Bye Bye Karstadt!

Der Karstadt am Nordbad von Oben. Gut erkennbar, der Wohnblock daneben, in dem ich gewohnt habe.

Zwölf Jahre lang wohnte ich in München gegenüber vom Karstadt am Nordbad. In keinem Kaufhaus war ich öfter und in keinem kannte ich mich besser aus. Und das, obwohl alle paar Jahre umgebaut wurde.

Ich ging gerne dorthin. Auf den drei Etagen fand ich immer etwas, was mir gefiel. Manchmal besuchte ich das Kaufhaus nur, um zu stöbern. Besonders mochte ich die Kurzwarenabteilung. Keine Ahnung, warum man das so nennt, aber hier gab ich jede Menge Geld für Wolle, Stoffe und Handarbeitsmaterial aus. Vieles liegt noch bei meinen Eltern im Schrank. Im Erdgeschoss war es die Bücher- und Schreibwarenabteilung, die ich regelmäßig durchforstete. Ins Obergeschoss ging ich nur, wenn ich neue Hosen oder ein anderes Kleidungsstück brauchte.

Im Sommer standen vor dem Eingang unter großen Schirmen große Tische, auf denen Schnäppchen angeboten wurden. Oftmals waren darunter Taschenbücher zum kleinen Preis. Hier kaufte ich einen Großteil meiner Star Trek-Bücher vom Heyne-Verlag.

Unvergessen sind die vielen spannenden Szenen, die sich vor dem Eingang des Kaufhauses in den zwölf Jahren abgespielt haben. Ich erinnere mich an eine versuchte Kindesentführung, der ich vom meinem Fenster aus beiwohnen durfte. Da versuchte tatsächlich eine Frau der anderen den Kinderwagen mit samt Kind zu entreißen. Es gab großes Geschrei. Die beiden Frauen zerrten an dem Kinderwagen, jede von einer anderen Seite. Das Kind weinte. Es ging so lange bis zwei Sicherheitsleute aus dem Kaufhaus kamen und dem Theater ein Ende setzten.

Bei einem ganz bösen Unwetter

Oder die Straßenmusiker, die meist am Samstag den ganzen Tag lang immer wieder die gleiche Abfolge von Liedern anstimmten. Irgendwann nervte es so, dass ich das Fenster schließen musste. Der Verkehr und die Streitereien, die mit lautem Huben um die wenigen Parkplätze ausgetragen wurden, waren für mich irgendwann völlig normal. Da schaute ich nicht mal mehr auf.

Der Anblick des weißen Flachbaus mit den blauen Karstadt-Lettern an der Fassade wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Wie diese Woche bekannt gegeben wurde, gehört der Karstadt am Nordbad zu den 62 Filialen, die im Zuge der Corona-Krise geschlossen werden sollen. Auch wenn ich schon seit acht Jahren nicht mehr dort wohne, würde ich die Schließung sehr bedauern. Das Kaufhaus ist eine Institution im Viertel, ein Treffpunkt, der vielen Anwohnern fehlen wird.

Arkon in Aufruhr

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 228 – »Das Elysische Fragment« von Rainer Schorm

Aus den Trümmern der Elysischen Welt mitten im Arkon-System wird ein Signal empfangen. Absender scheint Nathalie Rhodan, die Tochter von Perry und Thora, zu sein.
Atlan leitet die Nachricht an die CREST II weiter und sorgt dafür, das Perry Rhodan und Thora zum Ursprung des Signals fliegen können. Das Raumgebiet rund um die Reste der Elysischen Welt wird von hyperphysikalischen Phänomenen erschüttert, die sich weder den arkonidischen Wissenschaftlern, noch dem Terraner erschließen.
Auf einem Asteroiden entdecken Rhodan und seine Frau ihre Tochter neben einem Zeitbrunnen. Nathalie bittet ihre Mutter in den Zeitbrunnen zu steigen, was deren Zellaktivator überflüssig machen würde. Quiniu Soptor versucht derweil das Dunkelleben aufzuhalten, welches versucht, durch den Zeitbrunnen zu dringen. Doch sie scheitert, was vor allem an Thoras Bad im Zeitbrunnen liegt. Die Situation eskaliert und Perry Rhodan muss mit seiner Frau vor der schwarzen Flut flüchten, die aus dem Brunnen quillt.
Ein Arkonide von einer nahen Raumstation kann Perry und Thora im letzten Moment mit einer Rettungskapsel aus dem schwarzen Nichts herausholen, das auf Arkon I zustrebt und alles vernichtet, was sich ihm in den Weg stellt. Imperator Mascudar da Gonozal muss einsehen, dass er Perry Rhodans Hilfe braucht, um die Gefahr von der Kristallwelt und dem arkonidischen Imperium abzuwenden. Und nicht nur das, die Zeitträger Atlan und Mirona Thetin werden ebenfalls gebraucht, um die Flut aus Dunkelleben aufhalten zu können. Die finale Schlacht um das Universum beginnt.

