Teenagerliteratur aus dem Osten

»Wasseramsel« von Wolf Spillner

Wie bereits geschrieben, war es in der DDR schwierig, an gute Bücher zu kommen. Wer nicht gerade auf Sachbücher über Marxismus-Leninismus oder Weltkriegsliteratur stand, tat sich schwer spannendes Lesematerial im öffentlichen Buchhandel zu bekommen. Es wurden zwar sehr gute Bücher gedruckt, doch die Auflagenzahlen waren wahrscheinlich niemals ausreichend, um den Bedarf zu decken.

An den Schulen in der DDR gab es deshalb eine Einrichtung, die sich Buchklub nannte. Für einen geringen Geldbetrag konnte man Mitglied werden und durfte sich dafür aus einem Katalog mehrmals im Jahr ein Buch aussuchen. Nicht jeder in meiner Klasse nutzte diesen Service. Die einen, weil sie nicht gerne lasen, die anderen, weil sie mit den Inhalten der Romane nichts anzufangen wussten. Andere wiederum verfügten über genug Westverwandtschaft, die sie heimlich oder offiziell mit Literatur aus dem Westen versorgte. Für den Rest blieb nur der Buchklub. Die Romane, die es dort gab, waren keineswegs schlecht und sie waren immer altersgerecht.

»Wasseramsel« gehört zu den Büchern, die ich auf diesem Weg erwarb. Zunächst war es das gezeichnete Cover, was mich ansprach. Der Roman ist mit wunderschönen Bleistiftzeichnungen illustriert. In erster Linie geht es um Freundschaft und die erste Liebe. Auf der anderen Seite wird das Leben in der DDR glaubhaft geschildert. Die Probleme, mit denen die Protagonistin Ulla zu kämpfen hat, waren verbreiteter, als uns die Regierung vormachen wollte:

Ulla ärgert sich nämlich, als an ihrem Lieblingsplatz im Wald ein Wochenendhaus gebaut und der kleine Bach für eine Forellenzucht angestaut wird. Dort hatte sie Winfried kennengelernt und sich in ihn verliebt. Sie ist entsetzt, als sie herausfindet, dass Winfrieds Vater der Generaldirektor eines großen Betriebes das Grundstück von der Gemeinde zugesprochen bekommen hat. Jeder Bewohner des Ortes kuscht vor ihm, nur Ulla nicht. Sie versucht mit Hilfe von Winfried und der Fotografie einer Wasseramsel, die Zerstörung des idyllischen Tals zu verhindern. Doch der Junge steht nur zum Schein auf ihrer Seite.

Es war das erste Mal, dass ich mich für ein Buch interessierte, das von Liebe handelte. In der Gedankenwelt des Mädchens entdeckte ich Parallelen zu meiner eigenen. Zu der Zeit fing ich an, mich ebenfalls für Jungs zu interessieren. Ich begann aber auch zu registrieren, dass sich die Wirklichkeit in der DDR nicht mit dem deckte, was man uns in der Schule darüber beibrachte. So entdeckte ich »Wasseramsel« zum richtigen Zeitpunkt. Ich habe es mehr als einmal gelesen und finde den Text und die Illustrationen heute noch ausgezeichnet.

Das Buch wurde 1990 von der DEFA verfilmt. Der Film trägt den Titel »Biologie!«. Ich habe ihn leider nie gesehen, denn zu diesem Zeitpunkt brach ich bereits in den »Weltraum« auf.

Durch Prärie und Wüste

»Der Geist des Llano Estacado« von Karl May

Mit den Pferden kamen unweigerlich die Indianer und damit Karl May. Zunächst waren es die Karl-May-Filme aus den Sechzigern, bis ich in der Bibliothek die Bücher entdeckte. Die wurden 1982 im Verlag »Neues Leben« gerade neu aufgelegt. Bis dahin war Karl May in der DDR verpönt, wenn auch nicht offiziell verboten gewesen. Er wurde halt nicht gedruckt. Eigentlich skurril, wenn man bedenkt, dass Karl May Sachse war. Man warf dem Autor, der sich ja nicht mehr wehren konnte, Rassismus vor. Wahrscheinlich aber wog die Tatsache schwerer, dass er der Lieblingsautor von Adolf Hitler gewesen war.

