Adult Coloring oder die Degeneration der Kreativität

Ich habe es getan … und heute Morgen ein Malbuch für Erwachsene gekauft.

Der Trend ist ja nicht mehr ganz so neu und bisher habe ich dem auch wiederstehen können. Aber bei dem Ansturm, den ich im Discounter miterleben durfte, konnte ich nicht zurückstehen. Manche der durchweg weiblichen Kundschaft packten zehn bis zwanzig Malbücher in den Einkaufswagen. Da staunte ich nicht schlecht. Niemals hätte ich gedacht, dass der Trend, den es seit 2013 bereits in Großbritannien und der USA gibt, auch in Deutschland so erfolgreich ist. Und der nicht nur den hiesigen Stiftproduzenten, sondern auch dem Buchmarkt zweistellige Zuwachsraten beschert.

Gibt es tatsächlich auch bei uns Erwachsene, die sich hinsetzen und ein Buch ausmalen? Scheinbar schon, wenn ich sehe, wie umlagert die Auslage mit den Malbüchern war.

Als Kind habe ich es geliebt. Malbücher gab es auch in der DDR, wenn auch nicht in großer Fülle. Auf den organisierten Festen im Ort gab es Malstraßen bei denen ich mir stets ein bedrucktes Blatt Papier holte und stundenlang ausmalte, während sich meine Eltern in Ruhe unterhalten und ein Bier trinken konnten. Doch spätestens als ich größer wurde, war mir ausmalen einfach zu langweilig. Lieber zeichnete ich meine Lieblingsmotive selbst (meistens Pferde, später Porträts meiner Lieblings-Schauspieler und -Sänger).

Wie kommt es, dass sich erwachsene Menschen dafür begeistern können, vorgezeichnete Bilder auszumalen? Entspannung ist eine Antwort, kann aber nicht die einzige sein, denn das gibt es schon seit Jahrzehnten in Form von Mandalas. Sicher ist die Konzentration beim Ausmalen entspannend, aber das ist sie beim Stricken, Häkeln und Perlen auch. Das kenne ich aus eigener Erfahrung. Nichts entspannt mich mehr, als mit etwas Draht und Glasperlen kleine Kunstwerke zu erschaffen oder auch nur die Perlen zu sortieren. Dazu ist keine große Gedankenleistung erforderlich, man ist nur auf sich und die Tätigkeit fokussiert.

Ich sehe bei dem Ausmaltrend noch einen zweiten sehr zeittypischen Grund. Ausmalen erfordert kein großes Können. Man erzielt Erfolge ohne sich anzustrengen. Vieles im Leben wird uns von Technik abgenommen und vereinfacht, Orientierung, Motorik, manchmal sogar Denken. Wir müssen uns bei vielem nicht mehr anstrengen. Die Kreativität bleibt zwar nicht völlig auf der Strecke, aber sie wird zu einer »Kreativität light«. Und am Ende kommt es noch besser. Man kann diese »Erfolge« ganz neumodisch im Internet mit anderen teilen. Unter dem Motto: »Schaut her, was ich Tolles geleistet habe« darf man sich dann in der Bewunderung der anderen sonnen.

Ich gehöre jetzt also auch zu diesen Menschen. Denn ich habe mich dazu verleiten lassen auch so ein Malbuch zu kaufen. Obwohl ich das nicht nötig habe und eigentlich jede Form eingeschränkter Kreaktivität ablehne. Es ist zumindest kein typisches Malbuch, sondern eines, in dem man für die Konturen erst noch Zahlen verbinden muss. Ja, das hört sich noch weniger kreativ an. Es ist ein Selbstversuch. Denn ich möchte unbedingt wissen, ob die Tätigkeit genauso entspannend ist, wie wenn ich mit meinen Buntstiften selbst ein Bild male. So wie die beiden Zeichnungen die einst das Cover der »Starbase 18« zierten.

Entqualifizierung für Akademikerinnen

Der Artikel erschien bereits im August auf »Blätter für deutsche und internationale Politik«. Es geht darin um das neue akademische Prekariat. Geisteswissenschaftlerin Britta Ohm berichtet von ihren Erfahrungen mit Jobvermittlern und dem schweren Stand selbständig tätiger Akademikerinnen besonders im Hochschulbereich.

