Warum ich Phantastik schreibe

Als Autor lebt man von konstruktiver Kritik und kann sich nur mit ihrer Hilfe verbessern. Ich bin immer dankbar für ein offenes Wort, auch wenn es wehtut. Das muss so sein, sonst hilft es nicht. Wogegen ich aber empfindlich reagiere ist, wenn jemand dass Genre der Phantastik an sich kritisiert.

Es geht um eine Geschichte, die ich bereits vor »zwanzig« Jahren schrieb und die jetzt von einem Kritiker (Pädagoge und nicht SF-Fan) unter die Lupe genommen und hinterfragt wurde. Die damalige Publikation (Printausgabe aus dem STAR TREK-Forum) enthält, ohne Frage, eine Menge Rechtschreibsünden. Wobei ich zu meiner Entschuldigung sagen muss, dass ich damals der Korrekturleserin bedingungslos vertraute, weil sie Lehrerin war. Da ich um meine Rechtschreibschwäche wusste, nahm ich an, dass sie das ordentlich erledigen würde. Das dem nicht so war, stellte ich später im Zuge der E-Book Überarbeitung fest. Im Nachhinein betrachtet, glaube ich, dass sie es wahrscheinlich gar nicht gelesen hat. Aber egal. Ich habe aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und sehe jetzt doppelt und dreifach hin, bevor ich etwas herausgebe. Doch darum geht es mir nicht.

Vielmehr klang in der Kritik an, dass sich meine Geschichten ähneln und es doch eine Schande wäre, mein Talent an solche Art Literatur zu verschwenden. Nun, es ist tatsächlich so, dass meine Geschichten mehr oder weniger ähnlich sind. Wofür es Gründe gibt. Man sollte nicht vergessen, dass es sich dabei um FanFiction handelt. Das heißt, um Geschichten die auf einem bestehenden Franchise beruhen, sei es STAR TREK oder PERRY RHODAN. Dort gilt das Gesetz der Serie, was nichts anderes bedeutet, als das die Protagonisten jede Woche in eine Situation oder Anomalie gebracht werden, aus der sie entkommen oder mit der sie fertig werden müssen. Wir sprechen außerdem über eine phantastische Serie.
Das ist ein Punkt über den sich streiten lässt. Als Science Fiction-Autorin möchte ich keine Abbildung der Realität schaffen. Der Betreuer des Resorts Science Fiction vom Heyne Verlag – Sascha Mamczak – hat es folgendermaßen gesagt: »Denn Phantastik schreiben, heißt ja nicht, die Realität mit anderen Mitteln nachzuerzählen, sondern die Realität mit anderen, eben phantastischen Mitteln aufzubrechen.« Mir ging es nie darum, einen Roman über Flüchtlinge zu schreiben, sondern meinen überheblichen Protagonisten aus einer heilen Zukunftswelt, mit dem Problem zu konfrontieren. Ihm seine Überlegenheit vor Augen zu halten und zu sagen: »Schau mal! Das sind deine Vorfahren, deine Wurzeln. Du stammst von diesen Leuten ab. Und nur weil du eine Chance auf Bildung bekamst und in einer friedlicheren Zeit aufgewachsen bist, bist du nicht besser als sie.« Vielleicht ist es mir in dem Roman nicht gelungen, diesen Gedanken zu transportieren. Aber mir ging und geht es beim Schreiben nicht darum, Realität zu dokumentieren. Das können andere besser.

Es ist leider immer noch so, dass man sich als Autor dafür entschuldigen muss, wenn man Phantastik schreibt, weil das Genre in Deutschland in bildungspolitischen Kreisen nach wie vor als Schundliteratur angesehen wird. Im Gegensatz zu anderen Ländern, in denen es genauso akzeptiert ist wie Krimis oder Liebesromane. Das mit der Phantastik ist schlicht Geschmacksache. Es gibt entweder Leute, die sie mögen oder welche, die damit nichts anfangen können. Das ist wie mit Krimis. Ich mag zum Beispiel keine Krimis, weil sie mich langweilen. Ein Mord. Jemand ermittelt. Der Täter wird anhand von Beweisen oder in einem Verhör überführt – die Vorgehensweisen sind stets dieselben. Ich habe keinen Spaß daran, den Täter zu erraten, weil sich mir das durch den bekannten Aufbau der Geschichten, meist nach der ersten halben Stunde erschließt. Was aber nicht heißt, dass ich Krimiautoren für ihr Können nicht bewundere. Es ist sehr viel Arbeit eine solche Geschichte zu entwicklen und eine Kunst dem Leser gerade so viel Informationen zu geben, damit er dabei bleibt, ohne die Auflösung zu früh zu verraten. Niemals würde ich einem Krimiautoren vorschreiben, er solle doch mal etwas anderes schreiben, wenn er Spaß dabei hat. Jeder hat seine eigenen Gründe, warum er was schreibt und und jeder meint, das Richtige zu tun. Und das sollte auch so sein.