Der Popularität Karl Mays in der Bevölkerung tat dies keinen Abbruch. Im Gegenteil, nichts ist verlockender als etwas Verbotenes oder etwas, das auf dem Index gestanden hatte. Die Bücher waren in der Bibliothek ständig verliehen. Es gab lange Wartelisten. Dafür hatte das DDR-Fernsehen die Karl-May-Filme aus der BRD entdeckt und strahlte sie regelmäßig aus. Im Ferienprogramm wurden die Filme im Kino rauf und runter gespielt. Für 50 Pfennig Eintritt pro Vorstellung sah ich mir die Filme so oft an, dass ich sie mitsprechen konnte. Daher war ich beim Lesen der Bücher anfangs irritiert, dass die Romane mit den Filmen, außer den Protagonisten, wenig gemein hatten.

Zu einem Weihnachtsfest Mitte der Achtziger bekam ich die Karl-May-Bücher von meinen Eltern geschenkt und musste nicht mehr in der Bibliothek darauf warten. Durch Beziehungen hatten sie diese in der Buchhandlung erstanden. Von da an versuchte ich, jede Ausgabe zu bekommen.

1984 erschien mit »Der Geist des Llano Estacado« eine Jugenderzählung von Karl May, die nicht verfilmt worden war.

Im Roman geht es um eine Gruppe Banditen, die unerfahrene Reisende auf dem Weg durch die mit Pfählen abgesteckte Wüste (Llano Estacado = abgesteckte Ebene) durch Versetzen der Pfähle in die Irre führen. Wenn die Reisenden entkräftet und kurz vorm Verdursten sind, werden sie ausgeraubt.
Winnetou und Old Shatterhand begleiten einen Trek von Auswanderern, um sie vor den Räubern zu schützen. Am Ende stellt sich heraus, dass der »Geist« der Anführer der Banditen ist. Er hat als Kind eine Oase entdeckt, nachdem seine Eltern im Llano ermordet wurden. Nun sinnt er auf Rache.

Es waren die detaillierten Beschreibungen der Landschaften und die ungewöhnlichen Nebencharaktere, die mich begeisterten, selbstverständlich auch die Heldenfiguren Winnetou und Old Shatterhand. Wobei ich die Indianer den Cowboys vorzog.

Ich beschäftigte mich jahrelang fast ausschließlich damit. Las neben Karl May andere Indianergeschichten, wie »Die Söhne der großen Bärin« oder »Blauvogel«. Studierte aber auch Sachbücher über die Lebensumstände echter Indianer in Nordamerika. Außerdem bastelte ich aus Leder und Perlen Kostüme, Gürtel, Messerscheiden und was man als Indianer so brauchte.

Und ich fing an, eine eigene Geschichte zu schreiben, die ich nie vollendete. Heute würde ich es Fan-Fiction zu Karl May nennen. Es waren mehrere mit Bleistift bekritzelte A4-Seiten, bei denen ich darauf achtete, dass sie keiner zu Gesicht bekam. Eine Weile versteckte ich sie deshalb im hintersten Eck auf unserer Scheune. Zum Leidwesen meiner Mutter, die sich sehr dafür interessierte, was ich denn so geschrieben hatte. Ich besitze die Blätter noch und behaupte, dass bis heute niemand außer mir ihren Inhalt kennt. Das sollte besser so bleiben.

Als ich Ende der Neunziger, bei Weltbild die nach 1990 erschienen Romane der Karl-May-Reihe aus dem Verlag »Neues Leben« als Restposten kaufte, wollte ich sie natürlich lesen. Doch ich tat mich schwer. Den Roman »Der schwarze Mustang« fing ich bestimmt drei oder viermal an, ohne über die ersten zwanzig Seiten hinauszukommen. Die Faszination von früher wollte sich nicht mehr einstellen. Ich fand die Beschreibungen langatmig und die heldenhafte Darstellung der Charaktere überzogen. Frustriert stellte ich das Buch zu den anderen ins Regal zurück. Dort stehen die vierzig Bände, teils noch eingeschweißt. Ob ich mich irgendwann davon trennen werde? Ich weiß es nicht.

