Geistergeld

Quelle: gratiscomictag.de

Der Gratis Comic Tag 2019 ist schuld, dass ich nun eine fünf-bändige Reihe mit Graphic Novels im Schrank stehen habe. Die Ausgabe von »Ghost Money«, von der Band 1 – »Die Dame aus Dubai« – im Mai beim Gratis Comic Tag erschien, hat mich schlicht umgehauen. Der Politik-Thriller aus einer nahen Zukunft, ist nicht nur ausdrucksstark gezeichnet ist, sondern die Handlung weist viele spannende Facetten auf.

Die Geschichte spielt in den späten zwanziger Jahren des 21. Jahrhunderts. Hauptpersonen sind zwei junge Frauen. Lindsey ist Studentin in London und wird bei einer Demonstration auf der Flucht vor der Polizei von Chamza gerettet. Die schöne und außerordentlich reiche Frau verbirgt ein Geheimnis, dessen Ausmaß Lindsey nur bedingt erahnen kann und das die unschuldige Frau zunehmend in Gefahr bringt. Denn auch der amerikanische Geheimdienst ist an Chamzas Vermögen interessiert. Eine Bande ehemaliger Marines, die vor Jahrzehnten in Afghanistan gegen die Taliban gekämpft haben, werden auf Chamza angesetzt. Während sich Lindsey und Chamza dem Glanz des globalen Jet-Sets hingeben und Chamza sich in den Emir el Nur verliebt, sind ihnen die Männer vom Geheimdienst immer auf der Spur. Sie vermuten das Chamzas Geld aus dem Schatz der Taliban stammt, die kurz vor den Anschlägen vom 11. September 2001 an der Börse auf fallende Kurse gesetzt und nach dem Fall des World Trade Centers viel Geld verdient haben. Am Ende des ersten Bandes nehmen sie Chamza gefangen und setzen ihr heimlich einen Kamerachip ins Auge ein, so das sie fortan genau wissen, wo sie sich aufhält und mit wem sie redet. Doch das ist nur der Anfang der spannenden Geschichte um Verrat, Terror und die Freundschaft zwischen den beiden Frauen.

Die Handlung mäandert durch die fünf Bände. Es werden falsche Fährten gelegt und unerwartete Wendungen eingestrickt. Immer fragt man sich, aus welcher Richtung Gefahr für die jungen Frauen droht und wer mit wem unter einer Decke steckt. Die Antagonisten wechseln häufig von der bösen zur guten Seite und wieder zurück. So wissen Lindsey, Chamza und auch der Leser nie, wen man trauen darf. Erst kurz vor Schluss erfährt Lindsey, woher das Vermögen von Chamza tatsächlich stammt. Dazwischen wird ein komplexes Zusammenspiel von Geheimdiensten, Regierungen und Wirtschaftsunternehmen aufgedeckt. Am Ende steht die Welt vor einer unerwarteten Katastrophe. Es ist ein Ende, das man so nicht erwartet hat, obwohl es sich vorher ankündigt.

Der Szenerist Thierry Smolderen und der Zeichner Dominique Bertail haben visionären Weitblick bewiesen, als sie die Geschichte 2008 starteten. Denn die von ihnen beschriebene Welt mit einem geheimen weltumspannenden Bankensystem (der Black Cloud) ist heute schon Realität. Das Zusammenspiel aus Politik, Wirtschafts-Krimi und Science Fiction ist perfekt komponiert und fesselte mich Tage lang. Dazu kommen realistisch gezeichneten Bilder, die eine fast schon strenge Kühle ausstrahlen und sowohl modern als auch sehr natürlich wirken. Obwohl Band 5 bereits 2015 erschien, ist die erzählte Geschichte aktueller denn je.

