Die Katakomben des Mars

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 277 – »Die schlafende Göttin« von Lucy Guth

Die SOL empfängt eine verschlüsselte Botschaft, die offensichtlich an Atlan gerichtet ist. Der unbekannte Absender deutet an, dass die Imperatrix noch am Leben sei und Atlans Hilfe braucht. Die Koordinaten verweisen auf einen Ort unterhalb von Leticrons Festung auf dem Mars.
Nach einem Streit mit Perry Rhodan, der hinter der Botschaft eine Falle vermutet, brechen Atlan und Mirona Thetin auf, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Allerdings fällt es ihnen schwer auf dem Mars zu agieren, ohne von den Überschweren entdeckt zu werden. Nach mehreren Fehlschlägen und einer Beinaheverhaftung, bietet ihnen die Alt-Marsianerin Toja Hainu ihre Hilfe an, doch zuvor müssen die beiden eine Art Prüfung ablegen. Unter dem kräftezehrenden Marsch über- und unterhalb der marsianischen Wüste leidet vor allem Mirona Thetin, deren Zellaktivator immer häufiger aussetzt. Diese Aussetzer setzen ihr nicht nur körperlich zu, sondern vor allem psychisch.
Am Ende finden sie Atlans Mutter und der Arkonide kann sich von ihr verabschieden, bevor sie stirbt. Nachdem er sie dreimal verloren hat, findet er nun endlich seinen Frieden mit sich. Nur Mirona treiben nach wie vor jene Geheimnisse um, die sie nicht mit Atlan geteilt hat.

Ich hatte mich sehr auf diesen Roman gefreut und darauf, dass die Geschichte um Atlan und seine Mutter endlich aufgeklärt wird. Das Ergebnis hat mich jedoch enttäuscht.

An der Perspektive der Figuren liegt es nicht. Ich finde, dass Mirona Thetin noch nie so »menschlich« auf mich gewirkt hat, wie in diesem Roman. Auch Atlans Beweggründe sind stets nachvollziehbar. Die Streiterei zu Beginn mit Perry Rhodan, der als der große Warner auftritt, gefiel mir nicht so gut. Sie wirkte aufgesetzt. Rhodan hat schon mehrmals in ähnlichen Situationen gesteckt und dann ebenfalls Atlans Warnungen ausgeschlagen. Es ist nur legitim, wenn Atlan den Spieß nun umdreht. Soweit sollte Rhodan den Arkoniden inzwischen kennen.

Wobei die Reise zum Mars nicht einer gewissen Blauäugigkeit entbehrt. Die beiden landen ohne jeglichen Plan auf dem roten Planeten und laufen stets Gefahr, erkannt zu werden. Sowas ist entweder Leichtsinn oder Größenwahn. Dass durch ihre Aktion eine Marsianerin stirbt, nehmen beide billigend in Kauf und schieben es auf die Überschweren. Zumindest macht sich Atlan später nochmal Gedanken darüber. Ich denke, sie hätten sich leichter getan, wenn sie Gucky mitgenommen oder zuvor besser recherchiert hätten. So tappen sie mehr oder weniger blind umher und müssen von Glück reden, dass sich die Alt-Marsianerin, bei der es sich wahrscheinlich um eine Schwester der Tiefe handelt, ihnen hilft.

Und da sind wir auch schon bei den Kapiteln im Roman, die mir so gar nicht gefallen haben. Der ewig lange Marsch durch die Wüste, sowohl oberhalb als auch unterhalb der Oberfläche. Da war nicht viel Neues zu lesen. Leute laufen durch dunkle Höhlen, treffen auf exotische Lebewesen, die sie sofort angreifen und gegen die sie sich verteidigen müssen, bevor sie am Ende ans Ziel kommen. Wie oft habe ich das in der letzten Zeit bei NEO gelesen? Gefühlt jeder zweite Roman enthält solche oder ähnliche Szenen. Diese sind von Lucy Guth zwar spannend geschrieben, logisch sind sie aber nicht. Mal davon abgesehen wie die Würmer und der Krake überhaupt auf den Mars gekommen sind, stellt sich die Frage: warum stürzen sich diese Lebensformen immer gleich auf die Humanoiden? Die Würmer ernähren sich offensichtlich von Gestein, Menschen oder Arkoniden passen also gar nicht in ihr Beuteschema. Außerdem, müssten sie nicht eigentlich inzwischen den ganzen Mars untergraben haben? Der Autorin sei dank, machen sich zumindest die Protagonisten ähnliche Gedanken darüber.

Diese ganze Prüfungsgeschichte fand ich überflüssig. Der Titel des Buches lgeht nahe, dass es um Atlans Mutter geht. Und ich hätte lieber mehr über die Imperatrix erfahren. Zum Beispiel woher sie die Position der SOL kannte? Oder woher sie plötzlich die telepathischen Fähigkeiten hat, um Atlan den Plan der Höhlen ins Gehirn zu transferieren? War es vielleicht gar nicht Atlans Mutter sondern eine Schwester der Tiefe, die in ihren Körper geschlüpft ist? Mir war das jedenfalls alles zu spekulativ, zu wenig greifbar und durchdacht.

Es ist offensichtlich, dass das Thema der Staffel – Leticron – zwar am Rande immer wieder angesprochen wird, letztendlich es aber keine Konfrontation mit dem Überschweren oder gar eine Lösung des Konfliktes gibt.

»Die schlafende Göttin« ist ein gutes Beispiel dafür, das spannendes Erzählen nicht ausreicht, wenn die Handlung nicht bis zum Ende durchdacht ist oder der Romantitel mehr suggeriert, als er halten kann.

Freigesetzt

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 276 – »Die Cybora- Etappe« von Rainer Schorm

Der Emotionaut Mentro Kosum, der Haluter Icho Tolot und die Bestie Tro Khon fliegen mit der DOLAN in das von Leticron besetzte Spicasystem. Sie landen unentdeckt auf Cybora, NATHANs Kolonie, auf der von den Posbis Emotionauten ausgebildet werden. Mentro Kosum als eingeborener Cyborianer mischt sich unter die Einheimischen, um Kontakt zu einem Ministrel zu bekommen. Denn nur NATHAN selbst kann ihnen den Weg zu seiner geheimen Enklave Makko weisen, um dort die Informationen aus der Bulle auszulesen.
Bei der Freisetzungszeremonie eines neuen Jahrgangs von Emotionauten, geht etwas mächtig schief. Leticron hat die Posbis gezwungen auch Überschwere zu Emotionauten auszubilden. Der Versuch schlägt fehl und die Männer verlieren den Verstand. Es kommt zu Kämpfen, die in der Zerstörung des Gebäudes gipfeln und einen Konflikt zwischen Posbis und Leticrons Anhänger auslösen.
Mentro Kosums cybernetische Implatate werden beschädigt. Mit Hilfe eines alten Freundes kann er fliehen und zu einem NATHAN-Interpreter gelangen, der nicht nur seine Implantate reparieren kann. Im gleichen Zuge bekommt er endlich Kontakt zu einem Ministrel.
Da werden sie von den Überschweren entdeckt. Einer der gescheiterten Emotionauten hat mit Kosum noch eine Rechnung offen. Zum Glück greift Icho Tolot in den Kampf ein und kann sowohl Mentro Kosum, als auch den Ministrel und seinen Interpreter in Sicherheit bringen.

