Durch Prärie und Wüste

»Der Geist des Llano Estacado« von Karl May

Mit den Pferden kamen unweigerlich die Indianer und damit Karl May. Zunächst waren es die Karl-May-Filme aus den Sechzigern, bis ich in der Bibliothek die Bücher entdeckte. Die wurden 1982 im Verlag »Neues Leben« gerade neu aufgelegt. Bis dahin war Karl May in der DDR verpönt, wenn auch nicht offiziell verboten gewesen. Er wurde halt nicht gedruckt. Eigentlich skurril, wenn man bedenkt, dass Karl May Sachse war. Man warf dem Autor, der sich ja nicht mehr wehren konnte, Rassismus vor. Wahrscheinlich aber wog die Tatsache schwerer, dass er der Lieblingsautor von Adolf Hitler gewesen war.

Der Popularität Karl Mays in der Bevölkerung tat dies keinen Abbruch. Im Gegenteil, nichts ist verlockender als etwas Verbotenes oder etwas, das auf dem Index gestanden hatte. Die Bücher waren in der Bibliothek ständig verliehen. Es gab lange Wartelisten. Dafür hatte das DDR-Fernsehen die Karl-May-Filme aus der BRD entdeckt und strahlte sie regelmäßig aus. Im Ferienprogramm wurden die Filme im Kino rauf und runter gespielt. Für 50 Pfennig Eintritt pro Vorstellung sah ich mir die Filme so oft an, dass ich sie mitsprechen konnte. Daher war ich beim Lesen der Bücher anfangs irritiert, dass die Romane mit den Filmen, außer den Protagonisten, wenig gemein hatten.

Zu einem Weihnachtsfest Mitte der Achtziger bekam ich die Karl-May-Bücher von meinen Eltern geschenkt und musste nicht mehr in der Bibliothek darauf warten. Durch Beziehungen hatten sie diese in der Buchhandlung erstanden. Von da an versuchte ich, jede Ausgabe zu bekommen.

1984 erschien mit »Der Geist des Llano Estacado« eine Jugenderzählung von Karl May, die nicht verfilmt worden war.

Im Roman geht es um eine Gruppe Banditen, die unerfahrene Reisende auf dem Weg durch die mit Pfählen abgesteckte Wüste (Llano Estacado = abgesteckte Ebene) durch Versetzen der Pfähle in die Irre führen. Wenn die Reisenden entkräftet und kurz vorm Verdursten sind, werden sie ausgeraubt.
Winnetou und Old Shatterhand begleiten einen Trek von Auswanderern, um sie vor den Räubern zu schützen. Am Ende stellt sich heraus, dass der »Geist« der Anführer der Banditen ist. Er hat als Kind eine Oase entdeckt, nachdem seine Eltern im Llano ermordet wurden. Nun sinnt er auf Rache.

Es waren die detaillierten Beschreibungen der Landschaften und die ungewöhnlichen Nebencharaktere, die mich begeisterten, selbstverständlich auch die Heldenfiguren Winnetou und Old Shatterhand. Wobei ich die Indianer den Cowboys vorzog.

Ich beschäftigte mich jahrelang fast ausschließlich damit. Las neben Karl May andere Indianergeschichten, wie »Die Söhne der großen Bärin« oder »Blauvogel«. Studierte aber auch Sachbücher über die Lebensumstände echter Indianer in Nordamerika. Außerdem bastelte ich aus Leder und Perlen Kostüme, Gürtel, Messerscheiden und was man als Indianer so brauchte.

Und ich fing an, eine eigene Geschichte zu schreiben, die ich nie vollendete. Heute würde ich es Fan-Fiction zu Karl May nennen. Es waren mehrere mit Bleistift bekritzelte A4-Seiten, bei denen ich darauf achtete, dass sie keiner zu Gesicht bekam. Eine Weile versteckte ich sie deshalb im hintersten Eck auf unserer Scheune. Zum Leidwesen meiner Mutter, die sich sehr dafür interessierte, was ich denn so geschrieben hatte. Ich besitze die Blätter noch und behaupte, dass bis heute niemand außer mir ihren Inhalt kennt. Das sollte besser so bleiben.

Als ich Ende der Neunziger, bei Weltbild die nach 1990 erschienen Romane der Karl-May-Reihe aus dem Verlag »Neues Leben« als Restposten kaufte, wollte ich sie natürlich lesen. Doch ich tat mich schwer. Den Roman »Der schwarze Mustang« fing ich bestimmt drei oder viermal an, ohne über die ersten zwanzig Seiten hinauszukommen. Die Faszination von früher wollte sich nicht mehr einstellen. Ich fand die Beschreibungen langatmig und die heldenhafte Darstellung der Charaktere überzogen. Frustriert stellte ich das Buch zu den anderen ins Regal zurück. Dort stehen die vierzig Bände, teils noch eingeschweißt. Ob ich mich irgendwann davon trennen werde? Ich weiß es nicht.