Obwohl ich keine Geistes- oder Sozialwissenschaftlerin bin, sondern selbstständige Ingenieurin, kann ich ihre Erfahrung aus dem Jobcenter nur bestätigen. Auch ich werde nächsten Monat wieder vor meine Arbeitsvermittlerin treten. Sie wird wie immer mit den Schultern zucken, sich staunend nach meinen Erfolgen als Autorin erkundigen und mir nahelegen, mich doch mehr in diese Richtung zu orientieren. Denn auf dem Arbeitsmarkt für Ingenieure, auf dem ja angeblich Fachkräftemangel herrscht, hat sie mir seit sechs Jahren trotz intensiver Bewerbungen keine Festanstellung vermitteln können. Und sie wird vorsichtig anmerken, dass es vielleicht es besser gewesen wäre, ich hätte nicht studiert, sondern in meinem gelernten Beruf weitergearbeitet.

In den Momenten denke ich gelegentlich: Eigentlich ist es schade um das Geld, das der Staat in mein Studium investiert hat.

Wer wissen will, wie sich das anfühlt, den verweise ich auf den Artikel von Britta Ohm. Besser könnte ich es auch nicht beschreiben:

https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2016/august/exzellente-entqualifizierung-das-neue-akademische-prekariat

Krieg der Sternenkinder

Quelle: Perrypedia
Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 88 – »Schläfer der Ewigkeit« von Oliver Fröhlich

Nachdem mir »Sternenkinder« von Rüdiger Schäfer so gut gefallen hatte, wollte ich unbedingt wissen, wie die Geschichte um die Orristan weitergeht. Ich freute mich richtig auf den Roman von Oliver Fröhlich, doch meine Freude erhielt schon auf den ersten Seiten einen Dämpfer. Die Handlungsstränge mit Perry Rhodan in der INNESSAY und dem Errkarem Kittur verliefen einigermaßen zäh. Zwischen dem Abenteuer mit den Sternenkindern und dem »Schläfer der Ewigkeit« lag wieder ein Roman mit anderem Schauplatz. Und so dauerte es eine Weile, bis ich mich in die Handlung eingelesen hatte, die ab dem zweiten Drittel zwar deutlich an Fahrt gewinnt und auch einige spannende Szenen bereithält, aber nicht an die »Sternenkinder« heranreicht.

Den ganzen Roman über fragte ich mich, wie ein Volk wie die Orristan und die Errkarem so fortschrittliche Technologie besitzen können und dennoch ein so fragwürdiges Gesellschaftssystem und so engstirnige Denkweisen haben. Doch dann zog ich Parallelen zu unserer Realität und erkannte, dass wir als Gesellschaft nicht viel besser sind. So ist es bezeichnend, dass es am Ende der Eigennutz einer einzigen Person – Amakka – ist, derentwegen beinahe ein Krieg zwischen den beiden Völkern ausbricht.

An dieser Stelle kommt Perry Rhodan ins Spiel, der zusammen mit Bully, der Ara Leyle und der Puppe Sannasu von den Errkarem gefangen genommen worden wird, sich aber befreien kann. Am Ende tritt er sehr pathetisch als Friedensstifter auf, der im Sinne der Völkerverständigung das eigene Leben aufs Spiel setzt. Er hätte fliehen und die Errkarem ihrem Schicksal überlassen können, tut es aber nicht, obwohl sie ihn exekutieren wollten. Das er zuvor dem Enteron die Meinung gesagt hat und gegenüber der Entität seinen Willen durchsetzen konnte, war wohl die wichtigste Szene der Handlung und auch des weiteren Staffelverlaufs. Hatte ich doch bisher den Eindruck, dass er sich von dem Geschenk, das Rhodanos ihm gemacht hat, zu sehr gängeln ließ und das Enteron jede Notlage ausnutzte, um Perry an sich zu binden. Überhaupt bin ich über einen Helfer wie das Enteron nicht sehr glücklich. Es ist eine Allzweckwaffe, die für jedes Problem eine Lösung parat hält, was es auf Dauer zum echten Spannungskiller macht. Oliver Fröhlichs Weg, sich auf den Konflikt zwischen Rhodan und dem renitent werdenden Enteron zu konzentrieren, fühlte sich an dieser Stelle erfrischend richtig an.

