Unschlagbar clever

Quelle: Carlsen Comics

Ich hatte ja schon angekündigt, dass ich mir die beiden Comic-Bände von »Unschlagbar« zulegen würde. Nachdem ich sie jetzt bereits mehrfach gelesen habe, bereue ich den Kauf überhaupt nicht. Diese ungewöhnlichen Comics sind einfach grandios. Mehr ist dazu eigentlich nicht zu sagen.

Ein stinknormaler Superheld aus einem Comic, kann fliegen, ist besonders stark oder ultraschnell, vielleicht kann er sich auch unsichtbar machen oder hat den Röntgenblick. Doch all diese Fähigkeiten verblassen gegenüber dem, was Unschlagbar kann. Er sieht vielleicht nicht aus wie ein Superheld, ist eher klein und dicklich, aber er überwindet die Dimensionen und trägt ein Cape. Er behält den Überblick über den Comicstrip, kann zwischen Bildern und Zeilen wechseln oder mit Dingen werfen, die erst ein paar Strips später ihr Ziel erreichen. Er agiert quasi in einer anderen Dimension. Damit ist er seinen Feinden mehr als nur überlegen.

Pascal Jousselins Superheld bekommt es in den beiden Comic-Bänden mit allerlei merkwürdigen Personen zu tun, die ebenfalls ungewöhnliche Fähigkeiten besitzen und die immer mit Comics zu tun haben. Da wäre sein Praktikant TUDI-Boy, dessen Fähigkeiten 2D-Zeichnungen zu manipulieren oftmals ganz hilfreich sein können, oder Opa Schweinchen, der die Macht der Worte besitzt und sich ebenfalls in den Dienst von Unschlagbar stellt. Ihre Gegner sind der verrückte Professor, dessen hinterhältige Pläne regelmäßig an Unschlagbars Fähigkeiten scheitern, genauso wie die des Bösen Scherzkeks, der durch Seiten gehen kann.

Quelle: Carlsen Comic

Pascal Jousselin spielt mit dem Medium Comic, wie auf einem Instrument. Er reizt den Leser zum Grübeln. Ich habe ein paar mal echt lange überlegen müssen, wie er das jetzt gemacht hat. Außerdem gibt es in jedem Band Gimmicks (eine fehlende Ecke oder eine zusätzliche Seite zum Aufklappen) die sich aus der Comic-Handlung ergeben und ohne die die Handlung nicht funktionieren würde. Man kann das schwer beschreiben, man muss es selbst erleben.

Mich hat jedenfalls noch nie ein Comic gleichzeitig so gefordert und begeistert wie die beiden Comic-Bände über den Superhelden Unschlagbar. Science-Fiction-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten, obwohl die Handlung in der Gegenwart Frankreichs spielt. Aber allein die phantastischen Geschichten, die Jousselin erzählt, lassen das Herz eines Nerds höher schlagen.

Der Comic ist für Kinder gedacht, macht aber Erwachsenen sicher noch viel mehr Spaß, wenn sie zu ergründen versuchen, wie Unschlagbar seine Feinde zur Strecke bringt. Kinder lernen hierbei, um die Ecke zu denken und dass es im Comic-Universum auch drei Dimensionen geben kann.

Wer jetzt neugierig geworden ist, kann sich auf der Seite von Carlsen Comics die Leseproben ansehen.

Sonniges Plätzchen

Wo sitzen Katzen am liebsten? Klar doch! Auf der Fensterbank. Nicht nur das man von dort aus einen besonders guten Ausblick hat, meist ist es da auch schön warm, ob jetzt von der Sonne oder im Winter von der Heizung. Schlecht ist dagegen, wenn ein Störenfried einem von dort vertreiben will. Doch Simons Cat wäre nicht Simons Cat, wenn sie keine Idee hätte, wie man den frechen Eindringlich vertreiben kann. Seht selbst!

(Ich finde es in Ordnung, dass die Videos jetzt gesponsert werden, von irgendwas wollen die Zeichner der Serie ja leben. Zumindest sind es meist sinnvolle Sponsoren.)

