Im Raumschiffwahn

Quelle: Eaglemoss.com

Seit ein paar Jahren bezieht mein Mann im Abo die »Star Trek-Raumschiffsammlung« von Eaglemoss. Einerseits ist es so für mich sehr einfach, meinem Mann ein geeignetes Geschenk zu kaufen. Andererseits werden die Regale immer voller und ein Ende scheint nicht in Sicht (Die Reihe ist schon bei Ausgabe 161 angelangt!), denn Eaglemoss lässt sich immer wieder etwas Neues einfallen, um die Sammler der Modellschiffe zu ködern. Der letzte Coup aber geht zu weit, oder eben nicht weit genug …

Es gibt jetzt eine »getarnte« Ausgabe der U.S.S. Defiant, siehe Bild.

Das findest sogar mein Mann übertrieben, der sonst jedes Schiff aus der Sammlung plus einiger Bonus- und Sonderausgaben sein eigen nennt. Mit dem »Convention-Exklusive-Modell« bekommt man ein durchsichtiges Plastikschiff, während die anderen Schiffe der Sammlung zumindest zum Teil aus Metall bestehen. Das Ding ist auch noch auf 2500 Stück limitiert. Wahrscheinlich, weil es sonst keiner kaufen würde.

Ich denke, dass es noch nicht weit genug geht, mit dem Kommerz. Ein getarntes Schiff sollte eigentlich komplett unsichtbar sein. Wäre es da nicht viel einfacher für Eaglemoss, sie würden nur den Ständer verkaufen? Das wäre doch mal originell.

Ich bin mir sicher, das es dennoch genügend Fans gibt, die dafür Geld ausgeben. Also wer es kaufen möchte, folge diesem Link zum Eaglemoss-Shop. Dort gibts noch ganz andere skurrile Sachen. Der Einkauf und Versand klappen übrigens hervorragend, das möchte ich an dieser Stelle mal anmerken.

Die Fertighaus-Gauner

Ich bin immer wieder entsetzt, wenn ich höre mit welcher kriminellen Energie sich manche Menschen an anderen bereichern.

Unlängst schwatzte ich auf Arbeit mit einem unserer Vertreter. Wir sprachen über Anbieter von Fertighäusern, weil das momentan bei uns aktuell ist. Er erzählte mir, dass viele Verkäufer von Fertighäusern nicht bei den Herstellern angestellt sind, sondern als freiberufliche Verkäufer arbeiten. Die verdienen nur bei einem Verkauf und sind deshalb angehalten auch möglichst viele Häuser zu verkaufen. Das Absurde daran ist, dass manchen von denen, Häuser an Leute verkaufen, die noch nicht mal ein Grundstück haben. Sie versprechen den Käufern zwar Unterstützung bei der Grundstückssuche und reden ihnen ein, dass das alles kein Problem sei, lassen die Menschen aber letztendlich im Stich, wenn es Hart auf Hart kommt. Denn in den meisten Regionen (zumindest in unserer Gegend) sieht es mit Baugrundstücken schlecht aus. Wo nichts ist, ist halt auch nichts zu holen. So einfach ist das. Viele Familien lassen sich dennoch von den Verkäufern beschwatzen. Das Problem ist, das sie nur ein Jahr Zeit haben, um mit dem Bau zu beginnen. Finden die Käufer in der Zeit kein Baugrundstück, gilt das als Vertragsbruch und sie müssen zwanzig Prozent des Hauses als Vertragsstrafe zahlen, ohne irgendwelche Gegenleistungen dafür zu bekommen. So wird aus dem Traum vom Eigenheim schnell mal ein Albtraum.

Und als ob das nicht schon widerlich genug ist, spekulieren einige dieser Hausverkäufer damit, dass die Kunden, die ein Grundstück haben und bauen, das Haus nicht werden abbezahlen können und in einigen Jahren wieder ausziehen müssen, weil sie die Raten für die Kredite nicht begleichen können. Sie quatschen den Käufern Ausstattungen auf, die sie gar nicht brauchen, oder die sie sich eigentlich nicht leisten können, schon mit der Aussicht, dass sie später selbst dort einziehen wollen. Die Verkäufer warten also, bis das Haus zwangsversteigert werden muss und schlagen dann zu.