Wow! Nachdem man in den vergangenen Romanen den Eindruck gewinnen konnte, die Staffelhandlung dümpele so vor sich hin, überrascht Rainer Schorm mit einem wahren Feuerwerk an Ereignissen. Vieles passiert parallel. Die Informationen prasseln auf einen ein, so dass man kurzzeitig den Überblick zu verlieren droht. Ist es nun das Dunkelleben oder ist es etwas anderes, was auf den Resten der Elysischen Welt freigesetzt wird? Einseits spricht Nathalie davon, dass das Dunkelleben nur ein Nebeneffekt ist und die wahre Bedrohung exponentiell größer zu sein scheint, andererseits reden die meisten Beteiligten von einem Angriff des Dunkellebens. Die Wahrheit wissen selbst Rhodan und seine Mannen nicht genau, dennoch wollen sie dagegen in den Kampf ziehen. Es bleibt ihnen auch keine Wahl, denn laut Nathalie sind sie die einzigen, die es aufhalten können.

Nathalie ist der unbekannte Faktor in dieser Gleichung. Sie verkalkuliert sich gleich mehrfach und beschleunigt dadurch sogar das Geschehen, ohne es selbst wieder in den Griff zu bekommen. Wer sagt denn, dass ihre Annahme, die drei Zeitträger könnten das Phänomen aufhalten, stimmt? Es ist eine etwas vage Aussage, auf die Rhodan, Atlan und Mirona ohne Bedenken eingehen. Die Enthüllung das Nathalie nicht nur Nathalie ist sondern auch Anson Argyris, der Kaiser von Olymp, hat mich echt überrascht. Sie hatte ich nicht auf dem Schirm, obwohl es naheliegt, denkt man an den Freihändler Roi Danton, dem verlorenen Sohn von Perry Rhodan aus der Erstauflage.

Ebenfalls überraschend ist die Tatsache, dass es vor den Memetern bereits eine Zivilisation gegeben haben muss. Die »Vorläufer« haben die Zeitbrunnen gefasst und die Planetenmaschinen wie auf Gorrawahn, Siga oder der Elysischen Welt gebaut, um das Kreell einzufangen. Es ist schon verblüffend, wie die beiden Exposéautoren die Fäden zwischen den Handlungsstaffeln verknüpfen. Auch wenn manches ein wenig weit hergeholt scheint.

Was mir nicht so recht eingehen will, dass Atlans Vater Rhodans Einsatz einfach so gebilligt hat und auch später seine Hilfe sucht. Wenn auch nicht öffentlich. Ich bin davon ausgegangen, dass er den Terraner für den Ausbruch des Dunkellebens verantwortlich machen würde. Denn es gibt keinen Beweis, dass es ohne Rhodans Anwesenheit nicht viel länger gedauert hätte, bis sich das Dunkelleben etabliert hätte.

Rainer Schorm hat  mit »Das Elysische Fragment« einen spannenden Roman geliefert und Rüdiger Schäfer für seinen Abschlussband die Bühne bereitet. Der Inhalt steckt voller Lösungen für die laufende Staffel und man erahnt, das der Titel »Arkon erwacht« mehrere Bedeutungen in sich trägt. Erfreulich sind die vielen amüsanten Dialoge, die die Romane des Autors auszeichnen und natürlich seine ausgefallenen Figuren, in diesem Fall der Arkonide Tirako Gamno.

