YouTube-Videos sind bei Jugendlichen heutzutage beliebter als Fernsehen. Um als Firma oder Verlag diese Zielgruppe zu erwischen, braucht man zwangsläufig einen YouTube-Kanal auf dem regelmäßig neue Videos hochgeladen werden. Das gilt selbstverständlich auch für die PERRY RHODAN-Redaktion.
Videos auf YouTube gibt es bei PERRY RHODAN schon länger. Jetzt jedoch startet die Redaktion mit monatlich erscheinenden Clips durch. Verantwortlich für die Beiträge ist mein guter Freund und Autoren-Kollege Ben Calvin Hary, der in den letzten Monaten durch seinen eigenen YouTube-Kanal auf sich aufmerksam machte. Ben kennt sich nicht nur sehr gut mit der PERRY RHODAN-Serie aus, sondern auch mit all dem anderen nerdigen Zeug. Außerdem arbeitete er beim Radio und weiß als Online-Redakteur die Möglichkeiten des Internets auszuschöpfen.
Ich finde, er macht seine Sache ziemlich gut. Deshalb werde ich ab jetzt regelmäßig reinschauen, was es im YouTube-Kanal der PERRY RHODAN-Redaktion Neues gibt.
PERRY RHODAN NEO Band 168 – »Die MAGELLAN-Morde« von Kai Hirdt
Ein Mord geschieht auf der MAGELLAN, ausgerechnet als sich hunderte von Gaids an Bord befinden. Die wollen sichergehen, dass das Kombinat aus Paddlerplattform und Raumschiff so schnell wie möglich aus »dem hellen Kopfrund« verschwindet. Das Misstrauen der Gaids nach dem Fehltritt der Menschen verwandelt sich durch den Mord in gefährliche Hysterie. Sie drohen die Plattform mitsamt der MAGELLAN zu vernichten, sollten die Menschen den Mörder nicht ausliefern. Rhodan und seine Experten rätseln noch, wie das ungewöhnliche Verbrechen passieren konnte, da wird ein weiterer toter Gaid gefunden. Die Hinweise verdichten sich, dass die Mutantin Tani Hanafe hinter den Verbrechen steckt. Grund genug für Tim Schablonski Partei für seine Exfreundin zu ergreifen und selbst zu ermitteln.
Mit einem fulminanten Kriminalroman setzt Kai Hirdt die Handlung um die Gaids fort, die Madeleine Puljic so wunderbar eingeführt hatte. Das Ganze liest sich wie aus einem Guss, nicht ganz verwunderlich, da beide Autoren schon seit einiger Zeit nicht nur literarisch gemeinsame Wege gehen. Kai Hirdt gelingt es auch dieses Mal die Charaktere äußerst lebendig zu gestalten. Der Roman wird ausschließlich aus der Perspektive von Tim Schablonski erzählt. Dabei ist es ein Vergnügen zu erfahren, was er über seine Mitmenschen und die etwas nervigen Gaids denkt.
Gleichsam ist der Kriminalplot unheimlich spannend, ohne die bisherige Staffelhandlung zu vernachlässigen. Der Autor verwebt alles so gut miteinander, dass man bis zum Ende mitfiebert. Es gibt auch keine Logikbrüche oder Plotholes. Selbst die Auflösung ist so originell wie schlüssig. Dank einer bemerkenswerten Eigenschaft der Gaids können Rhodan und seine Mannen sich von ihren Bewachern befreien und in die Ödnis vorstoßen. Was sie dort finden, verspricht genug Spannung für die verbliebenen beiden Romane der Staffel.
Im Epilog findet dann auch der Konflikt um Hak Gekkoor und Faktor II seinen finalen Höhepunkt. Die Szene hat mich sehr überrascht, hatte ich doch frühesten in Band 170 mit einer Auflösung gerechnet. Das kam für meinen Geschmack etwas plötzlich und hatte keinerlei Bezug zur restlichen Romanhandlung.
Fazit: »Die MAGELLAN-Morde« ist ein makelloser Roman, mit einem gut konstruierten Kriminalplot, in den der Autor sehr viel Hirnschmalz gesteckt hat. Durch lebhafte Figuren und Wortwitz macht Kai Hirdt die Lektüre zu einem einzigen Vergnügen. Gemeinsam mit NEO 167 gehört dieser Band mit zu den Stärksten der MIRONA-Staffel.