Im Nachhinein wünschte ich mir, schon damals von der Bundesakademie in Wolfenbüttel gewusst zu haben. Die Phantastikseminare gibt es dort seit den Neunzigerjahren und hätten mir wahrscheinlich schon früher Möglichkeiten eröffnet, mein Talent entsprechend zu fördern. Aber es ist ja bekanntlich nie zu spät, um etwas Neues zu lernen.

Kammerspiel in drei Akten

Quelle: Amazon

Wenn ich Filme schlecht finde, dann rezensiere ich sie meist auch nicht. Hin und wieder aber gibt es Filme, bei denen ich es dennoch tun muss. Oftmals weil einer meiner Lieblingsdarsteller mitspielt oder weil ich einfach etwas dazu sagen muss. »Steve Jobs« ist einer dieser Filme.

Als Applejünger (der erste Computer mit dem ich gearbeitet habe, war ein Mac) kaufte ich mir die 2012 erschienen Biografie von Steve Jobs. Das Werk lieferte einen tiefen Einblick in das Leben eines exzentrischen Menschen, der trotz seiner Fehler Großes geleistet hat. 2014 sah ich den Film »Jobs« mit Ashton Kutcher in der Hauptrolle und fand ihn zwar nicht herausragend aber gelungen. Anfang des Monats erschien nun der zweite Film über den Applegründer und ich war gespannt, weil der Film für zwei Oscars nominiert wurde. Doch die Enttäuschung war groß.

Die Handlung des Filmes ist auf drei Ereignisse aus dem Leben Steve Jobs beschränkt: die Präsentationen des Macintosh, des NEXT und des iMacs. Es passiert nichts, dafür wird viel geredet. Spannung soll über Streitgespräche mit immer denselben Menschen erzeugt werden: Seiner Marketingchefin Joanna Hoffman, der Tochter Lisa, Mitbegründer Steve Wozniak, CEO John Scully und Softwareentwickler Andy Hertzfeld. Das funktioniert aber nur bedingt. Als Zuschauer wartet man ständig darauf, dass es vorwärts geht, doch die Handlung tritt auf der Stelle. Das ist aber nicht mal das Schlimmste. Schlimm finde ich, das Leute, die die Biografie nicht gelesen haben, nicht verstehen werden, worüber die Figuren reden. Der Film setzt Wissen über die Person Steve Jobs voraus.

Die Schauspieler allen voran Kate Winslet und Michael Fassbinder leisten großartiges und sind die Stützen des Films. Auch das Drehbuch mag aufgrund der treibenden Dialoge hervorragend sein und wäre als Theaterstück genial. Im Grunde ist es ein Kammerstück, aber dies in einen Film umzusetzen, ist extrem schwierig, denn die Erwartungshaltung des Zuschauers an einen Film ist eine andere.

Fazit: Tolle Darsteller, aber einer der langweiligsten Filme, die ich je gesehen habe.

Kurzer Ausflug

Gestern wollten wir zum Trekdinner. Wir saßen auch schon im Auto und fuhren, aber nach drei Kilometern leuchtete plötzlich das Werkstattzeichen auf dem Instrumentenbord auf. Mein Mann hielt sofort, machte den Motor aus und wieder an. Die Leuchte brannte hartnäckig weiter. Bis nach München sind es 100 Kilometer. Wir beschlossen umzudrehen und in die Werkstatt zu fahren, die um diese Zeit noch geöffnet sein sollte. Das Risiko unterwegs mit einem Motorschaden stehenzubleiben, wollten wir nicht eingehen.

