Arkons Zwillinge

Quelle: Perrypedia

Weil ich es gern geordnet habe, lese ich auch Heftromane meist in der Reihenfolge ihres Erscheinens. Bei der aktuellen PR-Miniserie Arkon habe ich eine Ausnahme gemacht. Ich konnte nämlich meine Neugier nicht in Zaum halten und musste Ben Calvin Harys Roman unbedingt lesen, obwohl ich zu den beiden Vorgängerbänden noch nicht gekommen bin.

Wie nicht anders zu erwarten, macht der Autor seine Sache sehr gut. Seine Nebenfiguren sind lebensnah beschrieben und auch ein Perry Rhodan erhält von ihm einen Hauch menschlicher Schwäche. Nämlich dann, als der große Unsterbliche vor der defekten Positronik steht und nicht weiß, wie man sie repariert. Danke, für so viel Realitätsnähe.

Bemerkenswert sind auch die Details, mit denen der Autor immer wieder überrascht. Kleine eingeworfene Gedanken, die hängenbleiben oder in denen man sich selbst entdeckt. Sowas bindet den Leser fast automatisch an den Text. Bei der Beschreibung der Lebensumstände der beiden Positronikexperten Marv und Eleas, ist Ben das richtig gut gelungen.

Der Konflikt zwischen den Zwillingen Kassian und Kerlon ist eindeutig das Zugpferd des Romans. Ob Kerlons Opfertod am Ende sinnvoll war, mag ich nicht beurteilen, aber die Geschichte gab es her. Vielleicht steuert der Roman nicht viel zur Handlung der Miniserie bei, aber auch ohne die Vorgängerbände gelesen zu haben, war ich sofort drin. Und das muss ein Roman erst einmal leisten. Einem Quereinsteiger die Handlung der Serie zu vermitteln, ohne Exposition zu betreiben. Das hat was.

Pfiffige Ideen, wie das Optitrav runden die Geschichte ab. Die Kapitel, in denen Marv in der Positronik steckt, haben mich Stellenweise an den Film Tron erinnert. Begriffe wie Booleanweiche und Integerschatten zeugen von einer blühenden Fantasie.

Vielleicht nur, weil ich ein wenig Insiderwissen zur Entstehung der Geschichte habe, konnte ich erahnen, was im Exposé stand und was sich Ben selbst ausgedacht hat. Aber auch ohne das Exposé zu kennen, bemerkt man gegen Ende des Romans einen Bruch. Plötzlich wird die Handlung hektisch und will sich nicht mehr in das bisherige Bild einfügen. Das mag Ansichtssache sein, aber ich hatte das Gefühl, dass auf den letzten paar Seiten noch dem Exposé gehuldigt werden musste.

Mein Fazit: Daumen hoch für den gelungenen Einstieg des Nachwuchsautors.

Tür zu in der U-Bahn

Es ist zum verzweifeln. An den Tagen, die ich in diesem Monat nach München zur Arbeit gependelt bin, kam ich nicht an einem einzigen pünktlich an. Zwei Mal stand ich morgens am Bahnhof und der Meridian fiel aus unerfindlichen Gründen aus. Da hieß es warten und mit dem EC fahren. Ein paar mal hatte ich in München massive Verspätung. Und am einzigen Tag, an dem bei der Bahn alles reibungslos funktionierte, streikte die U-Bahn. Genau genommen die Türen …

Ich sitze in der U6 und kann kaum glauben, dass es erst fünf nach halb Acht ist. Ich bin seit zwei Stunden unterwegs und freue mich. Denn wenn ich den Bus zehn nach halb bekomme, bin ich fünf vor Acht auf Arbeit.

Der Zug fährt in einen U-Bahnhof ein und bleibt stehen. Die Türverriegelung gibt ein Klacken von sich, doch die Leute zerren für umsonst an den Hebeln. Die Türen des Wagons bleiben geschlossen. Der U-Bahn Fahrer kündigt die Weiterfahrt an. Einer der Passagiere betätigt den Notfallknopf. Die Stimme des Fahrers erkundigt sich nach dem Grund und irgendjemand sagt ihm, dass die Türen nicht aufgehen. Der Fahrer versucht es ein paar mal, die Türen geben ein Klacken von sich, rühren sich aber nicht. Das Spielchen setzt sich eine Weile so fort.

