Van Leeuwen und der Totenengel

TotenengelTotenengel – Van Leeuwens zweiter Fall, unter diesem Titel erschien 2013 die Verfilmung des Kriminalromans von Claus Cornelius Fischer. Es ist ein Krimi in dem es wirklich ums Sterben geht.

Den Roman habe ich nicht gelesen, aber wenn der Fernsehfilm nur annähernd an die Atmosphäre der Buchvorlage heranreicht, muss es sich um einen richtig guten Roman handeln. Normalerweise bin ich kein Krimifan, wie ich schon mehrfach betont habe. Das ich auf den Film dennoch aufmerksam wurde, liegt mal wieder … richtig …  an David Rott. Der spielt ein kleine, aber nicht unbedeutende Rolle in dem düsteren atmosphärisch dichten Streifen.

Bruno Van Leeuwen ermittelt in einer Mordserie. Im Amsterdamer Rotlichtviertel wird die Leiche des Lehrers Gerrit Suiker gefunden. Die Spur führt in das Krankenhaus in dem Suikers todkranke Frau liegt. Das wiederum konfrontiert Van Leeuwen mit dem Tod seiner an Alzheimer erkrankten Ehefrau, der noch nicht lange zurückliegt. Sowohl der Chefarzt der Station (genial gespielt von Christian Berkel) als auch die Krankenschwester scheinen etwas zu verheimlichen.
Nach und nach tauchen weitere Opfer auf, alle sind so gebettet, als wären sie friedlich gestorben. Die Ermittler rätseln, bis sie auf einen ähnlichen Mord stoßen, der schon Jahrzehnte zurückliegt. Außerdem scheint eine Prostituierte etwas gesehen zu haben, schweigt sich aber aus. Und da ist noch der nette Psychologe aus der Klinik, in dessen Radiosendung Van Leeuwen einen weiteren Hinweis findet.

Der Film unterscheidet sich von den 08/15 Krimis im Tatort-Deutschland. Der Fall ist komplex und bis zur Auflösung nur schwer zu durchschauen. Es geht um Trauer, Sterbehilfe und einen würdigen Tod. Im Vordergrund steht Van Leeuwens persönliches Leiden, der nach dem Tod seiner Frau weder mit seinem Leben noch mit den Kollegen und seinem Umfeld zurechtkommt. Das er immer noch ein offenes Auge für Details besitzt, läßt die Kollegen, insbesondere Dr. Feline Menardi (gespielt von Katja Riemann) hoffen.

Amsterdam wirkt in diesem Film stellenweise wie eine Kleinstadt. Das stetig präsente Schmuddelwetter unterstreicht die kühle und düstere Atmosphäre und verschmilzt mit den Leistungen der Darsteller zu einem packenden Krimi. Der mehrfache Grimmepreisträger Matti Geschonneck beweist als Regisseur, dass er die Kunst der Verdichtung bis ins Äußerste beherrscht. Der Schwede Peter Haber gibt dem Zuschauer Einblick in die verletzte Seele des Bruno van Leeuwen.
Und David Rott? Der spielt den netten zurückhaltenden Psychologen, der in seiner Radiossendung versucht Menschen zu helfen, mehr als überzeugend.

Schade, dass es zu dieser Reihe bisher nur zwei Filme gibt. Von solch detailliert geschriebenen und vielschichtigen Dramas, mit exzellenter Besetzung möchte ich glatt mehr sehen.

Tipp: Wer bei YouTube nach Van Leeuwen und Totenengel sucht, wird den Film dort in voller Länge finden.

Wetterpoesie

Heute mal ein Gedicht passend zum Wetter.

 

Wintersturm

Dunkel bricht die Nacht herein
sich über sturmgepeitschte Landschaft legt
Wind verlorene Blätter fegt
und wie tausend Stimmen schreien
die wenigen Verbliebenen

Krümelige Reste losen Gesteins
umhergewirbelt zu Strudeln erstarrt
Widerstandslos es in Ruhe verharrt
wenn unbarmherzige Füße gemein
knirschend sie zertreten

Wärme aus den Fenstern winkt
im wilden Getöse Frieden verspricht
Hell und voll Liebe scheint das Licht
das schnell jedoch in Kälte versinkt
ohne sich zu wehren

 

Das ist eines von vielen Gedichten, die ich den neunziger Jahren geschrieben habe. Es entstand im Winter 1995/96, während mal wieder ein Sturm über den Ilmenauer Campus fegte.