Spannend aber wenig glaubwürdig ist die Handlung um Ras Tschubai und die Orristan auf dem Mars. Das sie unbemerkt in ein Materiallager der Arkoniden vordringen können, ohne entdeckt zu werden … nun ja. Sie tragen zwar Halaton-Anzüge, aber rein visuell sollten sie dennoch sichtbar sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Arkoniden an einem so wichtigen Ort wie dem Materiallager, keine Sicherheitskräfte stationiert haben, oder die Positronik die Landung des Schiffes der Orristan zumindest visuell nicht wahrnimmt. Außerdem bewegen sich die Figuren mal wieder in einem Lagerhaus. Das hatten wir bereits in der vergangenen Staffel und so langsam verliert das Setting seinen Reiz.

An dieser Stelle fragte ich mich ja: die Orristan verfügen anscheinend über hochentwickelte Technologie, aber sie benötigen die beiden Menschen um ihnen Ausrüstung der Arkoniden zu beschaffen. Bei den Anzügen sehe ich es vielleicht noch ein, aber bei den Energiewaffen …

Trotz dieser Unwägbarkeiten war der Roman stellenweise recht spannend. Das lag vor allem an der Darstellung der beiden Völker, dessen Fremdartigkeit der Autor so gut gezeichnet hat, ohne das sie ihre Menschlichkeit einbüßten. Das Rhodan bei seinem Auftritt als Vermittler jedoch nur in Unterhose im All schwebte (mit dem Enteron als Schutzhülle) fand ich aber dann doch reichlich übertrieben, wenn nicht gar ein wenig lächerlich. Und woher er weiß, das er den Schläfer wecken kann, wird auch nicht so richtig erklärt.

Am Ende steht mal wieder die Prophezeiung über eine (weitere) neue Bedrohung für die Erde. Um was es sich dabei handelt bleibt wie immer unklar. Sowohl die Arkoniden als auch die Methanatmer scheinen nicht damit gemeint zu sein. Der Hinweis auf einen weiteren nicht fassbaren Feind und damit auf einen neuen Handlungsstrang lässt mich als Leser erneut in Frustration zurück. Inzwischen frage ich mich ernsthaft, wie Frank Borsch als Exposéautor all die offenen Handlungsfäden in den verbliebenen elf Romanen zusammenknüpfen will.

Ausflug zum Tegernsee

Am Montag war ich von einem meiner Kunden (meinem Arbeitgeber, quasi) zu einem Betriebsausflug an den Tegernsee eingeladen.

Ich fuhr mit der Bahn ziemlich früh los, um zum vereinbarten Zeitpunkt dort zu sein. Das klappte auch ganz gut, wenngleich die häufigen Umstiege und die dahin zuckelnden Regionalbahnen etwas nervig waren.

Für einen Septembertag herrschte traumhaftes Sommerwetter. Bereits vormittags war es angenehm warm und die Sonne schien. Wir starteten zu einem Segway-Ausflug, bei dem alle viel Spaß hatten. Ich habe das schon vor zwei Jahren mal gemacht und bin immer wieder von der Art der Fortbewegung begeistert. Rund zwanzig Kilometer fuhren wir von Tegernsee nach Rottach-Egern und zurück. Die Strecke führte auch am See entlang, aber viele Abschnitte legten wir auf der Straße zurück, was ich nicht so toll fand. Autos, Radfahrer und Fußgängern zusammen mit der Gewöhnung an das Segway-Fahren, forderte hohe Konzentration. So bekam ich von der schönen Umgebung nur wenig mit. Die Gegend ist recht mondän, was Häuser, Autos und Geschäfte angeht. Da spürte man geradezu das Geld, das sich dort konzentriert.

Nach der anstrengenden Fahrt, meine Füße litten am Ende unter Durchblutungsstörungen, kehrten wir in Tegernsee in einer bekannten Gastwirtschaft am See ein. Es gab bayrische Schmankerl und nach dem Essen verbrachten wir noch eine Stunde bei großer Hitze am See.

Anschließend besichtigten wir die Büttenpapierfabrik in Gmund. Das Ausflugsziel war nicht ohne Grund gewählt, denn die Papierfabrik zählt zu den Firmenkunden. So bekam ich zum ersten Mal eines der Farbmessgeräte, die ich mitentwickle, an seinem Bestimmungsort zu Gesicht: am Ende der Papierbahn einer Papiermaschine. In gut zwei Stunden erfuhren wir alles über die Herstellung von qualitativ hochwertigem Papier. Die Technik und die vielen bunten Papierrollen waren beeindruckend. Die produzieren dort eine sechsstellige Zahl an Papiersorten, unter anderem auch das Papier für die Umschläge, die bei der Oscar-Verleihung eingesetzt werden.

