Von Streiks, Verspätungen und anderen Hindernissen

Langsam bin ich’s leid, hier ständig über meine Erlebnisse mit dem öffentlichen Nah- und Fernverkehr zu erzählen. Aber ich muss das irgendwie loswerden. Es nervt. Ich brauche dringend einen neuen Job, den ich möglichst zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen kann und keine drei Stunden in irgendwelchen Zügen, U-Bahnen und Bussen verbringen muss. Ganz besonders heute ging mir das alles doch ziemlich auf den Keks. Weil heute wieder so ein Tag war, an dem gar nichts klappte und das obwohl ich zu der privilegierten Minderheit gehörte, deren Zug heute überhaupt gefahren ist.
Ich habe ja erst über die Bayrische Landesregierung geschimpft, als sie die Strecke Salzburg-München an einen privaten Betreiber übereignet hat, aber so langsam, lerne ich das echt zu schätzen. Na gut, bis auf letzte Woche: Als ich Dienstagmorgen um Sechs am Bahnhof stand und dann unverrichteter Dinge wieder umkehren musste. Aber da konnten die Leute vom MERIDIAN nichts dafür, weil sich mal wieder einer vor den Zug werfen musste. Zumindest sorgten sie dafür, dass ich heute, wenn auch mit fünf Minuten Verspätung, zum Münchner Ostbahnhof gekommen bin.
Dort ging das ganze Theater dann richtig los. Mein Zug hielt auf Gleis 12 statt auf Gleis 8, eine der wenigen S-Bahnen fuhr aber von Gleis 2 und zwar eine Minute nach meiner Ankunftszeit. Also hieß es möglichst schnell rennen … Mit viel Glück und Körpereinsatz schaffte ich es, auch wenn es auf Grund des Gedrängels ziemlich eng war. Dann Umsteigen am Marienplatz, zusammen mit (gefühlt) tausend Leuten die zeitgleich die einzige vorhandene Treppe benutzen wollten. Dann rein in die U-Bahn und in Großhadern wieder raus und die Treppen hochrennen, weil ich hoffte den 268er Bus noch zu bekommen, um mit ein wenig Fußweg gegen acht endlich auf Arbeit zu sein. Den 266er am Klinikum hätte ich sicher nicht mehr bekommen. Doch dann Pustekuchen; die Straßen waren so verstopft, dass der Bus einfach nicht kam. Fünf Minuten nach Acht dann endlich ein Bus, der hielt zwischendrin noch zwei Mal und so war ich erst fünf Minuten später an der Haltestelle von der ich noch gut zehn Minuten zu Fuß bis zur Arbeit laufe, wo ich tatsächlich um zwanzig Minuten nach Acht aufschlug.

Heimwärts nahm ich dann doch den 266er. Der kam sogar mal pünktlich 15:36 Uhr und fuhr auch recht flott. Als er zum Klinikum einbiegen sollte fuhr er geradeaus. Der Busfahrer meinte, da wäre ein Unfall und er käme da nicht durch. Schön, dachte ich, da kann er die Leute, die alle sowieso nur zur U-Bahn wollten, ja gleich an der nächsten Haltestelle in Großhadern rauslassen. Denkste! Tat er nicht, durfte er nicht, wollte er nicht … Keine Ahnung! Auch wenn die Fahrgäste ihn bekniet haben, er fuhr strickt weiter zur Endhaltestelle am Klinikum, die eine U-Bahnstation weiter ist. Dort erwischte ich gerade noch die U-Bahn, die dann geradewegs zurück nach Großhadern fuhr … Ähh! Ja, ich weiß. Nicht nur ich kam mir verscheissert vor.
Weil mein Zug heute morgen wegen Bauarbeiten nicht bis zum Hauptbahnhof fuhr, und ich wieder mal recht knapp dran war, dachte ich mir, es wäre gut, gleich zum Ostbahnhof zu fahren. Sicher ist sicher. Also wollte ich am Marienplatz in die S-Bahn umsteigen. Rolltreppe wieder raufgehetzt nur um festzustellen, dass die nächste S-Bahn erst in zehn Minuten fährt. Mist! Also wieder zurück und die U-Bahn zum Odeonsplatz nehmen. Ja, so einfach ist das nicht. Es gibt nämlich keine Treppe die vom Bahnsteig wieder nach unten zur U-Bahn führt, weil die gebaut wird. Also über die Treppe rauf ins Zwischengeschoss und von da die Rolltreppe wieder runter zur U-Bahn. Die kam auch gleich, fuhr dann aber erst verzögert weiter. An der nächsten Station umsteigen; Rolltreppe rauf (Oder runter? Ich weiß es schon gar nicht mehr.) Die U5 zum Ostbahnhof war natürlich gerade weggefahren, also wieder fünf Minuten warten.
Zwei Stationen weiter am Ostbahnhof ist der Weg von der U-Bahn bis zu den Gleisen der DB nicht gerade der Kürzeste. Als ich zusammen mit den Massen die Treppe hinaufgestiegen bin, kam mir der Gedanke, dass das mit den Streiks und dem schlecht funktionierenden Verbindungen im Nahverkehr eine riesige Verschwörung der Krankenkassen ist, damit sich die Leute mehr bewegen. Quasi so ein Frühjahrsfitnessprogramm für Pendler. Je weniger Busse und Bahnen fahren, je mehr man dazwischen umsteigen muss und je verstopfter die Straßen und Autobahnen werden, desto mehr müssen die Leute wieder zu Fuß gehen oder das Rad benutzen. Ich glaube, dass heute bestimmt mehr Leute als sonst zur Arbeit geradelt sind…