Der Werkstattchef war nicht da, aber einer seiner Mitarbeiter kümmerte sich um unser Auto und las den Fehlerspeicher aus. Angeblich wäre unser Partikelfilter gesättigt. Wir sollten mit dem Fahrzeug besser nicht mehr fahren. Mein Mann zuckte erst einmal zusammen, weil das mit enormen Kosten verbunden ist und unser Auto in diesem Monat erst zur Durchsicht war. Was bereits eine nicht unbeträchtliche Summe gekostet hatte. Zum Glück kam der Chef vorbei und instruierte den Mitarbeiter weitere Daten auszulesen. Und siehe da der Partikelfilter war erst zu 57% voll. Sie ließen den Motor laufen, jagten die Drehzahl in die Höhe, konnten aber nichts feststellen. Dann löschten sie den Fehler und der Mitarbeiter drehte mit unserem Auto eine Testrunde. Es war alles in Ordnung.
Mein Mann fragte nach einem Termin wegen der Klimaanlage, die Anfang des Monats ausgefallen war und mit einem Kontrastmittel »geimpft« worden war. Der Mitarbeiter bot an, das gleich zu erledigen. Prompt fand er ein Leck im Kondensator. Daraufhin vereinbarten wir einen Reparaturtermin für kommende Woche. Zum Glück haben wir die lebenslange Garantie von OPEL und so sind nur 40% des Materialpreises fällig.

Inzwischen war es kurz vor Sechs. Wir überlegten, ob wir tatsächlich noch nach München fahren sollten (es sind immerhin fast zwei Stunden Fahrt) und entschieden uns dagegen. Stattdessen gingen wir bei schönstem Frühlingswetter spazieren und testeten ein neues Lokal in Waging. Den Rest des Abends verbrachten wir vorm Fernseher und sahen einen ziemlich schlechten Film, aber dazu an andere Stelle mehr.

Ein bisschen traurig war ich schon, nicht zum Trekdinner fahren zu können, da wir bereits das dritte Mal in Folge fehlten. Ich hoffe sehr, dass es jetzt wenigstens im Mai klappt.

Nicht zum erste Mal bereitete uns der Partikelfilter Probleme. Wenn der nämlich nicht richtig ausgebrannt wird, kann der Motor schon mal ins Stocken kommen. Mein Mann wird quasi für seine sparsame Fahrweise bestraft, weil er vermeidet, möglichst viel Gas zu geben oder die Drehzahlen in den roten Bereich zu treiben. Seltsam, ohne Partikelfilter wäre das Problem nicht aufgetreten. Da die Autohersteller aber die geforderten Normen ohne den Filter nicht einhalten können (Mit Filter übrigens auch nicht, wie man unlängst gesehen hat.), hinderten uns gestern Umweltschutzgründe am Weiterfahren. Elektroautos wären die Lösung des Problems, aber daran scheinen die Automobilhersteller nicht interessiert. Schließlich sind E-Autos so gut wie Wartungsfrei (kaum Verschleißteile, kein Ölwechsel u.a.) und die Ölindustrie würde auch keinen Gewinn mehr machen.

Ein Buch wie eine Umarmung

Quelle: Unsichtbar Verlag

»Vom Aushalten ausfallender Umarmungen« von Dirk Bernemann

Mit der Lektüre des Buches begann ich bereits auf der Heimfahrt von der Buchmesse Leipzig. Das es so lange dauerte, bis ich es vollständig gelesen habe, lag daran, dass ich es mir nur Häppchenweise einverleibte. So wie eine Delikatesse.

Es gibt Bücher, die muss man genießen und darf sie nicht wie FastFood in sich hineinstopfen. »Vom Aushalten ausfallender Umarmungen« ist so ein Buch. Eine wunderbare Sammlung verketteter Kurzgeschichten über gescheiterte Menschen, denen man helfen möchte und in denen man sich wiederentdeckt. Die Protagonisten sind von ihrer Umwelt unverstandene Kreaturen, die sich oft selbst nicht verstehen. Jede Geschichte enthält eine Liste mit Dingen, die die Figur beschreiben und gleichzeitig ihre Wünsche offenbaren. Alle träumen davon auszubrechen, über sich hinauszuwachsen und scheitern – an den Umständen, ihren Mitmenschen oder an sich selbst.

Dirk Bernemann vermag es, Gesellschaftskritik in Worte zu fassen, die weh tun. Die Bilder, die er erschafft, sind eindringlich und aktuell. Man bekommt sie nicht mehr aus dem Kopf. Zwischen den Zeilen schimmert die Wahrheit unserer Existenz, gnadenlos und ungeschminkt. Im Gegensatz zu seinen früheren Werken lässt der Autor aber Raum für Hoffnung. Die Geschichten enden weniger tragisch, sind weniger drastisch, als man es von ihm gewohnt ist. Das überrascht und verunsichert zugleich, denn die Begegnungen zwischen den Figuren laufen oft nicht so, wie man es sich wünscht. Da bleibt man als Leser am Ende mit offenem Munde staunend zurück.

