»Schäler für die Hälser«

Irgendwie fühle ich mich derzeit in S- und U-Bahn wie ein weibliches Alien. Ich betone weiblich, weil gefühlte 90% aller anwesenden Frauen und Mädchen einen Schal tragen. Manch eine wickelt sich dabei in Stoffballen, mit denen man eine Fußballmannschaft einkleiden könnte. Oftmals sieht man von den Trägerinnen nur Haare und Schal.

Ich gebe ja zu, dass es morgens kalt ist und dass es in der Bahn manchmal ganz schön in den Nacken zieht. Da kann so ein kleiner Schal oder ein Tuch recht nützlich sein. Aber ich glaube das 60% der aktuellen Schals ausschließlich zu modischen Zwecken getragen werden, denn praktisch ist so ein riesiger Stofffetzen sicher nicht.

Wenn ich so etwas tragen müsste, stünde ich wahrscheinlich schon ein Minute später kurz vorm Erstickungstod. Ich kann irgendwie nichts am Hals ertragen, sei es ein Schal oder ein Rollkragen. Manchmal ist mir sogar ein Kettchen zu viel.

Somit war ich heute eine der wenigen, die mit halsfreiem Dekolleté unterwegs war. Erst am Bahnsteig habe ich den Reißverschluss der Softshelljacke bis obenhin zugemacht. Aber nur solange, bis ich in den Zug gestiegen bin.

Der Auspruch »Schäler für die Hälser« stammt im Übrigen von meiner Mutter und ist bei uns daheim zum geflügelten Wort geworden.

Im Sog der Action

Quelle: Perrypedia
Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 95 – »Im Fluss der Flammen« von Rainer Schorm

Der Roman ist ein typischer Schorm, wenn ich das mal so behaupten darf. Gezeichnet von atemloser Action, distanziert wirkenden Figuren und einer die Physik verspottenden Logik. Ich habe lange überlegt, warum mich die Ungereimtheiten in »WELTENSAAT« von Christian Montillon nicht so gestört haben, wie bei »Im Fluss der Flammen«. Bei dem Roman von Christian Montillon handelt es sich um klassische SF, die auf einem Außerirdischen Raumschiff mit vielen exotischen Lebensformen spielt. Das ist reine Fantasie und die lässt sich eben nur schwer in ein Korsett physikalischer Gesetze pressen und das muss sie auch nicht. Band 95 der NEO-Reihe hat aber eindeutig den Anspruch von Hard-SF und die funktioniert nunmal nicht ohne halbwegs plausible Erklärungen.

Los gehts schon mit Julian Tifflor, Mildred Orson und Orome Tschato in den Frischwassertanks der AGEDEN. Müsste es da drin nicht stockdunkel sein? Aquamarinblau ist da wohl die falsche Beschreibung, denn sie befinden sich ja nicht in einem Gewässer, das von Sonnenlicht beschienen wird und bei dem die Extinktion wirkt. Sie haben Lampen, aber deshalb wird das Wasser nicht dunkelblau. Und ich bezweifle, dass das Licht ihrer Lampen weit genug reicht, um in den Pipelines und Kavernen etwas erkennen zu können.

Ich hatte bei Band 89 schon gesagt, dass ich diese Frischwasser-Geschichte nicht sonderlich logisch fand. Es wäre sinnvoller zu erklären, dass die Wasserspeicher an Bord ständig recycelt werden und das sie unteranderem dem Schutz vor kosmischer Strahlung dienen. Das wäre wirksamer und energetisch günstiger. Nächstes Problem ist der Druck der Wassersäule. Warum sollte die Schwerkraft überhaupt in diesen Bereichen wirken? Es ist nicht nur Energieverschwendung, sondern auch ungünstig, wenn man nur einen Gravitationsgenerator hat. Bei Star Trek wird die künstliche Gravitation beschrieben, durch Matten, die im Boden jeden Decks verlegt sind und ein voneinander unabhängiges redundantes System bilden.
Der unsägliche Einsatz der Ara-Medikamente setzt dem Unternehmen die Krone auf. Warum nehmen sie keine Taucherausrüstung? (Die auf dem Cover von Dirk Schulz übrigens abgebildet wurde.) Ich kann mir nicht vorstellen, wie man sprechen soll, wenn man nicht atmet. Auch die Leichtigkeit mit der die Menschen in die Systeme und Bereiche der AGEDEN eindringen können und sich sogar in der Waffenkammer bedienen können, wirkt von Anfang an konstruiert. Wenn der Autor das nicht so spannend geschrieben hätte, wäre ich versucht gewesen, diese Passagen zu Überblättern. Der unsichtbare Helfer von Außen macht es nicht plausibler, sondern verwirrt eher, weil man sich fragt, wer dahintersteckt. (Etwa der Fürsorger?)

