Am Anfang war das Chaos

Quelle: Amazon

Im Rahmen der William Shatner Edition »Unendliche Weiten« sahen wir uns dieser Tage »Chaos on the Bridge« an.

Die Dokumentation berichtet vom Neustart der Star Trek Serie in den Achtzigern. Erzählt wird die Hintergrundgeschichte der ersten Staffeln von »Star Trek: Das nächste Jahrhundert«. Dazu kommen sowohl Autoren, Produzenten, als auch Schauspieler zu Wort. William Shatner höchstpersönlich wirft einen Blick hinter die Kulissen und befördert News zu Tage, die Star Trek Fans in Staunen versetzen werden. Selbst ich, die seit dem Start der Serie 1990 in Deutschland dabei ist, wusste nicht genau, was da im Hintergrund gelaufen ist.

Man hatte zwar immer mal wieder gehört, dass Gene Roddenberry versucht hat, seine Ideen mit Macht durchzusetzen. Aber wie und mit welchen Mitteln, davon hatte ich bisher nichts gehört. Besonders die Autoren litten in den ersten drei Jahren »Höllenqualen«. Da wurden Drehbücher von Roddenberrys Anwalt und von ihm selbst umgeschrieben und die Namen der Autoren aus dem Skript entfernt. So geschehen mit Autorin D. C. Fontana im Pilotfilm »Mission Farpoint«. Erst ein Gericht entschied, dass ihr Name gleichwertig neben dem von Roddenberry auftauchte. Manche Autoren waren nur eine Woche lang beschäftigt, bevor sie grundlos und ohne ihr Wissen buchstäblich vor die Tür gesetzt wurden. Als Gene Roddenberry erkrankte, gab es zunächst keinen der Entscheidungen traf. Kurz danach übernahm ein Freund von Roddenberry die Leitung und führte die Serie in seinem Sinne fort. Was sich für das Autorenteam höchst schwierig gestaltete, da es innerhalb der Enterprise-Crew keine Konflikte geben durfte. Und auch in der Föderation sollte es ohne Reibereien abgehen. Als Autor weiß man aber, dass jede Geschichte einen tragenden Konflikt braucht, um zu funktionieren. Ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie sehr sich die Autoren für eine spannende Geschichte ohne Konflikt abmühen mussten. Selbst als die Produktion des Drehbuchs bereits in der Vorbereitung war, kam Roddenberry und verwarf das Manuskript, um drei Tage später ein neues zu präsentieren. Die Anzahl der Autoren, die in der ersten Staffel verschlissen wurden, beläuft sich auf 30! Und das bei 26 Episoden.

Doch nicht nur die Autoren waren gefrustet, die Schauspieler traf es gleichermaßen. Fast alle waren davon überzeugt, dass die Serie das ersten Jahr nicht überleben würde. Patrick Stewart zum Beispiel. Das Studio wollte unbedingt ihn haben, Roddenberry aber lehnte ab, weil Stewart eine Glatze hatte. So erschien der Brite mit Perücke zum Vorsprechen. Roddenberry fand das albern und bat ihn die Perücke abzunehmen und siehe da, er war von Stewarts Performance dermaßen überzeugt, dass er euphorisch einwilligte. Denise Crosby fühlte sich hingegen permanent unterfordert. Sie war 15 Stunden lang am Set und in der Folge sah man nur ihre Beine in den Brückenszenen. Ein Grund, warum sie schließlich aus der Serie ausstieg. Auch Gates McFaddens Rausschmiss wird im Film hinreichend beleuchtet. Da der Produzent die Figur der Dr. Crusher nicht mochte, nahm man in der zweiten Staffel Diana Muldaur als Dr. Pulaski in die Serie auf. Was bei den Zuschauern gar nicht gut ankam und somit Gates McFadden in der dritten Staffel zurückkehren durfte.

Zusätzlich sorgten auch ein Autorenstreik und Patrick Stewarts Drohung hinzuschmeißen dafür, dass die Serie kurz vor dem Aus stand. Erst nach dem Tod von Gene Roddenberry und der Übernahme von Rick Berman stabilisierte sich die Produktion. Das strenge Gerüst von Roddenberrys Forderungen wurde aufgeweicht, damit spannende Geschichten mit Konflikten möglich wurden.

Ich kann jedem Star Trek Fan nur empfehlen, sich diese Dokumentation anzusehen. Nicht nur die Interviews sind sehenswert, vor allem die als Comic-Strip nachgestellten Szenen sind außergewöhnlich und unterstreichen die unglaubliche Vorgänge, die sich zwischen 1987 und 1992 abgespielt haben. Für TNG-Fans ein absolutes Muss.

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