Ich war schlicht fassungslos, als ich das gehört habe. Das Schlimme ist, dass man durch die eigenen Erfahrungen sehr genau weiß, dass es sowas tatsächlich gibt und es nicht nur eine gruslige Geschichte ist.

Fertighaushersteller sind keine Heiligen. Die wollen in den seltensten Fällen, dass Menschen ein schönes Zuhause bekommen, die wollen wie alle nur Geld verdienen. Und das nicht nur auf dem Rücken der Kunden, sondern vor allem auf dem Rücken der Handwerker. Da werden Preise kalkuliert, die eigentlich gar nicht zu verwirklichen sind, wenn man als Handwerker nicht für umsonst arbeiten will.

Bauen kostet nun mal Geld, da mag so ein Fertighaus vielleicht günstig erscheinen. Man muss sich aber immer bewusst sein, dass in den meisten Fällen die Verlierer immer die Kunden und die Handwerker sind.

Perry im Schwarzwald

Quelle: www.mein-schwarzwald-magazin.de

Das Magazin »Mein Schwarzwald« berichtet in seiner aktuellen Ausgabe unteranderem über die PERRY RHODAN-Serie. Der Artikel richtet sich vor allem an Unkundige des Perryversums, hält aber auch für Fans ein paar interessante Informationen sowie Fotos aus den Räumen der PERRY RHODAN-Redaktion parat. Da findet sich auch mal die Auflagenzahl im Kleingedruckten oder die Anzahl der Anschläge für einen Erstauflagen-Roman. Und wer schon immer mal wissen wollten, was die Mitarbeiter des PERRY RHODAN-Marketings denn so im Schrank stehen haben, oder wie Chefredakteur Klaus N. Frick seine Heftromane archiviert, kommt an dem Magazin nicht vorbei.

Doch auch die anderen Beiträge im Heft sind interessant geschrieben und schön bebildert. Beispielsweise erfährt man wie aufwendig der Anbau von Meerrettich ist, wo man aufbereitete Lederschuhe bekommt, oder welche Leute eine Autobahnkirche besuchen. Das Geheimnis des Schwarzwälder Schinkens wird gelüftet, das Rezept für einen perfekten Glühwein abgedruckt und wofür Zitronenverbene gut ist. Die Hornisgrinde, ein legendärer Gipfel des nördlichen Schwarzwalds, wird genauso vorgestellt wie das »Molerhüsli« am Herzogenhorn und zehn Wein-Erlebnisse im Badischen. Daneben gibt es jede Menge Tips zu Ausflügen und Insider-Informationen rund um die Schwarzwald-Region.

»Mein Schwarzwald« richtet sich an Bewohner der Region, aber auch an Leser, die gern ihren Urlaub im Schwarzwald verbringen oder verbringen möchten. Das Magazin erscheint zweimal im Jahr und kann hier abonniert oder als Einzelheft bestellt werden. Es ist allerdings auch in Zeitschriftenläden zu bekommen. Einfach mal nachfragen.

 

Ein Sammelsurium für die SOL 96

Die letzten Wochen hielt mich die SOL, das Magazin der PRFZ, in Atem. Anfang September machte ich die ersten Artikel zum Redigieren fertig. Mein geschätzter SOL-Redaktionskollege Norbert Fiks hat dieses Mal Überstunden machen müssen, weil er ganz allein alle Artikel auf Fehler prüfen musste. An dieser Stelle nochmals vielen Dank für seinen Einsatz. Für die nächste Ausgabe haben wir einen zweiten Lektor gefunden – denn geteilte Arbeit ist bekanntlich halbe Arbeit, wie es so schön heißt.

Zum Inhalt: Der ist wieder sehr bunt geraten. Neben den Besprechungen zur Erstauflage und zur NEO-Staffel »Die solare Union«, werfen wir im Schwerpunkt einen Blick auf die Publikationen, die in diesem Jahr zusätzlich zur Erstauflage zur PERRY RHODAN-Serie erschienen sind, inkl. Interviews und Werkstattberichten der Autoren. Die 6-teilige Reihe zu den »verlorenen Jahrhunderten« wird genauso vorgestellt wie die Romane zu den »Dunkelwelten«. Aus Platzgründen konnten wir leider nicht alle Ausgaben in dieser SOL vorstellen. Aber keine Sorge, die verbliebenen Artikel werden ins nächste Heft verschoben. Es gibt zudem eine Besprechung zu Andreas Eschbachs »Perry Rhodan – Das große Abenteuer« und zwei Werkstattberichte zur Miniserie »Mission SOL«.