Außerdem: Was sollte eigentlich mit dieser Infiltration der AGEDEN durch die Free Earth bezweckt werden? Das kam bei mir irgendwie nicht an.

Spannung ist das einzige, dass den Roman zusammenhält. Denn auch die zweite Handlungsebene auf New Earth strotzt von Zufällen, Unwahrscheinlichkeiten und logischen Fehlern. Dazu stimmt stellenweise das Timing nicht. Die AGEDEN braucht zu lange bis sie im System ankommt und noch länger, bis sie endlich ihren Angriff auf New Earth startet. Somit haben die Terraner Zeit, die Kolonie zu evakuieren. Auch die beiden Naat-Kreuzer können sich stundenlang gegen das Flaggschiff von Chetzkel wehren und somit den Terranern Zeit verschaffen. Und wenn diese dann ins All starten, liegt zufälligerweise ein Minenfeld zwischen den Angreifern und den Flüchtigen. Die herbeigerufene Verstärkung in Form der ENDRIR ist dagegen so schnell zur Stelle, dass man sich verwundert die Augen reibt und sich fragt, warum sie nicht schon früher gerufen wurde.

Das ist das Problem, wenn man einen übermächtigen Gegner kreiert und sich dann fürchtet, die Konsequenzen zu tragen. Man benötigt Zufälle und »Deus Ex Machina«-Lösungen, um die Protagonisten aus dem Konflikt zu befreien. Ein Mann wie Chetzkel hätte in Wahrheit nicht gezögert und mit voller Brutalität agiert. So wie der Autor es am Ende auch andeutet, als der Reekha die AGEDEN wie ein Komet durch die Atmosphäre pflügen lässt. Der Abwurf der Arkonbombe war in dem Falle sogar unnötig. Er und seine Schiffe hätten Hope auch dem Erdboden gleich machen können, wenn sie nur die Gletscher zum Schmelzen gebracht hätten. Manchmal mag es für die Geschichte richtiger sein, schlimme Dinge passieren zu lassen. Einfach nur um glaubwürdig zu bleiben. Wer davor zurückschreckt, sollte sich vielleicht keinen so überlegenen Gegner schaffen.

Rainer Schorm rettet den unglücklichen Plot durch seinen spannenden, actionlastigen Schreibstil. Damit hat er mich bis zum Schluss bei der Stange gehalten, auch wenn ich mit der Inkonsequenz der Handlung, alles andere als zufrieden bin.

Dorie gefunden

Am Samstag haben wir unsere Kinogutscheine eingelöst und uns »Findet Dorie« angesehen. Schon der Vorfilm war der Hammer. Ich habe mir ungläubig die Augen gerieben, weil ich nicht glauben konnte, dass es animiert sein sollte. Erst an den Augen des Strandläufer Kückens habe ich es erkannt. Ansonsten, war ich begeistert von den Wellen, dem Schaum und den einzelnen Sandkörnern, das sah täuschend echt aus. Wenn ich bedenke, wie ich an der Universität mit meiner ersten Animation gekämpft habe und wie begrenzt damals in den Neunzigerjahren die Mittel waren, schien der Vorfilm aus einem anderen Universum zu stammen.

Doch zurück zu Dorie. Es war eine kluge Idee, sie zur Protagonistin zu machen. Denn verglichen mit Nemo und den anderen Fischen, zählte sie schon in »Findet Nemo« zu den interessanteren Charakteren. In »Findet Dorie« erfährt das noch eine Steigerung. Ein Fisch mit Gedächtnisschwund sorgt für jede Menge komischer Szenen. Doch das reicht natürlich nicht aus. Die Macher von Pixar haben wie immer eine spannende Geschichte drumherum gepackt und was besonders auffällt viele unglaublich gute Figuren dazu. Allen voran Septipus Hank (ein Oktopus mit nur sieben Fangarmen), der bisweilen sogar Dorie die Schau stiehlt. Ob bairisch sprechende Seelöwen oder ein kurzsichtiger Walhai, die Charaktere sind allesamt sympathisch. Und als Dorie schließlich am Ziel ist, konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten.

