Hagelschauer

Das hier fiel gestern Abend aus einem düsteren Himmel. Erst wurde es so dunkel, dass die Straßenbeleuchtung anging und dann fing es an zu regnen. Als ich schon glaubte, es käme nicht so schlimm, hörte ich die Einschläge. Es war, als würde jemand mit Steinen werfen. Beim Blick aus dem Fenster sah die Wiese vorm Haus aus, als hätte dort jemand Golfbälle verteilt. Zum Glück fielen die Hagelkörner nur vereinzelt herunter, damit blieben die Schäden begrenzt.

Nachdem alles vorbei war, bin ich runtergegangen und habe ein paar aufgelesen. Die Hagelkörner sahen aus wie Plattpfirsiche, waren also nicht rund, sondern eher flach.

Ich haben in meinen fünfzig Jahren noch nie so große Hagelkörner gesehen.

Einhorn-Tribble

Manchmal sehe ich etwas und sofort wächst in meinem Gehirn eine Idee. So habe ich am Samstagnachmittag beim Einkaufen bunten Fellstoff entdeckt und sofort die Idee eines Einhorn-Tribble im Kopf gehabt. Das lag wahrscheinlich daran, dass wir vor kurzem mal wieder die DS9-Tribble-Folge angeschaut haben.

Da ich 2010 für unsere Star Trek-Hochzeit viele Deko-Tribbles genäht habe, wusste ich, was ich machen musste. Und habe das am Abend gleich umgesetzt. Statt Fernzusehen habe ich einen Tribble genäht. Nur das Horn, konnte ich noch nicht fertigstellen, weil ich den goldenen Stoff nicht gleich gefunden habe. Das habe ich heute nachgeholt.

Hier ist er nun, der wahrscheinlich erste Einhorn-Tribble der Welt.

Da meine alte Webseite nicht mehr so modern ist, stelle ich die Anleitung hier noch mal rein.

Man benötigt für einen Tribble:

30cm x 30cm Fellimitat (z.B. bei Buttinette); eine 28 cm Backform und den Deckel eines Marmeladen- oder Honigglases mit ca. 8 cm Durchmesser als Schablonen; eine lange Nadel; Sternzwirn und Füllwatte.

Los gehts!

Aus dem Fell einen großen und einen kleinen Kreis ausschneiden unter Zuhilfenahme der Backform und des Deckels.

Faden am Rand des großen Kreises befestigen und dann mit Stepstichen auf der Stoffseite entlang arbeiten.

Zusammenziehen, Fellseite nach innen. Mit ein paar Stichen befestigen.

Den kleinen Kreis auf die Öffnung aufsetzen (Fellseite innen) und mit festen Stichen annähen.

Eine kleine Öffnung lassen und Faden befestigen, damit nichts wieder aufgeht. Faden nicht abschneiden!

Das Innere nach außen stülpen.

Mit Füllwatte füllen und die kleine Öffnung zunähen.

Fertig!

Eine Blume für JOEL

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 333 – »NATHANS dunkler Zwilling« von Rüdiger Schäfer

Gegen den Willen von Protektor Reginald Bull wird Laumae/Primat auf den Erdmond gebracht. Perry Rhodan verspricht sich von Mondgehirn NATHAN neue Erkenntnisse über den Jungen und dessen Herkunft.
Dass Bull mit seinen Befürchtungen recht hatte, müssen sie bald feststellen, als Laumae aus der Stasis erwacht und die mentale Kontrolle über Lia Tifflor und Rhodans Tochter Nathalie übernimmt.
NATHAN ruft Rhodan, Thora und Reginald Bull zu sich und bittet sie aus dem inneren Bereich NATHANS eine Waffe gegen Primat zu holen. Keiner der Drei weiß, wie diese Waffe aussieht und auch sonst scheint es, als wolle NATHAN etwas Wichtiges vor ihnen verbergen. Bald entdecken sie einen Märchenwald, der sich zunehmend undurchdringlicher erweist und dessen Pflanzen sie zu ersticken drohen.
Da kommt ihnen Galto Quohlfahrt zu Hilfe. Der Positronikpsychologe, der von Posbis aufgezogen worden ist, hat etwas innerhalb des künstlichen Waldes entdeckt. JOEL ist ein abgespaltener Teil jenes biologischen Plasmas, das die Posbis 2044 bei ihrer Bruchlandung auf dem Mond installierten. Es ist der Teil des Zentralplasmas, der auf die Dunkelwelt im Leerraum zurückkehren möchte, von der er stammt. Nur wird er von NATHAN mehr oder weniger gefangen gehalten, weil seine Existenz essentiell für das Mondgehirn ist.
Rhodan kann JOEL überzeugen, sich für ihn gegen Primat zu stellen. Laumae/Primat stürzt bei dem Angriff in den Zeitbrunnen, der sich daraufhin versiegelt. Primat überlebt jedoch den Sturz und taucht wenig später wieder auf. Rhodan flüchtet zusammen mit Thora und Reginald Bull vom Mond und lässt JOEL und Quohlfahrt zurück.
Lia Tifflor erfährt derweil mehr über Primat. In einer Vision auf Quantenebene trifft sie ES, die nur noch ein Schatten ihrer selbst ist. Catron hatte ES auf Monol genauso festgesetzt wie Rhodans Tochter Nathalie, bis Rhodan ES bei der Zersplitterung von Catron befreien konnte. Primat sammelt das zersplitterte Wissen von Catron und glaubt fest daran, dass Rhodan die Symaios auslösen wird. Durch all das Wissen wird Primat zunehmend mächtiger und ES schwächer, bis sie irgendwann sterben wird.

