Das self-made Board

Ein Freund von mir lernt gerade Skateboard-Fahren, als Recherche für einen Roman. Da fiel mir ein, dass ich auch mal so ein Ding besaß. Meine Skateboard-Phase ist allerdings schon lange vorbei. Ich weiß nicht mehr wann, aber es war wohl Mitte-Ende der Achtziger, als das auch in der DDR aufkam. Natürlich war für uns so ein Board unerreichbar, zumindest für diejenigen, die nicht über großzügige Westverwandtschaft verfügten.

Fest stand, ich wollte auch so ein Board. Doch woher bekommen? Die Westverwandtschaft fiel aus und so war eben Improvisation gefragt. Eine Fähigkeit, über die fast jeder DDR-Bürger verfügte, bzw. verfügen musste. Ich kramte meine alten Rollschuhe hervor, die man sich an die Schuhe schnallen konnte und bat meinen Vater mir ein Stück Sperrholz zurecht zuschneiden. Welches ich dann hingebungsvoll abschliff und mit roter Farbe anmalte, die ich bei meinem Vater in der Werkstatt fand. Ich glaube, es war Lack von seinem alten Trabant.

Dann zerlegte ich einen Rollschuh in alle Einzelteile und versuchte die Rollen ans Brett zu schrauben. Das funktionierte leider nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Aber mein Vater hatte eine Idee und nahm die Rollen und das Brett mit zur Arbeit. Ein Kollege war Schweißer und der schweißte die Halterung mit den Rollen auf zwei Metallplatten und schraubte sie an.

Mit den Worten: »Damit wird deine Tochter öfter mal auf die Nase fallen.«, händigte er es meinem Vater aus. Mir war das egal. Ich war jung und hinfallen gehörte dazu. Hauptsache ich hatte ein Skateboard und rollte damit in unseren Hof herum. Es war zwar etwas wackelig, das förderte aber den Gleichgewichtssinn. Es gab nur ein winziges Problemchen: Das Ding fuhr nicht geradeaus, weil die Rollen nicht präzise genug ausgerichtet, bzw. angeschraubt waren. Wenn ich damit herumrollte, beschrieb es immer einen Bogen.

Gestern habe ich das alte Ding herausgekramt und war überrascht, wie winzig es ist. Zu einem richtigen Skateboard fehlte mir damals offensichtlich der Vergleich. Aber rollen tut es noch. Ich habe mich nur nicht getraut, mich ganz daraufzustellen, weil ich heute doch ein paar Kilo mehr wiege als damals, und ich so meine Bedenken habe, ob das rostige Metall das aushält.

Auf alle Fälle ist es eine schöne Erinnerung, die ich zusammen mit dem Board noch ein bisschen länger bewahren werde.

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