PERRY RHODAN NEO Band 167 – »Die Grenzwächter« von Madeleine Puljic
Eine thetisische Flotte versucht Menschen und Paddler am Verlassen des Reichs von Andrumida zu hindern. Da eilen der MAGELLAN und der PE-hilfreich Fremde zu Hilfe und opfern sogar viele ihrer Schiffe, bis sie die Thetiser durch bloße Überzahl in die Flucht getrieben haben. Die Fremden nennen sich Gaids und sind überaus freundlich. Doch statt die MAGELLAN und die Paddlerplattform weiterziehen zu lassen, laden sie die Menschen in ihr Heimatsystem ein. Rhodan folgt der Einladung mit großem Mistrauen. Nicht nur er kann nicht glauben, dass ein Volk so selbstlos und freundlich sein kann. Als die kleine Delegation auf dem Heimatplaneten der Gaids von einem Sperrgebiet erfährt, in dem Teile aus dem Crea-Universum niedergegangen zu sein scheinen, schöpft Rhodan Verdacht. Er bittet Baar Lun, Tim Schablonski, Luan Perparim und den jungen Techniker Alexander Kapescu sich das heimlich anzusehen, während er diplomatische Verhandlungen mit den Obersten führt. Doch die Gaids kommen schnell dahinter und nehmen den Menschen den Vertrauensbruch ziemlich übel.
Erstklassisch kann man zu diesem gelungenen Werk nur sagen. Spannend, witzig und mit dem nötigen »Sense of Wonder« geleitet Madeleine Puljic ihre Leser durch den kurzweiligen Roman. So schnell konnte ich gar nicht gucken, wie ich die 161 Seiten ausgelesen hatte.
Das Volk der Gaids wird von der Autorin mit viel Liebe zum Detail ausgestattet. Die Fremden sind bestückt mit einer Moral, die sogar einen Perry Rhodan alt aussehen lässt. Jeder der überfreundlichen Fremden ist wunderbar charakterisiert, vom Flottenchef über den Paarungsbruder bis hin zum »Hellsten«. Die Heimatwelt der insektoiden Thetiserabkömmlinge steckt ebenfalls voller Ideen. Es ist genau das, was man als PERRY RHODAN-Leser erwartet: fremde Welten, außergewöhnliche Außerirdische und Charaktere mit viel Herz und Humor.
Mit Alexander Kapescu ist der Autorin ein weiterer großer Wurf gelungen. Das großmäulige Greenhorn macht nicht nur den Lesern viel Spaß, sondern vor allem der Autorin. Ich hoffe, dass wir weiterhin von ihm hören werden. An dieser Figur wird deutlich, wie wichtig stimmige Charaktere sind. Kapescu mag als Figur völlig überzeichnet sein, überzeugt mich aber mehr, als alle Figuren von Arno Endler aus Band 166.
Damit die große Rahmenhandlung der Staffel nicht unter die Räder kommt, sorgen mehrere Kapitel um Mirona Thetin, die zusammen mit Atlan heimlich der MAGELLAN durch das Gebiet der Gaids folgt. Hier erfahren wir auch, woher die Gaids kommen und warum sie eine besondere Stellung innerhalb Andromedas innehaben.
Bemängeln kann ich eigentlich nur, dass die Geschichte mit einem fiesen Cliffhanger endet und mich als Leser gierig sabbernd zurücklässt. So schlimm, dass ich mir sogar die Leseprobe von Band 168 von der PERRY RHODAN-Homepage laden musste, nur um zu erfahren wie es weitergeht.
Fazit: »Die Grenzwächter« stellt zum vorangegangenen Band eine regelrecht erholsame Lektüre dar. Größer kann der Unterschied zwischen zwei Romanen eigentlich nicht ausfallen. Jeder der Spaß an ungewöhnlichen Charakteren und exotischen Welten hat, dem sei der Roman von Madeleine Puljic empfohlen.
Gestern lag die SOL 89 in meinem Briefkasten. Eigentlich hatte ich nicht vor Ende der Woche damit gerechnet, weil sie erst am Mittwoch aus der Druckerei gekommen ist und weil unser Shop- und Mitglieder-Betreuer Herbert Keßel mitten im Umzug steckt. Aber schön, dass das Heft dann doch noch pünktlich rausgegangen ist.
Ich hatte zwischendurch meine Zweifel, ob wir die SOL noch vor April würden verschicken können. Aber dank der Mühen des gesamten SOL-Redaktionsteams ist es uns trotz einer technischen Panne (defekte Festplatte) gelungen, die Ausgabe zum vereinbarten Termin fertigzustellen. Es war zwar ganz schön knapp am Ende, aber im Zusammenspiel mit den beiden Lektoren Alexandra Trinley und Norbert Fiks konnten wir die Schlussredaktion innerhalb weniger Tage durchziehen.