In einem sehr phantastischen Setting bringt uns Rüdiger Schäfer die Zusammenhänge nahe. Das dies schon so früh in der Staffel erfolgt, überrascht mich. Nach dem Sturz Laumae/Primats in den Zeitbrunnen fragte ich mich, war es das jetzt? Nein! Natürlich macht es der Exposéautor den Protagonisten der Serie nicht so einfach. Da freue ich mich auf die Fortsetzung, denn endlich scheint die Handlung in Fahrt zu kommen.

Erstaunlich sind die Tatsachen, die man über NATHAN, Primat und ES erfährt. Das Wissen, dass die Posbis das Zentralplasma absichtlich zum Mond brachten und unter Zuhilfenahme des Sonnenchasmas eine Intelligenz wie NATHAN entstehen ließen, muss auf Terra wie eine Bombe einschlagen. Interessant sind die Zusammenhänge zwischen Primat und ES. Warum allerdings gerade Lia Tifflor der Anker ist, an dem ES sich festhalten konnte, wird nicht beantwortet. Dafür erklärt Nathalie endlich was eine Dyade ist, nämlich ein geistig weiterentwickeltes Individuum, das die tieferen Zusammenhänge des Universums begreifen kann. Etwas das Normalsterblichen nie möglich sein wird.

Gut gefallen haben mir die Charakterdarstellungen. Das kann Rüdiger Schäfer von allen NEO-Autoren am besten. Seien es die Ehegespräche zwischen Thora und Perry oder Lia Tifflors Nachwirkungen ihrer Sucht oder Reginald Bull mit seinem Groll auf Perry Rhodan – das klingt alles sehr überzeugend für mich. Besonders Galto Quohlfahrt finde ich sehr gut charakterisiert. Ich hoffe, dass die Exposéautoren einen Weg finden, seinen Lebens(Leidens-)weg irgendwann einmal zu erzählen und nicht wie bei Leibnitz viele Brotkrumen verteilen und dann nicht aufsammeln. Vielleicht ist Leibnitz Galtos Vater, das fände ich schön.

Ein bisschen irritiert hat mich eine Sache, die mir aber schon in einem der vorangegangenen Romane aufgefallen ist. Hat sich NATHAN inzwischen soweit entwickelt, dass er direkt mit den Leuten redet, ohne dass er einen Interpreter braucht? Denn bisher funktionierte die Kommunikation mit dem Mondgehirn meist nur über NATHAN-Interpreter wie die Zwillinge von Reginald Bull. Oder ist er einfach nur von seinem hohen Ross heruntergestiegen?

»NATHANS dunkler Zwilling« ist gar nicht so dunkel wie man erwartet. Im Gegenteil, der abgespaltene Teil des Mondgehirns kommt dank Rüdiger Schäfers Beschreibungen sehr sympathisch rüber. Ich hoffe, dass JOEL nochmal thematisiert wird, denn sein erster Auftritt ist absolut lesenswert.

Bekannte Geschichte aus neuer Sicht

Quelle: Hoffmann und Campe

Selten war ein Geschichtsbuch für mich eine so große Offenbarung wie »Diesseits der Mauer« von Katja Hoyer.

Die Autorin wurde 1985 in der DDR geboren, erlebte das Land also kaum bewusst mit. Sie studierte Geschichte und lehrt jetzt an einer Universität in England. Das Buch wurde von ihr in englisch verfasst (später von Franka Reinhart und Henning Dedekind ins Deutsche übersetzt) und soll vor allem denjenigen einen Einblick ins Leben in der DDR gewähren, die dort nicht aufgewachsen sind bzw. die nicht aus Deutschland kommen.

Die Autorin vereint beides, sie hat die DDR kaum noch bewusst miterlebt, ist aber durch ihre Herkunft und ihre Familie dennoch mit dem Osten Deutschlands verwachsen. Vielleicht ist es gerade diese Situation, die ihr einen objektiven Blick erlaubt. Denn sind wir ehrlich, so hat jeder von uns andere Erfahrungen in und mit der DDR gemacht. Es gibt Ostdeutsche, die im Nachhinein ihr Leben dort verklären und durch die rosarote Brille betrachten. Auf der anderen Seite aber es gibt genug Westdeutsche, die genau zu wissen glauben, wie es in der DDR war und es einem spüren lassen, wenn man dagegen zu argumentieren versucht. Auch die Autorin wurde von diversen Medien gegeißelt. Die TAZ warf ihr die Nähe ihrer Eltern zum Regime vor, und dass sie nur abgeschrieben und nichts selbst erforscht hätte.

Bei einem Buch mit 592 Seiten kann man nicht verlangen, alles selbst zu erforschen, außerdem ist es bei historischen Sachbüchern legitim, sich anderer Quellen zu bedienen. Zumal sie bereits in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhundert mit der Dokumentation der Geschichte beginnt. Katja Hoyer hat viel recherchiert und zusammengetragen. Die Informationen aus Briefen, Biografien und TV-Dokus zusammen mit selbst geführten Interviews mit Zeitzeugen wurden von ihr chronologisch geordnet und kommentiert. Ich habe sehr viel aus dem Buch gelernt, was ich noch nicht wusste. (Zum Beispiel das Erich Honecker drei Mal verheiratet war.) Besonders was die Zusammenhänge zwischen den deutschen Kommunisten und Stalin betrifft und wie die Inhaftierung deutscher Kommunisten in den 30er und 40er Jahren in Russland letztendlich dazu geführt hat, dass alles so kam, wie es gekommen ist. Jede Information, jedes Zitat wird im Quellenverzeichnis belegt.

