Mehr als eine Rentner-WG

Hin und wieder sehe ich mir gern deutsche Filme an, denn mitunter sind sie besser als ihr Ruf und können überraschende Geschichten erzählen, so wie der Freitagsfilm vom 20.3.2015 in der ARD.

„Alleine war gestern“ ist eine Geschichte über fünf Freunde, die die Sechzig überschritten haben und gemeinsam in Köln eine WG gründen. Die schön gezeichneten Figuren sind sehr individuell: Da gibt es den Arzt, Philip, der Jahrzehnte in Afrika verbracht hat; die Psychologin, Ricarda, die sich aus ihrer Praxis zurückziehen, aber weiterhin über alles und jeden bestimmen möchte; der alternde Rocker, Harry, der mit Taxifahren das Geld verdient, was er auf der Rennbahn verzockt; die Teilzeit-Wurstverkäuferin, Uschi, die alle bekocht und als gute Seele alles zusammenhält und der introvertierte Witwer, Eckhard, der auch nach zwanzig Jahren den Grabstein seiner Frau aufbewahrt. Alle haben entweder keine Kinder oder kaum Kontakt zu ihnen.

Was als fröhliches Zusammenleben beginnt, endet nach nur ein paar Wochen, als Uschi einen Schlaganfall erleidet und fortan halbseitig gelähmt ist. Die Freunde stehen vor der Entscheidung sie in ein Heim abzuschieben oder sich selbst um sie zu kümmern. Das Urteil fällt für Uschi, wenn auch nicht einstimmig. Fortan kämpfen alle mit den Folgen: Die Altbauwohnung im dritten Stock ist nicht behindertengerecht, es gibt keinen Aufzug und jeder wird in seinen gewohnten Freiheiten eingeschränkt. Trotz intensiver Physiotherapie geht es mit Uschis Genesung nicht voran. Unweigerlich kommt es zu Streitigkeiten und die wahren Gesichter der Freunde treten zu Tage. Harry hat Probleme Verantwortung zu übernehmen, Ricarda versucht alles und jeden unter ihre Kontrolle zu bringen und Philip erklärt, dass er nur in die WG gezogen ist, um Ricarda nahe zu sein, weil er sie seit dreißig Jahren heimlich liebt. Aber auch Uschi hadert mit ihrem Schicksal, sie will den Freunden nicht zur Last fallen …

Die Geschichte wird sehr feinfühlig und realistisch, ohne jeden Kitsch erzählt. Den Schauspielern gelingt es, die Chemie zwischen den Freunden auf den Fernsehzuschauer zu transportieren und Emotionen zu wecken.

„Alleine war gestern“ ist ein toller Film übers älter werden bzw. übers alt sein. Ich hoffe nur, dass der Film auch sein angestrebtes Zielpublikum erreichen konnte. Meine Eltern waren nämlich nicht sonderlich an dem Streifen interessiert und haben lieber eine Musiksendung gesehen.

Lesestress

Da hat man eine Woche Urlaub und freut sich darauf, in der freien Zeit ein Buch zur Hand zu nehmen und was passiert …? Richtig, nichts.

Mein Mann hat in der vergangenen Woche mindestens drei Bücher gelesen. Da bekomme ich echt ein schlechtes Gewissen, denn außer einem Kapitel in einem Sachbuch habe ich seit über 10 Tagen nichts gelesen. Die eigenen Manuskripte zählen nicht.

Auf meinem Nachtschrank liegt schon seit Monaten ein angefangener Roman von Tanja Kinkel (Verführung), deren sehr schöner PR-Heftroman mir im vergangenen Jahr so gut gefallen hat. Außerdem schlummert seit vorletztem Donnerstag ein weiterer PR-Heftroman angelesen in meiner Handtasche.

Dafür war ich die letzten Tage mit allerlei bequemen und unbequemen Tätigkeiten beschäftigt, die aber meist nichts mit Büchern zu tun hatten.