In einem Interview berichtete Robert Corvus, wie er vom Gucky-Hasser zum Gucky-Fan wurde und warum Gucky für jeden Autor eine Herausforderung darstellt. Wie versprochen liefern wir die Highlights des NEO-Programmpunkts von den 3. PR-Tagen Osnabrück nach. Außerdem drucken wir einen Artikel über die Zyklus-Enden und ihre Titelbilder. Liebhaber von Fan-Geschichten kommen bei zwei Geschichten aus dem Perryversum auf ihre Kosten. Und wie in jeder letzten Ausgabe des Jahres gibt es bei einem Kreuzworträtsel etwas zu gewinnen.

Das Cover stammt von Thomas Rabenstein und zeigt eindrucksvoll eine gestrandete SOL.

Vom Weizen, der keiner ist.

Buchweizenfeld

Wir backen seit Jahren mit Buchweizenmehl. Ich habe mich immer gefragt, wie Buchweizen wächst, bzw. wie die Pflanzen aussehen. Seit diesem Jahr bin ich schlauer.

Im Ostseeurlaub fanden wir im Hotel statt des obligatorischen Bonbons eine Tüte mit Samen auf dem Kopfkissen. Es handelte sich um eine Samenmischung speziell für Bienen und artverwandte Insekten. Neben Kornblumen enthielt die Packung unteranderem Buchweizen. Ich war gespannt, ob sie aufgehen würden. Nach der Aussaat wuchs relativ schnell eine richtige Bienenweide heran. Besonders auffällig waren zirka einen Meter große Pflanzen mit kleinen weißen Blüten. Weil ich die anderen Blühpflanzen aus der Packung kannte, konnte es sich dabei nur um Buchweizen handeln.

Ich konnte mir jedoch beim besten Willen nicht vorstellen, wie daraus etwas wie Weizen und schon gar nicht so etwas wie Mehl herauskommen sollte. Dann verblühten die Planzen und es bildeten sich winzige dreieckige Früchte, die ein bisschen an Bucheckern erinnerten. Für diejenigen, die nicht wissen, was Bucheckern sind. Das sind die Früchte der Buchen, etwa einen Zentimeter große, dreikantige, braune Nüsse, die geröstet und geschält eine echte Delikatesse sind. Roh sollte man sie nicht in großen Mengen essen, weil sie Blau- und Oxalsäure enthalten. Aber eine oder zwei haben mir auch als Kind nicht geschadet.

Buchweizen getrocknet

Zurück zum Buchweizen. Ich öffnete also eine der winzig kleinen Früchte. Tatsächlich enthalten sie einen weichen Kern, der sich mit dem Finger leicht zu einem weißem Mehl verreiben lässt. Das Geheimnis des Buchweizenmehls war gelüftet.

Man braucht aber sehr viele solcher Früchte, um eine ansehnliche Menge an Mehl zusammenzubekommen. Weshalb Buchweizen teurer als normales Weizenmehl ist. Im September habe ich in unserer Gegend dann auch ein ganzes Feld mit Buchweizen entdeckt.

Herbstliche Deko-Deko

Quelle: NKD.com

Es gibt Sachen zu kaufen, die glaubt man erst, wenn man sie sieht.

Ging ich doch unlängst beim hiesigen NKD vorbei und warf einen Blick auf die Wühltische vor dem Eingang. Da entdecke ich ein Netz mit Kastanien. »Jetzt verkaufen die schon Kastanien«, dachte ich so bei mir. Tannen und Kiefernzapfen gibt es längst zu kaufen, dabei kann man die leicht selbst sammeln. »Kastanien wachsen doch überall, man muss sich im Herbst bloß bücken und welche auflesen«, führte ich meine Gedanken fort. Doch da merkte ich, dass die Kastanien irgendwie seltsam aussahen. Ein zweiter genauerer Blick offenbarte: Die Kastanien waren künstlich und bestanden aus einem schaumartigen Kunststoff.