Es ist aber vor allem der Tonfall in dem sie die Geschichte der DDR erzählt. Locker und authentisch durch diejenigen, die es selbst erlebt haben. Bei vielen Sachen musste ich nicken, weil ich genau das gleich erlebt habe. Bei anderen habe ich nur gestaunt, weil ich davon zum ersten Mal etwas gehört habe. In »Diesseits der Mauer« geht es auch um die Menschen in der DDR, um ihr Leben abseits von Stasi und Mauer. Es war so, wie sie sagt, man arrangierte sich mit dem Land und seiner Politik. Man lebte sein Leben mit den großen und kleinen Unzulänglichkeiten, wie dem permanenten Mangel oder der eingeschränkten Reisefreiheit. Ich vergleiche Letzteres immer mit einem Blick zum Mond. Man sieht ihn, weiß, dass er da ist, weiß aber auch, dass man dort nie hinkommen wird. So war das auch für mich. Ich wusste, es gab Städte wie Paris oder New York, aber ich wusste auch, dass ich dort wahrscheinlich nie würde hinreisen können. Man akzeptiert das, weil man nichts anderes kennt. Das Buch zeichnet ein Bild, das ich sehr realistisch finde und dass ich selbst noch so in Erinnerung habe, auch wenn ich erst fünfundzwanzig Jahre nach der Gründung der DDR geboren wurde. Weshalb die letzten Kapitel des Buches für mich eine Reise in meine Vergangenheit darstellen.

Ich lernte auch: Es gab viele Errungenschaften in der DDR, viel mehr, als man auf dem Schirm hat. Und ich gebe der Autorin recht, wenn sie sagt, dass man dies nicht verleugnen sollte. Allein die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, die zwar aus der Not heraus geboren worden war, die sich aber zu einem wichtigen gesellschaftlichen Faktor entwickelte und von dem wir heute meilenweit entfernt sind. Ein Beispiel: Mitte der 80er Jahre gab es in der nationalen Volksarmee die ersten weiblichen Offiziere. Manche erlangten strategisch wichtige Positionen. Mit dem Ende der DDR kam auch das Ende der Frauen bei der Landesverteidigung, da zu diesem Zeitpunkt Frauen in der Bundeswehr (außer im medizinischen Dienst) verboten waren. Diese Vorschrift wurde erst Jahre später gelockert.

Wer wissen will, wie Stalin dafür sorgte, dass ausgerechnet Ulbricht und Honecker die DDR gründeten oder wie Schalck-Golodkowski Franz-Josef Strauß überredete, die Insolvenz der DDR Anfang der Achtziger mit geheimen Krediten abzuwenden oder wie es dazu kam, dass Vietnam mit Unterstützung der DDR zum größten Kaffee-Exporteur der Welt wurde, dann sollte er dieses Buch lesen.

Liebesschnulze um Soziopathen

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 332 – »Weidenburns Weg« von Roman Schleifer

In der Vergangenheit lernt der Sohn von Atlan und Mirona Thetin, Eric Weidenburn, mit der Plophoserin Mory Finhan seine große Liebe kenne, doch sie kommt bei einem Gleiterunfall ums Leben und stürzt Weidenburn in eine existenzielle Krise.
Weidenburn der ein riesiges Firmenimperium auf Terra und der Terranischen Union (TU) unterhält, tritt in die Dienste der TU. So kommt es viele Jahr später dazu, dass er zusammen mit Thomas Rhodan da Zoltral, Icho Tolot, Douc Langur von Laumae/Primat entführt wird. Primat übernimmt den Jungen vollständig, tötet Icho Tolot und verletzt Thomas Rhodan und Douc Langur schwer. Durch Letzteren stranden sie allerdings im Hyperraum, wo Primat Weidenburn erpresst, in dem er ihm und dem bewusstlosen Thomas eine Giftkapsel in den Körper pflanzt, die er jeden Augenblick öffnen kann. Nach der Rückkehr in den Normalraum soll Weidenburn ihm außerdem helfen, Perry Rhodan eine Falle zu stellen, damit Primat ihn töten kann.
Perry Rhodan ist derweil mit der TITAN auf dem Weg zu Atlan. Von dem Arkoniden erhofft er sich Hilfe im Kampf gegen Primat. Durch geheime Botschaften von Weidenburn, finden sie das Versteck der Entführten und auch Atlan stößt mit der SHE’HUHAN dazu. Doch die auf einem Asteroiden liegende Ruine einer Loowerstation ist auch für Mehandorhändler und eine Gruppe von Prospektoren unter der Führung der Plophoserin Cassie Robar, interessant. Es kommt zu Auseinandersetzungen zwischen den Beteiligten bis Rhodan scheinbar auf die Forderungen der Mehandor eingeht und die TITAN und die SHE’HUHAN abzieht. 
Mit einer als Asteroid getarnten Space-Disk landen Perry, Atlan und Robar und dringen in die verlassene Loowerstation ein. Hier werden sie von Robotern angegriffen. Mit Hilfe von Weidenburn können sie den Angriffen kurzzeitig entkommen. Dabei entpuppt sich Cassie Robar als die verblichene Mory Finhan. Außerdem kommt es zur Aussprache zwischen Weidenburn und seinem Vater Atlan. Beim Showdown zwischen Primat und Perry Rhodan wird Weidenburn getötet und Robar schwer verletzt. Primats Angriff scheitert jedoch, da Rhodan ein Zeiträger ist und die Materialisationen von Primat in seiner Nähe zu Staub zerfallen. Am Ende gelingt es ihnen den jungen Laumae in Gewahrsam nehmen. Tolot und Langur erwachen wieder, weil die DOLAN sie mittels eines Notfallprogramms am Leben erhalten hat.
Atlan bricht mit seinem in Stasis liegenden Sohn nach Andromeda auf, da nur die Medizin der Thetiser ihn retten kann.

