Star Trek Fanzines in den 90ern

lkirk_spockAls meine erste Zeichnung in einem Star Trek Fanzine veröffentlicht wurde, war das irgendwann Mitte der Neunziger und das Fanzine, war die damals sehr populäre „Trekworld“ des STCE. Damals war ich mächtig stolz, aber auch ein wenig enttäuscht, weil meine A4-große Bleistiftzeichnung nur als winziges Bildchen abgedruckt wurde, das gerade mal ein Viertel der A5-formatigen Heftseite einnahm. Ich habe in der folgenden Zeit viele Artikel, Zeichnungen und Stories dort eingereicht, von denen aber nur ein kleiner Teil wirklich veröffentlich wurde. Obwohl die Macher ständig jammerten, dass sie kein Material hätten. Stories gingen irgendwann gar nicht mehr, deshalb habe ich mich dem Star Trek Forum angeschlossen, die in der Halbjährlich erscheinenden „Starbase“ fast nur Kurzgeschichten und Zeichnungen von Fans abdruckten. Für uns Star Trek Hobbyautoren war das zu jener Zeit der heilige Gral. Während in der „Trekworld“ immer nur die bekannten, teils schon professionell arbeitenden, Namen zum Zuge kamen, bekam man beim ST-Forum auch als Unbekannter eine Chance. Und so zog ich mich, wie viele andere Fans, die nicht zum engeren Kreis der STCE Spitze gehörten, irgendwann dort zurück. Meine Zeichnung und Geschichten wurden beim ST-Forum mehr gewürdigt, auch wenn sie vielleicht nicht die Öffentlichkeit bekamen, wie sie es im STCE (oder später dem OSTFC) bekommen hätten. Aber das war mir egal.
Mein erstes veröffentlichtes Bild werde ich trotzdem in Erinnerung behalten.

 

Biberschaden

„Umgestürzter Baum im Gleis!“ Diese Meldung auf der Statusseite der DB ließ mich zusammenzucken.

Super! Das hörte sich wieder ganz nach Katastrophe an und nach mindestens 30 Minuten Verspätung. Als ich dann am Bahnhof stand, zeigte die Anzeige einen ICE an, der eigentlich nicht hält und der schon vor einer Stunde hätte fahren müssen.
Einigermaßen verwirrt, fragte ich den Bahnhofsschaffner, was denn los sei?
Tja, meinte er, das wäre wegen der Tierchen, die sich seit einiger Zeit wieder an der Saale angesiedelt hätten. Einer davon hatte sich wohl zum Frühstück einen Baum gefällt, der dummerweise im Gleisbett der ICE-Trasse gelandet war. Dadurch hätten nun alle Züge erhebliche Verspätungen.
Na prima, dachte ich und sah schon, wie sich mein enggesteckter Reiseplan in Luft auflöste. Verspätungen sind bei dreimaligem Umsteigen eher hinderlich.
Aber dann sagte der Mann, ich könne doch den Ersatzzug nehmen. Denn den ließ er wegen zweier andere Fahrgäste extra anhalten, weil die beiden schon seit mehreren Stunden am Bahnhof warteten. Mit diesem Zug bräuchte ich in Nürnberg nicht einmal umsteigen.
Da fuhr besagter Ersatzzug auch schon in den Bahnhof ein und ich ergriff meine Chance. Es wurde eine sehr angenehme Fahrt in dem ehemaligen Erste-Klasse-Abteil, ruhig und entspannt, ideal zum arbeiten. Außerdem hielt der Zug bis München nur einmal in Nürnberg. Am Münchner Hbf bekam ich sogar noch den Meridian Richtung Salzburg und war eine Viertelstunde eher da, als es mein Fahrschein prophezeite.
Ich wünschte, das würde immer so gut klappen. Aber wäre das nicht ein klein wenig unverfroren?

Auf alle Fälle bedanke ich mich bei dem freundlichen Schaffner. Und natürlich danke ich auch den Naturschützern und dem Biberbeauftragten, welche die Biber an der Saale mit allen Mittel schützen und nicht zuletzt dem Biber für das zielgerichtete Baumfällen.

