Nichts Neues bei der Bahn

Wenn ich einen Zug früher nehme, bin ich eine Stunde eher zu Hause, so mein gestriger Plan. Aber da hatte ich mal wieder die Rechnung ohne die Deutsche Bahn gemacht.

Es sah zunächst auch ganz gut aus. Der ICE stand schon am Gleis; es gab keine Warnmeldungen und sogar die Klimaanlage funktionierte so gut, dass ich nach bereits nach zehn Minuten einen steifen Hals bekam. Doch dann …

„Sehr geehrte Fahrgäste, wegen einer Strecksperrung durch eine beschädigte Brücke werden wir Nürnberg Hauptbahnhof ohne weiteren Halt anfahren. Damit kann dieser Zug heute leider nicht in Ingolstadt halten. Fahrgäste nach Ingolstadt werden gebeten, sich zum Infopoint zu begeben.“

Oha! Mir war in diesem Augenblick sofort klar, dass ich sehr viel später am Ziel sein würde, als gehofft, denn der Zug würde über Augsburg umgeleitet werden. Das bedeutete, dass der ICE mit 40 bis 50 Minuten Verspätung in Nürnberg eintreffen würde, auch wenn das Zugpersonal dies nicht kommunizierte. Erst nachdem sich der Zug mit 10 Minuten Verspätung in Bewegung gesetzt hatte, kam die Nachricht, dass wir einen Extrastop in Augsburg machen würden, damit die Fahrgäste nach Ingolstadt umsteigen konnten.

Aha, man hatte sich dann wohl doch entschieden die Ingolstädter mitzunehmen, die sich wahrscheinlich unheimlich blöd vorkommen mussten, weil sie erst aus dem Zug geschmissen wurden, um dann doch wieder einsteigen zu dürfen. Diese Informationspolitik ist so typisch für die Deutsche Bahn.

Dann, zwei Stunden später, kurz vor Bamberg, eine weitere Durchsage. Man möge doch bitte Platz machen und seine Gepäckstücke von den Sitzen räumen, weil in Bamberg zirka 150 Fahrgäste zusteigen werden. Einige der Fahrgäste um mich herum, rätselten, was da wohl schon wieder passiert war. Die Antwort bekam ich dann von einem netten Leipziger, der mit seiner Tochter eingestiegen war und sich neben mich setzte. Sein vorausfahrender ICE war wegen einer defekten Klimaanlage aus dem Verkehr gezogen worden und man hatte alle Fahrgäste in Bamberg an die frische Luft gesetzt, wo sie nun nach einer Stunde mit einem der nachfolgenden Züge weiterfahren durften. Der junge Mann beklagte sich, dass er extra eine teure Sitzplatzreservierung gebucht hatte, die er nun vergessen konnte. Ich riet ihm, dass er versuchen solle, sich das Geld über das Fahrgastrechteformular zurückzuholen, welches die strenge Zugchefin nach einer Weile an die betroffenen Fahrgäste verteilte.

Ich kam an diesem Abend fast eine Stunde später an, als geplant. Aber das hat mich schon gar nicht mehr überrascht. Schon erstaunlich, wie sehr man sich an die Unzuverlässigkeit und die mangelnde Informationsweitergabe der Deutschen Bahn gewöhnt hat.

1 thought on “Nichts Neues bei der Bahn

  1. Ich kann das so gut nachvollziehen – mir passiert dergleichen ebenfalls ständig. Das Geld für Reservierungen, die ich nicht in Anspruch nehmen konnte, hole ich mir aber immer am Schalter zurück. Das haben die Leute dort bis jetzt immer anstandslos gemacht. Dazu braucht man übrigens das Fahrgastrechteformular nicht und bis jetzt habe ich auch keinen Vermerk des Zugbegleiters auf meinem Ticket benötigt. Anscheinend sind tatsächlich alle Verspätungen, Zugausfälle, fehlenden oder wegen nicht funktionierender Klimaanlage gesperrten Waggons usw. im Computersystem der Bahn gespeichert.
    Gruß
    Kringel

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