Sein Stil ist untypisch. Er scheint sich nicht um Stil-Regeln und Restriktionen der deutschen Sprache zu scheren. Allen voran seine unmöglich scheinenden Metaphern, die er dieses Mal aber nur sparsam verwendet. Das Ergebnis ist gelungen. Die Texte klingen ausgefeilt, da sitzt jeder Buchstabe in jedem Satz. Poetisch schön, wie ein 142-seitiges Gedicht. Auch wenn es mich nicht so sehr umgehauen hat wie das Vorgängerwerk ist es großartige Literatur.

Das Buch erschien 2016 im Unsichtbar Verlag und ist auf allen Online-Plattformen und im Buchhandel erhältlich.

Neues von der Schreibfront

Mein Schreibcoach legte mir dieser Tage nahe, ich solle meine Erfahrungen und Erkenntnisse, die ich bislang durch das Projekt gewonnen habe, aufschreiben.
Und ich dachte mir, wenn ich es schon tue, warum nicht an dieser Stelle.

Die Verunsicherung, die mich nach jedem unserer Gespräche befällt, klingt nur langsam ab. Am Montag war sie besonders groß. Neben den Hauptpunkten: stimmige Szenenbeschreibung, »Show don’t tell« und dem richtigen Adressieren von Dialogen, hatten wir eine Liste mit Stil-Regeln erarbeitet, die ich beim Schreiben beachten sollte. Die Liste war lang und ich entsprechend gehemmt. Denn immer, wenn ich einen Satz formulierte, fiel mir auf, dass er gegen die eine oder andere Regel verstieß. Also änderte ich den Satz, um gleich darauf festzustellen, dass er jetzt gegen eine andere Regel verstieß. Ich änderte ihn wieder und wieder ab, um ihn am Ende ganz zu löschen. Frustriert gab ich auf und überarbeitete stattdessen die Szene, die wir durchgesprochen hatten, anstatt weiter an der Geschichte zu schreiben. Am nächsten Tag versuchte ich es auf die Weise, mit der ich bisher erfolgreich gewesen war. Ich brachte meine Gedanken – ganz altmodisch – mit einem Stift zu Papier und siehe da, es funktionierte. Weil ich den Satz nicht einfach löschen konnte, blieb er erstmal so stehen und ich konzentrierte mich auf den nächsten und den nächsten und den nächsten. Sie waren allesamt nicht ausgefeilt, aber ich konnte auf diese Weise zirka zwölf Normseiten in zwei Stunden erarbeiten. Anschließend jagte ich den Text durch die Diktier-App und glättete dabei die ersten Unebenheiten. In der Textverarbeitungssoftware arbeitete ich den Text weiter aus.

Weil auf der Liste auch das Überprüfen von Dopplungen, das Ausmerzen des Passivs und die Reduzierung von Adjektiven stand, hatte ich eine Idee. Ich wusste, dass es mit »Papyrus Autor« eine Software gibt, die mir all diese Dinge automatisch anzeigen konnte. Ich lud mir die Demoversion auf den Rechner und was soll ich sagen …
Der Text war ein Meer aus grünen Vierecken, blau unterstrichenen oder rosa durchgestrichenen Wörtern. Ich lernte das Wort »Verbfaulheit« und wurde wieder mit der »Als-Seuche« konfrontiert. Das Programm bietet jede Menge Unterstützung. Der Synonym-Wortschatz ist riesig und die zusätzlichen Erklärungen zu den einzelnen Problemen aufschlussreich. Jedes Füllwort wird gnadenlos gestrichen und wenn man die Passage liest, stellt man fest, dass das Wort tatsächlich überflüssig ist. Das Passiv lässt sich leicht durch die Verwendung eines Verbs oder Artikels zum Aktiv machen und Adverbien und Adjektive lassen sich durch bessere Formulierungen ersetzen. Bei der Arbeit erzieht die Software den Nutzer zu strikteren Formulierungen, da sie knallhart jeden Versuch bestraft, einen Stil-Fehler gegen einen anderen auszutauschen. Man gewöhnt sich recht schnell daran, Füllwörter und Dopplungen zu vermeiden und darauf zu achten, möglichst im Aktiv zu schreiben. Das ist am Anfang unheimlich anstrengend und man braucht für einen Seite eine Ewigkeit, aber je öfter man damit arbeitet, desto schneller kommt man voran.

