Von Hobbyautoren und Egoschreiberlingen

Ich habe grundsätzlich nichts gegen Leute, die ihr enormes Ego vor sich hertragen, solange hinter diesem Ego auch eine gewisse Genialität steckt. Dann ist es durchaus zu ertragen, wenn jemand großspurig auf sein Können hinweist. Wenn nun aber Leute, die offensichtlich wenig Ahnung haben, sich benehmen, als hätten sie die Weisheit mit der Muttermilch aufgenommen, geht mir das gehörig gegen den Strich. Wenn diese Personen sich auch nach gutem Zureden nicht einsichtig erweisen, kann ich richtig unangenehm werden. Ein bisschen Demut vor dem eigenen Tun hat noch niemandem geschadet. Im Gegenteil!

Ich bin als Hobbyautor nicht perfekt und ich werde es auch nie sein, aber ich möchte alles dafür tun, um der Perfektion ein klein wenig näher zu kommen. Dafür arbeite ich hart, nutze zum Lernen jede Gelegenheit, die sich mir bietet und nehme jede Hilfe an. Im Fall eines Hobbyautors kann die Hilfe aber nur von außen kommen. Wer nur still im heimischen Kämmerlein vor sich hin schreibt, wird nie besser werden. Das habe ich in den vergangenen Monaten schmerzhaft begriffen.

Als Autor ist man sehr oft auf beiden Augen blind und damit meine ich nicht die Tipp- oder Rechtschreibfehler, die einem durch die Lappen gehen, sondern eher die Zusammenhänge, den Handlungsverlauf und den Kern der Geschichte. Wie überzeuge ich den Leser von dem, was ich schreibe? Interpretiere ich die handelnden Figuren richtig? Baue ich überhaupt einen Spannungsbogen auf? Ein Autor hat alles im Kopf, doch es auch so aufzuschreiben, damit die Leser zu den gleichen Emotionen oder Erkenntnissen gelangen, ist die wahre Kunst am Schreiben. Eine Geschichte soll fesseln. Dabei geht es in erster Linie nicht um die Form, sondern um den Inhalt. Was nützt mir ein Manuskript, dass zwar frei von Rechtschreib- und Grammatikfehlern ist, bei dem aber die Geschichte nicht funktioniert oder so langweilig ist, dass ich es als Leser nach zwei Seiten wieder weglege? Mir ist eine Geschichte, die spannend geschrieben ist, tausendmal lieber, als ein fehlerfreier Text bei dem ich gähnen muss.

Bei Hobbyautoren gibt es eine klare Zweiteilung. Diejenigen, die bereit sind, an sich zu wachsen, die ihre Fehler akzeptieren, die auch mal heftigere Kritik wegstecken können und diejenigen, die gebauchpinselt werden wollen. Meist sind das jene, die großspurig davon reden, wie stolz sie auf ihr Werk sind, und jede Kritik an sich abprallen lassen oder verbal auf den Kritiker eintreten. Sehr oft sind das jene, die massiv viel schreiben, so dass ein Roman auf den anderen folgt. Woran sich ermessen lässt, wie wenig Aufwand sie in die Nachbearbeitung ihrer Texte stecken. In meinen Augen sind das Egoschreiberlinge. Sie schreiben nicht, um der Geschichten willen, sondern des Ruhmes wegen. Meinetwegen können diese Leute so viel schreiben, wie sie wollen, so lange sie niemanden dazu nötigen, es zu lesen und bei Kritik sofort in die Offensive gehen. Das finde ich unprofessionell.

Natürlich streichelt eine Veröffentlichung das eigene Ego und auch ich nehme mich da nicht aus. Doch man muss sehr vorsichtig sein, dass einem der Ruhm nicht zu Kopf steigt. Nach dem Schreiben ist vor dem Schreiben. Für mich ist wichtig zu mir selbst zurückzufinden, am Boden zu bleiben und weiter zu lernen, damit auf eine Veröffentlichung auch die Nächste (vielleicht bessere) folgt.