Ich schaue zur Uhr. Meinen Bus kann ich vergessen.

Der Fahrer macht den Zug stromlos. Der Motor erstirbt, das Licht flackert, geht kurz aus und springt wieder an, als auch der Motor wieder läuft. Der Fahrer versucht erneut die Türen zu öffnen. Leider vergeblich. Er kündigt an, zum Wagon zu kommen und die Türen manuell zu schalten.

Schulkinder stehen an den Türen und finden das total spannend. Studenten tippen gelangweilt auf ihren Handys rum und die Berufspendler sind schlicht genervt. Weiter hinten im Wagen plärrt ein Kleinkind, die Mutter versucht vergeblich, es zu beruhigen.

Da kommt der Fahrer im Dauerlauf angehetzt und öffnet von außen die Fahrerkabine des Wagons. Er drückt ein paar Knöpfe auf dem Steuerpult und ein Zischen erklingt. Die Leute können endlich die Türen öffnen und aussteigen. Draußen auf dem Bahnsteig haben sich inzwischen weitere Fahrgäste angesammelt. Die steigen ein. Der Fahrer schlägt die Tür zur Fahrerkabine zu und rennt zurück.

Ich schaue zur Uhr. Gerade fährt mein Bus. Mhm!

Gefühlte Minuten später ertönt der Ruf des Fahrers: »Bitte Zurückbleiben!«. Die Türen schließen sich, doch der Zug bewegt sich nicht von der Stelle. Wieder knackt es verdächtig in der Türverriegelung. Dem Aufruf des Fahrers, nochmals alle Türen zu öffnen, wollen aufmerksame Fahrgäste nachgehen. Leider rührt sich wieder nichts. Die Türen des Wagons bleiben zu. Draußen rennen ein paar verspätete Fahrgäste auf die U-Bahn zu, kommen aber nicht rein. Sie laufen am Zug nach vorn. Anscheinend sind weiter vorn die Türen auf.

Dann ein paar Versuche später, kommt die Durchsage, des Fahrers, dass die U-Bahn wegen einer Türstörung nicht weiterfahren kann und das alle Passagiere aussteigen sollen. Allgemeines Aufstöhnen. Prima! Wenn die Türen aufgingen, würde man der Aufforderung ja nachkommen. Aber so. Wieder drückt einer den Notfallknopf. Der Fahrer wirkt gestresst. Ja, er käme ja gleich.

Und tatsächlich, er kommt angerannt und betritt die Fahrerkabine. Doch dieses mal kommt er direkt und den Wagen und öffnet die Tür, an der ich stehe, in dem er den versiegelten Notfallöffner herumreißt. Er fordert alle Fahrgäste des Wagons auf, durch diese Tür den Wagen zu verlassen. Der Aufforderung wird Folge geleistet, wenn auch mit lautem Gemurmel.

Ich stehe am Bahnsteig und schaue zur Uhr. Den nächsten Bus kann ich ebenso vergessen.

Die Leute um mich herum telefonieren und machen Bilder mit dem Smartphone. Ein kleiner Junge fragt seine Mutter, warum die U-Bahn nicht weiterfährt. Sie erklärt es ihm in einer Sprache, die ich nicht verstehe. Ein andere Junge quengelt seine Mutter an, dass er jetzt den Turnunterricht verpasst und dass er das aber nicht will. Kleine Dramen spielen sich am vollen Bahnsteig ab.

Es dauert eine Ewigkeit bis die U-Bahn endlich losfährt. Und eine weitere Ewigkeit bis die nächste U-Bahn kommt. Die ist natürlich brechend voll, als sie weiterfährt. Es sind noch drei Stationen.

Angekommen, renne ich um mein Leben, die Treppen hoch, um wenigstens noch den übernächsten Bus zu bekommen. Ich bin nicht die einzige, die an diesem morgen jammert und den MVV verflucht. Am gelassensten sind noch die Studenten, die ihre Vorlesung verpassen.

Eine geschlagene halbe Stunde komme ich an diesem Tag zu spät. Alles in allem war ich knapp drei Stunden unterwegs, um zur Arbeit zu kommen. Am Nachmittag erwartet mich der gleiche Weg zurück, vielleicht gehen dann die Türen in der U-Bahn auf.

Als Pendler lernt man eben, was Geduld ist.