Der Roman ist sehr technisch und relativ Ereignisarm. Mir fiel das Lesen schwer, denn die komplexen technischen Details taugen definitiv nicht als Gute-Nacht-Geschichte. Ich habe meist nur abends Zeit und Ruhe zum Lesen, deshalb hat es auch so lange gedauert, bis ich den Roman durchhatte.

Inhaltlich bringt Rainer Schorm viele Details zu Cybora, der einzigen Kolonie, die bisher noch nicht im Mittelpunkt eines NEO-Romans stand. Auch die Hintergrundgeschichte von Mentro Kosum wird erstmals in der NEO-Serie aufgegriffen. Das ist umso verwunderlicher, da der Charakter bereits seit Band 210 dabei ist. Dem Autor gelingt es, Mentro Kosums Gefühlsleben und seine Vergangenheit gut zu vermitteln, vor allem dessen Blindheit, mit der er nach dem Ausfall seiner Implantate erneut konfrontiert wird.

Es gibt eine Menge technischer Erklärung, die zwar allesamt logisch klingen, bei denen dennoch ein paar Fragen in mir zurückbleiben. Wer hat den Impuls ausgelöst, der zum Ausfall von Kosums Implantaten führte? Warum lassen die Posbis zu, dass die Überschweren eine Emotionautenausbildung machen, obwohl sie offensichtlich nicht dafür geeignet sind. Posbis sind biomechanische Roboter, die als unbestechlich gelten. Warum rebellieren sie erst jetzt und nicht schon früher? Warum arbeitet NATHAN überhaupt mit Leticron zusammen? Wer hat das Lykeion gesprengt? Leticron selbst? Zur Ablenkung oder aus Frust?

Immer noch ungeklärt ist, was es mit der Bulle auf sich hat. Das von den Posbis als CLAVIS bezeichnete Artefakt, scheint etwas Wichtiges zu beherbergen, das Leticron am besten nicht in die Hände bekommt. Dieses Rätselraten zieht sich für meinen Geschmack schon etwas zu lange hin. Rainer Schorm gibt zwar ein paar Hinweise, aber den wirklichen Sinn und Zweck der ganzen Geschichte rund um die Posbi-Bulle habe ich noch nicht erfasst. Das wirkt mir alles irgendwie zu konstruiert.

Die Staffel hat toll und ereignisreich begonnen, aber nach mehr als der Hälfte der Romane scheint inzwischen die Luft raus zu sein. Alles dient nicht der Auflösung des Konflikts um Leticron, sondern eher der Vorbereitung der nächsten Staffel. Ich vermisse die innenpolitische Auseinandersetzung mit den Überschweren, die in diesem Roman nur am Rande passiert. Und ich vermisse Perry Rhodan, der jetzt im vierten Band in Folge keine Rolle spielt.

»Die Cybora-Etappe« ist ein schwierig zu lesender Roman, der zwar einiges über die Kolonie NATHANS zu erzählen weiß, aber wenig zum Handlungsfortschritt der Staffel beiträgt.

Eisige Zeiten

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 275 – »Kriechende Kälte« von Ruben Wickenhäuser

Thomas Rhodan da Zoltral gelingt es mit Hilfe der Vitalier aus einem havarierten Raumschiff der Gon-Mekara eine Datenbulle zu bergen. Dem Artefakt hängt allerdings eine ansteckende Kälte an, die alles erstarren lässt, was ihr zu nahe kommt und die sich wie ein Organismus ausbreitet. Selbst im SPEICHER, der geheimen Raumstation der Vitalier im Solsystem, können die Daten der Bulle nicht ausgelesen werden. Nur die Überschweren auf dem Mars haben die Technologie, mit der die Botschaft aus der Bulle extrahiert werden kann.
Thomas bricht mit Jessica Tekener zu einer Undercover-Mission auf den Mars auf. Dort treffen sie auf einen Posbi, der sie zu einem geheimen Stützpunkt der Überschweren führt. Nur hier im Aerarium kann die Bulle ausgelesen werden. Sie können erfolgreich ins Aerarium eindringen, werden dann aber kurze Zeit später von den Überschweren entdeckt. Der Posbi opfert sich und zerstört das Aerarium, damit die beiden mit der Bulle und den entschlüsselten Daten entkommen können.
Die Vitalier besitzen nun geheime Informationen über die von NATHAN gegründetes Kolonie Cybora und machen sich auf den Weg dorthin.

Das ist jetzt schon der dritte Roman in Folge, ohne Perry Rhodan. Nicht das ich ihn vermissen würde, aber es ist schon auffällig, dass der Namensgeber der Serie so lange aus der Handlung verschwindet.

Ruben Wickenhäuser beleuchtet in diesem Roman die Gesellschaft der Vitalier. Was er sehr ordentlich macht. Dennoch frage ich mich ernsthaft, warum die Überschweren, die Vitalier noch nicht entdeckt haben, so fahrlässig, wie sich die Piraten verhalten. Thomas Rhodan da Zoltral bildet da keine Ausnahme, auch er geht sehr blauäugig mit der Gefahr um, die von der Bulle ausgeht. Er hat gesehen, was die kriechende Kälte mit der Besatzung des Schiffs der Überschweren angerichtet hat, dennoch riskiert er es, das Ding in den SPEICHER zu bringen, wo er doch weiß, dass die technischen Einrichtungen der Vitalier nicht optimal funktionieren. Letztendlich wird es für ihn und andere beinahe zur tödlichen Gefahr. Anschließend schleppt er sie auch noch in einem Rucksack auf dem Mars mit sich herum.

