Faszinierende Internet-Visualisierung

Quelle: Filmstarts.de

Eigentlich wollten wir am Freitag nach München zum Trekdinner. Doch dann begann es am Mittag zu schneien. Der Himmel verdunkelte sich und die auf der Straße liegenbleibenden Schneeflocken raubten uns die Lust an der langen Fahrt. Zumal auch die Autobahn mal wieder gesperrt war. Kurzentschlossen nutzten wir den Abend stattdessen für einen Kinobesuch. Wir sahen uns »Ralph reichts 2: Chaos im Netz« an.

Ich fand den ersten Film über die Videospiel-Figuren schon ziemlich klasse; die tollen Animationen der Spielelandschaften genauso wie die vielschichtigen Charaktere. Da steckten eine Menge witziger Ideen drin, aber auch genug ernsthafte Botschaften, um Kinder wie Erwachsene gleichermaßen zu begeistern.

Im zweiten Teil müssen Ralph und Vanellope ins Internet, um bei Ebay ein Lenkrad für Vanellopes Videospiel zu bekommen. Das ist natürlich mit jeder Menge Abenteuern und Verlockungen verbunden. Am Ende bekommen zwar beide, was sie wollen, finden aber auch heraus, dass wirkliche Freundschaft bedeutet, loslassen zu können.

Die Visualisierung des Internets ist den Machern extrem gut gelungen. Ich bin sicher, das man sich den Film mehr als zwei oder dreimal ansehen muss, um alle versteckten Anspielungen mitzubekommen. Der Film kann nämlich nicht nur Kindern verständlich erklären, wie das Internet funktioniert, sondern macht sie auch auf die Gefahren aufmerksam, die dort lauern. So werden die Helden weder vor Viren und dem Darknet, noch vor Katzenvideos oder den Kommentaren der Nutzer verschont. Allein das macht den Film absolut sehenswert.

Wer die Möglichkeit hat, sollte »Chaos im Netz« unbedingt in 3D ansehen, weil sich bei diesem Streifen der 3D-Effekt wirklich auszahlt. Ich habe keine Sekunde des witzigen Animations-Spektakels bereut.

Übrigens: als wir vom Kino nach Hause fuhren, war der Himmel sternenklar und kein Gramm Schnee mehr zu sehen. Das war ja klar!

Esmera – Eine Frau steht ihren Mann

Quelle: splitter-verlag.de

Nachdem ich jetzt einige Comics bzw. Grafik-Novels vom Splitter-Verlag kennen und lieben gelernt habe, stand »Esmera« von Zep und Vince schon länger auf meinem Wunschzettel. Nun habe ich das schön bebilderte Werk von meinem Mann zu Weihnachten bekommen.

Bei dem Comic handelt es sich um eine pornografische Liebesgeschichte. Wobei, so richtig harte Sexszenen gibt es nicht zu sehen, dafür viel nackte Haut, große Brüste und der eine oder andere Penis. Okay, das muss man mögen. Es ist aber nicht das Wichtigste an dem Buch.

Was mir besonders gut gefallen hat, war die Geschichte hinter den Bildern. In dem Mädchen Esmera schlummert eine ungewöhnliche Gabe, die, verriete ich sie hier, potentielle Leser spoilern würde. Ich sage nur, dass sie unerwartet ist und den Verlauf der Handlung bestimmt, die von den frühen sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts bis ins Jahr 2015 reicht. Zusammen mit Esmera erlebt der Leser historische Ereignisse, wie die Studentenunruhen Ende der Sechziger, Hippies, AIDS und den Wandel der Gesellschaft vom prüden Katholizismus bis hin zur sexuellen Revolution. Das ist spannend und unterhaltsam zugleich.

Die Zeichnungen sind ausschließlich in Schwarz-Weiß, was dem Ganzen einen künstlerischen Touch verleihen soll. Mir hätte es gefallen, wenn wenigstens einige davon bunt gewesen wären. Aber auch so ist es eine schöne Geschichte, die durch die Zeichnungen an Intensität gewinnt. Ich bin mir sicher, das würde auch gut als Erotikfilm funktionieren.

»Esmera« erschien 2016 bei Splitter und ist direkt beim Verlag oder im gut sortierten Comic-Handel erhältlich.

Bewegte Männer

Quelle: rowohlt.de

»Auf deinem Wohnzimmertisch hockt ein nackter Hetero und grunzt.« Diesen Satz habe ich noch heute im Kopf, wenn ich an den Film Der bewegte Mann denke. Das Bild dazu übrigens auch – Til Schweiger im Adamskostüm auf einem Glastisch.

