den Exposéautoren erfahren, dass ihre grobe Planung der Handlung momentan nur bis Band 399 geht. Da müssen sie sich ranhalten.
PERRY RHODAN NEO Band 344 – »Dreihundert Jahre Einsamkeit« von Ruben Wickenhäuser
In der Kalmenzone, die das Solsystem weiträumig umschließt, entdecken Perry Rhodan, Atlan und Roi Danton – in der Hülle eines Vario 500 – ein Raumschiff der Topsider. Es ist zwischen den dichten Raumzeitgranulen steckengeblieben und die Besatzung steht kurz vor dem Erfrierungstod. Mit ihrer Maxi-Disk GREYHOUND und einem Beiboot der Topsider können Perry und Atlan die Echsenartigen retten und mit ihnen bis zur Erde vorstoßen. Terrania und der Rest der Welt sind von einer Schicht Erde und üppiger Vegetation bedeckt. Laut den Ablagerungen sind 400 bis 800 Jahre vergangen. Auch der Zeitbrunnen existiert noch. Allein es fehlen die Menschen. Ein Signal lockt sie auf den Mond, wo die Posbis gegen NATHAN kämpfen. Hier finden sie die Zwillingstöchter von Reginald Bull in Stasiskapseln. Sie übermitteln Perry die Botschaft, dass sich eine weitere Smaragdgruft unter dem Stardust-Tower befindet. Als Rhodan und Atlan von Posbis angegriffen werden, kommen ihnen eine Gruppe Menschen zu Hilfe, die sich Moon Patrol nennen. Sie leben in einem auf dem Mond abgestürzten Raumschiff der Terranischen Flotte. Ihr Anführer ist Douc Langur, dessen MODUL immer noch um den Mond kreist, aber inaktiv ist. Zurück in Terrania berichten die Topsider von Geistern, die um ihr Raumschiff spuken. Der Geist entpuppt sich beim Vordringen in den Stardust-Tower als Mausbiber Gucky. Der Ilt will nicht glauben, dass Rhodan und Atlan zurück sind und hält das alles für einen Traum, bis Rhodan ihn endlich überzeugen kann. Seit über dreihundert Jahren ist er schon allein auf Terra und hat sich immer wieder für Jahre in eine Stasiskammer zurückgezogen. Seine Parafähigkeiten sind stark eingeschränkt, dennoch will er Rhodan helfen, Thora zu finden. Tatsächlich entdecken sie im Untergeschoss direkt neben Guckys Stasiskapsel die Smaragdgruft mit Thora. Rhodan weckt seine Frau auf und alle freuen sich über das Wiedersehen. Da stößt der Zeitbrunnen auf dem Altiplano plötzlich Signale aus, die wie der Herzschlag eines Menschen klingen. Roi Danton ist sicher, dass es sich um den Herzschlag von Reginald Bull handelt. Rhodan und die anderen lassen die Topsider in Terrania zurück und tauchen gemeinsam in den Zeitbrunnen ein.
Wir schreiben Band fünf nach der Symaios und überraschenderweise hat Perry Rhodan nicht nur seine Frau Thora, sondern (bis auf Reginald Bull) auch den Rest seiner Freunde bereits gefunden. Das ging ja schnell. Ebenso schnell wie sie zur Erde vorstoßen konnten, woran seit Jahrhunderten viele Raumschiffe gescheitert sind. Ich hinterfrage das jetzt nicht, aber es kommt mir etwas unglaubwürdig vor.
Grundsätzlich gibt sich Ruben Wickenhäuser viel Mühe die Geschichte bildhaft und mit viel Spannung zu erzählen. Besonders den Teil mit den Topsidern fand ich ausgesprochen gelungen. Auf Terra wird es dann etwas chaotisch. Rhodan und Co fliegen mal hier und mal dorthin, wobei ihnen die Topsider wie Leim an den Schuhen kleben. Was wollten die eigentlich auf der Erde?
Zielführend ist das alles nicht. Man findet einen depressiven Gucky, der seit Jahrhunderten allein ist. (Wie alt können Ilts eigentlich werden?) Und natürlich findet man Thora. Die Wiedersehensszene ist aber so kitschig, dass sie sich wie aus einem Liebesroman anhört. Das war sogar für meinen Geschmack zu viel des Guten.
NATHAN wird von den Posbis bekämpft, ob die Moon Patrol ihn aber dauerhaft schützen kann, wage ich zu bezweifeln. Ich frage mich eher, wie die Menschen auf dem Mond so lange überlebt haben? Woher nehmen die Nahrung und Energie, wenn die großen Kuppelstädte und die Luna Research Area zerstört sind? Außerdem hieß es, das Wesen wie Douc Langur sehr lange leben. Er scheint aber in den wenigen hundert Jahren extrem gealtert zu sein. Und was ist eigentlich aus der Besatzung des MODUL geworden? Der Roman wirft viele Fragen auf, von denen wahrscheinlich die wenigsten in den nächsten Romanen beantwortet werden.
»Dreihundert Jahre Einsamkeit« ist ein Roman, in dem man ein wenig mehr über das Volk der Topsider erfährt, und der Perry Rhodan zu einer entvölkerten Erde führt. Grundsätzlich muss man sagen, dass sich zwar die Einzelromane der Staffel durch spannende Geschichten auszeichnen, die Staffelhandlung aber immer konfuser wird und das nicht nur wegen der vielen Logikfehler.