Zu guter Letzt ist mir beim „Café to go“-kaufen auch noch das Regal mit den Utensilien und dem vollen Milchkännchen umgekippt, als ich einen Löffel rausnehmen wollte. Die nette Angestellte kam aber gleich mit einem Lappen und hat’s weggemacht. Irgendwie war mir das nicht mal peinlich, weil ich schon viel zu entnervt war.

Ach ja, dass ich dann am Ostbahnhof noch zehn Minuten auf meinen verspäteten Zug warten musste, der im übrigen mit Fahrgästen bis oben hin vollgestopft war, ist für mich inzwischen schon völlig normal.

Am Donnerstag darf ich dass Spielchen dann wiederholen; mit der Steigerung, dass ich gleich nach der Arbeit nach Thüringen fahren muss. Mal sehen, ob das trotz des Streiks klappt. Ich bin mal vorsichtig optimistisch.

Feedback aus dem Perryversum

Ritter_NL6Da hätte ich sie doch glatt verpasst, die Clubnachrichten im PR 2801. Als ich nämlich am Donnerstag in der Bahnhofsbuchhandlung in Traunstein aufschlug, gab’s das Heft nicht mehr. Alle möglichen Vorgängerhefte waren noch da und sogar schon das neue Heft mit der Nummer 2802. Allein den Roman „Der Kodex“ von Uwe Anton gab es nicht mehr. Mist! Da die Beschaffung von PR-Heften auf dem bayrischen Land etwas mühsam ist, blieb mir nur die E-Book-Ausgabe. Das ich zwei Tage später in Traunreut doch noch fündig werden sollte, konnte ich ja nicht ahnen.

In besagtem Heft fand ich dann eine nette Kritik von Hermann Ritter zum Newsletter Nr. 6 der Perry Rhodan Fan Zentrale (PRFZ). Da habe ich mich so sehr gefreut, dass ich heute schon mal den Newsletter Nr. 8 in Angriff genommen habe.

 

Dann trudelte heute auch noch die neue SOL (78) bei mir ein. Das Magazin der PRFZ ist wieder angefüllt mit viele interessanten Beiträgen rund um die größte Science Fiction Serie der Welt. Unteranderem aber auch die über zwei Seiten reichende Kritik von Thomas Harbach zu meiner FanEdition. Nun ja, da bin ich mir noch nicht sicher, ob ich mich darüber freuen soll.

Zu guter Letzt bekam ich auch noch eine nette Antwort E-Mail von Michelle Stern auf meinen Leserbrief, in dem ich ihr zu der Idee mit der eierlegenden Wollmilchsau gratulierte. Dazu gibt es nämlich ein nettes kleines YouTube-Video, das ich niemandem vorenthalten möchte.