»Der Geist des Llano Estacado« steht beispielhaft für all die Indianerbücher, die ich gelesen habe und die mein Leben in der Grundschule und darüber hinaus lange Zeit dominiert haben. Bücher die Inspiration für meine erste eigene Geschichte waren.

Das Roboter-Pferd aus dem Himalaya

»Silberhuf« und »Silberhuf zieht in den Krieg« von Alan Winnington

Schon als Kleinkind besaß ich viele Bilderbücher. Spätestens am Ende der ersten Klasse, als ich lesen konnten, wuchs die Anzahl Bücher im Bücherschrank exponentiell.

Ich las alles, was ich in die Finger bekam. Selbst die Sachbücher, die bei meinen Eltern im Schrank standen, waren nicht vor mir sicher. Vor allem die medizinischen Ratgeber mit den Fotos von Krankheiten hatten es mir angetan.

Leider war die Auswahl spannender Bücher in den Buchhandlungen in der DDR nicht so umfangreich und meine Eltern taten sich oft schwer, etwas Passendes für mich zu finden. Viele Romane bekam ich von Verwandten geschenkt. Ich weiß also nicht mehr genau, wie ich an »Silberhuf« von Alan Winnington gekommen bin. Ich kann mich aber gut daran erinnern, das Buch mit Inbrunst gelesen zu haben.

Vielleicht war es diese Geschichte, die den Hang zur Phantastik in mir weckte, doch noch war es nicht soweit.

Im Grunde mochte ich den Roman wegen des Pferds. Wie fast jedes Mädchen im Vorschulalter liebte ich Pferde über alles. Vielleicht war es auch genetische Veranlagung, denn mein Großvater mütterlicherseits war Schmied und betrieb bis in die Sechziger ein Fuhrgeschäft. Leider starb er kurz nach meiner Geburt, sonst hätte er mir damals wohl ein Pferd geschenkt.

So hatte ich nur meine Fantasie und die sprach auf das sprechende Pferd an, welches der amerikanischer Journalist Mike Norton und sein 14-jähriger Sohn Jack in einem verlassenen Lamakloster im Himalaya finden. Mit der Technik aus ihrem verunglückten Jeep bringen die beiden das mechanische Bronzepferd wieder zum Sprechen und Laufen. Sie erleben mit ihm allerlei Abenteuer im Hochgebirge und müssen es am Ende in einer Höhle verstecken.

Bei einem Schulausflug in die Stadtbibliothek wurde ich Mitglied. Hier entdeckte ich die Fortsetzung der Geschichte und lieh sie mir aus. In »Silberhuf zieht in den Krieg« holen Mike und Jack das Pferd aus seinem Versteck und kämpfen mit Silberhuf im Vietnamkrieg auf der Seite der Indonesier gegen die Amerikaner.

Mehr als zwanzig Jahre später konnte ich den zweiten Teil aus alten Bibliotheksbeständen erwerben. Seitdem stehen beide Bücher gemeinsam in meinem Bücherschrank.

Für diesen Text habe ich es wieder hervorgeholt und darin geschmökert. Die Geschichte und vor allem das mechanische Pferd finde ich noch heute außergewöhnlich.

Comic-Ersatz

»Das Wilhelm Busch-Album« von Wilhelm Busch

Neben den Märchen der Gebrüder Grimm, gehörten die Bildergeschichten von Wilhelm Busch zu meiner ersten Begegnung mit Literatur. Meine Großmutter mütterlicherseits hat mir immer daraus vorgelesen. Ich erinnere mich, wie mich die Zeichnungen in ihren Bann zogen. Heute würde ich sagen, sie fungierten für mich als eine Art Comic-Ersatz.

Ich wuchs unter Erwachsenen auf. Meine Eltern waren zu alt für Comic-Hefte. Geschwister hatte ich nicht und selbst Cousinen und Cousins gehörten einer anderen Generation an. So gab es bei uns daheim kein »Mosaik« – den Kult-Comic in der DDR.

Die Bildergeschichten von Wilhelm Busch faszinierten mich und ich hielt bei jeder Gelegenheit der Oma das Busch-Album unter die Nase, damit sie mir daraus vorlesen sollte. Es war ein schlichtes Taschenbuch mit grellgrünem Umschlag, in dem die populärsten Geschichten Wilhelm Buschs auf braunem Recyclingpapier abgedruckt waren. Neben der bekannten Bildergeschichte von »Max und Moritz« hörte ich gern von »Plitsch und Plum«, liebte »Hans Huckebein den Unglücksraben«, lachte über den »Bauer und sein Schwein«. Kurzum ich mochte das Buch. So sehr, dass ich es überall mit hinnahm, sogar in den Urlaub.