Andreas Eschbach gewinnt den Kurd-Laßwitz-Preis

Es wurde bereits vor einigen Tagen publik gemacht, dennoch möchte ich heute an dieser Stelle nochmal darauf hinweisen. Der diesjährige Kurd-Laßwitz-Preis für den besten deutschsprachigen SF-Roman geht an Andreas Eschbach für »Perry Rhodan – Das größte Abenteuer«.

Verdientermaßen kann ich nur sagen, denn mit diesem Roman ist Andreas Eschbach tatsächlich eine großartige Symbiose gelungen. Eine Geschichte, die sowohl Fans, als auch Otto-Normal-Leser zu fesseln weiß, daran sind schon viele gescheitert. Star Trek-Produzenten suchen seit Jahrzehnten nach dem richtigen Rezept, in anderen Franchises ist die Situation ähnlich. Andreas Eschbach ist das bei PERRY RHODAN auf wundervolle Weise gelungen und dafür hat er den Preis allemal verdient.

Robert Corvus und Bernhard Hennen lassen in ihrem Video-Blog den Autor die erste Seite des Romans lesen und stellen ihm Fragen.

Bereits aus dem letzten Jahr hat NerdzigTV ein Interview mit dem Autor zum Roman geführt.

Kurze kosmische Comics

Quelle: Atlantis-Verlag

Anthologien zur Science Fiction gibt es viele, aber eine SF-Comic-Anthologie war mir neu. »Cozmic« herausgegeben von René Moreau und Michael Vogt ist eine Sammlung von Kurzcomics die bereits im vergangenen Herbst erschienen ist. René Moreau bekannt als Herausgeber des Magazin »Exodus« hat sich mit Comiczeichner Michael Vogt verbündet, um dieses in Deutschland einzigartige Projekt zu stemmen.

Zwölf deutsche Künstler/innen haben ihre Stifte und Pinsel für diese Ausgabe geschwungen. Die Vielfalt der Geschichten ist beeindruckend, ebenfalls die unterschiedlichen Stilformen, die in diesem Buch zusammentreffen. Da wird einem erst einmal die Spannweite des Genres bewusst. Das sind nicht einfach nur SF-Kurzgeschichten, die Bilder schaffen quasi eine zusätzliche Ebene. Das fand ich gelungen.

Die Auswahl ist kunterbunt, wie die Bilder selbst. Manche folgen den Gesetzen der klassischen Kurzgeschichte, überraschende Pointe eingeschlossen. Andere haben wiederum deutliche politische Anklänge, manches liest sich gar satirisch. Zusammen mit einem Artikel über die Comics des Brasilianers Luiz Eduardo de Oliveira (Léo) verfasst von PERRY RHODAN-Autor Uwe Anton ist das ein schöner Mix für Science-Fiction-Fans und Comicfreunde. Und er zeigt, dass es in Deutschland viele talentierte Comiczeichner und Illustratoren gibt, denen mit diesem Buch eine Bühne geboten wird.

Ich hoffe sehr, dass es eine Fortsetzung geben wird – bei einem solchen Projekt weiß man nie, ob es bei den Lesern ankommt – denn die Sammlung enthält zwei Fortsetzungsgeschichten. Und das ist auch der einzige Punkt, den ich bemängeln muss. Da wird man nämlich mittendrin, an der spannendsten Stelle quasi im Regen stehengelassen.

Der große Hardcover-Band erschien im Atlantis-Verlag und ist überall erhältlich, wo es Bücher und Comics gibt.