»Der Geist des Llano Estacado« steht beispielhaft für all die Indianerbücher, die ich gelesen habe und die mein Leben in der Grundschule und darüber hinaus lange Zeit dominiert haben. Bücher die Inspiration für meine erste eigene Geschichte waren.

Das Roboter-Pferd aus dem Himalaya

»Silberhuf« und »Silberhuf zieht in den Krieg« von Alan Winnington

Schon als Kleinkind besaß ich viele Bilderbücher. Spätestens am Ende der ersten Klasse, als ich lesen konnten, wuchs die Anzahl Bücher im Bücherschrank exponentiell.

Ich las alles, was ich in die Finger bekam. Selbst die Sachbücher, die bei meinen Eltern im Schrank standen, waren nicht vor mir sicher. Vor allem die medizinischen Ratgeber mit den Fotos von Krankheiten hatten es mir angetan.

Leider war die Auswahl spannender Bücher in den Buchhandlungen in der DDR nicht so umfangreich und meine Eltern taten sich oft schwer, etwas Passendes für mich zu finden. Viele Romane bekam ich von Verwandten geschenkt. Ich weiß also nicht mehr genau, wie ich an »Silberhuf« von Alan Winnington gekommen bin. Ich kann mich aber gut daran erinnern, das Buch mit Inbrunst gelesen zu haben.

Vielleicht war es diese Geschichte, die den Hang zur Phantastik in mir weckte, doch noch war es nicht soweit.

Im Grunde mochte ich den Roman wegen des Pferds. Wie fast jedes Mädchen im Vorschulalter liebte ich Pferde über alles. Vielleicht war es auch genetische Veranlagung, denn mein Großvater mütterlicherseits war Schmied und betrieb bis in die Sechziger ein Fuhrgeschäft. Leider starb er kurz nach meiner Geburt, sonst hätte er mir damals wohl ein Pferd geschenkt.

So hatte ich nur meine Fantasie und die sprach auf das sprechende Pferd an, welches der amerikanischer Journalist Mike Norton und sein 14-jähriger Sohn Jack in einem verlassenen Lamakloster im Himalaya finden. Mit der Technik aus ihrem verunglückten Jeep bringen die beiden das mechanische Bronzepferd wieder zum Sprechen und Laufen. Sie erleben mit ihm allerlei Abenteuer im Hochgebirge und müssen es am Ende in einer Höhle verstecken.

Bei einem Schulausflug in die Stadtbibliothek wurde ich Mitglied. Hier entdeckte ich die Fortsetzung der Geschichte und lieh sie mir aus. In »Silberhuf zieht in den Krieg« holen Mike und Jack das Pferd aus seinem Versteck und kämpfen mit Silberhuf im Vietnamkrieg auf der Seite der Indonesier gegen die Amerikaner.

Mehr als zwanzig Jahre später konnte ich den zweiten Teil aus alten Bibliotheksbeständen erwerben. Seitdem stehen beide Bücher gemeinsam in meinem Bücherschrank.

Für diesen Text habe ich es wieder hervorgeholt und darin geschmökert. Die Geschichte und vor allem das mechanische Pferd finde ich noch heute außergewöhnlich.

Comic-Ersatz

»Das Wilhelm Busch-Album« von Wilhelm Busch

Neben den Märchen der Gebrüder Grimm, gehörten die Bildergeschichten von Wilhelm Busch zu meiner ersten Begegnung mit Literatur. Meine Großmutter mütterlicherseits hat mir immer daraus vorgelesen. Ich erinnere mich, wie mich die Zeichnungen in ihren Bann zogen. Heute würde ich sagen, sie fungierten für mich als eine Art Comic-Ersatz.

Ich wuchs unter Erwachsenen auf. Meine Eltern waren zu alt für Comic-Hefte. Geschwister hatte ich nicht und selbst Cousinen und Cousins gehörten einer anderen Generation an. So gab es bei uns daheim kein »Mosaik« – den Kult-Comic in der DDR.