1980 – im Juni vor meiner Einschulung, ich war gerade sechs geworden – fuhren meine Eltern mit mir ins Vogtland. In dem Ferienheim war ich das einzige Kind, weil noch keine Sommerferien waren. Somit bekam ich die geballte Aufmerksamkeit nicht nur vom Personal, sondern auch von den andern Urlaubsgästen.

Zumeist saß ich mit den Erwachsenen nach dem Abendessen zusammen. Wie das in den Ferienheimen der DDR üblich war. An einem Abend hatte ich mein Busch-Album dabei und verkündete großspurig, dass ich daraus vorlesen wolle. Die Tischnachbarn meinten lächelnd, dass ich doch gar nicht lesen könne, weil ich noch nicht zur Schule ging. Ich war schon als Kind kommunikativ veranlagt und ließ mich nicht davon beirren. Ich schlug eine beliebige Seite auf und begann zu lesen.

Die Anwesenden machten verblüffte Gesichter. Sie fragten sich, wie eine Sechsjährige, die nie eine Schule von innen gesehen hatte, so fließend lesen konnte. Meine Eltern grinsten, weil sie wussten, dass ich die Verse aus dem Buch auswendig konnte. Sie sagten aber nichts und ließen mir meinen kleinen Auftritt.

Ob die Leute später dahinter gekommen sind, dass ich ihnen etwas vorgeflunkert hatte, kann ich nicht sagen. Aber ich kann mich deutlich daran erinnern, wie ich an dem Tisch mit dem weißen Tischtuch sitze, vor mir die Seite mit meiner Lieblingsgeschichte »Die beiden Schwestern«.

Heute bin ich mir sicher, dass das viele Vorlesen aus Büchern wie dem »Wilhelm Busch-Album« meinen Wortschatz vergrößerte und mir geholfen hat, in der Schule schneller Lesen zu lernen.

Übrigens habe ich den Beginn der Geschichte von den beiden Schwestern noch heute im Kopf:

 

»Es waren mal zwei Schwestern,

Ich weiß es noch wie gestern.

Die eine namens Adelheid

war faul und voller Eitelkeit.

Die andre, die hieß Käthchen

und war ein gutes Mädchen …«

 

Manche Dinge vergisst man eben nie mehr.

Überraschung zum Advent

In den nächsten Tagen dreht sich in meinem Blog alles um Bücher und Literatur. In diesem Jahr habe ich mir für die Adventszeit etwas Besonderes ausgedacht. Bis zum 24. Dezember öffne ich jeden Tag das virtuelle Türchen eines Adventskalenders.

Adventskalender begleiten mich seit jeher durch den Advent. Schon als Kind hatte ich jedes Jahr mindestens einen. Oftmals bastelte ich welche für mich oder für Freunde. Insofern sind Weihnachtskalender eine ebensolche Leidenschaft für mich wie das Schreiben für meinen Blog. Warum nicht das Schöne mit dem Nützlichen verbinden, denn ein Blog ist geradezu prädestiniert für einen Adventskalender.

Bücher begleiten uns durchs Leben. Diejenigen, die des Lesen mächtig sind und die Freude am Lesen haben, werden im Laufe ihres Lebens viele Bücher lesen, die sie inspirieren, die ihrem Leben eine neue Richtung verleihen oder die ihre Ansichten verändern. Bei mir war das nicht anders. Deshalb werde ich in den nächsten 24 Tagen all jene Bücher vorstellen, die mir wichtig sind, die mein Leben beeinflusst haben oder die mir in Erinnerung geblieben sind.

Da es enorm schwer war, aus den vielen Büchern, die ich bisher gelesen habe, 24 auszusuchen. So stehen beispielsweise mehr als 300 Star-Trek-Romane in meinem Regal, von PERRY RHODAN ganz zu schweigen. Auch von dem einen oder anderen Autor habe ich mehr als ein Buch gelesen. So beschränke ich mich auf ein Buch pro Autor oder Serie, auch wenn ich viel mehr gelesen habe.

Los gehts mit einem Buch, dass ich eigentlich gar nicht selbst gelesen habe. Zumindest nicht zu jener Zeit, denn da konnte ich noch nicht lesen.