Dennoch war es sehr heiß und meine Beine fühlte sich am Ende wie Gummi an. Ich war echt froh, mich wieder auf den Heimweg machen zu können. Und so fuhr ich um halb fünf von Gmund wieder mit der Bahn nach Hause, wo ich drei Stunden später ankam.

Es war ein sehr schöner Tag, aber auch unheimlich anstrengend, vor allem wegen der hochsommerlichen Temperaturen.

Vielen Dank an Chef und Kollegen, dafür das ich dabeisein durfte.

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Die SOL 83 ist da

sol-83-cover-c-prfz-001Gestern lag die SOL 83, die Mitgliederzeitung der PERRY RHODAN FanZentrale im Briefkasten. Leider hatte ich am Abend nur Zeit, um sie einmal durchzublättern und die ersten beiden Artikel zu lesen.

Das schöne blaue Cover gefällt mir und natürlich gefällt mir auch das Layout meiner NEO-Kolumne »NEOisiert« die zum ersten Mal in der SOL erschienen ist. Im Grunde ist es eine leicht überarbeitete Zusammenfassung meiner NEO-Rezensionen aus dem Blog. Die einen oder anderen Perryfans, die hier regelmäßig vorbeischauen, werden den Text kennen. Aber das Gros der Mitglieder kennt ihn eben nicht und was lag näher als die Rezensionen einem größeren Publikum zugänglich zu machen.

In der Kolumne in der SOL 83 geht es um die Posbi-Staffel, während ich gerade den letzten Roman der Staffel »Arkons Ende« lese. Das heißt, dass auch in der nächsten SOL eine NEO-Kolumne von mir enthalten sein wird.

Neben der Besprechung der Romane der Erstauflage von  Markus Gersting enthält die SOL 83 außerdem eine ziemlich lange Geschichte von Holger Döring, ein Interview mit meinem Schreibcoach Roman Schleifer, Artikel über William Voltz, Teil 3 der »Unterwegs mit Gucky«-Reihe, Dr. Robert Hektor schreibt über den kosmologischen Hintergrund der PERRY RHODAN Erstauflage, Herbert Keßel erzählt aus der Vergangenheit der PRFZ und es gibt wieder eine »Coming of Rhodan«-Challenge zwischen Autor und Fan. Genug Material also, damit es mir in den nächsten Tagen nicht langweilig wird.

Suche nach Besun

Quelle: Perrypedia
Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 87 – »Rückkehr der Fantan« von Michelle Stern

Mit einem soliden und spannenden Roman setzt Michelle Stern endlich die Ereignisse aus Band 85 fort, zumindest, was die Handlung um Thora betrifft. In Band 86 waren wir mit Rüdiger Schäfer an den Rand des Sonnensystems gereist. Ich muss zugeben, das mir dieses Durcheinander verschiedenster Handlungsstränge über mehrere Romane verteilt, so gar nicht gefällt. Für meinen Geschmack geht da Spannung verloren. Denn wenn auf einen Cliffhanger im nächsten Roman keine Auflösung erfolgt, sondern erst ein paar Romane später, kann das schon ziemlich frustrierend sein. Ich weiß nicht, was sich Exposéautor Frank Borsch dabei gedacht hat und vielleicht funktioniert das für andere Leser auch, für mich leider nicht.

Doch zurück zum Roman. Thora wurde also von den Mutanten Olf Stagge und Wuriu Sengu gerettet und arbeitet jetzt zusammen mit Free Earth an einem Plan, um Reekha Chetzkel zu entführen. Allein der Plan ist eine Ungeheuerlichkeit von der ich als Leser sofort weiß, dass er nicht gelingen kann und werde auch darin bestätigt, als der Einsatz von Thora und den Mutanten scheitert. Dann stellt sich jedoch heraus, das alles nur ein Übung war. Diese Finte macht die Angelegenheit nun wieder spannend. Dennoch habe ich wenig Hoffnung, als das Einsatzteam um Thora überstürzt zur Mission an den Kilimandscharo aufbricht.

