Seit zirka drei Wochen ist meine Uhr kaputt.
Bereits vor unserem Urlaub löste sich der Rahmen der Datumsanzeige vom Ziffernblatt und kullerte lose im Gehäuse herum. Am letzten Urlaubstag wickelte sich das Teil so unglücklich um Stunden- und Sekundenzeiger, dass die Uhr stehen blieb. Weil es an meinem Wohnort keinen Uhrmacher gibt, nahm ich die Uhr zum Uhrmacher meines Vertrauens nach Thüringen mit. Da liegt sie wohl immer noch, obwohl man mir zugesichert hatte, sie mir per Post zuzusenden.
Ich ohne Uhr – eigentlich eine Katastrophe. Dachte ich. Die ersten drei Tage waren auch furchtbar, ständig wollte ich zur Uhr sehen und starrte stattdessen auf mein leeres Handgelenk. Inzwischen hat sich das gegeben und mir fehlt sie nicht einmal mehr. Schließlich gibt es dort, wo ich mich aufhalte, fast überall Uhren: auf dem Computer, im Zug oder auf dem Radiowecker. Und wenn dann doch mal keine in der Nähe sein sollte, habe ich immer noch das Handy. Mit der Zeit stellte ich fest, dass ich weniger oft zur Uhr blicke und irgendwie entspannter bin. Der ständige Zeitdruck ist weg und außerdem finde ich es ausgesprochen angenehm bei der Hitze, dass kein Armband mein Handgelenk einengt.
Bisher hatte ich nicht gedacht, länger als einen Tag ohne Uhr auskommen zu können, doch inzwischen denke ich, dass es leichter ist, als gedacht. Vielleicht sollten wir das alle mal machen. Es würde unser Leben entschleunigen. Zumindest ein bisschen.
Ich bin auch uhrlos glücklich geworden. Es gibt auch eine Uhr, die heißt „Slow“ und zeigt nur ca. auf die Viertelstunde genau die Zeit an.