Ein Müllmann in Not

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 227 – »Samfonnan, der Gefallene« von Ben Calvin Hary

Die Masgar Skoa, die Müllwerkergilde von Arkon, sind nicht besonders angesehen. Kein Arkonide möchte sich mit den Leuten abgeben, die den Dreck wegräumen, deshalb steht dem jungen Antigrav-Ingenieur Samfonnan auch keine goldene Zukunft bevor. Doch genau er, der nach einem selbstverschuldeten Unfall bei den Masgar Skoa gelandet ist, findet sich kurzerhand im Zentrum des Geschehens wieder.
Die Besatzung der LORK will Perry Rhodan, Thora, Mitglieder seines Einsatzteams und die ehemalige Imperatrice aus dem Kristallpalast auf Arkon I befreien, der für sie zunehmend zu einem gefährlichen Ort wird.
 Die LORK hatte die Terraner schon bei der Befreiung der MAGELLAN unterstützt. Auf wessen Befehl der Arkonide Sofgart und der Naat-Albino Kephlomm handeln ist nicht klar, aber mittels der Müllwerker kontaktieren sie Atlan an Bord der FAMA’ARK und erhalten von ihm die Codes, um das Himmelfahrtsunternehmen auszuführen. Denn Rhodan soll sich unbedingt anschauen, was in Cabra-Cel, der geheimen Basis von Mascudar da Gonozal, auf Arkon III vorgeht. Es wird das Schicksal des Sol-Systems entscheiden.
Die Befreiungsaktion gelingt unter anderem durch die Kenntnisse von Samfonnan. Und auch in Cabra-Cel hilft sein Wissen, die dort gefangenen Posbis zu befreien. Cabra-Cel wird zerstört und die LORK kann mit Perry Rhodan und den Posbis an Bord entkommen. Der Müllwerker Samfonnan ist von Rhodan so beeindruckt, dass er sich den Terranern anschließt.

Ich erwähnte bereits, dass es mir bei dem Roman schwerfallen würde, eine objektive Meinung abzugeben. Nicht nur weil ich mit dem Autor gut befreundet bin, sondern auch, weil ich als Testleserin fungieren durfte. Ich hielt das Manuskript also schon in Händen, als gerade mal Band 221 erschienen war. Weswegen mir die Dopplung: die Flucht aus dem Kristallpalast – Rhodan flüchten in Band 221, 226 und 227 durch den Gos’Khasurn – besonders auffiel. Es wird ohnehin viel geflüchtet in dieser Staffel. Die Terraner bekommen wenig Zeit zum Durchatmen und nun droht auch noch die erneute Invasion der Erde durch die Arkoniden.

Besonders gut gefiel mir die Figur des Müllwerkers Samfonnan. Der junge Mann hat einen psychologischen Defekt durch ein traumatisches Erlebnis erlitten, nachdem er durch einen Unfall tagelang am Boden eines Antigravschachts eingequetscht war. Seine Phobie vor engen Räumen finde ich gut beschrieben und auch wie er sich ihr am Ende erfolgreich stellt, das war sehr sympathisch und sehr menschlich. Ebenfalls fasziniert die Beschreibung der »Müllabfuhr« von Arkon. Wobei ich nicht glaube, dass nach 40 Jahren die Trümmerstücke des alten Kristallpalastes noch nicht recycelt wurden.

Das ist übrigens jenes, was mich in den vergangenen Romanen am meisten genervt hat: der im Bau befindliche Kristallpalast. Ich habe es schon in Band 221 geschluckt, dass zwischen dem Kristallpalast und dem Berliner Flughafen anscheinend gewisse Parallelen vorhanden sind. In fast jedem der vergangenen Romane wird das Thema mal mehr oder mal weniger offensichtlich wiedergekäut. Ich kann nicht mehr hören, dass der Kristallpalast eine Baustelle ist. Da mag die Technik, wie dort Wände hochgezogen werden, noch so phantastisch klingen, es ist einfach zu oft und zu viel angesprochen worden. Diese Baustelle musste so häufig als Ausweg und Problemlösung herhalten, dass es für mich einfach nicht mehr glaubhaft ist.

Das Atlans Einsatz für die Terraner auffliegen könnte, erwarte ich eigentlich längst. Obwohl der Arkonide bisher nicht den Eindruck machte, ihm würde viel an den Terranern liegen. Deshalb verwundert es mich, dass er so bereitwillig seine Codes an Sofgart weitergibt. Er muss damit rechnen, dass das auf ihn zurückfallen wird. Hier bin ich von der Staffelhandlung noch nicht so richtig überzeugt. Welches Spiel spielt Atlan und warum scheint ihm die Beziehung zu seinem Vater wichtiger, als die zu Mirona Thetin? Da möchte ich am Ende der Staffel eine glaubhafte Erklärung hören.

