Zweiklassenmedizin

Wenn ich einen Termin bei einem Arzt vereinbare, bei dem ich noch nicht war, vermeide ich zu erwähnen, dass ich nicht gesetzlich versichert bin. Manchmal höre ich dann schon das Aufstöhnen der Arzthelferin am Telefon, dass doch alles voll wäre und das es beim besten Willen nicht geht. In den meisten Fällen findet sich aber doch ein Termin, auch wenn ich länger darauf warten muss. Ich nehme das gern in Kauf, weil ich keine Sonderbehandlung möchte.

Es gibt aber immer wieder Situationen in denen ich das P-Wort in den Mund nehmen muss. So wie heute. Ich brauche einen Termin beim Augenarzt. Der letzte liegt schon drei Jahre zurück und meine bisherige Augenärztin hat ihre Praxis in Schwabing. Nun kann ich nicht immer wegen eines Arzttermins nach München fahren. (Beim Gynäkologen tue ich das zwar, aber das hat seinen Gründe.) Also rief ich die hiesige Augenarztpraxis an und bat um einen Termin. Sofort wurde mir erklärt, dass es für Kassenpatienten eine Sperre gäbe und sie keine Patienten mehr annehmen würden. Ich war schon drauf und dran aufzulegen, um doch lieber in München einen Termin zu machen. Doch dann ließ ich es darauf ankommen. Ich erwähnte vorsichtig, dass ich privat versichert wäre. »Ach so, das ist was anderes“, erklärte mir die Dame am Telefon und fragte ob es mir morgen 15 Uhr passen würde. Da war ich erstmal sprachlos über so viel Dreistigkeit. Für Kassenpatienten war keine Zeit, Privatpatienten kamen scheinbar gleich dran. So was regt mich tierisch auf. Ich lehnte den Termin ab und ließ mir einen für kommende Woche geben. Gut fühle ich mich nicht dabei.