Ich beschließe mit sofortiger Wirkung: Das muss besser werden, schließlich habe ich von der Buchmesse genügend Lesestoff mitgebracht. Ich bin mir nur noch nicht sicher welchen Roman ich morgen während der Zugfahrt zur Hand nehmen soll. Den neuen Weiler (Kühn hat zu tun) oder doch lieber Thomas Brussigs „Das gibt’s in keinem Russenfilm“. Aber da wäre auch noch der Eschbach (Herr aller Dinge). Hmmm?

Das ist ja fast schon Lesestress!

Aber so wie ich mich kenne, wird es wahrscheinlich doch mein Manuskript für die Kurzgeschichte werden, denn der Abgabetermin rückt näher.

Die Zukunft der Deutschen Bahn 

Das hört sich ja wirklich toll an, was die Bahn so alles plant, um ihre Fahrgäste zurückzugewinnen. Für mich als Stammkundin, die knapp 4000 Euro im Jahr für Fahrkarten ausgibt, hört sich das wie ein kleines Wunder an. Ein Wunder deshalb, weil ich befürchte, dass die Bahn damit nicht das Ziel erreichen könnte, was sie anstrebt: Neue/alte Fahrgäste zurückgewinnen.

Das geht schon mit den Reservierungen los. 4,50 Euro pro Sitzplatz für maximal zwei Züge (so viel kostet eine Reservierung zurzeit) sind klar übertrieben. Reservierungen allerdings kostenlos abzugeben, halte ich für keine gute Idee. Weil etwas an Wert verliert, wenn es kostenlos ist. Ich befürchte, dass es dazu führen wird, dass Leute für Züge reservieren, mit denen sie dann nicht fahren. Dieses Gebaren ist bei Geschäftsleuten heutzutage schon üblich. Kurzfristig Reisende ohne Reservierungen werden dann in einen Zug steigen, in dem es nur noch reservierte Plätze gibt und wenn sie sich dort setzen, werden sie nicht sicher sein, ob ihnen der Platz nicht doch noch genommen wird. Jeder routinierte Bahnreisende wird bestätigen, dass es sich auf einem Platz der zwar frei, aber mit einem „gegebenenfalls reserviert“-Schild markiert ist, nicht entspannt sitzen lässt.

Mehr Zwischenhalte auch in kleineren Städten – Wahnsinn, die Bahn hat endlich begriffen, worin ihre wahre Aufgabe besteht: Reisende möglichst Umsteigefrei von A nach B zu bringen, wobei A und B keine Großstädte sein müssen. Bisher gewann man ja eher den Eindruck, dass die Bahn eine Alternative zum Flugzeug werden sollte. Damit Deutschlands „Business-Class“ aus Unternehmern und Managern möglichst schnell von München nach Berlin und von dort weiter nach Frankfurt gelangt, vielleicht auch nach Düsseldorf oder Köln. Ich bin fasziniert, dass die DB auf einmal den kleinen Reisenden für sich entdeckt, der nur von Jena nach Rosenheim fahren möchte.

Neue Züge, erweiterte Netze, schnellere Taktung, das hört sich gut und logisch an.
Leider hat das Verkehrskonzept einen Haken. Es ist auf eine Vorlaufzeit von 15 Jahren angelegt. Diese aberwitzige Zeitspanne ist es, die mir Sorgen macht. Glaubt der Bahnvorstand wirklich, dass die Generation, die ihr jetzt den Rücken kehrt, innerhalb der kommenden 15 Jahre reumütig zurückkommt? Wir brauchen die Veränderungen jetzt und nicht erst 2030. Denn bis dahin könnte, wie man so schön sagt, der Zug bereits abgefahren sein.

Magischer Moment SoFi-2015

SoFi-VerlaufDas hatte schon etwas magisches, als sich heute Morgen kurzzeitig die Sonne verdunkelte.

Ausgerüstet mit SoFi-Brille und einem Stückchen Rettungsdecke standen wir auf dem Dach und bewunderten das Schauspiel. Das sich natürlich just zu diesem Zeitpunkt der Akku meiner Kamera verabschiedete und auch der Ersatzakku, der eigentlich geladen sein sollte, partout seinen Dienst verweigerte, war am Ende nicht tragisch. Da hieß es eben improvisieren, das liebe ich ja und es hat auch geklappt, denn die alte Kamera meines Vaters tat ihr bestes, auch wenn ihre Auflösung nicht so gut ist. Es hat ausgereicht, um den Moment festzuhalten.