PERRY RHODAN NEO Band 343 – »Zielplanet Epsal« von Olaf Brill
Eigentlich wollen Perry Rhodan und Atlan von Rumal mit ihrer Space-Disk GREYHOUND direkt zur Erde reisen. Doch ohne eigenen Flaschengarten können sie in dem von Granulen gestörten Hyperraum nicht manövrieren. Auf der Suche nach einem Flaschengarten entdecken die beiden auf Rumal nicht nur eine mafiöse Mehandorsippe, sondern auch einen alten Schaltmeister. Im Ausgleich gegen ein paar Informationen erhalten sie Gyps für einen Flaschengarten und den zwielichtigen Gärtner Calemuur obendrein. Mit beiden machen sie sich auf den Weg nach Epsal, weil es dort laut dem Gärtner angeblich viel besseres Gyps gibt, dass ihre Chancen zur Erde zu gelangen, erhöhen könnte. Auf Epsal werden sie rüde von den Vitaliern empfangen, die den Planeten und seine Bevölkerung kontrollieren, um den Rohstoff für ihre Droge – Condiment-E – von Pilzsammlern ernten zu lassen. Obwohl Stroke (alias Ronald Tekener) Rhodan unter seinen Schutz gestellt hat, ist der Anführer der epsalischen Vitalier Tom Brok anderer Meinung. Dennoch dürfen sich die Drei auf Epsal frei bewegen. Calemuur führt sie in den Horla, der gefährlichsten Ecke des Planeten. Dort lebt der tödliche Toadstool, ein Pilz, der Menschen gezielt tötet. Prompt wird Calemuur von dem Pilz angegriffen und verstirbt, leider konnte er zuvor noch ihre Position an die Vitalier verraten, die nun Jagd auf Rhodan und Atlan machen. Ein Roboter der sich Fatuus (Narr) nennt, rettet die beiden in einen Technikschlupf, den die Rumaler irgendwann mal auf Epsal angelegt haben müssen. Fatuus steht in Verbindung mit dem Toadstool. Bei ihm ist der epsalischer Pilzsammler Ephraim Moron, den er ebenfalls vor dem Toadstool gerettet hat. Alle zusammen beobachten sie, wie der Toadstool die Schiffe der Vitalier vernichtet und sich in seiner Angst auch gegen den Schlupf mit Rhodan, Atlan und Moron richtet. Mittels Sert-Hauben kommunizieren die Drei mit dem Pilzmyzel und verhelfen ihm zu einem Bewusstsein. Mit dem nun intelligenten Pilz treffen sie ein Abkommen, damit dieser ab sofort die Epsaler in Frieden leben und ihnen den Grundstoff für Condiment-E ernten lässt. Rhodan und Atlan brechen mit der GREYHOUND zur Erde auf. Mit an Bord ist ein Schleimpilz der Calemuurs Kenntnisse als Gärtner enthält.
Was soll ich sagen? Die Geschichte ist spannend geschrieben, inhaltlich geht es aber in eine Richtung, die ich, höflich formuliert, für gewagt halte. Ist das noch Science Fiction oder schon Fantasy? Unabhängig davon, ob man einem Pilz mittels gut zureden und Gedankenübertragung zu Bewusstsein verhelfen kann, stört mich etwas anderes.
Anfang 2024 lief bei Disney+ die Star Wars-Serie »The Acolyte«*. In den ersten Episoden wurden viele Charaktere eingeführt und ausgebaut. Nach der sechsten von acht Folgen, waren die meisten davon tot. Am Ende blieben nur die beiden Protagonistinnen übrig, die einen Wandel vollzogen hatten. Die Gute war die Böse und umgekehrt. So ähnlich komme ich mir gerade vor. Da werden von einem Autor Charaktere erschaffen, die vom darauffolgenden Autor herausgeschrieben oder getötet werden. Ideen und Tatsachen werden übersehen oder in die Ecke gestellt. Der große Wurf am Beginn der Staffel, der die Chance bot, die Serie von Null zu starten und Altlasten ein für alle mal zu entsorgen, Handlungsfäden zu Ende zu bringen um neue zu beginnen, verliert sich in Kleingram. So hüpft man auf Rumal von Ort zu Ort (Gibt es da nicht ein totalitäres Regime, das jeden überwacht und ihm vorschreibt, was er zu arbeiten hat?) und findet immer neue erstaunliche Sachen: Eine Posbi-Siedlung, die Mehandor-Mafia, einen alten Schaltmeister, der offenbar noch Zugriff auf das alte Netzwerk des Planeten hat und einen Gärtner, der wie Rhodan und Atlan einfach so von Rumal verschwinden darf, ohne, dass die Regierung dem Einhalt gebietet. Waren nicht die Arbeitskräfte knapp? Musste die Crew der EUPHORION nicht auch deswegen bleiben, damit sie niemandem verraten kann wo Rumal liegt? Rhodan und Atlan agieren derweil völlig ungestört von der rumalischen Flotte und den Sicherheitkräften. Schlechte Absprache nenne ich das, oder mangelnde Verknüpfung innerhalb des Exposés.
Perry hat wieder Hoffnung, Thora zu finden, nur weil ihm jemand suggeriert hat, dass es eine weitere Smaragdgruft mit einem Arkoniden gibt. Dabei hatte er doch fast schon akzeptiert, dass seine Frau tot ist. Vielleicht wäre es für die Figur sogar besser so. Die Moral von Perry bekäme einen Knacks, und er müsste den Glauben an das Gute im Universum erst wiederfinden. Stattdessen erlebe ich ein Planetenhopping bei der sich auf jeder Welt einer seiner getreuen Freunde wiederfindet, und sich, dank Perry, alles vom Bösen zum Guten wendet. Hm!
Das in Fartuus Roi Danton steckt, war mir schon sehr früh klar. Olaf Brill hat eine besondere Beziehung zu dem Franzosen und wer bitte denkt und redet so geschwollen, wenn nicht Danton. Wobei ich mich gefragt habe, woher Atlan wusste, was ein Vario-500 ist, wenn doch NATHAN von einem Prototypen spricht. Zumindest ist der Name eines solchen Roboter bei NEO noch nie gefallen. (Außer ich habe da was überlesen.) In der Erstauflage war ein Vario-500 der König von Olymp. Wie offenbar auch Fartuus konnte er mittels Kokonmasken als Lebensform auftreten.
Was mich allerdings so richtig geärgert hat, ist die Pilzgeschichte um Toadstool. Das klingt ziemlich abgefahren und war auch gut geschrieben, aber irgendwie ist es nicht mehr die Art Science Fiction, die ich gerne lese. Der Gipfel ist, dass sich ab sofort ein intelligenter Schwamm um den Flaschengarten kümmert. Damit hat die GREYHOUND nun offiziell einen Sporenantrieb. Star Trek: Discovery lässt grüßen.
»Zielplanet Epsal« ist etwas für Pilzfreunde und jene, die es werden wollen. Leser die eher auf harte Science Fiction stehen, werden damit wenig anfangen können. Der Neustart nach der Symaios fühlt sich immer mehr nach einem warmen Aufguss alter Geschichten an und nicht, wie versprochen, nach einem völlig neuen NEO-Erlebnis. Herausragend finde ich dagegen das tolle Titelbild von Dirk Schulz.
*Die Serie »The Acolyte« wurde übrigens mangels Zuschauerinteresse eingestellt.