Das Comics nicht nur für Kinder sind, sondern auch bei Erwachsenen funktionieren beweist »Ghost Money« höchst eindrucksvoll. Es ist ein Gesamtkunstwerk, das nach dem Lesen noch lange in Gedanken nachhallt. Sei es durch die Bilder oder durch die erschreckend wirklichkeitsnahe Geschichte zweier Frauen. Es erschien bei »Schreiber & Leser« und kann bei jedem Buchhändler bestellt werden. Es lohnt sich.

Medizin vs. Unsterblichkeit

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 206 – »Letzte Hoffnung Mimas« von Arno Endler

Bei der Rückkehr der CREST II ins Sol-System kommt es zu Komplikationen während des Wiedereintritts aus der Transition. Nicht nur landet die CREST II weit von der berechneten Eintrittsstelle entfernt, es kommt zudem zu Schäden auf dem Schiff, die viele Verletzte und auch einige Todesopfer fordern. Der Protektor ist plötzlich ohne Bewusstsein und scheint rapide zu altern. Aber auch Ronald Tekener ringt mit dem Tode. Bei ihm sind die Lashat-Pocken wieder ausgebrochen. Thora steuert daraufhin das Medizinische Zentrum auf Mimas an.
Ebenfalls auf dem Weg nach Mimas ist ein Raumschiff des Roten Kreises, einer Hilfsorganisation, die infektiöse Imarter zur Behandlung nach Mimas bringt. Als beide Schiffe fast zeitgleich dort eintreffen, sind die Ressourcen des medizinischen Zentrums schnell erschöpft.
Als Sud und ihr Team herausfinden, dass sowohl Tekener als auch Rhodan mit Dunkelleben infiziert sind und Rhodans Zellaktivator seinen Dienst versagt, beginnt ein Wettlauf um Leben und Tod.

Der Name des Autors auf einem NEO-Titel lässt mich immer kurz zusammenzucken. Mit Band 206 hat er einen seiner besseren Romane abgeliefert. Die Geschichte erinnert an einen Episoden-Mix aus Dr. House und Emergency Room. Übrigens zwei Serien, die ich sehr schätze. Ein hypochondrisch veranlagter Mensch wie ich, fühlte sich während der Lektüre mitunter leicht fiebrig, bei so vielen Symptome und Behandlungsmethoden.

Wie gewohnt stellt der Autor wieder die »unteren Decks« in den Fokus seiner Erzählung. Das finde ich nach wie vor gut. Andererseits wäre es mir lieber, wenn Arno Endler sich dabei auf einige wenige Charaktere und Perspektiven beschränken und dafür die Figuren tiefer ausarbeiten würde. So bleibt er an der Oberfläche und verschenkt dadurch viel Potential. Erfreulich war, dass er die Kapitel dieses Mal etwas länger formuliert hat, als in seinen Vorgängerromanen, was den Lesefluss deutlich verbessert.

Man muss den Autor fast bedauern. Denn ausgerechnet den Protektor als Angriffsziel für das Dunkelleben zu wählen, war wenig geschickt. Jedem Leser ist bewusst, dass Rhodan innerhalb der Serie nicht so schnell sterben wird, schon gar nicht innerhalb der Auftaktstaffel zur nächsten Epoche. Die Wahl eines anderen Charakters hätte deutlich mehr Spannung erzeugt. So muss Arno Endler fast schon krampfhaft versuchen, den Stoff spannend zu gestalten. Ein Vorhaben, das ihm aber nur bedingt gelingt. Ich habe den Roman auf einer langen Zugfahrt gelesen und nach mehr als der Hälfte zur Seite gelegt, und lieber aus dem Fenster gesehen. Erst nach zwei Tagen konnte ich mich zwingen, weiterzulesen, was nicht unbedingt für die Geschichte spricht.

Mich irritiert, dass diese fortschrittliche und allseits gerühmte Klinik so schnell überfordert ist. Zweihundert »angekündigte« Patienten und der erkrankte Protektor und schon kommen Klinik und Angestellten an ihre Grenzen. Medo-Roboter die nur der Positronik gehorchen und nicht dem Medopersonal, sind meiner Meinung nach bei der Behandlung von ausgefallenen Krankheiten fehl am Platz. Da ist Kreativität gefragt. In einem solchen Fall muss der Arzt das letzte Wort haben und nicht die Positronik.