Bei der letzten Sonnenfinsternis 1999, die in unserer Region nur partiell war, konnte man wegen starker Bewölkung leider nichts sehen. Doch heute war es einfach perfekt, so dass ich sogar meine Mutter überreden konnte, obwohl sie zunächst nicht daran interessiert war.

Später hat auch meine Kamera wieder funktioniert und so konnte ich noch ein paar schöne Bilder von der ausklingenden Finsternis machen. Ein tolles Erlebnis.

Hier die besten Fotos von heute Vormittag in einem animierten Gif (einfach draufklicken):

SoFi-Animation

Spaceküche für Trekkies Teil 7

Die endlose Geschichte unserer Spaceküche oder warum man ein bestimmtes schwäbisches Möbelhaus lieber meiden sollte …

Heute: Das vorläufige Ende

Die Geschichte nähert sich ihrem ersehnten Ende.
Im November erhalten wir eine E-Mail mit der Nachricht, dass unsere Reklamation vom Hersteller anerkannt wurde und die noch lieferbaren Fronten ausgetauscht werden. Als Termin wird der 19.12.2013 vereinbart.

Dieses Mal trifft es meinen Mann, der zu Hause bleiben und die Schränke ausräumen muss. Die Monteure kommen pünktlich und der Austausch geht zügig vonstatten. Beim letzten Frontauszug dann die Überraschung – die Bohrungen stimmen nicht überein. Die Monteure müssen noch mal wiederkommen. Nun, sie kennen ja inzwischen den Weg.

Die abschließende Reparatur, erfolgt am 26.3.2014. Es ist übrigens das siebente Mal, dass wir Besuch vom Möbelhaus bekommen. Unsere Küche ist bis auf die beiden großen Risse auf den Hängeschränken wieder perfekt und wird es hoffentlich noch eine lange Zeit bleiben.

Ob es sich für das große Möbelbaus in Senden gerechnet hat, mag bezweifelt werden. Wir wissen aber nun, das wir sicher nichts mehr dort bestellen werden.

Sonnengedanken

Kaum das es draußen schön wird und sich die Sonne für länger blicken lässt, sorgt das bei meiner empfindlichen Haut für Schwierigkeiten. Nur weil ich gestern ein paar Stunden an der frischen Luft war und mich der Gartenarbeit widmete, habe ich nun einen Sonnenbrand. Und das obwohl ich echt aufgepasst habe.
Das ist ganz schön fies. Da lockt unser Zentralgestirn und man kann eigentlich nur im Schutzanzug ins Freie. Zum Glück ist es nicht so schlimm wie in den Jahren zuvor, als noch meine Augenlider anschwollen.

Heute habe ich mir eine Arbeitspause verordnet und erledige einige wichtige Dinge am heimischen Computer, wie meine Kurzgeschichte zu überarbeiten, den neuen Newsletter für die PRFZ zusammenzustellen und mir den Blogeintrag für morgen auszudenken. Dabei würde ich ja lieber im Garten sitzen und mich von der Sonne bescheinen lassen. Das wäre auch für meinen Gemütszustand besser.

Ich hoffe sehr, dass das Wetter am Freitagvormittag auch so schön ist und wir alle einen ungestörten Blick auf die partielle Sonnenfinsternis werfen können. Meine Sofi-Brille von 1999 liegt schon parat. Aus ein paar Lagen Rettungsdecke werde ich noch einen Filter für meine Kamera basteln. Schließlich möchte ich ein schönes Foto und eine weiterhin intakte Kamera.

Schwarzseher

Bin ich ein Schwarzseher? Sehe ich die Welt kritischer, als sie ist? …

Fragen wie diese gehen mir seit gestern nicht mehr aus dem Kopf. Warum, ist nebensächlich und spielt hier keine Rolle. 

Das ich dazu neige, WorstCaseSzenarios an die Wand zu malen, weiß ich schon lange. Mein Mann könnte ein Lied davon singen. Aber das ich zu kritisch bin, wäre mir nie in den Sinn gekommen. Selbstkritisch, nun das bin ich sehr oft, aber kritisiere ich auch Dinge, die es gar nicht verdienen?