Eiszeit bei der Degeto

Isak und sein Bruder Jonas. Quelle: ARD

„Unterm Eis“ – so hieß der Freitagsfilm in der ARD. Ein Film, auf den ich schon seit ein paar Monaten sehnsüchtig gewartet habe.

Man merkt es. Die Degeto Film vollführt seit zwei Jahren eine Kehrtwende. War sie bisher als Lieferant gebührenfinanzierter Schmonzetten bekannt, möchte sie nun Filme mit Anspruch produzieren. Das kommt nicht von ungefähr, denn es sah zuletzt schlecht aus. Abnehmende Zuschauerzahlen und Misswirtschaft zwangen die ARD zu einem Schnitt, schließlich ist die Degeto ihr größter Zulieferer. Mit einer neuen Chefin sollte 2012 frischer Wind einziehen. Zu spüren bekamen das zunächst die Postproduktionshäuser, bei denen die Degeto wie am Fließband ihre Filme nachbearbeiten ließ. Die hatten plötzlich viel weniger zu tun und so stand der eine oder andere Arbeitsplatz auf der Kippe.

Freitagabend konnte sich der Zuschauer von der neuen Qualität überzeugen.

„Unterm Eis“ spielt in Norwegen. Es ist die Geschichte des verlorenen Sohnes (Isak), der dem Bruder Jonas zuliebe dem elterlichen Haus einen Besuch abstattet und feststellen muss, das sich kaum etwas verändert hat. Noch immer wird er am älteren Bruder gemessen, der das Sägewerk des Vaters weiterführt und einen Familie gegründet hat. Vor Jahren ist Isak deshalb aus der Enge der Verantwortung geflohen. Bei einem Ausflug mit dem Bruder in die Berge, werden die beiden von einer Lawine mitgerissen. Isak überlebt schwer verletzt, doch Jonas bleibt verschollen. Kurze Zeit später wird die Suche nach ihm eingestellt.
Es beginnt ein Martyrium, das den jungen Isak zu zerreißen droht. Die Wunden an seiner Seele sind schlimmer als die äußerlichen Verletzungen. Eltern, Schwägerin und sogar sein Neffe, lassen ihn spüren, wen sie für den Tod des Bruders verantwortlich machen. Und auch Isak hadert mit sich selbst. Als Kind wünschte er dem Bruder oft den Tod, nun kämpft er gegen erdrückende Leere und drohende Verantwortung. Eine Begegnung mit der Jugendliebe wirft ihn genauso aus der Bahn, wie die Erkenntnis, das sein Bruder alles andere, als der perfekte Ehemann und Sohn war, den alle in ihn sahen. Isaks Leben gerät aus den Fugen, die Beziehung zu seiner Freundin zerbricht genauso, wie seine berufliche Zukunft. Am Ende macht er sich unter Lebensgefahr selbst auf die Suche nach dem Bruder, weil er glaubt, mit dem Ende der Ungewissheit auch die Beziehung zu seiner Familie kitten zu können.

Der Plot unterscheidet sich stark von den seichten Geschichten vergangener Filme, geblieben aber sind die berauschenden Landschaftsbilder, die eigentlich die Geschichte begleiten sollten, diese aber durch ihre Fülle regelrecht erdrücken. In manchen Szenen lösen sie sich soweit von der Handlung, dass man das Gefühl hat, eine Reportage über Norwegen zu sehen. Teilweise wird versucht, dem Zuschauer die Szene aus dem Blickwinkel der Charaktere zu zeigen, was allerdings nur beim Vater, durch dessen schleichende Erblindung, so richtig gelingt.
Der Titel „Unterm Eis“ ist klug gewählt, denn er bezieht sich nicht nur auf die, unter dem Eis verschüttete Leiche des Bruders, sondern vielmehr auf die Gefühlskälte innerhalb der Familie. Was ein dramaturgischer Schachzug werden sollte, geht aber nach hinten los. Trotz der sehr guten Besetzung wirkt die Geschichte zu distanziert gespielt. Zu keiner Zeit fühlte ich mit den Figuren oder konnte mich mit ihnen identifizieren. So erweckt der Film tatsächlich den Anschein, als spiele er unter einer Eisschicht. Schade, denn die Darsteller um David Rott geben ihr Bestes, können die Gefühle der Figuren aber nicht transportieren.