Ein vergnüglicher Film bei dem mich eigentlich nur die Sache mit Franziska van Almsick gestört hat. Der Name und die Stimme irritierten mich eher, weil das Meeresaquarium ja in Kalifornien steht. Wozu sollte da eine deutsche Schwimmerin die Ansagen machen? Im englischen Original spricht nämlich Sigourney Weaver und es gibt extra ein paar Anspielungen auf Alien. Ein Grund, den Film auch mal im Original anzusehen.

Tschato is back

Quelle: Perrypedia
Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 89 – »Tschato, der Panther« von Michael H. Buchholz und Rüdiger Schäfer

Das auf dem Titel dieses NEO-Romans zwei Autoren stehen, hat einen tragischen Hintergrund. Kurz nach Beginn der Schreibarbeit erkrankte Michael H. Buchholz so schwer, dass er den Roman nicht zu Ende schreiben konnte. Er musste sich umgehend nach einem Ersatzautoren umsehen und fand ihn in Form seines langjährigen Freundes Rüdiger Schäfer.

Nome Tschato, auch »Tschato der Löwe genannt«, kennen viele Fans aus den Heftromanen des Plophos-Zyklus. Mir hat der Kommandant der LION damals gut gefallen. Sein Wagemut und sein Hang zu riskanten Einsätzen führte zu Abenteuern, an die ich mich gern erinnere. Doch Tschatos Beliebtheit hing von einem entscheidenden Faktor ab, nämlich seinem ersten Offizier Dan Picot. Da Picot ständig unter den Einfällen seines Kommandanten litt, den er auch für seine angeblichen Magengeschwüre verantwortlich machte, bildetet sich zwischen den beiden Figuren eine besondere Chemie. Natürlich verehrte Picot seinen Kommandanten und konnte sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen, aber die ständigen Frotzeleien zwischen den beiden, verliehen Tschato das gewisse Etwas.

Die Figur Orome Tschato wird bei NEO als »Tschato, der Panther« bezeichnet. Er ist an den Charakter der frühen Heftromane angelegt, kommt aber nicht an ihn heran. Es fehlt einfach die Reibfläche namens Dan Picot, um ihm einen ähnlichen Reiz zu verleihen. In Band 89 präsentiert sich der Terra-Polizist der sich dem Widerstand anschließend will, als Helfer für Julian Tifflor und Mildred Orson und sorgt für das Gelingen der Infiltration. Tifflor und Orson versuchen über die Frischwasserversorgung auf ein arkonidischen Kreuzer zu gelangen, um einen Trojaner in deren System zu etablieren. Damit Free Earth in Zukunft unbemerkt Menschen an Bord arkonidischer Raumschiffe schleusen kann.

Die Idee einer Bekämpfung der Arkoniden durch Cypertechnik ist zwar nicht originell, wird aber spannend umgesetzt. Mir stellten sich jedoch einige Fragen. Haben arkonidische Raumschiffe keine Wasseraufbereitung, weil sie Frischwasser an Bord nehmen müssen und Abwasser entsorgen? Geht die Besatzung damit nicht ein erhebliches Risiko ein, verunreinigtes Wasser an Bord zu holen. Da können sich alle möglichen Keime und gefährliche Stoffe im Wasser befinden. Um ganz sicher zu gehen, müssten sie das Frischwasser nicht nur filtern, sondern auch untersuchen und aufbereiten, wozu sie eine Wasseraufbereitung benötigen würden, durch die sie sich das ganze Prozedere mit dem Fischwasser eigentlich sparen könnten. Diese Idee war mir zu »plotdriven«, wie man so schön sagt. Die zweite Frage, die ich mir stellte, wie können menschliche Computerspezialisten in so kurzer Zeit so viel Kenntnis über arkonidischen Positroniken lernen, um einen gefährlichen Trojaner programmieren können? Ich empfinde die Zeitspanne als zu kurz. Nichtsdestotrotz ist das Unternehmen spannend geschrieben und läuft auch nicht so glatt, dass es unglaubwürdig wäre.