Wenn das sogar meiner Mutter auffällt, sollte ich hellhörig werden. Das ich Vielem gegenüber misstrauisch bin, mag auch daran liegen, dass ich in meiner Vergangenheit eine Menge schlechter Erfahrungen machen musste. Da ändert sich schnell mal die Perspektive und der gesunde Optimismus bleibt auf der Strecke.

 Mhm, vielleicht muss ich einfach lernen, nicht alles so eng zu sehen, lockerer zu sein. 

Ich werde es versuchen.

Spaceküche für Trekkies Teil 6

Die endlose Geschichte unserer Spaceküche oder warum man ein bestimmtes schwäbisches Möbelhaus lieber meiden sollte …

Heute: Reklamation zum Dritten

Der Jahreswechsel 2009/2010 geht vorüber und auch Januar und Februar ziehen ins Land, ohne dass wir von dem Möbelhaus hören. Dann endlich im März bekommen wir einen Brief mit einem Reparaturtermin für den 8. April 2010.  Ich nehme einen Tag frei und warte auf die Monteure. Sie kommen und tauschen die Front mit dem losen Griff, vervollständigen die Sockelleiste, setzen eine Glasscheibe richtig ein und … Wunder über Wunder … bringen den richtigen Besteckeinsatz mit.

Nach fast 16 Monaten ist unsere Küche endlich fertig. Wir sind zufrieden, wenn auch etwas erschöpft.
Doch lange können wir uns an unserer schönen Küche nicht erfreuen …

Ende 2012 entdecken wir die ersten Risse in den Fronten. Am schlimmsten betroffen sind die gewölbten Flächen der Hängeschränke. Da wir eine fünfjährige Garantie auf die Küche haben, rufe ich beim Möbelhaus an. Sie bitten mich, Fotos von den Schäden anzufertigen und weiterzuleiten, was ich auch tue.

Die Stellungnahme vom 6.2.2013 klingt ernüchternd: Wenn, dann könnten nur die glatten Fronten getauscht werden, weil die Hängeschränke nicht mehr im Programm sind. Doch sie müssten das zunächst mit dem Hersteller wegen der Kostenübernahme klären.
Dann passiert lange nichts mehr.

Im Juni frage ich noch einmal nach, doch von dem Vorgang weiß im Möbelhaus niemand mehr, weil die Bearbeiterin in den Ruhestand gegangen ist. Also wende ich mich direkt an den Hersteller sowie an Mustering, erkläre unsere Situation und bekomme Unterstützung zugesagt.
Irgendwie geht dann alles überraschend schnell. Wir erhalten die Zusage, dass die fehlerhaften Teile (zumindest die noch lieferbaren) ausgetauscht werden; zugleich wird uns ein Termin genannt.
Am 26.8.2013 bleibe ich zu Hause und räume die Küchenschränke aus. Als der Monteur vor der Tür steht, schwant mir Böses. Es ist einer der beiden, die die Küche damals aufgebaut haben. Er lässt sich von mir alles zeigen und macht Fotos. Etwas verwirrt frage ich, wie lange sie denn heute für den Austausch benötigen würden. Da meint er, dass er nicht zum Austausch gekommen sei, sondern nur um alles zu protokollieren. Das Möbelhaus würde dann darüber entscheiden und die Teile beim Hersteller bestellen. Sprachlos sehe ich mit an, wie er davonfährt und räume murrend die Küchenschränke wieder ein.

Der etwas andere Perry Rhodan Film

ForbiddenPlanetErst kürzlich fielen mir meine Urlaubsfotos von Teneriffa wieder in die Hände. Und als ich die Bilder vom Teide betrachtete, musste ich unwillkürlich an den ersten und einzigen Perry Rhodan Film denken. Der lief vor gut einem Jahr auf Tele 5 unter der Rubrik: „Die schlechtesten Filme aller Zeiten“. Naja so ganz unrecht haben die Fernsehmacher damit nicht. Er ist wirklich nicht besonders gut. Als faszinierend empfand ich noch den Drehort, denn ein Großteil der Szenen entstand in der Caldera des Teide auf Teneriffa. Wenn man aufmerksam hinsieht, kann man im Hintergrund den Gipfel des Vulkans erkennen.

