Amerikanische Heuschrecken

Sie fallen unerwartet zu Tausenden ein, fressen alles kahl, und wenn sie weiterziehen, hinterlassen nur blanke Erde…

Heute hielt ich eine Software-Schulung ab. Nun, ich habe das schon öfter gemacht, es ist also nichts Neues für mich. Eigentlich sollte mich das ja stolz machen, das jemand von meinen Erfahrungen profitieren möchte, die ich immer gern und bereitwillig teile. Doch in diesem Fall plagt mich echt das schlechte Gewissen, denn ich werde Wissen weitergeben, das in der Endkonsequenz meine Kollegen arbeitslos machen wird, mich vielleicht auch. Ein bisschen fühlt es sich so an, als würde man an dem Ast sägen, auf dem man sitzt. Entsprechend motiviert fühle ich mich gerade.
Da denken sich ein paar „schlaue“ Manager etwas aus, um Bilanzen zu bereinigen, ohne auch nur einen Blick auf die Menschen hinter den Zahlen zu werfen. Da werden Pläne geschmiedet, ohne die Beteiligten nach ihrer Meinung zu fragen, und die, die am Ende dieser Kette sitzen, wie der kleine Angestellte, der jahrzehntelang brav seinen Job für die Firma getan hat, wird vor vollendete Tatsachen gestellt und darf schließlich die Suppe auslöffeln. Ich finde das nicht nur unfair, sondern auch abscheulich.
Aber weder ich noch die Kollegen werden daran etwas ändern können. Was bleibt ihnen anderes als die Verbreitung von Zweckoptimismus. Ich dagegen sehe die Lage düsterer. Es erinnert mich doch zu sehr an das, was sich nach der Wende in vielen ostdeutschen Betrieben abgespielt hat. Jetzt trifft es eben die Firmen in den alten Bundesländern, nur sitzen die Urheber dieses Mal im fernen Amerika.

…Mal sehen was übrig bleibt, wenn der Heuschreckenschwarm vorübergezogen ist.