Bildungslücke gestopft

Gestern habe Abend habe ich eine Bildungslücke stopfen können. Im Bayrischen Fernsehen lief der Film »Die Reifeprüfung« mit Dustin Hoffman. Man hat ja schon viel von dem Film gehört und ich habe auch die moderne Fortsetzung »Wo die Liebe hinfällt« gesehen, aber noch nie das Original.

Für heutige Verhältnisse ist der Film träge und wenig spektakulär. Damals muss er ziemlich eingeschlagen haben. Allein das Thema, in dem das Verhältnis eines jungen Mannes zu einer ältere verheirateten Frau gezeigt wird, war Ende der Sechziger ein echter Tabubruch. Als Actionverwöhnter Zuschauer des einundzwanzigsten Jahrhunderts muss man jedoch sehr viel Geduld aufbringen. Der Film erzeugt Spannung aus seiner Langsamkeit. Die Einstellungen sind lang und behäbig. Es gibt viele Nahaufnahmen und wenig Totale, was den Zuschauer zwingt seine eigene Fantasie einzusetzen. Die sparsamen Dialoge wirken eher emotionslos und reißen die dahintersteckende Thematik nur an. Niemand würde heutzutage noch so erzählen, geschweige denn einen Film drehen. Es gehört einiges dazu, sich auf den Film einzulassen. Ja, er ist zurecht ein Klassiker und das nicht nur wegen des Themas, sondern auch wegen der unsterblichen Musik von Simon & Garfunkel. (Der Ohrwurm »The sound of silence« spukt mir heute immer noch im Kopf herum.) Angeblich gibt es im Original auch einen Sprecher aus dem Off, der ähnlich wie bei einem Dokumentarfilm die Handlung erklärt. Bei der deutschen Fassung hat man das zum Glück weggelassen.

Das absolute Aha-Erlebnis hatte ich aber beim Anblick des jungen Dustin Hoffman, der im Film einen zwanzigjährigen spielt, obwohl er zu dem Zeitpunkt bereits dreißig war. Ich weiß jetzt, warum man ihn für die Rolle in »Rainman« ausgesucht hat. Nicht nur weil er ein brillanter Schauspieler ist, sondern weil er eine verblüffende Ähnlichkeit mit Tom Cruise hat, der ja in »Rainman« seinen Bruder spielt. Sieht man sich Hoffman in »Die Reifeprüfung« an, so sieht man, vor allem im Profil, einen jungen Tom Cruise, besonders wenn er eine Sonnenbrille trägt. Das hat mich den ganzen Film über beschäftigt.

Ich dachte immer, »Die Reifeprüfung« wäre eine Komödie. Dem ist aber überhaupt nicht so. Der Streifen ist ein echtes Drama, dass die Perspektivlosigkeit der Jugend und das erstarrte Leben einer Frau in einer konservativen Gesellschaft zeigt.

Die Flucht der Serenity

Quelle: Moviepilot.de

Vor ein paar Wochen lobte ich an dieser Stelle die kurzlebige Serie Firefly. Inzwischen habe ich mir auch den Film zur Serie angesehen.

Es lohnt sich. Die Serienmacher haben der Serie ein würdiges Ende verliehen. Man merkt dem Film das höhere Budget an. Die Effekte waren viel besser und auch vom Schiffsinneren bekommt man im Film mehr zu sehen. Die äußeren Welten waren nicht mehr ganz so archaisch ausgerüstet, wie in der Serie (also ohne Pferde und Planwagen). Somit wirkte das ganze stimmiger. In einem Rückblick erfährt man endlich auch, wie die Menschen von der Erde in das System mit den vielen Welten gekommen sind. In Sachen Terraforming haben sie es sehr weit gebracht, vielleicht zu weit, wie man am Ende des Films begreift.

Die Handlung dreht sich hauptsächlich um River und warum sie von der Allianz gesucht wird. Durch einen toll gemachten Trick erlebt man, wie sie von ihrem Bruder aus den Fängen der Allianz befreit wurde. Der Bösewicht in Form eines Agenten der Allianz ist River und der Crew der Serenity auf der Spur und zeigt sich hartnäckig und überlegen, zugleich aber auch vielschichtig. Er handelt allein aus der Überzeugung, das richtige zu tun. Bis er am Ende von Captain Reynolds eines besseren belehrt wird.