Wobei ich nicht ganz verstanden habe, woher die Überschweren dieses Artefakt haben. Haben sie es den Posbis geklaut? Arbeiten die Posbis mit den Überschweren zusammen? Ist es etwas, dass die Schwestern der Tiefe Leticron in die Finger gespielt haben? Wie kommen die Überschweren sonst zu solcher exotischer Technologie, wie sie im Aerarium steckt. Das alles hat sich mir im Roman nicht erklärt. Im Gegenteil, einerseits scheinen die Überschweren und Leticron viel zu übermächtig und an anderer Stelle lassen sie sich einfach überlisten. Da fragt man sich, ob das tatsächlich ein und der gleiche Gegner ist.

Apropos Gegner. Zuerst dachte ich der Posbi steht auf der Seite der Überschweren, weil er mit großer Leichtigkeit an Informationen über das eigentlich geheime Aerarium kommt. Seinem Ende geht eine Infektion mit dem Posbivirus voraus, gegen das er eigentlich immun sein sollte, das aber offensichtlich in die Systeme der Überschweren und des Mars übergreifen kann. Anders kann ich mir das Chaos, das am Ende auf dem roten Planeten ausbricht, nicht erklären. Da fehlen meiner Meinung nach ein paar Details. Vielleicht erpressen die Überschweren die Posbis mit dem Virus, damit sie ihnen die Transformkanonen bauen. Wir werden es erfahren.

Die Nebenhandlung des Romans ist das eigentliche Highlight. Hier geht es um den »Bastler« Sec Tinker, einem Menschen, der von den Überschweren einer Gehirnwäsche unterzogen wurde und der sich nun unter die Vitalier gemischt hat, um sie auszuspionieren. Was in seinem Kopf vorgeht, und wie die beiden Meinungen, seine ursprüngliche und die konditionierte, immer wieder in Konflikt geraten, ist großartig erzählt. Die Nebenhandlung endet leider mitten im Roman auf sehr abrupte Weise und ohne Konsequenzen für die Haupthandlung. Das hat mich etwas enttäuscht. Ich hätte mir gewünscht, dass Sec Tinker als Bösewicht Widerwillen, Thomas Rhodan und Jessica Tekener aufzuhalten versucht. So bleibt ein fader Beigeschmack und viel verschwendetes Potenzial.

»Kriechende Kälte« – der Titel verspricht mehr, als er halten kann. Denn über das Phänomen, welches sehr spannend beschrieben wird, erfährt man letztendlich nichts und ab einem bestimmten Punkt spielt es auch keine Rolle mehr. Das fand ich schade. Ansonsten ist es ein lesbarer Roman, bei dem zu oft der Zufall den Protagonisten zu Hilfe kommt.

Irrfahrt durch die Vergangenheit

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 274 – »Alaskas Odyssee« von Rüdiger Schäfer

Der in der Vergangenheit gestrandete Alaska Saedelaere wird kurz vor seinem Tod von einer Springersippe gerettet. Er bleibt eine Weile bei ihnen, bevor er sich auf die Suche nach der Mehandor Katrinka macht, die er bei seinem Besuch auf Archetz kennengelernt hatte. Die beiden verbindet mehr als die große Liebe, auch sie wurde von Perry Rhodan zurückgelassen, wie Alaska selbst.
Zusammen mit der Wissenschaftlerin verlebt Alaska ein paar schöne Jahre, dann kommt ihnen ein Kopfgeldjäger auf die Spur, der den Auftrag hat, Katrinka zu töten, weil sie zu viel über Patriarch Titon, dem Herrscher von Archetz weiß. Lange Zeit fliehen sie kreuz und quer durch M13, können dem Kopfgeldjäger aber nicht auf Dauer entkommen. Am Ende wird Katrinka auf Arkon I von einem Giftpfeil getroffen und stirbt.
Alaska ist verzweifelt und denkt daran Selbstmord zu begehen. Da taucht Dao-Lin-H’ay auf und verspricht ihm die Rückkehr in seine Zukunft, wenn er ihren Anweisungen Folge leistet. Die Katzenfrau ist Alaska nicht unbekannt. Seit seiner Kindheit ist sie immer wieder in seinem Leben aufgetaucht, doch er hat sie stets für ein Hirngespinst gehalten. Sie schickt Alaska zunächst zu einem abgelegenen Planeten. Auf dem er den neunten Atorakt findet und dieser sich auf sein Gesicht legt. Der sogenannte Imprint, hat die Nebenwirkung, dass nun jeder, der Alaska ansieht, stirbt. Deshalb fertigt er sich eine Maske an.
Dao-Lin-H’ay schickt ihn weiter. An den Koordinaten auf einem Wüstenplaneten trifft er auf den Überschweren Leticron. Auch ihm ist Dao-Lin-H’ay erschienen. Leticron braucht Alaska für seinen großen Plan und bietet ihm eine Zusammenarbeit an. Der Überschwere hat in den vergangenen Jahrzehnten eine riesige Flotte geschaffen und eine Armee aufgestellt, mit der er in der Zukunft ein neues Reich errichten will. Nachdem die Arkoniden dabei sind die Überschweren komplett aus der Gegenwart zu tilgen.
Zusammen mit Leticron, seinen Schiffen und einer Million Kriegern begibt Alaska sich in Tiefschlaf, um die nächsten 10.000 Jahre zu überdauern.

Der Roman hat mir erneut keine Tränen oder auch nur den Hauch von Mitleid für Alaska Saedelaere beschert. Ich werde nach wie vor nicht warm mit dem Charakter. Obwohl er sich in diesem Roman nicht ganz so blauäugig anstellt. Das ist unteranderem das Ergebnis seiner Erlebnisse nach seinem Zurückbleiben in der Vergangenheit, die glaubhaft geschildert werden. Obwohl von dem schüchternen Techniker aus Ben Calvin Harys Roman »Die Imperatrix« (NEO 261) nicht mehr allzu viel übrigen geblieben ist. Im Roman vergehen mehrere Jahrzehnte und die Erfahrung, die den zunächst jungen Alaska prägen, verändern ihn dementsprechend. Rüdiger Schäfer gibt der Figur eine Hintergrundgeschichte und bereitet sie für die Ereignisse in der Gegenwart der SOL vor. Mehr aber auch nicht.

Der für seine Charakterromane bekannte Autor vermag sich eigentlich gut in seine Figuren hineinzuversetzen und auch die Leser mitzureißen. Warum es ihm bei Alaska Saedelaere nicht so richtig gelingen will, weiß ich nicht. Aber »Alaskas Odyssee« kommt nicht an die Vielzahl herausragender Romane des Autors aus der Vergangenheit heran.