Mit »Samfonnan, der Gefallene« darf Ben Calvin Hary seinen Einstand bei NEO feiern. Nicht nur durch die Figur des Müllwerkers gelingt ihm das auch richtig gut. Dennoch werde ich froh sein, wenn die Staffel zu Ende ist und sich das Augenmerk der Handlung wieder auf einen anderen Schauplatz und andere Charaktere richtet.

Adelsroman trifft Formel 1

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 225 – »Der neue Imperator« von Susan Schwartz

Mit der MAGELLAN und einer Flotte aus 200 Raumschiffen trifft Mascudar da Gonozal im Arkon-System ein und beansprucht den Thron des Imperators. Der ist nach dem Putsch auf Emthon V. nach wie vor unbesetzt. Die Imperatrice befindet sich auf der MAGELLAN im Koma und soll nach ihren Aufwachen verurteilt werden.
Mascudars Sohn Atlan verhilft seinem Vater auf dem Thron, unteranderem weil er die Intrigen von Haushofmeister Gemlin da Hozarius zu durchkreuzen weiß. Seiner Partnerin Mirona Thetin gefällt Atlans Wandlung nicht. Sie übt Kritik und wirft ihm vor, mit seinem Vater jenes totalitäre Regime auf Arkon zu errichten, was er ihr zuvor in Andromeda entrissen hat.
Ein Gleiterrennen entscheidet über den Erfolg der beiden da Gonozals.

Wahrscheinlich gibt es niemanden, der diese Geschichte treffender hätte erzählen können als Susan Schwartz. Bereits in Band 117 »Exodus der Liduuri« zeigte sie, wie gut sie Familiengeschichten erzählen kann. Ihre langjährige Erfahrung in der Erstauflage hilft ihr sicher auch, sich in das »Spiel der Kelche« auf Arkon hinzuversetzen. Manch hartgesottener Science-Fiction-Fan wird aber bei dem Roman an seine Grenzen kommen. Denn so gut wie die Intrigen am arkonidischen Hof auch erzählt werden, desto weniger schreitet die kosmische Handlung voran.

Es las sich stellenweise schon ziemlich zäh. Da ich ohnehin nicht so viel mit der arkonidischen Kultur anzufangen weiß, musste ich mich mitunter durch den Text kämpfen. Ohne Frage, das ist alles gut erzählt – stellenweise vielleicht ein bisschen zu detailverliebt – aber es ist nicht das, was ich mir unter einem NEO-Roman vorstelle. Dieses ganze höfische Brimborium, die Intrigen, Affären und Rituale, vor allem aber die vielen Namen … so stellt man sich eher einen Adelsroman vor, als eine SF-Geschichte. Abwechslung verspricht das Gleiterrennen, das in all seinen Klischees zu sehr an ein Formel 1-Rennen erinnert, nur eben in drei Dimensionen.

Mein größtes Problem ist allerdings ein anderes. Ich begreife nicht, wie Atlan mit seiner zehntausendjährigen Erfahrung das Auftauchen seines Vaters und dessen Beweggründe den Thron zu besteigen, so vorbehaltlos hinnimmt. Ihn dabei sogar aktiv unterstützt. Kann jemand wirklich von seinen Gefühlen so geblendet sein? Das Wiedersehen mit seinem Vater hat den Arkoniden buchstäblich auf links gekehrt. Er denkt zwar hin und wieder darüber nach, was seine terranischen Freunde Perry oder Gucky dazu sagen würden, aber er hinterfragt sein eigenes Tun nicht. Er nimmt sogar den Konflikt mit seiner geliebten Mirona in Kauf. Die Liduuri ist die einzige, die sich Fragen stellt und die nicht gut findet, was Atlans Vater plant. Und das nicht nur, weil Mascudar keine Frauen in Ämtern mag, sondern weil sie auf lange Sicht ihr eigenes Imperium in Andromeda gefährdet sieht. Da fehlt mir einfach ein bisschen mehr Informationen über Atlans Motivation.

