Es gibt Texte, die man nicht schreiben möchte, weil man kaum die Worte findet. Dies ist so ein Text.
Am 11. März 2025 erhielt ich von Rüdiger Schäfer die Nachricht vom Tod Rainer Schorms. Ich schwankte zwischen Unglauben und Schockiertsein und brauchte eine Weile, um die Nachricht zu verarbeiten.
Rainer war ein besonderer Mensch. Wir trafen uns zum ersten Mal auf der Veranstaltung zu PERRY RHODAN-Band 3000 im Münchner Literaturhaus. Zuvor war mir der große Mann mit den langen grauen Haaren und dem Bart auf den Fotos immer sehr ernst vorgekommen. Seine frühen NEO-Romane waren mir meist zu technisch, zu komplex und zu finster. Ich hatte damals tatsächlich Berührungsängste ihm gegenüber. Die räumte Rainer aber sehr schnell beiseite. Sein feinsinniger Humor, gepaart mit dem schweren alemannischen Dialekt, machten ihn mir genauso sympathisch wie sein Fachwissen über Astronomie oder sein Kunstverstand. Wir schlossen schnell Freundschaft, schrieben uns und trafen uns immer mal wieder auf den wenigen Veranstaltungen der Fanszene, die er besuchte. Rainer war immer zu Späßen aufgelegt und ein schlagfertiger Gesprächspartner, egal ob verbal oder in E-Mails. Dennoch schien immer eine gewisse Dunkelheit auf ihm zu lasten – eine Traurigkeit, die stets zwischen seinen Späßen mitschwang.
Rainer wurde 1965 in Wehr (Baden) geboren und lebte bis zu seinem Tod in Freiburg im Breisgau. Nach seinem Studium war er als Grafik-Designer und Referent tätig. Seit 2007 arbeitete er zudem freiberuflich als Autor und war Mitglied der »Autorengruppe Phantastischer Oberrhein«. Neben vielen Kurzgeschichten schrieb er unter dem Pseudonym Regina Shadow für die Heftromanreihen »Gaslicht und »Irrlicht« und stieg 2014 als Autor bei PERRY RHODAN NEO ein. Nach dem Tod von Michael H. Buchholz (2017) trat er dessen Nachfolge als Exposéautor an und führte mit Rüdiger Schäfer die Serie bis Band 359.
Für die PRFZ zeichnete er das Titelbild der FanEdition 23 und steuerte eine Kurzgeschichte für die Publikation zum 60. Geburtstag von Klaus N. Frick bei. Rainer war immer für Interviews zu haben. Er steckte tief in der NEO-Serie und konnte stets jede Frage dazu eloquent beantworten. Rezensionen seiner Werke las er nie. Er meinte einmal dazu, dass die Romane geschrieben seien und er ohnehin nichts mehr daran würde ändern können. Dennoch war er empfänglich für konstruktive Kritik.
Seine NEO-Romane wurden im Laufe der Jahre immer besser. Er brachte sehr viele außergewöhnliche Ideen bei NEO ein. Charakteristisch waren seine launigen Dialoge und die skurrilen Charaktere, die er sich ausdachte. Seit der Aphilie-Staffel schrieb er emotionaler und tiefsinniger und mit Band 339 – »Die Stille kommt« – verfasste er den bisher besten NEO-Roman überhaupt. Natürlich ließ er es sich nicht nehmen, sein Hobby Astronomie in der Serie zu verarbeiten. Auch andere Wissenschaften wie Geologie oder Biologie hatten es ihm angetan und mitunter schwelgte er regelrecht in den Themen. Etwas, das nicht jedem Leser gleich gut gefiel.
Nun ist er nicht mehr da. Rainer Schorm reiht sich ein in eine lange Liste von Menschen, die an der PERRY RHODAN-Serie mitgearbeitet haben und viel zu früh gestorben sind. Sein Tod hinterlässt keine Lücke, sondern einen ganzen Leerraum zwischen den Galaxien. Ich wage zu behaupten, dass PERRY RHODAN NEO nach seinem Tod eine andere Serie sein wird. Nicht schlechter, aber anders. Er und seine Figuren wie Dr. Brömmers und dessen Frosch-KI, Chefingenieur Rufus Darnell oder die Avatara Schrattel werden mir sehr fehlen.
Ad astra, Rainer! Vielleicht kannst Du nun endlich zu den fernen Orten im Universum reisen, die Du schon immer mal besuchen wolltest und über die Du so oft geschrieben hast.
PERRY RHODAN NEO Band 351 – »Das Geisterschiff« von Ruben Wickenhäuser
Auf der Flucht vor der Regierung der Terranischen Union tauchen Perry Rhodan, Reginald Bull, Atlan, Thora und die Mutanten Ras Tschubai und John Marshall sowie Gucky auf Olymp unter. Letzterer behält Aveline Celestaris im Auge, deren dunkler Schatten Eidolon jederzeit ausbrechen und in seiner Umgebung Schaden anrichten kann. Durch Atlans Beziehungen erhalten sie die Koordinaten eines Raumschiffs, das sie in die Galaxie der Hamamesch bringen kann. Es dauert nicht lange und ihre Identitäten fliegen auf, was sie erneut zur Flucht in den Weltraum zwingt. Unerkannt erreichen sie den Asteroiden, in dessen Inneren die MAGELLAN schlummern soll. Doch sie sind nicht die Ersten dort. Ein Mehandorschiff scheint auf der Oberfläche des Asteroiden abgestürzt zu sein. Die Spuren innerhalb des Schiffes deuten daraufhin, dass etwas passiert sein muss, was die Besatzung in Schrecken und Panik versetzt hat. Nachdem sie in den Asteroiden eindringen, finden die die völlig verängstigten Mehandor, die bereits eine Art Religion gegründet haben, um die umherspukenden Geister abzuwehren. Als Rhodan und Co letztlich die MAGELLAN in Betrieb setzen, erleben auch sie merkwürdige Dinge. Ein Reset der Positronik hilft nur zeitweise, bevor sich die geisterhaften Erscheinungen wieder etablieren. Atlan, Aveline und die Mutanten dringen in den Positronikkern vor, da sie dort den Ursprung des Spuks vermuten. Letztendlich ist es aber Avelinas Schatten Eidolon, der den nebelartigen Verursacher vernichten kann. Mit Hilfe der Mehandor wird die MAGELLAN flott gemacht und man bricht nach Arkon auf, um eine Besatzung für das Schiff zu finden.