Künstler in Not

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 213 – »Der letzte Flug der KORRWAK« von Rainer Schorm

Die FANTASY folgt einem Notruf. Die Transition bringt sie in ein extrem aktives Doppelsternsystem, in dem ein havariertes Raumschiff droht, in eine der Sonnen zu stürzen. Obwohl die äußeren Bedingungen mehr als schwierig sind, schickt Perry Rhodan ein Außenteam unter der Führung von Mentro Kosum los, um eventuelle Überlebende der Besatzung zu retten.
Doch an Bord des Schiffes finden die Menschen nichts, außer der Nahrung der Besatzung, die an den Wänden und Böden wächst. Aber auch die ist am Absterben. Das liegt nicht nur an dem Sonnensturm, der das Schiff regelrecht brät, sondern vor allem am Dunkelleben. Die KORRWAK war auf dem Weg in ein Vimat, wie es die FANTASY in Band 212 entdeckt hat und die mit Dunkelleben infizierte Besatzung damit ohnehin zum Sterben verurteilt. Nach und nach verdichten sich die Hinweise, dass das Schiff attackiert und die Besatzung getötet wurde. Bestätigt bekommen das Mentro Kosum und seine Mitstreiter, als sich dem Außenteam der letzte Überlebende präsentiert. Woggrill ist als »Schwarzmieter« quasi ein blinder Passagier, der das Massaker überlebt hat.
Das Außenteam, durch einen Unfall dezimiert, macht sich auf den Rückweg zur FANTASY, als sie von einem Unsichtbaren angegriffen werden. Gucky soll den Retter spielen, um das Außenteam zurückzuholen. Mittels einer EMP-Waffe enttarnt er den Angreifer. Mit dem, was da zum Vorschein kommt, hat jedoch keiner der Anwesenden gerechnet.

Rainer Schorm lässt in diesem Roman seinem schrägen Humor freien Lauf. Die Szenen mit Woggrill dem Künstler sind nicht nur sprachlich bizarr, sondern auch von der Denkweise des Wesens. Ich hätte zwar nicht einen ganzen Roman in dem Stil lesen wollen, aber die paar Kapitel waren wirklich originell. Wobei mir anfangs nicht bewusst war, dass Woggrill und die Besatzung der KORRWAK einer Spezies angehören. Ich nahm an, dass er sich als fremde Lebensform eingeschlichen hat. Was daran liegen mag, dass man nicht viel über das Aussehen seiner Mitfahrer erfährt. Mit Woggrill ist dem Autor ein neues Meisterwerk in Sachen Charakter gelungen, der uns hoffentlich noch ein wenig länger erhalten bleibt.

Die erzählte Geschichte ist ohne Frage spannend. Ein echter Pageturner, den ich sehr schnell durchgelesen habe. Besonders fies ist der Cliffhanger am Ende, der den Leser ahnungslos zurücklässt. Zum Glück gab es bereits die Leseprobe zu Band 214 auf der PERRY RHODAN-Homepage. Ich hätte das sonst nicht ausgehalten.

Ein bisschen genervt haben mich die Diskussionen. Das Außenteam ist mehrfach in bedrohlichen Situationen. Das Terrain ist fremdartig und hochgefährlich. Unteranderem verlieren sie ein Mitglied (ausgerechnet die Frau) durch einen Strahlungseinbruch. Aber statt sich schleunigst auf den Rückweg zu machen, diskutieren sie ewig über die vorhandene Alientechnologie, ohne dabei ein Ergebnis zu erzielen. Ich dachte beim Lesen ständig: »Macht, dass ihr da rauskommt, dass könnt ihr an Bord der FANTASY noch diskutieren.«

Ärgerlich ist die Gedankenlosigkeit, mit der das Außenteam in der gefährlichen Situation agiert. Mich wundert, dass es nicht mehr Verluste gegeben hat. Da waren typische Redshirts unterwegs, deren Tod von Deringhouse und Rhodan kommentarlos abgetan wird. Das Team geht sehr unvorsichtig vor. Da werden die Raumanzüge innerhalb des Schiffs geöffnet, ohne das grundlegend gesichert ist, ob von der Atmosphäre eine Infektionsgefahr ausgeht. Außerdem ist das Schiff einer enormen Strahlenbelastung durch die beiden Sonnen ausgesetzt. Selbst das stärkste Material kann so ein Teilchenbombardement nicht vollständig abhalten. Die Anzüge des Außenteams müssen allein durch die Strahlung stark kontaminiert sein, vom Dunkelleben ganz zu schweigen. Und was macht Gucky … Er teleportiert sich und den panischen Oproner Merkosh direkt vom Schiff in die Zentrale der FANTASY. Das war nur einer meiner vielen Kopfschüttelmomente.