Leck mich am Leben

Quelle: Amazon

Hrgb. Frank Willmann, Leck mich am Leben – Punk im Osten, erschienen im Verlag Neues Leben

„Geschichten zum Punk zwischen Suhl und Sassnitz, zwischen Warschau und Budapest“ – betitelt sich das Buch, das ich mir in den letzten Tagen „reingezogen“ habe, oder besser, das mich eingesaugt hat. Denn es eröffnete mir ein völlig unbekanntes Kapitel einer Vergangenheit, die eigentlich meine sein müsste, aber nicht ist. Schon der Umschlagtext liest sich spannend: … 32 Autoren erzählen von einer „ganzheitlich distanzieren Generation“ und einem „politischen Phänomen vor popkulturellem Hintergrund“. Und von Spaß, Rebellion und Lebenshunger. Von Wut und Provokation. Von Musik, Partys und den anderen Bands. Von Typen und Exoten und davon, was den braven Bürger auf die Palme brachte. Und die Sicherheitsorgane auf den Plan rief. …

Die unterhaltsame Sammlung von Beiträgen zur Punk-Szene in der DDR und den Ostblockstaaten, war für mich ein Quell an Informationen, erschütterte aber auch meine beschränkte Sichtweise auf einen Staat, der fünfzehn Jahre lang auch meine Heimat war und über den ich weit weniger weiß, als ich bisher dachte.

Die Beiträge reichen von Berichten und sozialwissenschaftlichen Abhandlungen über Gedichte bis hin zu kleinen Geschichten, bei denen der Wahrheitsgehalt nur schwer zu fassen ist. Doch wenn mir, wie bei „Uhrwerk Mensch“ von Anne Hahn kurz vorm Finale die Tränen in den Augen stehen, sodass ich das Buch in der S-Bahn verschämt zur Seite legen muss, spielt das für mich keine Rolle mehr. Auch Veit Pätzugs „Moses und The Fickschnitzels“ und Michael Kröcherts „Nachrichten von neuen Sternen“ haben mich ähnlich emotional kompromittiert. Bei Jörg Dietrichs „Das ist Punk, Alter!“ – eine Geschichte über einen Querschnittsgelähmten Punker, dessen Freunde alles tun, damit er weiterhin am Leben teilnehmen kann – musste ich oft schmunzeln, obwohl das angesichts des ernsten Themas eigentlich nicht zum lachen sein sollte. Erfrischend fand ich die Erzählung von Jan Off – „Zonenrand- Schlaraffenland: 0:6“- in dem er die Sichtweise eines westdeutschen Punks auf die ihm unbekannte Ostdeutsche Punkszene beschreibt, die seine Vorurteile sehr schnell ab Absurdum führt. Erwähnenswert sind auch die Auszüge aus dem unveröffentlichten Roman: „Am Ende warn wir schon“ von Ole Giec. Den würde ich gern mal lesen, sollte er irgendwann veröffentlicht werden.

Man erfährt auch von Persönlichkeiten der ostdeutschen Punkszene, die sich nicht nur über Musik, sondern auch sehr oft über Kunst definiert hat. Namen wie „Matthias“ BAADER Holst und Katarina Gajdukowa waren mir bis zu diesem Zeitpunkt fremd.

Die vielen Schicksale über die in „Leck mich am Leben“ gesprochen wird, zusammen mit den Informationen rund um die Szene und ihrem beständigen Kampf gegen ein totalitäres Regime, das keine Abweichung von der Norm akzeptierte, hat mir eine andere DDR gezeigt, als die, die ich kennengelernt habe. So gelange ich zu der Ansicht, das Punksein im Osten weit mehr bedeutete und viel mehr Mut erforderte, als es sich die „No future“- Generation aus dem Westen überhaupt vorstellen kann.

Das 270 Seiten umfassende Buch ist mit vielen aussagekräftigen S/W-Fotos illustriert, zu denen es leider keine Bildunterschriften gibt. Schade, da hätte ich dann doch gern erfahren, wo und wann die Aufnahmen entstanden.

Ambivalent ambitionierte Kritik mit Interpretationsspielraum

Als ich gestern Vormittag aus dem Keller komme, empfängt mich mein Mann mit den Worten: „Ich hab was gelesen. Rate mal!“ Nun liest mein Mann ziemlich viel, wenn der Tag lang ist und ich wäre wahrscheinlich nicht darauf gekommen, wenn er nicht beiläufig hinzugefügt hätte: „Es hat mit deiner Telepathin zu tun.“ In diesem Moment spüre ich meine Knie weich werden, Hitze wallt durch meinen Körper und ich fange beinahe an zu Hyperventilieren. In meinem Kopf ist plötzlich nur noch Platz für einen einzigen Gedanken: „Oh Gott, die Harbach-Kritik ist online.“