Echt jetzt, Kastanien aus Kunststoff als Deko? Kann man da nicht echte Kastanien auslegen? Ich meine, wie lange liegt so eine Herbstdeko? Sechs Wochen mehr oder weniger, da kann man doch echte Kastanien nehmen. Die halten sich doch genauso lange, sogar mit Schalen.

Unglaublich! Ich denke gerade an das Erdöl, was man für die Herstellung der künstlichen Kastanien benötigt hat und an die Energie. Dabei wäre es viel billiger, die Kastanien in freier Natur zu sammeln und umweltfreundlicher sowieso. Dabei frage ich mich, ob es tatsächlich Leute gibt, die sich künstliche Kastanien kaufen und daheim ins Wohnzimmer legen. Kastanien, die nach nichts riechen und vielleicht sogar schädliche Dämpfe und Weichmacher enthalten.

Mein Gott, was sind wir dekadent geworden, dass wir für die Herbst-Dekoration jetzt schon künstliche Kastanien brauchen. Ist das quasi die Deko von der Deko, oder was? Das die künstlichen Kastanien beim Verbraucher nicht wirklich angekommen zu sein scheinen, sieht man daran, das sie letztendlich auf dem Wühltisch gelandet sind. Es gibt also doch noch genügend Leute mit Hirn im Kopf.

»Ich habe Bahn«

In diesem Monat war ich vergleichsweise oft mit dem Zug unterwegs und irgendwie hat mal wieder kaum etwas ohne Probleme und Verspätungen geklappt. Entweder habe ich ein schlechtes Karma, das sich immer dann meldet, wenn ich mit der Bahn fahre, oder es wird wirklich immer schlimmer bei der Bahn.

Auffällig war diesmal die Häufung der verspäteten Bereitstellungen. Das ist mir bei vier Fahrten gleich drei Mal passiert. Meist mit der Konsequenz, dass ich rennen musste, um meine Anschlusszüge zu bekommen. Einmal stand ich mit den anderen Fahrgästen bis fünf Minuten nach der eigentlichen Abfahrt des ICE vor verschlossenen Türen. Es hätte noch gefehlt, der Zug wäre ohne uns abgefahren.

In Frankfurt kam der Zug, mit dem ich fahren wollte, verspätet an, blieb dann noch ewig im Bahnhof stehen und wurde schließlich wegen einer Weichenstörung umgeleitet. Er war aber dann erstaunlicherweise schneller in Aschaffenburg, als im Originalfahrplan vorgesehen. Da frage ich mich doch, auf was die Streckenführung optimiert wird. Auf Schnelligkeit wohl kaum.

Auch der Service ließ zu wünschen übrig, fehlendes Zugpersonal, Fahrkarten, die daraufhin nicht entwertet wurden und mangelnde Durchsagen in den Zügen. Einmal war morgens im Zug die Heizung ausgefallen, bei einstelligen Temperaturen. Der Zugführer meinte wohl, dass, wenn er die Lüftung einschaltet, es allein durch die anwesenden Fahrgäste wärmer würde. So war ich durch die kalte Zugluft trotz Jacke fast zum Eisbrocken erstarrt, als ich nach eineinhalb Stunden wieder ausgestiegen bin.

An einem Tag verbrachte ich knapp zwanzig Minuten im Nürnberger Servicecenter, nur weil ich ein Fahrgastrechte-Formular abgeben wollte. Das dortige Nummern-System – jeder Fahrgast muss eine Nummer ziehen und wird einem Schalter zugewiesen – ist meines Erachtens völlig ineffizient. Die Wartezeiten sind doppelt so lang, weil u. a. Nummern aufgerufen werden, von Fahrgästen, die bereits entnervt gegangen sind, oder denen einfach der Anschlusszug davongefahren wäre, hätten sie noch länger gewartet. Zu beobachten war auch, dass sich die Beamten am Schalter enorm viel Zeit ließen, bevor sie eine neue Nummer aufgerufen haben. Manch einer ging sogar in die Pause, obwohl die Wartehalle voller Leute war. Da wünschte ich mir das amerikanische System mit mäanderförmigen Warteschlangen, in dem jeder, der an der Spitze der Schlange steht, sich zum nächsten freien Schalter begibt.