Interessant ist auch der zweite Handlungsstrang um Reekha Chetzkel und die NAS’TUR II. Es geht um die Instandsetzung der Relaiskette nach Arkon, die durch Sabotageakte unterbrochen ist. Chetzkels Bösartigkeit erreicht einen neuen Höhepunkt, als er ein Schiff aus seiner Flotte als Kanonenfutter opfert, nur weil er dessen Besatzung nicht mag. Die Angst und Sorge der Kreuzerbesatzung sind gut beschrieben und verleihen den Arkoniden eine neue menschliche Facette. Am Ende wird die NAS’TUR II von Schiffen der terranischen Flotte aufgerieben und schwer beschädigt. Durch die Besonnenheit des menschlichen Befehlshabers Marcus Everson kann die Besatzung aber vor dem Tod gerettet werden.

Der Roman ist spannend und liest sich wie aus einem Guss. Das heißt, man kann nicht unterscheiden, welcher Autor was geschrieben hat. Das spannende Abenteuer offenbart aber auch ein paar Schwächen im Plot über die arkonidische Besetzung. Hier stimmt stellenweise das Timing überhaupt nicht. Manches zieht sich ewig hin, während an andere Stelle schon innerhalb kurzer Zeit eine Infrastruktur vorherrscht, für deren Ausbau mehrere Jahr benötigt würden. Das bemerke ich immer wieder besonders innerhalb der Widerstandsbewegung Free Earth. Da werden zu viel Können und zu viele Zufälligkeiten vorausgesetzt.

Inzwischen ist Michael H. Buchholz wieder gesund und sogar ins NEO-Exposéteam aufgestiegen, wo er mit seinen Ideen seit Band 101 einen ausgezeichneten Job macht.

Bunte Blätter, Nüsse, weiches Licht

Ich liebe den Herbst wie keine andere Jahreszeit. Ich mag die Farben, das weiche Licht, das sich durch die Nebel bricht; den Geruch von Laub und Erde, der über den abgeernteten Feldern liegt. An einem so schönen milden Tag wie heute wäre es eine Vergehen gewesen, nicht draußen spazierenzugehen.

Heute morgen stiegen wir auf den Mühlberg. Der Föhn hatte den Himmel blank geputzt, das schrägeinfallende Sonnenlicht verdampfte die letzten Nebelreste. Der See lag wie ein Spiegel in der Landschaft und über den Wiesen hing der Geruch von gemähtem Gras. Die Spitzen der Laubbäume verfärben sich rot und gelb und die Wege am Waldrand sind voller Waldfrüchte wie Eicheln und Bucheckern.

Am Nachmittag sammelten wir im Licht der tiefstehenden Sonne noch Nüsse. Der Bauer hatte das Feld gemäht und dabei viele zerdrückt. Aber am Feldrand neben dem Bach lagen noch genug. Ich ignorierte die Brennnesseln und stöberte durchs Gestrüpp. Solange bis uns beiden wieder der Rücken wehtat. Ich glaube, jetzt haben wir genug. Der Winter kann kommen. Den Rest sollen sich die Mäuse und Eichhörnchen holen.

Hier ein paar Impressionen von heute morgen:

Wallfahrtskirche auf dem Mühlberg
Wallfahrtskirche auf dem Mühlberg
Der Tachinger See
Der Tachinger See
Der Waginger See
Der Waginger See
Ausblick auf Waging
Ausblick auf Waging

Ideenfeuerwerk auf der WELTENSAAT

Quelle: Perrypedia
Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 93 – »WELTENSAAT« von Christian Montillon

Nachdem der letzte NEO-Roman eher ins Genre der Hard-SF tendierte, schöpft Christian Montillon in Band 93 den Pool der Phantastik voll aus. Alles was das Herz eines SF-Leser begehrt, fügt er spannend und vergnüglich im Roman zusammen. Exotische Spezies, fremde Technik, erstaunliche Fähigkeiten – all diese Wunder lässt er wie ein Feuerwerk auf den Leser los. Die Geschichte ist gut konzipiert und sie bringt vor allem Licht in die bislang dunstigen Hintergründe des Ringens. Manch eine phantastische Idee widersetzt sich zwar genauerer physikalischer Betrachtung, aber dass machte mir nichts aus, weil ich von der Geschichte gut unterhalten wurde. Die Figuren und ihr Handeln sind stimmig. Herauszuheben sind Gucky und der Wostok Worat. Besonders Letzterer ist schön in Szene gesetzt und agiert als Diener des Goldenen durchaus nachvollziehbar. Man erfährt mehr über die Spezies an Bord der WELTENSAAT. Und der Fantan Set-Yandar mutiert zu einem dreidimensionalen Charakter, der mir viel Spaß gemacht hat.