Das sieht man’s mal wieder: Ein Biberschaden ist eben kein Marderschaden!

Nachtrag vom 25.2.2015: Wie sich heute herausstellte, war es doch kein Biber, sondern nur ein paar übereifrige Landschaftsgärtner mit einer misslungenen Baumfällung.

Outfit der Achtziger

Beim Stöbern in alten Fotoalben stieß ich unlängst auf Aufnahmen von mir, aus den Achtzigern. Es ist schon erstaunlich, was man damals so alles getragen hat.

Zu jener Zeit besaß ich eine einzige Jeans, die mir mal Bekannte aus dem Westen geschickt hatten. Es war eine echte „Levis“. Sie war schon ziemlich ausgeblichen und die Beine viel zu lang, für mich aber war sie das Größte. Meist trug ich sie in Kombination mit den alten Fleischerhemden meines Großvaters (Stehkragen war zu dieser Zeit absolut IN.) und einem breiten selbstgemachten Nietengürtel, der inzwischen vielleicht noch um einen meiner Oberschenkel passt. (Ich war ein ziemlich dürrer Teenager.)
Ich kann mich auch an eine Jacke erinnert, die ich aus braunem Velours und hellblauem Baumwollstoff selbstgenäht habe. Leider konnte man sie nicht waschen und so landete sie irgendwann im Altkleidercontainer.

1988 zu meiner Konfirmation schickte meine Tante aus dem Westen Kleiderstoff. Meine Mutter ging dann mit mir zu einer Schneiderin, die einen Hosenanzug und einen Rock für mich nähte. In grellem Pink mit löchrigen Ärmeln und dem kurzen Rock sehe ich auf dem Konfirmandenfoto aus wie ein bunter Hund. Doch wenn man nicht gerade ein Grufti war, trug man das damals so. Später hatte ich auch noch eine Dauerwelle, um das Achtziger Outfit zu komplettieren.

Heute ist das für mich unvorstellbar lange her, aber natürlich habe ich die passenden Beweisfotos zur Hand.

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In der Update-Hölle

Es ist jedes Mal dasselbe. Kaum war ich mal zwei Wochen lang nicht an meinem PC, schon bin ich einen halben Tag lang damit beschäftigt, das Betriebssystem und die Programme auf den aktuellsten Stand zu bringen.

An diesem Wochenende war es besonders schlimm. Ich hatte den Computer drei Mal eingeschaltet, vor jedem Ausschalten forderte mich das Betriebssystem auf, Updates zu installieren. Ich habe mal mitgezählt und bin auf 25 Windows-Updates gekommen. Doch dabei blieb es nicht. Zunächst hat meine Virensoftware geschrien, dann der Browser, der Flashplayer, Java und zu guter Letzt auch noch das iTunes.
Von der wenigen Zeit am PC, die mir an den Wochenenden im Haus meiner Eltern bleibt, verschwende ich einen Großteil mit Systemaktualisierung. Inzwischen neige ich dazu, den PC gar nicht mehr einzuschalten. Sondern nur noch mit meinem iPad zu arbeiten.

Aus diesem Grund haben mein Mann und ich uns einen iMac angeschafft. Den schalte ich ein und kann sofort mit dem loslegen was ich tun möchte, ohne mich um Betriebssystem und Co kümmern zu müssen. Das einzige, was ich dort regelmäßig updaten muss, ist das „Office“ von Microsoft.

Ich frage mich ja ernsthaft, warum schafft es Apple ein Betriebssystem zu programmieren, dass man nicht wöchentlich aktualisieren muss und Microsoft nicht? Und warum finden sich auch nach Jahren in einem Windows-Betriebssystem noch Schwachstellen und Sicherheitslücken? Wenn ich es recht bedenke, muss ich davon ausgehen, dass da schludrig gearbeitet wird.

Ach, für die unausgegorene Windows-Software muss ich auch noch eine Menge Geld zahlen, während Apple sein Betriebssystem kostenlos anbietet. Das ist mehr als interessant.

