Verwirrter Paketbote

Das Paketdienste einen schlechten Ruf genießen, weiß ich schon längst. Die meisten bezahlen ihre Angestellten schlecht und finden deshalb auch keine qualifizierten Leute zum Austragen der Pakete. Diese Woche hat mir aber mal wieder gezeigt, dass ein Paketbote offensichtlich nur eine Qualifizierung braucht – nämlich einen Führerschein. Denn mehr als das, konnte der etwas verplante Mann aus Osteuropa nicht vorweisen. Versteht mich nicht falsch. Der Kerl ist im Grunde ein armer Schlucker und kann wahrscheinlich am wenigsten dafür. Er war neu im Geschäft und völlig überfordert.

Am Mittwochmittag klingelte es in der Firma. Ich öffnete die Tür und ein dünner schlaksiger Paketbote von DPD stand vor der Tür. Der sichtlich nervöse Mann machte mir mittels Gesten und zwei drei gestammelten Wörtern in gebrochenem Deutsch klar, dass er ein Paket für die Firma im Auto hätte und ich warten solle. Dann rannte er los und hantierte eine Weile in seinem Lieferwagen herum. Anschließend schleppte er ein großes und ein kleines Paket herbei. Er deutet auf die Anschrift und fragte, ob das hier auch die richtige Adresse sei. Als ich bejahte, stellte er die Pakete in den Hausflur. Normalerweise gehören die Pakete in die Halle, aber ich sagte nichts, weil ich ihn nicht noch mehr verwirren wollte.

Als er die Strichcodes scannen wollte, streikte sein Scanner. Zumindest machte er komische Geräusche und brachte eine Fehlermeldung. Der Mann wurde noch nervöser und tippte planlos auf dem Gerät herum. Er hatte offensichtlich keine Ahnung, was er da tat und machte den Eindruck, dass er nicht lesen konnten, was das Display anzeigte. Er probierte jeden Strichcode aus, der sich auf dem Paket befand, leider vergeblich. Der Typ tat mir echt leid, aber ich wusste nicht, wie ich ihm hätte helfen können. Nach zirka fünf Minuten gab er auf, entschuldigte sich und ging.

Eine Viertelstunde später klingelte es erneut. Als ich aufmachte, stand der gleiche DPD-Bote wieder vor der Tür und strahlte mich an. In seinen Armen hielt er einen weiteren großen Karton, der an unsere Firma gerichtet war. Er stellte ihn im Hausflur zu den beiden bereits vorhandenen Paketen. Dieses Mal funktionierte sogar das Scannen. Er scannte noch das kleine Paket, was er zuvor geliefert hatte, auch das ging plötzlich. Nur beim Dritten verweigerte der Scanner wieder seinen Dienst. Dieses Mal zeigte mir der Mann das Gerät und fragte, was da stehen würde. Offensichtlich war das Paket beim Einladen ins Auto im Auslieferungslager digital nicht ausgetragen worden. Ich erklärte es dem Mann mit Händen und Füßen. Er schien zu verstehen, packte das Paket und schaffte es zurück zum Auto. Mir blieb nur ein Kopfschütteln.

Am Donnerstag dasselbe Spiel. Es klingelte und der DPD-Bote stand mit zwei kleinen Päckchen vor der Tür. Ich erklärte ihm, dass er die Pakete bitte in der Halle abstellen soll und zeigte ihm, wie er die Tür öffnen kann. Er schien zu verstehen, scannte die Pakete, unterschreiben musste ich aber wieder nicht. Dafür scannte er einen Benachrichtigungszettel und legte ihn auf die Pakete. Dann eilte er wieder davon.

Keine zehn Minuten später stand er wieder vor der Tür und hielt mir freudestrahlend das Paket hin, was er gestern wieder mitgenommen hatte. Dieses Mal klappte auch das Scannen. Er gab mir dann seinen Scanner: ich sollte meinen Namen eintippen und unterschreiben. Was ich auch tat. Der Mann zog sichtlich erleichtert von Dannen.

Ich stelle mir jedoch die Frage: wenn ich als Unternehmen schon jemanden einstelle, der weder Deutsch lesen noch sprechen kann, dann mache ich ihn doch wenigstens mit den technischen Geräten vertraut. Wahrscheinlich hat der Mensch eine zweistündige Schulung bekommen, von der er vielleicht zehn Prozent verstanden hat, weil sie auf Deutsch war. Dann muss ich als Unternehmen, entweder den Leuten einen Sprachkurs finanzieren und sie besser einweisen oder ich kann sie nicht einstellen. Das würde weniger kosten, als wenn der Fahrer jede Firma zweimal anfahren muss, weil er nicht mit dem Gerät zurecht kommt oder die Adresse nicht lesen kann. Übrigens: mein Chef bezahlt unseren Hilfsarbeitern auch Deutschkurse.

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