»Der letzte Flug der KORRWAK« besticht am meisten durch die ungewöhnliche Perspektive von Woggrill. Ich bin mir nicht sicher, ob der Humor alle Leser gleich erfreuen wird. Manche werden damit ihre Probleme haben. Rainer Schorm gibt sich viel Mühe die physikalischen Eigenheiten des Sonnensystems zu erklären und dann lässt er so elementare Dinge wie Strahlenkontamination außer acht. Das fand ich schade, weil der Roman ansonsten wirklich gut ist.

Planet der Totgeweihten

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 212 – »Welt der Hoffnungslosen« von Susan Schwartz

Galduta ist ein Kind, das ums Überleben kämpft. Ausgesetzt auf einer Welt, die von gefährlichen Lebensformen nur so strotzt, infiziert mit Dunkelleben und jeden Tag den nahenden Tod vor sich. Doch sie stirbt nicht. Im Gegenteil, wo andere immer schwächer werden, wird sie stärker. Mutationen an ihrem Körper helfen ihr, sich mit der Umwelt gegen die Fressfeinde zu verbünden.
Eines Tages beschließt Galduta an den Ort der Legenden aufzubrechen. Dorthin, wo alle ohne Schmerz sind und frei leben dürfen. Was sie dort findet, ist nicht das, was sie erhofft hatte. Es ist viel mehr. Es ist eine neue Zivilisation, deren Individuen ein gemeinsamer Wunsch eint, ins All aufzubrechen, um diejenigen zu bestrafen, die sie hier ausgesetzt haben.
Die Besatzung der FANTASY wird erneut von Albträumen heimgesucht. Ein zweiter Schreiender Stein hat sich aktiviert, um die Menschen vom Raumgebiet des Compariats fernzuhalten. Doch Perry Rhodan und seine Freunde lassen sich nicht aufhalten. Um den Schreienden Stein zu deaktivieren, fliegen sie einen Planeten an, auf dem Elend herrscht. Auf der Suche nach dem Stein werden sie von Galduta und ihrem Volk festgesetzt. Sie wollen die FANTASY kapern, um sich am Compariat zu rächen.
Rhodan kann sie zum Bleiben überreden und Tekener gelingt es den Schreienden Stein auszuschalten, außerdem entdecken sie einen weiteren Oproner und nehmen ihn an Bord.

In diesem Roman kann Susan Schwartz ihre blühende Fantasie voll ausleben. Das überbordende Leben des Planeten schildert sie in bunten schillernden Bildern, eindrucksvoll und phantastisch. Mir ist das beinahe schon zu viel. Es gelingt ihr jedoch die Handlung voranzutreiben und mich mit dem Schicksal Galdutas zu fesseln.

Kleine Beobachtung von mir am Rande: Man merkt den NEO-Romanen die TV-Sehgewohnheiten der Autoren und Exposéautoren an. In letzter Zeit scheinen Zombis und ähnliches ziemlich beliebt zu sein, woran wahrscheinlich die eine oder andere amerikanische TV-Serie schuld sein könnte. Bei Susan Schwartz warte ich tatsächlich noch auf einen Steam-Punk-NEO.

Perry Rhodan agiert in diesem Roman überraschend souverän. So kennt man ihn normalerweise nur aus der Zeit des frühen Solaren Imperiums. Er handelt überlegen und weitsichtig, sogar Ronald Tekener ist beeindruckt. Überhaupt sind der Autorin die Kapitel aus der Sicht des Spielers besonders gelungen. Man spürt, dass sie einen Draht zur Figur gefunden hat.

Manche Absätze in der fortlaufenden Handlung hätten mehr Erklärungen bedurft, während an anderen Stellen die Beschreibungen hätten reduziert werden können. Die eine oder andere Kampfszene weniger, hätte dem Roman auch nicht geschadet. Der Teil, in dem die Crew der FANTASY den mutierten Zivilisten hilft, kam mir gerafft vor. Und der Fundort des Steins … na, ja … Aber das ist alles nur Jammern auf hohem Niveau.

»Welt der Hoffnungslosen« hat mich gut unterhalten. Es ist eine spannende und schön geschriebene Lektüre. Man erfährt neues über das Compariat, ohne dass die Spannung innerhalb der Staffel auf der Strecke bleibt. Wieder ein Roman von Susan Schwartz der mich positiv überrascht hat.

Dem Chaos entkommen

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN »Mission SOL« Band 10 – »Die Höllenfahrt der SOL« von Olaf Brill

Ich hänge ein bisschen mit dem Lesen der Miniserie hinterher. Zwischenzeitlich hatte ich tatsächlich überlegt aufzuhören, nicht nur weil es mich zeitlich schlaucht, sondern auch wegen des Inhalts. Gut, dass ich es nicht getan habe, denn Band 10 hebt sich überraschend positiv heraus. Da hätte ich glatt etwas verpasst.