Gegenseitiges Befruchten

Diese Woche habe ich mich mal als Lektor versucht.

Eine Freundin, ebenfalls Hobbyautorin, hatte mich gefragt, ob ich mir das erste Kapitel ihrer Fanfiction-Geschichte ansehe. Also habe ich am Dienstag auf der Zugfahrt das 12-seitige Manuskript durchgeackert. Das war eine spannende Erfahrung, da ich plötzlich Dinge entdeckte, die ich in meinen eigenen Texten nie erkannt hätte. Bekanntlich sieht man Fehler bei anderen besser als bei sich selbst. Ich habe Formulierungen kritisiert und Vorschläge gemacht, wie es besser klingen würde – sowohl textlich als auch inhaltlich. Immer wieder habe ich Hinweise gegeben, meine Gedanken geäußert und kritisiert – stets offen und ohne falsche Zurückhaltung. Das hat nicht nur enorm Spaß gemacht, sondern war auch noch sehr lehrreich.

Der direkte Vergleich zwischen meiner Arbeit und der einer anderen Autorin bringt es an den Tag, wir sind alle nicht vollkommen und machen ähnliche Fehler. Der eine eben mit der Erzählperspektive und der andere mit etwas anderem.
Der Fehlerverfolgung und Kommentarfunktion von „Word“ sei Dank, das sich das alles technisch sehr einfach weitergeben lässt. Dennoch habe ich am Mittwoch mehr als drei Stunden mit der Textdatei verbracht. Das war echt Knochenarbeit, die mir aber sehr viel Vergnügen bereitet hat. (Dazu habe ich Punkrock von Pascow gehört. Sollte mir das zu denken geben? …)

Übrigens: Besagte Hobbyautorin redet noch mit mir und hat mich in der Nachbesprechung meines Lektorats über die korrekte Verwendung des Konjunktivs II aufgeklärt. Sowas nenne ich, sich gegenseitig befruchten und finde das richtig gut.

Hermann Oberth – das unbeachtete Genie

Ich habe einen Traum! – Das Drehbuch zu einem biografischen Spielfilm über Hermann Oberth zu schreiben. (Falls jemand vom ZDF oder von Arte das hier lesen sollte … meine E-Mail Adresse steht im Impressum.) :)

Aber Scherz beiseite. Seit ich eine Biografie über den Wissenschaftler gelesen habe, bin ich völlig fasziniert. Der Mann war ein Genie. Ich wage es sogar, ihn mit Albert Einstein auf eine Stufe zu stellen. Leider bekamen er und sein Werk in Deutschland nie die Beachtung, die sie verdient hätten.

Hermann Oberth war Deutscher aus Siebenbürgen. Er wurde 1894 geboren und machte schon als Kind und Jugendlicher durch seine mathematischen Fähigkeiten auf sich aufmerksam. Mit großem Vergnügen las er die Geschichten von Jules Verne. Als er dessen „Die Reise zum Mond“ gelesen hatte, machte er sich ernsthaft Gedanken darüber, ob es wirklich möglich ist, jemanden zum Mond zu schießen. Sein Interesse war geweckt. Er machte Berechnungen und stellte fest, das die Andruckkräfte die Passagiere in Jules Vernes Roman glatt zerquetscht würden. Da war er 13 Jahre alt und der Gedanke sollte ihn zeitlebens nicht mehr los lassen. Mit 14 entdeckt er die Rakete (ebenfalls aus einer Geschichte von Jules Verne) als des Rätsels Lösung und entwirft mit 15 eine Andruck-Zentrifuge (wie sie noch heute in der Raumfahrt zum Einsatz kommt) um herauszufinden, wie viel Andruck ein Mensch aushält. Mit 17 folgt die erste Flüssigkeitsrakete. Nach dem Abitur beginnt er auf Wunsch des Vaters mit einem Medizinstudium in München, besucht jedoch lieber Vorlesungen in Physik und Aerodynamik an der TH. Er stellt weitere Formeln für seine Raketentheorie auf. Der erste Weltkrieg unterbricht das Studium. Er wird verwundet und kommt im Lazarett zum Schluss, dass ein Mensch Schwerelosigkeit ertragen kann. Er stellt Selbstversuche an und wird damit zum Begründer der Weltraummedizin. Weiterhin arbeitet er an seiner Raketentheorie. Nach dem Krieg beginnt er ein Physikstudium und reicht 1922 seine Arbeit „Die Rakete zu den Planetenräumen“ als Dissertation ein. Sie erscheint ein Jahr später als Buch im Münchner Oldenbourg Verlag und ist die weltweit erste wissenschaftliche Arbeit zum Weltraumflug. Nach den Formeln aus diesem Buch werden heute noch die Flugbahnen aller Raketen berechnet. (Ich bin selbst im Besitz einer Ausgabe des Buches (sogar mit Widmung) und kann nur sagen, das da sehr sehr viele Formeln drin stehen, die auch mein Ingenieurgehirn nicht alle durchschaut.)