Ganz ehrlich, ein Liebesnest des Reekha für sich und seine terranische Geliebte, das finde ich ziemlich abwegig. Chetzkel ist ein knallharter Kerl. Als Oberbefehlshaber der Truppen, wird er sicher nicht den Fehler begehen und persönlich gegen das Fraternisierungsverbot verstoßen. Da will man dem Arkoniden mit dem Schlangengesicht nachträglich noch eine menschliche Komponente verleihen, was aus meiner Sicht so gar nicht funktioniert. Interessant ist allerdings die Information, dass seine Augmentation in eine Schlange nicht freiwillig geschah. Wobei ich schon wieder zweifele, wie das Volk einer Marginalwelt über medizinische Kenntnisse verfügen kann, um tiefgreifende Veränderungen an Arkoniden durchzuführen, ohne das das Imperium davon weiß. Aber gut, die Information ist wichtig genug, damit sie in den nächsten Bänden noch eine Rolle spielen kann.

In dem Zusammenhang kommen wir zu Mia. Die zu einer Katze umgewandelte Berlinerin hat den schlangenhaften Arkoniden anscheinend um den Finger gewickelt, um ihre Augmentation zu vervollkommnen. Obwohl sie Angst vor ihm hat und ihm nicht traut, hält sie zu ihm. Da helfen auch nicht die Informationen, die sie von der Free Earth Aktivistin bekommt, dass Chetzkel ihren Ex-Freund Paul auf dem Gewissen hat. Nur kurz denkt sie daran, den Arkoniden an die Bewegung zu verraten, entschließt sich aber im entscheidenen Moment dagegen. Das war sehr glaubhaft umgesetzt, denn eine Person, die so weit geht, sich selbst zu verändern, wird nicht kurz vorm Ziel aufgeben.

Während die Autorin in dieser Hinsicht Wert auf Glaubwürdigkeit legt, funktioniert das am Beispiel der Free Earth Bewegung nicht so ganz. Das sich Free Earth nach so kurzer Zeit der Besatzung durch die Arkoniden schon an so vielen Orten der Welt organisiert und Widerständler rekrutiert hat, halte ich für umstritten. Auch der Aufbau einer Widerstandsorganisation braucht Zeit, denn nicht jeder Terraner scheint mit der Besatzung durch die Arkoniden ein Problem zu haben. Viele arbeiten ja freiwillig mit ihnen zusammen. Da braucht es schon ausgefeilte Methoden, um die Spreu vom Weizen zu trennen, wenn man nicht die falschen Leute rekrutieren will.

Im namengebenden Handlungsstrang des Romans geht es um den Fantan Set-Yandar, der auf der Jagd nach dem Besun seines Lebens ist. Es ist ihm so wichtig, dass er trotz arkonidischer Besatzung eine Rückkehr zur Erde wagt. Unter dem Vorwand die, beim letzten Besuch gestohlene, Golden Gate Bridge zurückzubringen, verschafft er seinem menschlichen Besun – dem Koreaner Bak Kien – Zeit, um das Besun aufzuspüren. An dieser Stelle kann ich Administrator Homer G. Adams nicht verstehen, wie er dem Fantan blind vertrauen kann. Er muss doch wissen, dass Set-Yandar etwas im Schilde führt, denn ein Fantan, der ein Besun zurückgibt, ist mehr als verdächtig. Hier ein großes Lob an die Autorin, der es gelingt die Fremdartigkeit der Fantan überzeugend mit allen Sinnen zu schildern. Auch der Charakter von Bak Kien ist ihr mehr als gelungen. Schön erzählt finde ich die Nebengeschichte um seinem Großvater und der Blick auf seine Freunde und das Leben, das er bis vor seiner Entführung durch die Fantan geführt hat.

Im dritten Handlungsstrang, der sich mit dem Zweiten am Ende überschneidet, geht es um Crest, Julian Tifflor und Mildred Orson. Set-Yandar ist hinter Crest’s Zellaktivator her. Und als Set-Yandar erkennen muss, das Crest nicht unsterblich ist, bricht für ihn eine Welt zusammen. Die Konfrontation ist sehr spannend und emotional geschildert und hat mir gut gefallen. Während ich mir jedoch nicht sicher bin, ob der Fantan wirklich so naiv ist, zu glauben, dass Crest ihm die richtigen Koordinaten jener Welt gibt, auf der er den Zellaktivator erhalten hat.