Die Bildergeschichten von Wilhelm Busch faszinierten mich und ich hielt bei jeder Gelegenheit der Oma das Busch-Album unter die Nase, damit sie mir daraus vorlesen sollte. Es war ein schlichtes Taschenbuch mit grellgrünem Umschlag, in dem die populärsten Geschichten Wilhelm Buschs auf braunem Recyclingpapier abgedruckt waren. Neben der bekannten Bildergeschichte von »Max und Moritz« hörte ich gern von »Plitsch und Plum«, liebte »Hans Huckebein den Unglücksraben«, lachte über den »Bauer und sein Schwein«. Kurzum ich mochte das Buch. So sehr, dass ich es überall mit hinnahm, sogar in den Urlaub.

1980 – im Juni vor meiner Einschulung, ich war gerade sechs geworden – fuhren meine Eltern mit mir ins Vogtland. In dem Ferienheim war ich das einzige Kind, weil noch keine Sommerferien waren. Somit bekam ich die geballte Aufmerksamkeit nicht nur vom Personal, sondern auch von den andern Urlaubsgästen.

Zumeist saß ich mit den Erwachsenen nach dem Abendessen zusammen. Wie das in den Ferienheimen der DDR üblich war. An einem Abend hatte ich mein Busch-Album dabei und verkündete großspurig, dass ich daraus vorlesen wolle. Die Tischnachbarn meinten lächelnd, dass ich doch gar nicht lesen könne, weil ich noch nicht zur Schule ging. Ich war schon als Kind kommunikativ veranlagt und ließ mich nicht davon beirren. Ich schlug eine beliebige Seite auf und begann zu lesen.

Die Anwesenden machten verblüffte Gesichter. Sie fragten sich, wie eine Sechsjährige, die nie eine Schule von innen gesehen hatte, so fließend lesen konnte. Meine Eltern grinsten, weil sie wussten, dass ich die Verse aus dem Buch auswendig konnte. Sie sagten aber nichts und ließen mir meinen kleinen Auftritt.

Ob die Leute später dahinter gekommen sind, dass ich ihnen etwas vorgeflunkert hatte, kann ich nicht sagen. Aber ich kann mich deutlich daran erinnern, wie ich an dem Tisch mit dem weißen Tischtuch sitze, vor mir die Seite mit meiner Lieblingsgeschichte »Die beiden Schwestern«.

Heute bin ich mir sicher, dass das viele Vorlesen aus Büchern wie dem »Wilhelm Busch-Album« meinen Wortschatz vergrößerte und mir geholfen hat, in der Schule schneller Lesen zu lernen.

Übrigens habe ich den Beginn der Geschichte von den beiden Schwestern noch heute im Kopf:

 

»Es waren mal zwei Schwestern,

Ich weiß es noch wie gestern.

Die eine namens Adelheid

war faul und voller Eitelkeit.

Die andre, die hieß Käthchen

und war ein gutes Mädchen …«

 

Manche Dinge vergisst man eben nie mehr.

Überraschung zum Advent

In den nächsten Tagen dreht sich in meinem Blog alles um Bücher und Literatur. In diesem Jahr habe ich mir für die Adventszeit etwas Besonderes ausgedacht. Bis zum 24. Dezember öffne ich jeden Tag das virtuelle Türchen eines Adventskalenders.

Adventskalender begleiten mich seit jeher durch den Advent. Schon als Kind hatte ich jedes Jahr mindestens einen. Oftmals bastelte ich welche für mich oder für Freunde. Insofern sind Weihnachtskalender eine ebensolche Leidenschaft für mich wie das Schreiben für meinen Blog. Warum nicht das Schöne mit dem Nützlichen verbinden, denn ein Blog ist geradezu prädestiniert für einen Adventskalender.

Bücher begleiten uns durchs Leben. Diejenigen, die des Lesen mächtig sind und die Freude am Lesen haben, werden im Laufe ihres Lebens viele Bücher lesen, die sie inspirieren, die ihrem Leben eine neue Richtung verleihen oder die ihre Ansichten verändern. Bei mir war das nicht anders. Deshalb werde ich in den nächsten 24 Tagen all jene Bücher vorstellen, die mir wichtig sind, die mein Leben beeinflusst haben oder die mir in Erinnerung geblieben sind.