Zum Inhalt:
Im Schwerpunkt geht es um die Perry Rhodan-Stammtische. Die Stammtische aus Leipzig, Mannheim, München, Nürnberg und Wien berichten von ihren Aktivitäten.
Im Interview verrät Susan Schwartz mehr über die Miniserie OLYMP.
Stefan Wepil hat nicht nur das Cover gezeichnet, sondern auch einen sehr anspruchsvollen Artikel über Andrabasch abgeliefert.
Mir persönlich gefällt besonders das Interview, das Michael Tinnefeld mit dem Fan Jürgen Kirch geführt hat. Jürgen hat die alten PERRY-Comics aufleben lassen. Leider durften wir aus rechtlichen Gründen keine Bilder davon abdrucken. Aber allein Jürgens Geschichte über die Entstehung ist spannend und gleichzeitig berührend.
Neben der Auflösung des Gewinnspiels gibt es die üblichen Rubriken. Meine NEO-Kolumne musste leider geteilt werden, weil wir aus Kostengründen nicht mehr als 64 Seiten drucken dürfen. Sie wird im nächsten Heft fortgesetzt. Es ärgert mich immer ein bisschen, dass wir oft nicht genügend Platz für alle Beiträge haben und diese Verschiebungen ins nächste Heft immer häufiger vorkommen. Aber die Mitgliederentwicklung ist rückgängig und wir müssen froh sein, dass wir überhaupt noch 64 Seiten füllen dürfen.
PERRY RHODAN NEO-Kurzgeschichten von Oliver Plaschka
Das Oliver Plaschka zu meinen Lieblingsautoren bei NEO gehört, habe ich ja schon oft erwähnt. Deshalb nahm ich die Veröffentlichung seiner aktuellen Kurzgeschichte für die Platin-Edition Nr. 14 zum Anlass auch die zwei anderen Kurzgeschichten von ihm zu lesen. Die gibt es als E-Books im PERRY RHODAN-OnlineShop oder bei allen großen E-Book Händlern.
Quelle: Perrypedia
Die erste Geschichte »Das Juwel im Lotus« erschien in Band 2 der Platin-Edition. Sie spielt vor, während und nach Perry Rhodans Flug zum Mond. Die Protagonisten sind Rhodans Freund und Mitstreiter Clark G. Flipper und seine Freundin Beth Gale. Wobei Beth die meisten Kapitel der Geschichte gewidmet sind.
Während Clark zum Mond fliegt, besteigt Beth im Himalaya das Annapurna-Massiv. Doch der Führer ihrer kleinen Bergsteigertruppe José ist nicht der, der er zu sein scheint. Clark ahnt das voraus und versucht Beth zu warnen. Sie schlägt seine Warnungen in den Wind und sie gehen im Streit auseinander. Umso schlimmer ist es für sie, als sie herausfindet, dass Clark Recht hatte. Nachdem José ihre Begleiter tötet und eine Lawine auslöst, der er selbst zum Opfer fällt, findet Beth in seinem Rucksack ein puppenähnliches Lebewesen, dass es auf Clark abgesehen hat. José hatte Beth hierher gebracht, um Clark herzulocken. Allein in der Todeszone und als einzige Überlebende begreift Beth, dass sie Clark während des Streits das letzte Mal gesehen hat und schreibt ihm einen Abschiedsbrief, in dem sie sagt, wie sehr sie ihn liebt.
Die Geschichte ist nicht nur sehr emotional geschrieben, sie ist zudem auch gut recherchiert. Man lernt etwas über das Bergsteigen im Himalaya und über Tibetische Bräuche. Beth und Clark sind sehr glaubhaft charakterisiert, ihr Schicksal ging mir unter die Haut. Das hat nicht viel mit Science Fiction zu tun, passt sich aber hervorragend in die ersten Geschichten aus dem NEOversum ein.