Geistergeld

Quelle: gratiscomictag.de

Der Gratis Comic Tag 2019 ist schuld, dass ich nun eine fünf-bändige Reihe mit Graphic Novels im Schrank stehen habe. Die Ausgabe von »Ghost Money«, von der Band 1 – »Die Dame aus Dubai« – im Mai beim Gratis Comic Tag erschien, hat mich schlicht umgehauen. Der Politik-Thriller aus einer nahen Zukunft, ist nicht nur ausdrucksstark gezeichnet ist, sondern die Handlung weist viele spannende Facetten auf.

Die Geschichte spielt in den späten zwanziger Jahren des 21. Jahrhunderts. Hauptpersonen sind zwei junge Frauen. Lindsey ist Studentin in London und wird bei einer Demonstration auf der Flucht vor der Polizei von Chamza gerettet. Die schöne und außerordentlich reiche Frau verbirgt ein Geheimnis, dessen Ausmaß Lindsey nur bedingt erahnen kann und das die unschuldige Frau zunehmend in Gefahr bringt. Denn auch der amerikanische Geheimdienst ist an Chamzas Vermögen interessiert. Eine Bande ehemaliger Marines, die vor Jahrzehnten in Afghanistan gegen die Taliban gekämpft haben, werden auf Chamza angesetzt. Während sich Lindsey und Chamza dem Glanz des globalen Jet-Sets hingeben und Chamza sich in den Emir el Nur verliebt, sind ihnen die Männer vom Geheimdienst immer auf der Spur. Sie vermuten das Chamzas Geld aus dem Schatz der Taliban stammt, die kurz vor den Anschlägen vom 11. September 2001 an der Börse auf fallende Kurse gesetzt und nach dem Fall des World Trade Centers viel Geld verdient haben. Am Ende des ersten Bandes nehmen sie Chamza gefangen und setzen ihr heimlich einen Kamerachip ins Auge ein, so das sie fortan genau wissen, wo sie sich aufhält und mit wem sie redet. Doch das ist nur der Anfang der spannenden Geschichte um Verrat, Terror und die Freundschaft zwischen den beiden Frauen.

Die Handlung mäandert durch die fünf Bände. Es werden falsche Fährten gelegt und unerwartete Wendungen eingestrickt. Immer fragt man sich, aus welcher Richtung Gefahr für die jungen Frauen droht und wer mit wem unter einer Decke steckt. Die Antagonisten wechseln häufig von der bösen zur guten Seite und wieder zurück. So wissen Lindsey, Chamza und auch der Leser nie, wen man trauen darf. Erst kurz vor Schluss erfährt Lindsey, woher das Vermögen von Chamza tatsächlich stammt. Dazwischen wird ein komplexes Zusammenspiel von Geheimdiensten, Regierungen und Wirtschaftsunternehmen aufgedeckt. Am Ende steht die Welt vor einer unerwarteten Katastrophe. Es ist ein Ende, das man so nicht erwartet hat, obwohl es sich vorher ankündigt.

Der Szenerist Thierry Smolderen und der Zeichner Dominique Bertail haben visionären Weitblick bewiesen, als sie die Geschichte 2008 starteten. Denn die von ihnen beschriebene Welt mit einem geheimen weltumspannenden Bankensystem (der Black Cloud) ist heute schon Realität. Das Zusammenspiel aus Politik, Wirtschafts-Krimi und Science Fiction ist perfekt komponiert und fesselte mich Tage lang. Dazu kommen realistisch gezeichneten Bilder, die eine fast schon strenge Kühle ausstrahlen und sowohl modern als auch sehr natürlich wirken. Obwohl Band 5 bereits 2015 erschien, ist die erzählte Geschichte aktueller denn je.

Das Comics nicht nur für Kinder sind, sondern auch bei Erwachsenen funktionieren beweist »Ghost Money« höchst eindrucksvoll. Es ist ein Gesamtkunstwerk, das nach dem Lesen noch lange in Gedanken nachhallt. Sei es durch die Bilder oder durch die erschreckend wirklichkeitsnahe Geschichte zweier Frauen. Es erschien bei »Schreiber & Leser« und kann bei jedem Buchhändler bestellt werden. Es lohnt sich.