Wer auf Geistergeschichten steht und sich so richtig gruseln möchte, dem sei dieser Roman von Ruben Wickenhäuser wärmstens empfohlen. Es bleibt bis zum Schluss gruselig und spannend. Unterbrochen wird das Ganze durch viele technische Erläuterungen zur MAGELLAN. Ich bin mir sicher das NEO-Technikberater Peter Dachgruber einen großen Anteil an diesem Roman hat. Auf drei Seiten bekommt man erzählt, wie man einen Fusionsreaktor zündet. Klasse! Für technikaffine Leser ist das ein Fest.
Dem Autor gelingt es, den Charakter Aveline Celestaris eins zu eins aus dem letzten Roman zu übernehmen und weiterzuentwickeln. Die zurückhaltende Frau beginnt gegen ihre Minderwertigkeitskomplexe anzukämpfen und bleibt dennoch sie selbst. Durch ihre Augen die Dimensionen der MAGELLAN zu erleben, ist ein geschickte Schachzug von Ruben Wickenhäuser. So bekommt man eine Vorstellung, wie groß dieses Schiff wirklich ist, auch wenn es für die alteingesessenen NEO-Leser ein alter »Hut« sein mag.
Fragen darüber, warum dieses Schiff noch existiert, warum es eingelagert wurde und es in 350 Jahren niemand gefunden hat, stelle ich mir lieber nicht. Auch nicht, wie Atlan es geschafft hat, in nur drei Jahren so tiefe Beziehungen auf Olymp zu knüpfen, dass ihm eine Siganesin Informationen über die MAGELLAN verkauft.
Enttäuscht war ich, als am Ende nicht klar wird, gegen wen sie eigentlich gekämpft haben und wer der Verursacher des Spuks wirklich war. Der Geist bleibt was er war – ein Geist – und auch die Protagonisten scheint das nicht zu interessieren. Da hätte ich mir mehr gewünscht. So verpufft die lange gehaltene Spannung in einem großen Fragezeichen.
Ich bin kein großer Freund des Horror-Genres, aber ich muss zugeben, dass mich »Das Geisterschiff« zumindest bis auf den Showdown am Ende überzeugt hat. Wahrscheinlich lag es an den vielen Technikspielereien, die in im Text integriert sind und die mir die Dimensionen der MAGELLAN nochmal bildlich vor Auge geführt haben.
Anlässlich des 60. Geburtstag von Rüdiger Schäfer. Herzlichen Glückwunsch und viel Gesundheit dem NEO-Expokraten.
PERRY RHODAN NEO Band 350 – »Kosmische Kontore« von Rüdiger Schäfer
In der Milchstraße tauchen die Hamamesch mit ihren Kontoren auf. Auf den Raumstationen wie TEKMAR gibt es alles, was das Herz begehrt zu unglaublich günstigen Preisen oder sogar für umsonst. Für die sich gerade von der Symaios und ihren Folgen erholende Bevölkerung der Lokalen Blase bedeutet das unglaubliches Glück. Der Wiederaufbau der Terranischen Union wird durch die Hamamesch und ihre Güter schnell vorangetrieben. Den Menschen geht es nach der langen dunklen Epoche immer besser. Doch Perry Rhodan und die anderen Unsterblichen sind skeptisch. Warum verschleudern die Hamamesch ihre Waren, wo kommen diese überhaupt her und sind ihre Absichten tatsächlich integer? Eric Leyden und sein Team finden heraus, dass alle Güter, die die Hamamesch in ihren Kontoren verkaufen einen Imprint tragen. Ob und wie sich dieser negativ auf die Käufer auswirkt, ist umstritten. Perry Rhodan und Protektor Reginald Bull warnen vor allzu viel Vertrauen in die Hamamesch. Doch ihre Warnungen werden nicht nur in den Wind geschlagen, bald werden ihnen Terrorakte nachgesagt und sie sollen sogar als Attentäter verhaftet werden. Entkommen können die Unsterblichen inklusive einiger Mutanten nur mit Hilfe von Aveline Celestaris. Die Frau stammt von Nimbus und hat im wahrsten Sinne des Wortes ein dunkles Geheimnis. Das Nebelwesen Eidolon hat sie sich bei einem Ausflug ins Zentrum der Milchstraße aufgelesen. Auch sie ist den Hamamesch skeptisch gegenüber, weil sie bei einem Besuch auf dem Kontor TEKMAR eine seltsame Entdeckung gemacht hat. Perry Rhodan und seine Freunde müssen die Erde verlassen, um einer Verhaftung entgehen. Aveline nehmen sie kurzerhand mit.
Nach »Inception«-Manier verschachtelt Rüdiger Schäfer seine Geschichte. Auf drei Zeitebenen und in zwei Handlungsbögen erzählt er vom Schicksal Aveline Celestaris und verknüpft es mit dem Perry Rhodans und dessen Freunde. Das erfordert teils hohe Konzentration beim Lesen, um zu begreifen, was wann passiert. Für Freunde des nichtlinearen Handlungsaufbaus ist es ein wahres Fest.
Witzig sind die vielen Kleinigkeiten, die er »eingebaut« hat, sei es der Name einer Podcasterin vom Radio Freies Ertrus oder die »Waber-Schormis«, ein kleiner Seitenhieb auf seinen Exposéautorenkollegen Rainer Schorm. Das alles führt dazu, dass der Weltenbau sehr bunt, ausufernd und exotisch ist. Mit der Beschreibung der Kontore setzt er die Latte für die anderen Autoren der Serie ziemlich hoch.
Wie immer liefert der Autor eine beeindruckende Anzahl an Erläuterungen zu den Geschehnissen, die zur Symaios geführt haben. Er schlägt dabei einen großen Bogen über die Geschehnisse innerhalb der NEO-Serie. Vom Sonnenschasma, über ANDROS und dem Dunkelleben bis hin zum Imprint der Hamamesch. Die sind aus M33 gekommen, weil die Symaios bei ihnen offenbar nicht funktioniert hat. Was auch immer Letzteres bedeuten soll. Zumindest legt er damit den Grundstein für die Staffel, in der Perry und Co nach M33 reisen müssen, um hinter die Geheimnisse der Hamamesch zu kommen.