PERRY RHODAN NEO Band 342 – »Im Transmitterwald« von Rainer Schorm
Perry Rhodan stößt in einer Smaragdgruft auf den Smaragdsarg mit Atlan. Nach dem Öffnen erwacht der Arkonide allerdings nicht. Naumann von Silikor stellt Kontakt zu einem Posbi namens Kerum her. Kurz darauf bringt die zu Hilfe geeilte Bordmedikerin der EUPHORION den Arkoniden sowie das Rhodan und Naumann von Silikor in die Hauptstand von Rumal. Atlan erwacht ohne Erinnerungen. Erst durch den Kontakt mit Gypspflanzen kann sein Gedächtnis wieder hergestellt werden. Danach hat er einen Erinnerungsschub. Er berichtet von seiner versuchten Reise nach Andromeda über den Sonnentransmitter im Zentrum der Milchstraße mit der STAC. Leider weiß er genausowenig über das, was nach der Symaios passiert ist, wie Rhodan. Der Posbi Kerum bietet den beiden Unsterblichen eine Space-Disk an, wenn sie ihn im Gegenzug zur Erde mitnehmen. Naumann von Silikor und die Besatzung der EUPHORION haben beschlossen auf Rumal zu bleiben. Kerums Space-Disk steht seit langer Zeit verlassen in einem Hangar und ist von Eisenwurzeln überwuchert, die Rhodan, Atlan und Kerum angreifen, doch das Gyps kann die Eisenwurzeln in Schach halten. Rhodan gerät aber in eine Pflanze und verschwindet. Atlan macht sich zusammen mit Kerum in der Space-Disk auf die Suche nach ihm. Perry Rhodan wird in einen Wald transmittiert, der mit Hypervegetation bewachsen ist, die sich nach der Symaios evolutionär entwickelt hat. Er trifft auf die Avatara Schrattel, eine intelligente Pflanze, und erfährt, dass er sich in einem Transmitterwald in der Nähe des Sonnentransmitters von Algol C befindet. Er wurde von dem Kelosker Dobrak hergebracht, weil der Transmitterwald in Gefahr ist. Ein Wesen namens Scoundrel versucht den Wald und die Vegetation zu vernichten. Rhodan als Quantenstabilsierter ist in der Lage Scoundrel (bei dem es sich um niemand anderem als Paragon handelt) aufzuhalten. Es gelingt ihm, doch mit dem letzten verzweifelten Schlag Scoundrels wird er nach draußen ins Weltall geschleudert. Dort kann ihn Atlan im letzten Moment an Bord der Space-Disk nehmen.
Boah! Für dieses Roman empfiehlt es sich ein Lexikon oder das Smartphone zur Internetsuche bereitzuhalten. So viele Fremdwörter in einem NEO gab es wahrscheinlich noch nie. Doch zunächst zum Anfang.
Nach dem fiesen Cliffhanger aus dem vorangegangenen Band konnte ich es nicht erwarten und lud mir die Leseprobe von der PERRY RHODAN-Webseite. Doch welche Enttäuschung: Die tief in der Rumalischen Wüste gestrandeten Perry Rhodan und Naumann von Silikor finden Atlan, befreien ihn und weil er nicht erwacht, rufen sie schnell mal einen Posbi zu Hilfe, den Naumann kennt. Der schickt ein Schiff und Ruck Zuck sind sie zurück in der Hauptstadt. Nach der beschwerlichen mehrtägigen Anreise eigentlich kaum zu glauben. Außerdem kommt der Posbi Kerum wie eine Deus ex machina daher. Dass es auf Rumal Posbis gibt, wurde zwar erwähnt, aber diese Verbindung hätte schon im Vorgängerroman kommen müssen.
Ich war also ziemlich ernüchtert und ließ einige Zeit verstreichen, bis ich mich an den Rest des Romans heranwagte. Die Handlung auf Rumal schleppt sich dahin. Die Crew der EUPHORION, die bisher heldenhaft um ihr Schiff und ihre Freiheit gekämpft haben, wollen plötzlich auf Rumal bleiben und nehmen dazu schlechtes Essen, Mangelwirtschaft und ein autoritäres Regime im Kauf. Anstatt als freie Händler durchs All zu reisen, lassen sie ihr Schiff von den Rumalern ausschlachten und werden auf einem Planeten sesshaft, der ihnen außer zweifelhafter Sicherheit nichts zu bieten hat. Das verstehe wer will.
Nachdem die Handlung in den Transmitterwald wechselt, unterhalten mich die skurrilen Charaktere von Dobrak und seiner Avatara Schrattel. Keiner kann so außergewöhnliche Figuren entwickeln wie Rainer Schorm, dass muss man ihm lassen. Wenn man von den vielen Fremdwörtern durchsetzten Beschreibungen absieht, ist auch der Transmitterwald ein interessanter Schauplatz, fremdartig und originell. Mich ärgert nur, dass der Bösewicht wieder einmal mehrere Namen hat. War es in der letzten Staffel Laumae/Primat, ist es hier Scoundrel/Paragon. Ich weiß, das verschiedene Völker verschiedene Namen für etwas haben, aber bitte, könnten man sich nicht mal auf einen Namen einigen.
Atlan ist also zurück in der Handlung. Perry Rhodan hat sich seiner Gehilfen entledigt und ist nun zusammen mit dem Arkoniden und einem Posbi unterwegs. Mir hatte die Crew der EUPHORION und Rhodans Zusammenspiel mit den Menschen der Zukunft eigentlich gut gefallen, warum macht man das schon so früh in der Staffel wieder zunichte? Nein, so richtig gefällt mir das alles nicht. Schauen wir mal, wie sich das entwickelt.
»Im Transmitterwald« lässt sich so schwierig lesen, wie es der Titel verspricht – technisch und mit einer Vielzahl Wortungetümen, die kaum jemand ohne nachzuschlagen versteht. Außerdem entwickelt sich die Staffelhandlung in eine Richtung, von der ich nicht weiß, ob ich sie gut finde.
Mit Musik kenne ich mich nicht so richtig gut aus, insbesondere was Black-Metal angeht. Deshalb musste ich mich erst einwenig in das Thema einlesen, bevor ich den Roman von Abo Alsleben zur Hand nehmen konnte. Schließlich wollte ich all die Anspielungen auf Metal-Bands und ihre Songs nicht verpassen.
»Hella im Black-Metal-Land« ist ein ungewöhnliches Buch. Nicht nur das es komplett im Selfpublishing also ohne Verlag entstanden ist, es erzählt auch eine ungewöhnlich dramatische Geschichte, die definitiv als Phantastik durchgeht.
