Gedanken zur Gerechtigkeit

Es war ein Interview, dass ich Anfang der Woche zu lesen bekam, und in dem mich einige Textstellen zunächst irritierten und schließlich ziemlich auf die Palme brachten.

Den Aussagen desjenigen zufolge – ich nenne hier weder Namen noch, um was es genau geht – bekam er Hilfe von einem Profi, was ihm letztendlich einen begehrten »Job« einbrachte, ohne das er eine Ahnung von der Materie hat.

Für diesen »Job« kann sich jeder bewerben, der sich in der Materie auskennt. Es wird natürlich nicht jeder genommen, weil es wie überall bestimmte Qualitätskriterien zu erfüllen gibt. Ich kenne Leute, die sich schon mehrfach dafür bewarben und die hart an sich arbeiten, um irgendwann einmal diesen »Job« zu bekommen. Alles Leute die keine Hilfe von Profis in Anspruch nehmen können oder wollen.

Weil ich einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn habe, schrillten bei mir alle Alarmglocken. Da hatte sich jemand mittels Vitamin B einen Vorteil verschafft. Ich weiß, dass gab es schon immer und wird es immer geben, aber ich finde es perse ungerecht. Weshalb ich mich zwei Nächte lang darüber aufregte. Denn in dem Fall betraf es mich selbst. Ich zähle mich zu denen, die auf ehrliche Weise erfolgreich sein wollen und nicht, weil sie Unterstützung erhalten. Da müht man sich jahrelang ab, arbeitet wie eine Blöde und dann kommt jemand, wendet sich einfach dreist an die richtigen Personen, wird gefördert und kassiert den Erfolg ein. Nein, das ist in meinen Augen alles andere als fair.

Deshalb habe ich mich beschwert. Wie zu erwarten, wurde eine Bevorzugung abgestritten und auf die besonderen Talente desjenigen verwiesen. Da frage ich mich: Wenn es so war, dass er keine Hilfe hatte, warum erzählt er es dann?

Für mich steht am Ende dieser Woche fest, dass es nirgendwo mehr Gerechtigkeit gibt. Das man nur mit Rücksichtslosigkeit und Beziehungen weiterkommt. Und das man für Ehrlichkeit bestraft wird. Egal in welcher Lebenslage. Das lässt mich noch weniger an eine hoffnungsvolle Zukunft glauben, in der Fleiß und Aufopferung mehr gewürdigt werden als Vitamin B.

Trotzdem werde ich da nicht mitmachen.

2 thoughts on “Gedanken zur Gerechtigkeit

  1. Dein letzter Satz ist zum Knutschen!

    Es gibt viele, die da nicht mitmachen.Und tief im Herzen glaube ich, dass das Karma das schon richtet. Dass diese Menschen mit ihrer inneren Leere einen Preis für ihren „Erfolg“ zahlen müssen, den wir, die da nicht mitmachen wollen, nicht zu zahlen bereit sind.

  2. Beziehungen und Selbstdarstellung. Das ist das A und O bei der Karriere. Da ich nur die falschen Leute kenne, letzteres nicht meine Welt ist und mir obendrein die nötige Raubtiermentalität fehlt, krebse ich in meiner Abteilung seit – lass mich kurz nachzählen – 21 Jahren im Urschleim herum. Sozusagen.
    Und ich bin zufrieden damit.
    (Rede ich mir ein)

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