Dennoch bin ich mit einigen Dingen nicht so wirklich einverstanden. Nur vier Jahre sind nach den Ereignissen der Paragon-Staffel vergangen. Dennoch haben die Menschen die Erde inzwischen komplett und ohne Probleme wiederbesiedelt. Die Kolonien werden schon mit Hilfsgütern versorgt und die Raumschiffe haben offensichtlich keinerlei Probleme mehr, sich durch den granulierten Hyperraum zu bewegen. Was ist mit der Kalmenzone, ist die plötzlich weg? Wie konnten die Milliarden Menschen so schnell von Gäa zur Erde gebracht werden und gleichzeitig die Infrastruktur, die 350 Jahre (!) auf Terra brachgelegen hatte, so schnell wieder aufgebaut werden? Nein, dass ist unglaubwürdig? Zehn Jahre mit Hilfe der Hamamesch würde ich akzeptieren, aber keine drei bis vier Jahre. Nie! Außerdem scheinen alle Daten aus der Zeit vor der Symaios wieder da zu sein und auch die Zeitrechnung ist wieder die alte. War da nicht die temporale Trübung, in der alles verloren gegangen war? Sogar an die Aphilie können sich die Menschen nach gut 400 Jahren noch erinnern. Na, ich weiß nicht. Es scheint, als hätten die Geschehnisse aus den letzten beiden Staffel kaum Auswirkungen gehabt. Wir machen da weiter, wo wir vor Primat waren. Das finde ich schade.
Rüdiger Schäfer liefert mit »Kosmische Kontore« einen soliden Auftaktroman, der die Galaktischen Händler vorstellt und Perry Rhodan und seine unsterblichen Freunde in eine ungewohnte Situation bringt. Zudem zieht der Autor viele Querverweise zu unsere Gegenwart, ob politisch oder medial. Allein dafür lohnt sich die Lektüre.
PERRY RHODAN NEO Band 349 – »Gruft und Quelle« von Rainer Schorm
Icho Tolot bricht aus der Smaragdgruft auf Oxtorne aus. Mit der GORRL, einem von Unbekannten vor Jahrzehnten bereitgestellten Raumschiff, bricht er in den Weltraum auf. Ein Ruf führt ihn zu einer großen Smaragdgruft in einem Transmitterwald in der Nähe von Sagittarius A*. Nach Jahren ergebnisloser Erforschung der Gruft und des Transmitterwaldes erhält Tolot gedanklich den Auftrag nach Gäa zu fliegen. Dazu bekommt er DNS-Datensätze von Perry Rhodan und Thora Rhodan da Zoltral sowie die Anweisungen wie er nach Gäa gelangt. Auf dem Planeten Styx trifft er auf Galto Quohlfahrt. Durch den Charon-Schacht und den Zeitbrunnen gelangt er nach Gäa, wo er von seinen Freunden freudig begrüßt wird. Dort beobachten gerade Perry Rhodan und Reginald Bull wie die Azaraq-Flotte den Margor-Schwall beschießt und Amtraniks Damokspäre versucht, ihn zu durchstoßen. Als der Versuch scheitert, verlässt die Spähre das Gebiet und zerstört dabei hunderte Raumschiffe der Azaraq-Flotte. Tolot bittet Perry und Thora mit ihm durch den Zeitbrunnen zu gehen und zur Smaragdgruft zu fliegen. Der Azaraq Tagrep Kerrek möchte Gäa ebenfalls verlassen, weil er verhindern will, dass nach Amtraniks Verschwinden unter den Bluesvölkern ein Krieg ausbricht. Galto Quolfahrt stellt ihm auf Styx ein Raumschiff zur Verfügung. Tolot, Rhodan und Thora bekommen von ihm verbessertes Gyps, damit sie mit dem Beiboot der GORRL schneller an ihr Ziel gelangen. Doch bei der Rückkehr zur GORRL lässt die eigenwillige Schiffs-KI sie zunächst nicht an Bord, derweil sich die Damoksphäre der Gruft nähert. Als sie endlich in der GORRL sind, versucht Tolot Perry und Thora mittel mit Transmitterschoten in den Transmitterwald zu schicken. Doch Amtranik kann das Signal abfangen und holt die beiden zu sich in die Damokspähre. Dort hat der Labori eine Nekrophore erschaffen (dazu wird ein schwarzes Loch in einen Zeitbrunnen geworfen) und will Rhodan und Thora ihr zum Fraß vorwerfen. Die Nekrophore zehrt jedoch auch an ihm und macht ihn so schwach, dass die beiden mittels einer Transmitterschote entkommen können. Im Wald öffnen Perry und Thora die Gruft, in der ihre Tochter Nathalie erwacht. Sie erklärt, dass die Symaios nun abgeschlossen werden kann. Die Unsterblichen in ihren Grüften waren die Matrix und sie braucht nun ihre Eltern damit sie für den letzten Schritt als Anker dienen sollen. Sie taucht sie in ein Bad aus Gyps und schickt anschließend sie zur GORRL zurück. Zwischen der Gruft und der Damoksphäre bildet sich ein Hypertunnel und die Gruft kollidiert mit der Sphäre. Beide stürzen auf das schwarze Loch Sagittarius A*, wo ein gigantischer Zeitbrunnen entsteht, den Tolot als Zeitquelle bezeichnet. Nathalie entkommt in der Smaragdgruft durch einen Zeittunnel. Auf Gäa beschließt die Menschheit in die Lokale Blase und ins Solsystem zurückkehren zu wollen.
Puhhh! Die Symaios, das Ende von allem, hat nun endlich ein Ende gefunden. Was, warum genau damit geheilt wurde, hat sich mir zwar nicht so recht erschlossen, aber die Kapitel Symaios und Amtranik scheinen Gott sei Dank nun abgeschlossen. Es ist unterhaltsam, was sich Rainer Schorm ausgedacht hat. Er erzählt es auch kurzweilig und mit launischen Dialogen, allerdings ist mir der ganze Aufbau eine Nummer zu komplex. Quanten, 5-Vegetation, Margor-Schwall und ein übermächtiger Gegner mit noch übermächtigeren Waffen machten mir in dieser Staffel das Lesen zur Qual. Das ist auch beim letzten Band so. Der Gipfel: Perry Rhodans Bad im Gyps-Bett und schon ist alles wieder gut. Wirklich?
