Sushi in Suhl

81zmoEI22rL._SL1420_Anfang der Siebziger Jahre eröffnet der visionäre Koch Rolf Anschütz ein japanisches Restaurant in Suhl. In tiefster DDR-Provinz eine Herausforderung und wahre Mamutaufgabe, nicht nur bei der Beschaffung von Lebensmitteln und Japandeko, sondern auch bei den Auseinandersetzungen mit den Parteibonzen der HO (Handelsorganisation der DDR). Schließlich ist Japan nicht gerade ein sozialistischer Bruderstaat und die exotische Küche könnte ja Begehrlichkeiten in den Bürgern wecken, die vom Handel nicht gestillt werden können. Doch Anschütz beißt sich durch, setzt alles aufs Spiel und gewinnt: Zunächst nur die Anerkennung eines richtigen Japaners, später auch die der Parteifreunde.
Mit dem ausgeprägten Improvisationstalent eines Ostdeutschen schafft er das Unmögliche: Bis zur Wende bewirtet er fast zwei Millionen Gäste in seinem Restaurant, darunter viele Prominente.
Auf der Strecke aber bleibt die Familie: Frau, Sohn und Vater. Es ist ein hoher Preis den Anschütz für den Erfolg zahlen muss.

Ich war sehr gespannt auf den Film, schließlich hatte es im Vorfeld alle möglichen Kritiken dazu gegeben, positive wie auch negative. Als er am Mittwoch über den Bildschirm flimmerte, erwies er sich als Topunterhaltung.
Die hervorragende Komik mit politischen Unterton, stets ein wenig überzogen, hatte auch seine nachdenklichen Momente. Die Charaktere waren gut besetzt und Uwe Steimle in der Hauptrolle überzeugte, wenn auch sein sächsischer Dialekt nicht in die Region Suhl passte (Die reden da nämlich schon fränkisch.). So ist es dennoch die gelungene Verfilmung einer wahren Begebenheit und zeigt das Leben in der DDR, wie es war. Aus nichts etwas machen, konnten und können wir Ostdeutschen heute immer noch, zumindest die vor 1980 geborenen.
Jetzt weiß ich auch, wie wir Mitte der 80er bei einem Besuch in Suhl an Krabbenchips gekommen sind. Die gab es nämlich nur dort im ansässigen Fischladen.
Auch der Umgang mit den „Parteifreunden“ fand ich gelungen. Christian Tramitz in der Rolle des Ernst Kaltenhauser passte wie die Faust aufs Auge. Nur das er wahrscheinlich eher mit einem BMW als einem Mercedes in die DDR gereist ist. :)
Einzig die Ortsbilder und Außenaufnahmen sehen so gar nicht nach Suhl aus, das in den 80er Jahren eigentlich eine moderne Stadt mit 56 000 Einwohnern war.

Fazit: Der Film zeigt das Leben in der DDR gänzlich ohne den politischen Zeigefinger zu erheben. So wie „Go Trabi Go“ von 1991 will er einfach nur unterhalten und dies gelingt ihm auf fulminante Weise.