Hellgard, genannt Hella, ist eine typische Jugendliche in der Pubertät. Sie ist es leid, immer das zu tun, was ihre Eltern von ihr erwarten. Nach dem Umzug von der Stadt aufs Land langweilt sie sich und beginnt zu rebellieren. Schwarz gefärbte Haare und die Freundschaft zu Markus, dem Mitglied einer Metal-Band, sind nur die Anfänge einer Entwicklung an dessen Ende Hella komplett verwandelt sein wird. Unterwegs wird sie gleich mehrere Familiengeheimnisse aufdecken. Der Konsum eines Joints schickt sie auf einen Höllentrip und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn als sie erwacht, sind ihre Eltern bei einem Unfall gestorben. Von da ab ist sie auf der Flucht vor der Polizei und dem Jugendamt. Sie versteckt sich in der Jagdhütte ihrer verstorbenen Großeltern kommt aber auch da nicht zur Ruhe. Immer wenn sie denkt, jetzt wird alles gut, kommt es noch viel grausamer. Ein Nachbar und ein LKW-Fahrer nutzen die Hilflosigkeit des Mädchens aus und versuchen sie zu vergewaltigen, doch Hella wehrt sich erfolgreich. Sie irrt durch die Gegend bis sie zurück im Haus der Großmutter die Form eines Amuletts und Silber findet. Sie beschließt das Metall zu schmelzen und das Amulett zu gießen. Von da ab geht das Abenteuer erst richtig los. Sie wechselt in eine Schattenwelt an einen verwunschenen Ort im Mittelalter. Hier gibt es Hexen und Trolle, Menschen, die mit Satan im Bunde stehen und eine Blutgräfin, die über das Land herrscht. Die fängt systematisch junge Mädchen ein und foltert sie zu Tode, um sich mit deren Blut zu verjüngen. Ehe sich Hella versieht, landet sie im Kerker der Gräfin und entkommt der Folter nur dadurch, dass sie einen Mikropenis besitzt und als Satansgeburt auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden soll. Als das Feuer dann brennt, gerät die Welt aus den Fugen und Hella landet wieder in ihrem vertrauten zu Hause im Hier und Heute zusammen mit einem Zauberbuch mit teuflischen Versen. Doch das ist längst nicht das Ende ihrer Reise …
Die Irrwitzige Reise von Hella wird in vielen starken Bilder erzählt, die mitunter sehr drastisch sind. Die Erzählung ist die perfekte Geschichte zu Halloween oder für einem Gruselabend am Lagerfeuer. Die Triggerwarnung auf dem Titel bräuchte es eigentlich nicht, denn das Covermotiv verrät, um was es in dem Buch geht, aber heutzutage kann man nicht vorsichtig genug sein.
Letztendlich braucht man nicht viel über Black-Metal zu wissen, um die Geschichte zu verstehen, hin und wieder sind Zeilen aus Liedtexten eingestreut und auch der Grundton der Story erinnert an die Texte von Black- oder Death-Metal Songs. Herausragendster Zusammenhang ist aber der Name der Blutgräfin Bathory. Dies ist nicht nur der Name einer Band sondern auch eine tatsächlich existierenden Person aus dem Mittelalter. Die jungverheiratete Elizabeth Bathory stammte aus Ungarn und stieg zur mächtigsten Herrscherin ihrer Region auf. Sie lebte auf einer Burg in der heutigen Slowakei und wurde Anfang des siebzehnten Jahrhunderts als Serienmörderin verurteilt. Um sie ranken sich viele Legenden und mit »Hella im Black-Metal-Land« ist eine originelle Geschichte hinzugekommen.
Die angenehm kurze Erzählung ist im Präsens verfasst, was mir persönlich gut gefällt, weil man so nahe an der Hauptfigur und das Tempo hoch ist. Stilistisch hätte der Text noch etwas Feinschliff vertragen können, mitunter fehlten mir hin und wieder die Verben in den Nebensätzen, während es ein paar Adjektive weniger hätten sein können. Auch die Zeichensetzung war nicht immer perfekt. Obwohl ich mich sonst an sowas stoße, hat es mich hier nicht so sehr gestört, weil mich die Geschichte mitgerissen hat. Ich bin kein großer Horrorfan und mit Black-Metal habe ich schon gar nichts am Hut, die Geschichte hat mir aber dennoch gefallen, gerade wegen ihrer dichten Atmosphäre und der glaubhaften Charakterisierung ihrer Hauptfigur.
Das schicke Hardcover mit Lesebändchen kann man unteranderem hier bestellen.
PERRY RHODAN NEO Band 341 – »In der Zeit verloren« von Dietmar Schmidt
Die EUPHORION mit Perry Rhodan an Bord wird von Piraten geentert. Die Exilarkoniden unter dem Kommando von Avina da Jacinta nehmen die Besatzung der EUPHORION gefangen und wollen sie auf dem nächsten Planeten als Sklaven verkaufen. Doch während der Überführung taucht ein Raumschiff der Vitalier auf. Das waffentechnisch überlegende Raumschiff zerstört die Kugelraumer der Piraten und schickt ein Enterkommando an Bord der EUPHORION. Die Vitalier entpuppen sich als genetisch mutierte Menschen, die zwar technisch überlegen, aber durch Missbildungen körperlich und geistig stark beeinträchtigt sind. Ihr Anführer Stroke ist für Perry Rhodan kein Unbekannter. Es ist Ronald Tekener, der sich einst den Vitaliern angeschlossen hat und dessen DNA beim vielfachen Aufenthalt in einer Dunkelwolke in der Nähe des galaktischen Zentrums verändert wurde. Ihm fehlen die Intelligenz und die Souveränität des einstigen Smilers. Aber er freut sich, Perry Rhodan und der Besatzung der EUPHORION mit Ersatzteilen helfen zu können, damit diese ihre Reise nach Rumal fortsetzen kann. Die Vitalier nehmen das Enterkommando der Arkoniden gefangen, bis auf Avina da Jacinta. Die schmeichelt sich bei Rhodan mit dem Versprechen ein, dass sie ihm auf Rumal die Koordinaten der Smaragdgruft von Atlan da Gonozal geben wird. Im Algolsystem angelangt, erlebt die Crew der EUPHORION ein Déjà-vu. Wieder werden sie geentert und festgesetzt. Dieses Mal sind es die einstigen Kolonisten von Rumal, die die Crew als menschliche Ressource benötigt. Denn laut ihren Aussagen hat einst Perry Rhodan mit einer Flotte das System heimgesucht, die Siedlungen auf Rumal so gut wie zerstört und 90 Prozent der Bevölkerung ausgelöscht. Die wenigen Überlebenden kämpfen seit Jahrhunderten mit dem Mangel an Wasser und Kohlenstoff, einer versagenden Technik und den Täuschungen durch eine Mehandorsippe, die den Rumalern unter vorspielen falscher Tatsachen ihre wertvollen Rumalinquarze abluchst. Die Crew der EUPHORION wird getrennt und auf Rumal ihren Kenntissen entsprechen eingesetzt. Rhodan landet in den Gypsgärten, tappt aber nach wenigen Wochen in die Falle von Avina da Jacinta, die zur »Polizistin« aufgestiegen ist. Sie möchte, dass Rhodan sie zum Zeitbrunnen von Rumal bringt. Damit Rhodan mit ihr kommt, nimmt sie Naumann von Silikor und seine Tochter Cleo als Geißeln mit. Ihr Plan, Silikor als Versuchskaninchen durch den Zeitbrunnen zu schicken, damit sie selbst gefahrlos hindurch kann, um nach Arkon zu gelangen, geht schief. Sie stirbt durch den Einfluss von entarteten Gypspflanzen, die sich mit der Flora von Rumal verbunden haben.