Thomas Harbach, der Reich-Ranicki der Science Fiction-Literatur bespricht auf der Seite von Robots & Dragons meine Perry Rhodan-FanEdition. Und er schreibt viel über den Roman, ziemlich viel sogar. Es dauert eine Weile, bis ich den langen Text durchgelesen habe. Am Ende bin ich überrascht, weil es nicht so schlimm ist, wie ich erwartet hatte.
Die „emotionale Note“ der Geschichte scheint ihn nicht zu stören, obwohl ich das am ehesten befürchtet hatte. Meinem Anspruch einen emotional ansprechenden Frauentauglichen Perry Rhodan Roman zu verfassen, scheine ich wohl gerecht geworden zu sein. Harbach spricht die Perspektivenwechsel an und geht auf meine „belehrend pragmatische“ Erzählweise ein. Was ich mir im Grunde bereits gedacht hatte, denn das ich Probleme mit Erzählperspektiven habe und bei den Figuren eher das „tell“ als das „show“ praktiziere, wusste ich bereits aus Wolfenbüttel. Der Roman entstand ja vor meinem Besuch des Schreibseminars und vieles würde ich aus heutiger Sicht nicht mehr so schreiben.
Aber es wird noch interessanter. Er interpretiert Dinge in den Plot, die ich so gar nicht im Hinterkopf hatte. Zum Beispiel das Golinehs Vater der Führer seines Volkes sein soll, habe ich in keiner Zeile erwähnt. Diese Interpretationen geben mir selbst eine völlig neue Sichtweise auf meine Geschichte. Für ihn wäre die Geschichte gelungener, wenn ich auf die bekannten Helden wie Perry Rhodan oder Atlan verzichtet hätte. Aber genau das wollte ich nicht tun. Aus dem einfachen Grund weil: Wo Perry Rhodan draufsteht, sollte auch Perry Rhodan drin sein. Und ich glaube, dass dies für den Verkauf des Romans förderlich war. Andererseits wollte ich mit der Geschichte beweisen, dass ich sowohl bekannte Charaktere treffend agieren lassen kann, als auch eigene Figuren zu entwickeln weiß.

Zumindest findet Harbach das erste Drittel der Handlung spannend. Schön, dass er die von mir bewusst inszenierte Dreiteilung des Plots durchschaut hat.
Scheinbar gut gefallen hat ihm wohl die Figur des Quartiermeisters Tiberiu Varga, bei dessen Schöpfung ich selbst viel Spaß hatte. Was bei ihm nicht so gut ankam, war der von mir augenzwinkernde und bewusst klischeehafte Umgang mit den Frauen. Er bezeichnet den Mittelteil des Romans als „Persiflage auf die militärischen Hierarchien“. Gut erkannt, dass war auch so beabsichtigt, hat ihm als Leser aber nicht so gut gefallen. Schließlich bemängelt er auch: „Auf der anderen Seite geht es in ihrem Roman weniger um die Stellung der Frau innerhalb der Flotte – findet ja nicht statt – …“ Das ist richtig, deshalb war ich mit dem Werbeslogan („Frauen in der Solaren Flotte!“), mit dem die PRFZ meine FanEdition beworben hat, auch nicht glücklich.
Ich gebe zu, dass der Star Trek Bezug im dritten Teil der Handlung, wohl ein wenig zu offensichtlich ist und für den einen oder anderen harten Perry Rhodan-Fan etwas verstörend wirken könnte. Außerdem hat Harbach recht, wenn er schreibt: „Mit der Geschwindigkeit, mit welcher Christina Hacker plötzlich durch das Geschehen hetzt, gibt es auch keine Möglichkeit, Alternativen ins Auge zu fassen oder überhaupt durchzusprechen…“, und weiter, „…Es ist schade, dass die Autorin wahrscheinlich angesichts des Umfangs ihres Plots sich am Ende zu sehr beschränkt und die grandiose, aber nicht in ihren Wurzeln originelle Idee so abrupt und distanziert beschreiben muss. Vielleicht hätte ein Doppelband dem Plot gut getan.“ Genau an Letzteres hatte ich zwischenzeitlich gedacht. Nachdem mir die anfangs vorgegebenen rund 200.000 Zeichen (mit Leerzeichen) zunächst ausreichend erschienen, dann aber schneller geschrieben waren, während noch jede Menge Exposé übrig war, hätte ich vielleicht wirklich einen harten Schnitt machen sollen und die eigentlich zwei Geschichten separat erzählen müssen. Das ist mir auch erst im Nachhinein bewusst geworden.