Zu den Isolationsbedingungen gab es einige erzählerische Lücken. Warum legt man den potentiell hochansteckenden Tekener zusammen mit dem Protektor in einen Raum? Warum blieb Tekeners Eindringen in den Isolationsbereich der kranken Imarter ohne Konsequenz, sprich Ansteckung? Vor allen warum steckte sich der Medotechniker Fanroda nicht bei Tekener an, als dieser ihn niederschlug und den Schutzanzug raubte? Und warum dulden die Kommandantin der CREST II und die Kliniksicherheit die Alleingänge von Tekeners Schwester Jessica. Sie hat mit ihrem fast schon kriminellen Vorgehen Patienten in Gefahr gebracht.

Überhaupt wundert mich, warum die Imarter nicht innerhalb ihrer Kolonie behandelt, sondern dem Transitionstress ausgeliefert und ins SOL-System gebracht werden. Wäre da nicht ein Sanitätsschiff innerhalb des Canopus-Systems sinnvoller? All die Fragen haben mir etwas die Lektüre verleitet.

»Letzte Hoffnung Mimas« ist kein Highlight, aber zumindest ein lesbarer Roman von Arno Endler. Durch die vielen Nebengeschichten leidet die bisher spannende Staffelhandlung. Vielleicht wäre es bei solch wichtigen Vorgängen, wie dem Ausfall von Zellaktivatoren oder der Entdeckung des Dunkellebens, besser, sich auf ein oder zwei Hauptcharaktere zu konzentrieren. Wer Arztserien mag, dem wird der Roman vielleicht gefallen. Der NEO-Leser vermisst womöglich die gewohnte Qualität und den Bezug zum großen Ganzen.

Buch zum Flug

Das Buch zum Flug

Nebenstehendes Werbeplakat entdeckte ich vor ein paar Wochen auf dem Bahnhof. Da wirbt die Fluggesellschaft Condor mit einem Kilogramm Extra-Gepäck für Bücher.

Ernsthaft? Laufen der Fluggesellschaft jetzt die Kunden weg? Soll es eine Aufforderung des Buchhandels an die Urlauber sein, mehr zu lesen? Oder was soll die Aktion?

Ich bin früher gern mit Condor in den Urlaub geflogen. Früher heißt, vor zehn bis fünfzehn Jahren, als es noch keine Beschränkungen beim Gepäck gab, als noch kostenlose Mahlzeiten im Flieger serviert wurden und als es sogar noch Wein und Bier gab.

Ich erinnere mich an einen Flug auf die Kanaren, als jeder Fluggast eine Gürteltasche mit Zahnbürste und Kopfhörern bekam. Bei dem ich auf dem Rückflug eine Miniflasche Frankenwein getrunken habe und anschließend so beschwipst war, dass ich mir sogar den ersten Harry Potter-Film bis zu Ende angesehen habe. In dem Fall hätte auch das Flugzeug abstürzen können, ich war so blau, es war mir alles egal. Seitdem trinke ich definitiv keinen Alkohol mehr in Flugzeugen.

Was auch immer der Grund für die Werbekampagne ist, bin ich nach wie vor der Meinung, dass Fliegen heutzutage viel zu billig ist. Mir wäre lieber teurer und dafür mit besserem Service für alle Fluggäste. Da könnte man dann vielleicht auch mehr als ein Kilo Bücher mit in den Urlaub nehmen. Wobei die Vielleser wahrscheinlich eh einen E-Book-Reader dabei haben werden.

Improvisation im Zugverkehr

Wagenanzeige anno 2019

Man muss sich nur zu helfen wissen, dachte wahrscheinlich der Zugchef des Ersatz-ICE, mit dem ich unlängst unterwegs war. Weil mal wieder die Anzeigen nicht funktionierten, beschriftete er die Fläche mit einem weißen Filzschreiber.