Allerdings birgt der Roman ein paar Überraschungen, die ich so nicht erwartet hatte. Eine davon ist das direkte Eingreifen der Schwestern der Tiefe. Dao-Lin-H’ay sagt, dass sie versucht, mit Alaska die veränderte Zeitlinie zu korrigieren. Leider ist nach wie vor nicht klar, wer die Gegner in diesem »temporalen« Krieg sind. Eine weitere Überraschung ist Atlans Mutter – die Imperatrix – die auf Leticrons Schiff im Kälteschlaf liegt.

Auch wenn Rüdiger Schäfer sehr viel für die Glaubwürdigkeit der Handlung tut, bleibt bei mir dann doch ein Stirnrunzeln zurück. Ich rede dabei nicht vom Atorakt, der sich als Imprint auf Alaskas Gesicht legt – im Übrigen eine originelle Idee, die sehr gut mit der Gesamthandlung der Serie verzahnt ist. Mir bereitet etwas anderes Kopfschmerzen: Ich glaube nicht so recht, dass die Walzenschiffe der Überschweren 10.000 Jahre in unterplanetaren Silos überdauern, und anschließend noch funktionieren. Selbst mit Wartung geht die beste Technik über lange Zeiträume kaputt, einfach weil das Material altert. Noch schlimmer ist es, wenn sie nicht benutzt wird. 10.000 Jahre sind eine sehr lange Zeit für Technologie, selbst für arkonidische. Das halte ich für kaum möglich, außer es gibt einen nichtgenannten Faktor, der irgendwann in den kommenden Romanen erwähnt wird.

Literatur ist immer ein Spiegel ihrer Zeit und so finden sich viele Anspielungen auf die derzeitige politische und gesellschaftliche Situation zwischen den Zeilen des Buches wieder. Vermutlich wird das nicht jeden freuen, aber Geschichte wiederholt sich nunmal. Eine Tatsache, die wir gerade wieder einmal lernen müssen. So lange eine positive Zukunftsvision im Vordergrund steht, ist alles gut.

»Alaskas Odyssee« erzählt die Lebensgeschichte eines Menschen, dessen Rolle in der Serie noch nicht ganz klar zu sein scheint und auch nicht, auf wessen Seite er steht. Bei der Figur ist noch viel Gestaltungspotential offen, bei der Staffelübergreifenden Handlung ohnehin. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Vom Mahlstrom zerrieben

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO – Band 273 – »Der Mahlstrom« von Rainer Schorm

Die SOL schickt den Langstreckenversorger SLITHRUGTANNI nach M 3, um einem Hyperimpuls aus dem Akonsystem auf den Grund zu gehen. Mit an Bord ist der alte Arkonide Sofgart. Doch schon der Ausflug aus dem Wegasystem gestaltet sich schwierig, denn Leticron setzt seinen besten Kommandant auf die SLITHRUGTANNI an. Die Überschweren können das Schiff bis zum Blauen System der Akonen verfolgen. Am stark pulsierenden Blauen Schirm stellen die drei Schiffe das der Menschen. Die SLITHRUGTANNI ruft die terransiche Flotte um Hilfe, doch es scheint sie keiner zu hören.
Hinter dem pulsierenden Blauen Schirm passieren derweil unerwartete Dinge. Zwischen Erde und Mond hat sich ein Raum-Zeit-Strudel manifestiert, der mit den Zeitbrunnen auf Erde und Mond reagiert und droht, das ganze System mit Sonne und Planeten zu verschlingen. NATHAN bittet darum, das die CREST II, das System verlässt, weil er glaubt, dass die Zeitpfütze auf dem Schiff den Mahlstrom hervorruft. Die CREST II fliegt durch den Blauen Schirm direkt in die Schlacht zwischen der SLITHRUGTANNI und den Schiffen der Überschweren hinein. Sie können den Langstreckversorger retten und ziehen sich wieder hinter den Schirm zurück, weil die Zeitpfütze mit zunehmender Entfernung außer Kontrolle gerät. Die drei Schiffe der Überschweren versuchen daraufhin den Schirm zu durchdringen, werden aber einer nach dem anderen zerstört.
Am Ende bricht Sofgart zum Mahlstrom vor. Er kann mittels seines F’Atkor und der plötzlich auftauchenden Dao-Lin-H’ay die Anomalie schließen. Er droht aber in die Anomalie gezogen zu werden. Die SLITHRUGTANNI kann ihn rausholen, wird aber selbst in den Mahlstrom gezogen und verschwindet.

Ich habe außergewöhnlich lange für diesen NEO gebraucht. Und das lag nicht nur daran, dass ich wenig Zeit zum Lesen hatte. Es lag vor allem am ersten Teil des Romans, der sich ewig hinzuziehen schien. Die Handlung mäandert zwischen den Überschweren und der SLITHRUGTANNI, ohne sie entscheidend voranzubringen.

Erst mit dem Auftreten von Auris von Las-Toór kommt Bewegung in den Roman. Die Handlung im Akonsystem riss mich dann endlich mit. Dazwischen haderte ich mit der Besatzung der SLITHRUGTANNI (Wer sucht sich eigentlich solche Namen aus?) und den Überschweren und ihren Taten. Beide handeln oftmals unklug und man fragt sich, wie sie es überhaupt geschafft haben a (die Menschen): erfolgreich Handel zu treiben und b (die Überschweren): ein Imperium aufzubauen. Wenn ich weiß, dass ich verfolgt werde, dann führe ich doch den Feind nicht zum geheimsten Ort der Galaxis. Oder, wenn ich ahne, was sich hinter dem Schirm verbergen könnte, schicke ich doch sofort ein Schiff zurück, um meinem Oberboss davon zu erzählen. Diese Katz-und-Maus-Spiel zwischen den beiden Parteien ist nicht nur ermüdend, sondern man zweifelt oftmals auch an der Intelligenz aller Beteiligten.

Wie schon häufig erwähnt: Rainer Schorm liebt es technisch, das merkt man dem Roman an. Wobei ich es dieses Mal als nicht so schlimm empfunden habe. Viele Dinge waren für mich nachvollziehbar. Der Stammleser bekommt einige Zusammenhänge präsentiert, die absolut spannend sind und von denen man gern mehr erfahren würde. Das kommt sicher noch.

Gut getroffen fand ich Sofgart, bei dem ich schon fürchtete, er würde den Roman nicht überlegen. Aber er ist weiter mit dabei und ich glaube, dass die Figur noch lange nicht auserzählt ist. Rainer Schorm kann dem alten Arkoniden einfach am besten Leben einhauchen. Aber auch Gabrielle Montoya und Auris von Las-Toór bereichern die Handlung ungemein.