Am Ende fällt sein Fazit dennoch überwiegend positiv aus. „Technisch ist der Roman ein ambivalentes, aber für eine „Fanproduktion“ auch zufrieden stellendes vor allem aber ausgesprochen ambitioniertes Leseerlebnis.“ Das klingt für mich positiv, genauso wie die Formulierung: „… den Leser trotzdem bei der Stange hält …“ Damit sehe ich meine Hauptaufgabe als Autor erfüllt. Ich habe es geschafft, das er als Leser den Roman bis zum bitteren Ende gelesen hat. Ebenso positiv werte ich folgenden Satz: „So bleiben zu viele Fragen trotz des Versuches, ein Happy End zu beschreiben offen und der Leser fühlt sich förmlich aus dem Roman gedrängt.“ Ich interpretiere es mal so, dass er sich eine Fortsetzung wünscht.
Als negativ aber zutreffend bewerte ich seine Aussage: „Sobald sie aber Neuland betritt, wird sie insbesondere hinsichtlich des beschränkten Seitenumfangs hektisch, aber auch belehrend pragmatisch.“ Das war nach meiner Rückkehr vom Schreibseminar auch mein erster Eindruck, als ich die Geschichte erneut durchgelesen habe. Aber da war’s schon zu spät für umfangreichere Änderungen.

Thomas Harbach hat mich mit dieser Rezension sicher mit Samthandschuhen angefasst. Ich persönlich wäre härter mit mir ins Gericht gegangen. Ziemlich offensichtlich finde ich seine Art möglichst viele Fremdwörter in seine Rezension zu streuen, um negative Kritik zu verschleiern. So widerspricht er sich häufig selbst, wenn er im Hauptsatz etwas lobt, um es im Nebensatz zu negieren. (Siehe: „… die grandiose, aber nicht in ihren Wurzeln originelle Idee …“ Was denn nun? Wenn die Idee nicht originell ist, ist sie auch nicht grandios.) Man spürt wie er sich förmlich windet und merkt, wie schwer er sich mit dem Roman tut. Mir wäre lieber gewesen, wenn er eine eindeutige Position bezogen hätte, auch wenn diese negativ ausgefallen wäre, als dieses komische Gezerre. An einem Satz habe ich lange gerätselt und ich habe immer noch nicht ganz verstanden, was mir der Rezensent damit sagen will: „… aber vor allem ihrer unklaren Mission den Leser trotzdem bei der Stange hält und Perry Rhodan ein wenig nicht unbedingt negativ wie „Star Trek“ erscheinen lässt.“ Wer oder was ist jetzt nicht negativ?
Auffällig und störend sind auch die vielen Tippfehler im Text. Grundsätzlich freue ich mich aber, dass sich überhaupt mal jemand über den Roman geäußert hat.

Ich denke, dass mich mein Status als Hoppyautorin vor Schlimmeren bewahrt hat. Wenn ich mir ansehe, wie schlecht die Autoren von Perry Rhodan-NEO bei ihm wegkommen, bin ich schon froh, dass er mich nicht ungespitzt in den Boden gerammt hat.

Fantasy in sprachlicher Perfektion

Quelle: Amazon

Martina Bernsdorf, Finsternis über Asharan, erschienen im NOEL-Verlag

Vielleicht ist diese Rezension etwas voreingenommen. Ich kenne Martina schon gut zwanzig Jahre und dass sie schreiben kann, hat sie als Fanfiction Autorin nicht nur in ihrer aktiven Zeit im Star Trek Forum oft bewiesen. Als ich hörte, dass sie endlich ihren eigenen Roman veröffentlichen konnte, hat mich das sehr gefreut und natürlich musste ich ihn unbedingt lesen.