In diesem Roman wird munter allerlei in einen Topf geworfen, rumgerührt und dem Leser serviert. Natürlich gab es den großen Plan im Hintergrund, aber selbst Nathalie, obwohl sie daran beteiligt ist, scheint nicht zu wissen, wer denn nun derjenige welche ist. ES kann es nicht sein, denn die ist ja bei NEO nicht so alt. Übrigens, dass es sich in der Gruft um Nathalie handelt, war mir schon nach den ersten beiden Zwischenkapiteln klar, in denen sie zu Wort kommt. Ich habe das Gefühl, dass die Tochter von Perry und Thora herhalten muss, wenn den Autoren die Ideen ausgehen. Sie scheint in alle Verschwörungen und Verwicklungen verstrickt zu sein. Das ist auf Dauer etwas zu vorhersehbar. Mir wäre lieber, man hätte ein bisschen mehr neues Personal herangezogen und das Ganze weniger kompliziert gemacht.
Überraschenderweise spielen die Vitalier im Abschlussband überhaupt keine Rolle. Da frage ich mich dann doch, warum sie überhaupt aus dem Hut gezaubert wurden. Und hieß es nicht anfangs, dass sie mit Paragon unter einer Decke stecken und durch den Aufenthalt im Zentrum der Galaxis irgendwie genetische Schäden davontragen? Zudem stellen sich mir am Ende dann doch noch einige Fragen. Was ist mit der Granulenbildung, bleibt das jetzt so? Was ist mit der Kalmenzone, wenn die Menschen ins Solsystem zurückwollen, hat die sich aufgelöst? Und dann steht da ja noch immer das Distanzlose Tor im Zentrum der Milchstraße, durch das die Garbeschianer gekommen sind. Sollte man da nicht zumindest einen Wachposten aufstellen, damit nicht wieder überraschend eine Invasionsarmee vor der Tür steht.
In »Gruft und Quelle« verarbeitet Rainer Schorm viele exotische Ideen und führt die mäandernde Staffelhandlung einigermaßen schlüssig zusammen. Aber auch er kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Staffel viele Lücken und Schwächen hat.
Staffelfazit
Der große Wurf ist ausgeblieben. Die Ankündigung das NEO in eine neue Ära aufbricht, hat sich nicht so wirklich bestätigt. Wohl ist die Welt nach der Symaios eine andere, als die die Perry Rhodan kennt – dunkler, gewalttätiger, dystopischer. Das scheint ihn aber weniger zu stören, als dass er weitermacht wie bisher, sobald er den ersten Freund aus einer Smaragdgruft befreit hat. Die Handlung der Einzelromane bewegt sich von hier nach da und von da nach dort, mitunter auch mal in ein Logikloch. Mir fehlt der rote Faden. Liebgewonnenes neues Personal wird alsbald abgestoßen und die alten Recken wieder hervorgeholt. Perry findet schon sehr bald seine Thora wieder, was viel zu früh passiert. Viel zu früh wird auch verraten, dass hinter Paragon Amtranik steckt. Das hätte ich mir bis zum Ende aufgehoben, dann wäre es ein echter Knaller gewesen.
Das mit den Gyps-Blüten und 5D-Pflanzen ist an sich eine nette Idee, die aber im Laufe der Staffel zu Tode geritten wird. Es war am Ende so dominant, dass es unsere Helden handlungsunfähig gemacht hat. Denn seien wir ehrlich, was haben denn Perry und seine Leute denn jetzt wirklich praktisch getan, um dem ganzen Spaß ein Ende zu bereiten. Wenig bis nichts, denn das meiste haben ihnen ja die Pflanzen abgenommen.
Nach dem grandiosen Beginn wurde sehr viel Potenzial verschenkt. Wenn man es langsam angegangen wäre und nicht versucht hätte, zu viel in der Handlung unterzubringen, wäre das besser gewesen. Die wirklich tollen Geschichten aus dieser Staffel, die Evakuierung der Erde, der Hordenzug Amtraniks durch die Lokale Blase, die Mobilisierung der Azaraq bekomme ich nur in Rückblenden zu sehen. Überhaupt, warum brauchte man eigentlich Gäa? Warum hat man die Kalmenzone nicht dem Margot-Schwall gleichgesetzt? Und statt sich durch die halbe Galaxie zu schlagen, wären Rhodan und Co erst später auf der Erde angekommen und hätten dem Angriff der Damokspähre von dort aus beobachtet. Und vielleicht hätte die Smaragdgruft mit Nathalie auf dem Mond gewartet.
Aber warum einfach, wenn es auch komplizierter und größer geht. Größer, weiter, höher – etwas, das mich bei NEO zunehmend stört. Ich mochte die Serie, weil sie näher am hier und jetzt war und weil ihre Geschichten immer von Bodenständigkeit geprägt waren. Seit ein paar Staffeln ist das leider nicht mehr so. In dieser Staffel ist es mir zum ersten Mal so gegangen, dass ich die Hefte bewusst liegen gelassen und mich lieber anderer Lektüre gewidmet habe, dass ich mich zwingen musste, die Geschichten überhaupt zu lesen. Und wenn ich sie hier nicht hätte besprechen müssen, wer weiß, dann wäre ich wahrscheinlich ausgestiegen.
Man kann nur hoffen, dass die Autoren das Ruder nochmal herumreißen und mit der neuen Staffel ein wenig mehr Bodenständigkeit in der Serie Einzug hält. Es wäre wünschenswert, denn an sich ist mir die Serie und ihre Helden schon sehr ans Herz gewachsen. Wünschenswert wäre auch wieder mal eine Auffrischung im Autorenteam. Viele gute Autoren sind im Laufe der Zeit zu anderen Serien abgewandert. Das ist sehr schade, aber vielleicht findet sich der eine oder andere Rohdiamant oder ein potenter Rückkehrer und sei es nur als Gastautor.
