PERRY RHODAN NEO Band 187 – »Schwarzschild-Flut« von Ruben Wickenhäuser
Eine Flotte von Maahkschiffen wird mittels einer durch den Universen-Riss bedingte hyperphysikalische Störung in die Zukunft geschleudert und landet in der Nähe des Solsystems. Sie können von der Terranischen Flotte nicht gestoppt werden. Erst als NATHAN in das Geschehen eingreift, werden die Maahks vernichtet. NATHANS Waffen werden von den beiden Rhodansöhnen gesteuert, ein Grund warum die Mondintelligenz die beiden zu sich geholt hat. Derweil liefern sich auf der Erde die Politiker wilde Debatten, ob und wie man NATHAN ausschalten könnte. Dabei ist ihnen jedes Mittel recht, auch wenn das heißt, Naturkatastrophen und die Not eines chinesischen Jungen für sich auszunutzen.
Ich war baff. Nach dem Desaster vom NEO-Band 186 liefert Ruben Wickenhäuser eine durchdachte und vielschichtige Geschichte. Excellent. Da ist von politischen Ränkespielen, über die Lebensverhältnisse auf der wiederbesiedelten Erde, bis hin zu den Abenteuern zweier Jungs alles dabei. Die Figuren sind lebhaft beschrieben und ihre Handlungen nachvollziehbar und dennoch gibt es genügend Ecken und Kanten, an denen sie sich reiben. Im Vergleich zum Vorgängerroman spürt man das Herzblut, was der Autor in jede Buchseite investiert hat.
Gut gefallen hat mir vor allem die Geschichte um Jie Tao, auch wenn sein Aufstieg zum chinesischen Regierungsoberhaupt am Ende etwas weithergeholt war. Ich hätte gern mehr darüber erfahren, wie es dazu kam. Dafür hätte die Indianergeschichte um Thomas und Farouq gern kürzer sein können. Der Autor scheint ein Western- und Indianer-Fan zu sein. Dies klang bereits bei seinem Debütroman für NEO – »Lockruf des Kreells« – an. Mich hat die Indianererzählung ein wenig an meine ersten Schreibversuche im Alter von neun Jahren erinnert, da waren auch Indianerkinder meine bevorzugten Protagonisten. Heute finde ich das nicht mehr so originell, aber das ist Geschmacksache.
Gelungen fand ich die politischen Plänkeleien um Maui John Ngata und Sdelo Willem. Das war intelligent und sehr spannend. Man kann als Leser die Argumente beiden Politiker und ihrer Gegner nachvollziehen. Man versteht, warum die Menschen Angst vor NATHAN haben sollten und durchschaut zeitgleich wie die beiden die Massen manipulieren. Auch der Zweispalt, in dem Thora steckte, war verständlich visualisiert. Einerseits ist sie sauer auf NATHAN, weil er ihre Kinder entführt hat, andererseits muss sie zugestehen, das NATHAN der Menschheit erneut geholfen hat.
Stilistisch habe ich an dem Roman ebenfalls nichts auszusetzen. Er liest sich flüssig, die Figuren sind lebhaft und auch die Szenarien sind gut beschrieben. Ich hätte wie gesagt auf den Großteil des Indianerspiels verzichten können, um dafür mehr über das Schicksal von Jie Tao zu erfahren.
Der junge Mann auf dem Cover von Dirk Schulz soll sicher Thomas Rhodan sein. Ich bin mir nicht sicher, aber sollte er als Sohn von Thora nicht rötliche Augen haben?
»Schwarzschild-Flut« ist eine großartiger Roman, der mir den Glauben an die Serie wiedergegeben hat. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass die Staffelhandlung auf der Stelle tritt. Vielleicht überrascht mich Kai Hirdt mit Band 188.
Danke für die Rezension, der ich mich fast durchgehend anschließen kann!
Eine Frage allerdings: Wie kommst du darauf, dass Jie Tao am Ende zum Regierungsoberhaupt aufsteigt? So, wie ich den Roman gelesen habe, wird Jie Tao später nur von Willem und seinem Medienteam als Gesicht der Zusammenarbeit zwischen China und der Terranischen Union inszeniert, bekommt aber kein Amt.
Nach Deiner Frage habe mir das doch noch mal genauer angesehen. Hm! Den Absatz kann man in der Tat unterschiedlich interpretieren. Er ist nicht eindeutig formuliert. Ich stelle ihn mal rein, damit jeder weiß, wovon die Rede ist.
»Sein bester Coup war ein Auftritt mit dem chinesischen Staatspräsidenten persönlich. Ein sehr junger Mann, noch Jugendlicher eigentlich, wurde im Anschluss vor die Kameras gebeten und durfte von dem Erfolg der Kooperation zwischen Terranischer Union und China berichten. Dieser Jie Tao hätte es sich gewiss nie erträumt, einmal im Rampenlicht der Weltpresse zu stehen.«
Frage: Wer ist der chinesische Staatspräsident?
Ah! Jetzt, wo du zitierst, erinnere ich mich, dass ich bei dem Absatz auch zuerst dachte, dass „sehr junger Mann, noch Jugendlicher eigentlich, …“ sich auf den Staatspräsidenten bezieht. Aber als dann klar wurde, dass es hier um Jie Tao geht, bin ich davon ausgegangen, dass das „im Anschluss“ hier meint: Erst hat sich Willem mit dem Staatspräsidenten (öffentlichkeitswirksam) getroffen, UND DANACH trat ein sehr junger Mann (etc.) vor die Kameras.
Meine Interpretation kam einfach daher, dass ich es als total unglaubwürdig empfunden hätte, wenn Jie Tao plötzlich Regierungschef wäre (neben den anderen Gründen: das chinesische Regime hat die Entführung und Rückführung durch die Memeter so überstanden, als wäre nichts gewesen, aber jetzt wird der Regierungschef einfach durch einen politisch unerfahrenen Bürger ersetzt, weil ein Belgier/TUler ihn unterstützt?) … also ich sehe deine Interpretation auch, aber das wäre so unglaubwürdig, dass ich meine Interpretation vorziehe.
Vielleicht erfahren wir ja in folgenden Romanen, wer der Staatspräsident ist, und/oder, welche Rolle Jie Tao jetzt spielt.
(Ich fand Jie Tao auch sehr schön gezeichnet, und wünsche mir, dass er weiterhin eine Rolle spielt. Nicht nur, aber auch, weil ich es gut fände, wenn ein wichtiger / die Handlung vorantreibender Charakter homosexuell wäre. Sowas fehlt in der klassischen Serie (glaube ich) noch immer, vielleicht könnte Neo da vorziehen …
Es ist wahrscheinlich auch so gedacht, das Jie nicht der chinesische Staatspräsident ist. Ich dachte nur beim Lesen, wie unglaubwürdig das ist, habe aber den Absatz nicht nochmal nachgelesen. Eindeutig wäre gewesen, hier den Namen des chinesischen Staatspräsidenten einzufügen, dann hätte es keinen Interpretationsspielraum gegeben.
Ich stimme Dir zu, Jie ist ein toller Charakter, von dem würde ich gern mehr lesen.