Übrigens hinter der Besatzung der SLITHRUGTANNI verbergen sich bekannte Namen aus der PERRY RHODAN-Serie, wie Gregor Sedlak und Janina Zimmer.

Manche Aussagen in Rainer Schorms Romanen sollte man herausschreiben und in einer Zitatensammlung verewigen. Auch in diesem NEO konnte ich wieder viele schlaue Sätze lesen, wie: »Das politische Establishment musste einfach so tun, als habe es alles unter Kontrolle, auch wenn genau das Gegenteil zutraf.«

»Der Mahlstrom« fängt zäh an, steigert sich aber in der zweiten Hälfte zu einem wahren Feuerwerk an Ideen. Wir erfahren endlich, dass die Versetzung von Erde und Mond ins Akonsystem nicht zufällig passiert ist. Was wir immer noch nicht wissen, wer hinter dem Ganzen steckt.

Zwischen Sex und Genderwahnsinn

Quelle: Amazon

»Sex ist wie Mehl« heißt das aktuelle Buch von Jürgen von der Lippe, das es auch als Live-Comedy-Lesung gibt. Letzteres kann ich nur empfehlen. Wir haben Tränen gelacht, als wir beim Abendessen Jürgen von der Lippe, Gabi Decker und Robert Louis Griesbach gelauscht haben.

Viele kennen Jürgen von der Lippe als Sänger von Liedern wie »Guten Morgen liebe Sorgen« oder als Hawaiihemd tragenden Showmaster aus »Geld oder Liebe«, übrigens eine der wenigen Fernsehshows, die ich sehr gern gesehen habe. Was die Wenigsten wissen: Der Mann ist Philosoph, Germanist und Linguist und hat diese Fächer auf Lehramt studiert. Außerdem war er mal mit Margarete Schreinemakers verheiratet.

In seinem neuesten Werk geht es wie eigentlich immer um Zweideutiges, leicht Anrüchiges aber stets Bodenständiges. Es geht um die Sorgen und Nöte von ganz normalen Leuten. Dabei ist der Autor sich nicht zu schade, sich selbst lächerlich zu machen.

Das Herausragenste ist jedoch sein Wortwitz, der intelligent und zugleich hintergründig ist, und über den man dennoch herzlich lachen kann. Ich persönlich finde die Stellen am besten, als er den Genderanhängern und ihren Wortschöpfungen linguistisch auf den Zahn fühlt und beweist, das vieles davon sprachlich vollkommen falsch ist.

Die Lesung fand vor echtem Publikum statt. Unterstützt wird Jürgen von der Lippe von Gaby Decker und Robert Louis Griesbach, die mit ihm abwechselnd die Dialoge lesen.

Wer mal wieder herzhaft lachen möchte und politisch unkorrekte Witze ertragen kann, dem sei dieses ungewöhnliche Hörbuch empfohlen. Anhänger des Genderns mögen es sich bitte zur Aufklärung anhören.

Mission im Wegasystem

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 272 – »Die Hölle der Wega« von Ruben Wickenhäuser

Die SOL lädt im System von Rho Geminorum ihre Stützmassespeicher auf, als sie von einer Flotte der Überschweren entdeckt wird. Das Schiff kann durch ein gewagtes Manöver durch die Sternencorona fliehen, muss aber zwei Raumjäger mit Kadetten zurücklassen.
Nach ihrer Flucht findet die Besatzung der SOL das havarierte ferronische Raumschiff PLUMOON im Leerraum. Sie retten die einzige Überlebende und beschließen mit Hilfe des Wracks ins Wegasystem zu fliegen. Dort gibt es auf dem Planeten Capra große Vorkommen von Schwingquarzen, die die SOL nach wie vor für den Betrieb ihrer Systeme benötigt.
Während sich die SOL in der Atmosphäre des Gasriesen Gol verbirgt, fliegen Perry Rhodan, Gucky und die Besatzung zweier Space-Disks nach Capra. Die Space-Disks sind in das Wrack des ferronischen Raumschiffes eingebaut und sollen dem Außenteam den Rückflug ermöglichen.
Nach der Bruchlandung der PLUMOON mitten in einem Flüchtlingslager der Topsider, müssen sich Rhodan und Co nicht nur mit dem Leiter des Lagers, Worrka, und dem Anführer der Topsider, Lark-Kerr, auseinandersetzen, sondern auch mit dem Überschweren, der das Kommando über das Wegasystem hat. Als ein Sandsturm über das Lager fegt, fliegen Rhodan und sein Team zusammen mit dem Lagerleiter und Mineralogen Worrka zu den nahegelegenen Höhlen, in denen sie ein großes Vorkommen von Gemingadrusen orten.
Auf ihrem Weg durch den Fels landen sie in einem Raum, in dem sich eine Menge Schwingquarze und ein Transmitter befinden. Sie registrieren zu spät, dass es sich um ein Falle Leticrons handelt. Der Überschwere ist bereits auf dem Planeten und Rhodan und seiner Crew dicht auf den Fersen. Als er Rhodans Gruppe erreicht, greift er an. Sie haben seiner Kraft nichts entgegenzusetzen, ihre einzige Möglichkeit ist eine Flucht durch den Transmitter, doch der scheint beschädigt.
Die SOL ortet ebenfalls Schwingquarze auf dem Gasriesen. Omar Hawk, sein Okrill Watson und die gerettete Ferronin fliegen auf die Oberfläche des Planeten und kämpfen sich zu einer Transmitterstation durch. Der Transmitter ist mit dem auf Capra verbunden. Er aktiviert sich plötzlich und Gucky bittet den Oxtorner um Hilfe beim Kampf gegen Leticron. Watson kann den Überschweren so lange betäuben, bis sich das Außenteam durch den Transmitter in Sicherheit gebracht hat, inklusive der Gemingadrusen, die aus dem Vorrat der Überschweren stammen. Leticron erleidet nicht nur eine Niederlage, sondern auch einen empfindlichen wirtschaftlichen Verlust.

Anfangs habe ich mich mit dem Roman sehr schwer getan. Erst nach einem Drittel nahm mich die Handlung gefangen. Die ersten Kapitel über die Kadetten, die bei einem Einsatz stranden, finde ich nach der Beendigung der Lektüre noch rätselhafter als zu Beginn. Was sollte das? Die Szenen stehen in keinem Zusammenhang zur nachfolgenden Handlung. Offensichtlich sollte hier etwas vorbereitet werden. Ich bin gespannt, wann und ob das wieder aufgenommen wird.