Ausgerechnet dem Kino verdankt es Oberth, das er als Raketenforscher arbeiten darf. Für den Ufa-Film „Die Frau im Mond“ wird er als wissenschaftlicher Berater verpflichtet.
Oberth lernt den russischer Raketenforscher K. E. Ziolkowski kennen, beide verbindet über viele Jahre eine intensive Brieffreundschaft. Doch in Deutschland will niemand Geld für Raketenforschung ausgeben. So kehrt er 1925 nach Siebenbürgen zurück und wird Lehrer am Gymnasium in Mediasch (das ist übrigens der Geburtsort meines Mannes). Doch Oberth gibt nicht auf, mit eigenem Geld und mit Hilfe der Ufa entwickelt er eine richtige Rakete und macht mehrere wichtige Entdeckungen während der Brennversuche. 1930 ist bei seiner Präsentation der Kegeldüse auch ein junger Student anwesend, sein Name: Wernher von Braun. Ausgerechnet er wird es sein, der der Raketenforschung in Deutschland ein Gesicht verleiht. Die Nationalsozialisten erkennen das Potential der Rakete und holen Oberth nach Deutschland. Mit schlimmen Folgen: Er ist zwar nur als Berater tätig und hat keinen Einfluss auf die Entwicklungen in Peenemünde, dennoch wird ihm nach Kriegsende die Rückkehr in die rumänische Heimat verweigert.

Während von Braun in Amerika zu Ruhm und Ehre kommt, kämpft Oberth in Europa um Einkommen und Anerkennung, das er nur zögernd bekommt. Er veröffentlicht Bücher über Menschen im Weltraum, Why the race to the Moon? und Das Mondauto. Als er 1962 in den Ruhestand geht, planen die Amerikaner den Mond zu erreichen. Oberth schreibt ein Buch über die Zukunftsaufgaben der Raumfahrt, darin enthalten sind Entwürfe zu Raumstationen und zum elektrischen Raumschiff. 1969 steht er auf der Ehrentribüne um dem Start von Apollo 11 beizuwohnen. Erst 1972 darf er nach 34jähriger Abwesenheit seine alte Heimat Siebenbürgen besuchen. In den Jahren bis zu seinem Tod widmet er sich philosophischen Fragen und alternativen Technologien (Das Drachenkraftwerk) zu Atomkraftwerken. Im Dezember 1989 stirbt Hermann Oberth in seiner Wahlheimat Feucht bei Nürnberg. Wo ihm heute ein kleines Museum gewidmet ist.

Ich finde das alles ziemlich spannend und kann nur schwer verstehen, warum er in Deutschland ein Unbekannter geblieben ist. Ohne seine Berechnungen oder seine Selbstversuche hätte die Menschheit innerhalb so kurzer Zeit nicht ins All fliegen können. Das sollte uns doch ein wenig mehr Anerkennung wert sein.

Übrigens die umfangreiche Biografie: Hermann Oberth. Begründer der Weltraumfahrt Gebundene Ausgabe – 1991 von Hans Barth, gibt es leider nur noch im Antiquariat.