Da es enorm schwer war, aus den vielen Büchern, die ich bisher gelesen habe, 24 auszusuchen. So stehen beispielsweise mehr als 300 Star-Trek-Romane in meinem Regal, von PERRY RHODAN ganz zu schweigen. Auch von dem einen oder anderen Autor habe ich mehr als ein Buch gelesen. So beschränke ich mich auf ein Buch pro Autor oder Serie, auch wenn ich viel mehr gelesen habe.

Los gehts mit einem Buch, dass ich eigentlich gar nicht selbst gelesen habe. Zumindest nicht zu jener Zeit, denn da konnte ich noch nicht lesen.

Der unsichtbare Wert

Elektromonteur ist ein undankbarer Beruf. Unter den Kollegen kursiert der Spruch, dass man als Elektromonteur mit einem Bein im Grab und mit dem anderen im Gefängnis steht. So ganz verkehrt ist die Aussage nicht. Ein Fehler kann unter Umständen Leben kosten, das eigene oder das von anderen. Schlimm wird es, wenn man sich einerseits an die gültigen Normen und Bestimmungen halten soll, es aber auf der anderen Seite möglichst nichts kosten darf. Diese Diskussionen führe ich regelmäßig mit unseren Kunden.

Ich kann verstehen, wenn die Leute viel Geld für eine neugebaute Eigentumswohnung ausgeben und dann feststellen, dass sie für Sonderwünsche wie LAN-Verkabelung und Deckenspots nochmal viel Geld in die Hand nehmen müssen. Andererseits jedoch geben sie oft viele Euros für Parkett, Fliesen und Sanitär-Ausstattung aus. Da ist es okay, wenn es Geld kostet, aber bei jeder zusätzlichen Steckdose und besonders bei Deckenauslässen für Spots fangen sie an zu diskutieren. Das bringt mich jedes Mal auf die Palme.

Das zu jeder Steckdose, zu jedem Schalter und zu jeder Lampe auch ein entsprechendes Kabel gehört, das diese Kabel aus Kupfer sind und das zu jedem Schaltkreis auch eine Sicherung im Verteilerkasten vorgesehen werden muss, sehen diese Leute nicht. Die Kabel verbergen sich in der Decke und hinter der Wand, und müssen dort von den Monteuren in schwerer Handarbeit eingelegt werden. Dass die Jungs bei Hitze oder strömenden Regen auf den Decken stehen und Leerrohre verziehen müssen, damit die Bewohner später das Licht einschalten können, scheint keiner im Blick zu haben. Es ist den meisten Leuten auch nicht zu vermitteln.

Noch schwerer ist es aber vermittelbar, dass sie sich möglichst frühzeitig festlegen müssen, wo sie eine Lampe, einen Schalter oder eine Steckdose hinhaben möchten. »Das muss ich erst sehen, sonst kann ich mir das gar nicht vorstellen«, höre ich sehr oft. Leider kann man aber nicht erst das Haus bauen und dann die Stromkabel einziehen. Strom funktioniert nun mal über Kabel und die sollten möglichst in die Wände verlegt werden, bevor der Putz kommt. Manche scheinen zu glauben Schalter und Steckdosen funktionieren wie WLAN. Klar es gibt Funkschalter, aber die Leuchte braucht dennoch Strom aus dem Kabel. Der fließt noch nicht drahtlos, zum Glück.

Eschbach bei Mac & i

Ein lesenswertes Interview gibt es derzeit auf den Seiten von Heise.de. Andreas Eschbach erzählt über das Schreiben, über PERRY RHODAN und die Technologien der Gegenwart. Wie immer witzig, wortgewandt und klug.

Der Redaktion der »Mac & i« ist es sogar gelungen, den Autor zu einem Workshop über das Schreiben zu überreden. Der Artikel erschien zusammen mit anderen interessanten Workshops für Mac-Benutzer in einem Extraheft und ist überall erhältlich, wo es Zeitschrift gibt.