Ich hatte die Fahrkarte schon vor Monaten gebucht. Etwa vier Wochen vor Reiseantritt bekam ich eine E-Mail mit einem Verspätungsalarm. Es hieß, der ICE würde ausfallen, dafür würde ein Ersatz-ICE eingesetzt. Bei dem funktionierten offensichtlich die Anzeigen nicht. Wenigstens lief die Klimaanlage auch bei Außentemperaturen von mehr als 35 Grad Celsius, und er fuhr. Was man von dem ICE 4, der normalerweise auf der Strecke eingesetzt wird, nicht sagen konnte. Die hatten ein Elektronik-Problem und waren allesamt kurzfristig aus dem Verkehr gezogen worden, bis der Hersteller eine Lösung gefunden hatte.

Früher war vieles einfacher, aber es funktionierte. Ich denke da an die Platzkartenhalter in die kleine Papierkärtchen eingeschoben wurden. Wenn heute die Anzeige ausfällt, fallen gleich die Leute übereinander her. Willkommen im Hightech-Zeitalter des Reisens!

Die Natur als Vorbild

Manchmal würde ich gern wissen, woher die Kostüm- und Maskenbildner in den Science-Fiction-Filmen ihre Ideen nehmen. Die oftmals schrägen Kreaturen müssen irgendeiner Vorlage entstammen. Dass sich die Künstler öfters bei Mutter Natur bedienen, ist zu vermuten. Gibt es doch viele ungewöhnlich aussehende Tiere und Pflanzen auf der Welt, von deren Existenz die wenigsten von uns eine Ahnung haben.

Unlängst vertilgte ich einen Pfirsich, einen dieser platten Bergpfirsiche, die es seit einigen Jahren im Handel gibt. Als ich mir den Kern näher betrachtete, entdeckte ich eine verblüffende Ähnlichkeit mit einer Figur aus den neuen Star Trek-Filmen …

Keenser ist der Assistent von Chefingenieur Scotty und gibt sich meist recht schweigsam. Vielleicht ging es dem Maskenbildner ähnlich und er ließ sich von einem Pfirsichkern inspirieren.

Quelle: Memory-Alpha
Das Pfirsich-Alien

Quer durch die bayrische Provinz

Stadtansichten: Wasserburg

Wir haben zwar keinen Urlaub, aber wenn man da wohnt, wo andere Urlaub machen, braucht man nur ein paar Kilometer zu fahren, um sich wie im Urlaub zu fühlen. Manchmal reicht auch schon ein Spaziergang vor der Haustür.

Weil uns das Olivenöl mit Limone ausgegangen ist, fuhren wir am Samstagvormittag nach Wasserburg. In der dortigen Filiale »Vom Fass« hatten wir das gewünschte Spezialöl beim letzten Mal gekauft. Wir fuhren also zeitig los, die Sonne schien, es war nicht allzu heiß und auch der Verkehr war nicht übermäßig. Doch dann, keine zwanzig Minuten später die erste Umleitung. Kilometerweit gondelten wir durch die Gegend, bis wir endlich wieder zur Bundesstrasse geleitet wurden. Dort erwartet uns gleich die zweite Umleitung. Als wir wenige Kilometer später auch noch die dritte Straßensperrung vor uns hatten, wollte ich am liebsten gleich wieder umdrehen. Doch da waren wir schon kurz vorm Ziel. Mein Mann fuhr weiter und so kamen wir etwas gestresst in Wasserburg an. Daher meine Empfehlung: die B304 momentan lieber meiden.

Im Parkhaus direkt am Inn bekamen wir auch einen der kostenlosen 4-Stunden Parkplätze. Es ist ohnehin nicht ratsam, durch die verwinkelte Innenstadt zu fahren. Ich frage mich immer wieder, warum die Leute es trotzdem tun. Parkplätze gibt es dort kaum und die Umfahrung über die Bundesstraße ist auch schneller. Egal! Wir spazierten über den Inn, ich fotografierte die in der Sonne schimmernden Fassanden über dem Fluss und tauchte anschließend in die Atmosphäre der mittelalterliche Innenstadt ein.