Quelle: Perrypedia
In der zweiten Geschichte »Das Schiff« geht der, 10.000 Jahre vor Rhodans Mondflug auf der Erde gestrandete Atlan zusammen mit seinem letzten verbliebenen Gefährten Cunor auf die Suche nach einem abgestürzten Schiff der Methans. Im Kontakt mit einer Siedlung Frühmenschen stellt der Arkonide fest, dass das abgestürzte Schiff die Gegend und das Wasser radioaktiv verseucht hat. Entgegen dem Wunsch des Freundes, der jede Möglichkeit nutzen will, um die Erde zu verlassen, zerstört Atlan zusammen mit dem Androiden Rico das Schiff in einem Vulkan. Das treibt einen Keil zwischen Atlan und Cunor, und veranlasst diesen, die gemeinsame Tiefseekuppel für immer zu verlassen und alleine einen Weg zu finden, nach Arkon zurückzukehren.
Sehr stimmig beschreibt Oliver Plaschka den auf der Erde gestrandeten Arkoniden, zeigt seine Hoffnungslosigkeit und die wachsende Verantwortung für die Menschen, aber auch sein Hadern mit der ihm verliehenen Unsterblichkeit. Atlan lässt den Artgenossen ziehen, weil er begreift, wie sehr sich sein Denken von dem Cunors unterscheidet, weil die Last der Unsterblichkeit ihn verändert hat.
Für die Geschichte setzt der Autor auf die stilistische Form des Ich-Präteritum, das die Erzählungen über Atlan schon in der Erstauflage geprägt hat. Auch in dieser Geschichte gelingt es Oliver Plaschka, die Emotionen der Figur auf den Leser zu übertragen und gleichzeitig das NEOversum mit neuen Fakten zu bereichern.
»Das Schiff« erschien in Band 7 der Platin-Edition.
Quelle: Perrypedia
Wie groß die Bandbreite des Autors ist, beweist er mit seinem dritten Beitrag »Casino Imperial«, der Kurzgeschichte aus Band 14 der Platin-Edition. In James Bond-Manier versucht Jemmico, Celista des Arkonidischen Geheimdienstes, einen Widersacher am Kartentisch zu ruinieren. Ishy Matsu und Iwan Goratschin, die sich heimlich mit Perry Rhodan auf dem Weg nach Arkon befinden, geraten zwischen die Fronten und müssen ihre Enttarnung befürchten. Letztendlich sind sie es, die Jemmico aus den Fängen seines Widersachers befreien und seinem Plan auf andere Art zum Erfolg verhelfen.
Von der ersten Minute an fiebert man mit Jemmico und den beiden Mutanten. Dabei gelingt es dem Autor versteckte Hinweise einzustreuen, die auf eine dritte Partei in dem Ränkespiel hinweisen, welche die weitere Entwicklung der Serie beeinflussen wird. Mit Action und Köpfchen erinnert die Geschichte an einschlägige Agenten- oder Casinofilme wie »Casino Royal« oder »Ocean‘s Eleven«. Das macht großen Spaß und so liest sich »Casino Imperial« so leicht wie das Kapitel eines Bondromans.
Nach seinen NEO-Romanen konnte mich Oliver Plaschka nun auch mit seinen Kurzgeschichten begeistern. Die ihm eigene Harmonie ist auch hier in jedem Satz zu erleben. Er hat ein Gespür für einen runden Handlungsaufbau und für Timing. Außerdem findet er stets die richtige Balance zwischen Action und Emotion. Wenn ich aus den drei Kurzgeschichten einen persönlichen Favoriten wählen müsste, so wäre es »Das Juwel im Lotus«. Die Liebesgeschichte ist anrührend ohne kitschig zu sein und trägt dennoch ein phantastisches Element im Kern.
Die ausdrucksstarken Titelbilder stammen übrigens von Arndt Drechsler.
PERRY RHODAN NEO Band 166 – »Jäger und Beute« von Arno Endler
Während die MAGELLAN sich mit der Plattform der Paddler in einem abgelegenen System versteckt hält, ist die FERNAO auf dem Rückflug. Terraner und Paddler hoffen, dass die FERNAO zurückkommt, bevor das Hetzgeschwader der Thetiser sie entdeckt. Seltsame Quanteneffekte hindern die FERNAO jedoch an der Transition. Sie kommt beinahe zu spät. In einer großen Raumschlacht haben die Hetzschiffe von Hak Gekkoor die Beiboote und Dragonflys der Terraner schon aufgerieben, der Schutzschirm um die Plattform ist gefallen. Doch bevor sie den Terranern den Todesstoß versetzen können, greift der Haluter Icho Tolot mit der DOLAN in den Kampf ein und gebärdet sich wie eine Bestie. Die Plattform mit der MAGELLAN kann im letzten Moment gerettet werden, aber nicht ohne schwere Verluste.