Die SOL entkommt der protochaotischen Zelle und setzt sich zum ersten Mal in der Serie zusammen. Das ist der Moment, auf den ich und viele Leser gewartet haben. Meines Erachtens hätte es schon viel früher passieren müssen. Das Feuerwerk an Ideen, was der Autor im Anschluss abbrennt, finde ich großartig. Für einen Roman passiert fast schon zu viel. Das hätte man mindestens auf zwei Romane verteilen können. Die Idee mit den Para-Realitäten ist zwar nicht neu – das gab es bei Star Trek TNG schon mal – aber es ist unterhaltsam geschrieben.

Meine spezielle Freundin Mahlia Meyun nervt nicht mehr ganz so schlimm. Dafür gibt es ein paar Alt-Solaner unter den Besatzungsmitglieder der SOL, deren Verhalten ich nicht angemessen finde. Aber das ist wohl den Umständen geschuldet. Zu Roi Danton konnte ich noch nicht das richtige Verhältnis aufbauen. Momentan wirkte er auf mich ein bisschen wie ein jüngerer Atlan. Schauen wir mal, was da noch kommt.

Überraschend ist Rhodans plötzliche Einsicht, dass er seinen Sohn opfern muss, um die SOL zu retten. Da macht es ihm plötzlich weniger aus als auf Evolux, wo er mit der Zerstörung der protochaotischen Zelle den Bürgerkrieg unter den Planetenbewohnern hätte beenden können.

Alles in allem habe ich mich gut unterhalten gefühlt. »Die Höllenfahrt der SOL« ist definitiv der bessere der beiden Romane von Olaf Brill für diese Miniserie.

Noch zwei Romane, dann ist die Serie beendet. Ich denke, die Pause bis zur nächsten Miniserie im Frühjahr haben sich Autoren, Redaktion und Leser dann redlich verdient.

Ach ja, das »Spagetti-Monster« auf dem Cover gefällt mir übrigens ausnehmend gut.

Problematische Graphic Novel

Quelle: Amazon

Ich hatte mich sehr gefreut, als ich die Graphic Novel »Anders sein oder der Punk im Schrank« entdeckte. Auch die Lektüre hat mir über weite Strecken gefallen. Wieder habe ich einiges zu Punks in der DDR gelernt, was ich zuvor nicht wusste. In der Vorbereitung zu dieser Rezension entdeckte ich dann aber die Stellungnahme einiger ehemaliger Punks, die sich bildlich und auch mit ihren Geschichten im Buch wiederfinden, ohne zuvor um Erlaubnis gefragt worden zu sein. Außerdem wurde anscheinend Bildmaterial aus einem Bildband über Punks im Osten abgezeichnet, ohne die Zustimmung der Fotografin. Sowas geht natürlich gar nicht.

Es hätte eine schöne Besprechung werden können. Denn die Motivation Jugendlichen von heute, die Situation der Subkulturen in der DDR zu erklären, ist ja keine Schlechte. Und auch das Ganze als Graphic Novel zu erzählen, finden ich passend. Durch das ungeschickte Vorgehen der Autoren und des Zeichners, wird der gute Wille leider zunichte gemacht.

Zunächst dachte ich, dass es sich bei der Geschichte um eine wahre Begebenheit handelt. Dass es die Punks, die sich 1980 zu einer Punkband zusammenschließen und danach unter Repressalien durch die Volkspolizei und die Stasi zu leiden haben, tatsächlich gegeben hat. Umso überraschter war ich, als ich im Nachwort las, dass es sich um eine erfundene Geschichte handelt. Letztendlich erfährt man aber durch die Stellungnahme, dass das Buch die Geschichte der Band »H.A.U.« nachzeichnet, inklusive ihrer Bandmitglieder. Beziehungsweise, das hier aus vielen tatsächlichen Einzelschicksalen eine Geschichte gestrickt wurde. Gut, das kann man machen, aber wäre es dann nicht besser gewesen, die wirkliche Geschichte der Band und ihrer Mitglieder aufzuzeichnen? In Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. So wie es beispielsweise bei der Dokumentation über Otze Ehrlich von der Band »Schleim Keim« gemacht wurde.

»Anders sein oder der Punk im Schrank« gibt einen Einblick in die Subkulturen der Achtziger und frühen Neunziger Jahre in der DDR. Wobei man als Nicht-im-Osten-Aufgewachsener anhand der Einträge im Glossar den Eindruck bekommen muss, dass das Leben in der DDR die Hölle gewesen sein muss. Ohne Frage, den Betroffenen mag das so vorgekommen sein, aber den meisten Bürgern des Landes eher nicht. Und da finde ich persönlich, dass die DDR ein wenig verzerrt dargestellt wird. Man bekommt leider nur eine Seite der Medaille zu sehen und zwar die der Stasi-Opfer. Das ist legitim, bildet aber nicht das Leben in der DDR als solches wieder.