Als »Rosamunde Schleifer« bezeichnete Andreas Jessberger vom Radio freies Ertrus den Autor in seiner Rezension. Und damit trifft er es auf den Punkt. Unter Umständen könnte man diesen NEO unter dem Label »Perry Romance« im Regal für Liebesromane anbieten. Wobei mancher Leserin es dann doch ein bisschen zu viel Roboter-Action sein könnte.

Scherz beiseite. Ich werde über diesen NEO nicht viele Worte verlieren, weil er mich sprachlos zurücklässt. Meine Besprechung hier ist komplett subjektiv, da ich Roman Schleifer schon zu lange kenne. Nur so viel, ich hatte bei diesem Roman wieder einige Momente, in denen ich vor lauter Fremdscham die Lektüre beiseite gelegt habe. Das ist nicht nur übertrieben kitschig, es passt auch nicht ins Bild, was ich mir von Eric Weidenburn gemacht habe. Mit Weidenburn assoziiere ich immer den von Benedict Cumberbatch gespielten »Sherlock« aus der gleichnamigen TV-Serie. Eric ist ein hochfunktioneller Soziopath der einen brillanten Geist hat, aber nur wenig Einfühlungsvermögen gegenüber seinen Mitmenschen. Wenn sich so jemand verliebt, dann sieht das anders aus (siehe die Folge »Ein Skandal in Belgravia«). Dieses schmalzige »Ich liebe Dich!« eines Eric Weidenburns passt einfach nicht. Das Tolot anfangs getötet wird, nehme ich dem Autor zu keiner Zeit ab und auch das Timing ist nicht immer stimmig. Man hat hin und wieder das Gefühl, dass Passagen fehlen.

Ansonsten lebt der Roman von viel typischer Rhodan-Action, wie Kämpfen gegen Robotern und Haluter in einer unterirdischen Station. Eine kleinere Raumschlacht gibt es auch. Das ist spannend geschrieben, klingt mir jedoch zu technisch und zu sehr nach der frühen PERRY RHODAN-Serie. Atlan kommt auf ein kurzes Stelldichein zurück in die Handlung, nur um dann – vielleicht auf Nimmerwiedersehen – zu verschwinden.

Roman kennt sich mit dem Schreiben aus. Da ich weiß, wie er arbeitet, fielen mir der eine oder andere Trick auf. Hier eine Erklärung damit die Leser auch ja keine Gegenargumente liefen können, dort eine Reihe von ausweglosen Lagen, in die er Protagonisten immer wieder stürzt. »Denke dir zehn Sachen aus und nimm das, was am unwahrscheinlichsten klingt.« Diesen Ratschlag von Roman hatte ich immer wieder im Kopf, als ich diesen NEO gelesen habe.

»Weidenburns Weg« kam mir stellenweise wie die Parodie eines PERRY RHODAN-Romans vor. Ich fühlte mich als Leserin nicht ernst genommen und kann im Gegenzug auch die Lektüre nicht wirklich ernst nehmen.

Gaumenfossilien 2

Und wieder wurde ein Produkt vom Markt genommen, das ich sehr geschätzt habe. Ich esse gern Spargel und dazu esse ich hin und wieder gern eine gute Sauce Hollandaise. Diese selbst zu machen ist ziemlich aufwendig und gelingt nicht immer, weshalb ich in dem Fall gern auf Fertigsauce zurückgegriffen habe, auch wenn ich das üblicherweise vermeide.

Pünktlich zur Spargelsaison kam immer die Sauce Hollandaise von Knorr in die Regale der Supermärkte. Ursprünglich ist die Soße von Unox (Unilever) produziert worden. Als 2001 Unilever Best-Foods übernommen hat, zu dem auch Knorr gehörte, wurde sie unter der Marke Knorr vertrieben, offenbar weil der Name in Deutschland populärer war. Im Gegensatz zu der Hollandaise von Thomy schmeckte die Soße von Unox/Knorr tatsächlich wie selbstgemachte Hollandaise. Ich nahm sie nicht nur für Spargel her, sondern auch zu Pasta, verfeinert mit Zitronenpfeffer und Kirschtomaten.

In diesem Frühjahr suchte ich die Sauce vergeblich. In keinem Supermarkt war sie zu bekommen. Meine Recherche erbrachte, dass ich nicht die einzige war, die die Soße vermisste. In einer Antwort auf die Nachfrage einer Kundin antwortete man bei Unilever: »Dass Sie unsere Sauce Hollandaise nicht finden konnten, liegt daran, dass Ihr Lieblingsprodukt ausgelistet wurde. Eine Auslistung erfolgt z.B. aufgrund einer veränderten Kundennachfrage oder aufgrund von Änderungen im Produktportfolio.«

So, so veränderte Kundennachfrage also. Man könnte vielleicht denken, dass die nicht ganz kalorienarme Soße von vielen Kunden als zu ungesund angesehen wurde, weshalb viele sie nicht mehr kauften. Das ist Quatsch. Wahrscheinlich ist es vielmehr so, dass es das Produkt noch gibt, es aber unter einem anderen Namen und erheblich teurer verkauft wird. Die Sauce Hollandaise von Lukull (ebenfalls eine Marke von Unilever) schmeckt identisch, steckt in einer ähnlichen Verpackung, kostet aber erheblich mehr. (1,29 EUR zu 2,49 EUR) Die Soße gibt es schon seit einigen Jahren. Finden kann man sie im höherpreisigen Lebensmittelhandel im Feinschmecker-Regal.

Man kann verstehen, dass es sich ein Konzern nicht leistet, ein gleiches Produkt unter zwei verschiedenen Marken zu vertreiben. Aber das, was Unilever gemacht hat, ist nicht nur eine Form der Marktbereinigung, sondern auch der versteckten Preiserhöhung. Bei Change.org wurde eine Petition gestartet, bei der sich inzwischen über 2600 Leute beteiligt haben. Wem die Sauce Hollandaise von Knorr ebenfalls fehlt, der kann ja dort unterschreiben. Ich habe das jedenfalls getan, auch wenn ich nicht glaube, dass sich etwas ändert. Aber man soll die Hoffnung bekanntlich nicht aufgeben. Bis dahin greife ich eben tiefer in die Geldbörse und kaufe die Sauce Hollandaise von Lukull.