Aber eigentlich will ich gar nicht über „SOS aus dem Weltall“ sprechen, sondern über einen anderen Film mit einem ähnlichen Titel, der jedoch schon fünf Jahre vor dem Start der Heftromanserie in die Kinos kam und den man getrost als die Mutter aller Science Fiction Serien bezeichnen kann. Gestern Abend habe ich ihn wieder aus dem Regal geholt und angesehen; und bin wie immer fasziniert daran hängen geblieben.

„Forbidden Planet“ oder „Alarm im Weltall“ wie der deutsche Titel lautet, ist ein Meisterwerk und seiner Zeit weit voraus, nicht nur was die Tricktechnik angeht. Es ist eigentlich eine SF-Verfilmung von Shakespeares „Der Sturm“, woran man mal wieder sieht, wie viel Potenzial in den Klassikern steckt.
Es ist schon kurios wie sehr sich die deutschen Titel der beiden Filme ähneln und nicht nur das: Schon mal daran gedacht, das „Forbidden Planet“ der perfekte Perry Rhodan Film wäre? Eine neue Synchronisation und vielleicht ein paar Spezialeffekte am Beginn würden genügen, um daraus den Film zu machen, den sich die Fans schon immer wünschen.

Schaut man genau hin, so landet Perry Rhodan mit einer Spacejet auf einem fremden Planeten, der einst von einer hochentwickelten Rasse besiedelt war. Zusammen mit Bordarzt Manoli lüftet er ein Geheimnis der Spezies, die sich selbst als Lemurer bezeichneten. Am Ende muss er mit seiner Crew fliehen, bevor die alte Station der Lemurer sich selbst vernichtet …

Okay! Ich gebe zu, es gibt ein paar Einschränkungen:
Erstens, die Terraner würden nicht nur mit einer Spacejet landen, sondern mit einem Schlachtschiff der Imperiumsklasse. Zweitens, würden sie alles tun, um sich die Technologie der Lemurer für das Solare Imperium einzuverleiben. Naja zumindest bekommen sie im Film den Roboter. Und drittens, und das ist am unwahrscheinlichsten, Perry Rhodan würde nie das Mädchen verführen, obwohl mir das gefallen würde, im Gegensatz zu vielen anderen Perryfans.

Dennoch gibt es viele Parallelen. Ich kann mir gut vorstellen, dass nicht nur Gene Roddenberry seine Ideen aus diesem Film gezogen hat, sondern auch die Herren Ernsting und Scheer.

Im Übrigen finde ich Leslie Nielsen in der Rolle des Kommandanten perfekt. Das traut man ihm nicht zu, wenn man seine späteren Filme kennt.

Meine erste Buchmesse

Als ich am Freitag dem 13. März gegen 11:30 Uhr auf der Buchmesse in Leipzig eintreffe, ist es schon gut gefüllt. Bereits draußen sieht man viele junge Leute in fantastischen Kostümen herumlaufen. Die junge Frau, die ich auf der Zugfahrt getroffen habe, erklärt mir, welchen Games viele der Gestalten entspringen. Sie scheint sich gut auszukennen. Am Eingang trennen sich unsere Wege, sie wartet auf Freunde, während ich mein Online-Ticket hervorkrame und durch die Sperre am Eintritt trete.
Die große Glashalle ist gewaltig. Sie spannt sich wie ein riesiges 28 Meter hohes Netz über 19000 Quadratmeter. Dazwischen wuseln Menschen auf zwei Etagen. Ich kenne das Gelände von einem Messebesuch von vor ein paar Jahren, doch dieses Mal wirkt alles viel voller und lebendiger. Auffallend ist die große Medienpräsenz, kaum ein öffentlich rechtlicher Sender, der nicht mit einem Stand vertreten wäre. Kamerateams laufen zu Dutzenden herum, und draußen auf der Straße parkt ein Übertragungswagen am anderen. Ich werfe mich ins Getümmel mitten zwischen die exotischen Kostüme, die mich an die FedCon erinnern, nur dass hier der Frauenanteil deutlich höher ist.

