
Anlässlich des 60. Geburtstag von Rüdiger Schäfer. Herzlichen Glückwunsch und viel Gesundheit dem NEO-Expokraten.
PERRY RHODAN NEO Band 350 – »Kosmische Kontore« von Rüdiger Schäfer
In der Milchstraße tauchen die Hamamesch mit ihren Kontoren auf. Auf den Raumstationen wie TEKMAR gibt es alles, was das Herz begehrt zu unglaublich günstigen Preisen oder sogar für umsonst. Für die sich gerade von der Symaios und ihren Folgen erholende Bevölkerung der Lokalen Blase bedeutet das unglaubliches Glück. Der Wiederaufbau der Terranischen Union wird durch die Hamamesch und ihre Güter schnell vorangetrieben. Den Menschen geht es nach der langen dunklen Epoche immer besser. Doch Perry Rhodan und die anderen Unsterblichen sind skeptisch. Warum verschleudern die Hamamesch ihre Waren, wo kommen diese überhaupt her und sind ihre Absichten tatsächlich integer? Eric Leyden und sein Team finden heraus, dass alle Güter, die die Hamamesch in ihren Kontoren verkaufen einen Imprint tragen. Ob und wie sich dieser negativ auf die Käufer auswirkt, ist umstritten. Perry Rhodan und Protektor Reginald Bull warnen vor allzu viel Vertrauen in die Hamamesch. Doch ihre Warnungen werden nicht nur in den Wind geschlagen, bald werden ihnen Terrorakte nachgesagt und sie sollen sogar als Attentäter verhaftet werden.
Entkommen können die Unsterblichen inklusive einiger Mutanten nur mit Hilfe von Aveline Celestaris. Die Frau stammt von Nimbus und hat im wahrsten Sinne des Wortes ein dunkles Geheimnis. Das Nebelwesen Eidolon hat sie sich bei einem Ausflug ins Zentrum der Milchstraße aufgelesen. Auch sie ist den Hamamesch skeptisch gegenüber, weil sie bei einem Besuch auf dem Kontor TEKMAR eine seltsame Entdeckung gemacht hat.
Perry Rhodan und seine Freunde müssen die Erde verlassen, um einer Verhaftung entgehen. Aveline nehmen sie kurzerhand mit.
Nach »Inception«-Manier verschachtelt Rüdiger Schäfer seine Geschichte. Auf drei Zeitebenen und in zwei Handlungsbögen erzählt er vom Schicksal Aveline Celestaris und verknüpft es mit dem Perry Rhodans und dessen Freunde. Das erfordert teils hohe Konzentration beim Lesen, um zu begreifen, was wann passiert. Für Freunde des nichtlinearen Handlungsaufbaus ist es ein wahres Fest.
Witzig sind die vielen Kleinigkeiten, die er »eingebaut« hat, sei es der Name einer Podcasterin vom Radio Freies Ertrus oder die »Waber-Schormis«, ein kleiner Seitenhieb auf seinen Exposéautorenkollegen Rainer Schorm. Das alles führt dazu, dass der Weltenbau sehr bunt, ausufernd und exotisch ist. Mit der Beschreibung der Kontore setzt er die Latte für die anderen Autoren der Serie ziemlich hoch.
Wie immer liefert der Autor eine beeindruckende Anzahl an Erläuterungen zu den Geschehnissen, die zur Symaios geführt haben. Er schlägt dabei einen großen Bogen über die Geschehnisse innerhalb der NEO-Serie. Vom Sonnenschasma, über ANDROS und dem Dunkelleben bis hin zum Imprint der Hamamesch. Die sind aus M33 gekommen, weil die Symaios bei ihnen offenbar nicht funktioniert hat. Was auch immer Letzteres bedeuten soll. Zumindest legt er damit den Grundstein für die Staffel, in der Perry und Co nach M33 reisen müssen, um hinter die Geheimnisse der Hamamesch zu kommen.
Dennoch bin ich mit einigen Dingen nicht so wirklich einverstanden. Nur vier Jahre sind nach den Ereignissen der Paragon-Staffel vergangen. Dennoch haben die Menschen die Erde inzwischen komplett und ohne Probleme wiederbesiedelt. Die Kolonien werden schon mit Hilfsgütern versorgt und die Raumschiffe haben offensichtlich keinerlei Probleme mehr, sich durch den granulierten Hyperraum zu bewegen. Was ist mit der Kalmenzone, ist die plötzlich weg? Wie konnten die Milliarden Menschen so schnell von Gäa zur Erde gebracht werden und gleichzeitig die Infrastruktur, die 350 Jahre (!) auf Terra brachgelegen hatte, so schnell wieder aufgebaut werden? Nein, dass ist unglaubwürdig? Zehn Jahre mit Hilfe der Hamamesch würde ich akzeptieren, aber keine drei bis vier Jahre. Nie! Außerdem scheinen alle Daten aus der Zeit vor der Symaios wieder da zu sein und auch die Zeitrechnung ist wieder die alte. War da nicht die temporale Trübung, in der alles verloren gegangen war? Sogar an die Aphilie können sich die Menschen nach gut 400 Jahren noch erinnern. Na, ich weiß nicht. Es scheint, als hätten die Geschehnisse aus den letzten beiden Staffel kaum Auswirkungen gehabt. Wir machen da weiter, wo wir vor Primat waren. Das finde ich schade.
Rüdiger Schäfer liefert mit »Kosmische Kontore« einen soliden Auftaktroman, der die Galaktischen Händler vorstellt und Perry Rhodan und seine unsterblichen Freunde in eine ungewohnte Situation bringt. Zudem zieht der Autor viele Querverweise zu unsere Gegenwart, ob politisch oder medial. Allein dafür lohnt sich die Lektüre.