Vielbeschäftigt

Momentan ist einiges los, deshalb ist es hier etwas ruhiger. Es kumuliert mal wieder alles, da durch meinen Urlaub vieles liegengeblieben ist. Die SOL 115 ist in Vorbereitung, die FanEdition 25 muss fertig redigiert werden, dazu kam der Abgabetermin für meine Kolumne in der PERRY RHODAN-Hauptserie (Erstauflage kann man ja nicht mehr sagen, weil es nur noch eine Auflage gibt und diese Tatsache für einige Leser verwirrend wäre.) Und ich muss noch was für das Conbuch schreiben. Da bin ich ziemlich hintendrein. Positiv ist, meine Steuererklärung hatte ich schon im April gemacht, jetzt muss ich aber noch die für meine Eltern machen. Einerseits ist es schön, immer irgendwie beschäftigt zu sein, andererseits ist das schon Freizeitstress.

Dazwischen war ich wieder in Thüringen und habe mich über die Deutsche Bahn geärgert. Beziehungsweise über die knappen Umsteigezeiten, bei denen man von Bahnsteig zu Bahnsteig hetzen muss. Da passierte es dann am Freitagmorgen, dass ich beim Umsteigen in Nürnberg in der Unterführung mal Probe gelegen habe. Und das nur, weil so ein Typ meinte, er müsse in der Unterführung rumstehen, obwohl sich die Leute dort auf die Füße getreten sind. Just in dem Moment, in dem ich an ihm vorbeiging, hat er sich umgedreht und das Bein zur Seite gesetzt. Mir natürlich direkt vor die Füße und patsch lag ich da. Zum Glück bin ich halb auf meinen Koffer gefallen. Aber meine Knie sind nach wie vor gelbgrün. Der Typ hat mir anschließend nicht mal aufgeholfen, auch keiner von den Passanten, die haben nur doof geguckt. So etwas ist auch echt peinlich. Also Vorsicht bei Leuten, die in Unterführungen stehenbleiben.

Die Rückfahrt war wieder chaotisch. Erst bekam ich einen Tag vorher eine E-Mail, dass mein Zug in München ausfällt und der nächste Zug erst eine halbe Stunde später fährt. Daraufhin wollte ich einen Zug früher mit dem IC fahren, bei dem ich nur einmal in Ansbach umsteigen muss. Das Problem war, dass die Zugbindung offensichtlich erst ab einer Stunde Verspätung aufgehoben wird.

Ich bin trotzdem aufs Geratewohl zum Bahnhof aufgebrochen. In dem Moment als ich durch die Haustür trat, fing es an zu regnen. Zum Glück habe ich unseren Nachbarn getroffen, der gerade ins Auto steigen wollte. Der hat mich zum Bahnhof gefahren, wo ich der Bahnbeamtin in die Arme gelaufen bin, die ich dort schon seit vielen Jahren kenne. (Ja, wenn man oft fährt, trifft man immer wieder die gleichen Leute.) Jedenfalls war sie so nett und hat die Zugbindung meiner Fahrkarte aufgehoben. Nur meine Verbindung über Ansbach ist ausgefallen, weil der IC, in den ich umsteigen wollte, defekt war. Dann bin ich halt in Bamberg in den ICE gestiegen und bis München gefahren. Hier hatte ich zwar 50 Minuten Aufenthalt und der Bahnhof war völlig überfüllt, weil an dem Tag das EM-Fußballspiel stattfand. Deshalb habe ich herausgefunden, dass man in dem Yormas am Holzkirchener Bahnhof (außerhalb der Bahnhofshalle) einen vernünftigen Kaffee zu günstigeren Preisen bekommt als in der Halle. Am Ende der Reise kam ich fast zwei Stunden früher an, als vorgesehen. Mit ein bisschen Glück, wie gesagt.

Bruchlandung im Dschungel

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 331 – »Gestandet auf Eoptra« von Ruben Wickenhäuser

Ein arkonidischer Frachter kommt einem Schiff mit Plophosern zu Hilfe, die im Gravitationsschatten eines schwarzen Lochs festsitzen. Während der Rettungsmission havarieren der Frachter und das Plophoserschiff und sowohl die Arkoniden als auch die überlebenden Plophoser müssen auf dem nachgelegenen Dschungelplaneten Eoptra notlanden. Die wilde Vegetation fordert viele Opfer, bis sich die beiden Gruppen auf die neue Situation, ohne Technik auszukommen, eingestellt haben.
25 Jahre später taucht ein Junge mit blauen Haaren (Laumae) in der Siedlung der Plophoser auf. Er wird in der Gemeinschaft aufgenommen und mit einem anderen Jungen einem Initiationsritual unterzogen. Auf der Jagd müssen die beiden sich nicht nur mit den misstrauischen Arkoniden und einer jungen Kriegerin auseinandersetzen, sondern auch mit Laumaes Verfolgern von der Erde.
Thomas Rhodan da Zoltral, Eric Weidenburn, Icho Tolot und Douc Langur sind dem Jungen auf der Spur, der drei Anschläge auf Perry Rhodan verübt hat. Auf Eoptra werden sie fündig und geraten zwischen die Fronten der beiden gestrandeten Siedlergruppen. Außerdem kämpfen sie mit der Dschungelvegetation und entdecken eine Anlage der Memeter. Laumae wird zunehmend von Primat, einem zweiten Bewusstsein, gesteuert. Der nimmt über die Hyperstrahlung des schwarzen Lochs Informationen in sich auf und erlangt nach und nach die Kontrolle. Rhodan und Weidenburn heften sich an die Fersen des Jungen, der ihnen aber immer wieder entkommt. Dabei nimmt Primat keinerlei Rücksicht auf die Begleiter des Jungen und auf seine Gegner. Er zwingt Thomas Rhodan und Eric Weideburn ihn an Bord der STAC zu bringen, wo er Tolot in Drangwäsche versetzt. Douc Langur scheint der Einzige zu sein, der Primat aufhalten kann.
Die gestrandeten Arkoniden und Plophoser werden wenige Wochen später von einer Hilfsflotte der Terraner gerettet und von Eoptra evakuiert.