Es ist Arno Endlers vierter Roman für NEO und er folgt einer ähnlichen Charakteristik, wie seine Romane zuvor. Der Autor legt erneut großen Wert auf die »unteren Ränge«, was mir ausnehmend gut gefällt. Jede der kleinen Nebenhandlungen ist sympathisch geschrieben und würde mich begeistern, wenn nicht … und da komme ich zum Knackpunkt …
Die Geschichte gliedert sich in drei übergeordnete Handlungsstränge. Womit er den Roman auch interessant hätte gestalten können, ohne ihn in noch kleinere Nebenhandlungen zerfallen zu lassen. Aber auch das wäre kein Problem, solange nicht die vielen kurzen Kapitel wären. Manche gehen nur über ein paar Zeilen, wirken überflüssig oder aus dem Zusammenhang gerissen.
In dem Interview auf der PR-Homepage erzählt Arno Endler, dass er die Raumschlacht und das Drumherum wie einen Film erzählen wollte. Das ist ein Ansatz, der ihm nicht gelingt. Die Handlung ist zerhackt wie ein moderner Actionfilm, viele kurze Schnitte um künstlich Spannung aufzubauen. Das mag vielleicht in einem Kinofilm funktionieren, bei einem Roman funktioniert das nicht. Zumal ich bei der Fülle der Charaktere ohnehin kaum noch den Überblick behalte. Ich kann den Autor verstehen, wenn er »seine« liebgewonnenen Charaktere auch in der Folgehandlung zeigen möchte. Das ist legitim und sei ihm gegönnt, aber wenn im Exposé kein Platz dafür ist, sollte man vielleicht auf die eine oder andere Figur verzichten.
Um so verwunderte war ich, dass sich die Kapitel über Trinar Molat und Hak Gekkoor so harmonisch lesen. Da stimmte alles: das Timing, die Charakterisierung, die Atmosphäre und die Länge. Verglichen mit den zerstückelten Kapiteln in den Handlungssträngen um die Paddlerplattform und die FERNAO liest es sich fast so, als wären sie von einem anderen Autor geschrieben worden. Nicht, dass ich Arno Endler dies unterstellen will, aber dass passte für mich einfach nicht zusammen.
Ein paar kleinere Logikfehler sind mir ebenfalls aufgefallen. So viel ich verstanden habe, sind die Molokken keine gezüchtete Spezies. Wenn die männlichen Tiere ein Euter haben, in dem, wie in einer Giftdrüse, das Gift aus den Pflanzen gespeichert wird, wie würde es das Gift los, wenn es keine Thetiser gäbe, um sie zu melken. Irgendeinen evolutionären Zweck muss das Euter haben, und wenn es nur zur Verteidigung gegen Angreifer genutzt wird (ähnlich wie bei einem Stinktier).
Auch die Quanteneffekte, die auf der FERNAO Kohäsionsverluste von Wänden, Konsolen und anderen Dinge verursachen, sind nicht bis zum Ende durchdacht. Wenn menschliche Gliedmaßen mit einer Konsole verschmelzen, können sie nicht mehr von der Struktur der Konsole gelöst werden. Funkoffizier Simonsen hätte eigentlich nur durch eine Amputation seiner Arme befreit werden können.
Kopfzerbrechen bereitet mir auch die Waffe der DOLAN. Mit einer Reichweite von fast einer Millionen Kilometer hätte sie auch Schiffe der Terraner vernichten müssen.
Wobei der Kampf im Asteroidengürtel eher der Physik eines Kinofilms folgt, als der Realität. So ein Asteroidengürtel besteht aus fast leerem Raum, sonst hätte es keine NASA-Sonde je bis zum Jupiter geschafft.
Für das plötzlich Auftauchen von Leibnitz, der die ganze Zeit auf der DOLAN gewesen ist, bekam man die etwas unmotivierte Erklärung, Icho Tolot hätte keine Gelegenheit gefunden, es Perry Rhodan zu erzählen. Diesen Fauxpas kann man nur den Exprokraten anlasten. Es sieht so aus, als hätten sie Leibnitz im letzten Roman einfach vergessen und erst wieder ausgepackt, als man ihn brauchte.
Wessen Idee die Quantenexistenz war, die sich an die Hülle der FERNAO heftete und im Zusammenspiel mit der Crea-Kralle die Kohäsionseffekte auslöste, weiß ich nicht. Aber ich bin enttäuscht, dass sie sich am Ende buchstäblich in Luft auflöst, ohne eine weitere Rolle zu spielen.