Interessant war für mich die Information über die beiden Ricos. Da hätte ich an dieser Stelle gern mehr erfahren.

Manche Passagen im Roman wirken auf mich etwas kindlich, was aber den Stil des Autors widerspiegelt und mir in diesem Fall nicht mißfiel. Störend waren dagegen gelegentliche Anschlussfehler im Text. Zum Beispiel, das etwas vorweggenommen wurde, was die jeweilige Figur zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen konnte. Das hätte beim Lektorat auffallen müssen.

Ärgerlich war am Ende wieder der Cliffhanger. Gerade als sich die Geschichte ihrem Höhepunkt näherte, war Schluß. Das, was man eigentlich erleben wollte, wird man in zwei oder drei Bänden als Exposition lesen müssen. Und diese Tatsache nervt mich inzwischen sehr. So erfährt der Leser auch in diesem Roman erst in der Exposition, was mit den Mutanten an Bord des Fantan-Schiffes geschehen ist. Mich hätte interessiert, wie die Mutanten um John Marshall Set-Yandar überredet haben, sie nicht als Besun ins Regal zu stellen. Auch das die von ihnen gekaperte MEHIS zur Solaren Flotte zwangsweise übergelaufen ist, wurde mir in diesem Roman erst klar, obwohl sie schon im Vorgängerroman auftauchte. Frank Borsch als Exposéautor lässt meiner Meinung nach zu viele Lücken zwischen den Romanen, die nur zögerlich durch Rückblicke und Erklärungen gestopft werden. Durch die unterschiedlichen Handlungsstränge, die sich in den Folgeromanen abwechseln, verliert man leicht den Überblick und ist als Leser oft gefrustet, weil man ein Ende hingestellt bekommt, dass erst drei bis vier Romane später aufgelöst wird. Das mag funktionieren, wenn man jede Woche einen Roman veröffentlicht, aber nicht wenn zwischen den Veröffentlichungen mehrere Wochen liegen.

»WELTENSAAT« wartet mit vielen netten Ideen auf, ist leicht und spannend zu lesen und bringt einige neue Informationen ans Licht. Das Gesamtkonzept der Staffel jedoch geht für mich nicht auf.

Eichhörnchenkram

Nachdem ich die ganze Woche lang ausschließlich in Zügen und vor Monitoren verbracht habe, gönnte ich mir heute den Spaß und ging meiner Lieblingsbeschäftigung im Herbst nach – Nüsse sammeln.

Mein Mann ist nach wie vor der Meinung, dass ich vom Eichhörnchen und nicht vom Affen abstamme. Bei der Ausbeute, die wir heute wieder nach Hause gebracht haben, glaub ich das fast. Eigentlich sieht es in diesem Jahr mit Nüssen ziemlich schlecht aus. Alle Bäume im Ort sind im Frühjahr abgefroren und daher gibt es keine Walnüsse im Umkreis von mindesten vier Kilometern. Mit meinem »Walnussradar«, wie mein Mann immer spottet, haben ich dennoch einen Baum gefunden. Der liegt ein paar Kilometer entfernt, etwas abseits auf freiem Feld und hat so viele Nüsse wie die Jahre zuvor. Dort konnte ich heute Nachmittag meiner Lust fröhnen und Walnüsse sammeln bis der Rücken schmerzte. Dabei gehe ich militärisch vor, frei nach dem Motto: keiner wird zurückgelassen.

13 Kilo in einer halben Stunde ist ein super Schnitt. Jetzt werden sie auf der Terrasse getrocknet, damit wir im kommenden Jahr wieder genug Walnüsse im Haus haben, zum backen und essen. Der Berg sieht echt beeindruckend aus.

Nussernte2016

Tierischer Schlafgast

100_0818_kNein! Das ist nicht Gucky, obwohl durchaus eine gewisse Ähnlichkeit besteht. Nein, das ist unser unfreiwilliger Untermieter, der gerade einen Schlafplatz für den Winter sucht – ein Siebenschläfer oder auch Bilch genannt.

Die nachtaktiven Nager sind kleiner als Eichhörnchen und ernähren sich hauptsächlich von Früchten und Samen, gelegentlich auch von Eiern und Insekten.