PERRY RHODAN NEO Band 348 – »Die schwarze Kreatur des Todes« von Lucy Guth
Takrep Kerrek, Herrführer der Azaraq-Flotte, desertiert. Er flüchtet durch den Margor-Schwall nach Gäa wo er mit Perry Rhodan reden will. Sein Schiff stürzt über Sol-Town ab, aber der Azaraq überlebt leicht verletzt. Er erzählt den Menschen, was seit dem Besuch von Perry Rhodan in der galaktischen Eastside passiert ist und warum er Amtranik misstraut. Kerrek, der bei der Begegnung mit Rhodan vor vielen Jahrhunderten mit einem Zellaktivator Kontakt hatte, ist unsterblich geworden. Nach dem Tod seines Sohnes, der einst von Rhodan gerettet worden war, setzt er sich für Einigkeit und Frieden unter den vielen Völkern der Azaraq ein. Dieser Jahrhundertelanger Prozess wird durch die Ankunft Amtraniks Darmokspähre beschleunigt. Sie verschlingt nicht nur den Planeten Moloch – auf dem einst die Memeterarche mit der Menschheit gestrandet war – sondern sie vernichtet zudem den Heimatplaneten eines Azaraqvolks, das Widerstand signalisiert. Seitdem tun die Azaraq alles, was Amtranik will, auch weil er ihnen als ein religiöses Symbol, der Schwarzen Kreatur des Todes, entgegentritt. Der Labori hat das Volk der Azaraq (Blues) und dessen Geschichte gut studiert und nutzt ihre Religion und ihre genetische Veranlagung zur Fruchtbarkeit, um eine gewaltige Armee zu erschaffen. Er verspricht dem vermehrungsfreudigen Volk nicht weniger als eine ganze Galaxie, um sich auszubreiten, wenn sie ihm bedingungslos dienen. Als Amtranik sie jedoch auffordert die Menschen auf Gäa zu vernichten, kommen Kerrek Skrupel. Er bittet Rhodan um Hilfe für sein Volk, während vor dem Margor-Schwall die gigantische Flotte der Azaraq und Amtraniks Darmoksphäre aufziehen.
Endlich ein Lichtblick! Nach dem furiosen Start der Paragon-Staffel folgten Ernüchterung und Langeweile. Lucy Guth reißt es mit diesem Roman wieder heraus. Er träg zwar wenig bis nichts zur Staffelhandlung bei, punktet aber mit vielen Hintergründen zum Volk der Azaraq, wie die Blues bei NEO heißen.
Unterbrochen werden Kerreks Erzähl-Passagen in der Ich-Form, durch kurze Einschübe der Sage über die Entstehung der Azaraq und ihrer vielen bunten Kreaturen. Das ist perfektes Worldbuilding und bringt die Motivationen der Protagonisten, allen voran die von Takrep Kerrek den Lesern näher. Genauso muss es sein. Dass es dabei wenig Handlung und noch weniger Action gibt, spielt in dem Fall für mich keine Rolle, denn mir ist wichtiger, dass ich verstehe, warum ein Charakter so handelt wie er handelt und dass es glaubhaft ist.
Der Roman ist ein politischer Roman, der viele Parallelen zu unserer Zeit und zu realen Personen zieht. Das mag nicht jeder gut finden, aber mir hat das ausgesprochen gut gefallen, weil die Autorin es geschehen lässt, ohne mahnend den Zeigefinger zu heben. So darf jeder erleben, was passiert, wenn Personen an die Macht kommen, die nur an ihre eigenen Bedürfnisse denken und denen mehr daran liegt, Rache zu üben, als dem Wohl des gesamten Volkes zu dienen. Allein dafür verdienen Autorin und Geschichte große Anerkennung.
Das Lucy Guth schreiben kann, hat sie schon oft bewiesen. Dass sie die Essenz der NEO-Serie begriffen hat, weil sie die Serie selbst liest, beweist, dass Fans oftmals ein viel tieferes Verständnis für die Figuren und die Welt hinter den Buchdeckeln entwickeln.
»Die schwarze Kreatur des Todes« ist nicht nur ein Roman für Liebhaber des Volks der Diskusköpfe auf langen Hälsen. Es ist ein unterhaltsamer Charakterroman in dem mehr Botschaften stecken, als in manch politischem Artikel aktueller Tageszeitungen.
PERRY RHODAN NEO Band 347 – »Die Waffe der Labori« Michael Tinnefeld und Ruben Wickenhäuser
Während Perry Rhodan, seine Frau Thora und Reginald Bull auf Gäa gemeinsam mit den Oxtornern Omar Hawk und Powlur Ortokur versuchen das Katarakt-Gyps zu retten und den schwindenden Margor-Schwall zu stabilisieren, versuchen Atlan und Roi Danton mittels eines Tricks die gefangene Labori Imara Tugh zu einer Aussage zu bewegen. Das gelingt zunächst. Sie gibt Atlan die notwendigen Informationen, um zumindest die Versorgungsbasis von Amtranik anzuvisieren. Zu Hilfe kommt ihnen der Azaraq Tagrep Kerrek, der den Arkoniden auf ein Seuchenschiff der Blues-Flotte lockt und zusammen mit ihm und Roi Danton einen Plan ausheckt. Dieser läuft zunächst nicht so, wie gedacht und das Seuchenschiff wird zerstört. Atlan und Danton werden von einem Vitalierschiff aufgebracht und können mit deren Hilfe dann doch noch den Planetoiden mit dem Versorgungsstützpunkt sprengen und rechtzeitig nach Gäa zurückkehren, bevor ihnen Amtraniks Flotte ernsthaft schaden kann. Perry Rhodan gelingt es derweil Imara Tugh daran zu hindern, eine Maschine der Loower zu benutzen, um das Katarakt-Gyps und damit auch den Margor-Schwall final zu vernichten. Rhodan kann die Positronik der Maschine überzeugen, das Gegenteil dessen zu tun. Das Gyps erholt sich und der Margor-Schwall regeneriert sich, auch wenn es Rhodan und den anderen Unsterblichen des Teams fast das Leben kostet. Am Ende wird das Schiff von Imara Tugh in einem Lichtblitz zerstört. Die Frage, die über alledem schwebt: Ist die Labori tatsächlich tot und ist Gäa vor Amtranik in Sicherheit?
