ANDROS kam, sah und ging

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 190 – »Als ANDROS kam …« von Rüdiger Schäfer

Bestien fallen ins Solsystem ein. Fünf von ihnen, darunter Masmer Tronkh machen sich auf der Suche nach Perry Rhodan auf den Weg zur Erde. Die Terranische Flotte kann sie nur im Auge behalten, aber nicht aufhalten. Derweil ballt sich innerhalb der Plutobahn, gespeist durch die Energie des Sonnenchasmas und des Sedna-Nexus ANDROS als eine Art interdimensionale Blase zusammen. Wenn es ihm gelingt, sich auszubreiten, bedeutet das nicht nur das Ende des Solsystems, sondern auch der Milchstraße und Andromeda, da er in Verbindung mit der großen Ruptur steht, der beiden Galaxien verbindet. Als sich Schiffe der Terraner ANDROS nähern, werden sie von den Bestienschiffen angegriffen, die ihn verteidigen. Die TERRANIA unter Systemadmiral Markus Everson steht kurz vor der Vernichtung, als endlich die MAGELLAN zurückkehrt und in den Kampf eingreift.
Perry Rhodan hat einen Plan um Masmer Tronkh zu verjagen. Zusammen mit Gucky und Tolot fliegt er nach Terrania, wo die Bestien bereits Teile der Stadt in Schutt und Asche gelegt haben. Doch sein Plan scheint nicht zu funktionieren. Es kommt zur Konfrontation zwischen Gucky, Tronkh und Tolot. Kurz bevor Rhodan zu scheitern droht, kommt ihm sein Sohn Thomas mit Unterstützung von NATHAN zu Hilfe. Gemeinsam können sie die Bestien von der Erde verjagen und bis in den Kuipergürtel zurückdrängen. Damit steht ANDROS ohne Verteidigung da.
Aber selbst mit allen Schiffen der Flotte könnten die Menschen nichts gegen das Geisteswesen ausrichten. Da öffnet sich plötzlich der Transfernexus auf dem Mond. Mehr als vierhundert Laurinschiffe fliegen von dort ins System ein und beschießen ANDROS mit allem was sie haben. Das Geisteswesen muss sich geschlagen aus dem Solsystem zurückziehen, genauso wie die Bestien.
Rhodan weiß, dass die Laurin – die genauso schnell verschwinden, wie sie gekommen sind – den Terranern nur eine Verschnaufpause verschafft haben. ANDROS und die Bestien werden wiederkommen und zurückschlagen.

Hm!

Mit diesem Ausdruck lässt sich der Roman von Rüdiger Schäfer umschreiben. Das dem meist keine positive Kritik folgt, wissen zumindest die PERRY RHODAN-Autoren aus ihrer Erfahrung mit dem PR-Chefredakteur.

Der Roman steht systematisch für die ganze Staffel. Es sind zu viele Schauplätze, zu viele Ansatzpunkte und zu viel, was nicht richtig zusammenpasst. Es fehlt der Rote Faden, der die Geschichte zusammenhält, außer man nimmt die Zerrissenheit der Staffel als Gemeinsamkeit.

Ob man die beiden Rhodansöhne und NATHAN betrachtet oder Rhodan und sein Kampf gegen die Bestien oder ANDROS‘ Motive, all das wirkt bemüht. Man spürt, dass die Exposé-Autoren die Töpfe, die Frank Borsch in den ersten 100 Bänden geöffnet hat, mit jenen Töpfen, die sie selbst aufgemacht haben, zusammenrühren wollen. Herausgekommen ist eine, sagen wir mal, genießbare Suppe aber kein Vier-Gänge-Menü eines Sternekochs. Wenn wir schon bei Töpfen und Suppen sind.

Das Auftauchen der Laurins kommt unerwartet und wird nur unzureichend erklärt. Selbst NATHAN weiß nicht so recht, ob sie nun aus dem Creaversum kommen oder Gestrandete im Einsteinraum sind. Mit den Laurins und dem Symboflexpartner, mit dem Rhodan die Bestien verjagen kann, bedient sich der Autor gleich zwei Deus ex Machina, um die Plotverwicklungen zu lösen, in die er sich als Exposé-Autor selbst verstrickt hat.

Irritiert haben mich die beiden Handlungsstränge auf der Erde. Die am Beginn mit den Viehzüchtern aus Südaustralien und die mit dem kleinen Mädchen aus Friedrichsdorf bei Frankfurt (!). Ich habe keinen Handlungsbezug entdecken können, außer das sehr klischeehafte Aufeinandertreffen zwischen Masmer Tronkh und dem Kind, was mich an diverse Disney-Verfilmungen erinnerte. Solche Schlaglichter mögen innerhalb der Staffel hilfreich und nett sein, gehören aber meiner Meinung nach nicht in einen Abschlussband, wo in erster Linie das Finale abgehandelt werden sollte.

Antworten auf die großen Fragen des »Wie und Warum« der Allianz bleiben auch im letzten Roman der Staffel unbeantwortet. Ich bin mir immer noch nicht im Klaren darüber, welchen Grund ANDROS für die Gründung der Allianz hatte. Denn so wie es aussieht, ist sein einziges Ziel einen Zwischenraum aus Creaversum und Einsteinraum zu formen, in dem er schmerzlos existieren kann. Warum also braucht er die Allianz? Denn offensichtlich benötigt er weder die Maahks, noch die Goldenen, noch die MdI um sich im Solsystem zu manifestieren. Er braucht höchstens die Bestien, die ihn verteidigen, bis sich sein neues Zuhause etabliert hat, aber selbst das ist fraglich. Denn es bleibt unklar, wie ANDROS seine Untertanen rekrutiert und wie er mit ihnen Kontakt aufnimmt. Warum ein Jahrtausende währender Krieg mit den humanoiden Völkern, wenn es nur darum geht, sich »ein Haus zu bauen«? Nein, dieses Motiv ist mir zu schwach, zu simpel, da hätte ich mir etwas Komplexeres gewünscht.

Am Ende ist ANDROS zwar besiegt, aber nicht geschlagen. Und auch die Bestien sind noch immer eine Gefahr für die ganze Galaxis. Ihr Untergang wird bewusst hinausgezögert, damit die nächste Staffel ihren Namen tragen kann. Obwohl, wenn ich recht bedenke, die Bestien haben in den vergangenen Romanen eine größere Rolle gespielt als die Allianz.

»Als ANDROS kam …« ist ein wenig befriedigender Abschluss einer in sich zerrissenen Staffelhandlung, die von Anfang an nach einem Weg sucht und ihn bis zum Ende nicht findet. Da können auch die pseudoreligiösen Gedanken und die moralischen Grundsätze, die Rüdiger Schäfer Perry Rhodan in den Mund legt, nicht darüber hinwegtrösten. Schade!