Kaum zu glauben, aber man findet sie noch, die kleinen aber feinen Filme, die fern ab vom Mainstream zugleich unterhalten und informieren.
Montag Abend lief bei EinsFestival der Film „Miral“. Die Geschichte beruht auf dem autobiografischen Roman von Rula Jebreal. In diesem Drama über eine junge palästinensische Israelin geht es um mehr, als um das (Über)Leben von Frauen im Nahost-Konflikt. Der Zuschauer erfährt sehr viel zur Geschichte Israels und Palästinas. Erzählt wird die Geschichte eines Waisenhaus‘ in Jerusalem von der Gründung Israels 1948 bis zum Vertrag in Oslo 1993.
Miral ist nur eine der im Film vorgestellten Frauenfiguren, deren Lebensweg näher beleuchtet wird. 1973 als israelische Palästinenserin geboren, wächst sie zunächst bei ihren Eltern auf. Nach dem Freitod der Mutter gibt sie der Vater schweren Herzens in die Waisenkinderschule. Dort erfährt sie eine sehr gute und vor allem pazifistische Ausbildung. Als sie mit siebzehn als Lehrerin in die Flüchtlingslager in den besetzten Gebieten geschickt wird, muss sie mit ansehen, wie Israelis die Behausungen der dort lebenden Palästinenser abreißen. In ihr erwacht der Gedanke, das man etwas dagegen tun muss. Sie lernt einen jungen Mann von der PLO kennen und verliebt sich in ihn. Als dieser einen Anschlag verübt und Miral von der Miliz auf einem Foto erkannt wird, gerät auch sie unter Verdacht. Verhaftet, verhört und misshandelt kommt sie nach 24 Stunden in einem Schauprozess frei, doch ihr pazifistisches Weltbild ist ins Wanken geraten. Ihr Glaube, das Juden und Palästinenser friedlich zusammenleben können, ist beschädigt und dennoch setzt sie alle Hoffnungen auf den Osloer-Friedensprozess.
Der Film ist durch das Schicksal der Frauen nicht nur fesselnd, sondern vor allem informativ. Obwohl er eine sehr subjektive Sicht (in diesem Fall die Sicht der Palästinenser) hat, zeigt er doch auch, dass es viele Menschen auf beiden Seiten gibt, die eine Einigung des Nahost-Konflikts herbeisehnen. Das macht auch die Widmung im Abspann deutlich. Überraschenderweise ist der in NYC geborenen Regisseur Sohn jüdischer Eltern.
Es gibt in diesem Streifen noch eine Besonderheit, die ihn für mich besonders macht: Der Vater von Miral wird von keinem geringeren als Alexander Siddig gespielt (besser bekannt als Darsteller des Dr. Julian Bashir aus STAR TREK – DEEP SPACE NINE). Der charismatische Schauspieler gehört zu meinen Lieblingsdarstellern, den ich vergangenes Jahr auf der FEDCON persönlich kennenlernen durfte. In „Miral“ zeigt er seine große darstellerische Bandbreite. Toll!