Verheddert im Technogewirr

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 119 – »Die Wut der Roboter« von Rainer Schorm

Wie jetzt? Gucky war die ganze Zeit an Bord der CREST und Rhodan nimmt stattdessen psychisch labile oder anderweitig eingeschränkte Mutanten auf gefährliche Missionen mit? Das glaub ich jetzt nicht! Den ganzen Roman über hoffte ich, eine sinnvolle Antwort darauf zu bekommen, leider vergebens. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Expokraten den Mausbiber nach dem Tod von Fancan Teik einfach nur vergaßen. Ich weiß, Gucky stellt Autoren vor große Herausforderungen, weil er sowas wie der »Überallzugleichproblemlöser« ist. Mit einer Figur, welche die Protagonisten aus allen Lebenslagen retten kann, einen spannenden Plot zu entwickeln, ist schwierig. Deshalb wäre es mir lieber gewesen, die Exposéautoren hätten den Mausbiber daheim gelassen. Vielleicht mit der Erklärung, dass ihn der Tod des Haluters überforderte; er seine Mausbiberfreunde besuchen muss oder im Koma liegt, weil er versuchte durch einen Repulsorwall zu teleportieren … Halt, falsche Serie. Egal! Nur ein Satz der Guckys plötzliches Auftauchen erklärt hätte und ich wäre zufrieden gewesen. Aber so, kam ich mir verschaukelt vor.

Der Rest der Geschichte ist … Nun ja, schwer zu beschreiben. Sie liest sich wie ein rasanter Actionfilm. Es passiert viel, womöglich zu viel. Über die Anzahl der Handlungsstränge habe ich irgendwann den Überblick verloren. Was mich aber nur bedingt störte. Womit ich richtig zu kämpfen hatte, waren die Szenenbeschreibungen. Die waren oftmals zu kompliziert. Bei dem Versuch mir vorzustellen, wie es auf Uwawah aussieht, scheiterte ich kläglich. Und auch die Handlung verlief oft zu hastig. Ich fand keinen Leserhythmus und somit auch keinen Zugang zur Geschichte. Bei so viel Technobabble waren höchstens drei oder vier Kapitel drin, dann legte ich den Roman zu Seite. Kein NEO-Roman aus der Posbi-Staffel hat sich so anstrengend lesen lassen wie »Die Wut der Roboter«. Die andauernde Zerstörung und die Flucht der Protagonisten wiederholten sich irgendwann.

Vor allem der Versuch in die Bujun einzudringen und sie zu manipulieren, hat sich mir in seiner Umsetzung nicht erschlossen. Ich fand das nicht nur ziemlich weit hergeholt, sondern fragte mich die ganze Zeit über: Das Ding steht in einem Hangar, warum sprengen die nicht die Hangartore? Die explosive Dekompression hätte die Bombe ins All geblasen und damit runter vom Schiff. Überhaupt, warum an etwas manipulieren, was a extrem gefährlich ist und man b nicht mal annähernd versteht? Mutantenfähigkeiten hin oder her. Die Technologie der Bujun beruht auf einer völlig fremdartigen Konstruktion und folgt keinen den Menschen bekannten Mustern. Woher weiß Josue Moncadas was er tun muss? Wenn es einer der beiden Posbi versucht hätte, wäre es glaubwürdig gewesen. Und überhaupt: Trigital? – Nein! Das war mir zu abwegig.

Figurenzeichnung. Zwischenzeitlich hatte ich echt Mitleid mit Kai Hirdt. Da baut er mit viel Mühe eine glaubhafte Beziehung zwischen Tim Schablonski und Tani Hanafe auf, die vom Folgeautor in eine Farce verwandelt wird. Auch wenn Tani ärgerlich auf Tim ist, weil er sie in den Rücken geschossen hat, so passen ihre zickigen Reaktionen so gar nicht zu der Figur, die ich im vorherigen Roman kennengelernt habe. Überhaupt wirkten die albernen Streitereien aufgesetzt und nicht nur die zwischen den beiden. Ich finde dem Autor fehlt ein bisschen das Gespür dafür, Emotionen über die Figuren auf den Leser zu übertragen. Das Rainer Schorm Gefühle zur Nebensache deklariert, um dafür mehr Technik und Action in die Handlung zu bringen, mag nicht jedem gefallen. Hauptsache es knallt schön und es geht etwas zu Bruch. Nein, sowas mag ich nicht lesen, schon gar nicht in dieser Fülle.

Die Idee, die Gedankengänge der Posbi als Pseudoquellcode zu schreiben, war gut gemeint. Letztendlich ist sie aber nur ein Trick, die Handlungsflut zu bändigen, ohne auktorial zu werden. Ich fand dieses Stilmittel etwas unglücklich, weil es zwei völlig verschiedene Dinge miteinander zu vereinbaren versucht. Zum einen der in »Englisch« verfasste Code und andererseits die Erläuterungen der Posbi, die mehr an den Logbucheintrag einer Person erinnern. Für mich passte das nicht zusammen. Schon klar, dass das Plasma organische Züge trägt und vielleicht auch organisch denkt, dann hätte man aber die Computerbegriffe weglassen sollen. Oder man hätte alles in Quellcode schreiben müssen, wovon dann aber der Leser nichts verstanden hätte.

Zuletzt dann doch etwas Positives. Es gab einen Lichtblick in diesem Roman und das war die Szene, in der sich Eric Leyden Vorwürfe macht, den Posbi Char erschossen zu haben. Das war glaubhaft und gefiel mir außerordentlich gut. Von solchen Szenen hätte ich gern mehr im Roman gehabt.

Fazit: »Die Wut der Roboter« ist ein Beispiel dafür, dass zu viel Handlung einem Roman schaden kann. Mehr ruhige Phasen und ein bisschen mehr Realitätsnähe, was den Umgang der Menschen mit der Technologie der Liduuri betrifft und es wäre ein perfekter Roman geworden. Na ja fast. Die Sache mit Gucky nehme ich Rüdiger Schäfer und Michael H. Buchholz immer noch übel.

1 thought on “Verheddert im Technogewirr

  1. Danke für die Analyse in Sachen Gucky.
    Werde mir den Neo 119 Band dann zum Vergleichen holen. Denn in der Arkon-Miniserie gibt es einige nette Beispiele wie man den Nager Story-technisch einbremsen kann, sowohl bei Telepathie als auch Teleportation.

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