Die Handlung ist dicht gepackt, ständig passiert etwas Unvorhergesehenes. Der Showdown ist eine atemlose Abfolge von Actionszenen, die zwar gut gemacht sind, aber für mich schon fast ein bisschen zu viel waren. Bis dahin erlebt man mit, was in der Zwischenzeit auf der Serenity geschehen ist und warum Inara und Shepherd das Schiff verlassen haben. Nur, warum sich Captain Mal Reynolds so stark verändert hat, bleibt dem Zuschauer ein Rätsel. Er tritt im Film deutlich härter und erbarmungsloser auf. Dieser Bruch in der Figur ist etwas, was mich den ganzen Film über gestört hat, weil man nicht weiß, wieso. Mit dem Tod von Wash und Shepherd sowie der beinahe Zerstörung der Serenity wird der Hoffnung auf eine mögliche Fortsetzung ein Ende gesetzt. Für mich war der Schritt zwar konsequent, wenn auch nicht unbedingt notwendig.

Den Schauspielern sieht man an, dass sie um ein paar Jahre gealtert sind. Summer Glau als River bekommt im Film (im Gegensatz zur Serie) ordentlich zu tun und kann ihr Bewegungstalent in diversen Martial Arts-Kämpfen unter Beweis stellen. Während der Rest der Crew ein wenig in den Hintergrund gedrängt wird.

Fazit: Ein spannender Abschluss einer großartigen SF-Serie, die leider viel zu früh eingestellt wurde.

Kriminalfall ohne Todesopfer

Auch diese Woche waren wieder »Die Spezialisten« im Einsatz. Doch der Fall, in dem sie ermittelten war komplex. Ein Knochenfund auf dem Berliner Flughafen Tempelhof stellte die Ermittler vor ein Rätsel, handelte es sich doch nur um einen abgetrennten Unterschenkel. Die Frage, ob hier ein sadistischer Killer einen Menschen zerstückelt und auf dem Flugfeld vergraben hat, erübrigte sich, als man anhand von DNA-Spuren das Opfer identifizierte – ein junger Deutschtürke, der vor einigen Jahren in Pakistan als Gotteskrieger ermordet wurde. Doch wie kamen die Leichenteile nach Deutschland und wieso interessiert sich der Nachrichtendienst so brennend dafür. Das waren die Fragen, denen Hauptkommissar Mirko Kiefer und Dr. Katrin Stoll auf den Grund gehen mussten. Am Ende erwartete sie eine faustdicke Überraschung.

»Der heilige Krieger« ist eine spannende Folge mit überraschendem Ausgang und das nicht nur in Sachen Kriminalfall, denn das Team erleidet einen dramatischen Verlust.  Kriminaltechnikerin Inga Biel, gespielt von Henriette Richter-Röhl, steckt sich mit einem tödlichen Erreger an und stirbt. Warum die talentierte Schauspielerin so früh aus der Serie ausgestiegen ist, kann man nur spekulieren. Hatte sie ein besseres Angebot oder fühlte sie sich in der Rolle des Mauerblümchens unterfordert? Vielleicht passte es auch den Serienschöpfern nicht ins Konzept, weil ihre Rolle nicht genügend Konfliktpotential bot. Wer weiß. Es ist ein wenig schade, nicht nur weil ich Henriette Richter-Röhl sehr gern sehe, sondern auch, weil mir ihr Charakter in der Serie gut gefiel und man gerade begonnen hatte, ihr mehr Farbe zu verleihen.

Eine Tatsache hat mich verwirrt. Am Anfang hieß es, dass die Eltern des jungen Mannes aus der Türkei stammen. Vom Auftreten wirkten sie, aber eher arabisch. In einer Szene liest der Vater auch einen arabischen Text vor. In der Türkei wurde 1928 nach einer Sprachreform das lateinische Alphabet eingeführt. Kann sein, dass der Mann arabisch kann, aber so richtig stimmig war der Hintergrund des Opfers für mich nicht.

David Rott und Valerie Niehaus als verhindertes Pärchen haben wieder Gelegenheit ihr schauspielerisches Talent unter Beweis zu stellen und wirken sehr ausgelassen. In den vergangenen Folgen deutet sich ja an, dass der Hauptkommissar ein Problem mit Aggressionen hat. Das wurde auch in dieser Folge eindrucksvoll gezeigt, als er den Behinderten gewaltsam ins Auto verfrachtet. Man kann erahnen, wohin das führen soll.