Manchmal ist weniger definitiv mehr. Das zeigt dieser Roman ganz deutlich. Dem Negativbeispiel mangelt es zwar nicht an Ideen, dafür aber an Logik und Stringenz. Die vielen Einzelgeschichten verlieren in ihrer Fülle an Bedeutung. Sie sind zum einen aus Platzgründen zu oberflächlich geschrieben, als dass sie mich als Leser tatsächlich berühren. Zum anderen frage ich mich, ob die Protagonisten wirklich wissen, was sie da tun.
Die vielen Fehler im Lektorat fallen da weniger ins Gewicht, als die unzähligen Informationen, die mir ständig unter die Nase gerieben werden. Die Blues-Staffel liegt fast 200 Bände zurück. Selbst ich weiß nicht mehr, was damals passiert ist (und ich habe ein gutes Gedächtnis). Einem Neueinsteiger wird die Informationsflut schnell überfordern. Und da bei der Handlungsfülle zu wenig Platz bleibt, um die einzelnen Charaktere richtig auszuarbeiten, fällt es schwer, sich an sie zu binden. Ich hatte stellenweise das Gefühl ein Telefonbuch zu lesen aber keinen Roman.
Nein, da wollten die Autoren mehr als notwendig gewesen wäre. Bei mir kam angesichts des ständigen Hin und Her keinerlei Spannung auf. Wenn man sich auf zwei Handlungsebenen geeinigt und diese ohne viel Drumherum erzählt hätte, wäre das für die Geschichte besser gewesen. Allein die Szenen auf dem Seuchenschiff können mich für einen kurzen Moment abholen, bevor die Geschichte durch das Auftauchen der Vitalier wieder zunichte gemacht wird. Zu viele Handlungsorte, zu viel Personal und zu viel notwendiges Hintergrundwissen – so schreibt man keine überzeugende Geschichte und so holt man langfristig keine Neuleser in die Serie.
Das Handlungskudelmuddel ist zu verkopft und emotional zu distanziert. Da helfen auch die Szenen mit Gucky und Ortokurs Schwester nicht. Da spüre ich weniger die Bindung an die Charaktere, sondern bemerke eher die handwerklichen Tricks und Kniffe, um die Handlung spannender zu machen. Manch ein Charakter wird zwischendrin gar vergessen oder wirkt wie schmückendes Beiwerk ohne Bedeutung.
»Die Waffe der Labori« ist im wahrsten Sinne des Wortes konstruiert. Ein Zufall jagt den nächsten. Die Autoren versuchen künstlich Spannung zu erzeugen, indem sie Probleme heraufbeschwören, die nicht glaubhaft und vor allem nicht notwendig sind. Kaum ein Handlungspart liest sich wie organisch gewachsen und auch die Figuren können mich trotz aller Mühe nicht überzeugen. Inwieweit der Roman für den Fortschritt der Staffelhandlung notwendig ist, wird sich noch zeigen. Ich fürchte, mehr als die Stabilisierung des Margor-Schwalls war nicht drin.
Ich habe heute die letzten Handgriffe für die SOL 117 gemacht. Die Druckdaten sollen am Montag in die Druckerei und bis Mitte Februar soll das Heft an alle Mitglieder der PRFZ rausgeschickt sein.
Im Gepäck hat die erste SOL 2025 eine neue Kolumnistin für die PERRY RHODAN-Serie. Ich freue mich, dass von jetzt an Alexandra Trinley in ihrer Kolumne »Aus dem Sternenmeer« die Romane der Hauptserie besprechen wird.
Hermann Ritter wurde auf den 5. PR-Tagen zum Ehrenmitglied der PERRY RHODAN-FanZentrale ernannt. Ich habe ihn gefragt wie er sich damit fühlt und mit was er sonst noch beschäftigt ist. Michael Thiesen hat Michael Pfrommer interviewt, der Autor spricht über die Andromeda-Fanroman-Serie des Terranischen Club EdeN, die er zusammen mit Kurt Kobler schreibt. Im Rahmen des Interviews ist eine Risszeichnung von Michel Van abgebildet zusätzlich zu den Risszeichnungen von Robert Hoermann, der die Dragonfly aus PERRY RHODAN NEO präsentiert und Frank G. Gerigk, der eine Schüttgut-Frachtfähre gezeichnet hat.
Bei einer so langlebigen Serie wie der PERRY RHODAN-Serie sind Widersprüche unvermeidlich. Einige Ungereimtheiten aus der frühen Phase der Serie werden im Schwerpunkt des Heftes angesprochen. Ich bin mir sicher, dass es dazu einige kontroverse Rückmeldungen geben wird.
Neben den unterhaltsamen Besprechungen der Silberbände von Andreas Gruber und meinen Rezensionen zur »Paragon«-Staffel von PERRY RHODAN NEO, hat Markus Regler eine Kurzgeschichte beigesteuert.
In der Rubrik »Fanszene« geht es um Frauenpower in der Science-Fiction-Szene. In Zusammenarbeit mit dem SFCD berichten Sylvana Freyberg – Chefredakteurin der »Andromeda Nachrichten« – und ich von unseren Sorgen und Nöten bei der Arbeit an unseren Magazinen. Sylvana und ich teilen eine Menge Gemeinsamkeiten, auf die wir in dem Artikel eingehen.
Das aussagekräftige Porträt auf dem Titel stammt von Günter Puschmann, der mir eine ganze Reihe an Vorschlägen geschickt hat, bei denen ich die Qual der Wahl hatte. Mir gefiel das Porträt am besten, auch weil wir schon lange kein Porträt mehr auf dem Titel der SOL hatten.