Das es mit der Bahn nicht nur mir so geht, weiß ich aus Erzählungen von Freunden und Bekannten. So sagte unlängst jemand, nachdem er völlig verschwitzt und verspätet zu einem Termin erschienen war: »Ich habe Bahn« als Äquivalent zu »Ich habe Rücken.“

Es gibt aber auch eine schöne Anekdote zu berichten. Auf der Rückfahrt von Frankfurt hatten wir einen ausgesprochen gut gelaunten und sehr redseligen Zugbegleiter, der mit seinen Ansagen die Leute so trefflich unterhielt, dass sie sich bei ihm bedankten, als er zum Kontrollieren der Fahrscheine vorbeikam. Dabei hatte er für jeden Fahrgast noch eine Extra-Bemerkung parat. Den jungen Damen mir gegenüber erklärte er nach der Kontrolle ihrer Handytickets, er habe jetzt einige ihrer Fotos vom Handy geladen und wolle sie mal durchschauen, was sie denn gestern Abend so getrieben hätten. Der Blick der beiden, die nicht sicher waren, ob er das ernst meinte, war Gold wert. Er verabschiedete sich von ihnen mit dem Hinweis, sie könnten ihre Weihnachtsfotos vom letzten Jahr jetzt löschen, es wäre doch bald wieder Weihnachten. Großartig! Da merkt man, dass es doch noch Menschen bei der Deutschen Bahn gibt, die ihren Beruf lieben.

Literaturbetrieb zwischen Handwerk und Wirklichkeit

Mit BuCon feiert sich hierzulande jedes Jahr die Szene der phantastischen Literatur. Verglichen mit dem großen Literaturgeschäft in Deutschland, das sich zur gleichen Zeit auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert, ist die Gemeinschaft der Phantastikfreunde eher klein. Neben den obligatorischen Messeständen der Kleinverlage finden auf dem BuCon Lesungen und Workshops statt. Hier haben Debüt-Autoren und Autoren von Kleinverlagen sowie Selfpublisher die Möglichkeit, ihre Werke zu präsentieren. Was ich wichtig finde, nicht nur aus persönlichen Sicht, sondern auch weil hier fernab des Mainstream eine bunte Vielfalt an Genres und Sub-Genres etabliert und am Leben erhalten wird. Unverzichtbar für eine vielfältige Literaturlandschaft in Deutschland.

Was mir aber hier immer wieder auffällt, ist, wie viele gute bis sehr gute Autoren sich innerhalb des Literaturbetriebs seit Jahren abmühen und nur die wenigsten die Chance bekommen, ihre Romane bei Verlagen zu veröffentlichen. Während Promis und Menschen, die es irgendwie schaffen, medial präsent zu sein, veröffentlicht werden, meist ohne dass sie das Rüstzeug zum Schreiben haben. Heute, so scheint es, kann jeder, der mal etwas Ungewöhnliches erlebt hat, oder es in den Medien zur drittklassigen Berühmtheit erlangt hat, ein Buch schreiben, ohne zuvor das Handwerk zu erlernen. Gleiches gilt für etablierte Autoren. Hat man mal den Fuß in der Tür und eine Fanbasis aufgebaut, kann man eigentlich schreiben, wie und was man will – es wird gedruckt werden. Während sich manch Nachwuchsautor noch so sehr abmühen kann, das perfekte Manuskript abzuliefern. Dies wird meistens nicht mal gelesen.

Das Schreiben ein Handwerk ist, das erlernt werden kann, ist in Deutschland nicht so bekannt und anerkannt wie in den USA, wo »Writing Classes« in den Colleges zum Standard gehören. In Deutschland wird, gerade wegen der vielen schreibenden Promis, deren Bücher manchmal kaum lesbar sind, der Eindruck vermittelt, als könne jedermann ein Buch schreiben. Als wäre Literatur etwas, wo keinerlei Regeln gelten und was man mit ein wenig Talent einfach aus dem Ärmel schüttelt.