Randbemerkung: Es sieht tatsächlich so aus, als hätte nicht nur Mirko Kiefer mit dem Rauchen aufgehört, sondern auch sein Darsteller.

NEO als Jugendliteratur

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Nr. 114 »Die Geister der CREST« von Kai Hirdt

Man gibt sich Mühe bei NEO auch jüngere Leser abzuholen, ob man dafür unbedingt aus der Perspektive eines Achtjährigen schreiben muss, weiß ich nicht. Aber das war eines der Dinge, die mich an dem Roman gestört haben. Sicher, die Geschichte war so konstruiert, dass man sie nur aus der Sicht von Thomas erzählen konnte. Zumindest ist es Kai Hirdt gelungen, den Jungen auch wie einen Jungen denken und handeln zu lassen, im Gegensatz zu Susan Schwartz in Band Nr. 112. Dennoch wäre ich froh, in den nächsten Romanen erst einmal nichts mehr von Thomas und Bastet zu hören.

Und überhaupt: Bastet! Ich war ziemlich gespannt, was sich hinter der holographischen Katze verbergen würde und bin im Nachhinein etwas enttäuscht, dass es sich »nur« um ein Unterprogramm der Positronik handelte. Da hätte ich etwas Originelleres erwartet. Ansonsten war die Geschichte an Bord der CREST spannend, die unerwartete Wendung eingeschlossen. Das sich die Besatzung der BRONCO als trojanisches Pferd entpuppte, damit hatte ich ehrlich gesagt nicht mehr gerechnet, aber gerade das machte die Geschichte überraschend. Es sind die Kleinigkeiten, die mich störten. Ein Junge und ein Hologramm sind die einzigen, denen einfällt, die ausgefallenen Systeme ohne die Hauptpositronik zu überprüfen? Na gut, wenn ich mir die Technikhörigkeit einiger Mitmenschen so ansehe, dann kann ich mir das vorstellen. Eine Krankenschwester die Patienteninformationen ausplaudert und auf ihre Schweigepflicht hingewiesen werden muss? Apropos! Die medizinischen Behandlungsmethoden stehen in keinem Verhältnis zur Hochtechnologie der Schiffe. Die fliegen mit Hyperlichtantrieben und verwenden Infusionsnadeln? Hier hätte ich mir vom Autor ein bisschen mehr Kreativität gewünscht, bei den Waffen und Positroniken klappt es doch auch.

Die Erzählebene um Leyden, diesmal aus der Sicht von Luan Perparim, war wie immer der unterhaltsamere Teil des Romans. Luan als Unterhändlerin, die sich gegen die Sippenchefin der Mehandor durchsetzen muss, war überzeugend gezeichnet. Das der Grund ihrer Visionen nicht gleich aufgedeckt wird, ist gut, denn so bleibt genug rätselhaftes bis zum nächsten Roman. Leyden als Jammerlappen gefiel mir auch, zeigte es doch mal eine neue Facette des ansonsten unerschütterlichen Gemüts des Physikers. Ich kann ihn verstehen, Hermes zu verlieren war auch ein schwerer Schlag. Einzig auf einen erneuten Kampf gegen die Kalongs, hätte ich gut verzichten können. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass der Autor die Chronobrüche ein bisschen anders interpretierte als die Autoren zu vor. Zumindest spielten sie dieses Mal eine größere Rolle.

Neugierig bin ich darauf, wer sich hinter dem Arkoniden an Bord des Springerschiffes verbirgt. Ist da eventuell ein gewisser Zellaktivatorträger im Spiel? Wir werden es sehen.

Mein Fazit: Spannend geschrieben, wenn auch nicht handlungsrelevant, ist »Die Geister der Crest« nach meiner Meinung der bisher schwächste Roman von Kai Hirdt. Dafür gefiel mir das Cover umso mehr. Eines der Besten der letzten beiden Staffeln.

Ex und Hop – Aliens auf der Flucht

Quelle: Amazon

Der Mann heißt General Shanker und trägt bei der Kommunikation mit seiner Liebsten ein Toupet. Seine Stimme gehört einem der bekanntesten Raumschiffcaptains und auch der soll angeblich Toupetträger sein.