Normalerweise gräbt sich der Siebenschläfer ab Mitte September in den Boden ein, um den Winter zu überstehen. Aber bei den sommerlichen Temperaturen im September und dem felsigen Gelände hat sich dieser hier für den Dachboden im Wochenendhaus entschieden. Dazu hat er kurzerhand die mit Gaze vergitterten Belüftungsöffnungen durchgebissen.

So süß wie die Tiere aussehen, sie können ziemlichen Schaden anrichten. Weshalb wir ihn wieder ausquartiert und die Gaze gegen Metalldraht ausgetauscht haben. Jetzt muss sich „Gucky“ zwangsläufig eine neue Bleibe für den Winter suchen.

Beachtlicher Einstieg ins NEOversum

Quelle: Perrypedia
Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 92 – »Aurora Vermächtnis« von Kai Hirdt

Kai Hirdt setzt ein Ausrufezeichen, ein ziemlich großes sogar. Ich war ja gespannt auf das Erstlingswerk des Autors im NEOversum. Ich lese schon lange die »Perry« Comics und mochte seine STELLARIS-Geschichte und auch die Kurzgeschichte für die NEO-Platin Edition. Doch sein erster PERRY RHODAN-Roman hat mich schier umgehauen. Darin passt einfach alles. Von der Figurenzeichung bis zum Plot war alles perfekt ausgearbeitet und umgesetzt.

Der Autor verfügt über die große Fähigkeit, seine Figuren so lebhaft agieren zu lassen, dass man sich ihnen ganz nahe fühlt. Simon Freeman ist eine solche Figur. Das tragische Schicksal seiner Schwester, die scheinbar von einem Arkoniden vergiftet wurde, geht ans Herz. Da kullerte bei mir tatsächlich die eine oder andere Träne. Die Glaubwürdigkeit, mit der Kai Hirdt den Charakter schildert, beeindruckt. Man spürt, wie Simon sich verändert, wie er die Phasen der Trauer durchläuft. Er wird von den Leuten aus dem Widerstand beeinflusst und trifft am Ende doch die richtige Entscheidung zum Wohl der Menschheit, indem er seine Rachegelüste überwindet. Das war bis zum letzten Satz hervorragend geschildert. Und trotz den sensiblen und traurigen Themas behält der Text seine Leichtigkeit.

Überhaupt. Die Idee, mit einer von Free Earth unabhängigen Widerstandszelle auf amerikanischen Boden, gefiel mir ausgesprochen gut. Keiner der Autoren zuvor hat sich diesem Gedanken bedient und so realistisch umgesetzt. Denn warum sollten sich die Menschen, die noch vor wenigen Jahren in nationalistischer Kleinstaaterei gelebt haben, plötzlich einer gemeinsamen Widerstandsbewegung anschließen? Seien wir ehrlich, das Konzept einer unabhängigen aus Ex-Militärs bestehenden Gruppe wäre genau das, was passieren würde.

Und natürlich kam mir der Handlungsort Washington DC sehr entgegen. War ich doch bereits einmal dort und konnte mir die beschriebenen Orte gut vorstellen. Das ist schon clever ausgedacht. Denn gerade das Lincoln Memorial kennen viele von uns aus Filmen, und so muss man als Autor weniger Arbeit ins Setting stecken.

Der zweite Handlungszweig führt nach Hope, jener Kolonie auf New Earth, wo die terranische Flotte ihren geheimen Stützpunkt hat. Hier wurde mir zum ersten Mal bewusst, das Conrad Deringhouse erst fünfundzwanzig ist. Ich nahm immer an, er sein so alt wie Perry Rhodan, was mein Bild über den Charakter grundlegend verändert hat. Von jetzt an, ist es für mich der junge Mann, der gemeinsam mit einem Roboter joggen geht (was auf den Titelbild von Dirk Schulz schön visualisiert wurde).

Hier, wie auch in der ersten Handlungsebene führt der Autor zunächst die Figuren ein, bringt sie dem Leser nahe, bevor er das Tempo anzieht. Die Handlung ist am Ende auf beiden Ebenen so spannend, dass man nägelkauend mitfiebert. Das das friedliche Zusammenleben von Naats, Ferronen und Menschen in der Kolonie nur ein Trugbild ist und sich mit der Ankunft arkonidischer Gefangener beinahe eine Katastrophe entwickelt, ist an dieser Stelle überraschend, aber auch plausibel konzipiert. Da stimmt beinahe jedes Detail.