Die Zeitschrift kommt gerade recht. Wir haben uns nämlich einen neuen iMac zugelegt, weil für Windows 7 der Support ausläuft. ??? Die Geschichte erzähle ich ein anderes Mal.

Zurück zum Heft. Neben dem Schreib-Workshop interessieren mich vor allem die Workshops zur Affinity-Software. Deren neuestes Produkt, den »Publisher«, habe ich die vergangenen Wochen getestet. Vielleicht entdecke ich noch weitere Software-Features.

Ich weiß jedenfalls, was ich mir am Freitag in der Bahnhofsbuchhandlung besorge.

Neubeginn im Chaos

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN-Mission SOL Band 11 – »NEUBEGINN« von Dietmar Schmidt

Ich hänge nach wie vor der Miniserie hinterher. Dieser Tage habe ich den vorletzten Band fertig gelesen.

Band 3, ebenfalls geschrieben von Dietmar Schmidt, hatte mich voll überzeugt, weshalb ich mich auf den zweiten Roman von ihm freute. Im Endeffekt war ich dann doch eher enttäuscht und ernüchtert. Mir wird in diesem Roman zu viel erklärt. Die Informationen hätte man gut und gerne über mehrere Romane verteilen können. Hin und wieder waren mir die Abläufe nicht schlüssig erläutert. Ich hatte das Gefühl, dass Szenen fehlten. Die Figuren können sich bei so viel Information auch nicht richtig entwickeln. Die ausgedehnte Raumschlacht war ebenfalls nicht so meins und das PERRY RHODAN-typische Technobabble störte mich dieses Mal massiv.

Positiv ist: es werden viele Fragen beantwortet. Der Expokrat hat sich Mühe gegeben, all die Ereignisse aus den Bänden zuvor zusammen zu führen. Vieles klang logisch, manches war mir zu weit hergeholt. Es fühlte sich eine Nummer zu groß an, für einen so engen Handlungsbogen wie den der Miniserie. Um das richtig zu würdigen, wäre meiner Meinung nach mehr Raum, sprich mehr Romane, notwendig gewesen. Dieses Kosmokraten- und Chaotarchen-Gedöns war mir persönlich zu abgehoben, ich bin kein Fan von solch extremen Konzepten. Manchmal ist weniger mehr.

Mahlia Meyun riss sich einigermaßen am Riemen. Ich hatte schon fast erwartet, dass sie den Typen meuchelt, der einen ihrer Mitstreiter ermordet hatte. Das sie es dann doch nicht tut, machte sie mir dennoch nicht sympathischer. Zwischen uns wird es sicher keine innige Freundschaft mehr werden.

Fazit: Dietmar Schmidt macht in dem Roman den »Erklärbär«, was sehr schade ist. Da er in Band 3 gezeigt hat, dass mehr in ihm steckt, als Fakten aneinander zu reihen und Chaotarchen-Technologie zu erklären.

Das Belohnungssystem Sozial Media

Immer wieder werde ich gefragt, warum ich nicht bei Facebook oder in anderen Sozialen Netzwerken bin. Man findet mich auch nicht bei WhatsApp.

Es gibt dafür viele gute Gründe. Zum einen, möchte ich den Konzernen nicht noch mehr Daten über mich schenken, als ich es ohnehin schon tue. Mit jedem Besuch im Netz hinterlässt man Fußabdrücke, die von Firmen wie Google oder Facebook zur Analyse genutzt bzw. verkauft werden. Das ist ein riesiges Geschäft, von dem wir, die wir die Daten liefern, nicht oder nur bedingt profitieren.

Auf der anderen Seite möchte ich die wenige Freizeit, die mir bleibt, sinnvoll nutzen und nicht in irgendwelchen digitalen Welten verbringen. Mit digitalen »Freunden«, die ich nicht kenne, die mich nicht kennen und die ich im richtigen Leben vielleicht gar nicht mögen würde. Das ist mir zu oberflächlich.