Rhodan und Silikor entdecken in der Nähe des Zeitbrunnens eine weitere Gruft mit einem Smaragdsarkophag.
In Avina da Jacinta trifft Perry Rhodan eine junge Arkonidin, die aussieht wie Thora. Zuerst hegte ich die Hoffnung, dass es eine umgewandelte Thora ist, verjüngt und ohne Erinnerungen. Doch im Laufe der Geschichte entpuppt sich die Arkonidin als falsche Schlange, die nur die eigenen Zielen folgt. Ihr Tod geht Perry Rhodan überraschend wenig zu Herzen. Da hatte ich angesichts ihrer ersten Begegnung etwas mehr erwartet.
Die ständigen Überfälle auf die EUPHORION sind spannend umgesetzt und werden trotz der Häufung nie langweilig. Es ist ein ständiges Hin und Her, dass zeitweise sogar amüsant ist, wenn auch nur für den Leser. Dietmar Schmidt gelingt es die Nöte und Ängste der Besatzung anschaulich zu demonstrieren und gleichzeitig dennoch mit einer gewissen Leichtigkeit zu versehen, damit beim Lesen keine depressive Stimmung aufkommt. Da der Autor auch Chemiker ist, lässt er uns in vielen detaillierten Beschreibungen an der Zusammensetzung der Mineralien und anderen Elementen im Algolsystem teilhaben. Besonders spannend finde ich die Beschreibung des Mangels an Wasser und Kohlenstoff auf Rumal. Wie wichtig das ist und was alles zusammenpassen muss, damit ein Planet über diese Ressourcen verfügen kann, sind sehr interessant hergeleitet.
Der Roman zeigt ein gutes Beispiel, wie sehr Ereignisse über lange Zeiträume missinterpretiert, verfälscht und am Ende als unumstößliche Wahrheit erachtet werden. Vermutlich war es Primats Flotte aus Nachtschiffen, die den Planeten Rumal bzw. das ganze System zerstört haben. Und obwohl es keinerlei Aufzeichnungen oder Augenzeugenberichte mehr gibt, woher die Schiffe kamen und wer sie befehligt hat, wird Perry Rhodan die Schuld dafür gegeben. Gut, dass sich Rhodan den Kolonisten unter einem Tarnnamen vorstellt. Dass niemand seine Identität erkennt, mag glücklicherweise an der gleichen Tatsache liegen, dass die meisten Aufzeichnungen aus der Zeit vor und während der Symaios durch die Temporale Trübung (was immer das auch gewesen sein mag) verloren gegangen sind.
Der Roman endet mit einem fiesen Cliffhanger, bei dem man auf der Stelle wissen will, wen Perry Rhodan in dem Smaragdsargophag gefunden hat.
Mit »In der Zeit verloren« liefert Dietmar Schmidt einen starken Roman ab. Es ist sehr gut zu beobachten, wie sich der Autor seit seinem ersten Einsatz für PERRY RHODAN von Roman zu Roman gesteigert hat. Trotz des dystopischen Settings macht die NEO-Serie gerade riesigen Spaß. Das Titelbild von Dirk Schulz zeigt übrigens das Raumschiff der Vitalier. Einer Vereinigung von der wir in dieser Staffel sicherlich noch mehr hören werden.
PERRY RHODAN NEO Band 340 – »Kosmische Genesis« von Rüdiger Schäfer
Naumann von Silikor erwirbt ein Artefakt, dass ihm und seiner Crew den notwendigen Schatz bringen könnte, den er für die Ertüchtigung seines Schiffs EUPHORION benötigt. Doch die Karte mit dem Weg ins Solsystem führt die EUPHORION in ein Sonnensystem mit nur einem Planeten. Zudem wird das Schiff von einem Energiestrahl getroffen und stürzt ab. Auf der Suche nach Ressourcen, die bei der Reparatur der EUPHORION helfen könnten, stößt Naumann in einer Höhle auf einen Smaragdsarkophag mit einem Menschen. Durch eine Berührung setzt Naumann einen Prozess in Gang, bei dem der in Stasis liegende Körper erwacht. Als Perry Rhodan zu sich kommt, findet er sich in einer Höhle auf einem fremden Planeten wieder. Die Raumfahrer, die ihn aus der Stasis geweckt haben, sind ein bunter Haufen mit einem Raumschiff, das schon bessere Zeiten gesehen hat. Schlimmer als das, ist jedoch die Information, dass etwa 321 Jahre seit der Symaios vergangen sind. Das Raumgebiet um das Solsystem ist durch Granulen in der Raumzeit unpassierbar geworden, die Erde nur noch ein Mythos. Interstellare Raumfahrt ist nur erschwert und über kurze Distanzen möglich. Von außerhalb der lokalen Blase gibt es keinerlei Informationen. Perry Rhodan hilft der Crew bei der Reparatur, dafür nehmen sie ihn mit nach Imago, einem Handelsposten auf dem kargen Planeten Nimbus. Die dortigen Zustände erinnern ans Mittelalter: Die Technik ist veraltet oder defekt, viele Menschen vegetieren in Armut dahin, Recht und Gesetz gibt es nicht, jeder ist sich selbst der Nächste.Naumann will in Imago einen neuen Auftrag für die EUPHORION an Land ziehen, wird aber von seinen Gläubigern festgenommen. Rhodan kann fliehen und kommt in Kontakt mit dem Paragon-Orden, der in Imago einen Tempel erbaut hat. Bruder Oberon, das Oberhaupt des Ordens, möchte Perry Rhodan zu seinem Nachfolger erklären und bittet ihn, die Entität Paragon zu erforschen, die im Zentrum der Milchstraße steht und für das Raum-Zeit-Chaos verantwortlich zu sein scheint. Doch Oberons Ordensbrüder sind anderer Meinung und greifen ihn und Rhodan an. Zusammen mit Oberons Tochter Zina gelingt Rhodan die Flucht. Oberon übergibt Rhodan eine Geminga-Druse mit deren Hilfe Rhodan Naumann von Silikor von seinen Schulden freikaufen und genügend Ersatzteile bekommen kann, um die EUPHORION wieder flugtauglich zu machen. Er beschafft sogar ein Medikament, mit dem Naumann von Silikons todkranke Tochter Cleo geheilt werden kann.