Ist es ja nicht so, dass im Roman nicht gefragt wird, woher das Duplikat von Mascudar da Gonozal stammt. Da es zu seiner Inthronisierung weder die Elysische Welt gab und noch wie damals eine Schablone angefertigt worden sein kann. Es muss später geschehen sein, denn Atlans Vater erinnert sich daran bereits viele Jahre Imperator gewesen zu sein. Es stellt sie die Frage, ob da nicht doch die Allianz (oder zumindest das, was davon übrig ist) dahinter steckt, oder ob sich hier ein neuer-alter Feind verbirgt. Obwohl Mascudar alles andere als wie eine Marionette daherkommt. Wir werden sehen, wohin sich das im Laufe der Staffel entwickeln wird.

Überraschend war zumindest das Auftauchen eines weiteren bekannten Arkoniden. Ich bin gespannt, ob wir im jungen und spielsüchtigen Gaumarol da Bostich nicht schon den zukünftigen Herrscher Arkons erleben durften.

»Der neue Imperator« ist der erste Adelsroman innerhalb der NEO-Serie. Wobei das jetzt nicht abwertend gemeint ist. Wen das »Spiel der Kelche« fasziniert, dem wird die Geschichte sicher gut gefallen. Sie bietet mal nicht das gewohnte kosmische Abenteuer.

Malbücher für Männer

Es gibt echt nichts, was es nicht gibt.

Das Malbücher für Erwachsene schon lange Trend sind, ist nicht neu. Früher hat man, korrigiere: meist Frau, Mandalas gemalt. Inzwischen gibt es wirklich schöne Bücher zum Ausmalen. Als Kind wäre ich höchst verzückt gewesen. Deshalb bin ich vor längerer Zeit schwach geworden und hatte mir auch mal eins gekauft. Ausgemalt habe ich gerade mal eine halbe Seite. Dazu braucht es Zeit, die ich einfach nicht habe. Außerdem muss ich zugeben, dass mich ausmalen nicht so befriedigt, wie ein weißes Blatt Papier mit einem Bild zu füllen, das aus meinem eigenen Kopf stammt.

Gestern habe ich beim Stöbern im Onlinekatalog meines derzeit bevorzugten Buchhändlers zwei Malbücher gefunden, bei deren Titeln mir kurzzeitig der Atem stockte. Ich habe mit dem derzeitigen Feminismus- und Genderwahn eigentlich nichts am Hut, und bin allein durch meine Arbeit in einem Handwerksbetrieb so einiges gewohnt. Aber das hat mich dann doch umgehauen.

Es gibt Malbücher in denen Männer Frauenbrüste ausmalen können. Mal davon abgesehen, dass das schon irgendwie ein bisschen pervers klingt, frage ich mich ehrlich: welcher Mann macht das? Welcher Mann setzt sich hin und malt Bilder von nackten Frauen aus? Und wo? Im heimischen Haushalt bei Frau und Kind sicher nicht. Singlemänner malen höchstens echte Brüste an. Wobei … wenn ich da an die ganzen Nerds denke, kann ich mir das dann doch irgendwie vorstellen.

Also mein Mann würde wahrscheinlich lieber Autos ausmalen oder Raumschiffe.

»Stalker« 150

Quelle: Perrypedia

150 ist eine beeindruckende Zahl, wenn man zugrundelegt, das wir hier von den Bänden einer Serie sprechen.

Im Mai 2020 erscheint mit »Stalker« der 150. Silberband der PERRY RHODAN-Serie. Seit Ende der Siebziger gibt es diese Zusammenfassungen der Heftromanserie schon. Meist werden fünf bis sechs Romane zusammengefasst, überarbeitet und mit Zeichnungen für das Innencover versehen. Zu einem silberglänzenden Buch gebunden und mit einem Lentikularbild auf dem Titel sind sie ein echter Hingucker im Bücherschrank. Auf der Buchmesse sieht man immer wieder Kinder verzückt vor den Büchern stehenbleiben.