Schon mit der Eingangssequenz, dem missglückten Rettungsversuch, hatte ich meine Problem. Allein die Benutzung von deutschen Marinebegriffen bei einem Arkoniden-Raumschiff mag zweifelhaft erscheinen, da wären arkonidische Begriffe besser gewesen. Obwohl der Autor sehr ins Detail geht, kamen mir diese Kapitel sehr unausgegoren vor. Es war weder spannend zu lesen, noch logisch nachvollziehbar, weshalb ich den Text in großen Teilen nur überflogen habe. Auf Eoptra stabilisiert sich die Handlung etwas, was vor allem an den Tagebucheinträgen der Obfrau lag. Aber auch hier finden sich Unstimmigkeiten und Fehler im Plot, die mir das Lesen nicht zum Vergnügen machten.

Grundsätzlich bin ich kein Fan von Dschungelabenteuern, davon hatten wir bei NEO schon einige. Immer wenn ich von Flora lese, die sofort Menschen angreift, sobald sie einen Fuß auf den Planeten setzen, muss ich mit dem Kopf schütteln. Sofern es keine Fauna bzw. Humanoide auf dem Planeten gibt, von denen sich die Flora dort ernährt, wage ich zu bezweifeln, dass sich Pflanzen egal welcher Größe über Säugetiere hermachen. Die passen nämlich nicht in ihr Beuteschema und sind für die Pflanzen wahrscheinlich nicht mal verdaubar. Das wäre in etwa so, als würden wir beim Waldspaziergang plötzlich von Bäumen oder Schlingpflanzen angegriffen. Anders sähe es aus, wenn der Planet eine Fauna besitzt, die der menschlichen zumindest ähnlich ist und von denen sich die Flora ernährt, oder wenn die Pflanzen im Laufe der Zeit Geschmack an den neuen Bewohnern finden. Das ist laut dem Autor auf Eoptra aber nicht der Fall.

Offensichtlich wird Laumae von Primat beeinflusst, bzw. zeitweise von ihm fremdgesteuert. Man kann davon ausgehen, dass es sich bei Primat um die Reste von Catrons Bewusstsein handelt. Insofern, weiß ich nicht, ob es eine gute Idee von Perry Rhodan war, das Neuronat »am Leben« zu lassen. Warum aber die Schiffbrüchigen Plophoser so wenig misstrauisch gegenüber dem Jungen sind und ihn gleich mal in ihre Gemeinschaft aufnehmen wollen, ohne zu hinterfragen, woher er kommt, fand ich allerdings wenig realistisch.

Noch weniger realistisch ist die Tatsache, warum in 25 Jahren weder die Arkoniden, noch die Plophoser nachgeforscht haben, woher der Leitstrahl gekommen ist, der ihnen bei der Landung geholfen hat. Zumindest die Arkoniden hätten mit ihrer technischen Ausrüstung leicht die alte Memeteranlage entdecken können. Denn so schwer war es offensichtlich nicht, wenn eine junge Erwachsene, zwei Kinder und schließlich das Außenteam der STAC die Pyramide im Dschungel erreicht haben. In einer Randnotiz wurde erwähnt, dass die Arkoniden von der Strahlung des schwarzen Lochs beeinflusst wurden. Offenbar erst kurzzeitig, denn die Zusammenarbeit hat in den zwanzig Jahren zuvor wohl gut funktioniert. Darauf hätte mehr Augen gelegt werden müssen.

Der Aufreger schlechthin ist aber, die Notlandung des arkonidischen Frachters direkt vor der Küste der Gestrandeten. Denken wir mal nach. Ein Schiff von dieser Größe trifft auf die Atmosphäre, wird beschleunigt, und stürzt dann, wegen des Teilausfalls der Antigravfelder ins Meer. Das Ergebnis wäre eine Flutwelle, die den halben Kontinent überschwemmen würde und diejenigen gleich mit, die dort mit den Rettungsbooten gelandet waren. Eine Kommandantin muss sowas wissen und einkalkulieren. Ihr war klar, dass sie das Schiff nicht heil runterbringen kann, dann sollte sie den schon geretteten Teil der Crew nicht auch noch in Gefahr bringen. Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, wird das im Meer abgestürzte Schiff von den Arkoniden auch noch als Heiligtum angesehen und darf nicht ausgeschlachtet werden, um den Überlebenden beim Aufbau einer Zivilisation zu dienen. Echt jetzt? Das ist wenig bis gar nicht glaubhaft.

Hinzu kommen Anschlussfehler und Lücken in der Handlung (Befreiung der jungen Kriegerin in der Pyramide), die im Lektorat hätten auffallen müssen. Von Tippfehlern fange ich gar nicht erst an. Die Kombi Thomas Rhodan und Eric Weißenburg war ganz okay, wobei ich nach wie vor mit dem Doppelbewusstsein von Rhodan und Danton so meine Probleme habe.