PERRY RHODAN NEO Band 346 – »Sabotage im All« von Dietmar Schmidt
Nach Durchschreiten des Zeitbrunnens werden Perry Rhodan und seine Freunde auf Gäa von Omar Hawk und seinem Okrill Watson empfangen, der sie sofort zu Reginald Bull bringt. Derweil versucht die Wissenschaftlerin Eawy ter Gedan ein Feuer im Babyforst in der Umlaufbahn von Gäa zu löschen. Die Waldhüterin kann mit Hilfe weiterer Einheiten der Flotte und ihrer besonderen Beziehung zu dem jungen Transmitterwald die Brände unter Kontrolle bringen, stellt dabei aber fest, dass sie durch konventionelle Raketen verursacht wurden und nur der Ablenkung dienten. Sie wird daraufhin nach Gäa beordert, wo sich ihre Vermutung bestätigt. Jemand greift die Plantagen mit Katarakt-Gyps mit einem unbekannten Mittel an, das später Dürrebrüter genannt wird. Das Gyps stirbt im Zeitraffer ab und schwächt damit den Margo-Schwall, der Gäa vor den Garbeschianern schützt. Für die ist nämlich die Ausstrahlung des Gyps tödlich. Rhodan, Thora und Atlan versuchen durch ihre Ausstrahlung als Unsterbliche das Gyps zu stabilisieren, während Roi Danton (in einem Vario 500) ter Gedan bei den Untersuchungen unterstützt. Als die Oxtorner Hawk und ter Gedans Kollege Powlor Ortokur durch den vom Dürrebrüter erzeugte Staub fast getötet werden, nimmt sich ter Gedan dem Okrill Watson an, der sie und Danton alsbald auf die Spur der Saboteurin bringt. Zu Dritt jagen sie die Unbekannte, die über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen muss, weil sie ihnen und den Behörden immer wieder entkommt. Bis Watson sie schließlich in einem Park in die Enge treiben kann, geht bei der Jagd eine Menge zu Bruch und es sterben Menschen. Am Ende stellt sich heraus, dass es sich bei der Saboteurin um die Labori Imara Tugh handelt. Wie sie nach Gäa gelangt ist, kann niemand erklären, da der Zeitbrunnen stark bewacht wird und den Margor-Schwall kein Raumschiff durchdringen kann. Thora und Eawy ter Gedan fliegen zum Babyforst, damit sich der Wald durch Thoras Präsenz schneller erholen kann und die Löcher im Margor-Schwall schnell geschlossen werden können.
Mit viel Technobabble geht es weiter innerhalb der Paragon-Staffel. Zumindest finden Rhodan und Co schon mal die Menschheit und Reginald Bull wieder. Doch der einst so paradiesische Planet Gäa hat sich in eine meterologische Hölle verwandelt, was der Autor sehr eindrucksvoll und in allen Details schildert.
Als Chemiker kennt sich Dietmar Schmidt natürlich auch mit Raketentreibstoff aus und so wird der Babyforst (übrigens ein netter Begriff für den jungen Transmitterwald) mit konventionellen Raketen beschossen. Die Abschnitte mit den Erklärungen zu chemischen Reaktionen habe ich sehr genossen, weil Chemie zu meinen Lieblingsfächern in der Schule gehörte. Weniger Chemie affinen Lesern, wird das aber zu viel gewesen sein.
Die Verfolgungsjagd mit der Waldhüterin und Watson war abwechslungsreich und spannend, erinnerte aber ein wenig an den, ebenfalls von Dietmar Schmidt verfassten, Band 341 mit der endlosen Reihe von Enterungen.
Imara Tugh als Saboteurin hatte ich tatsächlich nicht auf dem Schirm und war gebührend überrascht. Das wirft neue Fragen auf und bereitet die finale Konfrontation mit Amtranik alias Paragon vor.
Weniger überzeugend fand ich die Begegnung zwischen Rhodan und Bull, der mal wieder Jahrhunderte lang die Arbeit machen musste. Ich hoffe, dass die beiden in den nächsten Romanen mal fünf Minuten Zeit finden, um sich gründlich auszusprechen.
»Sabotage im All« hat mich gut unterhalten, besonders den Handlungsstrang um die Waldhüterin fand ich gelungen, auch wenn ich bei der Verfolgung von Imara Tugh zwischenzeitlich die Orientierung verloren habe.
Man merkt sicherlich, dass ich mit dem Lesen von PERRY RHODAN NEO etwas hinterherhinke. Das hat damit zu tun, dass mir die Logikfehler in den bisherigen Romanen der Paragon-Staffel schwer im Magen liegen und ich mit der momentanen Ausrichtung der Serie so meine Probleme habe. Es ist nichts so, wie ich mir das erhofft habe, meine Erwartungen wurden arg enttäuscht. Zudem kommt, dass mir diese Woche, mein vor Weihnachten abgeschlossenes, NEO-E-Book-Abo storniert wurde. Wegen eines technischen Defekts wurde die falschen Preise für die Romane genommen. Die PR-Redaktion versprach mir eine schnelle Lösung des Problems, damit wieder E-Book-Abos auf der PR-Homepage abgeschlossen werden können. Das ist im Moment nicht möglich. Ich hoffe, dass die Technik bald wieder läuft. Nicht wegen mir, sondern wegen der Serie. Erst die heftige Preiserhöhung für die Taschenhefte und nun eine nicht funktionierende Webseite, auf der man inzwischen Wochenlang kein Abo abschließen kann, sorry, aber das ist für den Fortbestand der Serie nicht hilfreich.
Stattdessen lese ich endlich die Bücher einer SF-Serie, die seit Jahren in meinem Regal stehen. Und was soll ich sagen, die sind so gut und spannend geschrieben, da kann NEO momentan einfach nicht mithalten. Die Rede ist von »The Expanse«. Mir gefiel die Serie schon im TV sehr gut. Ich halte sie nach wie vor für die beste SF-Serie des frühen 21. Jahrhunderts. Die Romane toppen dies nochmal. Auch wenn ich die erste Folge der Serie schon vor einer ganzen Weile gesehen habe, war ich sofort wieder drin. Die Figuren um Holden, Naomi, Alex, Amos und all den anderen sind ebenso lebhaft geschildert, wie im TV. Man hat sofort die Gesichter der Schauspieler vor Augen, was auch problematisch sein kann. Hier passt es aber gut. Außerdem trifft diese Mischung aus Science Fiction, Politik und Krimi genau meinen Geschmack. Sowas will ich lesen. Die beiden Autoren, die unter dem Pseudonym James Corey schreiben, haben hier was ganz Großes geschaffen.
So habe ich momentan eben NEO mit »The Expanse« getauscht. Die NEO-Exposéautoren mögen es mir nachsehen. Irgendwie schiebe ich die noch offenen NEO-Romane noch dazwischen. Versprochen!