Ich persönlich finde dies mehr als ungerecht, denn ich kenne ganz viele Leute, die sich seit Jahren intensiv mit dem Schreiben beschäftigen, die Lehrgänge besuchen und Bücher lesen, die an Workshops teilnehmen und Schreibgemeinschaften angehören. Autoren, die mit viel Einsatz richtig gute Geschichten schreiben, aber nicht veröffentlicht werden, weil sie nicht zur rechten Zeit am richtigen Ort sind, oder nicht die richtigen Leute kennen.

Eben weil viele Leute meinen, es könne jeder ein Buch schreiben, der einen Stift halten oder eine Tastatur bedienen kann, werden die Verlage mit schlechten Manuskripten geradezu überhäuft. So wird abgelehnt meist ohne zu sichten, einfach weil es arbeitstechnisch ansonsten kaum zu bewältigen ist. So ist es inzwischen bei den großen (aber auch kleinen) Verlagen Usus, das man einen Fürsprecher braucht, damit die Lektoren überhaupt in ein eingereichtes Exposé oder eine Textprobe hineinschauen. Um bei den ganz großen Verlagen Gehör zu finden, kommt man ohne einen Literaturagenten, der einem die Türen öffnet, nicht mehr hinein. Und selbst die Kleinverlage werden mit teils minderwertigen Manuskripten so zugeschüttet, dass sie verständlicherweise nur mit Leuten arbeiten, die sie kennen.

Vielen bleibt da nur der Ausweg sein Glück als Selfpublisher zu versuchen und sich mit viel medialem Einsatz eine möglichst große Fangemeinde zu erschließen, Aufmerksamkeit zu erzielen und zu hoffen, gehört beziehungsweise gelesen zu werden. Marketing ist alles, denn auch Literatur ist nur ein Geschäft. Wie überall geht es nur ums Geld. Was sich verkauft ist gut und richtig, egal ob es handwerklich gut geschrieben ist.

Ich weiß nicht, ob die Leser heute anspruchsloser geworden sind, oder ob es nur darum geht, möglichst das Buch zu lesen, was gerade »In« ist und wovon alle reden. Gerade in Zeiten sinkender Leserzahlen und hart umkämpfter Märkte finde ich es schade, dass so viele Geschichten unerzählt bleiben, dass spannende Storys auf Festplatten zu Datenmüll werden und dass Menschen, die sich intensiv mit dem Handwerk Schreiben beschäftigen, irgendwann resigniert aufgeben. Dass sie möglichst die Ausnahmen bleiben, dafür sind solche Veranstaltungen wie der BuCon wichtig.

Im Übrigen haben wir am Freitagabend an meinem Zeitreise-Roman geplottet. Esther ist Expertin auf dem Gebiet und gibt sogar Kurse dazu. Zusammen haben wir einige markante Punkte meines Romans präzisiert und verfeinert, die mir bislang noch unklar waren. Ich kann jetzt sogar abschätzen, wie lang er werden wird. Ich werde auf jeden Fall weiter daran arbeiten, damit er wirklich gut wird, auch wenn meine Aussichten eher schlecht sind, dass dieses Buch jemals gedruckt wird. Denn inzwischen weiß ich, dass für einen No-Name-Autor die Veröffentlichung seines Buches mehr vom Glück abhängig ist, als von Können. Das finde ich irgendwie schade.

Jugendstil, Perry und eine Bahnschranke

NEO auf dem BuCon

Das Wochenende verbrachte ich in Frankfurt. Am Samstag fand dort parallel zur Buchmesse der BuchmesseConvent statt. Es war bereits mein dritter BuCon. Inzwischen kenne ich sowohl das Prozedere und auch einige der Leute, die sich dort jährlich treffen. Wobei ich jedes Mal neue Autoren und Fans kennenlerne. In diesem Jahr hatte ich sogar eine Übernachtungsmöglichkeit in Frankfurt, so dass ich nicht völlig gestresst und umweltschädigend mit dem Flieger an- und abreisen musste.

Ich fuhr entspannt mit der Bahn am Freitagmittag nach Frankfurt, stieg dort instinktiv, ohne den Fahrplan näher zu inspizieren in die nächste S-Bahn und an der Hauptwache in die nächste U-Bahn und kam tatsächlich dort an, wo ich hin wollte. Es macht sich bezahlt, wenn man mal in Großstädten gelebt hat. Der städtische Nahverkehr scheint einem ins Blut überzugehen, oder er funktioniert halt überall ähnlich. Außerdem lag mein Ziel ziemlich zentral.

