Verkehrsinfarkt in Innenstädten

Kommt es mir nur so vor oder wird der Straßenverkehr in den Städten immer dichter? Ich kenne nur die Situation in Traunstein und Saalfeld, aber da fiel mir in letzter Zeit auf, dass immer mehr Autos durch die Stadt fahren, sich Staus bilden oder man als Fußgänger kaum noch über die Straßen kommt.

Oftmals ist das Problem hausgemacht. Der Irrglaube, wenn die Leute nicht bis in den Laden fahren können, würde dies dem Einzelhandel schaden, ist nachweislich falsch. Mehrere Studien aus Skandinavien zeigen, dass verkehrsberuhigte Zonen mehr Leute in die Geschäfte locken. Dass Verkehr eher abschreckt, kann man in Saalfeld gut beobachten. Seit der Sanierung des Marktplatzes ist es noch leichter mit dem Auto in und durch die Stadt zu fahren. Rund um den Marktplatz wurden neben zwei Bushaltestellen jede Menge Parkplätze angelegt, es gibt keine Fußgängerüberwege oder Ampeln mehr, an denen man warten muss und so fahren nicht nur diejenigen durch die Innenstadt, die einkaufen möchten, sondern auch diejenigen, die auf dem schnellsten Weg von einer Seite der Stadt auf die andere wollen, obwohl es eine alternative Route gibt, die nur unwesentlich länger ist. Und so kommt man, wenn man von der Fußgängerzone auf den Marktplatz will, meistens kaum über die Straße. Wie oft sehe ich dort ältere Leute hilflos an der Straße stehen, die sich nicht rübertrauen, weil ein Auto nach dem anderen vorbeifährt. Seit auch die Straße vor dem Rathaus wieder für den Verkehr geöffnet ist (sie war Jahrzehnte gesperrt) kann man das Phänomen beobachten, dass Autofahrer auf der Suche nach einem Parkplatz mehrere Runden um den Markt drehen, bis eine Parkstelle frei ist. Wenn man sich also vom Markt kommend durch parkenden Autos schlängelt, um über die Straße zum dort ansässigen Einkaufszentrum zu kommen, muss man aufpassen nicht über den Haufen gefahren zu werden. (Das gleich gilt übrigens auch für die Fußgängerüberwege in unserer Straße. Da halten die wenigsten Autos an, obwohl sie müssten.)

Dabei befindet sich keine 100 Meter entfernt an den Rändern der Innenstadt große Parkplätze, auf denen man für kleines Geld den ganzen Tag parken kann. Ich wäre dafür, die Tarife fürs Parken am Markt auf sechs Euro die Stunde zu erhöhen und die Ein- und Ausfahrt mit einer Schranke zu sichern. Vielleicht würden sich dann auch wieder mehr ältere Leute zum Einkaufen zu Fuß in die Stadt trauen. Und einige der Geschäfte müssten nicht schließen, weil die ältere Kundschaft ausbleibt.

Ein ähnliches Problem gibt es übrigens auch in Traunstein. Da ist es die Straße vorm Bahnhof, die oftmals so von Autos verstopft ist, dass man kaum mehr aus der Tiefgarage herauskommt. Die meisten, die hier durchfahren, wollen nicht zum Bahnhof, um jemanden abzuholen oder zu bringen. Die meisten nutzen die Straße als Abkürzung, weil sie sich dadurch eine Ampelkreuzung sparen. Auch hier wäre eine Schranke angebracht, dann würde der Bahnhofsvorplatz in Traunstein wieder an Attraktivität gewinnen.

Aber in einem Autoland wie Deutschland sind solche Gedanken reine Blasphemie.

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