Wasserburg zeichnete sich durch eine Architektur aus großen alten Häusern aus, mit Lieden und Kreuzgängen unter denen man wandeln kann und in denen kleine Geschäfte und Boutiquen untergebracht sind. Die Fassaden sind schön hergerichtet, und vor den Cafés und Restaurants saßen die Leute auf der Straße, um zu frühstückten. Weil es vor zehn Uhr war, waren noch nicht alle Geschäfte geöffnet.

Wir suchten eine Weile nach der Filiale »Vom Fass« fanden sie aber nicht. Ein Blick aufs Smartphone genügte, um zu erfahren, dass das Geschäft vor ein paar Monaten geschlossen wurde. Vielleicht hätte ich mich vor der Fahrt informieren sollen. Wir bummelten also ein wenig umher, kauften in bei einer Drogeriemarktkette ein und fanden schließlich doch noch einen Laden, in dem man sich Öl, Wein und Spirituosen abfüllen lassen konnte. Die hatten auch das gesuchte Olivenöl und füllten es in unsere mitgebrachte Flasche.

Im Anschluss steuerten wir die Eisdiele an, in der wir immer einkehren, wenn wir in Wasserburg sind und holten uns ein Eis, das wir uns auf einer Bank vorm Rathaus schmecken ließen. Die Sonne schien inzwischen stärker und so verkrochen wir uns bald in den Schatten. Gegenüber vom Rathaus gab es einen Bio-Laden, in dem man unverpackte Waren in mitgebrachte Gefäße abfüllen konnte. Dort kauften wir Gemüse und Milch ein, weil unser Bio-Laden im Ort seit 1. August geschlossen hat.

Inzwischen war der Verkehr dichter geworden. Autokolonnen schoben sich lärmend durch die Straßen. SUV-Fahrer irrten auf der Suche nach einen Parkplatz umher, so dass man als Fußgänger aufpassen musste, damit man auf den schmalen Gehwegen nicht umgefahren wurde. Ich frage mich echt, warum die Stadt dem Verkehr nicht Einhalt gebietet. Die kostenlosen Parkhäuser sind keine 500 Meter entfernt. Was ist so schwer daran, die paar Schritte zu laufen? Ich würde eine Maut einführen oder den Innenstadtbereich nur für den Lieferverkehr und die Anwohner freigeben. Eine großzügige Fußgängerzone, würde der Stadt noch mehr Charme verleihen.

Wir machten also, dass wir wieder davon kamen. Für die Rückfahrt beschlossen wir nicht über die Bundesstraße mit den ewig langen Umleitungen zu fahren, sondern stattdessen querfeldein über die Dörfer. Das machte richtig Spaß. Es herrschte kaum Verkehr, die Aussichten waren idyllisch und man kam durch Orte mit lustigen Namen. Einer hieß »Bahnhof« und hatte sogar einen Gleisanschluss. Wir fuhren durch Pittenhart. Der eine oder andere wird den Ort aus der Serie »Bauer sucht Frau« kennen. Dort wohnt der Bauer, der die Thailänderin Narumol geheiratet hat.

Eine Dreiviertelstunde später erreichten wir, um viele tolle Ausblicke und neue Eindrücke reicher, unser Zuhause, wo Urlauber auf Fahrrädern den Ort bevölkern und auf dem Marktplatz jeden Montag die Blaskapelle spielt. Bayern pur! Wie im Urlaub eben.

