NEO im Aufwind?

Ein kleines Erdbeben gab es diese Woche auch bei Perry Rhodan. Frank Borsch, langjähriger Exposé-Autor von Perry Rhodan NEO, gibt sein Amt ab. Nach einhundert Bänden übernehmen Rüdiger Schäfer und Michael H. Buchholz das Zepter. Und das sehr zu meiner Freude.

Ich habe ja schon oft geschrieben, dass ich ein großer Fan von Rüdiger Schäfer bin. Auch wenn er nur eine Handvoll Romane für die NEO-Serie verfasst hat, so scheint es mir doch, als habe er die Serie mehr verinnerlicht als andere Autoren. Von seinen Romanen geht stets ein besonderer Reiz aus, dem ich mich nicht entziehen kann. Sein erzählerischer Stil artet nie in die wirre Komplexität aus, die manchem NEO-Roman anhaftet. Seine Bücher bleiben auch dann lesbar, wenn im Exposé mal wieder Purzelbäume geschlagen werden.
Mit seinem Einstieg in die Riege der Exposé-Autoren erhoffe ich mir, dass er einen Schritt zurück macht, um den NEO-Handlungsbogen zu entwirren und zu endschleunigen, denn hier ist weniger ganz eindeutig mehr.

Von Michael H. Buchholz weiß ich nur, dass der Autor schwer erkrankt war (ist?). Alle Achtung! Davor, das er es sich dennoch zutraut eine Serie als Exposé-Autor zu betreuen, ziehe ich den Hut und wünsche ihm alles Gute dafür.

Da muss ich mir doch gleich den NEO-Band Nr. 89 (Tschato, der Panther) zu Gemüte führen, den die beiden Autoren gemeinsam verfassten. Da ich die Figur von Nome Tschato schon im Plophos-Zyklus der Erstauflage toll fand, bin ich schon sehr gespannt darauf, wie er sich im NEO Universum macht.

Katastrophenlyrik

Anlässlich des traurigen Naturereignisses in Nepal mal wieder etwas aus meinem Gedichtfundus. Der Text entstand zwischen 1993 und 1994 und ist leider auch heute noch aktuell. Mein Mitgefühl gilt all den Opfern und Überlebenden.

 

Elemente

Wasser –
flutet über Land

Orkan –
nimmt Häuser mit sich

Feuer –
brennt dort
wo blühende Landschaften waren

Erde –
schüttelt sich
als wolle sie ein lästiges Insekt vertreiben

Natur –
schlägt grausam zurück

Opfer –
werden immer

Menschen –
sein

 

 

Schweinkram aus dem All

Quelle: Amazon

Ralf König, Barry Hoden – Im Weltall hört dich keiner Grunzen; erschienen im Männerschwarm Verlag

Ich habe lange überlegt, ob ich diesen SF-Roman wirklich in meinem Blog besprechen soll. Er ist … nun ja … sagen wir mal etwas unkonventionell … versaut trifft es eher. Der Autor Ralf König ist hauptsächlich bekannt, durch sein Buchvorlage zu dem erfolgreichen deutschen Film „Der bewegte Mann“.

Aufmerksam wurde ich auf sein neues Buch durch den vielsagenden Titel „Barry Hoden“. So landete es auf meinem Amazon Wunschzettel und in diesem Monat hat mich mein Mann schließlich damit beglückt. Das ich nicht zur eigentlichen Zielgruppe dieses Buchs gehöre, habe ich erst beim Lesen bemerkt. Und dennoch: Es hat auch für heterosexuelle Leser(innen) seinen Reiz.

Die Geschichte im Comicstil, ist quasi eine Geschichte in einer Geschichte:
Paul Niemöser ist Autor und schreibt an einem SF-Roman, entgegen seiner vorherigen Veröffentlichungen soll dieser Roman Anspruch haben, zumindest hat Paul sich das so vorgenommen. Das es nicht dabei bleibt, kann sich jeder Leser spätestens auf Seite fünf (mitten im Prolog) denken. So beginnt die Geschichte des Raumfahrers Barry Hoden, mit einem Rückblick auf den Vorgängerroman „Raumstation Sehnsucht“.