Es ist eben schwerer als gedacht, emotional ansprechendes und dennoch anspruchsvolles Fernsehen zu produzieren. Doch es scheint, dass sich die Degeto in die richtige Richtung bewegt. Warten wir es ab. 2015 stehen noch einige Produktionen ins Haus.

Noch ein paar Worte zu David Rott: Ich finde es ja immer wieder amüsant, wie es der Darsteller schafft, beim Filmen stets seinem Laster – dem Rauchen – frönen zu dürfen. Außerdem konnten die Drehbuchautoren auch in diesem Streifen nicht widerstehen, ihm eine Bettszene aufs Auge zu drücken. ;) Faszinierend fand ich auch seinen sehr verhaltenen Umgang mit den im Film auftretenden Kindern. Als fünffachem Vater ist dem Schauspieler das sicher alles andere, als leicht gefallen.

De(ppen)generation

Für wie degeneriert müssen uns die Fernsehverantwortlichen eigentlich halten? Ehrlich, das was uns heute als „Sendevielfalt“ präsentiert wird, ist abgründig. Offenbar scheint das Programm aus einer endlosen Abfolge von Superstar, Bachelor, Dschungelcamp, Next Topmodel und Let’s Dance zu bestehen. Immer abwechselnd und schön banal.
Das Schlimme daran ist, die Leute sehen sich den Schmarr’n auch noch an, denn sonst hätten die Sender schon längst die Formate eingestellt. Anscheinend gibt es genug Menschen, deren voyeuristisches Ego sich angesprochen fühlt. Und auch man selbst kann sich dem nicht entziehen. Selbst wenn man wegsieht, holt es einen spätestens bei einem Blick in die Onlinenachrichten wieder ein. Auch wenn man nichts davon wissen will.
Machen wir uns nichts vor, die Medien haben uns längst im Würgegriff. Sie versuchen uns auf eine manipulierende Weise zu kontrollieren. Jeder der dem nicht gewachsen ist, verfällt ihnen früher oder später. Manchmal komme ich mir vor, als verwandelten wir uns in eine Gesellschaft von degenerierten Individuen; im höchsten Maße abhängig von der Flut an Informationen und medialen Kontakten. So wie die Arkoniden bei Perry Rhodan, die sich nur noch mit sinnfreien virtuellen Spielchen beschäftigten.
Spätestens bei diesem Gedanken wird mir Angst und Bange um die Menschheit.

Pendelverkehr

Heute motze ich ausnahmsweise mal nicht über die Deutsche Bahn, sondern über die Bayrische Oberlandbahn (BOB) und die Münchner Verkehrs Betriebe (MVV). Beide sind daran schuld, dass ich seit Mitte Dezember nicht mehr pünktlich zur Arbeit komme. Die einen schaffen es nicht, zwei Zugteile in angemessener Zeit aneinander zu kuppeln, die anderen haben eine ohnehin schon unzumutbare Busverbindung noch unzumutbarer gemacht.

Doch eines nach dem anderen: Vor etwa einem Jahr hat die BOB die Bahnstrecke zwischen München und Salzburg von der Deutschen Bahn übernommen. Die neuen Züge bekamen den wohlklingenden Namen MERIDIAN. Anfangs lief der Betrieb mehr schlecht als recht, weil nicht genügend Züge vorhanden waren. Nach dem Fahrplanwechsel im Sommer besserte sich die Situation und die Regionalzüge waren eine echte Alternative zu den maroden IC’s der Deutschen Bahn. Sie waren genauso schnell, obwohl sie unterwegs öfters hielten. Ich entschloss mich also morgens mit dem MERIDIAN zu fahren, statt mit dem 10 Minuten später fahrenden IC. Und tatsächlich der MERIDIAN war nicht nur früher in München, sondern auch deutlich pünktlicher. Außerdem war er nicht so überfüllt, weil zwei Zugteile eingesetzt wurden. Seit Dezember ist alles anders. Es werden auch jetzt zwei Zugteile eingesetzt, aber erst ab Rosenheim. Was nichts anderes heißt, als das beide Zugteile in einem zeitraubenden Prozess erst aneinander gekuppelt werden müssen. Seitdem benötige ich 5 bis 10 Minuten länger. Und werde, wenn’s dumm kommt, auch noch vom IC überholt. Das nenne ich „Fortschritt“.

