Am Weststrand

Karibik? Nein, Ostsee.

Beim Frühstück herrschte ziemlicher Trubel. Tags zuvor war eine Reisegruppe angekommen und die nahm den kleinen Frühstücksraum in Beschlag. Fast nur Frauen und durch die Bank weg die typische Bioladen-Klientel. Ich weiß nicht wie, aber irgendwie sieht man denen das an. Bitte nicht falsch verstehen. Es war zu erwarten, wenn man ein Bio-Hotel bucht, aber diese Fülle am frühsten Morgen, war nicht gerade das, was ich mir an meinem ersten Urlaubsmorgen gewünscht habe. Ich aß meine zwei Brötchen und wollte eigentlich nur noch weg. Übrigens Mittwoch und Samstag ist im Hotel Veggie-Tag, dann gibt es keine Wurst und kein Fleisch zum Frühstück. Womit ich gut leben kann, solange es genug Kaffee gibt, ist alles gut. Übrigens ist der Kaffee im Hotel richtig lecker. Mild, überhaupt nicht sauer und das, obwohl er aus der Thermoskanne kommt.

Anschließend liehen wir uns Fahrräder für eine Radtour zum berühmten Weststrand. Auch das wurde vom Hotel problemlos organisiert. Besagte Reisegruppe brach ebenfalls zu einer Radtour auf. Die meist älteren Damen hatten so ihre Probleme mit den Fahrrädern, weil sie wahrscheinlich seit Jahren nicht gefahren waren. Das Phänomen sollten wir an diesem Tag noch öfter beobachten. Was ich aber besonders besorgniserregend fand: so gut wie keiner der Fahrradfahrer, denen wir an diesem Tag begegneten (und das waren echt viele) trug einen Radhelm. Wir hatten extra unsere Helme mitgenommen. Angesichts der unebenen Wege und der vielen Radfahrer und Fußgänger, die hier unterwegs sind, sicher nicht die schlechteste Idee.

Der Weg führte kilometerlang durch einen Mischwald. Hin und wieder sah man rechts und links vom Weg Tümpel und kleine Wasserflächen zwischen den Bäumen schimmern. Auf dem Radweg aus festgefahrenem Sand ließ es sich leicht dahin rollen. Es war schattig und der Fahrtwind kühlte. Oftmals kreuzten wir andere Wege, doch alles war einigermaßen gut beschildert.

Nach zwanzig Minuten lichtete sich der Wald und wir erreichten das Ende des Weges, der in einen großen Fahrradparkplatz mündetet. Von da ab führte ein schmaler Pfad durch blühende Dornenhecken zu den Dünen. Wie nah wir am Meer waren, erkannte man bereits an dem tiefen Sand, durch den wir wateten. Meine Schuhe waren im Nu voll damit. Schließlich öffnete sich der Weg zwischen den Dünen und man hatte einen irrsinnigen Blick aufs Meer. Rechts und links standen hohe Kiefern, mit vom Wind gebogenen Kronen, die auf dem weißen Sand wie Palmen aussahen.

Wir spazierten eine Weile am Stand entlang, doch auch hier störten braune Algen und dicke Kugeln aus schwarzen Muscheln die perfekte Schönheit. Was wäre das für ein sagenhafter Strand, wenn das Wasser hier so klar wäre, wie am Atlantik.

Nachdem sich meine Schuhe Zentimeterhoch mit Sand gefüllt hatten, kehrten wir zu den Rädern zurück. Ich schüttete den Sand aus und wir fuhren einen Teil des Weges zurück, um dann Richtung Leuchtturm abzubiegen. Man muss schon sagen, dass Radfahren hier richtig Spaß macht, weil alles flach ist und keinerlei Steigungen zu bewältigen sind. So kommt man zügig vorwärts, ohne sich anzustrengen. Außerdem waren am frühen Vormittag noch nicht allzuviele Leute unterwegs. Das sollte sich später ändern.

Am Leuchtturm war schon mehr los. Wir verzichteten auf einen Besuch, sondern gingen zum Strand hinunter und suchten nach Bernstein. Leider vergeblich. Dafür entdeckten wir das Schild »Rundweg« und folgten diesem. Leider stand dort nicht, wie lang dieser Rundweg war und wohin er führte. Irgendwann ging es am Strand nicht mehr weiter. Dort begann die Vogelschutzzone. Dafür führte das Schild hoch in die Dünen, wo der Weg zu einem hölzernen Pfad wurde, der sich quer durch die Dünen schlängelte und zu Beobachtungen einlud. Das war schön, führte aber in die entgegengesetzte Richtung vom Leuchtturm. Uns stellte sich die Frage, wie weit ging dieser Weg und kommen wir wieder zurück zum Leuchtturm? Kein Schild, keine Karte, und auch kein mobiles Netz, was man konsultieren konnte. Wir entschlossen uns weiterzugehen, entdeckten Hirschkühe und jede Menge Vögel und tatsächlich kamen wir nach drei Kilometern wieder zum Ausgangspunkt zurück.

Am Leuchtturm herrschte inzwischen irrsinnig viel Betrieb. Immer mehr Leute strömten auf Fahrrädern, zu Fuß oder mit der Kutsche herbei. Wir nahmen folgerichtig Reißaus. Im angenehmen Tempo ging es sechs Kilometer zurück durch den Wald ins Hotel, wo wir uns kurz ausruhten und dann ins Ortszentrum fuhren, um etwas zu Essen. Im »Darßer Brauhaus« speisten wir vorzüglich, auch ohne das lokale Bier zu kosten. Mein Nachmittagsprogramm bestand aus Lesen, Schreiben und einer Rückenmassage.

Hier ein paar Impressionen vom Darßer Weststrand.

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