Wintersonne

Nachdem bei uns schon seit Wochen vormittags meist nur zäher Nebel herrscht, flüchteten wir am Montag kurzerhand in die Sonne. Nach nur 20 Minuten im Auto erwartete uns himmlischer Sonnenschein und klares Bergwetter. Der Weg entpuppte sich als begehbar und in der Sonne brauchten wir nicht mal eine Mütze. Der Ausblick vom Berg zeigte das Nebelelend in seiner ganzen Härte. Eine dicke Wolkenschicht schirmte das gesamte Voralpenland vom blauen Himmel ab. Kein Wunder, dass es meist bis zum Nachmittag dauerte, bis sich der Nebel auflöste.

Mehr als eine Stunde spazierten wir durch die verschneite Landschaft, erfreuten uns an bizarren Eisskulpturen und Schnee in mehr als nur „50 shades of grey“.
Nach so viel Sonne war meine depressive Stimmung vom morgen verflogen. Und dann machte mein Mann noch ein so dynamisches Foto von mir (mit meinem uralten Nokia-Handy), das ich das unbedingt hier posten muss.

Das war ein wirklich gelungener Ausflug. Heute ist es wieder grau in grau.

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Frauen in der Solaren Flotte …

… so steht’s in der Anzeige der aktuellen „phantastisch!“

Meine Freunde vom Trekdinner haben mich vor ein paar Tagen darauf aufmerksam gemacht, dass in dem bekannten Magazin auf einer kompletten A4-Seite Werbung zu meiner FanEdition gemacht wird. Sogar mit einem Bild von mir. Der Text ist jener, den ich für die Internetseite der PRZF geschrieben habe.
Die etwas reißerische Überschrift ist aber nicht von mir. Eigentlich ist sie so nicht ganz richtig, denn es werden keine Frauen in der Solaren Flotte gezeigt, sondern es geht um den Umgang der Solaren Flotte mit Frauen. Doch ich glaube, jetzt bin ich spitzfindig.  :)

Was mich aber heute wirklich gefreut hat, ist folgende Nachricht von der Perry Rhodan Homepage:
Zum allerersten Mal in der mehr als 50jährigen Perry Rhodan-Geschichte schreibt eine Frau einen Jubiläumsband. Michelle Stern durfte den Heftroman 2800 mit dem Titel „Zeitriss“ verfassen. Somit scheinen die Frauen tatsächlich in der Solaren Flotte angekommen zu sein. Dazu sollte man („Frau“) ihr herzlichst gratulieren. ;)

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Die richtige Perspektive

Ich habe es geahnt … Nein, eigentlich habe ich es gewusst …

In dieser Woche traf die erste hammerharte Kritik zu meiner FanEdition ein. Mein Gott, das war erdend. Der Kritiker (selbst PR-Autor) hat nur eine Szene gebraucht, um mir zu zeigen, was ich alles falsch mache. Brutal. Decken wir lieber den Mantel des Schweigens darüber. Das Schlimmste aber ist, dass ich ihm in allen Punkten zustimmen muss. Die Fehler sind schwerwiegend und offenkundig.

Worauf man mich bereits in Wolfenbüttel aufmerksam machte, hat sich bestätigt: Ich scheitere an der Erzählperspektive. Autorenperspektive oder Figurenperspektive – ich habe Probleme das zu unterscheiden und bei einer Perspektive zu bleiben. Ganz böse ist es, weil ich mittels der Autorenperspektive auch noch so eine Art „Onkel-Dramaturgie“ betreibe. Das heißt, ich erkläre dem Leser die Situation, anstatt sie ihm zu zeigen. Momentan überlege ich mir gerade eine Strategie, wie ich das zukünftig vermeiden kann. Leider will mir noch nichts dazu einfallen. Jetzt durchforste ich erstmal meine letzten literarischen „Ergüsse“ um die Problemstellen zu markieren.