Wie ich schon einige Male erwähnte, bin ich nicht unbedingt ein Fantasy-Fan, aber es ist ihr wunderbarer Schreibstil, der mich von Anfang an zu fesseln vermochte. FINSTERNIS ÜBER ASHARAN ist das gelungene Werk einer überaus talentierten Autorin. Ihre Auseinandersetzung mit den Charakteren der Geschichte ist beispielhaft. In diesem Roman geht es nicht nur um epische Schlachten – auch wenn diese einem empfindlichen Gemüt wie mir manchmal etwas zu blutrünstig waren – es geht hauptsächlich um die Charaktere. Jede handelnde Figur wird bis in ihre tiefsten Winkel ausgeleuchtet. Es gibt keine strikte Trennung von Gut oder Böse – in jeder Person finden sich Charakterzüge, die diese, um es bildlich auszudrücken, nicht nur als Schwarz und Weiß definieren, sondern in allen Nuancen von Grau. Martina gibt dem Leser Einblick in die Vergangenheit der Charaktere und man lernt, warum sie so geworden sind. Es ist so wie im richtigen Leben, wo die Guten nicht immer perfekt und die Bösen nicht nur schlecht sind.
Wer sprachlich perfekte Unterhaltung sucht, wer lesbische Liebe zu akzeptieren weiß oder ein Fan von Fantasy-Geschichten im Stil von „Herr der Ringe“ ist, sollte FINSTERNIS ÜBER ASHARAN unbedingt lesen.

Inzwischen hat Martina weiteren Romane über den Kindle-Store von Amazon veröffentlicht. Eine Bibliographie und Leseproben findet man auf der Homepage der Autorin.

Demo zum 1.Mai

Wenn wir früher in der DDR am 1. Mai zur Demo antreten mussten, war das meistens nervig, weil wir ja gar nicht wussten, wofür wir da demonstrierten. Heute ist das anders, da werden einem die Gründe freihaus geliefert. Sie nennen sich Pegida oder in diesem Fall „3.Weg“.

Morgen ist 1. Mai und in Saalfeld großer Naziaufmarsch.

Zum Glück gibt es einige geplante Gegenveranstaltungen. Die Antifa macht Werbung mit einem YouTube-Video und zahlt jedem Teilnehmer 25 Euro. Die Stadt wird von der Bundespolizei belagert, der heutige Markt wurde in die Fußgängerzone verlegt. Bereits am Abend findet eine „Nachttanzdemo“ mit angeschlossener „Schlafplatzbörse“ statt, damit die Nazis gleich morgen früh um 9 Uhr am Bahnhof in Empfang genommen werden können. Ob es unter den Bedingungen in diesem Jahr einen Maibaum geben wird, weiß ich nicht. Ist aber eher unwahrscheinlich, weil auch so in den letzten Jahren Maibäume in der Gegend oft genug über Nacht in kleine Stücke zersägt wurden. Meine Eltern sind schon seit Tagen in Sorge und wie viele andere Einwohner verunsichert. Und alle fragen sich, warum man solche Aufmärsche nicht einfach verbietet und die dahinterstehenden Parteien gleich mit.

Wie das alles enden wird, ist fraglich. Bei solchen Veranstaltungen kam es in den letzten Jahren meist zu tätlichen Auseinandersetzungen und entsprechenden Schäden an Mensch und Material. Das finde ich alles ziemlich scheiße, vorallem weil ich nicht selbst vor Ort bin.

NEO im Aufwind?

Ein kleines Erdbeben gab es diese Woche auch bei Perry Rhodan. Frank Borsch, langjähriger Exposé-Autor von Perry Rhodan NEO, gibt sein Amt ab. Nach einhundert Bänden übernehmen Rüdiger Schäfer und Michael H. Buchholz das Zepter. Und das sehr zu meiner Freude.

Ich habe ja schon oft geschrieben, dass ich ein großer Fan von Rüdiger Schäfer bin. Auch wenn er nur eine Handvoll Romane für die NEO-Serie verfasst hat, so scheint es mir doch, als habe er die Serie mehr verinnerlicht als andere Autoren. Von seinen Romanen geht stets ein besonderer Reiz aus, dem ich mich nicht entziehen kann. Sein erzählerischer Stil artet nie in die wirre Komplexität aus, die manchem NEO-Roman anhaftet. Seine Bücher bleiben auch dann lesbar, wenn im Exposé mal wieder Purzelbäume geschlagen werden.
Mit seinem Einstieg in die Riege der Exposé-Autoren erhoffe ich mir, dass er einen Schritt zurück macht, um den NEO-Handlungsbogen zu entwirren und zu endschleunigen, denn hier ist weniger ganz eindeutig mehr.