Im weiteren erfährt man vom Schicksal Barry Hodens. Der durch ein Schlurchloch gestürzte Raumheld ist in der Zukunft gelandet und arbeitet an der Kasse eines Alien-Porno-Kinos. Hier hat er inzwischen mehr gesehen, als ein Mensch sehen sollte. Keine Körperöffnung, keine noch so ungewöhnlichen Genitalien sind ihm mehr fremd. Nur eines gibt es in der Zukunft nicht – echte behaarte Kerle mit Nippeln.
Doch dann braucht man einen Piloten für eine besondere Mission und wendet sich an Barry. Der ist froh da rauszukommen und bricht zu einer abenteuerlichen Reise „unter die Gürtellinie“ auf, bei der es ihn und seine Crew aus der Zukunft auf einen erst kürzlich entdeckten Planeten verschlägt. Dort gibt es etwas, das Barry Hoden so in Verzückung versetzt, dass er nicht mehr fort möchte – große behaarte Kerle mit drei … Mehr möchte ich eigentlich nicht dazu erzählen.

Alle Figuren die Paul Niemöser in seinem fiktiven Roman verarbeitet, ähneln Personen aus seinem Leben. Sein Freund Konrad wird genauso wenig verschont wie seine Schwester oder seine Lektorin und sie tauchen plötzlich und unvermittelt mitten in der Geschichte auf und geben als Testleser ihre Meinung zu Pauls Werk ab. Am Ende fragt auch noch Ridley Scott bei Paul an, ob er seinen SF-Roman verfilmen dürfte.

Die schräge Geschichte um einen schreibenden Autor und seinen Romanhelden ist genial gemacht und hat einen durchaus ernsthaften Hintergrund. Was sich am Anfang noch etwas zäh liest, verwandelt sich aber recht bald in eine spannende Geschichte mit vielen außergewöhnlichen Idee. Allein die Dialoge mit dem, an Penisneid erkrankten, Schiffscomputer PIN mit Reißverschlussfetisch – großartig.

Die 223 bunt bebilderten Seiten haben mir sehr viel Vergnügen bereitet. Wobei ich eine Schwäche für schlüpfrige Geschichten habe. Zartbesaitet sollte man als Leser dieses Buches nicht sein. Deshalb meine Warnung: Diese Lektüre ist nicht empfehlenswert für prüde Leser mit Homophobie. :)

Autonome Tätigkeiten

Der Nachbar hat ein neues Auto. Rundum ausgestattet mit Sensoren und Messfühlern fährt es fast von allein. Na ja nicht ganz, aber es verfügt neben einem Navi auch über einen Brems- und Spurhalteassistent, parkt sich selbst ein und was weiß ich noch. Wenn ich das höre, frage ich mich immer: Was hat das noch mit Autofahren zu tun?

Ich persönlich stehe schon mit Navigationsgeräten auf Kriegsfuß. Sicher mag das bequem sein, wenn man allein im Auto sitzt und durch eine fremde Stadt fährt. Aber veröden wir damit nicht unseren angeborenen Orientierungssinn? Was ist so schwierig, sich zuvor auf einer Karte anzusehen, wohin man fahren muss? Nein, schwierig ist das nicht, aber man muss Zeit und Kopf investieren und dafür haben viele Leute einfach nicht mehr die Geduld. Sie verlassen sich lieber auf satellitengestützte Hilfsmittel, die sie unter Umständen in einen See führen. Meist sind das die gleichen Leute, die darüber schimpfen, wie unsinnig und teuer doch die Raumfahrt ist.
Ich liebe Karten und ich sitze gern im Auto neben meinem Mann und navigiere ihn zuverlässig dahin, wo wir hin möchten. Und wenn man sich doch mal verfährt, kann man immer noch anhalten und jemandem nach dem Weg fragen. Das ist auch eine Form der Kommunikation.

Wenn ich jetzt noch daran denke, dass mein Auto auch im Gefahrenfall für mich bremst (Das mag ohne Frage eine gute Idee sein.) dann kommt mir der fatale Gedanke, dass ich mich als Autofahrer, ja gar nicht mehr so richtig konzentrieren muss, das Auto nimmt es mir doch ab. Wie gut und wie sicher fahre ich denn dann noch? Bin ich bei all den Assistenzsystemen denn nicht eigentlich nur noch Passagier statt Fahrer? Da kann man sich auch Chauffieren lassen, ist doch im Grunde genommen dasselbe. Mal davon abgesehen, mache ich mich als Mensch nicht nur von der Technik abhängig, sondern lasse auch meine eigenen Sinne abstumpfen.