Natürlich führt mein erster Weg in Halle 2. Als ich durch die Tür gehe, läuft mir Reiner Schöne über den Weg. Den Schauspieler kenne ich von einem Besuch beim Münchner Trekdinner. Damals stellte er sein erstes Buch mit dem Titel „Let the Sunshine in“ vor. (Hier kann man den Bericht lesen, den ich 2004 darüber geschrieben habe.) Und wieder bin ich beeindruckt von der Größe des Mannes, der mich um mindestens zwei Köpfe überragt. Eilig hastet er an mir vorbei, umringt von einer Gruppe Journalisten.
Ich gehe auf die Suche nach dem Perry Rhodan-Stand, doch als ich ihn zwischen all den Schulbuchverlagen endlich finde, scheint er verlassen. Ich bleibe stehen, sehe mich eine Weile hilflos um und entdeckte schließlich Kathrin Lienhard. Was denn los sei?, frage ich und sie erzählt mir, dass die Herren aus der Redaktion krank sind. Die Nachricht macht mich etwas traurig, denn ich hatte gehofft, Klaus N. Frick würde für mich das Peter Pank Buch signieren, das ich extra mitgebracht hatte. Doch sie macht mir Hoffnung dass zumindest Michelle Stern und Arndt Drechsler am Nachmittag da sein würden, denn auch der Autor Michael Markus Thurner hatte krankheitsbedingt absagen müssen.

Ich verabschiede mich wieder und gehe in Halle 5, um Jan Weiler im Leipziger Autorenforum zu sehen. Als ich dort eintreffe, komme ich nicht mal in die Nähe der Tribüne. Trauben von Menschen stehen davor, ich höre eine Stimme, die mir bekannt vorkommt, die ich aber vorerst nicht zuordnen kann. Die Menschenmenge ist so dicht, dass ich nicht mal sehen kann, wer da spricht. Erst als ich eine Weile zuhöre, dämmert es mir. Das muss Gregor Gysi sein. Pünktlich um 12:00 Uhr verabschiedet sich der Politiker mit einem seiner üblichen Sprüche. Zu Gesicht bekomme ich ihn aber aufgrund der vielen Menschen nicht. In der Hoffnung, dass der Andrang nachlässt und ich einen Sitzplatz ergattern kann, bleibe ich stehen, komme aber nur ein paar Meter vorwärts, bevor die Tribüne wieder geschlossen wird.
Ein Mann begrüßt Jan Weiler und wieder sehe ich nichts. Der Typ, der die Fragen stellt, macht das grauenhaft unprofessionell. Allein sein stark ostdeutsch gefärbter Dialekt und die saloppe Wortwahl sind zum Fremdschämen. Sein Auftreten erinnert mich an einen Kuhbauern. Außerdem merkt man ihm an, dass er unvorbereitet ist: Er verwechselt Namen und Buchtitel. Jan Weiler reagiert routiniert, erzählt aus der Geschichte seines neuen Romans „Kühn hat zu tun“ und beantwortet brav jede Frage. Ich wechsle den Standort und bekomme tatsächlich den Autor kurz zu Gesicht – ganz klein, eingerahmt zwischen hunderten von Köpfen. Nach dem Ende der Veranstaltung schlendere ich durch Halle 5, verorte schon mal die Koordinaten für die spätere Signierstunde von Jan Weiler und wechsle anschließend in Halle 4, um den Bookspot Verlag aufzusuchen.