Von meiner Gastgeberin Esther Schmidt wurde ich sehr herzlich empfangen. Wir kennen uns von den Seminaren in Wolfenbüttel, bei denen sie fast schon zum Inventar gehört und gern ihr Wissen übers Schreiben an andere weitergibt. Sie wohnt in einem hundertjährigen Stadthaus im klassischen Jugendstil, mit hohen Räumen, Stuckdecken und passend eingerichtet mit edlen Tapeten und Antiquitäten. (Ich habe das ganze Wochenende nachgerechnet, wie viel es kosten würde, so ein Haus energetisch zu sanieren. Das ist zur Berufskrankheit von mir geworden.) Zwischen all den antiquarischen Schätzen entdeckte ich immer wieder nerdige Dinge, die scheinbar nicht dahin gehören, z. B. eine Tartis oder Star Trek-Postkarten. Wenn man die Bewohnerin kennt, passte dann doch alles sehr schön zusammen. Ich durfte in der Bibliothek übernachten, einem Eckzimmer mit gut gefüllten Bücherschränken bis unter die Decke und einem beeindruckenden Blick auf die Straßenkreuzung vorm Haus.

Am Freitagabend saßen wir bei thailändischen Essen noch lange zusammen und wälzten Autorenprobleme. Nach Mitternacht kam dann auch der zweite Übernachtungsgast (die Autorin Ann-Kathrin Karschnik) vom Galaktischen Forum nach Hause, so dass wir in dieser Nacht und am Morgen als kleine Autorinnen-WG verbrachten und auch gemeinsam zum BuCon fuhren, inklusive eines Zwischenstopps an der Tankstelle, weil Esthers Auto wegen der ungewohnten Beladung – drei Leute plus Gepäck – zu wenig Reifendruck meldete.

Vor dem Bürgerhaus in Dreieich war schon einiges los. Ich verbrachte ein paar Minuten in der Schlange am Einlass, bis ich meinen Eintritt zahlen konnte und meine Contüte entgegennehmen durfte. Danach ging es auch schon in die »heiligen« Hallen. Entweder waren es mehr Stände als in den vergangenen Jahren, oder sie lagen weiter auseinander, jedenfalls kam es mir voller vor, als beim letzten Mal. Allein den Lärmpegel empfand ich wegen meiner Kopfschmerzen zunächst als unangenehm. Spätestens nach dem ersten Bekannten, der mir in die Arme lief und dem ersten Gespräch waren die jedoch vergessen.

Ich führte viele Gespräche an diesem Tag, hörte mir sogar zwei Lesungen an. In einer erzählte Robert Corvus über seine Erlebnisse in Darjeeling. Ich verquatschte mich aber auch und verpasste leider die Lesung von Oliver Plaschka, die ich eigentlich hören wollte. Nahm aber am PERRY RHODAN NEO Programmpunkt teil, bei dem neben den beiden Exposé-Autoren Rüdiger Schäfer und Rainer Schorm auch Oliver Plaschka, Michelle Stern und NEO-Neuzugang Lucy Guth angekündigt waren. PR-Chefredakteur Klaus N. Frick war ebenfalls gekommen, ihm versagte aber im entscheidenen Moment die Stimme, so dass Rüdiger gut vorbereitet und souverän durch die Stunde führte.

Nachdem meine Mitfahrgelegenheit schon früher hatte gehen müssen, suchte ich für die Rückfahrt nach Frankfurt eine Alternative. Rüdiger Schäfer war mein Retter, der brachte Rainer Schorm zum Frankfurter Hauptbahnhof und nahm mich kurzerhand mit. Wir warteten in Buchschlag zwar eine gefühlte Ewigkeit an einer Bahnschranke, kamen aber pünktlich an, so dass Rainer seinen Zug noch bekam. Ich fuhr voller Euphorie vom Hbf weiter und als ich aus der U-Bahn ausstieg und am Fahrkartenautomaten vorbeikam, stellte ich mit Entsetzen fest, dass ich mir gar keine Fahrkarte gekauft hatte. Unfassbar, jetzt war ich auch noch zum Schwarzfahrer geworden. 