Eine besondere Form der Autonomie ist die von technischem „Spielzeug“. Letzte Woche kamen wir bei einem Spaziergang an einem Grundstück vorbei, auf dem ein kleiner runder sich selbststeuernde Rasenmäher unterwegs war. Es war nett anzusehen, wie sich das kleine Gefährt entlang einer unsichtbaren Begrenzung bewegte und dabei den Rasen auf fünf Zentimetern Länge hielt. Aber braucht Mensch das wirklich; bzw. wie lange kann man von den Anschaffungskosten dieses Robotmähers (ca. 1600 EUR) jemanden bezahlen, der alle zwei Wochen den Rasen mäht? Bei 25 Euro im Monat und sechs Monaten im Jahr, plus den Anschaffungskosten für den manuell betriebenen Rasenmäher kann man etwa neun Jahre lang jemanden beschäftigen, der einen den Rasen kurz hält. Davor ist bei dem Robotrasenmäher längst der Akku kaputt gegangen. Dem beschäftigten Menschen dagegen hätte man über Jahre hinweg ein kleines Taschengeld beschert.

An sich ist das Übertragen unliebsamer Tätigkeiten auf Roboter, neben reiner Bequemlichkeit auch eine Art Entmenschlichung. Genauso, wie wir das Navigieren und Fahren mehr und mehr dem Auto überlassen.

Gemütliche Runde beim Trekdinner

Gestern trafen sich die Münchner Star Trek Fans wieder zum monatlichen Stammtisch. Wie im März hatten wir den größeren Raum zur Verfügung, weil in unserem Stammraum eine private Feier stattfand. Die Runde war diesmal recht übersichtlich, weil einige aus persönlichen Gründen abgesagt hatten. So saßen 15 Leute gemütlich an einer Tafel und schwatzten, wobei es meist um andere Themen geht als um Star Trek. Ich plauderte zum Beispiel mit der „Autorenriege“ des Trekdinners übers Schreiben. Da lässt sich so richtig schön fachsimpeln. Dazu servierte uns das nette Personal der Bar Portugal wieder richtig leckeres Essen und für den einen oder anderen auch einen Cocktail.
Da verging die Zeit wieder viel zu schnell.

Was mir in letzter Zeit deutlich auffällt, ist der zunehmende Besucherstrom im Restaurant. Jedes Mal ist sind die Räume voller. Wahrscheinlich hat es sich inzwischen herumgesprochen, das dort hervorragendes Essen zu moderaten Preisen (für Münchner Verhältnisse) serviert wird. Und nicht nur bei den in München ansässigen Portugiesen. Einzig den Toiletten könnte eine Renovierung nicht schaden.

Leider haben wir unsere Kamera zu Hause vergessen und so gibt es dieses Mal keine Fotos.

Gedanken zum All

Ein Gedicht mit Bezug zur Unendlichkeit. Verfasst 1995.

 

All unser

Lichter streifen
Schatten werfen
Ewigkeit verrinnt
Es erzählt in eignen Weisen
wo die Welt beginnt

Dunkelheit
und Eiseskälte
Leere die so still
Keiner glaubt mit festem Willen
daß es niemals enden will

Nebel leuchten
Staub der glitzert
sich mit hellem Licht vereint
unser Weg zu Mond und Sonne
ist als erster Schritt gemeint

 

Nutella(Kram)

In der Mittwochsausgabe des heimischen Wochenblatts lese ich meist nur zwei Beiträge, nämlich die mit den Anzeigen der neugeborenen Babys, weil das ein unerschöpflicher Quell exotischer Namen ist und die Kolumne des Redaktionsleiters Mike Schmitzer. Letztere sorgt bei mir und meinem Mann regelmäßig für Erheiterung und Erstaunen. Der Mann ist gut, sehr gut sogar, er sollte Bücher schreiben.

Vergangene Woche erklärte er den Lesern, die Geheimnisse der beliebtesten Nuss-Nougat-Creme Deutschlands. So erfuhr ich, wie der Name Nutella zustande kam und das es zwei Versionen der Creme gibt: Ein Nord-Nutella und ein Süd-Nutella. Bevor ich näher darauf eingehe, möchte ich noch sagen, dass ich Nutella schon als Kind mochte, wenn die Oma vom Westbesuch mal ein Glas mitgebracht hat oder uns die Westverwandschaft mit einem Paket beglückte. Leider ist der Genuss des Brotaufstrichs meiner Figur nicht besonders zuträglich, weshalb ich meinen Konsum in den letzten Jahren stark einschränken musste.