Aber das ist nur ein Teil meines Problems. Das Schlimmste, die Busfahrt am Ende meiner frühmorgendlichen Reise, kommt erst noch. Bis Dezember brauchte der Bus von der vorletzten U-Bahn Haltestelle bis zur Haltestelle, an der meine Arbeit liegt, 10-12 Minuten. Weil er aber ständig Verspätung hatte, wurde von den MVV-Planern einfach der Fahrtweg verlegt. Ich muss jetzt bis zum Endbahnhof der U-Bahn fahren und kann erst dort in den Bus einsteigen. Dann quält sich der Bus quer durchs Gelände eines großen Klinikums, was ich am frühen Morgen, wenn man in die hellerleuchteten Fenster sehen kann, besonders „motivierend“ finde. Da kommt man zunächst nur an Labors vorbei, dann am riesigen Gebäude der Notaufnahme, wo man die Ärzte dabei beobachten kann, wie sie Verletzte versorgen. Anschließend geht es weiter: links – an der Stiftung für Organspende vorbei, rechts – am Pathologischen Institut und schließlich an Hangar und Landeplatz des Rettungshubschraubers. Wenn man endlich durch ist, fühlt man sich irgendwie selber krank. Kurzum ich brauche jetzt nochmal 10 Minuten länger, im ganzen also 20 Minuten für eine Strecke, die ich auch zu Fuß in 20 Minuten bewältigen und dabei auch noch was für meine Gesundheit tun kann. Außerdem muss ich dazu nicht durchs Klinikgelände.

Insgesamt lege ich am morgen 120 Kilometer zurück und bin von Haustür zu Haustür mehr als zweieinhalb Stunden unterwegs.
Ach ja, Abends muss ich die gleiche Strecke zurückfahren.

Das Heiratsverhalten der Akademiker

Heute stieß ich bei SPIEGEL ONLINE auf einen sehr interessanten Artikel. Darin geht es um einen der Gründe, warum in unserer Gesellschaft Arm und Reich immer weiter auseinander driften – nämlich dem veränderten Heiratsverhalten.

Auf den ersten Blick hätte ich das nie als eine der Ursachen festgemacht, aber bei Nahem betrachtet, klingt es durchaus logisch …

Früher, als es noch keine Emanzipation gab, als Frauen nicht studierten, sondern hauptsächlich in sozialen oder kaufmännischen Berufen tätig waren, blieb Männern mit akademischer Bildung gar nichts anderes übrig, als unter ihrem Stand zu heiraten. Einer „ärmeren“ Frau dagegen bot sich mit so einer Heirat eine Aufstiegschance. So wurde das Geld quasi verteilt.
Heute heiratet ein Arzt eine Ärztin und nicht mehr die Krankenschwester. Paare lernen sich schon im Studium kennen und man bleibt mehr oder weniger in der gleichen „Schicht“. Und weil dann alle beide gut verdienen, fällt das Vermögen am Ende doppelt so groß aus.

Interessante Tatsache, die aber keineswegs darüber hinwegtäuschen sollte, dass gewichtigere Gründe vorliegen, warum es immer mehr Arme und immer weniger Menschen mit mittlerem Einkommen gibt. Das geht bei Mindestlöhnen los und endet bei überzogenen Managergehältern. Dagegen ist das Heiratsverhalten von Akademikern nur eine Randerscheinung.