Verlorengegangene Mietze

Katzenbesitzer wissen ganz genau, wie sich das anfühlt. Die Katze ist weg. Verzweiflung und Sorge sind groß, man macht sich Vorwürfe und würde alles tun, um sie wieder in die Arme zu schließen, dennoch sind einem die Hände gebunden. Bloß die Hoffnung gibt man nicht so schnell auf.

So geht es auch Simon der immer noch auf der Suche nach seiner Katze ist.

Tolles Heft

»Tolles Heft« mit Beilage

Ich gebe zu, dass ich den bekannten Science-Fiction-Autor Philip K. Dick bisher nur vom Hörensagen kannte. Einige seiner Bücher und Kurzgeschichten sind verfilmt worden und inzwischen echte Klassiker. Ich sage nur »Blade Runner«, »Total Recall« und »Minority Report«. Die Spielfilme habe ich alle gesehen, aber bisher habe ich von dem Autor noch nichts gelesen. Ja, ich weiß, das ist eine echte Bildungslücke. Schon allein deswegen reizte mich die Anfrage der Büchergilde, ob ich nicht ihr neuestes Printprodukt rezensieren möchte.

Was ich geschickt bekam, ist tatsächlich ungewöhnlich. So ungewöhnlich, dass es dem Autor selbst wahrscheinlich gefallen hätte. Es handelt sich um eine Ausgabe der sogenannten »Tollen Hefte«. Das sind in einer limitierten Auflage gedruckte Illustrierte Hefte mit Fadenbindung. In den Ausgaben steht die Verbindung zwischen Illustration und Text im Vordergrund. Im Fall von Heft 46 handelt es sich um eine Comic-Adaption. Es ist die illustrierte Version einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick.

»Ach, als Blobbel hat man’s schwer« ist eine klare Anti-Kriegs-Geschichte, die in einer nicht allzu fernen Zukunft spielt. Die Menschen haben beim Terraforming des Mars, die dort lebende Blobbel-Zivilisation in Nöten gebracht, was zu einem jahrelangen Krieg führte. Protagonist der Geschichte ist George Munster, ein Veteran dieses Krieges. Weil man ihn genetisch veränderte, um hinter den Linien zu spionieren, verwandelt er sich ohne seinen Willen mehrere Stunden am Tag in einen Blobbel, einem gallertartigen Organismus. Da die Menschen auf der Erde auch nach dem Krieg nicht gut auf die Blobbels zu sprechen sind, leider er unter der Diskriminierung und zieht sich in sein Elend zurück, bis sein robotischer Therapeut eine Idee hat. Er bringt George mit einer Blobbelfrau zusammen, die im Krieg von den Menschen gefangen genommen wurde. Sie teilen das gleiche Schicksal. An achtzehn Stunden des Tages ist sie ein Mensch, die restlichen sechs Stunden lebt sie in ihrer ursprüngliche Form als Blobbel. Die beiden finden zueinander, heiraten und bekommen Kinder, George Munster wird ein erfolgreicher Geschäftsmann, doch eine dauerhafte Lösung, ist für beide nicht in Sicht …

Die Umsetzung als Comic-Adaption halte ich für gelungen, auch wenn mich der Stil der Künstlerin Katja Fouquet nicht so richtig anspricht. Ich mag es lieber realistisch gezeichnet. Dennoch hat das Heft einen künstlerischen Wert, schon allein wegen des Druckes – Flachdruck in Sonderfarben – und der Haftung mit gelbem Faden. Es richtet sich eindeutig an Sammler und Liebhaber des Besonderen. Was ich schön finde ist, dass dem Heft die originale Kurzgeschichte beiliegt. So kann man sie nochmals im Detail nachlesen.

Alles in allem ein wirklich »tolles Heft«, was die Büchergilde hier veröffentlicht hat. Zu beziehen ist es im Shop der Büchergilde oder in einer ihrer Buchhandlungen. (Leider nur für Mitglieder.) Die Büchergilde ist eine Verlagsgenossenschaft, die sich für den Erhalt der Buchkultur im 21. Jahrhundert stark macht. Sie sieht sich als »lebendige Gemeinschaft aus Leserinnen und Lesern, Autoren, Künstlern, Druckern und Büchermachern«.