1940 von dem Konditor Pietro Ferrero erfunden, hieß der Brotaufstrich zunächst „Pasta gianduja“, ab 1951 dann „Supercrema gianduja“. Im Jahr 1964 verbot die italienische Regierung das „Super“ in Markennamen und so wurde aus dem englischen Wort „nut“ und der italienischen Verniedlichungsform „ella“ das Kunstwort Nutella geboren.
Das mit den zwei verschieden Varianten von Nutella wurde lange totgeschwiegen und kam erst jetzt heraus. Nord-Nutella enthält mehr Kakao und ist zäher; es wird vorwiegend in Deutschland verkauft. Süd-Nutella enthält dagegen mehr Nüsse und ist sowohl weicher als auch süßer und vorwiegend in Südeuropa und Teilen der Schweiz im Handel.

Übrigens ein 400 Gramm Glas Nutella enthält außer jeder Menge Fett auch 72 Stück Würfelzucker. Nur soviel zu den Gesundheitshinweisen.

Ach ja, ich habe mir in diesem Blogeintrag große Mühe gegeben, die große Streitfrage geschickt zu umschiffen. Denn ich weiß auch nicht, ob es eigentlich die Nutella oder das Nutella heißt. Sucht es euch selbst raus.

Hörspiele aus den Plejaden

Quelle: Perrypedia

Seit Anfang März ist sie auf dem Markt, die neue Perry Rhodan Hörspielreihe. Jetzt kam ich auch dazu, sie mir anzuhören.

In den ersten beiden Folgen geht es richtig zur Sache, viel Action, atemlose Spannung und schnelle Dialoge. Die Sprecher sind allesamt sehr gut ausgewählt, sogar Gucky. Bei ihm war ich mir ja nicht so sicher, ob die deutsche Stimme von Steve Urkel so richtig passt, aber ich musste mich eines Besseren belehren lassen.
Schön finde ich, dass Perry mit Taisha Konta mal wieder eine Frau an die Seite gestellt bekommt, die ihm selbstbewusst ihre Meinung sagt. Da bin ich schon sehr gespannt darauf, ob und was sich daraus entwickelt. Auch das Einbeziehen von zivilen Forschern ist eine wunderbare Abwechslung, im sonst eher militärisch geprägten Perryversum.

Einziger Wermutstropfen: Die Hörspiele sind einfach viel zu kurz, von so spannend gemachtem Kopfkino, möchte man viel mehr hören.

Die Hörspiele erscheinen bei Zaubermond und können dort oder bei Amazon bzw. iTunes gekauft werden. Wobei sie bei iTunes mehr kosten, als bei Zaubermond selbst.

Für den einen oder anderen Nichtfan mag so ein Hörspiel vielleicht ein Einstieg in die Serie sein. Wer weiß!

Weltenbau bei Perry Rhodan

Quelle: Perrypedia

PR 2793: Die Weltenbaumeister von Oliver Fröhlich

Heute habe ich den Perry Rhodan-Heftroman 2793 von Oliver Fröhlich beendet und muss zugeben, dass ich sehr gut unterhalten wurde. Der Roman liest sich wie ein Agenten-Thriller. Der Autor versteht es sehr gut seine Leser auf die falsche Fährte zu locken. Mittendrin wird man von den Geschehnissen ganz schön überrumpelt; gerade als man denkt, man wüsste, was kommt. Toll, sowas gefällt mir. Da macht es mir auch nichts aus, dass der Roman für den laufenden Zyklus völlig unwichtig ist und die Haupthandlung nicht voranbringt. Aber warum auch, wenn der nächste Zyklus sowieso nahtlos in den Jetzigen übergeht.

Mir gefiel besonders die lebensnahe Charakterisierung der Figuren und die spannend erzählte Agentengeschichte, ohne exotischen Firlefanz. Außerdem waren die Schilderungen rund um die Weltenbauer und ihre Arbeit sehr gelungen, die Kapiteleinleitungen, Zitate aus einem fiktiven Buch über Holosionen, inklusive. Das ganze erinnerte mich ein wenig an die Programmierung von Holodecksimulationen bei Star Trek. Sehr nett.

Das Einzige was ich bemängele, ist die vorherrschende Brutalität. Für meinen Geschmack gab es in diesem PR-Heft zu viele Tote bzw. unschuldige Opfer. Aber so ist das, wenn man mit knallharten Terroristen zu tun hat. Wobei ich ja gern mehr über die Beweggründe der Tefrodischen Attentäter erfahren hätte.