Ich vermeide es meistens ein hartes Urteil über einen Roman zu fällen, aber bei »Gestrandet auf Eoptra« muss ich sagen, das Lesen lohnt sich nicht. Zumal es auch keinen wirklichen Fortschritt für die Staffelhandlung bringt.

Letzter Tag und Rückflug

An unserem letzten Tag auf Madeira ließen wir das Auto stehen und erkundeten zu Fuß das gewachsene Areal hinter unserem Hotel. Dort sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten etliche Hotels und Appartementhäuser in die Höhe gewachsen. Einige sind in den vergangen Jahren neu dazugekommen.

Brandneu ist eine Luxus-Appartementanlage oberhalb vom Hotel. Dort waren 2015 noch Bananenplantagen und Schrebergärten. Heute steht da ein fast fertiger Komplex mit Wohnungen für Reiche. Die meisten der Wohnungen haben mehr als 150 Quadratmeter. Eines sogar über 1000. Fast alle verfügen über einen persönlichen Infinitipool. Das sieht sehr schick aus, kann sich aber kein normaler Mensch leisten. Dafür wurde die Straße, die bisher Hauptstraße war, zur Einbahnstraße verkleinert und der Verkehr verläuft nun komplett an den Hotelkomplexen unterhalb vorbei.

Gastronomisch ist es auf Madeira noch nicht so schlimm wie bei uns in Deutschland, aber auch hier sieht man, welchen Schaden die Pandemiemaßnahmen angerichtet haben. Es gibt eine Menge Leerstand auch im Einkaufszentrum »Forum Madeira«. Es werden aber weiterhin Hotels und Appartements gebaut, vielleicht etwas gebremst, aber es finden sich sicher reiche Investoren für noch größere Paläste. Platz ist noch vorhanden.

Was uns aufgefallen ist, dass die neuen Häuser meistens einen dunklen Außenanstrich haben. Manche Betonbauten sind komplett schwarz und sehen eher wie Bunker aus. Wahrscheinlich spart man sich damit im Winter die Heizung, denn so richtig kalt wird es auf Madeira nicht. Im Sommer laufen dann dafür die Klimaanlagen auf Hochtouren.

Wobei fast jedes Hotel inzwischen mit Solarkollektoren und PV-Anlagen ausgestattet ist. Auf der Hochebene der Insel stehen eine Vielzahl an Windkraftanlagen und im industriellen Ostteil von Madeira hat man riesige PV-Felder an die kahlen Hügel gebaut. Außerdem gibt es kleinere Wasserkraftwerke. Die erneuerbaren Energien sind ein Segen für Madeira, weil jeder Liter fossilen Kraftstoffs mit Schiffen herangebracht werden muss. Es gibt übrigens auch E-Autos und Ladestationen. Fast jede Tankstelle hat eine Ladestation und auch viele Parkplätze sind mit Ladepunkten ausgestattet und das nicht nur in der Hauptstadt Funchal. Obwohl vielfach die Stromversorgung noch mit überirdischen Leitungen funktioniert.

Den letzten Abend verbrachten wir mit exotischen Früchten auf unserem Balkon mit Meerblick und hofften doch nochmal Wale im Meer zu sehen, wie 2010. Leider taten die uns nicht den Gefallen, dafür wurden wir mit einem tropisch schönen Sonnenuntergang und deutscher Schlagermusik aus dem Nachbarzimmer »belohnt«.

Obwohl unser Flug erst kurz vor 11 Uhr gehen sollte, fuhren wir am Donnerstagmorgen schon vor dem Frühstück zum Flughafen, um unser Auto abzugeben und einzuchecken. Das war eine gute Idee, denn wir mussten sowohl bei der Abgabe des Mietwagens, als auch beim Check-In warten. Ich bekam auch meine 200 Euro Sicherheit von der Mietwagenfirma wieder zurück. Im Abflugbereich drängten sich die Urlauber, weil mehrere Maschinen landeten und wieder abhoben. Das schöne ist, man kann direkt von der Flughafenterrasse die Starts und Landungen sowie das Be- und Entladen der Flugzeuge beobachten.

Unsere Maschine (A321 mit rotem Zebramuster) war vollbesetzt, wir waren mit die letzten, die einstiegen und saßen ziemlich weit vorn. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass in dem Airbus von Condor mehr Platz war, als in der Boeing von TUIfly. Vielleicht lag es auch daran, dass ich einen Gangplatz hatte. Essen und Trinken gab es aber auch hier nur gegen Kartenzahlung. Dafür stehen am Gate in Funchal Wasserautomaten, in denen man seine Trinkflaschen auffüllen kann. In München zahlt man sich im Sicherheitsbereich dumm und dämlich, um ausreichend zu Trinken zu bekommen. Mich wundert, dass die Leute nicht völlig dehydriert sind, wenn sie aus dem Flugzeug steigen.

Der Flug war angenehm, ich habe einen kompletten NEO gelesen. Die Ankunft in München holte uns dann aber wieder in die deutsche Realität zurück, in der nichts funktioniert. Wir mussten eine Stunde aufs Gepäck warten, obwohl das Flugzeug gleich vor dem Gate stand. Erst dauerte es ewig, bis das Band angelaufen ist und die ersten Koffer kamen, dann blieb es plötzlich stehen und es hieß »beendet«. Obwohl die meisten Passagiere noch auf ihre Koffer warteten. Große Aufregung, kein Ansprechpartner der Fluggesellschaft da, dafür nur ein Plakat mit einen QR-Code, wo man auf eine Internetseite geleitet wird, auf der man sein vermisstes Gepäckstück melden kann. Kurz bevor ich die Meldung abgeschickt hatte, lief das Band wieder an und es kamen wieder Koffer. Unsere waren unter den Letzten. Da war unsere S-Bahn aber schon längst davongefahren und unser Anschlusszug am Ostbahnhof auch. Wir mussten rennen, dass wir noch die nächste S-Bahn bekommen haben. Unterwegs kam eine Durchsage, dass die Passagiere des Condorflugs aus Funchal im Sicherheitsbereich D ihr Gepäck abholen sollen. Typisch deutsch, großartig automatisiertes Gepäcksystem, das nicht funktioniert und ewig braucht, während auf dem Flughafen Madeira die Flugzeuge noch per Hand ausgeladen werden und das Gepäck schneller am Gate war, als wir am Gepäckband.