»Beute und Jäger« erfordert viel Geduld vom Leser, damit er das Buch nicht dauernd aus der Hand legt. Manchmal fühlte ich mich wie beim Anschauen eines Films, der dauernd von Werbung unterbrochen wird. Deshalb brauchte ich auch eine Woche, bis ich Band 166 gelesen hatte. Arno Endler wollte in diesem Roman zu viel. Was ihm wiederholt auf die Füße fällt, und aus einem eigentlich guten Roman einen durchschnittlichen macht. Schade!
Menschenfressende Klingonen, eindimensionale Figuren, Gewalt, Brutalität und wenig Hirnschmalz … das musste ich über die aktuelle Star Trek-Serie Discovery lesen. Sie scheint die Meinungen der Fans so sehr zu spalten, dass sogar der Thread dazu im PERRY RHODAN-Forum geschlossen werden musste. Autoren und Fans sind sich dort fast an die Gurgel gegangen.
Ich frage mich: ist das noch Star Trek? Folgt die Serie noch der Vision Gene Roddenberrys? Oder ist sie nur noch eine weitere Dystopie, die aus unserer zukunftslosen Gegenwart resultiert?
Eigentlich wollten wir uns für einen Monat bei Netflix anmelden, um die Serie anzuschauen. Auf Grund dessen, was wir darüber gehört haben, werden wir es nicht tun. Ich möchte keine Serie sehen, die mit Verhoevens Starship Troopers verglichen wird. Ich will intelligente Science Fiction, in der Probleme mit dem Verstand gelöst werden und nicht mit Waffen. Ich will wieder an eine positive Zukunft glauben können und nichts sehen, was ich ohnehin jeden Tag in den Nachrichten präsentiert bekomme. Sind die Star Trek-Fans inzwischen so verroht, dass ihnen so etwas wie in Discovery gefällt? Oder liegt es daran, dass sie einer neuen Generation angehören? Bin ich Oldschool, weil mir das nicht gefallen will?
Wenn es eines gab, das die Star Trek-Fans geeint hat, dann war es der Glaube an das Gute im Menschen, an eine erstrebenswerte Zukunft, in der es friedlich zugeht und jeder eine faire Chance bekommt. Wenn Discovery das Fandom entzweit, bedeutet das dann nicht, dass Star Trek nicht mehr das ist, was es 50 Jahre lang gewesen ist? Wenn ich lese, das Fans dieses »Friede-Freude-Eierkuchen« nicht mehr sehen wollen, dann haben sie, meiner Meinung nach, nicht verstanden, worum es bei Star Trek geht. Und das finde ich fast noch trauriger.
Ich muss an die Worte denken, die ich 2006 in einem der letzten Starbase-Fanzines des Star Trek-Forums geschrieben habe: »Star Trek ist tot. Lasst es sterben!« Damals habe ich es sarkastisch gemeint, heute ist es vielleicht das Beste, was dem Franchise passieren kann.
PERRY RHODAN NEO Band 165 – »Tolotos« von Rüdiger Schäfer
Mit Band 165 wird das Muster immer sichtbarer, welches die Exposéautoren aus den losen Fäden von 164 Bänden NEO weben. Rüdiger Schäfer muss in die Borsch-Ära zurückgreifen, um seinen Tolotos zu etablieren. Der Haluter ist aus den Diensten der Allianz geflohen und hat sich nun den Meistern der Insel angeschlossen, zumindest einem von ihnen – Faktor III – Proht Meyhet. Dass er damit vom Regen in die Traufe gekommen ist, scheint ihn nicht sonderlich zu stören. Viel wichtiger ist ihm, herauszufinden was es mit den Sonnenchasmen und den Crea zu tun hat, gegen die ANDROS rüstet.
Es überrascht, wie weit der Haluter mit seinen Forschungen bereits gekommen ist. Er ist sogar in der Lage selbst einen Riss in der Raumzeit zu schaffen, um das fremde Paralleluniversum zu untersuchen. Wobei auch hier nicht endgültig geklärt wird, ob es sich um ein echtes Universum handelt oder nur eine Art Zwischenraum.
Auch die Crea scheinen an den Chasmen interessiert und erforschen sie von ihrer Seite aus. Eher unfreiwillig gelangt eine Wissenschaftlerin der Crea durch den von Icho Tolot geschaffenen Riss ins Einsteinuniversum und wird von Tolot festgehalten. Der möchte sie zurückbringen. Das weiß die Kreatur aber nicht und versucht sich selbst zu befreien. Mangelnde Kommunikation sorgt auch hier wieder für genügend Missverständnisse .