Was genau hat sich dadurch in meiner Arbeit verändert? Ich achte beim Schreiben darauf, wie ich einen Satz formulieren muss, um den Stil-Regeln zu entsprechen. Bei den folgenden Texten war der Wald an bunten Vierecken und Strichen längst nicht mehr so groß und der Text las sich flüssiger.
Was mir das Programm aber nicht abnehmen kann und was mir nach wie vor große Probleme bereitet, ist das Füllen der »Weißräume«. Wie beschreibe ich eine Szenerie in wenigen Worten? Wie erzeuge ich im Leser ein Bild vom Ort der Handlung? Und wie lasse ich meine Figur agieren, um ihre Gefühle auszudrücken? Das sind die richtig schweren Aufgaben, mit denen ich mich in den nächsten Tagen auseinandersetzen werde.

Alkoholfahrt mit Folgen

Wie immer fuhr ich heute morgen nach München zur Arbeit. Endlich angekommen stieg ich aus dem Bus und bliebt staunend stehen. Was war denn da passiert? Vor dem Gebäude in dem die Firma ansässig ist, für die ich arbeite, flatterten rot-weiße Absperrbänder. Dahinter ein völlig demolierter Haupteingang. Ein Pfeiler des Vordaches war weggebrochen, die Treppenstufen angeknackst und die Glasscheiben vom Portal waren durch das herabhängende Dach gesplittert. Auf dem Rasen davor erkannte man noch Reifenspuren, die haarscharf an einem Baum vorbeiführten, der dort steht.

Über die Treppe zur Laderampe gelangte ich ins Haus. Meine erste Frage an die Kollegen: »Was habe ich verpasst?« Dumm nur, das mir keiner etwas sagen konnte, weil es niemand wusste. Der Vorfall musste sich am Wochenende zugetragen haben. Und weil die meisten mit dem Auto kommen und den Hintereingang über die Rampe benutzen, hatten es viele auch nicht sofort bemerkt.

Aber zum Glück gibt es ja das Internet. Ich suchte und wurde tatsächlich bei der Süddeutschen Zeitung fündig. Ein betrunkener Autofahrer hatte den Unfall am späten Sonntagabend verursacht und dabei sowohl das Geschäftsauto seiner Firma, den Hauseingang sowie einen Sattelschlepper in Mitleidenschaft gezogen. Keine Ahnung wie schnell der Kerl war, denn die Strasse ist nicht so lang, dass man stark beschleunigen könnte. Aber anscheinend hat die Geschwindigkeit gereicht, um eine Spur der Verwüstung zu hinterlassen. Anschließend ist er noch zu Fuß geflüchtet. Die Polizei konnte ihn wenig später in Gewahrsam nehmen und einem Alkoholtest unterziehen. 1,3 Promille ist zwar nicht so viel, für manchen aber genug.

(Und, nein, ich arbeite nicht für eine Versicherung, falls das jemand angesichts der Bilder denkt. Im Haus gibt es mehrere Firmen.)

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Leyden und judäische Volksfront

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO – Band 118 – »Roboter-Revolte« von Kai Hirdt

So so, die »judäische Volksfront« und die »Volksfront von Judäa« haben jetzt auch ihren Weg zu PR-NEO gefunden. Es ist doch immer wieder interessant, wie mir als Leser ein kleines Detail soviel Freude bereiten kann. Dabei habe ich den Monty-Python-Film seinerzeits höchstens ein- oder zweimal gesehen. Dennoch brachte die Erwähnung des »Brianismus« die Erinnerungen zurück. Gemeinsam mit dem darauffolgenden Dialog hatte mich der Autor schon an der Angel …