Ein weiterer Punkt, weswegen ich mich so vehement dagegenstemme, ist die Tatsache, dass ich die Sozialen Medien für ein gigantisches Psycho-Experiment halte. Hier werden Menschen mit perfiden Methoden manipuliert und zu Dingen getrieben, die sie sonst nie getan hätten. Ich wundere mich nicht mehr, über den ungezügelten Hass, der in den Foren und auf den Plattformen herrscht. Das ist nur eines der Auswirkungen, die uns Facebook und Co eingebracht haben.

Am schlimmsten finde ich das Belohnungssystem, durch Herzchen und Likes, an dem sich inzwischen sehr viele Leute finanziell bereichern. Damit wird gezielt eine Schwäche des Menschen für Geschäfte ausgenutzt – der Wunsch nach Anerkennung. Jeder freut sich über Lob und Anerkennung, im Internet ist diese Art Belohnung sehr einfach zu bekommen. Man postet ein Bild bei Instagram und bekommt Herzchen, man schreibt einen schlauen Satz bei Facebook und bekommt umgehend eine Reaktion mittels Likes oder vielleicht sogar einen Follower.

Wie sich diese Art der Instant-Belohnung auf Menschen mit schwachem Selbstbewusstsein auswirkt, kann man sich vorstellen. Unter Umständen posten diese Menschen viel mehr Dinge aus ihrem Privatleben, als gut für sie und ihre Umwelt ist. Sie checken dauernd, ob sie wieder neue Likes oder einen neuen Follower bekommen haben. Dadurch werde sie abgelenkt, abhängig und verbringen somit viel mehr Zeit im Internet.

Noch schlimmer wird es, wenn sie für diese Art Ruhm Geld ausgeben und sich Likes oder Follower kaufen. Denn die Anzahl an Likes und Follower bestimmt den Wert des persönlichen Accounts. Influenzer, also Menschen die von Firmen gesponsert werden, damit sie im Internet Werbung für deren Produkte machen, benötigen möglichst viele Follower, von denen sie viele Likes bekommen. Denen wird es irgendwann nicht mehr ausreichen, von echten Menschen gelobt zu werden und sie werden sich Follower kaufen. Also Fake-Accounts, die durch Botnetze erzeugt werden und die nicht von realen Personen stammen.

Welche Funktionalität dahinter steckt und wer alles daran verdient, las ich unlängst in einem spannenden Artikel auf Vice. Unter der Überschrift »Die Applausfabrik« beschreiben die Autoren der Nachrichtenseite, wie das Belohnungsystem von Facebook und Instagram funktioniert, wer daran beteiligt ist und welche illegalen Wege die Hacker ausnutzen, um Likes und Follower zu »produzieren«.

Übrigens hat Instagram vergangene Woche die Likes für angemeldete Nutzer ausgeblendet. Soll heißen, die Belohnung ist nicht mehr sichtbar, obwohl sie im Hintergrund weiter aufgezeichnet wird. Werden jetzt Millionen von Nutzern die Plattform verlassen? … Willkommen zur nächsten Phase des Psycho-Spiels.

Künstler in Not

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 213 – »Der letzte Flug der KORRWAK« von Rainer Schorm

Die FANTASY folgt einem Notruf. Die Transition bringt sie in ein extrem aktives Doppelsternsystem, in dem ein havariertes Raumschiff droht, in eine der Sonnen zu stürzen. Obwohl die äußeren Bedingungen mehr als schwierig sind, schickt Perry Rhodan ein Außenteam unter der Führung von Mentro Kosum los, um eventuelle Überlebende der Besatzung zu retten.
Doch an Bord des Schiffes finden die Menschen nichts, außer der Nahrung der Besatzung, die an den Wänden und Böden wächst. Aber auch die ist am Absterben. Das liegt nicht nur an dem Sonnensturm, der das Schiff regelrecht brät, sondern vor allem am Dunkelleben. Die KORRWAK war auf dem Weg in ein Vimat, wie es die FANTASY in Band 212 entdeckt hat und die mit Dunkelleben infizierte Besatzung damit ohnehin zum Sterben verurteilt. Nach und nach verdichten sich die Hinweise, dass das Schiff attackiert und die Besatzung getötet wurde. Bestätigt bekommen das Mentro Kosum und seine Mitstreiter, als sich dem Außenteam der letzte Überlebende präsentiert. Woggrill ist als »Schwarzmieter« quasi ein blinder Passagier, der das Massaker überlebt hat.
Das Außenteam, durch einen Unfall dezimiert, macht sich auf den Rückweg zur FANTASY, als sie von einem Unsichtbaren angegriffen werden. Gucky soll den Retter spielen, um das Außenteam zurückzuholen. Mittels einer EMP-Waffe enttarnt er den Angreifer. Mit dem, was da zum Vorschein kommt, hat jedoch keiner der Anwesenden gerechnet.