Auf dem Weg nach Rummel im Algolsystem wird die EUPHORION jedoch von Piratenschiffen aufgebracht.
Das nenne ich mal einen Cut. Zunächst erinnert die Handlung an den Beginn des Mythos-Zyklus der PERRY RHODAN-Hauptserie. Nur das der NEO-Perry auf sich allein gestellt ist. Thora, seine Familie, alle seine Freunde scheinen tot zu sein, oder sind verschollen. Die Terranische Union ist zerbrochen, die meisten Kolonien abgeschottet, die Menschen, Akonen und Arkoniden, denen er begegnet, schlagen sich mehr schlecht als recht durch und das betrübt ihn am meisten. Sein Traum von einer Menschheit, die in Freiheit und Wohlstand lebt, ist Geschichte. Doch Perry Rhodan, wäre nicht Perry Rhodan, wenn er nicht jedem Funken Hoffnung hinterher jagen würde. Und so schließt er sich kurzerhand Naumann und seiner bunten Raumfahrertruppe an, um herauszufinden, was passiert ist und um irgendwie nach Terra zu gelangen.
Es ist erstaunlich, mit welcher Empathie es Rüdiger Schäfer gelingt, die Schicksale der Protagonisten an mich als Leserin heranzuführen. Innerhalb kurzer Zeit wurde ich von den Charakteren und ihrer Geschichte vereinnahmt. Dabei ist es gar nicht die Tatsache, wie und warum der Terraner hierher gekommen ist, die mich beeindruckt, sondern der phantastische Weltenbau. Gypsblüten, die verdammt nach den Blumen aussehen, die JOEL – der Bruder von NATHAN – erblühen ließ, helfen den Raumfahrern innerhalb der veränderten Raumzeit überlichtschnell zu reisen. Außerdem gibt es eine geheimnisvolle Entität, die im Zentrum der Milchstraße sitzt. Da darf man schon mal spekulieren. Welche Rolle spielt das Nonagon, was Rhodan einst im Compariat entdeckt hat? Ist er, als er den Zeitbrunnen betreten hat, in einem alternativen Universum gelandet, oder ist dies die Zukunft seiner realen Welt, in der die Dinge tatsächlich so geschehen sind? Sehen wir die Auswirkungen eines Universum dass geheilt wurde? Und was ist mit den anderen Charakteren: Reginald Bull, Gucky, Icho Tolot, Atlan. Und ist Thora wirklich tot? Wird Rhodan eine Zeitreise machen müssen, um sie wiederzusehen? Das sind viele Fragen, die hoffentlich in dieser oder der nächsten Staffel beantwortet werden.
»Kosmische Genesis« ist eine Staffelauftakt, der es in sich hat, mit einer spannenden Geschichte und einem großartigen Weltenbau, aber besonders mit Charakteren, deren Geschichten ans Herz gehen. Ich habe nicht nur einmal geweint.
PERRY RHODAN NEO Band 339 – »Die Stille kommt« von Rainer Schorm
Die Ortungsanlage Puma auf Pluto stellt eine Veränderung der Raum-Zeit fest, die sogenannte Drift stört nicht nur die Kommunikation im Solsystem, sondern auch die Raumschiffe können nicht mehr zuverlässig transitieren. Abraham Hesker wird mit seiner ROSINANTE losgeschickt, um die Regierung der Terranischen Union von den Vorkommnissen zu berichten. Protektor Reginald Bull und die Crew der TERRANIA II stellen gleichzeitig fest, dass etwas Bedrohliches vor sich geht. Im Bereich von Sonne und Mond lässt Primat schwarze Objekte materialisieren, die die Erde bedrohen. Jeder Angriff der Flotte gegen die Objekte ist sinnlos. Zudem fallen nicht nur auf der Erde schwarze Schneeflocken aus potenzieller Materie vom Himmel. Der sogenannte Nachtregen setzt sich ähnlich vulkanischer Asche überall fest und droht bald alles zu bedecken. Sowohl auf den Raumschiffen als auch auf der Erdoberfläche werden Menschen von der Materie eingeschlossen und ersticken. Die Infrastruktur bricht zusammen und die Bewohner der Erde bleiben sich selbst überlassen. Nachdem Hesker ihm die Daten übermittelt hat, beschließt der Protektor mit der Flotte auf der Erde zu landen und jeden, der noch irgendwie lebt zu evakuieren. Doch nachdem sie zurück ins All gestartet sind, zerfallen die Objekte in Traumasche, die alles durchdringt und die Besatzung der Schiffe dem Wahnsinn anheimfallen lässt. Auf der Erde steht die Konfrontation zwischen Perry Rhodan und Primat bevor. Der Junge hat es nach wie vor auf den Terraner abgesehen und nimmt auf niemanden Rücksicht. Thora wird von ihm genauso getötet, wie die beiden Garbeschianer, die sich aus dem Wrack der Unterseestation befreien konnten. Gucky kann Rhodan mit einer Teleportation kurzzeitig in Sicherheit bringen. Aber auch bei dem Zeitbrunnen auf dem Altiplano, wo die beiden nach einer kurzen Odyssee ankommen, ist Perry Rhodan nicht vor Primat sicher. Der Junge taucht am Zeitbrunnen auf und tötet beinahe den Mausbiber, als der sich gegen ihn stellt. Dann taucht bei Rhodan der stumme Sänger auf. Es ist Alaska Saedelaere, der Gucky in Sicherheit bringt und Rhodan bittet, ihm zu helfen ES aus Primat zu extrahieren. Mittels eines Fulgurits aus potenzieller Materie, dem Zeitbrunnen und Alaskas Waffe können sie Primat bezwingen und ES von den Catron-Splittern trennen. Die Reste von Primat und seine Traumasche werden in den Zeitbrunnen gesaugt. ES erklärt Rhodan, dass die Symaios – eine Neuordnung der Realität – begonnen hat, aber der Plan der Vollendung noch nicht beendet ist. Er und Alaska ermutigen Rhodan in den Zeitbrunnen zu steigen, dann kommt die Stille.