Nachdem die Handlung nach Capra wechselt, beginnt sie zunehmend Spaß zu machen. Die Nöte von Worrka mit seinem Team und seiner Aufgabe ein Flüchtlingslager aufzubauen, obwohl er Mineraloge ist, erzählt der Autor schön plastisch. Der Gedanke, dass die Ferronen nun für ihre ehemaligen Unterdrücker die Topsider sorgen müssen, ist eine reizvolle Idee, die voller Konflikte steckt. Aber auch die Gedankengänge des Topsiders Lark-Kerr sind gut eingefangen.

Nahezu verrückt ist die Idee, zwei Space-Disks in das Wrack der PLUMOON einzubauen. Wie das funktionieren soll und wie die Space-Disks da wieder rauskommen, ohne Schaden zu nehmen, habe ich nicht ganz verstanden. Auch nicht, warum die Andruckabsorber innerhalb der Space-Disk wirken sollen, wenn sie in einem Schiff stecken, in dem die Absorber kaum funktionieren. Die Vibrationen und Scherkräfte wirken sich durch den Kontakt zum Schiff trotzdem auf die Space-Disks aus. Die schweben da ja nicht frei rum, sondern sind eingebaut. Wahrscheinlich habe ich das nur nicht richtig verstanden.

Sehr fasziniert hat mich die Expedition von Omar Hawk in die Kavernen auf der Oberfläche von Gol. Nachdem ich ausgeblendet habe, dass es realistisch wahrscheinlich unmöglich ist, auf der Oberfläche eines Gasriesen herumzuspazieren, und dabei Sonnenstrahlen zu beobachten, die die Oberfläche erhellen, machte der Ausflug mit Hawk richtig Spaß. Die unterirdischen Kavernen mit den Marienglaskristallen machen die unglaubwürdige Situation durchaus wett. Bei dem Transmitter der sich aktiviert bzw. desaktiviert, war ich zunächst verwirrt. Die Situation erklärt sich aber am Ende. Wobei ich nicht ganz glaube, dass die Gemingadrusen einfach so im Herumliegen transportiert werden können.

Wissenschaftliche Erbsenzählerei ist bei »Die Hölle der Wega« unangebracht, dann würde man vermutlich nicht mehr fertig werden. Wer sich darauf einlässt und die unlogischen Zusammenhänge ausblendet, bekommt einen reizvollen und durchaus spannenden Roman geliefert. Ich freue mich jedenfalls, in Zukunft wieder einmal etwas über die neuen Besatzungsmitglieder der SOL Worrka und Lark-Kerr zu lesen.

Bitteres Willkommen

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 270 – »Retter unter falscher Flagge« von Oliver Plaschka

Die SOL ist zurück in ihrer Zeit, hat jedoch fünf Jahre verloren. Während sich Erde und Mond in M3 um eine fremde Sonne drehen, schreibt man im Solsystem das Jahr 2107. Leticron und seine Überschweren haben inzwischen fast die halbe Galaxis unterworfen, Arkon ebenso wie die Ferrol und die terranischen Kolonien. Er rüstet auf, um sein Imperium stetig zu erweitern. Nur ein paar Piraten – die Vitalier – lehnen sich gegen ihn auf und bringen Leticrons Schiffe in Schwierigkeiten. In eine solche Schlacht platzt die SOL. Die Crew findet heraus, das hinter den Vitaliern unteranderem Rhodans Sohn Thomas steckt unt unterstützt sie.
Perry Rhodan will unbedingt auf den Mars, um von seinem Freund Reginald Bull zu erfahren, was passiert ist. Doch das Sonnensystem ist abgeriegelt. Zusammen mit Thomas, dessen Frau Jessica Tekener und Gucky bricht er auf, um unerkannt zum Mars zu gelangen.
Nach Zwischenstopps auf Pluto – wo sie in die dortige Überwachungsanlage einen Virus einschleusen, damit die Schiffe der Vitalier nicht mehr entdeckt werden – sowie auf Ceres und Pallas landen sie schließlich auf dem Mars. 
Dort sorgt ein einsamer Freiheitskämpfer für eine Ablenkung und deckt damit gleichzeitig eine Kollaboration terranischer Wirtschaftsbosse mit den Überschweren auf.
Als die beiden Freunde Reg und Perry sich endlich treffen, erkennt Perry Rhodan, was für einen unverzeihlichen Fehler er begangen hat. Daraufhin setzt er alles daran, ihn wieder gut zu machen. Doch dafür braucht er die Unterstützung der Kolonien.

Was Rüdiger Schäfer im letzten Band nicht gelungen ist, schafft Oliver Plaschka mit Leichtigkeit. Beim Wiedersehen zwischen Reginald Bull und Perry Rhodan am Ende hatte ich Tränen in den Augen.

Perrys Rückkehr steht unter keinem guten Stern. Das muss der Terraner sehr schnell erkennen. Sein Problem ist nicht nur die Versetzung von Sonne und Mond ins Akonsystem sondern vor allem, dass er nicht weiß, ob er vielleicht nicht gar derjenige ist, der Leticron überhaupt erst ermöglicht hat, in die Gegenwart zu reisen. Das ist schon eine echte Bürde, die die Autoren dem Unsterblichen mit auf den Weg geben. Oliver Plaschka gelingt es, das auch glaubhaft zu vermitteln. Sein Perry wird geläutert, mit jeder Minute, die er sich durch das Solsystem bewegt.

Warum er sich für die Reise zum Mars jedoch auf die Vitalier verlässt und nicht mit Atlans GARTAVOUR reist, bleibt mir ein Rätsel. Ich glaube nicht, dass die Überschweren technisch so überlegen sind – trotz Transformkanonen – dass sie ein Schaltschiff der MdI orten könnten. Aber gut, so gibt es wenigstens eine schöne »Roadstory«

Ich mag solche komplexen und innenpolitischen Geschichten, die ohne großen kosmischen Hintergrund auskommen. Dieser Roman ist wieder eine solche Perle, in der die Science Fiction nicht durch technischen Schnickschnack beschrieben wird, sondern durch die Umstände und die Charaktere. Natürlich geht es nicht ohne technischen Hintergrund, aber der ist, wie immer bei diesem Autor, glaubhaft und nachvollziehbar.