Ein zweites Ultimatum der Posbis zwingt Eric Leyden und die Wissenschaftler an Bord des Mehandor-Frachters dazu, die defekte Komponente der Roboter zu finden und zu reparieren. Sie bekommen zwar schnell heraus, was die Störung verursacht, aber nicht, wie man das entsprechende Ersatzteil herstellen kann. Damit am Ende nicht nur sie, sondern auch die Mehandor überleben, brauchen sie einen Plan B. Durch eine Meuterei der Mehandor-Besatzung gerät dieser Plan aber in Gefahr.
Eric Leyden ist ein besonderer Charakter und für einen Autor eine dankbare Figur, weil er im Gegensatz zu Perry Rhodan Ecken und Kanten aufweist, an den man ihn reiben kann. Kai Hirdt illustriert, meiner Meinung nach, den Wissenschaftler am schillerndsten von allen Autoren des NEO-Teams. Vielleicht sehe nur ich in seinem Eric Leyden den Sherlock-Darsteller Benedict Cumberbatch. Aber die Macken erinnern schon sehr an Sherlock Holmes oder Alan Turing (in »The Imitation Game«). Kritiker werfen den Expokraten vor, dass Charaktere wie Leyden überzeichnet sind und im realen Leben niemals bestehen könnten. Ich muss widersprechen. Wahrscheinlich kenne nicht nur ich Leute, die genauso sind, einen super Job haben, aber nicht annähernd die Genialität des Wissenschaftlers besitzen (im Gegenteil). Mit solchen Leuten arbeiten zu müssen, ist noch viel viel schlimmer. Dagegen ist Leyden ein Traum. Aber eigentlich will ich nicht nur über Eric Leyden sprechen, sondern vor allem auf Bell McGraw eingehen. Denn auch diese Figur gewann in dem Roman richtig an Format und ist mir inzwischen mit all ihren Unzulänglichkeiten richtig ans Herz gewachsen. Sie ist als Perspektive für den Leser ideal, weil man sich in ihr wiederentdeckt. Die Situation auf dem, von den Posbis kontrollierten, Schiff wurde vom Autor glaubhaft und mit einer Menge origineller Ideen beschrieben. Das dabei nicht jede Figur ins rechte Licht gerückt werden kann, ist nachvollziehbar und so bleiben Atlan und Tuire in diesem Roman nur Nebenfiguren. Was mich persönlich nicht gestört hat. Sogar bei den Auftritten von Kater Hermes nahm sich der Autor zurück, traf dabei dennoch genau den Ton, um Katzenbesitzern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Im zweiten Handlungsstrang stand Tim Schablonski als tragender Charakter im Mittelpunkt. Nachdem Rhodan und seine Mitstreiter wohlbehalten aus der Vergangenheit zurückgekehrt sind, finden sie das Posbi-Schiff so gut wie verlassen vor und machen sich auf die Suche nach Aashra und der CREST. Ihr steiniger Weg führt sie auf den Heimatplaneten des Zentralplasmas. Plasmaintelligenz Anich wird von feindlichen Posbis angegriffen, die alle dem Befehl des bösen Posbi Aashra folgen.
Allein der »Ritt« auf den Posbis mit fünf Prozent Lichtgeschwindigkeit durch das System im Leerraum, war für mich weniger überzeugend. Es fällt mir schwer zu glauben, dass die NEMEJE nur über eine Fluchtkapsel verfügte. Aber darauf will ich nicht herumreiten. Neben den Posbis Kaverie und Atju gefiel mir in diesem Teil des Romans die Charakterisierung von Mutantin Tani Hanafe. Natürlich ist es ein Wagnis, eine psychisch labile Person auf eine so gewagte Expedition mitzunehmen. Im Nachhinein betrachtet, mag die Entscheidung vielleicht falsch gewesen sein. Ändern kann Rhodan daran aber nichts und so muss das Team damit leben. Die Annäherung zwischen ihr und ihrem Aufpasser Schablonski fühlte sich sehr glaubhaft an. Da standen Emotionen zwischen den Zeilen, die ich so vom Autor noch nicht kannte. Emotionale Kopplung nennt man das wohl, wenn der Leser in den Figuren aufgeht. Das klappt vielleicht nicht bei jedem, aber mir gefällt so etwas immer. Überhaupt zeigt der Autor mit Band 118 eine völlig neue Seite. So viel Gefühl in der Handlung und zwischen den Figuren kenne ich sonst nur von Exposéautor Rüdiger Schäfer. Ist es seinem Einfluss zu verdanken oder war es eine natürliche Entwicklung des Autors? Mit »Roboter-Revolte« ist Kai Hirdt über sich hinausgewachsen und hat ein neues erzählerisches Niveau erreicht. Das war so gut gemacht, dass im Gegensatz zu Schablonski und Hanafe Perry Rhodan stellenweise richtig schroff wirkte.

Mein Fazit: Ein spannender Roman mit einer durchdachten Geschichte, die das gesamte Gefühlsspektrum abdeckte. Meine Lieblingspassage ist der letzte Teil von Kapitel 11 (Schablonski versinkt im Plasma). So etwas möchte ich öfter lesen. Großartig! Und weil ich aus sicherer Quelle weiß, dass der Autor den Roman in gerade mal zwei Wochen geschrieben hat, ist meine Achtung vor Kai Hirdt nochmals um ein großes Stück gewachsen. Der Mann ist ein Phänomen!

For the Love of Spock

Adam Nimoy, Sohn des verstorbenen Spock-Darstellers Leonard Nimoy, veröffentlichte dieser Tage eine Dokumentation zu seinem Vater. Mittels einer Kickstarter Kampagne sammelte er bei Fans in der ganzen Welt 660000 Dollar.