Ich hätte für die Graphic Novel aus dem Ch. Links Verlag gern eine Leseempfehlung ausgesprochen, kann das in diesem Fall aber nicht tun.

Wer sich für die Hintergründe interessiert, den verweise ich auf die Facebookseite der Betroffenen. Hier können sowohl die Stellungnahme, als auch die dazugehörigen Beweise eingesehen werden.

Endloser Albtraum

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 211 – »Der schreiende Stein« von Michelle Stern und Lucy Guth

Nach der Beinahekatastrophe ist die FANTASY in der Southside der Galaxis gestrandet. Während die Reparaturarbeiten am Antrieb auf vollen Touren laufen, werden die Crewmitglieder zunehmend von Albträumen geplagt. Fast alle fühlen sich unausgeschlafen und erschöpft, was zu Fehlern führt. 
Gucky glaubt, dass die Albträume in einem schreienden Stein auf einem nahegelegenen Planeten ihren Ursprung haben. Als Gucky und immer mehr Menschen ins Koma fallen, brechen Perry Rhodan, die Bull-Legacy Zwillinge, die Tekener Geschwister und der Oproner Merkosh zur Oberfläche auf, um den Schreienden Stein zum Schweigen zu bringen.
Auf Nachdruck erklärt Merkosh Rhodan, dass der Stein ein Mechanismus des Compariats ist, damit niemand in die von Dunkelleben verseuchte Raumregion eintritt.

Ich habe selten so lange für einen NEO-Roman gebraucht. Manchmal war ich versucht, in das Schreien des Steins mit einzustimmen, um mich meines Frusts zu entledigen.

Man merkt schon. Diese Lektüre war nichts für mich. Absolut nicht. Ich kann dem Horror-Genre wenig abgewinnen und wenn gefühlte zwei Drittel eines Romans aus Albträumen bestehen, dann geht mir das schon gehörig auf den Keks. Zumal diese Träume auf den ersten Blick überhaupt nicht handlungsrelevant zu sein scheinen. Vielleicht kommt da noch was nach, aber ich fühlte mich von der Fülle schier erschlagen.

Irgendwie wartete ich die ganze Zeit, wann es denn jetzt endlich mit der Handlung weitergeht, aber selbst als Rhodan und die anderen auf dem Planeten gelandet waren, ging es mit den Träumen und Monstern weiter. Die Beschreibungen fand ich zuweilen derart mit Adjektiven überladen, dass ich am liebsten einen Rotstift genommen hätte, um sie zu streichen.

Bestimmt gibt es Leser denen solche Geschichten gefallen. Es war mal etwas anderes. Nach mehr als 200 Bänden darf man selbstverständlich ein Experiment wagen. Aber, bitte, bitte liebe Exposé-Autoren, die nächsten hundert Bände möchte ich sowas nicht mehr lesen.

Einziger Lichtblick im Roman war die Figurenentwicklung von Nadine Baya. Von der Technikerin mit mangelndem Selbstbewusstsein zur Interimskommandantin der FANTASY, war gut und glaubhaft erklärt, auch die Erklärung, wieso sie bis zum Schluss wach geblieben ist.

Ein Roman wie ein Albtraum. »Der Schreiende Stein« hat mich so gar nicht überzeugt. Ich hoffe, die nächste Geschichte der beiden Autorinnen gefällt mir besser.

Literaturbetrieb zwischen Handwerk und Wirklichkeit

Mit BuCon feiert sich hierzulande jedes Jahr die Szene der phantastischen Literatur. Verglichen mit dem großen Literaturgeschäft in Deutschland, das sich zur gleichen Zeit auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert, ist die Gemeinschaft der Phantastikfreunde eher klein. Neben den obligatorischen Messeständen der Kleinverlage finden auf dem BuCon Lesungen und Workshops statt. Hier haben Debüt-Autoren und Autoren von Kleinverlagen sowie Selfpublisher die Möglichkeit, ihre Werke zu präsentieren. Was ich wichtig finde, nicht nur aus persönlichen Sicht, sondern auch weil hier fernab des Mainstream eine bunte Vielfalt an Genres und Sub-Genres etabliert und am Leben erhalten wird. Unverzichtbar für eine vielfältige Literaturlandschaft in Deutschland.