Bei mir stehen etwa sechzig solcher Bände im Schrank. Zwanzig habe ich schon wieder verkauft, weil die dicken Bücher viel Platz einnehmen. Gelesen habe ich dreißig. Ich stecke gerade bei Band 31, kurz vor Ende des MdI-Zyklus. Mein Mann ist schon fünfzehn Bände weiter.

In Band 150 sind die PR-Romane 1251-1255 enthalten. Der aktuelle Roman der Erstauflage hat die Nummer: 3063. Es darf jeder selbst nachrechnen, wie viele Silberbände noch folgen müssen. Da braucht man ein sehr großes Bücherregal. Aber die Silberbände gibt es nicht nur gedruckt, sondern auch als Hörbuch-Edition und E-Book. Die nehmen dann nicht so viel Platz ein.

Arglistige Täuschung in Thantur-Lok

Quelle: Perrypedia

PERRY RHODAN NEO Band 224 – »Besuch aus Andromeda« von Rüdiger Schäfer

Die MAGELLAN zerstört, die CREST II kurz vor ihrer Vernichtung, so endete Band 222. Doch nichts ist so wie es scheint.
Die MAGELLAN konnte sich mittels eines geschickten Täuschungsmanövers aus der misslichen Lage befreien. Aber es droht weiter Gefahr von der arkonidischen Flotte. Da greift die GARTAVOUR mit Atlan und Mirona Thetin in den Kampf ein und schlägt die Flotte von Mascudar da Gonozal in die Flucht. Atlan ist kaum zu bremsen, als er hört, dass sein Vater am Leben ist.
In der Nähe einer stillgelegten Werftwelt kommt es zum erneuten Showdown zwischen den Terranern und der arkonidischen Flotte. Atlan setzt sich bei seinem Vater und künftigen Imperator für die Terraner ein. Es werden Friedensverhandlungen geführt. Doch alle Beteiligten haben die Rechnung ohne Imperatrice Emthon V. gemacht.
Die kapert kurzerhand die FERNAO und richtet deren Transformkanone auf die CREST II. Conrad Deringhouse gelingt es zwar unter Einsatz seines Lebens die FERNAO noch zu bewegen, damit der Schuss die CREST II nur streift, doch es werden viele Terraner und ein Teil der arkonidischen Delegation getötet.
Der überlebende Mascudar da Gonozal fordert von den Terranern als Wiedergutmachung nicht nur die Herausgabe der Attentäterin Theta und die MAGELLAN, sondern auch, dass die Menschen umgehend ins SOL-System zurückkehren.

Obwohl ich die NEOs von Rüdiger Schäfer sehr schätze, fiel mir dieser Roman unheimlich schwer. Das mag an den stetigen Tempiwechseln gelegen haben, oder an manch zu ausschweifenden Absatz. Vielleicht lag es auch an der Tatsache, dass ich den plötzlichen Gesinnungswandel von Atlans Vater nicht so recht nachvollziehen konnte. Zuerst will er die Terraner in einer Schlacht vernichten. Dann schwenkt er um, und bietet sogar an, sich auf der Erde bei den Menschen für die arkonidische Besatzung zu entschuldigen. An der er nicht mal schuld ist. Nach dem Attentat jagt er die Menschen dann (verständlicher Weise) doch zum Teufel, nicht jedoch ohne sich eines ihrer Schiffe zu nehmen. Ganz ehrlich, ich habe keine Sekunde lang geglaubt, dass Atlans Vater diese Verhandlungen ernst meint. Ich habe jederzeit damit gerechnet, dass er oder einer seiner Getreuen aufsteht und Perry Rhodan nebst Crew über den Haufen schießt.

Dagegen war mir Imperatrice Theta schon immer unsympathisch und zwar wegen ihres oft dümmlichen Verhaltens. Das Rhodan ihr so viel Vertrauen schenkt, habe ich ohnehin nie verstanden. Aber dass sie ihm derartig in den Rücken fällt und sogar seinen Tod in Kauf nimmt, hatte ich dann doch nicht erwartet. Die Frage ist, was bezweckt sie damit? Glaub sie wirklich, mit dem Tod des angehenden Imperators würde sie auf den Thron zurückkehren können? Wie gesagt, so dumm hatte ich sie dann doch nicht eingeschätzt.