Wie schon gesagt, überzeugen die Figuren. Hervorheben möchte ich besonders den Akonen Harkon von Bass-Teth, als »der Krake«, sowie den Freiheitskämpfer »Mister Louisiana«, hinter dem sich ein guter Bekannter verbirgt. Nicht so gut gelungen, ist dieses Mal Gucky. Die Wortspiele, die er sich mit Jessica Tekener liefert, mögen dem Autor viel kreative Arbeit gekostet haben, ich finde sie jedoch angesichts der ernsten Situation unpassend. Das ist aber Geschmacksache.

Die Kapitelüberschriften und die Beschreibungen von Orten wie Ceres und Pallas erinnern mich stark an die Serie »The Expanse«. Wenn das eine Hommage sein sollte, ist sie gelungen.

Band 270 ist ein würdiger Staffelauftakt. Mit »Retter unter falscher Flagge« hat Oliver Plaschka erneut einen absolut runden Roman für die NEO-Serie abgeliefert. Umso trauriger ist die Tatsache, dass es sein vorerst letzter NEO sein wird.

Alaska auf Abwegen

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 269 – »Der neunte Atorakt«

Nur ein Atorakt fehlt den Terranern noch, um das Set zu vervollkommnen und mit dessen Energie in die Gegenwart zurückzukehren. Die SOL fliegt nach Archetz, weil der Atorakt in einem Labor der Mehandor vermutet wird. Perry, Thora, Atlan, Mirona, Sofgart und Alaska landen maskiert auf der Handelswelt. Doch die Annäherung der Atorakte führt zu ungeahnten Wechselwirkungen, so dass die planetare Energieversorgung einen Blackout erleidet. Wie bei einem EMP fällt plötzlich jegliche Technologie aus. Rhodan kann den Gleiter notlanden und Gucky die Mitglieder des Außenteams in Sicherheit teleportieren.
Doch Alaska Saedelaere dreht durch und rennt davon. Er rettet die Mehandor Katrinka, die zufälligerweise die Leiterin des Instituts ist, das den Atorakt erforscht. Zusammen brechen sie zum Institut auf.
Dort hat die Gruppe um Rhodan schon den Atorakt erreicht. Der neunte Atorakt schließt sich freiwillig den anderen Acht an und der Stromausfall endet abrupt. Alaska kommt mit Katrinka gerade rechtzeitig, um Rhodans Gruppe an den Einsatzkräften der Mehandor vorbeizuschleusen. Als Preis möchte die Wissenschaftlerin Informationen über die Atorakte. Ein Angriff der Sicherheitskräfte macht das unmöglich.
Gucky kann Rhodan und das Team gerade noch auf die von Atlan herbeigerufene GARTAVOUR teleportieren. Sie fliegen zurück zur SOL, und weiter zur Elysischen Welt, die sich zu diesem Zeitpunkt weit draußen im Leerraum befindet.
Mittels des dortigen Zeitbrunnens und der Atorakte will der Loower Pankha-Skrin ein temporales Portal öffnen, durch das die SOL vielleicht in ihre Gegenwart zurückkehrt. Auch wenn nicht alle an Bord das riskante Verfahren begrüßen, starten die Wissenschaftler der SOL die Prozedur. Als plötzlich Leticron und die Überschweren auftauchen, droht alles zu scheitern. Alaska Saedelaere soll mit einer Korvette von außen die Prozedur beschleunigen helfen. Sein Schiff wird getroffen und die SOL fliegt ohne ihn durch das Portal.

Der Roman ist einer der wenigen NEOs von Rüdiger Schäfer, die mich so gar nicht fesseln konnten. Das lag an mehreren Dingen. Vor allem aber an der Charakterisierung der Hauptfigur.

Alaska taucht schon in Band 261 auf. Ben Calvin Hary hat den technikversierten Nerd mit den sozialen Defiziten recht gut beschrieben. Sein Alaska ist zwar auch der schüchterne Junge, der Angst vor der eigenen Courage hat und sich bei Außeneinsätzen unwohl fühlt. Doch er zeigte seine Kompetenz und trägt maßgeblich zur Lösung des Problem bei. Rüdiger Schäfers Alaska ist ein Waschlappen, jemand der vor Ehrfurcht erstarrt und gleich mehrere dumme Fehler macht. Seine Kompetenz wird zwar immer wieder beschworen, aber bis zum Schluss nicht gezeigt. Seine Zuneigung zu Katrinka ist genauso albern, wie seine Ehrfurcht vor Mirona Thetin. Jemand mit soviel mangelndem Selbstbewusstsein hat auf einer Außenmission nichts zu suchen. Es ist ohnehin fraglich, wie er überhaupt zum Dienst auf die SOL kommen konnte. Zumal ich mich die ganze Zeit über gefragt habe, warum sie ihn überhaupt nach Archetz mitgenommen haben, wenn die Atorakte ohnehin ein Eigenleben zu führen scheinen. Als er sich dann aufregt, das Rhodan die Institutsleiterin zurücklässt, bin ich glatt ausgerastet. Die Figur war an dieser Stelle dumm, schwach und überflüssig. Das reißt selbst sein heldenhafter Einsatz am Schluss der Geschichte nicht raus. Das Risiko hätte ihm klar sein müssen, als er sich für den Einsatz gemeldet hat. Nachträglich Perry Rhodan zu beschuldigen, er hätte ihn zurückgelassen, hat etwas von einem trotzigen Kind.

Und hier kommen wir auch gleich zum zweiten Punkt. Rüdiger Schäfer schreibt es so, als wäre es Alaskas erste Außenmission. »Mister Saedelaere, nehme ich an?« fragt Perry Rhodan, als ob sie sich nicht kennen würden. Moment mal! War sein Einsatz in der arkonidischen Überwachungszentrale auf Salex IV kein Außeneinsatz und hat Alaska da nicht mit Atlan, Perry und Thora zusammengearbeitet, oder war das ein anderer Alaska … Sorry, aber so ein Schnitzer darf einem Exposéautor nicht passieren.

Dritter Punkt ist die doch recht konstruierte Handlung. Da bewegt sich der Autor oftmals auf sehr dünnem Eis. Es gab so viel Zufälle, so viele Ungereimtheiten, dass mir schwindelte. Die Atorakte reagieren miteinander und lösen eine Art Elektromagnetischen Impuls aus. Soweit so gut. Der Gleiter von Perry und seinem Team stürzt wie ein Stein vom Himmel, und in letzter Minute springen dann doch wieder die Triebwerke an, damit das Gerät nicht völlig auf dem Boden zerschellt … Wenn bei einem Flugzeug das Triebwerk ausfällt, heißt das nicht, das es wie ein Stein zu Boden fällt. Es kann in einen Gleitflug übergehen, wenn alles intakt ist. Die Gleiter der Mehandor arbeiten mit Antigrav, wenn der ausfällt, sollten die Dinger auch ladefähig sein, alles andere wäre Ingenieurtechnische Dummheit. Das macht keiner, selbst die Mehandor sollten Redundanzsysteme haben, mit denen man einen Gleiter auch ohne Antrieb notlanden kann. Das heißt nicht, dass es eine saubere Landung sein muss.

