Große Erwartungen = große Enttäuschungen

Das runde Leder rollt wieder. Es ist Fußball-WM und alle hoffen auf die Wiederholung des Sommermärchens von 2006.

Ich bin kein Fußballfan und kann dem Sport nichts abgewinnen. Das einzige Fußballspiel, was ich von Anfang bis Ende gesehen habe, war ein Zweitligaspiel zwischen dem TSV 1860 München und dem FC Carl Zeiss Jena in der Allianzarena. Ein Kollege hatte mir Karten besorgt, weil mein Vater unbedingt mal ein Spiel in der Allianzarena sehen wollte und Jena sein Lieblingklub ist. Ich habe ihn damals begleitet und so kam ich nicht daran vorbei, mir das Spiel anzusehen. Das ist jetzt auch schon wieder eine halbe Ewigkeit her.

Also lässt mich der ganze Trubel um die Fußball-WM völlig kalt. Sollen diejenigen, denen es Spaß macht, feiern und mitfiebern. Für mich ist das nichts. Was mir aber ziemlich auf den Keks geht ist die Meinungsmache der Medien. Die tun ja so, als hätte Deutschland schon gewonnen, dabei ist das Turnier noch nicht einmal richtig losgegangen. Heute Mittag hat ein Spot im Radio dem Ganzen die Krone aufgesetzt. Da wurde über den ersten WM-Gegner der Deutschen Mexiko hergezogen. So nach dem Motto: ihr Mexikaner braucht gar nicht erst gegen den Weltmeister anzutreten, ihr verliert ja doch. Das war sowas von unmöglich, dass ich mich echt geschämt habe. Dass auf diese Weise unglaublich hohe Erwartungen geschürt werden, ist den Verantwortlichen entweder nicht bewusst oder es ist ihnen egal. Aber wehe, wenn die deutsche Nationalmannschaft verliert, dann wird auf Trainern und Spielern rumgehackt.

Bei dem hohen Erwartungsdruck möchte ich nicht in deren Haut stecken. Egal wieviel Geld man mir bieten würde, dass wäre definitiv kein Job für mich. Warum können die sogenannten Fußballexperten da draußen nicht einfach mal »den Ball flach halten« und sehen, was passiert? Das würde vielleicht sogar die Spieler mehr motivieren, als die Versagensangst, die ihnen durch den medialen Druck eingeimpft wird. Denn bekanntlich sind die unerwarteten Siege die schönsten Siege und das gilt nicht nur beim Fußball.

3 thoughts on “Große Erwartungen = große Enttäuschungen

  1. Auch wenn es jetzt – nach dem Sieg der Mexikaner – etwas merkwürdig aussieht, aber Deinen Ausführungen kann ich nur beipflichten. Die Erwartungshaltung an die deutsche Nationalmannschaft sind immer sehr hoch, und m.E. auch überzogen. Auch andere Nationen spielen gut Fußball, insbesondere die ehemaligen „Außenseiter“ haben doch erheblich an Qualität zugelegt.
    Ganz schlimme finde ich auch, dass jetzt schon gerechnet wird – wenn wir nur Gruppenzweiter werden, dann blüht uns Brasilien im Achtelfinale. Ja, und wenn schon. Dann ist es eben so. Eins nach dem anderen…

  2. Bei einem Finalsieg bekommen die 350.000€ also da habe ich wenig Verständnis für das ganze Mimimi. Und Mitleid schon gar nicht. Die haben überheblich agiert, auch schon im Vorfeld, auch und vor allem im Bezug auf die Erdogan-Affäre. Da wurde stets nur beschwichtigt anstatt zu kapieren, dass das einfach ein absolutes NoGo war. Hätten sich die hohen Herren also hingestellt und einfach nur gesagt: „Sorry, war Scheisse, wissen wir jetzt selbst, ungeschehen können wir es nicht mehr machen, nur in Zukunft besser.“ Dann wäre der Käse gegessen gewesen. Aber das Rumgeeier (schreibt sich das mit zwei ee?) war völlig verfehlt. Na ja und der pomadige Auftritt gegen Mexiko sprach für sich, das war eines Weltmeisters nicht würdig. Klar ist Mexiko kein Fallobst, aber als Weltmeister muss man diese Mannschaft dennoch beherrschen. Hat man nicht, also muss man jetzt auch mit der berechtigten Kritik leben.

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