Rainer Schorm lässt in diesem Roman seinem schrägen Humor freien Lauf. Die Szenen mit Woggrill dem Künstler sind nicht nur sprachlich bizarr, sondern auch von der Denkweise des Wesens. Ich hätte zwar nicht einen ganzen Roman in dem Stil lesen wollen, aber die paar Kapitel waren wirklich originell. Wobei mir anfangs nicht bewusst war, dass Woggrill und die Besatzung der KORRWAK einer Spezies angehören. Ich nahm an, dass er sich als fremde Lebensform eingeschlichen hat. Was daran liegen mag, dass man nicht viel über das Aussehen seiner Mitfahrer erfährt. Mit Woggrill ist dem Autor ein neues Meisterwerk in Sachen Charakter gelungen, der uns hoffentlich noch ein wenig länger erhalten bleibt.

Die erzählte Geschichte ist ohne Frage spannend. Ein echter Pageturner, den ich sehr schnell durchgelesen habe. Besonders fies ist der Cliffhanger am Ende, der den Leser ahnungslos zurücklässt. Zum Glück gab es bereits die Leseprobe zu Band 214 auf der PERRY RHODAN-Homepage. Ich hätte das sonst nicht ausgehalten.

Ein bisschen genervt haben mich die Diskussionen. Das Außenteam ist mehrfach in bedrohlichen Situationen. Das Terrain ist fremdartig und hochgefährlich. Unteranderem verlieren sie ein Mitglied (ausgerechnet die Frau) durch einen Strahlungseinbruch. Aber statt sich schleunigst auf den Rückweg zu machen, diskutieren sie ewig über die vorhandene Alientechnologie, ohne dabei ein Ergebnis zu erzielen. Ich dachte beim Lesen ständig: »Macht, dass ihr da rauskommt, dass könnt ihr an Bord der FANTASY noch diskutieren.«

Ärgerlich ist die Gedankenlosigkeit, mit der das Außenteam in der gefährlichen Situation agiert. Mich wundert, dass es nicht mehr Verluste gegeben hat. Da waren typische Redshirts unterwegs, deren Tod von Deringhouse und Rhodan kommentarlos abgetan wird. Das Team geht sehr unvorsichtig vor. Da werden die Raumanzüge innerhalb des Schiffs geöffnet, ohne das grundlegend gesichert ist, ob von der Atmosphäre eine Infektionsgefahr ausgeht. Außerdem ist das Schiff einer enormen Strahlenbelastung durch die beiden Sonnen ausgesetzt. Selbst das stärkste Material kann so ein Teilchenbombardement nicht vollständig abhalten. Die Anzüge des Außenteams müssen allein durch die Strahlung stark kontaminiert sein, vom Dunkelleben ganz zu schweigen. Und was macht Gucky … Er teleportiert sich und den panischen Oproner Merkosh direkt vom Schiff in die Zentrale der FANTASY. Das war nur einer meiner vielen Kopfschüttelmomente.

»Der letzte Flug der KORRWAK« besticht am meisten durch die ungewöhnliche Perspektive von Woggrill. Ich bin mir nicht sicher, ob der Humor alle Leser gleich erfreuen wird. Manche werden damit ihre Probleme haben. Rainer Schorm gibt sich viel Mühe die physikalischen Eigenheiten des Sonnensystems zu erklären und dann lässt er so elementare Dinge wie Strahlenkontamination außer acht. Das fand ich schade, weil der Roman ansonsten wirklich gut ist.