PERRY RHODAN NEO Band 345 – »Dunkelwelt Styx« von Rüdiger Schäfer
Perry Rhodan, Atlan, Thora und der Vario 500 mit dem Bewusstsein von Roi Danton erwachen inmitten eines Schlachtfeldes. Sie werden von Posbis beschossen und können sich gegen deren Übermacht kaum behaupten. Als Roi Danton mit den Posbis verhandeln will, wird er niedergestreckt. Atlan und Rhodan eilen ihm zu Hilfe, wobei Rhodan einen tödlichen Schuss abbekommt. Eine Gruppe Blues unter dem Kommando von Tagrep Kerrek kommt ihnen zu Hilfe. Thora kann ihren Mann wiederbeleben und zusammen mit den Blues fliehen sie in den Untergrund von Styx. Doch die Posbis holen sie immer wieder ein. Unter Aufopferung seiner Soldaten bringt Kerrek die vier zum Charon-Schacht der sie nach Gäa transferieren soll. Aus irgendeinem Grund misstraut Rhodan Kerrek und außerdem ist Gucky verschwunden. Der Ilt erwacht im Inneren von Styx und trifft auf Galto Quohlfahrt. Der Nachfolger von Leibnitz besteht fasst nur noch aus Posbi-Implantaten. Er schließt Gucky an eine Machine an, die ihm aus der Sicht von Reginald Bull erzählt, was während und nach der Symaios passiert ist. Amtranik hat mit einem Hordenzug fast die gesamte Lokale Blase verheert und wird bei der Vernichtung der evakuierten Erde vom Lordrichter Tschotsch gestoppt. Als er sich weigert, wird seine Flotte vernichtet. Er bleibt verletzt und geschlagen in der Milchstraße zurück, wo er als Paragon weiterhin nach der Menschheit sucht, um sie zu vernichten. NATHAN hat die Menschen rechtzeitig mit der BASIS vor dem Angriff Amtraniks nach Gäa evakuieren lassen und durch einen höherdimensionalen Wirbel schützen lassen. Amtranik hat sich mit den Blues verbündet und den Charon-Schacht als Zugang für Gäa ausgemacht. Gucky muss Rhodan warnen und teleportiert zu seinen Freunden, als sie in den Schacht eindringen. Am Boden des Schachtes stoßen sie auf einen Zeitbrunnen.
Sehr kompakt bekommt man in diesem Roman erzählt, wie es nach der Konfrontation zwischen Perry Rhodan und Primat auf der Erde weitergegangen ist. Rüdiger Schäfer überrascht mit ein paar Wendungen, die ich so nicht erwartet hätte. Das bringt die Staffelhandlung enorm voran, vor allem weiß man nun, dass hinter Paragon niemand anderer als der Labori Amtranik steckt. Fragen bleiben offen bezüglich des Eingreifens der Lordrichter. Warum haben sie den Hordenzug erst angeordnet und schließlich doch noch gestoppt? Oder war es nicht doch so, dass Amtranik nach dem Tod des Inquäsitors und dem Kampf gegen Primat, selbst das Kommando über die Horde übernommen hat. Zuzutrauen wäre es dem Labori allemal.
Die Nebenhandlung auf Styx mit dem Kampf zwischen den Blues/Azaraq und Posbis sowie Guckys zusammentreffen mit Quohlfart in der Werft der SOL gerät da beinahe zur Nebensache. Und vielleicht wäre es tatsächlich besser gewesen, wenn man diesen Teil komplett weggelassen hätte, um den Roman ausschließlich aus der Perspektive Reginald Bulls zu erzählen. Da wäre auch mehr Platz für eine richtige Handlung gewesen und nicht nur für schlaglichtartige Zusammenfassungen. So lesen sich die Kapitel mit den Rückblicken fast ein wenig wie ein Exposé. Was absolut schade ist, weil die Geschichte um die Evakuierung der Menschheit sehr großes Potenzial hat.
Rhodans kurzzeitiger Tod verursachte bei mir nur ein müdes Lächeln, damit kann man die Leser der Serie nicht schocken. Es war notwendig, weil Rhodan das Zusammentreffen zwischen Posbis und der Azarak viel früher hinterfragt hätte als Thora oder Atlan es getan haben. Warum die drei aber Kerrek so bereitwillig in den Charon-Schacht folgen, ist mir nach wie vor ein Rätsel. Sie konnten zu dem Zeitpunkt nicht wissen, was Gäa ist und dass sich dort die Terraner verstecken. Das erfahren sie erst viel später von Gucky als dieser mit ihnen zusammentrifft. Dies war ein Punkt der mich beim Lesen irritiert hat. Ebenfalls habe ich mich gefragt, warum NATHAN nicht das Solsystem mit dem Margor-Schwall schützen konnte? Das hätte die Umsiedlung nach Gäa überflüssig gemacht?
Gucky ist wieder Gucky. Von seinen Depressionen, an denen er im vorangegangenen Roman gelitten hat, ist nichts mehr zu spüren. Da hätte ich mir zumindest hin und wieder einen kurzen Gedanken oder eine entsprechende Reaktion gewünscht. Seine Interaktionen mit Quohlfahrt sind zumindest unterhaltsam, und Quohlfahrts letzter Gedanke an das Konzil lassen aufhorchen.
Zudem gibt es in dem Roman wieder eine – wahrscheinlich unbeabsichtigte – Parallelität zur Hauptserie. Dort geht es in Band 3302 um einen Asteroiden namens Styx. Hier ist Styx eine Dunkelwelt der Posbis, die in die Milchstraße versetzt wurde und auf der die SOL gebaut wurde. Von letzterer erfahren wir, dass sie gegen den Willen der Terranischen Administration aufgebrochen ist. Allein das wäre genug Stoff für einen spannenden Roman gewesen. Dies nur in der Rückschau zu erleben, schmälert leider mein Lesevergnügen.
Auf der »Dunkelwelt Styx« erfahren wir, wie es der Menschheit auf der Erde und den Kolonien nach der Symaios vergangen ist. Dass ein Hordenzug der Garbeschianer für das Chaos in den Kolonien mit Millionen von Toten sowie für die Kalmenzone um das Solsystem verantwortlich ist. Diese brutalen Informationen muss man erstmal sacken lassen. Rüdiger Schäfer gelingt es, die Ereignisse spannend in Szene zu setzen, auch wenn es als Einzelroman noch besser funktioniert hätte.