Der Coup des Plophosers

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 205 – »Der Geminga-Zwischenfall« von Rüdiger Schäfer

Die CREST II verfolgt Iratio Hondro ins System des Geminga-Pulsars. In der Nähe von Caliban, einem Asteroiden auf dem sich ein Stützpunkt des Geminga-Kartells befindet, übernimmt Hondro innerhalb von Minuten die Kontrolle über die Mannschaft der Crest. Nur die Zellaktivatorträger, die Mutanten und die einstigen Siamesischen Zwillinge Bumipol und Sianuk na Ayutthaya widerstehen der mentalen Kontrolle durch den Plophoser. Während Perry Rhodan, Thora und die Mutanten mit Hilfe der DOLAN und Icho Tolot fliehen können, versuchen die Zwillinge die Bordpositronik SENECA vor der Manipulation durch Ronald Tekener zu schützen, der im Auftrag Hondros handelt, um das Schiff in dessen Gewalt zu bringen.
Rhodan und die Mutanten schmieden einen Plan, um die CREST II zurückzuerobern und die Mannschaft aus den Fängen Iratio Hondros zu befreien. Doch der Plophoser scheint ihnen immer einen Schritt voraus zu sein. Er bringt Rhodan und Thora in seine Gewalt. Nur Tekener kann verhindern, dass Thora Hondros geistigen Angriff überlebt. Gucky teleportiert sie und Rhodan in Sicherheit. Am Ende muss der Protektor kapitulieren und Hondro mit einem Beiboot ziehen lassen. Doch der Plophoser ist weitaus skrupelloser als erwartet. Er hinterlässt an Bord der CREST II nicht nur einen schwerverletzten Tekener, sondern auch eine Zeitbombe. Eine Bombe von der Rhodan und die Crew nichts ahnen. 

Ohne Zweifel schafft Rüdiger Schäfer mit diesem Roman einen Thriller, der den Leser stellenweise atemlos macht. Spannend bis zum Schluss hetzt er den Psychopathen Hondro gegen die Crew der CREST II und gegen Perry Rhodan. Der Terraner wird wiederholt vor eine schwere Entscheidung gestellt. Opfert er die Besatzung der CREST II, um Hondro ein für alle Mal das Handwerk zu legen, oder lässt er ihn ziehen, um die 2000 Menschen an Bord zu retten? Letztendlich wählt Rhodan wie immer den diplomatischen Weg, er gibt nach. Obwohl sich dies angesichts von Hondros Macht als schlimmer Fehler herausstellen könnte. Auch hier steht die Frage im Raum, ob das Leben vieler nicht mehr wert ist als das Leben weniger. Denn schließlich kontrolliert Hondro eine komplette Kolonie, Millionen von Menschen, die seit Monaten unter seiner Herrschaft leiden.

Wobei mir hierzu gerade einfällt: Was passiert im Capella-System, wenn Iratio Hondro nicht dort ist? Kann er die Kolonisten auch über eine so lange Entfernung kontrollieren? Formiert sich vielleicht im Moment seiner Abwesenheit Widerstand gegen ihn? Und wäre es nicht sinnvoll die Terranische Flotte in Bewegung zu setzen, bevor noch weitere Menschen durch ihn sterben? Zumindest die letzte Frage beantwortet Rüdiger Schäfer in seinem Roman. Im Gegensatz zum Solaren Imperium herrscht in der Terranischen Union Demokratie, entscheiden Politiker über das Vorgehen. Wie man aus eigener Erfahrung weiß, mahlen die Mühlen in diesem Fall langsamer. Diese Tatsache ist zwar für den Leser ärgerlich, aber auch ziemlich realistisch.

Ein bisschen stört mich tatsächlich die Übermächtigkeit Iratio Hondros. Das ist fast schon ein bisschen zu viel, um noch glaubhaft zu sein. Ein paar Probleme hatte ich auch mit der Darstellung Ronald Tekeners. Er wirkt in diesem Roman auf mich nicht so zerrissen, wie von Oliver Plaschka beschrieben. Außerdem, seit wann kann er so gut Positroniken manipulieren, wo er doch selbst sagt, er wäre kein Experte? Mir ist seine Beziehung zu Hondro nicht klar. Ich nahm an, dass er Hondro erst seit Monaten kennt, seit dessen Veränderung. Doch hier wurde von Jahren gesprochen. In Band 203 schimmerte ein wenig, eine intimere Beziehung durch. Hondro als Mäzen, der von seinem Schützling unter Umständen auch andere Dienste verlangt. Außerdem hieß es in Band 203: Albträume habe Tekener seit seiner Entführung als junger Mann. Jetzt lese ich, dass Hondro ihm und vielen anderen diese Albträume verschafft. Was denn nun?