Am Ostbahnhof haben wir uns dann schnell einen Kaffee geholt, weil unser Zug gleich fahren sollte. Der hatte dann aber mehr als zwanzig Minuten Verspätung und so waren wir erst halb acht Abends zu Hause. Davon mussten wir uns dann erst einmal erholen.

Idyll am Vormittag mit Schrecksekunde

Es gibt sie noch, die ruhigen verlassenen Orte auf Madeira. Man muss nur abseits der Touristenpfade danach suchen und vor allem zu Zeiten dorthin gehen, an denen wenig los ist.

Am Dienstag sind wir früher aufgestanden, waren die Ersten beim Frühstück und wollten schnell loskommen, um vor allen anderen in Ribeiro Frio zu sein. Der Berufsverkehr in Funchal war allerdings höllisch. Auf der Autobahn war Stau, weshalb sich jeder durch die Stadt quälte. Ich befragte Google Maps, dass mir einen Weg vorschlug, dem wir folgten. Immer bergauf durch enge Gassen mit Gegenverkehr. An der steilsten Stelle (Ich hatte erneut Angst, dass wir jeden Augenblick nach hinten umkippen.) kam uns dann ein Auto entgegen. Panik! Anhalten und zurücksetzen bei zirka 25 Prozent Steigung ist nur schwer möglich. Die Handbremse hat erst beim dritten Versuch auf der letzten Rille gehalten. Der Fahrer des anderen Autos fuhr dann zum Glück in eine Seitenstraße, damit wir weiterfahren konnten. Wenn ich katholisch wäre, hätte ich wahrscheinlich drei Ave Maria gebetet. Zumindest waren wir beide vom Angstschweiß durchgeschwitzt.

Außerhalb Funchals war dann kaum noch Verkehr und wir fuhren in vielen Kurven hoch bis zum Poiso-Pass auf 1412 Meter und von da wieder den Berg runter nach Ribeiro Frio. Der Parkplatz oberhalb der Forellenzucht-Anlage war wohltuend leer. Es war mit zwölf Grad Celsius noch recht frisch, aber es war auch erst zehn nach Neun morgens. Wir wanderten die Straße entlang bis zum Beginn des Levadas, der zum Miradouro dos Balcões führt. Wir waren fast allein auf dem idyllischen Wanderweg. Die Hähne krähten und die Bienen summten um den Madeira Natternkopf.

Der Weg führt an einem Levada entlang, weshalb er relativ flach ist. Man kann bequem nebeneinander hergehen, muss aber auf den Boden aufpassen, weil immer wieder Steine oder Wurzeln herausragen. Festes Schuhwerk sollte man schon tragen. Zweimal geht man durch eine enge Felsenschlucht, dann ist man auf der anderen Seite fernab jeder Zivilisation. Das einzige Gebäude ist ein kleines Wasserkraftwerk ganz unten im Tal. Ansonsten sieht man nur grüne bewaldete Berge und die Wolken, die unterhalb der Bergspitzen hängen.

Man hört absolut nichts, kein Verkehr, keine von Menschen gemachten Laute, nichts außer den Vögeln. Die sind übrigens sehr zutraulich und lassen sich von den Menschen nicht stören. Sie würden einem wahrscheinlich sogar auf die Hand hüpfen, wenn man ihnen Futter hinhielte. Es ist aber verboten, die Tiere zu füttern, darauf weisen mehrere Schilder hin. Es gibt aber dennoch Leute, die Vogelfutter verstreuen. Auf dem Rückweg hielten wir an einer kleinen Gaststätte und kauften Honig. Dort kann man auch eine Toilette aufsuchen, wenn man etwas kauft oder 50 Cent bezahlt. Hier begegneten uns dann schon die ersten Bustouristen. Wir hatten also alles richtig gemacht.

Ich hatte mir gewünscht, nochmal auf den Campingplatz im Wald zu fahren, wo wir 2010 gewesen waren. Also fuhren wir wieder hoch zum Poiso-Pass und bogen dann Richtung Santo da Serra ab. Der Ort heißt Terreiros und ist ein Campingplatz mitten im Wald neben einem Gehege für Schafe. Die Schafe laufen tagsüber quer durch die Botanik so wie auch am Dienstag. Man muss höllisch aufpassen, damit man die Tiere nicht überfährt, die plötzlich nach einer Kurve direkt auf der Straße stehen.

Es ist wunderschön ruhig, keine Menschen Seele in der Nähe, selbst auf der Straße fuhr kaum ein Auto vorbei. Die beiden Seen, die da angeblich sind, haben wir zwar nicht gesehen, aber hier könnte sogar ich mir vorstellen zu zelten, obwohl ich normalerweise mit Camping nichts am Hut habe. Wir spazierten eine Weile umher, bewunderten Wolken, die ab und zu als Nebelschwaden über die Baumspitzen zogen und machten Fotos.

Anschließend fuhren wir weiter nach Santo da Serra, an dem Golfressort vorbei, an dem ein Hotel der Hotelgruppe steht, in der wir übernachten. Wir folgten der Straße, die nach Santa Cruz am Flughafen vorbei zur Autobahn führt und fuhren ins Hotel zurück. Wo wir uns mit einem Eis zum Kaffee belohnten.