Perry Rhodan selbst, bleibt in diesem Roman eher im Hintergrund, wobei mir irgendwie nicht eingehen will, wozu man im Jahr 5000 noch so eine altmodische Maskerade, wie Schminke, einen Fatsuite und aufgeklebte Biomolhaut im Gesicht braucht, um sich zu tarnen, wenn es SERUNs mit Mimikryfunktion gibt. Bei Gucky hat es ja auch funktioniert, warum benutzt Rhodan sie nicht auch? Nur weil der LFT-Agent, den er täuschen möchte, das durchschauen könnte? Perry Rhodan musste sich in letzter Zeit sehr oft verkleiden, für einen verurteilten und dazu noch so legendären Mann, gehört das inzwischen zur Normalität. Nur hätte man sich dafür eine originellere Technik ausdenken können.

Ach ja, mir ist noch etwas aufgefallen. Im Roman ist die Rede vom jungen Haluter Avan Tachrol, der als Pilot für das Richterschiff in Frage kommt. Aber irgendwie ist mir aus PR 2786 in Erinnerung, das Avan Tachrol zusammen mit Icho Tolot in der Galaxie Lahartoon zurückgeblieben ist. Wie passt das zusammen? Da hat sich doch nicht etwa ein logischer Fehler in die Serie eingeschlichen, oder hab ich da schlicht was überlesen?

Perry ist also zurück auf der Erde, was er dort noch so erlebt, darauf freue ich mich schon in den nächsten Romanen.

Ostpunk! – too much future

OstpunkAm Wochenende guckte ich mir eine sehr interessante Dokumentation auf DVD an. Darin ging es um die Punk-Szene in der DDR. Da ich damals noch etwas zu jung und zu artig war, ist das Phänomen leider an mir vorbeigegangen. Schade, wie ich heute finde. Deshalb war es für mich sehr faszinierend zu hören, was die sechs Zeitzeugen so zu sagen hatten.

Die Hauptpersonen der Dokumentation waren ausnahmslos Mitglieder in populären Punkbands der DDR. Sie gehörten quasi zu den Machern des ostdeutschen Punk. Einige waren damals noch nicht mal volljährig. Sie erzählten von illegalen Konzerten und improvisierten Probenräumen, vom Aufwand, den sie für ihr Outfit betrieben, von echten und falschen Punks und von der Cliquenbildung. Immer wieder schimmerte dabei ihr Wunsch nach Freiheit und Auflehnung heraus, aber auch das Zusammengehörigkeitsgefühl und ihr Hunger nach Beachtung.

In einer Mischung aus Fotos, Interviews und originalen Filmaufnahmen (Super8) zeichnet der Streifen ein sehr authentisches Bild der sechs Einzelschicksale. Der Zuschauer erfährt wie junge Menschen von damals von der Bewegung erfasst und verändert wurden, aber auch was später aus ihnen geworden ist. Nicht alle haben die Verfolgung durch die Schergen des DDR-Regimes unbeschadet überstanden. Da ist so manche Narbe in den Seelen zurückgeblieben.

Der Film vermittelt viele Informationen. Was mir beispielsweise nicht klar war, ist die Tatsache, dass die Punk-Szene nach 1983 in der DDR radikal bekämpft, unterwandert und so eigentlich zerschlagen wurde. Das ihre „Anführer“ bzw. die, die als Vorbilder für andere dienten, bespitzelt, inhaftiert und bereits Mitte der achtziger Jahre in den Westen abgeschoben wurden. So gesehen hat es sich der Staat schon extrem leicht gemacht. Leider endet der Film an dieser Stelle.

Was mich aber noch interessiert hätte: Wie ging es für die weiter, die geblieben sind? Wie „überlebten“ sie und wie verkrafteten sie die Wende und den Wegfall ihres eigentlichen Feindbildes „DDR“?  Dazu liefert der Film leider keine Antworten.

Was ich ja sehr bemerkenswert finde, ist, was aus den meisten Punks von damals wurde. Und das bezieht sich jetzt nicht nur auf die Zeitzeugen aus dem Film, sondern auch auf deren Macher und dem was ich bisher so gelesen habe. Viele „ehemalige“ Punks sind heute Künstler; egal ob Autor, Maler oder Musiker, keiner ist so richtig spießig geworden, und jeder hat einen Weg gefunden, das Lebensgefühl von damals in sein Leben zu integrieren. Bewundernswert!

Die Dokumentation aus dem Jahre 2008 ist durch die Musik und das vermittelte Gefühl schlichtweg zeitlos. Ein sehr schön gemachtes, sehr gefühlvolles Zeitdokument.

Wer gern mal reinschauen möchte, Ausschnitte davon gibt es bei YouTube.