Beim Eindringen in das Institut treffen Rhodan und die anderen niemanden an? Kein Mitarbeiter, keiner der zurückgeblieben ist, niemand der sie aufhält? Okay! Aber als sie flüchten kommen sie dann zu einer Frachtrampe, auf der die Leute normal arbeiten, als habe es keinen EMP zuvor gegeben. Und genau hier, werden sie ohne zu fragen von Sicherheitskräften beschossen. Die Mehandor nehmen offensichtlich sogar in Kauf die Institutsleiterin zu töten. Wobei in dem Chaos überhaupt nicht klar ist, wer da jetzt eigentlich schießt und warum.

Das beste war aber Rhodans Bemerkung zu Alaska, dass sie die Zeitlinie nicht verändern dürfen und es daher besser wäre, wenn Katrinka keine Informationen über die Technologie der Atorakte bekommt. Und dann hauen sie mit der GARTAVOUR ab und lassen eine nagelneue Space-Disk der SOL auf dem Raumhafen zurück. Technik, die den Mehandor 10.000 Jahre voraus ist. Frage: warum sind sie nicht gleich mit der GARTAVOUR geflogen?

Die besten Kapitel sind in meinen Augen die um den Versorgungsoffizier Rog Fanther und seine Gruppe »Querdenker«, für die die Prozedur mit den Atorakten zu unsicher ist und die sich lieber mit einer geklauten Korvette und ein paar Kälteschlafkapseln aus dem Staub machen. Da spielte die Musik. Das ist doch der eigentliche Konflikt, dem man mehr Raum hätte geben können.

Den Angriff der Überschweren habe ich nicht so richtig verstanden. Sie kommen, schießen und sind plötzlich wieder weg. Was wollte Leticron erreichen? Die SOL stoppen? Warum hört er dann auf, auf sie zu schießen? Das ging mir zu schnell und war mir zu unverständlich.

Ich glaube, »Der neunte Atorakt« ist der erste Roman von Rüdiger Schäfer, bei dem ich kein Taschentuch gebraucht habe. Seine Charakterisierung von Alaska Saedelaere hat bei mir nicht gezündet. Und durch die vielen Kleinigkeiten, die mir das Lesen vergällt haben, ist es für mich keine gute Geschichte und auch kein grandioser Staffelabschluss.

Das Cover von Dirk Schulz finde ich dagegen richtig stark.

Der dritte Quantenschatten

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 268 – »Die zweite Genesis« von Rainer Schorm

Die Gon-Mekara unter dem Kommando von Leticron dringen tief ins Arkonsystem vor. Sie landen auf Naat, um eine feste Stellung aufzubauen, bevor sie die drei Welten des Tiga Ranton angreifen. Doch sie werden von den eingeborenen Naats bekämpft und geschlagen. Die Maahks halten sich zwar zurück, nutzen aber die Ablenkung durch die Gon-Mekara um ebenfalls näher an Arkon heranzukommen. Derweil spielen die Positroniken der Arkoniden verrückt und schwächen die planetare Verteidigung, was zu systemweiten Chaos und vielen Toten führt.
Nur die Mannschaft der SOL weiß, was wirklich passiert und was sich im Karminsuul-Archiv auf Arkon I zusammenbraut. Die SOL positioniert sich getarnt im Orbit oberhalb des Kristallpalastes und SENECA bereitet sich vor, die sich in den arkonidischen Positroniken entstehende Intelligenz zu überprägen. Damit soll die Kaskade, eine Versklavung der Arkoniden durch einen maschinengewordenen Quantenschatten (Robotregenten) verhindert werden.
Doch es ist nicht nur ein Quantenschatten der sich gegen die Pläne der Terraner wehrt, plötzlich sind es drei mit denen die Crew zu tun bekommt. Sud, Sofgart und die drei Zeitträger Perry Rhodan, Atlan und Mirona Thetin können eine Niederlage in letzter Minute verhindern. Die Gefahr durch die Quantenschatten wird gebannt und die Positroniken werden wieder funktionstüchtig.
Den Gon-Mekara wird die Schuld an den Positronikausfällen und dem entstandenen Chaos gegeben. Die arkonidische Flotte geht mit größter Härte gegen die Verräter vor, während sich die SOL aus Arkon zurückzieht, um einen Weg zurück in die Gegenwart zu finden.

Der Roman stellt quasi das Finale der Staffel dar. Im folgenden letzten Band der Staffel wird wohl über die Heimreise der SOL berichtet werden. Diese Aufteilung finde ich gut und richtig. Beides in einem Band wäre zu viel gewesen, da es auch so Schlag auf Schlag geht.

Die Bordpositronik SENECA ist der Held der Stunde. Das war schon länger klar, aber das wie und warum wird erst jetzt deutlich. Obwohl ich so mancher Erklärung von Rainer Schorm nicht komplett folgen kann, fügen sich die Teile mehr oder weniger passend zusammen. Komplex ist die Geschichte ohnehin. Ich finde jedoch, dass das Auftauchen weiterer Quantenschatten nicht hätte sein müssen. Das hat vieles verkompliziert und lässt die Geschichte gefühlt konstruierter klingen. Vor allem von der Verbindung Tiamat und Välfouerr bin ich zunehmend verwirrt. Sind das nun eine oder zwei Entitäten? Und war Tiamat nicht böse und Välfouerr gut?

Schön fand ich den Handlungsstrang um Tanictrop und die Foskurranten (arkonidische Computernerds), da hätte ich gern mehr darüber gelesen. Die Kapitel um Sofgart finde ich in diesem Roman schwächer als in den früheren Romanen von Rainer Schorm. Irgendwie bekam ich dieses Mal keine Verbindung zu der Figur.

»Die zweite Genesis« ist ein mit Handlung vollgepackter Roman, bei dem man sich anstrengen muss, um alles zu verstehen. Dafür sorgt Rainer Schorm für einen glaubhaften Abschluss der Reise der SOL in Arkons dunkle Vergangenheit. Beim Titelbild frage ich mich allerdings, wo der Mittelteil der SOL abgeblieben ist.