Noch weniger einschätzen konnte ich die Episode um Rufus Darnell und dem aus dem Kälteschlaf erwachten Maahk. Ohne Frage, es war sehr spannend erzählt, aber irgendwie fehlte mir hier der Bezug. Wobei ich mir fast sicher bin, dass diese Episode noch weitereichender Bedeutung haben wird. Rüdiger Schäfer schreibt nichts Unüberlegtes. Insofern wird das im Laufe der nächsten Staffeln sicher noch eine Rolle spielen.

Für einen Schäfer-Roman habe ich dieses Mal unheimlich lange gebraucht. Ich geriet beim Lesen nie so richtig in den Sog. Was wahrscheinlich daran lag, dass die spannenden Kapitel zwar mit einem Cliffhanger endeten, aber darauf meist ein Kapitel mit langsam erzählten Reflexionen folgte. Eigentlich mag ich Rüdigers »Geschwafel« sehr, dieses Mal war es mir oft zu viel. Vor allem weil man das meiste davon schon in den Romanen zuvor auf die eine oder andere Weise gelesen hatte. Da steckte nicht wirklich viel Neues drin. Außer vielleicht die Schwangerschaft von Mirona Thetin. Da bin ich echt gespannt, wie Atlan reagiert, wenn er es erfährt.

»Besuch aus Andromeda« ist ein guter NEO, aber kein Glanzlicht. Da hat der Autor in der Vergangenheit schon Besseres geliefert. Dennoch überrascht die Geschichte mit vielen Wendungen und dem Tod einer Hauptfigur. Bei dem sehr emotionalen Abschied hatte ich am Ende doch Tränen in den Augen. Das kann Rüdiger Schäfer halt besonders gut.

Wir werden alle nicht jünger

Quelle: knv.de

Zum Gratis-Comic-Tag 2017 fischte ich die Leseprobe aus dem Karton, vom damals aktuellen Comic von Ralf König. Inzwischen erwarb ich das komplette Buch.

In »Herbst in der Hose« erzählt der Autor und Zeichner kleine Episoden übers Älterwerden. Dabei geht es wieder um Paul Niemöser und seinen Lebenspartner Konrad.

Ralf Königs Schwulencomics sind schon lange Kult und nicht jeder findet sie brillant. Spätestens seit seinem »Barry Hoden« mag ich den schnoddrigen Stil sehr. Königs Geschichten über die großen und kleinen Probleme homosexueller Männer, sind augenzwinkernd erzählt und oftmals zum Brüllen komisch. Der Autor nimmt sich oft selbst auf die Schippe.

Bei »Herbst in der Hose« findet man sich aber auch als heterosexuelle Frau wieder. Nämlich dann, wenn es um das Altwerden an sich geht. Die Sorgen und Nöte sind doch die gleichen, ob Menopause oder Andropause. Das ist gut beobachtet und witzig zu Papier gebracht, dass man sich selbst entdeckt. Wer mal herzhaft lachen möchte, dem sei der Comic empfohlen.

Das Buch ist bei Rowohlt erschienen und als gedruckte Ausgabe und als E-Book erhältlich. Der Autor empfiehlt übrigens die Bestellung bei kleinen Fachhändlern im Netz, wie: buchladen-erlkoenig.de, prinz-eisenherz.buchkatalog.de, und in Österreich: loewenherz.at. Da geht es auch viel schneller als bei der Amazone.

Übrigens veröffentlicht der Autor in seinem Twitter-Account (@RalfKoenigComic) seit Beginn der Corona-Krise jeden Tag einen Comic-Strip zum Thema. Seit vergangener Woche gibt es auch regelmäßig ein neues Abenteuer von »Barry Hoden«. Alle Comics sollen später mal als Buch erscheinen. Damit versucht der Autor sich und seine Fans bei Laune zu halten. Ich finde die Idee großartig und werde ganz sicher das Album kaufen, sollte es erscheinen.

Also wer ein bisschen Aufmunterung in der dunklen Corona-Zeit braucht, der schaue bitte in die Twitter-Timeline von Ralf König. Ich wünsche gute Unterhaltung.