»Rückkehr der Fantan« ist ein spannender Roman, der wieder mal an der Zerrissenheit der NEO-Handlung leidet. Für mich beinhaltete diese NEO-Staffel zu viele parallele Handlungen, zu viele Geschichten, deren lose Fäden erst Bände später wieder aufgenommen werden. Das ist eine echte Herausforderung an den Leser. Was mir persönlich nicht gefallen hat, waren die Ortsdarstellungen, die meist wie Beschreibungen aus einem Reiseführer klangen. Sei es Südkorea, der Schauplatz am Kilimandscharo oder zum Schluss auf den Azoren. Da hatte ich oftmals das Gefühl, dass die Autorin ihre eigenen Reiseerlebnisse unterbringen wollte. Das ist gut gemeint, kommt mir an den Stellen (besonders bei den Azoren) durch zu viele Details zu aufgesetzt vor.

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Die Modelle der Star Trek Raumschiffsammlung

»Wir leben auf einem Raumhafen!«, sagte ich dieser Tage zu meinem Mann. Der sah mich erst einmal verständnislos an, bevor ich ihn aufforderte. »Zähl doch mal die Raumschiffe, die im Wohnzimmer stehen!«
Er grinste und meinte: »Das ist kein Raumhafen, sondern ein Multiversum-Spaceport, da die Raumschiffe aus verschiedenen Universen stammen.« Anschließend tat er mir den Gefallen und zählte all die Raumschiffmodelle, die auf Schränken und in Regalen stehen. Er kam auf 161 zuzüglich der 10 Modelle, die im Keller in der Schachtel für die Christbaumdeko lagern. Eines der 161, eine Enterprise NCC-1701-A in Quadrokopter-Ausführung, kann sogar richtig fliegen.

Ich gebe ja zu, das klingt jetzt alles ein wenig verrückt, vor allem, wenn man bedenkt, das wir nur 52 qm Wohnfläche haben. Aber man muss eben Prioritäten setzen. Die einen sammeln Schallplatten, die anderen Bücher. Mein Mann sammelt Raumschiffmodelle, von denen er viele selbst gebaut hat. Das macht sie zu etwas Besonderem.

Ich fühle mich wohl auf unserem Spaceport und packe alle vier Wochen aufgeregt die neuen Modelle der Star Trek Raumschiffsammlung aus. In vier Wochen ist es wieder soweit, dann werden auf unserem Raumhafen zwei Raumschiffe mehr stehen.

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Gottesdienst vom Beckenrand

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25-Meter Privatpool

Weil heute morgen das schönste Sommerwetter war, nutzten wir zum letzten Mal in diesem Jahr die Gelegenheit das Freibad in Bergen zu besuchen. Ich erzählte bereits im vergangenen Jahr von dem urigen Bad am Fuße des Hochfelln.

Als wir nach Zehn ankamen, waren nur eine Handvoll Besucher im Bad. Die Rentnerinnen packten gerade ihre Sachen und das 25-Meter-Becken lag leer und verlockend vor uns. Ich liebe solche Umstände, das ist fast so, als schwämme man in einem privaten Pool.

Heute hatten die Bademeister ein Radio am Beckenrand aufgestellt. Als ich ins Wasser stieg, bemerkte ich, das der Sonntagsgottesdienst auf Bayern 1 lief. Ehrlich, es war schon etwas verstörend zu Predigt und Chorälen seine Bahnen durchs Schwimmbecken zu ziehen. Ich bekam ja nur die Hälfte mit, weil ich beim Brustschwimmen mehr unter Wasser, als über Wasser schwimme. Aber beim Verschnaufen am Beckenrand musste ich das in vollem Umfang über mich ergehen lassen. Irgendwann hat der Bademeister das Radio weggeräumt und auf der Außenbahn einem Mädchen die Prüfung zum Schwimmabzeichen abgenommen, während Eltern und Schwester stolz vom Beckenrand zusahen.

Wir sahen ebenfalls zu, ließen uns von der Sonne trocknen und tauchten dann noch einmal selbst für ein paar Runden ab, bevor wir gegen Mittag wieder nach Hause fuhren. Solche entspannten Freibadbesuche sind selten. Für mich war es, trotz der akustischen Untermalung, ein versöhnlicher Abschluss einer durch das schlechte Wetter spät gestarteten Badesaison.

Link-los

Eigentlich wollte ich heute etwas nettes schreiben, aber aus aktuellem Anlass gibt es einen Aufreger der Woche und der hat es in sich.

Da hat der europäische Gerichtshof ganze Arbeit geleistet. Am Donnerstag fiel ein Urteil in einen Urheberrechtsprozess, der aus meiner Sicht den Sinn des Internets in Frage stellt. Der EuGH schränkt die Linkfreiheit ein. Internetnutzer können schon mit einem Link das Urheberrecht verletzen, egal ob sie das auf ihrem Blog oder bei Facebook, Twitter und Co tun.