Im Herbst 1994 kam man um den Filmerfolg aus Deutschland nicht Drumherum. Es ist der erste zeitgenössische deutsche Film, den ich in einem Kino gesehen habe. (Die Karl-May-Filme die im Ferienprogramm in den Achtzigern in den DDR-Kinos liefen, stammten aus den Sechzigern.) 1994 steckte ich mitten in der Ausbildung in Oberfranken und weiß noch genau, dass der Film in einem Bayreuther Kino über 29 Wochen lief. Das ist mehr als ein halbes Jahr. Mein Mann hat ähnliche, wenn auch nicht so positive Erinnerungen an den Streifen. Er wartete auf Star Trek – Generations, das im November in die deutschen Kinos kam. Weil aber Der bewegte Mann so erfolgreich war, verschob das Kino in Traunstein Generations um Wochen nach hinten. Schlecht für die Star-Trek-Fans gut für das Publikum von Der bewegte Mann.

Allerdings möchte ich heute nicht über den Film schreiben, sondern über den Comic, der die Vorlage dazu lieferte. Den bekam ich am Freitag in die Hände, als mir die Deutsche Bahn mal wieder eine Stunde extra Zeit am Bahnhof in Bamberg »gönnte«. Aus lauter Verzweiflung, weil sich mein Lesestoff bereits erschöpft hatte, kaufte ich mir kurzerhand die Jubiläumsausgabe von Der bewegte Mann von Ralf König. Ich habe hier bereits über seine Comics Barry Hoden und Raumstation Sehnsucht geschrieben.

Beim Lesen des Jubiläumsbands (1987 war der Comic erschienen) war ich überrascht, wieviel von der Comicvorlage letztendlich im Film landete. Normalerweise lassen sich die Macher von Filmadaptionen mehr Spielraum, hier wurde die Vorlage so gut wie eins zu eins umgesetzt. Zu den Bildern im Comic hatte ich immer die Bilder aus dem Film im Kopf inklusive der Stimmen und Gesichter der Schauspieler. Verrückt!

Der Comic besteht aus zwei Geschichten, die zusammen in den Film eingeflossen sind. Der bewegte Mann und Pretty Baby sind in der Originalfassung abgedruckt. Zusätzlich enthält der Jubiläumsband einige Extras. Unteranderem einen kurzen Comic, der 29 Jahre später spielt und in dem sich die Protagonisten von einst als gealterte Persönlichkeiten wiederbegegnen. Des Weiteren ein Gespräch zwischen Ralf König und Joachim Król, der damals in die Rolle des schwulen Protagonisten Norbert Brommers geschlüpft war. Weiterhin einen Rückblick von Ralf König und einen Artikel von Michael Töteberg über dazu Zustandekommen des Films.

Allein die Extras finde ich ausgesprochen spannend. Aber auch die Geschichte hat nach wie ihren Reiz, obwohl heutzutage der Umgang mit Schwulen und Lesben viel selbstverständlicher ist, als noch in den Achtzigern. Allein daran merkt man dem Comic sein Alter an.

Der mit 270 Seiten umfangreiche Comicband erschien bei rororo und ist überall dort erhältlich, wo es Comics gibt und natürlich auch im Onlinehandel. Was mich angeht sind die 15 EUR jeden Cent wert.

Der verschollene Mauseschatz

Quelle: Amazon

Torben Kuhlmann hat ein neues Kinderbuch veröffentlicht. Nach »Lindbergh« und »Armstrong« kommt nun »Edison«. Ich habe das Buch am Wochenende in einer Buchhandlung ins Karlsruhe entdeckt und sofort gekauft.

Dabei ist der Titel zunächst verwirrend, denn es geht am Beginn des Buches nicht um den großen Erfinder, sondern um einen Mausejungen, der den geheimen Schatz seines Ururur…großvaters finden möchte, und sich dazu an den Mauseprofessor wendet, der einst zum Mond geflogen ist. Die beiden finden heraus, dass der Schatz auf dem Meeresgrund des Atlantik liegen muss. Um dahin zu kommen, müssen sie einiges an Erfindungsgeist investieren. Aber letztendlich klappt es und sie finden den Schatz, der eine große Überraschung ist.

Die Geschichte ist für kleine und große Kinder gedacht. Sogar Erwachsene wie mich sind bei den wunderschönen Zeichnungen hin und weg. Das Bilderbuch möchte man gar nicht mehr aus der Hand legen. Die vielen lebensechten Zeichnung enthalten viele Details, die man nach und nach entdecken kann. Aber auch die Geschichte ist schön geschrieben und im Gegensatz zu anderen Bilderbüchern werden eben nicht die Bilder erklärt, sondern die Illustrationen sind Teil der Geschichte und vervollständigen den Text.

Ich bin inzwischen großer Fan des Künstlers und habe alle seine Werke im Bücherregal stehen.

»Edison« ist im NordSüd Verlag erschienen und seit 31. August im Buchhandel oder Online erhältlich. Das Buch kostet 22 Euro, von denen sich jeder Cent lohnt.