Von Michael H. Buchholz weiß ich nur, dass der Autor schwer erkrankt war (ist?). Alle Achtung! Davor, das er es sich dennoch zutraut eine Serie als Exposé-Autor zu betreuen, ziehe ich den Hut und wünsche ihm alles Gute dafür.

Da muss ich mir doch gleich den NEO-Band Nr. 89 (Tschato, der Panther) zu Gemüte führen, den die beiden Autoren gemeinsam verfassten. Da ich die Figur von Nome Tschato schon im Plophos-Zyklus der Erstauflage toll fand, bin ich schon sehr gespannt darauf, wie er sich im NEO Universum macht.

Katastrophenlyrik

Anlässlich des traurigen Naturereignisses in Nepal mal wieder etwas aus meinem Gedichtfundus. Der Text entstand zwischen 1993 und 1994 und ist leider auch heute noch aktuell. Mein Mitgefühl gilt all den Opfern und Überlebenden.

 

Elemente

Wasser –
flutet über Land

Orkan –
nimmt Häuser mit sich

Feuer –
brennt dort
wo blühende Landschaften waren

Erde –
schüttelt sich
als wolle sie ein lästiges Insekt vertreiben

Natur –
schlägt grausam zurück

Opfer –
werden immer

Menschen –
sein

 

 

Schweinkram aus dem All

Quelle: Amazon

Ralf König, Barry Hoden – Im Weltall hört dich keiner Grunzen; erschienen im Männerschwarm Verlag

Ich habe lange überlegt, ob ich diesen SF-Roman wirklich in meinem Blog besprechen soll. Er ist … nun ja … sagen wir mal etwas unkonventionell … versaut trifft es eher. Der Autor Ralf König ist hauptsächlich bekannt, durch sein Buchvorlage zu dem erfolgreichen deutschen Film „Der bewegte Mann“.

Aufmerksam wurde ich auf sein neues Buch durch den vielsagenden Titel „Barry Hoden“. So landete es auf meinem Amazon Wunschzettel und in diesem Monat hat mich mein Mann schließlich damit beglückt. Das ich nicht zur eigentlichen Zielgruppe dieses Buchs gehöre, habe ich erst beim Lesen bemerkt. Und dennoch: Es hat auch für heterosexuelle Leser(innen) seinen Reiz.

Die Geschichte im Comicstil, ist quasi eine Geschichte in einer Geschichte:
Paul Niemöser ist Autor und schreibt an einem SF-Roman, entgegen seiner vorherigen Veröffentlichungen soll dieser Roman Anspruch haben, zumindest hat Paul sich das so vorgenommen. Das es nicht dabei bleibt, kann sich jeder Leser spätestens auf Seite fünf (mitten im Prolog) denken. So beginnt die Geschichte des Raumfahrers Barry Hoden, mit einem Rückblick auf den Vorgängerroman „Raumstation Sehnsucht“.

Im weiteren erfährt man vom Schicksal Barry Hodens. Der durch ein Schlurchloch gestürzte Raumheld ist in der Zukunft gelandet und arbeitet an der Kasse eines Alien-Porno-Kinos. Hier hat er inzwischen mehr gesehen, als ein Mensch sehen sollte. Keine Körperöffnung, keine noch so ungewöhnlichen Genitalien sind ihm mehr fremd. Nur eines gibt es in der Zukunft nicht – echte behaarte Kerle mit Nippeln.
Doch dann braucht man einen Piloten für eine besondere Mission und wendet sich an Barry. Der ist froh da rauszukommen und bricht zu einer abenteuerlichen Reise „unter die Gürtellinie“ auf, bei der es ihn und seine Crew aus der Zukunft auf einen erst kürzlich entdeckten Planeten verschlägt. Dort gibt es etwas, das Barry Hoden so in Verzückung versetzt, dass er nicht mehr fort möchte – große behaarte Kerle mit drei … Mehr möchte ich eigentlich nicht dazu erzählen.

Alle Figuren die Paul Niemöser in seinem fiktiven Roman verarbeitet, ähneln Personen aus seinem Leben. Sein Freund Konrad wird genauso wenig verschont wie seine Schwester oder seine Lektorin und sie tauchen plötzlich und unvermittelt mitten in der Geschichte auf und geben als Testleser ihre Meinung zu Pauls Werk ab. Am Ende fragt auch noch Ridley Scott bei Paul an, ob er seinen SF-Roman verfilmen dürfte.