Der Einsatz von Hyperlinks auf Internetseiten und in Blogs wird neu reguliert. Durch das gefällte Urteil darf man von nun an nur Dinge verlinken, für die man eine möglichst schriftliche Einverständniserklärung des Urhebers hat. Das bedeutet für mich als Bloggerin, keine YouTube-Videos mehr, in Rezensionen keine Titelbilder von Büchern, sofern ich nicht vorher bei den Verlagen um Erlaubnis bitte und keine Fotos außer meinen eigenen (das habe ich sowieso schon so gehandhabt). Des Weiteren betrifft es Links zu allen Seiten, von denen ich die Verfasser nicht kenne. Das Verlinken von privaten Blogs mit Zustimmung des jeweiligen Blogbetreibers scheint noch erlaubt zu sein, aber selbst da muss man vorsichtig sein. Denn dort könnte der Bloginhaber Inhalte verlinkt haben, für die er keine Genehmigung eingeholt hat. Wie immer geht es auch bei diesem Urteil nur um eines – Geld in Form von Gewinnerzielungsabsichten. Auch wenn ich keinen kommerziellen Blog habe, so bedeutet das nicht, dass ich aus dem Schneider bin. Denn die Linie zwischen kommerziell und nicht-kommerziell ist nur schwer zu ziehen. Jeder der einen Werbefinanzierten Blog sein eigen nennt, steht damit schon mal auf der kommerziellen Seite. Aber auch ich, die ich durch meine Rezensionen Werbung für die Publikationen mache (auch wenn ich dafür kein Geld bekomme) kann mit Abmahnungen rechnen. Denn das Urteil erlaubt allen Anwälten der Welt bei mir abzukassieren, wenn ich keine Genehmigung es Urhebers nachweisen kann. Was realistisch gesehen auch völlig unmöglich ist.

An sich ist es ja schön, wenn sich jemand über das Urheberrecht Gedanken macht, um Künstler und Autoren zu schützen. Ich habe dafür vollstes Verständnis. Aber das aktuelle Urteil des EuGH schafft mehr Rechtsunsicherheit, als es zu beseitigen. Wenn man das Verlinken von Inhalten im Internet unterbindet, dann ist das zwangsläufig das Ende des Internets. Soweit wird es zwar nicht kommen, aber wenn man es genau nehmen will, dann sagt das Urteil genau das aus. Im Grunde ist es nichts anderes, als die Einschränkung von Presse- und Meinungsfreiheit, wenn ich und andere, Inhalte aus Blogs oder von Nachrichtenseiten nicht mehr ohne weiteres verlinken bzw. teilen darf.

Aus diesem Grund werde ich bis zur weiteren Klärung keine Links mehr posten, zu Bildern und Seiten von denen ich keine Genehmigung habe. Da sage ich nur, willkommen im Vorinternetzeitalter.

Insgeheim frage ich mich ja, wie Google das handhaben will. Die Google-Suche besteht ja nur aus Links von denen sehr viele das Urheberrecht verletzten. Man darf gespannt sein.

Nun, da ich das Urteil ja nicht verlinken darf, ist hier das abschließende Urteil des Gerichtshofs der europäischen Union in Worten:

»Art. 3 Abs. 1 der Richtlinie 2001/29/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Mai 2001 zur Harmonisierung bestimmter Aspekte des Urheberrechts und der verwandten Schutzrechte in der Informationsgesellschaft ist dahin auszulegen, dass zur Klärung der Frage, ob das Setzen von Hyperlinks auf eine Website zu geschützten Werken, die auf einer anderen Website ohne Erlaubnis des Urheberrechtsinhabers frei zugänglich sind, eine „öffentliche Wiedergabe“ im Sinne dieser Bestimmung darstellt, zu ermitteln ist, ob die Links ohne Gewinnerzielungsabsicht durch jemanden, der die Rechtswidrigkeit der Veröffentlichung der Werke auf der anderen Website nicht kannte oder vernünftigerweise nicht kennen konnte, bereitgestellt wurden oder ob die Links vielmehr mit Gewinnerzielungsabsicht bereitgestellt wurden, wobei im letzteren Fall diese Kenntnis zu vermuten ist.«

Quelle: netzpolitik.org