Gelungen fand ich die Beschreibungen rund um die Zwillinge und die Positronik SENECA. Das war interessant und nachvollziehbar. Bei der Geschichte mit Gucky kurz vor Ende rutschte mir doch tatsächlich das Herz in die Hose und ich dachte: Fuck, die haben doch nicht wirklich.

»Der Geminga-Zwischenfall« ist ein spannender Roman, voller Überraschungen und interessanter Charaktere, der neugierig macht auf die nächsten Romane der Staffel. Rüdiger Schäfer hat mich wieder mit seinem »schwafelnden« Stil (das meine ich jetzt positiv) gefesselt und mir durch seine Ansichten und Erkenntnisse viel zum Nachdenken mitgegeben.

Mein Weg Rezensionen zu schreiben

Ich wurde unlängst gefragt, wie ich eine Rezension schreibe.

Nach der Lektüre eines Romans warte ich zunächst ein wenig, um das Gelesene sacken zu lassen. Sonst kann es passieren, dass ich mich impulsiv an einem Fehler aufhänge und dabei die guten Stellen des Romans vernachlässige. Daher habe ich mir angewöhnt, erst einmal die Finger still zu halten und eine Nacht darüber zu schlafen. Viel mehr Zeit sollte aber nicht verstreichen, weil sich dann die Erinnerungen mit dem überlagern, was ich im Anschluss lese. Oder ich schlicht vergesse, was ich schreiben wollte. Oder wie mir schon mal passiert ist, dass ich Infos aus der Leseprobe des nachfolgenden Hefts in die Rezension geschrieben habe.

Ansonsten ist es so, dass mir schon sehr bald klar ist, was ich über den Roman schreiben möchte. Die Sätze habe ich schon im Kopf, wenn ich mich vor den Computer setze, oft schon, während des Lesens.

Früher habe ich erst Rezensionen von anderen Rezensenten angeschaut, bevor ich selbst geschrieben habe. Doch das mache ich nicht mehr, weil ich gemerkt habe, wie sehr es meine persönliche Sicht beeinflusst. Ich lese Rezensionen oder Spoilerkommentare erst nach dem ich meinen Text hochgeladen habe. Zwar passiert es mir dann oft, dass ich etwas lese und denke: »Stimmt, dass ist dir auch aufgefallen.« Anfangs hat es mich geärgert, dass ich das in meiner Rezension nicht erwähnt habe, aber inzwischen sehe ich das ein bisschen entspannter.

Das Wichtigste an einer Rezension ist für mich der Titel. Ich möchte schon mit der Überschrift ausdrücken, ob mir der Roman gefallen hat oder nicht. Außerdem muss er Informationen über den Inhalt transportieren. Deshalb investiere ich viele Gedanken an die Titelfindung. Manchmal ist es aber so klar, dass ich den Titel schon weiß, wenn ich das Buch noch nicht zu Ende gelesen habe. Aber oft denke ich ein bisschen länger darüber nach.

Eine Rezension ist nie zu Ende geschrieben. Weshalb ich auch noch nach Tagen an dem veröffentlichten Text herumdoktere, vom Ausbessern der Tippfehler oder den Eigenmächtigkeiten der Autokorrektur mal ganz zu schweigen. Weshalb ich meine Rezensionen zur PERRY RHODAN-Serie ausschließlich in meinem Blog veröffentliche und nicht im Spoiler des PERRY RHODAN-Forums.