Uff! Das war der apokalyptischste Roman, den ich je gelesen habe. Rainer Schorm bescherte mir mit jedem Kapitel Gänsehaut, erzeugt mit dem von ihm beschriebenen Horror gleichfalls aber einen unwiderstehlichen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Man will unbedingt wissen, wie es weitergeht und ob es wirklich keine Hoffnung mehr gibt. Besonders wird das an den kurzen Blitzlicht-Kapiteln deutlich, in denen der Autor die Erlebnisse Normalsterblicher beschreibt. Die kleinen Leute, die der Apokalypse ahnungs- und hilflos gegenüberstehen, handeln zutiefst menschlich, in dem sie versuchen zu fliehen, sich zu verstecken oder aktiv zu kämpfen. Das ist einfühlsam geschrieben und einprägsam gleichzeitig.
Thora tot, die Erde verwüstet, viele ungewisse menschliche Schicksale, Reginald Bull und die Besatzungen der Flotte im Wahnsinn, ein verstummter NATHAN, Raum-Zeit-Veränderungen, die vermutlich nicht auf das Solsystem begrenzt sind, das ist schon harter Tobak. Ich frage mich, wie man da wieder herauskommen will. Es ist eine Zäsur für NEO und ein tiefer Einschnitt. Mit der »Neuordnung der Realität« ist alles möglich und bietet der NEO-Serie die Chance, sich vollständig von der Originalserie zu lösen, was ich gut und richtig finde. Da braucht es kein Namedropping mehr. Was mir als Leserin, die die Originalserie nicht so gut kennt, ohnehin meist nicht aufgefallen ist.
Wobei ich eigentlich nicht glaube, dass Rüdiger Schäfer seine Lieblingsfigur Thora so einfach sterben lässt. Ich vermute, die potenzielle Materie wird dafür sorgen, dass die Dinge in veränderter Form erhalten bleiben. Es könnte also passieren, dass Perry Rhodan, wenn er seiner Thora wieder begegnet einer völlig anderen Frau gegenübersteht. Das Gleiche gilt für die übrigen Charaktere, man wird sicher den einen oder anderen in der folgenden Staffel wiedersehen.
Ärgerlich waren an dem Roman eigentlich nur die vielen Fehler, wie fehlende Buchstaben und verstümmelte Sätze. Das Manuskript muss unter sehr großem Druck lektoriert worden sein, oder die Schlussredaktion ist personalbedingt ausgefallen. Anders kann ich mir eine solche Häufung von Tippfehlern nicht erklären.
»Die Stille kommt« ist etwas ganz Besonderes und mit großem Abstand der beste Finalroman aller NEO-Staffeln. Wenn die Serie an dieser Stelle zu Ende gegangen wäre, wäre ich nicht enttäuscht gewesen, denn es werden mit wenigen Sätzen viele Handlungsfäden zusammengeführt, ohne dass es sich konstruiert anfühlt. Man glaubt, es sei von Anfang an so geplant gewesen. Dafür verdienen die beiden Exposéautoren ein dickes Lob. Ein Lob geht auch an Dirk Schulz für das dynamische Titelbild.
PERRY RHODAN NEO Band 338 – »In tödlicher Tiefe« von Lucy Guth
Primat hat das Raumschiff der Garbeschianer unter seiner Kontrolle gebracht und fliegt damit zur Erde. Die Labori Amtranik und Imara Tugh sind für ihn nur Hilfsmittel bis er sein Ziel erreicht, die Vereinigung mit der Stele auf dem Grund des Pazifiks. Doch der erste Versuch geht schief und das Raumschiff versinkt im Meer. Die Trümmerteile treffen die Tiefsee-Forschungsstation JACQUES PICCARD schwer. Deren Besatzung versucht die Schäden irgendwie zu beheben, aber Primat und die beiden Labori dringen in die Station ein, um den Plan von Primat vollenden zu können. Perry Rhodan, Thora und Reginald Bull sind Primat auf den Fersen. Mit einer SpaceDisk dringen sie ebenfalls in die Tiefsee vor, werden aber von Primat entdeckt und angegriffen. Die SpaceDisk wird zerstört, sie selbst können sich jedoch mit Hilfe eines jungen Wissenschaftlers an Bord der JACQUES PICCARD retten. Hier geht der Wettlauf weiter, Primat davon abzubringen sich mit der Stele zu vereinen. Die Labori bekommen im Laufe ihres Aufhalts in der an die Tiefsee angepassten Atmosphäre der JACQUES PICCARD Probleme und verstricken sich in gegenseitigen Streitereien, bis sie durch einen Wassereinbruch ein unbekanntes Schicksal erleiden. Perry Rhodan stellt sich Primat, kann aber nicht verhindern, dass der Junge das Schiff mit Hilfe seiner Zeroträume verlässt, um sich der Stele zu nähern, während das Team um Rhodan sowie die Besatzung der inzwischen fast vollständig zerstörten Forschungsstation eingeschlossen zurück bleiben. Gucky kann die Eingeschlossenen schließlich befreien, aber Rhodan zögert zu lange damit, auf Primat zu schießen, der sich letztendlich mit der Stele vereint.
Was für ein furioses Unterwasserabenteuer. Lucy Guth zieht alle Register und packt so viel Handlung und Action in den Roman, dass man, wie die Protagonisten in der Tiefsee, kaum zum Luftholen kommt. Da ist es nur logisch, dass sie Gucky in einem der ersten Kapitel durch einen Angriff von Primat »entsorgt«. Aber keine Angst, der Mausbiber geht am Ende wieder als Retter in den Einsatz. Auch wenn er Reginald Bull und Perry Rhodan ernsthaft zum Nachdenken angeregt hat. Zwischen den beiden schwelt seit langem ein Konflikt, weil Reg immer die Prügel abbekommt während Perry der große Held ist. Nach dem was der Protektor in all den Jahren durchmachen musste, kann ich das gut nachvollziehen. Lucy Guth hat das hervorragend geschildert.
Sehr schön finde ich vor allem den zweite Handlungsstrang rund um den jungen Wissenschaftler Lukas Jonas, dessen Figur zwar eine typische Mary Sue ist, also jemand der alles weiß und kann und dem alles gelingt. Zusammen mit seinem Affen Charly macht die Figur aber so viel Spaß, dass mich das in diesem Roman nicht gestört hat, weil alles gut zusammenpasst.