Was mir aber hier immer wieder auffällt, ist, wie viele gute bis sehr gute Autoren sich innerhalb des Literaturbetriebs seit Jahren abmühen und nur die wenigsten die Chance bekommen, ihre Romane bei Verlagen zu veröffentlichen. Während Promis und Menschen, die es irgendwie schaffen, medial präsent zu sein, veröffentlicht werden, meist ohne dass sie das Rüstzeug zum Schreiben haben. Heute, so scheint es, kann jeder, der mal etwas Ungewöhnliches erlebt hat, oder es in den Medien zur drittklassigen Berühmtheit erlangt hat, ein Buch schreiben, ohne zuvor das Handwerk zu erlernen. Gleiches gilt für etablierte Autoren. Hat man mal den Fuß in der Tür und eine Fanbasis aufgebaut, kann man eigentlich schreiben, wie und was man will – es wird gedruckt werden. Während sich manch Nachwuchsautor noch so sehr abmühen kann, das perfekte Manuskript abzuliefern. Dies wird meistens nicht mal gelesen.

Das Schreiben ein Handwerk ist, das erlernt werden kann, ist in Deutschland nicht so bekannt und anerkannt wie in den USA, wo »Writing Classes« in den Colleges zum Standard gehören. In Deutschland wird, gerade wegen der vielen schreibenden Promis, deren Bücher manchmal kaum lesbar sind, der Eindruck vermittelt, als könne jedermann ein Buch schreiben. Als wäre Literatur etwas, wo keinerlei Regeln gelten und was man mit ein wenig Talent einfach aus dem Ärmel schüttelt.

Ich persönlich finde dies mehr als ungerecht, denn ich kenne ganz viele Leute, die sich seit Jahren intensiv mit dem Schreiben beschäftigen, die Lehrgänge besuchen und Bücher lesen, die an Workshops teilnehmen und Schreibgemeinschaften angehören. Autoren, die mit viel Einsatz richtig gute Geschichten schreiben, aber nicht veröffentlicht werden, weil sie nicht zur rechten Zeit am richtigen Ort sind, oder nicht die richtigen Leute kennen.

Eben weil viele Leute meinen, es könne jeder ein Buch schreiben, der einen Stift halten oder eine Tastatur bedienen kann, werden die Verlage mit schlechten Manuskripten geradezu überhäuft. So wird abgelehnt meist ohne zu sichten, einfach weil es arbeitstechnisch ansonsten kaum zu bewältigen ist. So ist es inzwischen bei den großen (aber auch kleinen) Verlagen Usus, das man einen Fürsprecher braucht, damit die Lektoren überhaupt in ein eingereichtes Exposé oder eine Textprobe hineinschauen. Um bei den ganz großen Verlagen Gehör zu finden, kommt man ohne einen Literaturagenten, der einem die Türen öffnet, nicht mehr hinein. Und selbst die Kleinverlage werden mit teils minderwertigen Manuskripten so zugeschüttet, dass sie verständlicherweise nur mit Leuten arbeiten, die sie kennen.

Vielen bleibt da nur der Ausweg sein Glück als Selfpublisher zu versuchen und sich mit viel medialem Einsatz eine möglichst große Fangemeinde zu erschließen, Aufmerksamkeit zu erzielen und zu hoffen, gehört beziehungsweise gelesen zu werden. Marketing ist alles, denn auch Literatur ist nur ein Geschäft. Wie überall geht es nur ums Geld. Was sich verkauft ist gut und richtig, egal ob es handwerklich gut geschrieben ist.

Ich weiß nicht, ob die Leser heute anspruchsloser geworden sind, oder ob es nur darum geht, möglichst das Buch zu lesen, was gerade »In« ist und wovon alle reden. Gerade in Zeiten sinkender Leserzahlen und hart umkämpfter Märkte finde ich es schade, dass so viele Geschichten unerzählt bleiben, dass spannende Storys auf Festplatten zu Datenmüll werden und dass Menschen, die sich intensiv mit dem Handwerk Schreiben beschäftigen, irgendwann resigniert aufgeben. Dass sie möglichst die Ausnahmen bleiben, dafür sind solche Veranstaltungen wie der BuCon wichtig.

Im Übrigen haben wir am Freitagabend an meinem Zeitreise-Roman geplottet. Esther ist Expertin auf dem Gebiet und gibt sogar Kurse dazu. Zusammen haben wir einige markante Punkte meines Romans präzisiert und verfeinert, die mir bislang noch unklar waren. Ich kann jetzt sogar abschätzen, wie lang er werden wird. Ich werde auf jeden Fall weiter daran arbeiten, damit er wirklich gut wird, auch wenn meine Aussichten eher schlecht sind, dass dieses Buch jemals gedruckt wird. Denn inzwischen weiß ich, dass für einen No-Name-Autor die Veröffentlichung seines Buches mehr vom Glück abhängig ist, als von Können. Das finde ich irgendwie schade.