PERRY RHODAN-NEO »Fischer des Leerraums« von Rainer Schorm
Das Rainer Schorm einen Hang zum Dramatischen hat, stellt er in diesem Roman mal wieder unter Beweis. Niemand im NEO-Autorenteam lässt seine Protagonisten so leiden wie er. Dem Leser bleibt kein schauerliches Detail erspart.
Als Rhodan auf der Dunkelwelt auf die Besatzung der BRONCO stößt, die von den Posbis zu medizinischen Experimenten missbraucht werden, sind schon mehrere Besatzungsmitglieder gestorben. Die Zustände, unter denen die Menschen dahinvegetieren, sind erschütternd und das nicht nur für den Protektor, sondern auch für den Leser. Zartbesaitete Menschen könnten Albträume davon bekommen. Als Star Trek-Fan fiel mir natürlich sofort eine Parallele auf. Das, was die Posbis mit den Menschen machen, erinnert sehr stark an die Borg. Auch sie implantieren ihnen Technik, um sie zu verbessern. Mit dem Unterschied, dass die Posbis kein Gruppenbewusstsein haben und den Menschen zumindest die Individualität lassen. Das sie aber keinerlei Vorstellung von moralischer Integrität und dem Konzept von Schmerz haben, macht sie nicht weniger grausam. Schorm schildert dieses, durch die Fremdartigkeit resultierende Verhalten, sehr eindringlich. Manchmal zu eindringlich. Eines muss man ihm aber lassen, die aussichtslosen Situationen, vor die der Autor seine handelnden Figuren immer wieder stellt, machen den Roman unheimlich spannend. Man fiebert nicht nur bei Rhodans Flucht von der Dunkelwelt mit, sondern auch im zweiten Handlungsstrang um Leyden und sein Team, die von einer Truppe Mehandor gefangen genommen werden.
Der Cliffhanger des Leyden-Strangs ist besonders fies, weil er vor allem Kater Hermes schutzlos zurücklässt. Und ob die Idee, Crest durch die Posbi-Implantate am Leben zu erhalten, so gut ist, wage ich noch zu bezweifeln. Nicht, dass aus ihm das Posbi-Äquivalent eines »Locutus« entsteht. Obwohl »Locutus da Zoltral«? Dass hätte schon was.
Wenn ich an dem Roman etwas kritisieren kann, dann eigentlich nur die Strukturierung. Mir gefielen die häufig wechselnden Perspektiven nicht so ganz. Während im ersten Teil des Romans die Geschichte hauptsächlich aus der Perspektive von Perry Rhodan und Eric Leyden erzählt wird, nur unterbrochen von den inneren Dialogen des BRONCO Kommandanten Clarence Threep. So zerfällt die Struktur im zweiten Teil des Romans. Während Threep vollends verstummt, wechselt die Perspektive von Leyden plötzlich zu Luan Perparim. Zwei Kapitel des Buches werden außerdem aus der Sicht der Mehandor Submatriarchin erzählt. Da hätte ich mir mehr Systematik gewünscht. Aber das ist Geschmacksache und macht den Roman nicht weniger spannend.
Dem Leser bleibt nichts erspart … gerade das gehört zu einer guten Geschichte dazu. Autor/in sollte/ihre seine Protagonisten nicht schonen …