Ich hoffe sehr, dass der Film anlässlich des 50. Jahrestages von STAR TREK auch in die deutschen Kinos kommt, denn der Teaser-Trailer zur Dokumentation macht Lust auf mehr.

Missachtetes Genie

Quelle: Amazon

Den Namen Alan Turing hörte ich erstmals während meines Studiums im Fach Theoretische Informatik, im Zusammenhang mit der Turing-Maschine. Das ist ein Modell, das die Arbeitsweise eines Computers auf mathematische Weise abbildet. Doch wer dieser Mann war und was er mit der Entschlüsselung der Enigma zu tun hat, erfuhr ich erst in dieser Woche, als ich den Film »The Imitation Game« sah.

1951 kommt es zu einem Einbruch in Turings Wohnung. Dem Detective kommt Turings Verhalten seltsam vor und er schnüffelt in dessen Vergangenheit herum, weil er glaubt, das Turing ein russischer Spion ist. Bei einem Verhör erzählt ihm Turing seine Geschichte.

1939. Der exzentrische Mathematiker Alan Turing bewirbt sich für ein geheimes Projekt der englischen Regierung. Zusammen mit anderen Experten auf dem Gebiet soll er den Code der deutschen Enigma entschlüsseln, um den Vorstoß der Deutschen im zweiten Weltkrieg zu stoppen. Doch Turing ist alles andere als ein Teamplayer. Mit seinem rüden Auftreten und seinen Einzelaktionen stößt er nicht nur bei den Kollegen an, sondern auch bei seinen Vorgesetzten. Keiner versteht, was in seinem Kopf vorgeht und was er mit seiner Arbeit bezweckt. Als man ihn feuern will, wendet er sich an den Premierminister und wird prompt zum Leiter des Forscherteams ernannt. Doch während er »erfolglos« vor sich hin tüftelt und seine Mitarbeiter auf konventionellen Weg zumindest Teile der Botschaften entschlüsseln können, sterben täglich hunderte von Soldaten und Zivilisten in einem mörderischen Krieg. Erst eine junge Frau (Joan Clarke), die er für sein Team rekrutieren konnte, bringt ihn auf neue Ideen. Sein Projekt eine Maschine, die jeden Code entschlüsseln kann, nimmt plötzlich Gestalt an, aber der Erfolg bleibt zunächst aus. Doch die strikten Moralvorstellungen dieser Zeit verbieten eine Zusammenarbeit zwischen Joan und ihm. Turing macht ihr kurzerhand einen Heiratsantrag, gesteht ihr aber später, das er homosexuell ist.
Kurz vor dem Durchbruch droht die Regierung damit, ihm das Projekt wegen Erfolglosigkeit zu entziehen. Und da hat Joan die rettende Idee. Mit dem, jeden Morgen von den deutschen gesendeten, Wetterbericht gelingt es ihnen, den Code der Enigma zu knacken. Der Erfolg ist jedoch zweischneidig, denn wenn jemand herausbekommen würde, dass die Engländer die Funksprüche der Deutschen abhören können, wäre all ihre Arbeit für umsonst. Unter dem Kommando des Mi6 berechnen Turing und sein Team fortan, auf welchen der Funksprüche die Alliierten statistisch gesehen reagieren dürfen, ohne dass der Gegner Verdacht schöpft. Turings Team bestimmt quasi über Leben und Tod.
Nach dem Ende des Krieges, müssen alle Unterlagen zum Projekt und die Maschine vernichtet werden. Auch die Wege der Teammitglieder trennen sich.

Während des Verhörs konfrontiert der Detective Turing mit der Aussage des Einbrechers. Der hat ein Geständnis darüber abgelegt, dass er mit Turing sexuelle Kontakte hatte. Turing wird wegen »grober Unzucht und sexueller Perversion« verurteilt. Um nicht ins Gefängnis zu müssen, stimmt er zu, sich einer Hormonbehandlung mit schweren Nebenwirkungen zu unterziehen.  Joan Clarke besucht ihn und findet ihn als emotionales Wrack vor.
Wenig später nimmt sich Turing das Leben. Er stirbt mit 41 Jahren.