Nach einer kurzen erholsamen Nacht, trotz des Verkehrslärms – ich bin das echt nicht mehr gewohnt, seit ich nicht mehr in München wohne  – und einem guten Frühstück fuhr ich am Sonntagmorgen wieder nach Hause. Diesmal nahm ich bis zum Bahnhof den Bus, um noch ein bisschen von der Stadt zu sehen. Der fuhr tatsächlich zwischen den Wolkenkratzern hindurch, was mich ein bisschen an meine Zeit in New York City erinnerte. So ging ein schönes und ereignisreiches Wochenende mit einem Blick auf die Frankfurter Skyline zu Ende.

Nichts Neues im Autoland

Was dem US-Amerikaner seine Waffen sind, ist dem Deutschen sein Auto. Erneut scheiterte gestern im Bundestag die Abstimmung für eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen. Was von meinen Kollegen und Bekannten mit großer Genugtuung aufgenommen wurde. Ich kann daran leider nichts Positives finden. Und sehe darin einen eklatanten Mangel an Veränderungswille in der Bevölkerung und der Regierung. Klimaschutz bedeutet in erster Linie Verzicht, für jeden von uns. Daran sollten wir uns lieber früher als später gewöhnen. Wenn wir wirklich die Umwelt, wie wir sie kennen, erhalten wollen, müssen wir lernen zu verzichten. Unteranderem auf den Nervenkitzel und den Spaß mit 200 Sachen über die Autobahnen und Landstraßen zu heizen. Eine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung wäre da schon mal ein Anfang. Bei 130 km/h bräuchten wir keine benzinschluckenden PS-Boliden mehr, es käme zu weniger Unfällen, es würden weniger Menschen im Straßenverkehr sterben und der Verkehr würde besser fließen.

In der DDR galt Tempo 100 km/h auf Autobahnen und es hat 40 Jahre lang niemandem geschadet. Heute müssen manche unbedingt mit Tempo 200 dahinrasen, während ihnen das Fahrzeug dabei auch noch den Eindruck vermittelt, sie würden es bei der Geschwindigkeit beherrschen. Jedes Mal, wenn wir mit dem Auto längere Strecken auf der Autobahn fahren, fährt bei mir die Angst mit. Die Angst, beim Überholen von so einem Raser erwischt zu werden. In Baustellen und bei Geschwindigkeitsbegrenzungen wird man entweder von hinten bedrängt, oder man kommt sich vor wie der letzte Depp, weil man sich daran hält. Entspannend finde ich das alles nicht.

Wir schimpfen über die Amerikaner und ihre Waffengesetze. Wir Deutsche sind doch nicht besser, wenn es um das Thema Auto geht. Und kommt mir bitte niemand mit dem Argument, dass dadurch Arbeitsplätzen in Gefahr sind. Die wenigsten Autos und Zulieferteile werden noch in Deutschland produziert. Und die dicken PS-Karossen können sich ohnehin nur die Firmen und Selbständigen leisten. Ich bin mir sicher, die Mehrheit der deutschen Autofahrer, die keine PS-starken Autos fahren, wäre für eine Geschwindigkeitsbegrenzung. In den anderen europäischen Staaten funktioniert es doch aus. Nur wir müssen mal wieder aus der Reihe tanzen.

Dabei wird die Geschwindigkeitsbegrenzung unweigerlich kommen. Spätestens wenn es nur noch Elektroautos gibt, oder tatsächlich das autonome Fahren kommen sollte, ist Schluss mit schnell fahren. Weil das System dann nicht mehr funktioniert. Mit einem Elektroauto kann man zwar auch schnell fahren. Aber umso schneller man fährt, umso schneller ist der Akku leer. Wenn wir die Klimakrise verhindern wollen – was ich nicht mehr glaube, dass es möglich ist – sollten wir uns schon mal vorbereiten, in Zukunft vielleicht nicht so mobil oder anders mobil zu sein. Mit 220 km/h auf der Autobahn fahren, wird dann nur noch eine reumütige Erinnerung sein.