Man merkt dem Roman an, wie viel Sorgfalt und Herzblut zwischen den Zeilen steckt. Der Autor kennt sich im Perryversum und bei NEO gut aus. Manche Leser mögen das Fehlen der typischen Merkmale der Science Fiction wie kosmische Spielereien oder Raumschlachten bemängeln, weil es nur wenig SF-Elemente in der Handlung gibt. Beziehungsweise, diese nur den Rahmen der Geschichte bilden. Die Story käme auch ohne sie aus. Der »Sense of Wonder« stellt sich auf einer anderen Ebene ein, als man das als NEO-Leser gewohnt ist. Es ist der Kern der Geschichte, der berührt, sowie die Geradlinigkeit und Tiefe mit der sie erzählt wird, die mich gepackt hat. Für mich ist es einer der besten NEO-Romane, die ich in letzter Zeit gelesen habe.

Dieses Erstlingswerk ist mehr als bemerkenswert. Ich prognostiziere: den Namen Kai Hirdt wird man in Zukunft sicher öfter hören und lesen.

Im Licht der Öffentlichkeit

Jetzt hätte ich es doch beinahe vergessen von der aufregendsten Begebenheit am Rande des Austria Con zu erzählen.

Seit der Veröffentlichung meines Fanromans und auch schon davor, werde ich mit vielen neuen Dingen konfrontiert, die für mich manchmal ziemlich verstörend sind.

Auf dem AustriaCon war das besonders zu spüren. Da waren Menschen, die mich interviewt haben, wildfremde Leute kamen auf mich zu, um mir zu gratulieren, oder wollten ein Buch signiert haben. Das war einerseits sehr schmeichelhaft, andererseits bin ich sowas nicht gewohnt. Und so fühlte sich so manche Begebenheit befremdlich an. In genau diese Kategorie fällt auch das Erlebnis, das ich in einem Wiener Zeitungskiosk (auch Trafik genannt) machte.

Da wir schon am Donnerstagvormittag anreisten, konnte ich in der Bahnhofsbuchhandlung in Traunstein nicht im aktuellen PERRY RHODAN-Heft der EA nachsehen, ob eventuell die Clubnachrichten drin sind. Deshalb holte ich das am Freitag in Wien nach.
Ich nahm also das PR-Heft 2876 aus dem Regal und blätterte es von hinten bis zur Mitte durch. Da sprang mir das Cover meiner FanEdition im PERRY RHODAN-Report entgegen.

Aha, dachte ich, das ist Roman Schleifers Bericht über unser Schreibcoaching. Ich kannte den Text, da ich ihn schon im August vorab zu lesen bekommen hatte. Roman und ich hatten uns kurz darüber abgestimmt. Damals sollte ich noch ein Foto liefern, wie ich vor dem Computer sitze und schreibe. Eigentlich wollte ich das nicht, aber folgsam wie ich bin, ließ ich mich von meinem Mann ablichten. Zum Glück achtete ich darauf, dass ich einigermaßen vernünftig aussah. Auch wenn ich wusste, dass die Fotos im Report nur klein und nur in SW abgedruckt werden. Es würde mich sowieso keiner erkennen, sagte ich mir.

Nun fand ich im Artikel nur das Cover meines Fanromans und war erleichtert, dass mein Bild offenbar doch nicht veröffentlicht wurde. Nichtsahnend blätterte ich nach vorn. Als mein Blick schließlich auf die Titelseite des PR-Reports fiel, wurde mir ganz anders


Da war ich. Formatfüllend!

Der Schreck, der mir in diesem Moment in alle Glieder fuhr, war so groß, dass ich das Heft sofort zuklappte und zurück ins Regal legte. Nachdem ich den Kiosk verlassen hatte, musste ich tief durchatmen. Mein Mann fand das sehr amüsant. Kunststück, es war ja auch nicht sein Gesicht, das in einem Romanheft mit einer Auflage von 80.000 Stück abgebildet war sowie die Tatsache, dass jetzt jeder Fan zu meinem Namen auch ein Gesicht hatte.

Am Abend erzählte ich die Geschichte meinen Eltern und sagte ihnen, dass sie mal in den Zeitungskiosk gehen sollten. Am nächsten Tag berichtete mir mein Vater, er habe von den letzten drei Heftromanen zwei gekauft. Und anschließend jedem Bekannten, den er in der Fußgängerzone traf, mein Bild gezeigt und gesagt, dass er jetzt einen Schriftsteller in der Familie hat.

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