Die schräge Geschichte um einen schreibenden Autor und seinen Romanhelden ist genial gemacht und hat einen durchaus ernsthaften Hintergrund. Was sich am Anfang noch etwas zäh liest, verwandelt sich aber recht bald in eine spannende Geschichte mit vielen außergewöhnlichen Idee. Allein die Dialoge mit dem, an Penisneid erkrankten, Schiffscomputer PIN mit Reißverschlussfetisch – großartig.

Die 223 bunt bebilderten Seiten haben mir sehr viel Vergnügen bereitet. Wobei ich eine Schwäche für schlüpfrige Geschichten habe. Zartbesaitet sollte man als Leser dieses Buches nicht sein. Deshalb meine Warnung: Diese Lektüre ist nicht empfehlenswert für prüde Leser mit Homophobie. :)

Autonome Tätigkeiten

Der Nachbar hat ein neues Auto. Rundum ausgestattet mit Sensoren und Messfühlern fährt es fast von allein. Na ja nicht ganz, aber es verfügt neben einem Navi auch über einen Brems- und Spurhalteassistent, parkt sich selbst ein und was weiß ich noch. Wenn ich das höre, frage ich mich immer: Was hat das noch mit Autofahren zu tun?

Ich persönlich stehe schon mit Navigationsgeräten auf Kriegsfuß. Sicher mag das bequem sein, wenn man allein im Auto sitzt und durch eine fremde Stadt fährt. Aber veröden wir damit nicht unseren angeborenen Orientierungssinn? Was ist so schwierig, sich zuvor auf einer Karte anzusehen, wohin man fahren muss? Nein, schwierig ist das nicht, aber man muss Zeit und Kopf investieren und dafür haben viele Leute einfach nicht mehr die Geduld. Sie verlassen sich lieber auf satellitengestützte Hilfsmittel, die sie unter Umständen in einen See führen. Meist sind das die gleichen Leute, die darüber schimpfen, wie unsinnig und teuer doch die Raumfahrt ist.
Ich liebe Karten und ich sitze gern im Auto neben meinem Mann und navigiere ihn zuverlässig dahin, wo wir hin möchten. Und wenn man sich doch mal verfährt, kann man immer noch anhalten und jemandem nach dem Weg fragen. Das ist auch eine Form der Kommunikation.

Wenn ich jetzt noch daran denke, dass mein Auto auch im Gefahrenfall für mich bremst (Das mag ohne Frage eine gute Idee sein.) dann kommt mir der fatale Gedanke, dass ich mich als Autofahrer, ja gar nicht mehr so richtig konzentrieren muss, das Auto nimmt es mir doch ab. Wie gut und wie sicher fahre ich denn dann noch? Bin ich bei all den Assistenzsystemen denn nicht eigentlich nur noch Passagier statt Fahrer? Da kann man sich auch Chauffieren lassen, ist doch im Grunde genommen dasselbe. Mal davon abgesehen, mache ich mich als Mensch nicht nur von der Technik abhängig, sondern lasse auch meine eigenen Sinne abstumpfen.

Eine besondere Form der Autonomie ist die von technischem „Spielzeug“. Letzte Woche kamen wir bei einem Spaziergang an einem Grundstück vorbei, auf dem ein kleiner runder sich selbststeuernde Rasenmäher unterwegs war. Es war nett anzusehen, wie sich das kleine Gefährt entlang einer unsichtbaren Begrenzung bewegte und dabei den Rasen auf fünf Zentimetern Länge hielt. Aber braucht Mensch das wirklich; bzw. wie lange kann man von den Anschaffungskosten dieses Robotmähers (ca. 1600 EUR) jemanden bezahlen, der alle zwei Wochen den Rasen mäht? Bei 25 Euro im Monat und sechs Monaten im Jahr, plus den Anschaffungskosten für den manuell betriebenen Rasenmäher kann man etwa neun Jahre lang jemanden beschäftigen, der einen den Rasen kurz hält. Davor ist bei dem Robotrasenmäher längst der Akku kaputt gegangen. Dem beschäftigten Menschen dagegen hätte man über Jahre hinweg ein kleines Taschengeld beschert.

An sich ist das Übertragen unliebsamer Tätigkeiten auf Roboter, neben reiner Bequemlichkeit auch eine Art Entmenschlichung. Genauso, wie wir das Navigieren und Fahren mehr und mehr dem Auto überlassen.