Bob der tierische Helfer

Quelle: Amazon

„Bob der Streuner“; „Bob und wie er die Welt sieht“ und „Ein Geschenk von Bob“ von James Bowen

Es gibt Bücher, die liest man an und kommt nicht wieder davon los. So ging es mir mit den Geschichten von James Bowen. Ich weiß heute nicht mehr, warum ich mir sein erstes Buch gekauft habe. Sicher nicht, weil es in der Bestsellerliste des Spiegels auftauchte, wahrscheinlich war es der Kater mit dem Schal auf dem Umschlag, der mich Katzennärrin angesprochen hat.
Ich las in der Buchhandlung nur ein paar Zeilen und war schon gefesselt.
Die Leidensgeschichte des jungen Drogenabhängigen, der sich um einen verletzen Kater kümmert, der schließlich sein Leben verändern sollte, ist so anrührend ehrlich geschrieben, das mir oft die Tränen kamen. Diese besondere Geschichte gehört nicht umsonst zu den Bestsellern der letzten Jahre. Es ist vor allem die Schlichtheit mit der Bowen sie erzählt. Auch wenn er gewiss schriftstellerische Hilfe hatte, ist es dennoch seine Sichtweise, die zu Papier gebracht wurde.
Keine Frage, anrührende Geschichten mit Tieren gehen immer, aber in diesem Fall war das vom Autor nicht bezweckt und das macht es so besonders.
Es mag Leute geben, die das Verhalten des Katers für Humbug halten, für eine überzogene Darstellung, um der Dokumentation Würze zu verleihen. Ich glaube nicht, das dem so ist. Jeder der selbst mit Haustieren zusammenlebt, weiß wie unglaublich intelligent, sich diese verhalten. Tiere, speziell Katzen, haben einen siebten Sinn dafür, wenn es Herrchen oder Frauchen nicht gut geht, oder sie einfach nicht gut drauf sind. Sie legen dann mitunter ein Verhalten an den Tag, das sehr viel menschliches an sich hat.
Gestern habe ich innerhalb von drei Stunden die 184 Seiten von „Ein Geschenk von Bob“ gelesen. Allein das sagt schon alles. Ich konnte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen und hätte beinahe meine Haltestelle verpasst. An einigen Stellen war ich so emotional kompromittiert, wie Spock ausdrücken würde, dass ich ein Taschentuch zücken musste.
Auch wenn die Geschichte nicht auf einem wahren Hintergrund beruhen würde, wäre mir das egal. Ich empfinde alle drei Bücher über Bob und seinen jungen Freund als ein wunderbares Geschenk, das mir einige sehr bewegende Stunden bescherte, die ich nicht missen möchte.

Und wenn selbst mein Vater, der eigentlich keine Leseratte ist, „Bob der Streuner“ komplett gelesen hat, muss das Buch etwas ganz Besonderes sein.

Übrigens: Die Bücher gibt es in jeder Buchhandlung sowie bei diversen Drogeriemarktketten, und sie sind auch für Menschen mit Katzenallergie geeignet. :)

Die Büchersucher

Da wir nur begrenzten Platz in unserer kleinen Wohnung haben und deshalb nicht jedes Buch und jede DVD behalten können, nutze ich seit einem Jahr Booklooker.de. Das ist ein Internetportal für antiquarische Literatur, in dem es inzwischen aber auch Hörbücher, DVDs, und CDs gibt.
Nach Anmeldung kann man dort nach Belieben kaufen und verkaufen. Privatleute, kleine Antiquariate und auch große Händler wie Bücher.de bieten dort alles an, was der Medienmarkt hergibt. Sowohl gebraucht als auch neu. Manchmal kann man da echte Schätze entdecken.
Zuerst habe ich nur hin und wieder bei Booklooker.de gekauft, und das eigentlich nur, um dem Onlineriesen mit der Kriegerin nicht noch mehr Gewinn zu verschaffen. Inzwischen kaufe ich dort nicht nur, sondern verkaufe auch. Im letzten Monat lief das Geschäft mit unseren gebrauchten DVDs und Büchern so gut, dass ich erstmals mehr verkauft als gekauft habe. Wobei DVDs deutlich besser gehen als Bücher.
Natürlich dreht es sich hier nur um kleine Summen, meist zwischen einem und zwanzig Euro, also nichts womit man reich werden könnte. Die einzigen, die wirklich was verdienen sind die Deutsche Post und Booklooker.de. Letztere, weil man eine geringe Verkaufs-Provision zahlen muss (6,9% zzgl. MwSt). Was ich aber okay finde, schließlich stellen sie das Portal zur Verfügung.
Ich finde die Idee dahinter gut, gerade was CDs oder DVDs betrifft. Manchmal kauft man einen Film, der einem dann nicht gefällt und der dann Jahre im Regal vor sich hin gammelt, bis man ihn schließlich wegwirft. So wird er wenigstens genutzt. Das ist schon aus rein ökologischer Sicht sinnvoll. Andererseits ist Booklooker auch eine Fundgrube nicht mehr lieferbarer Titel. Hier bekommt man auch Bücher, die schon längst vom Markt verschwunden sind, und das zu Preisen, die sich nicht in astronomischen Höhen bewegen.