… ?
Keine Ahnung wovon ich rede?

Ich habe mir den Animationsfilm »Nix wie weg – vom Planeten Erde« angesehen. Der Science Fiction-Spaß von den Machern von »Ich einfach unverbesserlich« wartet neben einem spacigen Look auch mit vielen Insidergags und Anspielungen auf bekannte SF-Filme auf.
In der Geschichte geht es um den nerdigen Alien Gary, der einen Weltraumhelden zum Bruder hat. Was Gary im Kopf hat, hat Scorch vor allem in den Muskeln und im Ego. Die beiden ungleichen Brüder arbeiten auf dem Planeten Baab bei der BASA dem außerirdischen Äquivalent der NASA. Während Scorch als Astronaut die wildesten Einsätze absolviert und dabei einen auf Superman macht, sitzt Gary im Mission Control Center und holt seinen Bruder aus dem oft selbstverschuldeten Schlamassel.
Doch dann empfängt die BASA ein Notsignal vom »dunklen« Planeten – dem Planeten, von dem noch kein Alien zurückgekehrt ist – der Erde. Die BASA Chefin schickt mit Scorch ihren besten Mann in den Einsatz, doch Gary findet die Idee alles andere als klug. Und weil keiner ihn ernst nimmt, kündigt er. Es kommt, wie es kommen muss: Storch wird auf der Erde von General Shanker gefangen genommen und Gary ist der einzige, der den Mut hat Scorch zu befreien …

Machen wir uns nichts vor, »Nix wie weg – vom Planeten Erde« ist ein kunterbunter Kinderfilm mit einer simplen Geschichte über Abenteurer, Freundschaft und Familie. Aber die vielen eingestreuten Anspielungen und versteckten Hinweise auf das SF-Genre machen den Film auch für Erwachsene interessant. Vorausgesetzt sie sind genau solche Nerds wie Gary. Bei der Szene in der Scorch die Maschine signieren will, sollte man unbedingt die Pausetaste drücken, um zu sehen, wer sich dort alles verewigt hat. Und nebenbei auch mal auf die Namen der Wachmänner hören. Ich werde mir den Film sicher noch öfter ansehen, um auch jeden Seitenhieb mitzubekommen.

Ach ja, General Shanker wird von keinem Geringeren als Star Trek-Legende William Shatner persönlich gesprochen. Soviel Selbstironie ist bewundernswert.

Den Film gibt es bei vielen Onlinehändlern schon für kleines Geld und ist für SF-Fans eine lohnende Anschaffung. Den Trailer hänge ich gleich mal an.

Fünfhundert und eins

So viele Beiträge habe ich hier bereits geschrieben. Eine Zahl die mich selbst in Erstaunen versetzt. Und beinahe hätte ich den Jubiläumsbeitrag auch noch verpasst. Genau genommen habe ich ihn verpasst, weil sonst wäre das hier nicht Beitrag fünfhundert und eins.

Fünfhundert Einträge mit mehr oder weniger viel Text. Manche gingen mir locker von der Hand, mit anderen wiederum quälte ich mich ewig. Über den Sinn oder Unsinn der Inhalte mag und will ich nicht urteilen, das sollen die Leser tun. Allein sie entscheiden, ob es ihnen gefällt oder nicht.

Für mich bedeuten die fünfhundert Beiträge fünfhundert Schritte in die richtige Richtung; eine Befreiung aus meinem festgefahrenen Dasein. Aus dem Spleen, einen Blog zu schreiben, wurde eine Lebensaufgabe, die mich gleichzeitig fordert und befriedigt. Und bei der ich mehr über mich selbst lerne.

Na dann, auf die nächsten fünfhundert.

Schau an die Borg!

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN-NEO »Fischer des Leerraums« von Rainer Schorm

Das Rainer Schorm einen Hang zum Dramatischen hat, stellt er in diesem Roman mal wieder unter Beweis. Niemand im NEO-Autorenteam lässt seine Protagonisten so leiden wie er. Dem Leser bleibt kein schauerliches Detail erspart.

