Herbstmorgen am See

Es ist ein früher Vormittag im Oktober. Die Seeufer schälen sich langsam aus dem aufsteigenden Nebel. Boote mit Anglern treiben gemächlich durch die trübe Suppe, die noch keinen Unterschied zwischen Wasser und Himmel erkennen lässt.
Kies knirscht leise unter meinen Sohlen, gefallene Blätter rascheln. Über allem liegt kalte schwere Luft, mit dem typisch erdigen Aroma der Jahreszeit.
Die Färbung des Laubs ist noch nicht weit fortgeschritten, noch immer winken grüne Blätter von den Buchen am Ufer. Schon in wenigen Tagen werden sie als rotbrauner Teppich den Boden bedecken.
Es ist ruhig, die Sommertouristen sind fort, nur vereinzelt schlendern Spaziergänger über die kleine Strandpromenade. Der See gehört nun wieder den Blesshühnern und Enten. Ein einzelnes Pärchen Haubentaucher zieht seine Spur über die silbern glitzernde Wasseroberfläche, bis sie mit einem leisen Plob abtauchen und nur konzentrische Kreise zurücklassen.
Langsam erobert sich die bleiche Sonne einen Weg durch den Nebel. In der Ferne werden die Gipfel des Totengebirges sichtbar. Die markante Spitze des Schafbergs sticht in den blassblauen von Kondensstreifen genarbten Himmel.
Über dem linken Ufer steigen zwei Heißluftballons in die Luft, wie winzige Tropfen hängen sie schwerelos in der morgendlichen Weite, wirken fremd und unwirklich.
Rechts, hinter den Moränenhügeln recken sich die Chiemgauer Alpen aus dem Dunst.

Es verspricht ein sonniger Tag zu werden.

Und hier das Bild zum Text. Aufgenommen heute morgen gegen 10 Uhr am Waginger See.:

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