Es ist spannend zu lesen, welche moralischen Vorwürfe sich Tolot einerseits macht, andererseits jedoch einfach so an der Raum-Zeit-Schranke herumbastelt. Das bei seinen Versuchen ein Wesen aus einem fremden Universum zu Schaden kommt, nimmt er in Kauf, genauso wie er den Tod dutzender Rhodan-Doppelgänger lange Zeit in Kauf genommen hat. Dass er mit seinen Schuldgefühlen nicht allein steht, sondern dass auch Faktor III darunter leidet, was er im Namen von ANDROS den Thetisern und anderen Lebewesen angetan hat, erzählt Rüdiger Schäfer durchaus glaubhaft.
Rhodans Persönlichkeit wirkt mir dagegen fast schon zu heldenhaft, zu moralisch und zu edelmütig. Seine große Abschiedsszene mit der Crea – der er hilft in ihre angestammte Umgebung zurückzukehren – ist sinnbildlich für den Terraner, der stets an das Gute im Menschen bzw. im Außerirdischen glaubt. Eine Haltung, die ihn ehrt, die aber auch Gefahren heraufbeschwört. In diesem Fall lässt er die Crea mit all den gewonnenen Daten über das Einsteinuniversum und die beiden Galaxien ziehen. Als guten Willen sozusagen. In meinen Augen etwas blauäugig, denn wer weiß denn, ob für Kreaturen, die einen Haluter bezwingen können, die gleichen moralischen Werte gelten wie für den Terraner.
Mit einem Roman der ausschließlich mit Lieblingsfiguren der Fans bestückt ist, kann eigentlich nicht viel schief gehen. In dem kleinen Kammerspiel lässt der Autor die Charaktere gewohnt liebeswert agieren. Guckys Kampeleien mit Bully gehören ebenso dazu wie Leydens offensichtliche Hochachtung für Icho Tolot. Da erwacht ein wenig die Nostalgie aus Zeiten des klassischen MdI-Zyklus.
Stilistisch ist es ein typischer Schäfer-Roman – wenig Dialog, dafür ausschweifende Innansichten und Erklärungen. Nur wenigen Autoren gelingt es, eine solche Menge an Infodump auf eine so angenehme Weise zu vermitteln. Auch wenn ich mir bei den Rückblicken etwas mehr Action gewünscht hätte. Bemerkenswert sind Rüdiger Schäfers Ausführungen zum Multiversum. Ich finde sie deshalb interessant, weil ich in meinem Fanroman Parallelwelten ähnliche Theorien und Methodiken verwende.
Fazit: »Tolotos« ist ein Roman, der nicht nur die Staffelhandlung ein großes Stück voranbringt, sondern auch das große Mosaik des Neoversums zu vervollständigen weiß. Das sich ein kleiner Fehler bei den Zeitabläufen der Universen eingeschlichen hat, kann ich als Leser verschmerzen. Ganz nach den Worten von Deanna Troi in First Contact: »Wir haben keine Zeit, über die Zeit zu reden. So viel Zeit haben wir nicht.«
Die Arbeit eines Hobbyredakteurs kann manchmal ziemlich frustrierend sein. Das erlebe ich dieser Tage hautnah und ziemlich deutlich. Interviewpartner die zugesagt haben, springen ab oder reagieren einfach nicht. Fest zugesagte Artikel werden nicht abgeliefert und auf E-Mails mit Anfragen bekommt man keine Antwort. Als ob das nicht schon reichen würde, ist vergangenes Wochenende auch noch der Computer unseres Layouters gestorben. Ein Festplattencrash, bei dem ein Großteil des fertigen Layouts der nächsten SOL 89 zerstört wurde. Womit sich sowohl Schlussredaktion als auch Auslieferung verzögern werden. Dazu kommen die häuslichen Probleme unsers Kassen- und Mitgliederwarts der PRFZ, der wegen eines Umzugs logischerweise mit seiner Arbeit nicht hinterher kommt, weswegen ich E-Mails von ungeduldigen Fans abfange und beantworte.
Beim Newsletter hakt es schon länger. Was vor allem an den Interviewpartnern liegt und daran, dass ich auch ein Privatleben habe. Verlassen kann ich mich zumindest auf die PERRY RHODAN-Redaktion. Wenn ich etwas brauche, sind sie immer zur Stelle. Unterstützung erhalte ich auch vom Team, die meist sofort einspringen, wenn ich sie darum bitte. Aber alles können sie mir eben auch nicht abnehmen.