Als Rhodan auf der Dunkelwelt auf die Besatzung der BRONCO stößt, die von den Posbis zu medizinischen Experimenten missbraucht werden, sind schon mehrere Besatzungsmitglieder gestorben. Die Zustände, unter denen die Menschen dahinvegetieren, sind erschütternd und das nicht nur für den Protektor, sondern auch für den Leser. Zartbesaitete Menschen könnten Albträume davon bekommen. Als Star Trek-Fan fiel mir natürlich sofort eine Parallele auf. Das, was die Posbis mit den Menschen machen, erinnert sehr stark an die Borg. Auch sie implantieren ihnen Technik, um sie zu verbessern. Mit dem Unterschied, dass die Posbis kein Gruppenbewusstsein haben und den Menschen zumindest die Individualität lassen. Das sie aber keinerlei Vorstellung von moralischer Integrität und dem Konzept von Schmerz haben, macht sie nicht weniger grausam. Schorm schildert dieses, durch die Fremdartigkeit resultierende Verhalten, sehr eindringlich. Manchmal zu eindringlich. Eines muss man ihm aber lassen, die aussichtslosen Situationen, vor die der Autor seine handelnden Figuren immer wieder stellt, machen den Roman unheimlich spannend. Man fiebert nicht nur bei Rhodans Flucht von der Dunkelwelt mit, sondern auch im zweiten Handlungsstrang um Leyden und sein Team, die von einer Truppe Mehandor gefangen genommen werden.

Der Cliffhanger des Leyden-Strangs ist besonders fies, weil er vor allem Kater Hermes schutzlos zurücklässt. Und ob die Idee, Crest durch die Posbi-Implantate am Leben zu erhalten, so gut ist, wage ich noch zu bezweifeln. Nicht, dass aus ihm das Posbi-Äquivalent eines »Locutus« entsteht. Obwohl »Locutus da Zoltral«? Dass hätte schon was.

Wenn ich an dem Roman etwas kritisieren kann, dann eigentlich nur die Strukturierung. Mir gefielen die häufig wechselnden Perspektiven nicht so ganz. Während im ersten Teil des Romans die Geschichte hauptsächlich aus der Perspektive von Perry Rhodan und Eric Leyden erzählt wird, nur unterbrochen von den inneren Dialogen des BRONCO Kommandanten Clarence Threep. So zerfällt die Struktur im zweiten Teil des Romans. Während Threep vollends verstummt, wechselt die Perspektive von Leyden plötzlich zu Luan Perparim. Zwei Kapitel des Buches werden außerdem aus der Sicht der Mehandor Submatriarchin erzählt. Da hätte ich mir mehr Systematik gewünscht. Aber das ist Geschmacksache und macht den Roman nicht weniger spannend.

Realfuturistische Kunst

Mein Abitur machte ich in einer Kunstklasse an einem humanistisch, künstlerischen Gymnasium. Warum ich dann Elektrotechnik studierte, gehört zu den Irrungen und Wirkungen im Leben und tut hier nichts zur Sache. Eigentlich wollte ich Grafik-Designerin werden, doch wie bei so Vielen platzte mein Traum bei der Zulassung an den Hochschulen und Universitäten. Zu viele Bewerber und zu wenige Studienplätze. Ich war einfach nicht gut genug. Mein Faible für Kunst und Malerei konnte ich mir aber über die Jahre erhalten und wenn ich etwas sehe, bei dem sich Kunst mit Science Fiction mischt, bin ich immer wieder begeistert.

Meine neueste Entdeckung ist die Künstlerin Lina Karpova. Die junge Russin hat einen Master in Landschaftsarchitektur und unterrichtet an der Moskauer »Scream School« im Fach Mattepainting. Nebenher entwickelt sie 3D-Szenarien für Computerspiele und arbeitet als Promo-Artist. Ihre Bilder erinnern mich ein wenig an die Gemälde von Hans-Werner Sahm, der schon seit vielen Jahren, durch seine surrealen und futuristischen Landschaften bekannt ist. Und von dem ich mehrere Bildbände und einige Kunstdrucke mein Eigen nenne.

Während Sahm aber tatsächlich noch den Pinsel schwingt, arbeitet Lina Karpova mit dem Computer, was nicht weniger kreativ und auch eine Technik ist, die beherrscht werden muss.

Besonders gut gefällt mir ihr Bild »Perfect World«, das ich hier, stellvertretend für die vielen eindrucksvollen Bilder vorstellen möchte. Wer mehr von Lina Karpova sehen möchte, kann das auf ihrer Homepage oder bei ArtStation tun.

Quelle: linakarpova.artstation.com