Ich bin ja echt fasziniert, wie viele kleine Verlage es gibt und mit was man dort teilweise sein Geld verdienen kann. Es geht von Religion über schräge Esoterik, Tierpsychologie bis hin zu Erotik. Viele Druckkostenzuschussverlage rühren die Werbetrommel und suchen nach Autoren.
Von Halle 4 aus will ich in Halle 1 zum CrossCult Verlag dort liest Andrea Bottlinger aus ihrem neuen Buch. Doch die Security hat den Durchgang zum Foyer gesperrt – dort ist zu viel Andrang. So wechsle ich direkt von Halle 4 in Halle 2 und bleibe am Perry Rhodan-Stand hängen. Es bietet sich ein trauriges Bild: Michelle Stern hält dort allein die Stellung. Ich geselle mich zu ihr und wir reden ein wenig. Hin und wieder kommen Fans, um ein Autogramm zu holen. Ich komme mit ihnen ins Gespräch. Zwischendrin treffe ich auch Olaf Kutzmutz von der Bundesakademie Wolfenbüttel. Ich bin erstaunt, weil er mich auf der Stelle erkennt. Mit gezücktem Smartphone eilt er weiter und am Abend sehe ich auf seinem Twitteraccount das Ergebnis; der Mann ist ein echter Twitterjunkie.
Gegen 14 Uhr gehe ich in Halle 5 zurück, um mir Jan Weilers neues Buch signieren zu lassen. In der Schlange hinter mir erzählt ein älterer Leipziger einem jungen Münchner aus seiner Kindheit; wie er 1945 in Gauting in der Würm das Schwimmen lernte. Ich höre interessiert zu und so vergeht die Zeit bis zur Unterschrift wie im Flug.

Anschließend bummle ich durch Halle 3 und stattete auch noch Halle 1 einen Besuch ab, in der die Manga und Comic Con stattfindet. Ein bisschen hat das was von FedCon, es sieht aus wie ein überdimensionaler Händlerraum. Hier gibt es nicht nur Comics, Mangas, Kostüme und allerlei Cosplay Zubehör, sondern sogar japanische Süßigkeiten. Unter anderem auch Mochi; das sind sehr süße weiche Teilchen, von denen ich gar nicht so genau wissen will, aus was sie bestehen. Ich hoffte ja bei CrossCult oder Panini ein Geburtstagsgeschenk für meinen Mann zu finden, habe aber kein Glück.
Als ich gegen Drei wieder am Perry Rhodan-Stand vorbeischaue ist Arndt Drechsler noch nicht aufgetaucht. Kathrin Lienhard wirkt nervös, weil er sich nicht gemeldet hat. Angeblich ist auch er krank, wollte aber dennoch kommen.
Ich hole mir derweil einen Kaffee, mache noch einen Rundgang und lausche einer Kinderbuchautorin, die von einem Waschbären erzählt. Ich bewundere ja Leute, die Kinderbücher schreiben können. Ich glaube nicht, dass ich dazu fähig wäre.
Kurz vor 16:00 Uhr kehre ich an den Perry Rhodan-Stand zurück und da steht ein Berg von einem Mann – Arndt Drechsler. Er erinnert mich ein bisschen an Yul Brunner in „Der König von Siam“. Aber auch er macht keinen gesunden Eindruck, dennoch signiert er brav mein mitgebrachtes Perry Rhodan-Heft mit Atlan auf dem Cover. Außerdem darf ich zusehen, wie er für einen anderen Fan Icho Tolot zeichnet. Als er in die Runde fragt, ob ein Haluter Nasenlöcher hat, sehen wir uns fragend an; keiner weiß es und schließlich zeichnet er doch welche ein.
Dann ist es auch schon Zeit für mich zu gehen und ich verabschiede mich.
Unten im Foyer kaufe ich noch einen widerlich schmeckenden Hotdog, der ein Vermögen kostet, bevor ich die Messe verlasse und zum Messe-Bahnhof eile. Es ist kalt auf dem Vorplatz und ich bewundere die jungen Mädchen in ihren sehr freizügigen Kostümen.
Erst als ich am zugigen Bahnsteig auf einer Sitzbank Platz nehme, stelle ich fest, dass ich die ganze Zeit über gelaufen und gestanden bin. Für jemanden der den ganzen Tag sitzt, ist das normalerweise ziemlich anstrengend. Doch wahrscheinlich bin ich so voller Endorphine, dass mir die Anstrengung nichts ausgemacht hat. Nur mein Kopf fühlt sich, wegen meiner Migräne etwas matschig an.
Das war meine erste Buchmesse und ich weiß schon jetzt, dass ich mir den Termin in Leipzig fürs nächste Jahr im Kalender anstreichen werde.

Ich will wiederkommen – Nein – ich muss wiederkommen.

100_0076 100_0083