»Das sind aber keine Märzenbecher«, sagte die Verkäuferin als ich den Topf mit den Blumenzwiebeln auf den Ladentisch stellte.
Ich deutete auf das Schildchen im Topf, das eindeutig einen Märzenbecher zeigte. »Das steht es aber …«, brachte ich meinen Einwand vor.
Die Verkäuferin schüttelte den Kopf. »Märzenbecher sind gelb.«
In dem Moment wurde mir klar, das sie von Osterglocken sprach, die im Bairischen auch Märzenbecher genannt werden. Ich wollte aber für unsere Terrasse jene weißen Blümchen, die zur Zeit neben den Schneeglöckchen überall in den Vorgärten blühen.
Da kollidierten sie wieder die beiden Dialekte – das Thüringische und das Bairische. Wie oft bin ich schon in einer hiesigen Bäckerei schief angesehen worden, als ich nach Pfannkuchen verlangt habe. Die heißen in Bayern bekanntlich Krapfen. Als Pfannkuchen bezeichnet man hier Crêpes, die ich als Eierkuchen kenne. Genauso kennen viele meiner bayrischen Bekannten das Wort »Spreißel« nicht (für Holzsplitter, den man sich in die Haut gestochen hat), obwohl das eigentlich ein süddeutsches Wort ist. Auch mit »Rewinzchen« komme ich hier nicht allzu weit, das ist Ostthüringisch und bedeutet übrigens »Feldsalat«.
Wenn ich mit meinem Mann über die Unterschiede zwischen den Begriffen spreche, hat er nur ein mitleidiges Lächeln übrig. Er muss sich mit größeren Herausforderungen herumschlagen, weil er aus einer gänzlich anderen Sprachgegend kommt, in der, sagen wir mal, so eine Art Mittelhochdeutsch gesprochen wird. Da versteht man als Uneingeweihter zunächst kein Wort. Da heißen Krapfen – Krappen, Spreißel – Schiwer und Crêpes – Kletitten. Als Marzebecher (Märzenbecher) werden aber auch da Osterglocken bezeichnet.
Da soll sich einer zurechtfinden.