Verwaiste Innenstädte

In meiner Heimatstadt läuft gerade eine Bürgerbefragung. Es geht um den Neubau eines Fachmarktzentrums auf brachliegenden Grundstücken in Bahnhofsnähe.

Der Bahnhof ist zu Fuß zwanzig Gehminuten vom Zentrum entfernt und liegt an einer stark befahrenen Bundesstraße. Solche Grundstücke sind für Handelsmärkte natürlich wie geschaffen. Nur gibt es dort in der Nähe wenig Wohnraum. Was daran liegt, dass das Bahnhofsgelände durch Bombenbeschuss im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört wurde und sich anschließend meist nur Industriebetriebe angesiedelt hatten, die die Wende nicht überlebten. In den letzten Jahren wurden dann mehrheitlich die meisten Ruinen abgerissen und auf den freigewordenen Flächen soll nun etwas Neues entstehen.

Geplant sind zirka zehn Fachmärkte, also Textil- und Schuhgeschäfte, ein Lebensmittel- und Elektronikfachmarkt sowie weitere Objekte wie Fitnesscenter und Sonnenstudio. Nun ist es nicht so, dass es das in Saalfeld nicht schon zur Genüge gäbe. Problem an der Geschichte ist vor allem, das die ansässigen Geschäfte in der Stadt zu Recht befürchten, noch mehr Kunden zu verlieren. Das Einkaufserlebnis der Innenstadt schrumpft sowieso schon seit Jahren, was nicht zuletzt an der Ansiedlung großer Verbrauchermärkte in den Industriegebieten außerhalb der Stadt liegt. Das geplante Fachmarktzentrum würde den verbliebenen Händlern wahrscheinlich den Todesstoß versetzten.

Dabei könnte man die freie Fläche für einen Neubau der Medizinischen Fachschule nutzen, die im oberen Teil der Stadt auf engstem Raum angesiedelt ist, und durch die die dortigen Anwohner mit ständig zugeparkten Straßen zu kämpfen haben. Oder aber für produzierendes Gewerbe und Industrie, das von der guten Verkehrsanbindung profitieren könnte. So würde auch sichergestellt, dass junge Menschen in der Stadt bleiben und nicht, wie bisher wegziehen. Die Einwohnerzahl schrumpft seit Jahren, schon jetzt beträgt die pro Kopf Verkaufsfläche das 1,5 fache zum Bundesdurchschnitt. Da sind noch mehr Läden nicht sinnvoll.

Ich kenne nur wenige Städte in Thüringen, die es besser gemacht haben. Ilmenau zum Beispiel. Die Stadt ist nicht nur deswegen attraktiv, weil sie Universitätsstadt ist, sondern weil es dort eben keine Fachmarktzentren und Großmärkte auf der „grünen Wiese“ gibt. Oberbürgermeister und Stadtrat haben dafür gesorgt, dass die vielen kleinen Geschäfte im Stadtkern erhalten geblieben sind. Die Bewohner und Studenten freut’s. Nicht für umsonst ist Ilmenaus Oberbürgermeister seit 1990 im Amt.

Viele Saalfelder Bürger sind gegen das vom Stadtrat beschlossenen Fachmarktzentrum und nun gibt es eine Bürgerbefragung. Doch was nützt diese noch, wenn die Grundstücke schon 2012 an den Investor verkauft wurden und der Bürgermeister offen sagt, das gebaut werde, egal wie die Bürgerbefragung ausgeht. Da frage ich mich doch ernsthaft, warum führt man die Befragung dann überhaupt durch? Um den Schein von Demokratie zu waren?

Ich habe dennoch abgestimmt. Und zwar mit NEIN.