Die komplex aufgebaute Geschichte wird über mehrere Zeitebenen erzählt, die sich immer wieder einander abwechseln. Das Verhör mit dem Detektiv bildet die Rahmenhandlung. Man erfährt aber auch von Turings Jugend im Internat, bei dem er seinen besten Freund an Tuberkulose verlor. Nach ihm benennt Turing auch seine Maschine »Christopher«.
Der Film fesselt von der ersten Minute an. Neben der spannenden Geschichte ragt vor allem die Schauspielerische Leistung von Benedict Cumberbatch als Alan Turing heraus. Wie in seiner Rolle als »Sherlock« schafft er es, den eigensinnigen Mathematiker mit all seinen Macken glaubhaft darzustellen. Keira Knightley als Joan Clarke bildet dazu den passenden Widerpart und auch das restliche Schauspielensemble überzeugt.

Bemerkenswert war für mich die Beschreibung der damaligen Moralvorstellungen. Frauen durften nur in Frauenberufen arbeiten und mussten bei den Eltern leben, so lange sie nicht verheiratet waren. Auch die gnadenlose Verfolgung Homosexueller, die zu fragwürdigen Behandlungsmethoden gezwungen wurden, werfen einen dunklen Schatten auf die Zeitgeschichte. All das macht deutlich, dass die Genialität eines Individuums wie so oft engstirnigen Moralvorstellungen zum Opfer fällt, anstatt sie zum Wohle der Menschheit zu nutzen.

»The Imitation Game« ist ein sehenswerter Film, der die Verhältnisse während und nach dem zweiten Weltkrieg in England realistisch abzubilden versucht. Die spannende Geschichte hat nicht umsonst den Oscar für das beste Drehbuch gewonnen.

Teuflischer Gott

das-brandneue-testament_hochGott lebt in Belgien und er ist alles andere als nett. Eigentlich ist er ein gemeines Schwein, dass nicht nur seine Frau und Tochter tyrannisiert, sondern auch den Rest der Menschheit. Mit seinen Geboten erfindet er immer wieder neue Methoden, um die Menschen zu schikanieren, zu quälen oder sonst wie zu demütigen. Seine Tochter Éa, seit zehn Jahren im obersten Stockwerk eines Wohnblocks eingesperrt, hat schließlich die Nase voll. Von der Statue ihres Bruders Jesus ermuntert, flieht sie zu den Menschen. Doch zuvor legt sie Papas Computer lahm und die Todesdaten aller Menschen offen. Natürlich per SMS. So bekommt jeder auf der Welt mit, wann er sterben wird. Das verändert alles.

Doch Gott steigt seiner Tochter nach (in die Trommel einer Waschmaschine) und landet letztendlich selbst in der Realität der Menschen. Das, was eigentlich ein Paradies sein sollte, entpuppt sich als – unfreundlich und voller Gewalt. Genauso, wie er es konstruiert hat. Während er seine Tochter verfolgt, gerät er durch seinen fiesen Charakter immer wieder in Konflikte.

Tochter Éa sucht indes nach sechs Aposteln, um ein brandneues Testament zu schreiben und der sadistischen Herrschaft ihres Vaters ein Ende zu setzen – mit Erfolg.

Im Film »Das brandneue Testament« sind Gott und der Teufel in einer Person vereint. Ich frage mich gerade, was wohl ein gläubiger Mensch von dem Film halten mag. Wahrscheinlich würde er ihn als pure Blasphemie abtun. So respektlos wie mit dem Glauben umgegangen wird, mag er für hartgesottene Gläubige harter Tobak sein. Und doch steckt eine Menge Wahrheit in der Geschichte. Nicht nur über den Glauben selbst, sondern auch über das menschliche Zusammenleben. Egal, ob es um den Handy-Wahn oder die Vernichtung von Lebensmitteln geht. Die Kritik an der Gesellschaft ist bestens verpackt in surrealem Humor und einschlägigen Bildern, eindrucksvoll gespielt von bekannten Darstellern, wie Benoît Poelvoorde (»Nichts zu verzollen«) und Catherine Deneuve. Gleichfalls erwähnenswert ist die Darstellerin der Éa, die mit ihren zwölf Jahren eine beeindruckende Arbeit abliefert.

Der Film lief im vergangenen Herbst leider nur in wenigen ausgesuchten Kinos. In diesem Monat erschien die DVD und ich konnte mir den Film endlich ansehen. Entweder ich saß mit offenem Mund staunend davor oder lachte mich schlapp. Die belgisch-französisch-luxemburgische Komödie ist ein Beispiel dafür, dass skurrile Ideen und schwarzer Humor immer ihr Publikum finden. Bei mir hat es geklappt. Obwohl ich gern noch mehr von Jesus gesehen hätte, der von seinem Vater nur als »Weichei« bezeichnet wird. Leider ist er nur in zwei Szenen zu sehen.