Eine weitere Sache, die der Kritiker bemängelte und die auch im Seminar angesprochen wurde: Ich beschreibe zu wenig. Die Umgebungen in denen meine Szenen spielen, bleiben meist im Unklaren. Seit ein paar Wochen lese ich deswegen die Romane von George Simenon, weil der belgische Autor ohne viele Worte eine gelungene Szenenbeschreibung liefert. Ich muss lernen, den Hintergrund meiner Geschichten besser auszuschmücken.

Puhh! Ja, Schreiben ist schwerer, als man denkt. Es hat nichts mit Talent zu tun, sondern ist harte Arbeit. Zumindest wenn man den Anspruch hat, es professionell betreiben zu wollen. Und da ich einen Hang zu Perfektion habe, wurmt es mich umso mehr, dass ich bei meiner FanEdition so stümperhaft gearbeitet habe. Nun, leider wusste ich damals noch nichts von alledem. Dennoch ist mir das Ganze jetzt ziemlich peinlich!

Survival-Handbuch für den Mars

Quelle: Amazon

„Der Marsianer“ von Andy Weir

Wow! Als ich heute die Lektüre dieses Romans beendete, musste ich zunächst tief durchatmen. Das war Spannung bis zum letzten Satz.
Die Erzählung aus der Ich-Perspektive ist so direkt geschrieben, dass sich die 512 Seiten fast von allein lesen. Die Handlung ist fesselnd: Der Astronaut Mark Watney wird auf dem Mars zurückgelassen und versucht unter allen Umständen zu überleben.

Der Mars ist ein äußerst lebensfeindlicher Ort, man kann dort viele Tode sterben. Watney kommt mehr als nur einmal haarscharf mit dem Leben davon. Was ihm dabei hilft, ist sein unbändiger Wille zum Überleben, wissenschaftliches Verständnis und ein Improvisationstalent, was nur wenige Menschen besitzen. Weirs als Logbucheinträge verfasste Erzählung ist so lebensnah, dass sie einen sofort mitreisst. Das ist die Stärke des Buchs. Sein Held Watney zaubert eine Idee nach der anderen aus dem Hut, viele funktionieren, manche scheitern meist an leichtsinnigen Fehlern. Man lernt als Leser viel über wissenschaftliche Zusammenhänge, während die Beschreibungen der technischen Vorgänge stets nachvollziehbar bleiben. Watneys Risikobereitschaft ist so erfrischend gegenüber dem Kontrollzwang der NASA, dass dies mehr als amüsant ist.
Unterbrochen wird die Erzählung immer wieder von den Reaktionen der NASA-Verantwortlichen auf der Erde. Diese eingestreuten Szenen schwächeln gegenüber Watneys ausgefallenen Logbuchberichten. Die Handlung auf der Erde besteht mehr oder weniger aus Dialogen. Da hätte ein bisschen mehr Figurenbeschreibung Not getan, denn ich hatte Schwierigkeiten die handelnden Charaktere zu unterscheiden.

Das sich der Autor seit seiner Kindheit mit Raumfahrt beschäftigt, merkt man. Auch seinen eigentlichen Beruf als Softwareentwickler kann er nicht verhehlen. Dabei bot Weir die Geschichte zunächst kostenlos auf seiner Webseite an, weil kein Verlag an dem Manuskript Interesse zeigte. Auf Drängen von Freunden veröffentlichte er „Der Marsianer“ als E-Book für 99 US-Cent im Kindle-Store. Die Kindle-Edition verkaufte sich so gut, dass die Verlage darauf aufmerksam wurden. Das beweist mal wieder, welche Chancen der E-Book Markt einem unbekannten Autor eröffnen kann und mit welcher Ignoranz etablierte Verlage am Leser vorbei wirtschaften. Wenn du keinen bekannten Namen vorweisen kannst, bist du in der Verlagswelt ein Nichts. So gesehen kann man Amazon für den Kindle-Store nur dankbar sein.

Fazit: „Der Marsianer“ ist eines der spannendsten Bücher, die ich je gelesen habe und unbedingt zu empfehlen, nicht nur, wenn man zum Mars fliegen will.