In dem Roman habe ich eine Menge über die Tiefsee gelernt, wobei ich so ein bisschen das Problem hatte, dass ich nirgendwo etwas über Druckausgleich gelesen habe. Soweit ich mich erinnere, geht in dieser Tiefe ein schnelles Ab- oder Auftauchen nicht so einfach.
Die Titel der Kapitel sind nach Meeres-Songs von mehr oder wenigen bekannten Bands benannt, die in der Schreibweise zwar verändert wurden, aber zum Teil durchaus noch erkennbar sind. Ein weiterer stilistischer Trick fiel mir bei den Anfängen und den Ende der Kapitel auf. Die Autorin hat die Sätze miteinander verknüpft, in dem sie an ein Wort im letzten Satz eines Kapitels im ersten Satz des folgenden Kapitels wieder angeknüpft hat. Das führt nicht nur zur besseren Verzahnung, sondern auch dazu das man mit dem Lesen nicht aufhören mag.
»In tödlicher Tiefe« ist ein extrem spannender Roman, den ich in einem Rutsch durchgelesen habe. Er leitet zudem perfekt das Finale dieser abwechslungsreichen und spannenden Staffel ein.
PERRY RHODAN NEO Band 337 – »Atlans Schachzug« von Ruben Wickenhäuser
Gleich drei Szenarien bedrohen die Kolonisten auf Imart im Canopussystem. Eine embolische Welle droht Tausende der genetisch angepassten Kolonisten auszulöschen. Überall auf dem Planeten, auf Raumschiffen und Stützpunkten brechen Menschen zusammen, weil ihr Atemsystem versagt. Als wäre das noch nicht schlimm genug, legt ein Hyperimpuls aus dem Zeitbrunnen von Imart, ähnlich eines EMP-Impuls, die komplette Infrastruktur lahm. Kein Gerät, das auf Hypertechnologie basiert, ist mehr funktionsfähig. Kolonisten können nicht mehr gerettet werden, weil die Helfer nicht mehr vor Ort kommen, Positroniken fallen aus, und Medoroboter versagen den Dienst. Atlan da Gonozal, der eigentlich mit der STAC auf dem Weg nach Andromeda war, wird vom Präsident der neuen Republik Arkon, Akkren Shenn, gebeten, im Canopussystem nach dem Rechten zu sehen und gegebenenfalls einer Gruppe Handeltreibenden Arkoniden auf Imart zu Hilfe zu eilen. Gerade als er im System ankommt, beschließt ein Teil der garbeschianischen Geleitflotte des Inquästors aus ihrem Versteck in Systemnähe hervorzutreten und den ankommenden Hilfskonvoi der Terranischen Union anzugreifen. Nach dessen Vernichtung macht der Anführer der Garbeschianer, der Labori Stuur, Jagd auf die STAC. Nur durch die außergewöhnlichen Fähigkeiten des kleinen Raumschiffs kann Atlan den Garbeschianern entkommen und Kontakt zum Befehlshaber der nahenden arkonidischen Flotte aufnehmen, dem er einen ungewöhnlichen Angriffsplan präsentiert, um die Garbeschianer davon abzuhalten Imart und die Kolonisten zu vernichten. Sein riskanter Plan geht auf, beide Flottenteile der Garbschianer werden zerstört. Nur Stuur überlebt und jagt Atlan durch den Dschungel von Imart. Wo sich die Gruppe arkonidischer Händler nach dem Hyperimpuls verschanzt hat. Mit Hilfe der Arkoniden und des Sherpa Arjuna gelingt es Stuur in eine Falle zu locken. Doch erst ein Beiboot der arkonidischen Flotte kann dem Leben des Labori ein Ende setzen. Eine Hilfsflotte der Arkoniden eilt den Kolonisten auf Imart zu Hilfe, dafür bekommen sie ein Medikament, das nur auf Imart hergestellt wird und mit dem sich der Extrasinn der Arkoniden unterdrücken lässt. Bevor Atlan nach Andromeda aufbricht, erreicht ihn eine besorgniserregend Nachricht von Mirona Thetin.
Ich gebe zu, dass ich den Roman eine ganze Weile vor mir hergeschoben habe, weil mich die letzten Romane von Ruben Wickenhäuser nicht so richtig überzeugen konnten. Dieses Mal aber macht der Autor alles richtig. Der Roman ist extrem spannend, mit einem außergewöhnlich plastischen Weltenbau versehen und mit Charakteren mit denen man von Anfang an mitfiebern kann. Der Roman verliert sich auch nicht so sehr in Details, wie die vorangegangenen Geschichten des Autors, sondern bleibt bei der primären Handlung, dem Überlebenskampf Atlans und der Kolonisten.
Der Zeitbrunnen, der Ursache des Hyperimpuls zu sein scheint, überrascht mit einem brisanten Detail. So wie es aussieht, wurden die Zeitbrunnen von JOEL dem kleinen Bruder von NATHAN übernommen. Nicht ganz klar war mir allerdings die zeitliche Einordnung der Geschichte. Nach Weidenburns »Tod« wollte Atlan sofort nach Andromeda aufbrechen. Wenn ich sehe, was inzwischen alles im Solsystem passiert ist und wie viel Zeit inzwischen vergangen ist, sollten er eigentlich schon längst dort sein. Ich kann mir nur vorstellen, dass die Handlung kurz nach Band 333 spielt, als JOEL Primat in den Zeitbrunnen stürzt und sich der Zeitbrunnen versiegelt. Vielleicht steht dahinter ein Prozess, der alle Zeitbrunnen in der lokalen Blase versiegelte und auch den Hyperimpuls im Canopussystem generierte. Das würde aber nicht ganz mit dem Auftauchen des Inquästors im Solsystem zusammenpassen.
Dies ist aber eigentlich die einzige Sache, die ich zu bemängeln habe. Wenn man von der embolischen Welle mal absieht. Aber die fand ich schon bei den Romanen, in denen es um die Kolonien ging, nicht so wirklich glaubhaft. Warum sollten plötzlich tausenden Kolonisten auf einmal eine Lungenembolie erleiden, nur weil sie fast gleichzeitig genetisch verändert wurden? Inzwischen müssen doch schon die Kinder und Enkel der ersten Kolonisten auf Imart geboren sein. Kommen die nicht gleich mit den genetisch veränderten Merkmalen ihrer Eltern zur Welt, oder müssen die ebenfalls erst genetisch angepasst werden? Fragen über Fragen.
»Atlans Schachzug« ist ein rasanter Roman, der mit phantastischem Weltenbau die Kolonie Imart in den Fokus rückt und zudem mit ausgedehnten Weltraumschlachten und einer Flatterratte namens Rattatösk punktet.