Die kommende Ausgabe noch nicht in trockenen Tüchern und ich weiß momentan nicht so recht, wie ich die Jubiläumsausgabe füllen soll. Denn es sieht so aus, als würde ich die meisten der angeforderten Artikel nicht bekommen. Was ich ziemlich schade finde, weil ich mir richtig tolle Sachen ausgedacht hatte. Ich muss mir nun Alternativen überlegen, die aber sicher nicht so super sein werden, wie der ursprünglich geplante Inhalt. Das ist ein wenig frustrierend. Aber wie so oft kommt es im Leben anders, als man es plant.
PERRY RHODAN NEO Band 164 – »Der Etrin-Report« von Rainer Schorm
Der Autor schafft es in letzter Zeit immer häufiger, mich aufs Neue zu faszinieren. Dabei hatte ich bei seinen frühen NEO-Romanen oft Probleme mit der sehr technischen »Sprache«. Auch in »Der Etrin-Report« versteckt sich viel »Technobabble«, bleibt aber auf einem erträglichen Niveau. Im Gegenteil, Rainer Schorm inspirierte mich, dass ich mich mit Fraktalen beschäftigt habe. (Ich empfehle dazu das Buch »Magische Fraktale in 3D«.)
Die Handlung um die Faktoren III und IV ist von der ersten Seite an spannend und liefert eine Menge neue Antworten hinsichtlich des Aufriss‘ zwischen den Universen und zu den Machtverhältnissen der Meister. Weniger überraschend ist das Auftauchen von Leibnitz, der in Band 160 scheinbar getötet wurde. Ich dachte mir schon, dass die Autoren nicht so viel Arbeit in einen Charakter stecken, um ihn nach wenigen Bänden sterben zu lassen. Leibnitz wurde also von einem Situativ gerettet, das Faktor IV im Donit-System stationiert hatte. Warum er das tat, ist mir aber nicht so ganz klar geworden. Rechnete er eventuell mit der Zerstörung der MAGELLAN? Leibnitz und Monade sind also in der Handlung zurück und werden vom Emissär (der niemand andere als Icho Tolot ist) zur MAGELLAN gebracht.
Interessant sind die Vorgänge die Faktor IV – Miras Etrin – in der Milchstraße beobachtet. Auf dem Erdmond manifestiert sich etwas Ungewöhnliches. Dort scheint eine Art anorganisches Gehirn zu wachsen. Auslöser sind sowohl der Absturz eines Posbi-Raumers, als auch das Chasma. Eigentlich hatte ich beim Lesen schon damit gerechnet, war aber dann doch überrascht, als der Begriff NATHAN fällt. In diesen Kapiteln findet auch ein Wiedersehen mit Dr. Brömmers und seiner Frosch-KI statt. Darüber habe ich mich persönlich sehr gefreut, weil ich die Chemie zwischen Brömmers und dem Frosch gut dargestellt finde.
Ähnlich faszinierend sind auch die Gedanken von Faktor III – Proht Meyhet – über das Beziehungsgeflecht zwischen den Faktoren. Die Meister der Insel sind sich untereinander nicht einig, was den Auftrag von ANDROS angeht. Auch Meyhet versucht Perry Rhodan von der Notwendigkeit zu überzeugen, an einem Strang zu ziehen. Doch im Gegensatz zu Mirona Thetin scheint Meyhet genau zu wissen, wie der Mensch tickt. Ein Vorteil, wenn es ihm gelingt, Rhodan in die Ödnis nach Modul zu locken, um ihn die Auswirkungen des Aufriss zu demonstrieren. Denn ob die Crea eine Gefahr darstellen, da ist sich Meyhet selbst nicht sicher. Die größere Gefahr scheint von ANDROS selbst auszugehen. Mirona Thetin scheint über die Jahrhunderte betriebsblind geworden zu sein, wenn sie es nicht schon immer war. Doch mit Atlans Hilfe gelingt es ihr zumindest die Verschwörung gegen sich, aufzudecken. Was Faktor III und IV in große Gefahr bringt und die Handlung noch spannender macht.
Fazit: »Der Etrin-Report« ist einer der spannendsten Romane aus dem aktuellen Zyklus und hält nicht nur viele Erklärungen, sondern auch einige echte Überraschungen bereit. Damit ist dieser NEO nicht nur lesenswert, sondern auch absolut wichtig für die Zyklushandlung.